Kroatien / Slowenien September 2008 (2)

Copyright by Jan-Geert Lukner

Mittwoch, 03. September 2008: Knin - Sadine - Knin

Auch heute war die grüne 025 vor den Pu-Zügen Split - Perković im Einsatz. Die Einfahrt in Perković um kurz nach 8 wäre lichttechnisch gut gekommen. Wir fuhren um 7 los und stellten eigentlich schon am Ortsrand von Knin fest, dass das mit 8 Uhr in Perković mit uns nichts werden würde. Um 7 herrschte schon reges Treiben in Knin, der Verkehr war entsprechend dicht. Wie 2006 fiel uns Knin mal wieder als ungeheuer junge und quirlige Stadt auf, während wir im Juni eher nicht so begeistert waren, weil all zu viele Olivgestalten in der Stadt zu sehen waren. Die fehlten diesmal fast vollständig im Stadtbild...

Hinter Kosovo kam uns potentielles Ersatzprogramm entgegen: Ein Güterzug rollte langsam in das Ausweichgleis ein. Wir drehten um und wollten mal versuchen, die markanten Felsen zwischen Kosovo und Knin westlich der Bahn mit dem Zug in Szene zu setzen. Wir hatten gerade noch Zeit genug, um an einem BÜ (bessere Wiesenzufahrt) auf die Ostseite der Bahn zu gelangen. Der Zug war dann etwas länger als erwartet, doch durch einen schnellen Kameraschwenk bekam ich ihn dann doch noch unangeschnitten vor den Felsen in die Kiste.

In Kosovo war noch nichts von der Übergabe zu sehen gewesen. Oli konnte sie auch im System nicht finden. Deshalb einfach mal an einer anderen Stelle mit Felsen im Hintergrund für die Übergabe in Position gebracht. Wir brauchten gar nicht lange zu warten, da war in der Ferne das Grummeln einer GM zu hören. Nach deren Vorbeifahrt hatten wir die Wiese allerdings auch nicht mehr für uns. Eine Hirtin kam mit vier Rindern an, die sie hier an Pflöcken im Boden ankettete. Sie war dann wohl auch unsere einzige Begegnung auf der Tour, mit der wir uns nicht in englisch oder deutsch unterhalten konnten. Aber paar Brocken kroatisch zur Erklärung des Tuns hat man sich ja mittlerweile angewöhnt, so dass man das Wichtigste austauschen konnte. Sie hieß Smila und sie empfahl uns zum Fotografieren auch eine Brücke ein Stück weiter. Für die nun folgenden nordfahrenden Personenzüge wagten wir von etwas anderer Position Nachschüsse (diesmal war der ICN beschmiert und der Y1 sauber), dann machten wir uns nach einem Supermarkt-Besuch in Drniš auf den Weg in die Umleitung.

Ein sauberer 7122 vor den Felsen nördlich Kosovo.

Das nächste Ziel war gar nicht mehr so fern: Der Mittags-Pu von Split nach Unešić, den man oberhalb Perković an einer Stelle noch mit angestrahlter Front umsetzen konnte. Kaum waren wir aus dem Auto gestiegen, hörten wir schon wieder den gewissen Sound durch die Bergwelt grummeln. Das konnte aber noch nicht der Pu sein! Der war es auch nicht. Es handelte sich um die zurückkehrende Übergabe, ausnahmsweise mal mit Begleitwagen hinten. Der Lokführer grüßte mit dem Victory-Zeichen, das passte! Der Pu folgte im Blockabstand, hatte die grüne 025 vor und die Wagen waren auf dieser Seite sauber! So soll's sein!

Grüne Lok vorm Pu zwischen Perković und Unešić.

Gerade dachten wir, dass man nun den Razine-Zug nochmal bei den Felsen oberhalb Vrpolje probieren könnte, da kam die Zugmeldung (eingehende SMS entlocken meinem Handy das Läuten eines alten Telefons; das klingt wie eine Zugmeldung), dass der Zug Razine schon vor einer Viertelstunde verlassen habe. Schade. Nun für den Zug oberhalb Perković aufgestellt, wo man mit den hier allgegenwärtigen Steinmäuerchen etwas machen konnte. Lange mussten wir warten, denn erstmal waren ICN beider Richtungen angesagt. Dann kam der Phosphatzug, nunmehr nur noch mit wenig Licht auf der Front. Trotzdem hübsch! Allmählich machte die Hitze zu schaffen. Aber besser Hitze als Regen, das Auto hatte ja Klimaanlage. Zunächst noch nordwärts bei Planjane rumgeschaut, dann jedoch die Zugpause genutzt, um für das übliche Nachmittagsprogramm erneut die Hänge oberhalb Kaštelas aufzusuchen.

Erstmal Supermarkt gestürmt, Eiskaffee und Wasser besorgt, dann nach einem ruhigen, schattigen Plätzchen bei Sadine geschaut. Das Auto ließen wir oberhalb des Hp stehen. Wir hatten den Eindruck, dass der Fahrweg eh nur noch bis zum nächsten Haus führen würde. Entlang des Gleises mal hinter den nächsten Einschnitt oberhalb des Hp geschaut. Das sah alles ganz nett aus, doch es gab ein Problem: Hier fehlte jeglicher Schatten! Und die Sonne brannte ganz schön. Dennoch erstmal hingesetzt und den Eiskaffee getrunken. Der Ausblick war wunderbar, ein leichter Wind milderte die Hitze minimal ab. Offenbar führte der Weg doch noch ein ganzes Stück weiter, denn wir sahen Kies-LKWs bis zu einer Abladestelle oberhalb von uns an der Bahn den Weg langrumpeln. Es war viel Zeit zum Dösen, daher mal meinen Regenponcho als Sonnenzelt in einem Busch ausgebreitet und mich in dessen Schatten gelegt. Nico suchte sich Schatten im Bahn-Einschnitt. Als plötzlich ein Tröt ertönte, konnte er ganz schön flitzen ;-)

Es kam eine rote Rangierlok den Hang hochgekeucht, danach war wieder Ruhe. Den ICN nahmen wir uns hier, dann liefen wir durch den Einschnitt zurück, da uns für die interessanten Züge die Motive bei Sadine doch besser gefielen. Den Pu mit der grünen Lok gaben wir uns am Haltepunkt (hier hätten wir schön im Schatten einiger Pinien sitzen können!), der sehr interessant am Hang inmitten der Steigung liegt. Das "Anfahren am Berg" war selbst bei einem kleinen Personenzug schon soundtechnisch sehr interessant. Danach stellten wir uns am Rand des Einschnittes oberhalb des Hp für den Güterzug auf. Obwohl wir nicht weit vom Hp entfernt waren, lag das Gebäude des Hp schon wieder ein ganzes Stück unter uns - so steil geht's hier hoch. Der ICN rollte abwärts durch, und als dieser in Kastel Stari war, begann das Konzert. Zehn Minuten später kroch der 60308 mit ohrenbetäubendem Gebrüll an uns vorbei.

Der ICN an unserem schattenlosen Platz oberhalb Sadine.

Da eine Verfolgung von hier aus wenig sinnvoll erschien, beschlossen wir, mal ganz gemütlich die beim Bahnhof Kastel Stari in Serpentinen aufwärts führende Straße nordwärts zu fahren und die Straßensperrung vor Drniš großzügig östlich zu umgehen. Die Fahrt an den Hängen hoch war sehr eindrucksvoll. Von ganz oben wirkte es so, als ob die schon hoch am Hang führende Bahn fast schon in der Ebene verliefe. Hinter dem Pass ging es in Serpentinen steil in ein nördlich der an der Bucht verlaufenden Bergkette liegendes Tal hinab. Offenbar führte die Straße quer zu allen Tälern, denn nach Querung der Autobahn ging es nun wieder mächtig aufwärts. Insgesamt war dies mal eine interessante Fahrt durch abgelegendste Gegenden mit vielen hübschen Steinmäuerchen.

Blick von ganz oben auf Kaštela (vorn), Solin (ganz links) und Split (hinter der Bucht). Der Bahnhof von Kastel Stari befindet sich da ganz unten bei der Kirche (ziemlich weit rechts unten).

An einer Stelle wurde aus der zweispurigen Straße allerdings ein asphaltierter Feldweg. Und zu unserem Missfallen lenkte der Weg nun mehr in westliche Richtung, anstelle sich wie auf der Karte verzeichnet stramm nach Norden zu wenden. Auf der Karte kann man es nachvollziehen:

Klick!

Aus Richtung (Kaštela -) Kladnice kommend, hätten wir hinter Gornje Vinovo wohl rechts abzweigen müssen. Da der rechte Strang auf der "guten" Freytag & Berndt als die Hauptstraße hoch zur 56 eingezeichnet war, rechneten wir natürlich nicht damit. Gesperrt war die 33 zwischen Drniš und Pakovo Selo, Umleitung also offiziell über Kaocine.

Die Landschaft war klasse, der Weg gut, immer wieder hatte man neue Ausblicke über die völlig abgelegene steinige Gegend. Allerdings wuchs unsere Befürchtung immer stärker, dass wir bald auf die Bahn-parallele Straße stoßen würden - und zwar noch vor deren Sperrung! Bei paar entlegenen Hütten standen sogar Leute am Wegesrand. Bislang war uns kein Auto entgegen gekommen, sollte jetzt etwa gleich... Tatsächlich! In einem Dorf kam Gegenverkehr. Ein österreichischer Postbus als abendlicher Linienbus Planjane - Split! Und zwar "hinten rum", mitten durchs Nirgendwo. Wahnsinn!

Unsere Befürchtung wurde allerdings bald zur Gewissheit: Bei Planjane trafen wir auf Bahn und Straße zwischen Unešić und Zitnić. Wir hätten also nach Unešić zurück und dann den riesigen westlichen Bogen fahren müssen. Dazu hatten wir nun mal gar keine Lust. Wir fuhren einfach mal nach Zitnić ran. Am Bahnhof noch keine Anzeichen einer Sperrung, doch bei der Einmündung in die Straße Sibenik - Drniš dann wie erwartet ein "Durchfahrt verboten" und ein rundes blaues Schild, das einen U-Turn vorschrieb (noch nie zuvor gesehen). Unter den neugierigen Blicken einiger Anwohner standen wir nun da. Glücklicherweise kam gerade ein Auto aus Drniš um die Ecke gebogen. Wir hielten es einfach mal an und fragten den Fahrer, ob man denn da nach Drniš käme. Er meinte mit bedenklichem Gesicht sinngemäß "ja, aber sehr schmal!"

Wir wagten es also mal. Grundsätzlich war die Straße in Längsrichtung aufgerissen. Mal konnte man auf der halbseitigen Asphaltdecke fahren und musste irgendwelchen Brocken ausweichen, dann musste man auch mal auf die Schotter-Hälfte runter. Die Arbeiten ruhten zum Glück, tagsüber wäre die Fahrt nicht drin gewesen. Einmal mussten wir ausweichen, weil Gegenverkehr kam, auch nicht weiter schlimm. So waren wir also guter Dinge, dass das ja alles doch gar nicht so schlimm wäre. Bis, ja bis wir an die Brücke über die Bahn kamen. Jetzt kam das "sehr schmal" ins Spiel. Über die Brücke führte so ein komischer lehmiger Bröckelbelag in einer Breite, die etwa der Breite unseres Autos entsprach. Wir wagten es. Und waren froh, als wir gesund drüben angekommen waren. Das war dann auch das größte Hindernis gewesen. Auf der weiteren Straße klafften höchstens paar sehr tiefe Löcher, die man umfahren musste. Das gelang und wir kamen heile in Drniš an.

Die Brücke über die Eisenbahn war das größte Hindernis...

Nördlich Drniš lag die Bahn leider schon im Bergschatten, so dass wir uns von einem entgegen kommenden Gz auch nicht weiter in Panik versetzen ließen. Dafür konnten wir einen letzten Abend auf der Terrasse des Hotel-Restaurantes genießen. Es gab frisch gegrilltes Lamm. Diese an Drehspießen gegrillten ganzen Lämmer oder Spanferkel sind ja eine hiesige Spezialität. So lecker das Fleisch auch immer ist, so ist die Auswahl der Fleischstücke doch immer Glücksache. Das Vieh war schon etwas schwierig zu essen. Paar Tische weiter aß der Senior-Chef des Hotels allerdings seinen Lammteller mit umgebundener Serviette, Zehn-Finger-Technik und sichtlichem Hochgenuss. Das hatte schon wieder etwas...

Donnerstag, 04. September 2008: Knin - Ličko Polje - Kostrena

Wir hatten nun viele schöne 2062-Bilder machen können, meist standen die Loks sogar richtig rum und das Licht passte auch in der Regel. Deshalb stand uns nun mal der Sinn nach Neuem. Heute wollten wir uns deshalb langsam an der Likabahn nordwärts entlang hangeln. Für Freitag und Samstag hatten wir einen gepflegten, entspannten Urlaubsausklang an der Koperbahn im Sinn. Zunächst einmal sahen wir uns allerdings mal wieder bedecktem Himmel gegenüber. Und wieder rückte nach dem Frühstück das Blau aus Richtung Zadarbahn auf uns zu. Daher beschlossen wir, erstmal in die Richtung zu fahren. Heute war auch der Güterzug nach Bibinje gefahren, den wir uns auf der Rückfahrt mal nehmen wollten.

Vor Kistanje führt eine Brücke mitten in der weiten Buschsteppe über die Bahn. Wir versuchten hier (noch im Wolkenschatten) ein Stimmungsbild mit einem ostwärts fahrenden VT. Das war im Prinzip nett, doch hätte es gern ein Westfahrer mit Spitzenlicht gewesen sein dürfen. Hinter Benkovac kam zunehmend die Sonne raus. Jetzt war die Frage, wann der Gz ab Bibinje zurück fahren würde. Wir verließen uns auf Oli, dass er uns rechtzeitig Bescheid geben würde, und suchten mal in den Bergen an verschiedenen BÜs nach Fotogelegenheiten. Gerade entschieden wir uns, mal einen Karrenweg hineinzulaufen, da kam die Zugmeldung: Der Güterzug war bereits vor einer halben Stunde in Bibinje losgefahren. Er konnte jeden Moment kommen. Allerdings war noch nichts zu hören, daher schnell zu einem Motiv, von dem wir wussten, dass etwas geht, zurück gefahren. Oli schrieb, dass die 001 den Gz fahren würde. Die hatte Montag südwärts gerichtet gestanden und käme jetzt sogar vorwärts!

Ein Zug ist auch im Bild... Blick von der Brücke vor Kistanje.

Unweit des Hp Raštević gewartet, dann kam er! Dummerweise war die 001 schon wieder gedreht worden und stand jetzt falschrum. Für das Haupt-Motiv, das wir mit diesem Zug vorhatten, war das allerdings nicht weiter schlimm. Die Rede ist vom "Hajduk-Split-Motiv". Östlich von Benkovac führt die Bahn auf einem Damm hoch oberhalb der Ortschaft Lišane entlang. In Lišane gibt es zwar keinen Haltepunkt, wohl aber offenbar einen Fanclub des Fußballvereins Hajduk Split. Dessen Name und das Vereinslogo ist in großen Lettern auf den Bahndamm gemalt worden. Das war mal was anderes. Aufgrund der Entfernung war es schon gut, dieses Motiv mal mit nem Güterzug umzusetzen, die einteiligen VTs würden sich ganz schön verlieren. Leider hebt sich der Güterzug farblich nicht ganz so gut ab. Der nachfolgende VT hatte leider Graffiti.

Güterzug hoch über dem Fußball begeisterten Dorf Lišane.

Wir wussten aber, dass der in Kistanje wahrscheinlich mit nem sauberen VT kreuzen würde. Da in der Ličko Polje eigentlich erst nachmittags wieder Programm zu erwarten war, wollten wir uns den hoffentlich sauberen VT nach Zadar nochmal mit Weitblick über die Ödnis am Hp Raštević geben. Außer uns war hier ein Altmetall-Sammler zugange, der in der Botanik rumsuchte. Merkwürdiges Treiben! Komischerweise war er auch häufiger mal verdächtig nahe am Gleis zugange. Wir mischten uns lieber nicht ein und mampften lieber unsere Mitbringsel aus dem Supermarkt zu Benkovac. Der VT ließ uns lange an dieser merkwürdigen Station warten. Vor dem Häuschen gab es eine Steineinfassung mit Mäuerchen. Hatte sich hier Tito ein Denkmal setzen lassen? Die Bahn wurde ja erst zu seiner Zeit eröffnet. Jetzt war aber alles nur am zerfallen. Der Triebwagen kam mit 20 Min Verspätung. Eine Frau stieg aus, der Lokführer winkte uns freudig zu, und weiter ging es.

Für uns auch. Wir hatten in 50 Minuten einen ICN in der Polje auf dem Zettel. Dank der Autobahn, die ja fast in Luftlinie beide Strecken quer durch das Velebit-Gebirge verbindet, sollte das nicht das Problem sein. Schwierig war nur, auf die Autobahn drauf zu kommen. Die Auffahrt Zadar-Süd war an eine Schnellstraße angebunden, so dass wir erst eine Auffahrt zur Schnellstraße finden mussten. Die Karten von Freytag & Berndt sind (nicht nur) hinsichtlich der Autobahn-Abfahrten völlig falsch, deshalb der Ausschilderung gefolgt. Das war aber auch nicht besser, und wir umkreisten regelrecht die Auffahrt, bevor wir endlich auf der Autobahn waren. Die Fahrt über die Zrmanja-Mündung und an den blanken Wänden des Velebit vor der Kulisse gigantischer Felszinnen empor war phantastisch. Der Tunnel brachte uns schlagartig aus der unwirtlichen Welt der Buschsteppe hinaus in die grüne Landschaft der Ličko Polje. Für den ICN nochmal den Einschnittrand bei Kruškovac zwischen Lovinac und Medak aufgesucht. Leider hingen die Wolken an den Bergen des Velebit und vereitelten (wie im Juni so häufig) eine Sonnenaufnahme.

Für den nun anstehenden südfahrenden Güterzug wollten wir mal weiter westlich schauen. Westlich von Medak gab es bei einem gepanzerten Denkmal-Fahrzeug einen netten Blick auf die Strecke. Dort stand auch schon ein anderer Fotograf mit seinem Stativ. Nachdem er paar Bilder gezeigt hatte, wusste man auch, um wen es sich handelte. Schöne Grüße nach Waldmünchen an dieser Stelle!

Das Denkmal "Krešimir" direkt an der Straße und Bahn durch die Ličko Polje. Mit diesem Fahrzeug soll wohl der Befreiungsversuch eines Dorfes gestartet worden sein...

Der erwartete Güterzug kam jedoch leider ohne Sonne vorbei. Wir beschlossen, mal hinterher zu fahren, um dem günstig ins Licht fahrenden Gegenzug dann nordwärts zu folgen. Bis hoch nach Malovan gelangten wir, dort war Kreuzung mit dem Gegenzug angesagt. Die Kreuzung dauerte, die Wolken boten einen Krimi erster Klasse! Natürlich musste der Weichenwärter von einem Ende des Bahnhofs zum anderen laufen, aber musste das so lange dauern? Oder war man noch auf nen Kaffee bei Cheffe drin? Dann - endlich - kam der Zug um die Ecke. Die Sonne hielt sich tapfer. Der Zug gefiel uns auf Anhieb. Er hatte die grüne 2062 038 als führende Lok und eine Menge Kesselwagen am Haken (schöner als die allgegenwärtigen Tads-Wagen). Ein idealer Zug um "mit ihm" den großen Sprung nordwärts zu machen.

Obwohl wir in Malovan wieder ganz rüber zur Straße laufen mussten, hatten wir vor Lovinac genügend Vorsprung, um ganz simpel an einem kleinen BÜ neben der Hauptstraße ein weiteres Bild zu machen. Auf besonders raffinierte Motive kam es jetzt nicht an. Vielmehr mussten wir deichseln, dass wir den Zug mal in einer Wolkenlücke erwischten, denn die Wolken hingen nach wie vor am Velebit. Dafür hatten wir, quasi als Motiv-Ersatz, schöne Wolken im Hintergrund.

Der Güterzug kurz vor Lovinac mit tollem Wolkenhimmel.

Durch die Bahnhöfe wird nicht so schnell gefahren, so dass wir den Zug ein drittes Mal hinter Medak erwischten. Ein viertes Mal hinter Perušić ließen uns einige Wolkenfelder jedoch keine Chance. Wir fuhren auf die Autobahn und auf ihr durch die Mala Kapela. Auf der anderen Seite, bei Ogulin, dürften wir mindestens eine Stunde Vorsprung gehabt haben. Leider konnte sich die Sonne hier nicht so wirklich erfolgreich gegen die Wolken behaupten.

Einfach mal zur langen Gerade bei Latin gefahren, denn auch ein Südfahrer könnte noch kommen. Wie wir da so die Gerade begutachteten, pingelte plötzlich der Bahnübergang. Ein Nordfahrer konnte das nicht sein, den hätte man in der Steigung von Plaški herauf gehört. Schnell ins Auto gesprungen und auf die andere Seite der Geraden gefahren. Da kam er auch schon: Der Südfahrer mit der grünen 026 vorweg - wobei wir es verknusen konnten, dass die Lok falschrum stand. Wir hatten Glück, denn nach Zugdurchfahrt ging das schwache Licht vollends aus. Das war uns insofern recht, da wir ja noch ein gutes Stück fahren wollten. Allerdings überlegten wir, nicht bei Dunkelheit in Slowenien noch eine Unterkunftssuche zu starten, sondern zu einer altbekannten Adresse in Kostrena bei Rijeka zu fahren.

Die Fahrt auf der Autobahn in die Dämmerung hinein war angenehm, dazu gab es die "Tubular Bells" von Mike Oldfield von der CD. Passte irgendwie... Mittlerweile ist sogar die Rijeka-Autobahn größtenteils vierspurig, nur noch wenige Abschnitte fehlen. Über Škrljevo nach Kostrena gefahren. Die Küstenautobahn ist von Rijeka her schon bis Škrljevo freigegeben, gigantische Auffahrten schwingen sich kühn auf hohen Viadukten über dem Abgrund. Wehe dem Autofahrer, der hier nicht die Kurve kriegt! Das Hotel Lucija in Kostrena faszinierte uns wieder mal aufs Neue. Ein Sechzigerjahre-Komplex direkt am Meer an einer Märchenbucht. Eine Renovierung haben die Häuser wohl nie gesehen, viel wirkt geflickt und improvisiert. Aber alles ist pikobello sauber und in Ordnung! Und dann das Personal: Der Junge an der Rezeption mega-korrekt mit Jackett und Krawatte, der alte Kellner (ich habe 2006 von ihm schon berichtet) mit Livree und Fliege. Der Übernachtungspreis von 26 Euro pro Person und Nacht im DZ ist allein schon ein Grund, sich von hier aus mal wieder ausführlich mit der Rijekabahn zu befassen...

Sicherheitshinweis im Hotel Lucija: Wenn die Flammen durch die Tür schlagen, erstmal in Ruhe Zeitung lesen...

Freitag, 05. September 2008: Kostrena - Hrpelje

Auch das Frühstück war begeisternd. Es war mit Abstand das größte Frühstücksbuffet, das wir auf unserer Reise erlebt haben. Leider mussten wir heute schon weiter. Wir hofften auf eine schöne Unterkunft an der Koperbahn. Nach dem Frühstück nutzten wir die neue Auffahrt Škrljevo, um auf die Rijeka-Umgehung zu gelangen. In der Gegenrichtung war fett Stau, wir kamen gut durch. Ein Blick ins Kursbuch verriet, dass gleich der Schnellzug aus Ljubljana entgegen kommen müsste. Diesen nahmen wir in Jurdani mit, allerdings verschwnd die Sonne rechtzeitig zum Zug. Überhaupt hatten momentan die Wolken die Oberhand. Bei Šapjane kurz an den Bahnhof geschaut, dann Kroatien erstmal verlassen. Die herzliche Aufnahme allenorts hat uns mal wieder sehr gefallen!

Das letzte Bild in Kroatien: Chefin und Weichenwärter bei der Zugabfertigung... Wie lange hält diese heile (aber völlig unproduktive) Eisenbahnwelt in Kroatien noch durch?

Hinter der Grenze in Slowenien wurde der ganze Verkehr von der kroatischen Autobahn mal wieder über eine herkömmliche Landstraße geführt. Entsprechend "zügig" kamen wir voran. Bei Hrpelje stießen wir auf die Koperbahn. Vorher kamen wir an einem Hotel vorbei, das wir vom Juni kannten, das allerdings so direkt an der Hauptstraße sehr laut war (wenn auch sonst ok). Im Bahnhof Hrpelje-Kozina schauten wir nach Aushängen wegen Bau-Ausfällen, doch der einzige Tag mit Ausfällen war wohl der 1.9. gewesen. Dann schauten wir mal im Bahnhof Podgorje (an der Diesel-Piste nach Istrien) vorbei, ob dort denn die Schotter-Übergabe drin stände. Wir fuhren auf einen rot blinkenden Bahnübergang zu. Von rechts aus dem Bahnhof kam eine GM und rangierte ein wenig herum. Leider stand die Lok falsch herum, so dass wir uns mal an die Koperrampe orientierten.

Dort fanden wir nordöstlich der Podgorje-Straße eine interessante offene Prärie-Landschaft. Das war vielleicht nicht so spektakulär wie der Abschnitt an den Felsen, aber einfach nur wunderschön. Es gibt einen Hauptgrund, weshalb es mich (trotz Monotonie mit meist nur zwei Baureihen) immer wieder an die Koperrampe zieht: Fotos an dieser Strecke haben Erholungswert! Es liegt wohl kein Standpunkt an irgendeiner Hauptstraße. Im Gegenteil: Die meisten Fotopunkte liegen mitten in der Botanik weitab jeder Straße. Man kann sich Speis und Trank mitnehmen und die Fototour als Picknick mit wunderschönen Ausblicken genießen. So stelle ich mir Urlaub vor! Und der nun entdeckte Abschnitt erfüllte diese Ansprüche ebenfalls voll und ganz!

Weshalb können die Slowenen ihre Triebwagen nicht sauber halten???

Allerdings stand für den IC nach Koper das Licht noch nicht so günstig. Deshalb verließen wir die Stelle nochmal und nahmen den IC am Abzweig Presnica mit. Leider war kaum Sonne da. Im Auto hatte ich festgestellt, dass meine Brille am letzten Fotopunkt in der Prärie zurück geblieben war. Aber ich meinte den Punkt genau eingrenzen zu können, und wir wollten eh nachher wieder dorthin. Leider war der Himmel mittlerweile mit Gewitterwolken schwarz zugezogen. Erstmal für ein eventuelles Prärie-Picknick in Hrpelje eingekauft, dann die Idee gehabt, dass man den hier als Schülerzug eingesetzten 711 ja mal im Bahnhof Koper aufnehmen könnte. An der Küste waren anscheinend auch weniger Wolken.

Wir hatten ja noch immer keine slowenische Vignette. Unterhalb von Hrpelje hatte ich die Autobahn als mautfrei in Erinnerung. An der Auffahrt unterhalb Hrpelje gab es ja auch nie Kassenhäuschen. Deshalb hier einfach mal rauf auf die Autobahn. Das Schild "Vignettenpflicht" kam eigentlich erst in der Auffahrt, wo man nicht mehr drehen konnte. Brav wie wir sind (oder blöd?) verließen wir die Autobahn an der nächsten Abfahrt wieder. Das hatte jetzt gar keinen Vorteil gebracht, auf der parallelen Landstraße war genau dasselbe Auto vor uns wie vor unserem Autobahn-Abstecher. Kurz vor Koper führten alle Wegweiser nach Koper auf eine Schnellstraße. Ok, die würde ja wohl mautfrei sein. Das Schild "Vignettenpflicht" kam auch hier erst in der Auffahrt. Egal jetzt. Das wurde uns zu blöd. Nächste Abfahrt war mit Dampflok-Symbol ausgeschildert, also Bahnhof, also runter. Führte aber nur zu nem Güter-Bahnterminal, so was Dummes. Also wieder auf die Schnellstraße. Nun erst am Bahnhof wieder runter und den VT fotografiert, der leider blöde im Schatten des IC stand.

Die direkte Zufahrt zur Schnellstraße war nun wegen Bauarbeiten gesperrt und wir wollten unbedingt noch ne Tanke finden, um die blöde Vignette zu erstehen. Wir sind endlos rumgekurvt, bis wir endlich ne Tanke fanden. Und der Weg zurück zur Schnellstraße war so konfus ausgeschildert, dass wir erst nach längerer Zeit die richtige Zufahrt fanden. Dafür durften wir ja dank eines 35 Euro teuren Aufklebers jetzt offiziell die Autobahn nutzen. Schön, aber teuer. Wenn wir die Vignette nicht zur Heimreise gebraucht hätten, wären wir diese zwei Tage auch mit Landstraße ausgekommen. Nun also endlich wieder zur Prärie-Landschaft hochgefahren, das Auto an der Straße abgestellt und mit unseren Einkäufen in einer Plastiktüte einen herrlichen Feldweg parallel zur Bahn in die weiten Wildwiesen hinein gelaufen. Unterwegs konnte ich auch meine Brille im Gras entdecken (doch schwieriger als gedacht!).

Rangierarbeiten im Hafenbahnhof von Koper.

Es gibt allerdings so Tage, an denen nicht viel klappt. Hier war es so, dass zwar massiv blauer Himmel von der See her aufzog, dass dieser aber uns nicht richtig erreichte. Die Wolken stauten sich einfach zu sehr vor den Bergen. Als auf diese Weise mehrere Züge ohne Licht abgingen, während nordwestlich von uns der blaue Himmel in greifbarer Nähe war, entschieden wir uns, Ruhe gegen Hektik zu tauschen und paar Bilder im Hafenbahnhof zu machen. Hier nervte eine plötzlich auftauchende hohe Wolkenschicht, bischen ging aber noch. Es tauchte sogar ein ÖBB-Taurus mit Autozug auf! Gegen Abend noch ein Bild in Podpec gemacht, dann ging es an die Unterkunftssuche. Irgendwie hatten wir links und rechts des Weges nicht wirklich etwas entdeckt. Wir versuchten es mal rund um den Naturpark Skocjanske jame. Die Höhle dürfte ja wohl genügend Touris anziehen, so dass es Unterkünfte geben müsste.

Ein ÖBB-Taurus fährt mit Neuwagen in den Güterbahnhof Koper ein.

Wir folgten einem Bett-Wegweiser und landeten auf einer schmalen Straße, beiderseits derer es steil abwärts in die Schluchten ging. Dann waren wir in einer anderen Welt, im Mittelalter! Es ging durch das phantastisch auf einem Felsengrat gelegene uralte Dorf Skocjan mit hübscher Kirche. Der Weg führte weiter. Unter uns, auf einem anderen Felsvorsprung lag das Dorf Betanja. Von oben war ein netter Gasthof zu erkennen, der ebenfalls etwas museales hatte. Der wirkte mit seinen grob gezimmerten Tischen und Bänken im Garten wie eine Schänke aus einem Ritterfilm. Dort führte auch das Bettensymbol hin. Auf unsere Frage wurde uns aber leider nur ein Doppelzimmer mit Ehebett für 26 Eu pro Person und Nacht angeboten. Und dieses Ehebett hatte nur eine gemeinschaftliche Decke! Das war uns dann doch etwas zu kuschelig. Zwar meinte er, dass er noch ein Vierbettzimmer habe, aber dafür wollte er auch den doppelten Preis haben, also null Entgegenkommen. Wir haben uns bedankt und machten uns auf den Weg in die reale Welt. Da es jetzt dunkel wurde und wir einfach keine Lust mehr zur Suche hatten, checkten wir in Hrpelje im bekannten Gasthof an der Hauptstraße ein. Dort konnten wir auch im Hause gleich essen. Wir waren beeindruckt von den Kellnern, die neben ihrer Heimatsprache auch mühelos und mit sichtlicher Freude am Job deutsche, englische, italienische und französische Sätze über die Lippen brachten, denn das Publikum war gut durchmischt.

Samstag, 06. September 2008: Hrpelje rund um den Kirchturm

Da wir diesmal am Wochenende hier waren, hielt sich der Verkehr auf der Straße stark in Grenzen, insbesondere die LKWs hielten sich sehr zurück. So also ohne Ohropax sehr gut geschlafen (für 33 Eu pro Person und Nacht). Das Frühstück dauerte etwas, weil am Tisch serviert wurde und das Haus gut voll war (z.B. neben uns eine achtköpfige Motorradtruppe aus Schwaben). Um vielleicht mal andere Loks als Franzosen (363er) und Tauri zu sehen, fuhren wir erstmal ostwärts an die Hauptstrecke zwischen Postojna und Pivka. So richtig das "Bringer"-Motiv fanden wir allerdings nicht und die paar gesehenen Güterzüge waren alle mit Franzosen bespannt. Dann mal im Bahnhof Pivka vorbeigeschaut. Hier standen die Schöne und das Biest: Eine abgebügelte Ansaldo-Lok (362) und ein abgestellter Desiro, der zwar durch Ganzwerbung in nettem Blau gehalten, der jedoch völlig beschmiert war.

Samstagsruhe im Bahnhof Pivka.

Zum Schnellzug nach Koper fuhren wir durch das Reka-Tal nach Hrpelje. Das erste Stück ging es auf der stark befahrenen Straße nach Kroatien. Hier kam uns eine nicht enden wollende Oldtimerparade entgegen. Ein wunderschöner Anblick! Im Bahnhof Hrpelje-Kozina erwarteten wir den IC, der trotz massiv aufziehender Quellwolken zumindest bei der Einfahrt mit Sonne ging. Dann eingekauft und mit den Einkäufen wieder in unsere Prärie gezogen. Heute war es umgekehrt zu gestern: Die finsteren Wolken zogen nordwestlich entlang der Küste an uns vorbei, und wir hatten relativ viel Sonne. So ging auch einiges ab. Immerhin waren noch mehrere 363er in alter Farbgebung unterwegs.

Die "geleckte" 363 002 in alter Farbgebung kehrt vom Nachschub-Einsatz zurück nach Koper und durchfährt die "Prärie".

Leider hielten wir uns anfangs nur unten am Gleis-parallelen Weg auf. Die Prärie selbst war nämlich mit einem Elektrozaun abgetrennt, denn es gab beiderseits der Bahn mehrere "Wild"pferd- und Eselherden, die man gelegentlich zu Gesicht bekam. Zum Schnellzug nach Maribor entschied ich mich für einen Standpunkt hangaufwärts (von den Viechern war weit und breit nichts zu sehen). Als der Zug kam, war eigentlich alles perfekt ausgeleuchtet, nur der Zug ging in Wolke. Suuuuper! Von hier oben hätte man gerade am späten Vormittag / Mittag noch mehr machen sollen. Die Viecher machten, wenn sie mal kamen, einen sehr friedlichen / neugierigen Eindruck.

Ein Containerzug auf dem Weg durch die Prärie abwärts.

Es war wunderbar, hier im Schatten einiger Bäume zu faulenzen. Die Züge hörte man rechtzeitig und sie kamen immer aus der passenden Richtung! Als die Getränke aufgebraucht waren, lief ich mal zum Auto zurück, während Nico tapfer durchhalten wollte. Wir hatten große 1,5l-Flaschen unter das Auto gelegt, damit sie nicht ganz so warm würden. Meine Flasche war von der Straße aus einsehbar gewesen und nun nicht mehr vorhanden! Da viele Radfahrer auf der Straße unterwegs waren, vermute ich mal, dass das Wasser einem solchen bei der Bewältigung der Steigung geholfen hat. Sei's drum! Ich nahm mir etwas von Nicos Flasche (Wasser mit Erdbeerbeigeschmack, na ja, wenn's scheen macht...) und wartete mal hier auf Züge, weil die Sonne direkt in den Bahn-Einschnitt hinein schien. Dummerweise kam rein gar nichts. So vergingen wohl anderthalb Stunden. Eine Stunde vor Sonnenuntergang war ich nochmal in die Prärie gelaufen und konnte zwei weitere Züge ablichten.

Nico war derweil mit einem jungen slowenischen Paar ins Gespräch gekommen, das hier einen Spaziergang gemacht hatte. Gemeinsam liefen wir zur Straße zurück. Er arbeitete die Woche über im bosnischen Bihac an einem Projekt und erzählte bischen was über seine Fernpendelei und die Entwicklung der Sprachen in den Balkanstaaten. Abends leistete ich mir mal das Steak des Hauses und einen schönen Weißwein.

Sonntag, 07. September 2008: Hrpelje - Hamburg

Ab 7.30 Uhr bekamen wir vom Chef des Hauses persönlich das Frühstück serviert. Wir hatten wieder wunderbar geschlafen und waren froh, dass wir nicht in dem Mittelalter-Gasthof eingecheckt hatten. Um 8.35 saßen wir im Auto. Im Juni hatten wir dieselbe Etappe und waren um 8.25 losgekommen. Damals hatte ich ab Nürnberg den 15.30-ICE nach Hamburg bekommen, obwohl wir hinter Rosenheim eine Umleitung fahren mussten. Also diesmal vielleicht sogar schon 14.30 ab Nürnberg? Durch Ljubljana kamen wir sehr zügig. Sonntagmorgens ist halt noch nicht so viel los und seit Juni ist ein neuer Tunnel in Betrieb gegangen, so dass man die Autobahn im Stadtbereich durchgehend befahren konnte. Lediglich kurz vor Jesenice gab es mal ein kurzes Stück Landstraße.

In Österreich nahm der Verkehr dann massiv zu. Irgendwo vor Villach war die Autobahn dann plötzlich voll von Motorrädern. Es waren hunderte, und sie taten sich nicht gerade durch korrektes Verhalten im Straßenverkehr hervor. Tja, und dann ging es in die Tauern hoch. Wo wir im Juni überall reibungslos durchkamen, begann nun der Stau. Wie wir aus dem Radio erfuhren, war im Katschbergtunnel Blockabfertigung angesagt. Vier Kilometer Stau. Die waren es mindestens. Während über den Standstreifen und zwischen den Spuren wohl hunderte von Motorrädern an uns vorüber zogen und zusätzlich dafür sorgten, dass unsere Startposition sich nicht all zu schnell verbesserte, vergingen über anderthalb Stunden.

Auf der Tauern-Nordseite verschlechterte sich das Wetter massiv, es setzte Regen ein. Gerade genossen wir, dass die Autobahn wieder relativ frei war, da standen sie vor uns und alle Warnblinker blinkten gelb! Und diesmal war es richtiger Stillstand! Laut Radio ein Unfall vor uns und Sperrung für den Hubschrauber. Diesmal dauerte es etwa eine Stunde, bis es weiter ging. Zum Tatort würde ich nicht rechtzeitig zuhause sein, das war klar. Weiter ging es, der Verkehr nahm unten rapide zu und der Regen wurde stärker, Gischt spritzte auf. Ein absolut nerviges Fahren. So ging es an Salzburg vorbei. Der Bayrische Rundfunk begrüßte uns mit der Ankündigung von Stau hinter Rosenheim und zwischen München und Ingolstadt. Suuuper! Das Fahren wurde in Deutschland nicht angenehmer, die Autobahn war brechend voll, der Blick fiel nur auf verschwommene Lichter im Regen. Immer wieder das Aufblinken gelber Warnleuchten, wenn der Verkehr kurzzeitig ins Stocken geriet.

Hinter Traunstein plötzlich abrupter Stillstand. Wir kamen gerade rechtzeitig zum Stehen. Ein Stück vor uns war doch alles frei, es standen nur etwa vier Autos vor uns! Dann entdeckten wir beim Blick zwischen den Autos durch einen unförmigen Haufen auf der Straße. Da lag ein Motorradfahrer! Viele Leute sprangen hinzu und leisteten Hilfe. Die anderen Autos begannen im Schritttempo drumherum zu fahren. Wir schlossen uns da natürlich an. Ein zweiter Motorradfahrer hing irgendwie zwischen Boden und Leitplanke. Sah das furchtbar aus! Wir wollten nicht mehr pünktlich nach hause kommen, wir wollten nur noch heil nach hause kommen! Mann, was für eine Fahrt!

Die angekündigten Staus erwiesen sich dann bestenfalls als etwas zähflüssigerer Verkehr als wir ihn eh schon hatten. Rund um München durfte man den Standstreifen als vierte Spur nutzen, da kam man oft schneller vorwärts als auf der linken Spur. Auf Höhe des Flughafens hatten wir das Gros des Verkehrs hinter uns und es ging wieder zügiger voran. Diesmal war die Gegenrichtung deutlich voller. Im Radio wurde mittlerweile von 15km Stau und vier Stunden Wartezeit vor dem Katschbergtunnel berichtet, was für ein Wahnsinn! Ohne weitere Zwischenfälle stellten wir um 17.50 Uhr das Auto bei Sixtens auf den Hof. Nach einer kleinen Brotzeit aus dem Markt im Bahnhof sagten wir "Tschüß" und bestiegen unsere ICEs (na ja, Nico hatte seinen um 18 Uhr leider gerade verpasst, aber bis Frankfurt hatte er es ja nicht mehr so weit).

ICE 582 Nürnberg Hbf 18.32 > Hamburg-Harburg 22.42

Um 23.15 Uhr war ich endlich zuhause. Trotz der anstrengenden Rückfahrt lag eine sehr schöne Tour hinter uns. Wir konnten mit den Ergebnissen dank des Wetters sehr zufrieden sein, so dass unser "Konzept" mit der kurzfristigen Entscheidung also aufgegangen ist. Wobei - Vorfreude auf ein bestimmtes Land ist auch etwas schönes, so dass diese Herangehensweise vielleicht doch eher die Ausnahme bleiben wird.

Vielen Dank an Nico und Oli für's mitmachen - der eine "in echt", der andere virtuell. Ohne Oli hätten wir häufig zur falschen Zeit am falschen Ort gestanden.

Über jede Art von Rückkopplung zu den Reiseberichten würde ich mich sehr freuen. Das können Korrekturen oder ergänzende Hinweise sein; von Interesse ist für mich aber auch, was besonders interessant oder sogar für eine Reiseplanung hilfreich war. Nur durch Rückkopplung kann ich in künftigen Reiseberichten die Aspekte, die von besonderem Interesse sind, besser berücksichtigen.

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