Kroatien / Slowenien September 2008 (1)

Copyright by Jan-Geert Lukner

Im Frühjahr, als wir diesen Urlaubstermin festlegten, stand uns der Sinn nach Großbritannien. Deshalb hatten wir auch einen Ryan-Billigflug für rund 25 Euro nach Stansted in der Tasche. Doch im Laufe der Zeit kamen Nico und ich zum Schluss, dass auch Deutschland nett wäre, so dass wir uns gedanklich immer weiter von GB weg entfernten. Immer wichtiger wurde uns dabei allerdings auch das Wetter. Im August wussten wir, dass wir eigentlich überall in Europa Ziele fänden, wenn denn nur das Wetter stimmte. Vorrang hatten Ziele in Bayern und Sachsen.

Das habe ich noch nie gehabt: Vor dem Urlaub wuchs die Spannung, wo es denn überhaupt hingehen würde. Für Bayern hatten wir uns vorbereitet, für oft bereiste Länder wie Skandinavien oder Kroatien wusste man, wie man sich ggf noch kurzfristig vorbereiten könnte. Am Donnerstag vor Urlaubsbeginn wollten wir uns entscheiden. Erst sah es so aus, als ob Bayern das Rennen machen würde: Das Wochenende am Urlaubsanfang sollte schon mal sonnig werden. In Kroatien zwar auch, aber Bayern sollte Vorrag haben. Danach kristallisierte sich allerdings heraus, dass das Wetter in Bayern spätestens ab Montag deutlich unbeständiger werden würde. Skandinavien und GB schieden wettertechnisch ohnehin aus. Nur in Kroatien hielt sich tapfer das Sonnensymbol. Das fanden wir gar nicht schlimm, denn nach einer nicht ganz so geglückten Juni-Tour an die Likabahn waren dort noch jede Menge Dinge unfotografiert geblieben. Und zum Glück hatte ich meine Liste mit den Güterzug-Zeiten der Likabahn auf dem Laufenden gehalten...

Da wir so kurzfristig keinen günstigen Flug mehr bekommen hätten, schauten wir mal, bei welchem deutschen Autoverleiher es Mietwagen gäbe, mit denen man auch nach Kroatien durfte. Europcar schloss Kroatien ganz aus, doch Sixt erlaubte Reisen dorthin, wenn man denn keinen BMW, Benz oder VW nimmt. Wir bestellten einen Peugeot 308 für 233 Euro (9 Tage) in Nürnberg. Da kamen wir beide gut ran und waren weit genug "unten", um es in einer Tagesetappe zu schaffen. Erst hatten wir noch überlegt, ob man denn am Samstag noch etwas rund um Nürnberg machen sollte, doch der Pop-614 stand im Bw und irgendwie wollten wir dann auch loskommen...

Samstag, 30. August 2008: Hamburg - Ogulin

Früh ging es los, aber das war schon gut so:

ICE 581 Hamburg-Harburg 05.08 > Nürnberg Hbf 09.28

Die Fahrt war ein guter Auftakt. Der Zug war angenehm leer und das Boulevard-Frühstück im Speisewagen sehr gut. Wenn ich nicht gefrühstückt habe, konnte ich vor mich hindösen. In Nürnberg wurde ich von Nico, der aus Frankfurt gekommen war, in Empfang genommen. Das Auto hatten wir nicht am Bahnhof bestellt (saftiger Aufpreis), sondern an der 24-Std-Station (fast) schräg gegenüber. Abgesehen davon, dass wir uns fragten, inwieweit diese furchtbare gelbe Puffbeleuchtung in den Sixt-Filialen mit der Arbeitsstättenverordnung in Einklang zu bringen ist, klappte die Autoannahme reibungslos. Zwar bekamen wir einen Peugeot 207-"Kombi"-Diesel (keine Ahnung, ob das der Klasse nach einem 307/308-Nichtkombi entspricht), aber der Wagen bewährte sich auf der Fahrt wunderbar.

Um 10 Uhr hatten wir Nürnberg verlassen und um 12 Uhr Deutschland. In Österreich wählten wir (wie im Juni schon) die Strecke über die Pyhrn-Autobahn. Wir glaubten, paar der bekannten Motive von dieser Strecke auszumachen. Natürlich durften wir nicht nur die Vignette (immerhin kamen wir mit der 10-Tage-Vignette aus!) bezahlen, sondern an zwei Stellen nochmal für irgendwelche Tunnel löhnen. Nicht das an sich fanden wir schlimm, sondern eher, dass die Ausländer dies in Deutschland nicht müssen...

Hinter Selztal ging es nun parallel zur Zweigleispiste und wir beobachteten gebannt, ob man denn mal einen Zug erkennen würde. Es kam auch einer - zu unserer Verwunderung mit weißen deutschen Wagen! Wir fragten uns, welcher EC hier denn wohl langfahren würde. Bei Mautern fuhren wir mal runter und beschlossen, als Päusken eine halbe Stunde an einem schönen Motiv zu warten. Leider kamen in dieser halben Stunde nur Züge der falschen Richtung, u.a. ein Personenzug mit - weißen und roten deutschen Wagen. Nico glaubte sich erinnern zu können, dass die hier leihweise für den Binnenverkehr im Einsatz sind.

Nun fuhren wir zunehmend in Bewölkung hinein. Das war aber für heute in Slowenien auch so angesagt gewesen. Hinter der slowenischen Grenze fuhren wir strax von der Autobahn runter, denn für die paar km Autobahn bis vor Maribor wollten wir nicht die (für Urlauber) sauteure slowenische Vignette (35 Eu) kaufen. Zurück würde man sehen... Wie angekündigt sahen wir von der Straße sowohl auf österreichischer wie auch slowenischer Seite Gleisbauarbeiten. Der Zugverkehr war hier unterbrochen. Das hatten wir erfahren, weil wir auch eine Zug-bis-Maribor-Variante in Erwägung gezogen hatten.

Per Schnellstraße ging es zügig durch Maribor, per Landstraße dann weniger zügig bis zur kroatischen Grenze. Unterwegs bei Lidl eingekauft, auch in Slowenien gibt es die lecker Sandwiches. Uns kam ein endloser Strom an heimkehrenden Urlaubern entgegen. Wir waren uns sicher, dass wir keineswegs an einem Samstag zurück fahren würden... Bezeichnend an vielen grenzüberschreitenden Hauptverkehrsstraßen ist ja, dass die in Slowenien als hoffnungslos überlastete Landstraßen durch die Gegend führen, in Kroatien hingegen als Autobahn. So auch hier. Ruck-Zuck waren wir in Zagreb.

Eine Übersichtskarte über die Likabahn (rote Linie) mit allen Bahnhöfen und ihre Nebenbahnen (gestrichelte Linie) gibt es hier.

Dort fuhren wir mal runter, denn mittlerweile war schon wieder 50% Blau am Himmel. Auf der Hauptstrecke Zagreb - Rijeka kannten wir bei Horvati paar nette Stellen, die wir gleich mal aufsuchten. Aber das Licht wollte nicht so recht, und daher blieb der Anreisetag vollkommen fotofrei. So gegen 19 Uhr trafen wir in Ogulin ein. Dort hatten wir im Juni die erste Nacht verbracht, und das erschien uns auch diesmal als Etappenziel günstig. Wir bekamen mühelos Platz im Hotel Frankopan, dem neuen ersten Haus am Platze. Zwar kostete hier die Nacht 45 Euro pro Person, doch die Gegenleistung war ihr Geld allemal wert. Das 4-Sterne-Hotel befindet sich in einem der Burg angeschlossenen alten, aber total renovierten Gebäude. Zum Abendessen sitzt man in einer Art Burghof.

Vor dem Abendessen gingen wir allerdings nochmal vor die Tür, um die Schluchten zu besichtigen. Gleich auf der anderen Straßenseite blickten wir in einen Abgrund, den die Dobra hier ins Gestein gefressen hatte. Die Schlucht war hier zuende und der Fluss (jetzt nur ein Rinnsal) gelangte durch eine Höhle weiter unter der Burg hindurch. Danach gab es dann ne leckere Fleischplatte!

Sonntag, 31. August 2008: Ogulin - Knin

Um 6.30 im Hotel-Restaurant gefrühstückt. Das Restaurant gefiel mir, war es doch sehr modern, aber ungeheuer geschmackvoll eingerichtet. Neben dem Buffet gab es auch warme Eiergerichte zur Auswahl. Ich entschied mich für Ham and Eggs (wir wollten ja eh nach England gefahren sein...). Unter wolkenlosem Himmel ging es nun über die Autobahn nach Perušić. Der südfahrende Güterzug, der Ogulin zwischen 5 und 7 verlässt, war leider schon durch, wie uns aus der Heimat gemeldet wurde. Für den ICN hatte ich noch die Dorfkulisse Fadljevići offen, die wir dann auch umgesetzt haben. Allerdings war das eines dieser Motive, wo man sich leicht mit der Größe des Zuges verschätzt. Und der 7123 (vgl deutscher 612) war ganz schön groß...

Ein ICN vor der Ortskulisse Fadljevići, oberhalb von Perušić einsam in den Bergen...

Ein weiteres offenes Motiv aus dem Juni war der Bahnhof von Ličko Lešće, den man hübsch von einer Straßenbrücke überblicken kann. Ein nordfahrender Güterzug wurde uns per SMS angekündigt, und wie es aussah, würde er noch vor dem nordfahrenden ICN kommen. Licht stand prima und beleuchtete einen Bahnhof in blasser Umgebung: Sämtliche Bäume und Sträucher waren hier von einer gewissen Kalkschicht überzogen, denn nebenan lag ein Kalkwerk. Wir konnten beide Züge hier gut umsetzen. Leider hatte der Güterzug vorn eine schäbige und hinten die frisch lackierte 2062 103 vorgespannt. Aber Hauptsache ist ja, dass die Loks richtig rum stehen.

Bildbearbeitung vor Ort in Ličko Lešće: Der Vordergrund wurde mit Kalkpulver aufgehellt, der Wald hinten blieb, wie er ist...

Daheim am Rechner saß übrigens Oliver Heckmann, mit dem ich im Juni die Kroatien-Tour gemacht hatte und der es sich nicht nehmen ließ, so oft wie möglich in der jetzigen Urlaubswoche online zu sein, um im Internet nach Güterzug-Istzeiten und interessanten Bespannungen zu suchen. An dieser Stelle herzlicher Dank für die Hilfe!

Nun war erstmal Ruhe angesagt. In Gospić besorgten wir uns etwas zu essen, inspizierten den zum EG umfunktionierten Güterschuppen mit dem später leider nie umgesetzten Gedanken, hier vormittags nochmal nen Zug machen zu müssen (das neue EG war ja fast fertig) und fuhren weiter zum herrlich einsam in der Ličko Polje gelegenen Bahnübergang Kruškovac. In den zwei Monaten seit meinem letzten Besuch hatte sich etwas getan: Der Weg dorthin war frisch asphaltiert worden! Trotzdem blieben wir hier die einzigen Menschen weit und breit.

Als nächstes standen an Gz ein Nord- und ein Südfahrer an, die irgendwo im Bereich Gračac kreuzen mussten. Wir entschieden, unser Augenmerk auf den Nordfahrer zu legen, weil dieser besser im Licht liegen und sicherer eine "richtigrumme" Lok vorhaben würde. Oben bei Zrmanja gab es noch tolle Motive mit der offenen Hochgebirgslandschaft zu erledigen, so dass wir die Gegend mal ansteuerten. Erst war das Licht noch nicht genügend rum, doch bis der Güterzug kam, änderte sich das. Und wir gingen noch ein Stück in die Kurve vor, so dass der Lichtstand noch besser kommen würde.

Der Zug kam hier dann auch wunderbar. Wir wollten den Zug nochmal mehr erwischen und gingen gemütlich zum Auto zurück. Der Bergfahrer fuhr so langsam, dass wir ihn hinter Malovan mühelos nochmal erwischen konnten. Nun sollte es aber auch noch ein drittes Bild vom Zug geben. Am BÜ Kruškovac wollten wir hoch auf den Rand des Einschnittes eines Neubaustrecken-Abschnittes laufen, weil man von dort einen markanten Bergkegel im Hintergrund haben konnte. Zum Glück ist die Landstraße durch die Ličko Polje extrem leer, so dass wir gut vorwärts kamen. In Gračac kam der südfahrende Gz entgegen. In Kruškovac waren wir gerade oben angekommen, da klingelte schon unten der BÜ. Zuviel Zeit hatten wir also nicht gehabt.

Neubaustrecke in der Ličko Polje bei Kruškovac, hinten der markante, 850m hohe Bergkegel des Zir.

Der nächste Nordfahrer sollte auch schon in Knin abgefahren sein. Wir fuhren ihm ein Stück entgegen und warteten in der Einfahrt des Bf Lovinac. Erst kam jedoch der ICN. Der Güterzug sollte eine der drei grünen 2062er vor haben: Die 025. Da er dann in Lovinac in die Kreuzung ging, konnten wir hinter Medak nochmal im allerletzten Licht den Zug fotografieren. Angesichts des geringen Zugverkehrs fanden wir diese Verfolgungen heute Nachmittag auf jeden Fall eher lohnend als verwerflich, zumal man sich ja (bis auf Malovan - Kruškovac) viel Zeit lassen konnte.

Da wir tendenziell an den nächsten Tagen eher südlich von Knin etwas machen wollten, rief ich mal bei einem aus dem Juni bekanten wunderschönen Hotel in Kaštela an, ob denn Platz wäre. Leider konnte uns nur eine Nacht zugesagt werden. Wir wollten aber nicht ständig wechseln und beschlossen, ein altbewährtes Hotel in Knin aufzusuchen. Von Knin aus ist ja praktisch alles gut erreichbar. Und insgeheim freuten wir uns ja schon seit dem Mittagessen auf die Fleischplatte Mihovil, die in jenem gleichnamigen Hotel serviert wird. Wir fuhren also mal hin. Langsam wurde man müde, daran besserte auch die nun rapide einbrechende Dunkelheit nichts. Als wir in Knin ankamen, war es bereits dunkel. Wir wurden im Hotel Mihovil mal wieder nett aufgenommen (28 Euro pP/Nacht im DZ) und konnten uns auf der Terrasse bald der Fleischplatte Mihovil hingeben. Lecker!

Montag, 01. September 2008: Knin - Kaštela - Knin

Das Frühstücksbuffet machte einen sehr spartanischen Eindruck. Aus dem Kaffeespender kam nur eine schwarze kalte Brühe. Bevor wir uns richtig wundern konnten, kam allerdings jemand aus der Küche und fragte nach unserem Begehr. Heute gab es kein Buffet, sondern persönliche Betreuung. Auch nett! Leider war etwas Schlonz am Himmel zu sehen, nachdem der gestrige Tag mega-klar gewesen war. Diesmal in südliche Richtung in Bewegung gesetzt. Ein Bahnhof weiter, in Kosovo (hat nichts mit dem gleichnamigen Land zu tun!), entdeckten wir die grüne 2062 038 beim Rangieren. Es gibt hier ein großes Werk, das regelmäßig für ordentlich Aufkommen für die Übergabe aus Knin sorgt. Das Licht stand gut, und so gab es schon mal erste Aktionen.

Rangierarbeiten in (und nicht "im") Kosovo.

Nun wollten wir einfach entlang der Bahn südwärts fahren und die beiden entgegen kommenden Pz irgendwo machen, doch leider war die Straße ab Drniš gesperrt. Toll! Als Umleitung war ein Mega-Bogen westwärts ausgeschildert. Nützte alles nichts, da mussten wir lang!

Die durchfahrene Landschaft war nun allerdings höchst interessant! Erstens gelangte man in Drniš mal zu den Steinbrüchen oberhalb des Ortes, zu denen auch ein noch sporadisch genutztes Anschlussgleis hoch führt. Hinter den Steinbrüchen dann die weite Ebene. Ein Buschbrand hatte dafür gesorgt, dass alles nach Mondlandschaft aussah. Die vielen Minen-Warnschilder entlang der Straße unterstrichen die gruselige Stimmung noch zusätzlich. Durch die wilde Buschsteppe kurvten wir nun südwärts. Dass wir dabei den Fluss Čikola queren müssten, wussten wir von der Karte. Aber der Abgrund, der sich vor uns auftat, war schon spektakulär!

Plötzlich führte die Straße nämlich hinab in einen tief eingeschnittenen Canyon. Unten wurde der Fluss gequert, der etwas weiter im Nationalpark Krka-Wasserfälle in die ebenso tief eingeschnittene Krka mündet, und auf der anderen Seite ging es ebenso steil wieder hoch. Ein Linienbus der Frankfurt-Königsteiner Eisenbahn kam uns hier entgegen und versetzte Nico in heimatliche Stimmung. Mitten in dieser unwirtlichen Einöde fuhren wir am "Ethnoland Dalmati" vorbei, einem Museumsdorf. Gleich dahinter stießen wir auf die Hauptstraße Drniš - Šibenik. Hatten wir erwartet, dass diese nur zwischen Drniš und Zitnić gesperrt wäre und wir über Zitnić wieder an die Bahn fahren könnten, hatten wir uns halt mal bös getäuscht. Die Straße war bis hier gesperrt, und wir wurden nach rechts geschickt...

Über einspurige Straßen mitten durch die steinige Pampa gelangten wir nun irgendwann nach Unešić und damit an die Bahnlinie. Hier mussten wir ja gleich mal fotografieren, denn der dortige BÜ war geflaggt. Ja, man hatte an die Schrankenbäume kroatische Flaggen gehängt, die sich nun im Winde kräuselten! Südlich des Bahnhofes erhebt sich ein markanter Berg mit einem Kapelleken drauf. Aus der Ferne sah es so aus, als ob da ein Fahrweg hinauf führe. Wir suchten einfach mal die richtige Zufahrt dorthin und fanden den Weg sogar auf Anhieb. Ab dem Fuße des Berges handelte es sich sogar um einen Kreuzweg, wobei die einzelnen Stationen aus schlichten Holzkreuzen bestanden.

Der geflaggte Bahnübergang in Unešić und unser kleiner Flitzer.

Der Weg war bequem zu fahren und an den problematischsten Stellen sogar asphaltiert. An einer Stelle ging es allerdings nicht weiter, weil direkt vor uns ein Autofahrer angehalten hatte, sein Auto abschloss und meinte, dass wir ihm zu Fuß folgen sollten, weil der Weg zu schlecht würde. Etwas skeptisch folgten wir ihm und stellten bald fest, dass wir schon an der 13. Station des Kreuzweges waren. Die 14. und damit der Gipfel waren bald erreicht. Dort oben empfing uns eine top Aussicht!

Der Einheimische vor uns richtete sich vor der Kapelle mit einer großen Karaffe Wasser und einer Zeitung häuslich ein. Er erzählte uns, dass er von hier oben nach Buschbränden Ausschau halten müsse. Der Ort war dazu aber auch ideal, man hatte einen perfekten Rundblick. Natürlich mussten wir auch erzählen, was uns denn auf diesen schönen, aber gewiss in keinem Reiseführer erwähnten Berg verschlagen hat. Wir erklärten, dass wir fotografieren würden und uns der Weg von der Straße aus aufgefallen sei. Nachdem wir englisch gesprochen hatten, war er besonders erfreut, als er hörte, dass wir Deutsche seien. Immer wieder zeigt es sich, dass die Deutschen bei den Kroaten ungeheuer beliebt sind.

Wie erwartet hatte man von hier oben einen interessanten Blick auf die lange Gerade, die auf den Bahnhof Unešić zuführt. Immerhin war uns eine Lz angekündigt, die man bald durch die Buschsteppe gleiten sah. Wir knipsten sie mal in der langen Gerade, die dadurch allerdings auch nicht unleerer aussah... Die südfahrende Lz war komischerweise richtigrum gedreht (beide Loks!), während auf der Likabahn allgemein eher die Loks gen Norden gedreht sind. Weshalb werden die Loks nicht zumindest bei den vielen Doppelbespannungen einfach Heck an Heck zu Päärchen verbunden???

Unser nächster Programmpunkt war nun der zwischen 11 und 12 ab Razine (Nebenbahn nach Šibenik) fahrende Phosphatzug, für den ich ein Felsenmotiv oberhalb Vrpolje offen hatte. In Perković paar kühle Getränke gekauft und damit am Motiv schön in den Schatten gelegt. Das war nett! Leider schmodderte es nun am Himmel sehr gewaltig herum! Der Zug kam in der 12-Uhr-Lage (die Personenzüge lassen auf dem langen Blockabschnitt Perković - Razine nicht viele Lücken) und nur bei mäßigstem Licht. Außerdem waren auch noch die beiden Loks von vorhin vorgespannt, so dass die Loks auch noch falsch standen.

Nun wollten wir uns mal die Personenzüge der Relation Perković - Split anschauen. Seit unserem Juni-Besuch wurden diese fast ausschließlich von 2062 001 gezogen, die den Bildern von Nil und Pascal nach (sie waren im Juli dort gewesen) nordwärts gedreht war - so, wie wir uns das für gewisse noch offene Motive wünschten. Über die Autobahn nun nach Prgomet gefahren und unterhalb Labin an einem Damm Position bezogen. Der Zug gen Süden kam mit richtigrummer 001, die Lok war also wieder gedreht worden und damit ungünstig für den Nachmittagszug hoch nach Perković, für den noch viele Motive offen waren. Was noch ätzender war: Beide Wagen waren mit bunten Graffitis versehen.

Nun unten in Kaštela eingekauft und mit den Vorräten oben in Kaštela an den Hängen gemütlich gemacht. Als nächstes war das Nachmittagsprogramm interessant: Ein ICN, der Pu (Personenzug) und vor allem der 60308, ein meist langer und schwerer Güterzug, der sich im Kriechtempo die Steigung hochquält - immer wieder ein optischer und akustischer Hochgenuss! Vorher kam allerdings noch eine Lok des Weges aufwärts. Wir vermuteten schon, dass sie Wagen aus Labin holen würde, dort war vorhin nämlich ein Zug mit Betonteilen entladen worden. Das Licht klarte immer mehr auf, die Schmodderschleier waren bald verschwunden!

Oberhalb des Bahnhofs von Kastel Stari: Der Pu von Split nach Perković.

Ab 15.25 war dann Hochbetrieb: ICN aufwärts, Pu aufwärts (zwar mit der falschrummen 001, aber immerhin mit anderen, so gut wie nicht beschmierten Wagen!), ICN abwärts und dann der gigantische Güterzug aufwärts. Wir wussten nicht, ob eine Verfolgung Sinn hat, denn wir mussten dazu erst einen Feldweg bis zum Bahnhof zurück, dann tief runter bis zur mörderischen Umgehungsstraße von Kaštela (mörderisch deshalb, weil Mordsverkehr herrscht, aber bei kreuzenden Straßen keine einzige Ampel den Verkehr regelt), auf dieser bis Höhe Flughafen, dann wieder ganz steil hoch nach Labin. Doch der Güterzug war sehr langsam und wir hatten ihn bereits vor Labin wieder eingeholt, obwohl an schnelles Fahren nicht zu denken war. In Labin ging er sogar an die Seite. Nach seiner Ankunft setzte sich tatsächlich der nunmehr leere Betonteile-Zug in Richtung Solin in Bewegung.

Labin Dalmatinski: Der 60308 ist gerade von Solin her eingefahren, während sich rechts der Zug mit den entladenen Betontragwagen auf den Weg zur Küste macht.

Und ein anderer Güterzug aus Richtung Perković fuhr ein. Fast wären drei Güterzüge im Bahnhof gewesen, aber nur fast. Wir konnten den 60308 nun noch wunderbar auf dem Steigungsstück von Primorski Dolac hoch zum Sattel vor Perković nehmen. Mittlerweile war es 17.30, und das Licht schwächelte wieder zunehmend rum. Wir waren aber zufrieden mit der Ausbeute und fuhren gemütlich die Umleitung zurück. Dabei machten wir in der Ödnis vor Drniš mal paar Aufnahmen. Und abends konnten wir von der Terrasse mal wieder die schnelle Dämmerung genießen - akustisch untermalt von einem Güterzug, der in einiger Entfernung die Rampe ins Gebirge erklomm...

Weit ist die Ebene westlich von Drniš...

Dienstag, 02. September 2008: Knin - Zadar - Kaštela - Knin

Wir wollten es erst gar nicht so recht glauben, was wir beim Aufwachen draußen sahen: Es regnete! Der Himmel war verhangen und es regnete! Wetter-online hatte bis Donnerstag an Sonnensymbolen nicht gespart, aber es regnete! Frustriert erstmal umgedreht und dann paar Wetterberichte im Fernsehen geschaut. ZDF-Morgenmagazin war auf Programmplatz 935 verbannt worden...

Auf einem Wolkenfilm war es zu sehen, dass da irgendwas von Afrika über Italien hereinströmte. Oli SMSte uns aber, dass weiterhin nur Sonne angekündigt sei. Nun ja, erstmal gefrühstückt, dann nochmal rausgeschaut. Und siehe da: Aus Richtung Westen zog fettes Blau herbei. Da es in allen anderen Richtungen noch zu aussah, fuhren wir erstmal entlang der Zadarbahn westwärts. Dummerweise schien gerade heute der einzige Güterzug dieser Strecke nicht gefahren zu sein, Oli konnte keine Hinfahrt (sonst sehr früh morgens) im System finden, entsprechend durften wir auch nicht mit einer Rückfahrt rechnen.

Aber für den 10 Uhr Pu suchten wir uns zwischen Benkovac und Škabrnje unweit des Hp Nadin einen Punkt, bei dem man so etwas die Ebene im Hintergrund hatte. Das klappte auch alles mit Sonne, und der 7122 (ex schwedischer Y1) war sogar sauber. Nun wollten wir uns auch mal den Rest der Strecke anschauen. Leider gehört die Linie Knin - Zadar zu den wenigen Strecken, an denen ich zwar schon fotografiert, die ich aber noch nie bereist habe *schäm*. Oli hatte geSMSt, dass die NZ-Kurswagen mit der grünen 2062 026 befördert worden sein müssten. Wir fuhren also die restlichen Kilometer weiter. Unterwegs kam uns ein schweizer Postbus mit Ziel "Flims - Laax" entgegen. Als wir im Bf Zadar ankamen, waren die Gleise leer.

Wofür mag dieser Bahnhof mal ausgelegt worden sein? Der Mittelbahnsteig würde einen ausgewachsenen Fernzug aufnehmen können. Die bei einer Rundfahrt um den Bahnhof entdeckten Gleisanlagen sahen aus, als ob das zahlreich anwesende Personal darauf warten würde, dass gleich drei Güterzüge ankämen. Leider endet der einzige Güterzug der Strecke (wenn er denn fährt) bereits in Bibinje. Zadar dürfte nur bedarfsweise von einzelnen Wagen erreicht werden. Dass der Bahnhof in ein Einkaufszentrum integriert ist und der Busbahnhof gleich daneben liegt, ist ja nicht verkehrt. Doch dieser riesige 60er-Jahre Komplex wirkte völlig heruntergekommen.

Bei oben genannter Rundfahrt entdeckten wir auch den Nachtzug. Die grüne 026 war gerade vom Tanken (?) gekommen und setzte sich nun gegen den Zug - äääh, gegen den Wagen - und drückte ihn in den Bahnhof. Bei "den" Kurswagen handelt es sich also um einen einzelnen Sitzwagen! Nun ja, seitdem Zadar von Zagreb aus in drei Stunden über die Autobahn erreichbar ist, kommt die achteinhalb (Nachtzug) bzw sechs (mit ICN bis/ab Knin) Stunden dauernde Bahnfahrt sicher nicht mehr ganz so gut...

Der sagenhafte Nachtzug von Zadar nach Zagreb im Gleisvorfeld von Zadar. Immerhin: Älteste und neueste Lackierungsvarianten prallen aufeinander!

Das Wetter hatte sich nun vollends erholt. Nur noch in den Bergen hielten sich dicke Wolken, doch gen Süden sah alles gut aus. Oli hatte herausgefunden, dass mit einer monatelangen Tradition gebrochen worden war: Die Pu-Züge Split - Perković wurden heute nicht mehr von der 001, sondern von der 025 gezogen. Und die ist grün. Und vorgestern stand sie noch richtig rum! Also über die Autobahn nach Prgomet gefahren und dort gerade noch den Mittags-Pu nach Split gesehen. Tatsächlich stand die 025 wie gewünscht, hatte allerdings wieder die beiden Siff-Wagen am Haken. Aber auch im Juni hatten wir schon (wie gestern) beobachtet, dass nachmittags andere Wagen fuhren als vormittags/mittags.

Irgendwann gab es nebenbei den Zug nach Razine, der ausschließlich Wagen für Solin hatte (die in Perković einfach stehen gelassen wurden), zwischen paar Steinmäuerchen bei Perković.

Unter mehrfacher Nutzung der mörderischen Kaštela-Umgehungsstraße paar Motive im Rampenbereich untersucht, doch entschieden wir uns für das Nachmittagsprogramm dann doch wieder für die Klassiker rund um den Bahnhof Kastel Stari. Den Pu wollten wir an der unteren Einfahrt machen. Das klappte dann auch ausgezeichnet: Die grüne Lok kam richtig rum vor sauberen Wagen! Für den 60308 fuhren wir wieder den Feldweg hinein, der der Bahn ein Stück aufwärts folgt. Diesmal postierten wir uns auf Höhe des Vorsignals. Es war wieder ein Spektakel erster Güte!

Der 60308 ein Stück oberhalb Kastel Stari - etwa auf Höhe des Vorsignals.

Auch heute versuchten wir - unter den gleichen Bedingungen wie gestern, nur dass wir den Feldweg noch weiter zurückfahren mussten - den Güterzug nochmal zu erwischen. Zweimal klappte es noch: Preslo und Unešić. Da die Straße den Bogen der Bahn über Perković abschneidet, konnten wir uns in Unešić viel Zeit lassen, um zu den nördlichen Ausfahrsignalen zu gehen. Danach war nur noch ein in Knin stehender Südfahrer offen, so dass wir uns zur Heimfahrt in die lange Umleitung begeben haben. Mitten im Nirgendwo meldete Oli, dass der Südfahrer in Knin abgefahren sei. Wir rechneten nicht damit, ihn noch zu bekommen. Statt dessen machten wir paar Landschaftsaufnahmen von der Čikola-Schlucht. Heute war perfektes Licht dafür.

Plötzlich steht man vor einem Riss in der Ebene: Der Čikola-Canyon.

Als wir uns dann so Drniš näherten, merkten wir, dass wir den Südfahrer vielleicht doch noch bekommen könnten. Schnell am Ortsrand in einem Wohngebiet versucht, an die Čikola-Schlucht zu gelangen, auf dessen anderer Seite die Bahn verläuft. Nach einigem Hin und Her fanden wir auch eine brauchbare Stelle. Zwei Minuten später war der Zug zu hören. Prima!

Das Hotel Mihovil verfügt übrigens über einen Hundezwinger, der natürlich ganz im Dalmatiner-Look gestrichen ist... Zum Abendessen gab es Grillteller. Ja, ich wiederhole mich, ich weiß. Ist aber auch lecker. Besonders, wenn man tagsüber nur zwei Äppel hatte.

Fortsetzung

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