Das magische Gleisdreieck

Autor: Jan-Geert Lukner. Alle Rechte am Text und an den Bildern liegen beim Autor.

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Dieses Jahr sollte es nach langer Zeit mal wieder im Winter nach Skandinavien gehen. Allerdings klappte es terminlich dann doch erst über den Monatswechsel März / April. Während zuhause in Deutschland schon alles blühte, sollte es für uns in den Schnee gehen. Da der Schnee auch in Skandinavien irgendwann taut, loggten wir uns gleich mal ganz im Norden an der Erzbahn ein. Da hatten wir die größte Hoffnung darauf, nicht im Schneematsch waten zu müssen. Wie recht wir doch bekommen sollten... Für Yannick würde die Tour der ganz große Wetterkontrast werden, war er doch gerade erst aus Marokko zurückgekommen.

Gebucht waren ein Flug Hamburg - Stockholm, der Nachtzug Stockholm - Kiruna, ein Leihwagen ab Kiruna mit Rückgabe in Östersund, drei Nächte im Hüttendorf Björkliden, sowie für den Rückweg der Nachtzug von Östersund nach Stockholm und ab dort der Rückflug nach Hamburg (für Yannick die Flüge natürlich ab/an Frankfurt). Zwischen den für Björkliden gebuchten Nächten und der Autoabgabe in Östersund wären wir flexibel.

Es ist natürlich für unser "wetterhöriges" Hobby immer etwas unpraktisch, sich auf irgendwelche Quartiere festzulegen. Aber wenn man schon da ganz hochgefahren ist, gehören einfach paar Nächte in Björkliden dazu - zumindest, wenn man dann auch eine schöne Hütte bekommt. Auf gut Glück hatten wir nicht hinfahren wollen; wir konnten schlecht abschätzen, wie voll es dort zur Haupt-Wintersportsaison ist. Man konnte die Hütte dann auch nur mindestens So bis Do oder Do bis So buchen. Letzteres hatten wir gewählt. Wettertechnisch zeichnete es sich vor der Tour nun ab, dass dieses Festlegen nicht gar so günstig gewesen war. Droben im Gebirge von Riksgränsen bis Abisko waren eher Schneewolken mit null Sonne angekündigt. Narvik sollte laut Wetterdaten wochenlang keine Sonne gesehen haben. Außerhalb der Berge, also bereits für Kiruna, war hingegen eine reelle Sonnenchance angekündigt. Da würde man ggf ein Stück fahren müssen.

Mittwoch, 27.03.2019

Aufstehen konnte ich etwa wie an normalen Arbeitstagen, und kurz nach 7.30 rollerte ich mit meinem Koffer zur Bushaltestelle. Trotz Berufsverkehrs klappte die S-Bahnfahrt bequem und zügig, so dass ich bereits um 8.50 am Flughafen ankam. Auch Check-in und Sicherheitskontrolle liefen reibungslos, so dass Zeit für ein ausgiebiges Frühstück bei Marché blieb.

SK 2646 Hamburg 10.40 - Stockholm Arlanda 12.15

Der Flug in dem kleinen Canadair Regional Jet 900 war ganz angenehm, wenn auch etwas eng. Erst konnte man schön Schläfchen halten, weil es eh unten nichts zu sehen gab. Später konnte man dann wunderbar auf Schweden runterschauen. Als erstes konnte ich genau die Ecke westlich Nyköbing identifizieren, in der ich letzten Sommer am Abflugtag noch herumgekurvt bin, bevor es nach Skavsta zum Flughafen ging. So schließt sich der Kreis.

Etwas nervig war die Frau hinter mir, die sich ziemlich lautstark mit ihrem Nachbarn unterhielt. Sie war wohl Bloggerin (allerdings älteren Semesters), jedenfalls war sie ununterbrochen am fotografieren, natürlich mit lautstarkem Kreischton des Handys bei jedem Bild. Das Gesprochene hatte etwa folgendes Niveau: "Ich glaub', ich weiß, wo wir sind". Hatte ich nun fast erstaunt ob ihrer Geografiekenntnisse einen Ortsnamen erwartet, holte mich ihre Erkenntnis auf den Boden der Tatsachen zurück: "Schweden!" Oder als wir in Arlanda neben dem Lufthansa Airbus A321-800 mit dem Namen "Hameln" hielten: "Mein Schwager arbeitet auch bei Airbus, aber nicht in Hameln." Auf das Geräusch vom Ausfahren der Räder reagierte sie mit totaler Panik. Ok, ich bin böse, ich weiß...

Den Flughafenbahnhof Arlanda kann man ja eigentlich nur boykottieten. Der Flughafenzug kostet 295 SEK, die S-Bahn zwar nur 45, aber damit nicht zu viele die S-Bahn dem Arlandaexpress vorziehen, kommt eine saftige Stationsgebühr in Höhe von 120 SEK hinzu. SEK-Beträge kann man etwa durch 10 teilen, um den Euro-Betrag auszurechnen. Die Stationsgebühr kann man umgehen, indem man mit dem Stadtbus nach Märsta fährt und dort in die S-Bahn steigt. Ich war ja fast gewillt, das zu tun, scheiterte aber an fehlenden Automaten. Bei einem Tarif, der sich nicht dadurch berechnet, wie weit man fahren will, sondern wie automatisiert man das Ticket erwirbt, wollte ich nicht gerade beim Busfahrer lösen... Für einen Handykauf hätte ich mir wohl die SL-App ziehen und einrichten müssen, wozu ich keine Lust hatte. Mir wurde es zu doof. Da ich eh heute keine SL-Tageskarte brauchen würde, löste ich mir im Internet für 99 SEK ein Ticket von Flybussarna (schon am Automaten hätte mehr gekostet!) und konnte herrlich bequem mit den im 10-Min-Takt fahrenden Bussen in die Stadt gelangen.

Das Wetter war gut. Ich schloss schnell den Koffer weg und machte mich zu Fuß auf den Weg zum Stadshus und weiter über die Brücken via Riddarholmen auf den Steilhang beim Mariahissen. Auf dem Weg wurde es in der Sonne so heiß, dass ich schon am Sinn meiner dicken Klamotten zweifelte und die Jacke über den Arm nahm. Nach etwas Suche nach einer freien Fläche in den tollen Altstadtgassen und steilem Aufstieg wurde ich unweit des historischen Fahrstuhls "Mariahissen" fündig. Vom Monteliusvägen hatte man einen tollen Ausblick auf die Brücken mit der Altstadt im Hintergrund. Wunderschöne Hintergrundwolken kamen hinzu. Warum hat man von hier nicht mal Bilder gemacht, solange die Züge nicht nur grau und schwarz, sondern farbig waren? Ein roter Flirt von Snabbtåg war leider gerade durch, als ich noch nicht ganz in Position war. Aber man konnte dort gut warten, und so hoffte ich einfach mal, dass doch noch was Ansehnliches käme. Mal zogen Schleier durch, aber zu 50% begeisterte das klare skandinavische Licht, das mich die Blende glatt mal ein bis zwei Drittel zumachen ließ. Und bischen was bunteres ging tatsächlich - auch ohne dass ich vorher irgendwas recherchiert hatte. Während des Wartens zog ich nicht nur ziemlich schnell die Jacke wieder an, sondern bald hatte ich auch ne Mütze auf. Es wurde ganz schön frisch.


Mit Kamerahochreißen erwische ich den MTR Expressen gerade noch, bevor er im Hauptbahnhof verschwindet.


Ebenfalls nur auf der Norra Järnbanebron erwischte ich einen X60 der SL. Die fahren hier sonst nur im Untergrund; es handelte sich wohl um eine Überführung. Im Vordergrund sehen wir die Insel Riddarholmen mit ihrer historischen Bebauung und dem einen oder anderen Ausflugskahn.


Der von einem Vectron gezogene Snälltåget kam leider erstmal nur in die falsche Richtung durch. Im Hintergrund liegt Gamla Stan, die Stockholmer Altstadt. In der Mitte fällt der Blick auf die Storkyrkan mit dem Königlichen Schloss dahinter, rechts sehen wir die Tyska Kyrkan St Gertrud.


Und einmal die Insel Riddarholmen komplett mit der Riddarholmskyrka.


Der Blick nach rechts fällt auf den Mariahissen im Vordergrund und einen älteren Tunnelbana-Zug zwischen den Stationen Gamla Stan und Slussen.


Die alltägliche "Grauware" der SJ: Ein Doppelstock-ET der Reihe X40.


Einer der zahlreichen lokbespannten SJ-Züge, die hier noch verkehren: Zug 239 ist dabei relativ unschwarz.


Bei Topp-Wolkenstimmung fährt der Flirt von MTR Express als Zug 2039 zurück nach Göteborg.


Völlig überraschend für mich tauchte TÅGAB-Zug 7051 nach Karlstad auf - die Einführung eines TÅGAB-Zugpaares in die Hauptstadt war irgendwie an mir vorbei gegangen, aber die blaue Rc mit den silberroten Wagen nahm man gern mit. Zwei auf der Lok reitende LKWs wurden digital beseitigt.


Außerdem schaute noch ein X55 "Rennreginchen" (also die schnellste IC-Variante aus der "Regina"-Serie) vorbei. Die linken zwei Wagen kaum sichtbare Grauware, die rechten zwei jedoch mit schön leuchtender Werbung "Åre 2019" bis über die Fenster zugekleistert.

Es war einfach nett hier. Der Ausblick vom Mariaberget / Monteliusvägen war einer dieser Punkte, wo man richtig schön entspannen kann und das knipsen kann, was unten so vorbei fährt. Eines war mir klar gewesen: Wenn ich den Panoramaweg zur Kundschaft mal ein Stück weiter gehen würde, käme bestimmt der von mir besonders ersehnte Snälltåg. So ging ich also irgendwann den Weg ein Stück weiter. Und tatsächlich kam in diesem Moment der Snälltåg. Wo Murphy nun anscheinend nicht mit gerechnet hatte, war, dass ich damit gerechnet hatte. So konnte ich den Snälltåg sogar noch etwas seitlicher auf der Brücke am Stadshus nehmen und nach einem kleinen Spurt wieder von meinem Stamm-Ausguck. Womit ich nun aber nicht gerechnet hatte, das war der X2 aus der Gegenrichtung, der den Snälltåg aber so richtig zielgerichtet zufuhr.


Da fährt endlich der Snälltåg wieder aus - auch ihn bekam ich nur auf der Norra Järnbanebron, denn auf der südlichen wurde er mir zugefahren...


Und zu guter Letzt noch ein MTR-Express mal ohne gelben Werbewagen.

Tja, der Snälltåg wollte sich ja auch schon letzten Sommer nicht so recht fotografieren lassen, das setzt sich nun fort. Dennoch habe ich den Nachmittag an diesem herrlichen Stadtpanorama genossen. Yannicks Flug von Frankfurt hatte +120. So langsam näherte er sich aber auch (unter 25 kann man sich auch noch den Arlandaexpress leisten...), und ich lief mal langsam zum Hauptbahnhof zurück. Als pessimistisch denkender Realist überlegte ich, ob ich in den vergangenen Stunden möglicherweise bereits den größten Teil der Bilder dieses Urlaubs gemacht hätte. So richtig euphorisch war die Wettervorhersage für die nächste Zeit und für unser Zielgebiet ja nicht...

Nach dem Bergen des Koffers aus dem Schließfach (4 Stunden für "nur" 80 SEK) und Begrüßung von Yannick ging es noch zwecks Proviantbeschaffung in den Supermarkt unten, wo ich mir wieder einen riesigen Salat abfüllte. Der Zug wurde erst sehr spät bereitgestellt, angekündigte Abfahrt 18:30 statt 18:11. Das juckte uns nicht weiter. Hatte ich damit gerechnet, dass der Bahnsteig nun voll von Leuten mit großem Skigepäck sei (wie früher in Hamburg in den Winterferien, wenn der "Komet" nach Chur erwartet wurde), so sah ich mich getäuscht. Ja, hie und da sah man Wintersport-Gerät, doch das war eindeutig in der Minderheit.

SJ 94 Stockholm C 18.11+18 - Kiruna 9.12+20

Erstmal verspeisten wir genüsslich unser Abendessen. Im Wagen war es angenehm ruhig. Irgendwo hinter Uppsala liefen wir aber doch mal auf ein Mariestads in den Speisewagen. Wir mussten uns an einen bereits belegten Tisch dazu setzen. Das macht ja nichts, kann ja auch nett sein. Doch wir (ok, ich) wählten zielgerichtet den falschen Tisch, wo wir sogleich von einem Finnen auf schwedisch zugetextet wurden und der andere, der dort mit gesessen hatte, die Gelegenheit nutzte, die Flucht zu ergreifen. Tja, draußen war nix zu sehen, drinnen musste man sich auf das Gelaber konzentrieren, das war anstrengend. So sahen wir zu, dass wir die Büchsen leerten und landeten schon um 20 Uhr wieder im Abteil. Wir waren beide gut müde und hatten nicht vor, heute sehr alt zu werden.

Wie jetzt? Eine Nachtzugfahrt ohne Kleinkinder im Nachbarabteil? Nein, das geht ja nicht. Das Kleinkind stieg mit seinem Vater in Härnösand zu und bezog dort das Nachbarabteil. Ich bekam das nur im Halbschlaf mit. Es gibt auch ruhige Kleinkinder. Dies gehörte dazu. Alles gut!

Donnerstag, 28.03.2019

So gegen 7 lief ich in den Speisewagen, der allerdings zu einem B-Wagen mit Fressluke mutiert war. Der Restaurantwagen von Stockholm geht ab Boden nach Luleå weiter, dafür brachte der Zugteil Luleå - Narvik eben besagte Fressluke mit. Immerhin waren jetzt auch frische Baguetts im Angebot. Ich begnügte mich mit nem Kaffee und setzte mich in den vorangehenden Sitzwagen. Der Blick in die sonnendurchflutete Schneelandschaft war wunderschön. Murjek verließen wir mit +20. Vorher waren uns zwei Containerzüge entgegen gekommen.

Mit einem Påfyllkaffe in der Hand lief ich in der Gegend von Nattavaara ins Abteil zurück, wo ich noch einen von gestern übrig gebliebenen Börek liegen hatte. Ich war gespannt, wie weit uns der Sonnenschein begleiten würde. Man konnte aus dem Zug heraus erkennen, dass das jetzt noch sehr ferne Gebirge unter tiefen Wolken lag. Mit rund 20 Min Verspätung erreichten wir Kiruna.

Dort stand der Shuttlebus in die Stadt schon bereit. Auf das Kommando der Busfahrerin "alle anschnallen" hörte man im ganzen Bus das Stakkato vom Klicken der Gurte - anders als letztes Jahr, wo alle die Ansage ignoriert haben. Der Busbahnhof in der Stadt hatte sich offenbar auch schon für den Umzug abgerüstet. Die ganze Stadt wird bekanntlich verlegt, und die eigentliche Wartehalle war leer und verschlossen. Es gab lediglich einen Sitzplatz in einem Vorraum, in dem Yannick nun mit dem Gepäck warten konnte.


Ein Busbahnhof mit genau einem Sitzplatz... Die eigentliche Wartehalle war schon für den Umzug hergerichtet (=leer).

Ich lief den bekannten Weg über den Kirchhügel ins Gewerbegebiet. Der kleine Schleichweg mit "schwarzer" Querung der Umgehungsstraße scheiterte fast an den Schneewällen rechts und links der Straße. Aber mit einmal knietief versacken (pfflupff!) schaffte ich es heil rüber. Das Prozedere bei Europcar ging schön einfach, die Mitarbeiterin war eine gebürtige Deutsche. Nur das mit dem kostenlosen Ins-Ausland-fahren, das ich zu meiner Überraschung vor der Abreise auf der Europcar-Website gefunden hatte, wollte sie nicht kennen. Erstmal war es aber egal, denn wettertechnisch würden wir vielleicht eh nicht in Norwegen landen. Sonst könnten wir ganz unbürokratisch anrufen.

Wir bekamen einen schneeweißen Golf Automatik. Bei der Ankunft am Busbahnhof war er schon nicht mehr ganz so schneeweiß. Es herrschten tagsüber Plusgerade, die Schneemassen waren am schmelzen und auf den Straßen floss das Wasser bzw sammelte sich in riesigen öligen Lachen. Urgs! Bei Burger King im Gewerbegebiet gab es ein frühes Mittagessen. Es hatte sich leider vollkommen eingetrübt.


Norwegerpullover im Burger King style. Oder umgekehrt...

Danach folgte der obligatorische Lebensmitteleinkauf, und dann setzten wir uns auf die Straße nach Björkliden. Ich war erstaunt, wie leer die Straße war. Vom großen Wintersport-Bettenwechselverkehr war nicht viel zu sehen. Man konnte zügig fahren, musste aber extrem aufpassen, weil immer wieder plötzlich Schnee auf der Fahrbahn lag oder einem die riesigen Pfützen das Lenkrad aus der Hand rissen. Das wurde immer besonders gefährlich, wenn ein LKW entgegen kam. Zwei Autos sahen wir zerscheppert im Straßengraben. Nein, darauf konnten wir verzichten. In Bergfors waren paar Aufhellungen am Himmel zu sehen, die uns für einen eben überholten Erzzug anhalten ließen. Nun ja, sowas sind Bilder, die die Welt nicht braucht...

In einem Rutsch ging es nun weiter bis Björkliden. An der Rezeption wurde Klarheit in die bange Frage, welche Hütte es gäbe, gebracht. Nummer 44. Ein kostenloses Upgrade mit Sauna, und zum Glück auch nicht ganz vorn an, aber leider ohne Aussicht auf den See. Das war das erste Mal, dass wir nun nicht die Erzzüge bis Abisko oder das blinkende Vorsignal in der Ferne beobachten konnten. Es sei nichts anderes verfügbar, wurde uns beschieden. Nun denn, bis auf die fehlende Aussicht war die Hütte mal wieder klasse.

Nach einer Siesta und einem Kaffee mit Wienerbrød (Puddingteilchen) fuhren wir noch ne kleine Runde am Torneträsk (dem 70km langen See) entlang und beobachteten, wie das Grau des Himmels mehr und mehr in das strukturlose Grau des Sees überging. Und einen relativ kurzen Erz-Leerzug von Railcare sahen wir auch noch mit seinen schwarzen Traxxen davor.

Es hatte ordentlich zu schneien angefangen. Zurück in der Hütte spielten wir ne Runde Scrabble und machten uns dann Gnocchis (Y) bzw Tortellini (J) mit einer selbstgemachten Schinken-Sahne-Sauce. Danach beschlossen wir, dass unser kostenloses Upgrade auch genutzt werden sollte, und heizten die Sauna an. Zwar hatten wir von dem Thema absolut keine Ahnung, aber dafür klappte es ganz ordentlich. Und zur Abkühlung ging es paarmal in den Schnee auf der Veranda. Da die Anheizerei eine ganze Weile dauerte, war es am Ende 22:00, und man hatte von der Sauna eine gute Bettschwere.


Wir hatten nicht nur eine Privat-Sauna, sondern auch zur Abkühlung Privat-Schnee auf der Veranda.


Das Hüttendorf geht schlafen...

Freitag, 29.03.2019

Morgens gegen 7 hingen nördlich über dem See einige größere blaue Flächen. Ich hab Yannick aber nicht geweckt. Und gegen 8 hing da auch gar nichts mehr... Das Grau des Sees ging mal wieder in das Grau des Landes über. In Kiruna mochte es etwas besser sein, so dass wir nach einem entspannten Frühstück in die Richtung starteten. Der Start ging genau bis zum Parkplatz, wo wir erstmal das Auto freischaufeln mussten. Es hatte über Nacht mindestens 20cm Neuschnee gegeben. Im Gegensatz zu Norddeutschland, wo mit dem Schnee auch meist die Wärme kommt, waren die Temperaturen aber gesunken. Wir sollten heute und die nächsten Tage auch tagsüber Minusgrade behalten!

Das war alles nicht so problematisch, und so saßen wir bald auf der E10 ostwärts. Im Gegensatz zu gestern bestand die Fahrbahn heute aus einer festgefahrenen Schneedecke, ließ sich aber gut fahren. Bald ging es immer wieder durch Wolken dicksten Schneegestöbers hindurch. In Rautas hielten wir einfach mal für einen entgegen kommenden Erzzug an. Auch wenn keine Sonne schien, das Schneegestöber war eine ganz eigene Winterstimmung. Und die schwatte Lok des Railcare Zuges 42602 hatte schön viel Weiß vorne drauf.


Unsere erste fotografische Begegnung mit dem "Schwatten", dem von Railcare beförderten Erzzug von Kaunis Iron aus Pajala. Also, das Erz kommt aus Pajala, nicht der Zug...

Nach Kiruna hinein wurde das Schneegestöber immer dichter statt dünner. Man konnte die Straße kaum noch erkennen. An einer kleinen provisorischen Baustellenumfahrung hatten einige Fahrer sogar ratlos angehalten... Wir erledigten das Tanken, unsere Einkäufe und landeten wieder bei Burger King. Danach war die Sicht klarer, so dass wir noch eine kleine Erkundungstour in Richtung Gleisdreieck Råtsi und dem neuen Güterbahnhof Kirunavaara unternehmen konnten. Weit konnte man auf der Südwestseite des LKAB-Geländes aber nicht bahnparallel fahren. Bald stand man vor dem LKAB-Werkseingang. Schade, Stück weiter wären paar schöne Fotobrücken über die Bahn gegangen, aber die befinden sich wohl sämtlichst auf Werksgelände. Und südlich Råtsi wäre man gern noch paar Nebenstraßen zur Erkundung hinein gefahren, aber an den Wegabzweigungen standen Soldaten mit geschulterten MGs. Das ließen wir also auch mal lieber bleiben. Hier schien ein Manöver im Gange zu sein.

Außerdem war die heutige Witterung nicht die erste Wahl zur Erkundung von kleinen Waldwegen. Es hatte nämlich wieder zu schneien angefangen. Uns hielt dort nichts mehr, und auf schnellstem Wege verließen wir die Stadt wieder, wo an der Umgehungsstraße mittlerweile zwei Autos im Straßengraben gelandet waren. Fahrbahn und unbefahrbarer Rand waren aber auch einheitlich weiß... . In Björkliden fuhren wir zunächst in der Hoffnung auf Schneegestöber-Bilder den kleinen BÜ am Bahnhof an, wo eine Schneeschleuder auftauchte.


Da kommt ein weißer Wirbelwind auf uns zu...


Und nochmal im Stillstand im Bahnhof Björkliden.


Eigentlich ist das Wetter in Björkliden gar nicht schlecht, aber der Wind bläst das auf der Lee-Seite der Berge gelegene Dörfchen gnadenlos mit Schnee voll.

Zurück in der Hütte ließen uns einige größere Auflockerungen über Abisko keine rechte Ruhe. Selbst das Hüttendorf in Björkliden bekam den einen oder anderen Sonnenstrahl ab. Erst bezogen wir den Panoramablick oberhalb des Hotels. Doch bließ der heftige Sturm so viele Schneewolken an den Bergen auf, dass an Sonne in der Fotokurve nicht zu denken war. Deshalb fuhren wir noch nach Abisko, wo allerdings zwei Westfahrer bereits im Bahnhof standen, die man nun dort nicht machen konnte.


"Fahren nach Abisko" ist leichter gesagt als getan, wenn auf der einzigen Zufahrtstraße nach Björkliden plötzlich Stau ist. Ein LKW hatte sich festgefahren. Dauerte zum Glück nicht so lange.

Yannick sprang durch den Tiefschnee auf einen kleinen Aussichtshügel bei der Turiststasjon, ich selbst konnte dort aber das Auto nicht lassen und fuhr zum Hp. Letztendlich kam der Personenzug bei beiden ohne Sonne. Der andere Zug war ein Militärzug mit schwarzer Rc, der noch immer im Bf Abisko Östra stand. Irgendwie hatte sich die Sonne ostwärts verpieselt, und wir hatten keine Lust mehr. So konnten wir in der Hütte zum gemütlichen Teil übergehen. Nach einer Runde Scrabble gab es Köttbullar med Potatismos und später die Sauna. Nebenbei gab es die spannende Frage nach Nordlichtern zu klären, denn der Himmel riss immer wieder auf, und ein heller bläulicher Schein, der gegen 21 Uhr immer noch da war, konnte eigentlich nicht mehr zur Tageshelligkeit gehören. Dachten wir zumindest. Doch bald war er dann doch verschwunden.

Samstag, 30.03.2019

Beim Aufwachen fegte draußen ein Schneesturm. In Kiruna sollte es allerdings 11 Stunden Sonne geben. Davon wollten wir was ab haben. Immerhin kam gegen halb 8 ein Räumfahrzeug durch die Hüttenreihen gefahren, so dass man nach dem Frühstück zum Parkplatz kam. Na ja, in der Zwischenzeit hatten sich schon wieder gut Schneewehen angehäuft und der eisige Blizzard, der einem ins Gesicht wehte und jegliche Sicht nahm, ließ schon die Fragen zu "Was machen wir hier eigentlich?" und "Wären wir nicht in der Hütte besser aufgehoben?" Ähnliches muss wohl auch der Fahrer eines Räumfahrzeugs gedacht haben, das uns kurz vorm Parkplatz entgegen kam. Sein Blick sagte alles.

Der Parkplatz war halbwegs geräumt. Es galt lediglich, den vom Räumfahrzeug verursachten Wall vor unserem Auto zu durchbrechen. Aufgrund der pulverigen Konsistenz des Schnees konnten wir diesen Wall allerdings mühelos mit dem Auto durchbrechen - ohne vorherige Schaufelarbeiten. Wir hatten wirklich beim Losgehen überlegt, ob wir die Schneeschaufel von der Hütte mitnehmen sollten...


Der vom Räumfahrzeug aufgetürmte Schneewall war locker und konnte vom Auto mühelos durchfahren werden.

Die Fahrt den Björklidener Berg runter und durch den Ort war abenteuerlich. Teils sah man aufgrund des durch die Gegend wehenden Schnees gar nichts. Doch unterhalb der Bahn war der Spuk schlagartig zuende. Wir waren aus dem Bereich der stärksten Winde raus. Und wo kein Wind, da wehte auch kein Schnee durch die Gegend. Neuer Schnee von oben fiel nämlich gar nicht.

Gruselig war die Fahrt auf der E10 dann aber doch. Weniger wegen des einen Schneesturms, der vor Abisko dann doch noch kam, sondern weil wir keinem einzigen Auto begegneten! Wir mutmaßten schon, ob es eine Unwetterwarnung gab mit der Weisung, dass alle zuhause bleiben sollen. Auch der Zugverkehr war mächtig durcheinander. Einen Cargonet Containerzug 41914, der noch von der Nacht übrig geblieben war und in Kirunavaara auf 69350 umgenummert worden war, kam uns westlich Stordalen entgegen.


Cargonet 69350, der eigentliche 41914, begegnet uns bei Stordalen.

Paar Aufrisse waren am Himmel zu sehen. Und erwartungsgemäß nahmen die mit Verlassen des Gebirges deutlich zu. Bald war vor uns in Richtung Kiruna nur noch blauer Himmel zu sehen. Da nun langsam der Nachtzug 94 von Kiruna kommen musste, brachten wir uns im Bf Rensjön, wo wir die komplett sonnige Zone erreicht hatten, in Position. Auf unserem kleinen Feldherrenhügel wehte ein eisiger Wind. Gebannt warteten wir auf das Erbimmeln des Bahnübergangs. Doch nichts passierte. Wir konnten den Zug unmöglich verpasst haben, und die SJ brachte auf ihrer Seite keine Verspätungsmeldung. Der Zug kam trotzdem nicht. Statt dessen zogen nun vom Gebirge die dicken Schneewolken heran.

Wir fuhren weiter. Von Westen sollten jetzt zwei Züge kommen. Die Wolkengrenze war wieder vor uns. Ich hoffte darauf, dass die Brücken im Gleisdreieck Peuravaara direkt vor Kiruna wieder Licht hätten. Zum Glück löste sich das Gewölk immer mehr auf, so dass wir tatsächlich die Brücken ansteuerten. Von einem Parkplatz mussten wir noch ein ganzes Stück auf einer Scooterspur zur Brücke über das Neubaugleis (der Schenkel des Gleisdreiecks für Durchfahrten aus Richtung Narvik in Richtung Kirunavaara - Gällivare / Svappavaara) laufen. Doch wir schafften es wunderbar, hatten noch etwas Zeit zum Atemholen, und dann tauchte auch schon Cargonet 41903 auf.


Schon wieder ist es ein Cargonet-Zug, mit dem nun das erste Sonnenbild an der Erzbahn gelingt.

Da es aus der Ferne so aussah, dass hinten im Bahnhof der Nachtzug losfahren würde, liefen wir schnell durch den Tiefschnee zu einem passenden Blick mit dem Luossavaara im Hintergrund. Doch nichts kam. Da an der Stelle von eben nun auch noch der "Schwarze Erzzug" 42601 kommen sollte, liefen wir wieder zur Brücke zurück. Hier fährt Railcare (also das schwedische Railcare, das offiziell "Railcare T" heißt, um nicht mit der schweizer Schienenhilfe verwechselt zu werden...) mit Leihloks des Leasing-Unternehmens Bure im Auftrag von Kaunis Iron, die die Erzgrube Kaunisvaara bei Pajala an der finnischen Grenze betreiben und das Erz mit LKWs nach Pitkäjärvi zur Bahnverladung bringen. Pitkäjärvi ist ein neuer eigens dafür eingerichteter Verladebahnhof kurz vor Svappavaara an einer Nebenbahn der eigentlichen Erzbahn.


Auch der "Schwatte" geht prima mit Sonne. Leerzug 42601 ist unterwegs von Narvik nach Pitkäjärvi - hier im Gleisdreieck Peuravaara.

Nun überlegten wir, welchen Weg denn wohl die LKAB-Erzzüge momentan fahren. Sie können sowohl über die alte Einfahrt via provisorischem Pbf ins Werk fahren als auch die neue Zufahrt direkt zum Abzweig Peuravaara an der Neubaustrecke nehmen. Ein über Peuravaara aus dem Werk kommender Zug hätte eine geniale Gegenlichtaufnahme mit dem Erzberg im Hintergrund ermöglicht. Es war lange kein Erzzug abgefahren, so dass wir auf eine baldige Abfahrt hofften. Wir stapften durch den Tiefschnee zu einem topp Ausblick. Doch wie wir da so warteten, kamen uns doch Zweifel, dass die Züge über diesen Weg ausfahren. Somit stapften wir durch den Tiefschnee zum Parkplatz zurück. Immer wieder machte es Pfflupff und man fand sich nicht mehr oben auf der Schneedecke, sondern bis zum Oberschenkel im Schnee. Bei einem dieser Ausflüge der Unter- und Oberschenkel tief in den Schnee zerbrach man auf halbem Wege nach unten einen unterschneeigen Eispanzer, der, wie ich im Nachhinein bemerkte, meine eh schon porösen, weil viel zu selten genutzten Winterwanderstiefel irgendwie angeschnitten hat. Fortan war ich mit "flatternden" Sohlen unterwegs und hinterließ eine Spur von Gummibrocken... (Nachtrag: Vielleicht lag das auch NUR an der Selbstauflösung der Schuhe und nicht am Eispanzer). Schade, das waren tolle, tiefschneeerprobte Winterstiefel...

Der Erzzug fuhr aus, als wir wieder am anderen Gleis standen. Er kam auf der Neubaustrecke, und er wäre mit der Werkskulisse topp im Gegenlicht gekommen... Da unserer Meinung nach nun erstmal bis zum Bummelzug aus Narvik anderthalb Stunden Pause war, beschlossen wir, uns in der Stadt was zu essen zu besorgen. Unterwegs sahen wir den Park des Nachtzuges am Bahnsteig stehen. Er war komplett leer. Es gab Salat von ICA Kvantum, der konnte ein Quantum Trost spenden...

Allerdings kamen wir erst gar nicht zum essen. Der Plan war gewesen, den Salat auf dem Parkplatz im Gleisdreieck Peuravaara zu essen. Doch als wir dort ankamen, waren gerade paar dickere Wolken zur Seite gezogen und wir wollten uns erstmal für den Regio aufstellen. Auf dem Weg nach Peuravaara kamen wir auf der E10 an einer Hinweistafel vorbei, nach der die E10 ab Björkliden gesperrt sei. Oh ha! Da hatte man also den Nachtzug leer gemacht, ohne für den kompletten Laufweg Busnotverkehr anbieten zu können! Mehr als zwei Stunden hatte der Zug auch sicher nicht Verspätung gehabt. Die Güterzüge fuhren, hätte man da nicht den Nachtzug weiterfahren lassen können, auch wenn es ab Narvik dann vielleicht aus Wende noch mit +60 zurück gegangen wäre?

Derweil begann uns der nächste Personenzug zu versetzen. Während in der Verbindungskurve vom Pbf auf die NBS Richtung Kirunavaara - Råtsi nacheinander der Nachtzug-Park und ein Erzzug mit unbekanntem Ziel (na gut, der Erzzug wird nach Svappavaara gewollt haben) unfotografierbar an uns vorüber zogen, tauchte "unser" Regio von Narvik nicht auf. Statt dessen wölkte es ziemlich zu. Bald sahen wir keine Aussicht mehr auf Sonne. Und ohne den großen Erdbeleuchter wurde es schnell kalt, besonders mit aufgeklappten Gummisohlen... Wir brachen ab und beschlossen, unsere Salate in unserer Hütte in Björkliden zu essen. Wer weiß, vielleicht käme dort ja noch ein Sonnenstrahl hin?


In Richtung Gebirge wurde es immer finsterer, die Wolken immer giftiger.

Unterwegs herrschte schon wieder eine gespenstische Leere auf der E10. Als wir das westliche Ende des Torneträsk in Sicht bekamen, lag eine richtig giftige Wolkenbarriere vor uns. Die E10 war tatsächlich kurz hinter Björkliden gesperrt. Zum Glück ging der Rückstau der Autos nur so weit, dass wir die Abzweigung hoch ins Dorf noch erreichten. Die Sonne beobachtete uns müde, als wir vom Parkplatz durch das heftigst verschneite Hüttendorf zu unserer Stuga stapften.


Also, im Prinzip hatten wir Sonne!

In der Hütte war jetzt erstmal Speisung und Entspannen angesagt. Zwar gab es vereinzelte Aufhellungen draußen, aber wir hatten wohl beide keine so rechte Lust, nochmal in die kalten und feuchten Sachen zu schlüpfen. Dabei blieb es auch für den Rest des Tages. Und wir verbrachten gefühlte Stunden mit einem festgefahrenen Scrabble-Spiel. Da gab es keine Anschluss-Möglichkeiten. Die Sauna bildete wieder mal einen schönen Abschluss.

Sonntag, 31.03.2019

Willkommen in der Zeitzone des Sommers! Heute war der Tag der Uhr-Umstellung. Nur meine "schlaue" Armbanduhr hatte das beim nächtlichen Funkabgleich offenbar nicht mitbekommen. Das wichtigste war aber, die Kameras umzustellen.

Und nun? Heute war Abreisetag, und wir waren uns einig, dass wir uns nach den drei fest gebuchten Nächten in Björkliden etwas flexibler halten wollten. Außerdem wusste man hier wirklich nicht, ob man nicht irgendwann vielleicht wirklich nicht mehr vom Parkplatz kommt. A propos, was sagen denn die Verkehrsspezialisten auf ihren Webpräsenzen? Erstmal Trafikverket für die Straße. Ups, ein "Durchfahrt verboten" Symbol oberhalb UND unterhalb von Björkliden?

Das zwischen Björkliden und Abisko war aber nicht ganz so gravierend. Hier rechnete man nur eine Stunde für eine Lawinensprengung. Wir konnten also ganz in Ruhe in den Tag starten. Die Sperrung in Richtung Riksgränsen sollte aber ernsterer Natur sein - nunmehr wetterbedingt verlängert bis zum heutigen Nachmittag. Und auf norwegischer Seite soll es anderen Quellen zufolge sogar einen Lawinenabgang gegeben haben, der das Einfliegen von Experten nötig machte - allein zur Begutachtung. Und wie kommen die Verkehrsbedürftigen nun nach Narvik? Klar! Mit der Bahn! Zeit für Straßenersatzverkehr! Laut SJ Website hatte man dazu aber nach wie vor keine so rechte Lust. Im Gegenteil. Der Nachtzug war wieder mal ausgelegt, nur das Regiopaar wurde noch für Björkliden angezeigt. Na ja, wer will auch schon über eine EU Außengrenze fahren...


Erstmal frühstücken! Polarbröd mit Butter und "Jordgubbs Sylt utan biter" (Erdbeermarmelade ohne Fruchtstücke) aus der "Squeezy Flaska" - ein Muss in jedem Skandinavienurlaub.

Wir frühstückten in Ruhe, packten zusammen und reinigten die Hütte. Da wir nicht die einzigen waren, die jetzt aufbrechen wollten, kam es zu massiven Staus im Hüttendorf, da ja nur eine Spur freigefräst war, in der "schnell" die Autos beladen werden mussten. Die Leute reisten aber auch mit viel Kram... Im Hüttendorf sind Autos nur zur An- und Abreise zugelassen, ansonsten bleiben sie draußen auf dem Parkplatz. Wir gaben die Schlüsselkarte ab und fuhren einfach mal los. Ja - wohin eigentlich? Nun, erstmal ostwärts natürlich. Vor der Sperre weiter ins Gebirge unten an der E10 schienen noch die gleichen Autos zu stehen wie gestern.

Da es im Bereich des Torneträsk stellenweise auflockerte, beschlossen wir, einfach mal in Abisko zu warten. Von der Bw-Zufahrt kann man den Bahnhof Abisko Östra noch gut aufnehmen, auch wenn die Züge in der Regel das Gleis hinterm modernen Mittelbahnsteig nehmen. Als der Personenzug drückte, hatte sich schon länger eine blaue Fläche auf die Sonne zu gearbeitet. Doch der Wolkenzug war einer von der Sorte, der nach ordentlicher Bewegung aussieht, wo sich die Wolken aber kaum bewegen und sehr stationär festhingen.

Der Njulla, zu dessen Füßen der Hp Abisko Turist liegt, hatte die ganze Zeit schon Sonne. Hier in Östra würde es vermutlich nicht reichen. Deshalb eilten wir schnell rüber nach Turist, wo wir den Zug mehr schlecht als recht auf der Abiskojåkkabrücke aufgenommen hätten. Hätten - weil wir irgendwann dachten, dass der Zug doch ausfällt. Statt dessen näherte sich ein Erzzug, und den wollten wir ja doch lieber in Östra haben. Also zurück nach Östra. Im Rückspiegel konnten wir den Regio in Sonne über die Brücke fahren sehen...

In Östra war die Situation gar nicht mal so anders als vorhin. Das Blau zog gewaltig auf die Sonne zu, bewegte sich jedoch kaum vorwärts. Klingt widersprüchlich, ist aber das Naturgesetz von Wind und Wetter und Eisenbahnfotografie... Der Regio stand ewig am Bahnsteig. Raucherpause? Umfangreiche Skiverladung? Warten auf Sonne? Der Erzzug trötete schon vor Abisko Turist. Der würde auch nicht viel nach dem Regio kommen. Das Blau kam immer näher und blieb doch fern, näherte sich dabei aber doch gaaanz laaangsam. Der Erzzug musste schon vor der Einfahrt stehen. Derweil ertönte ein Pfiff vom Bahnsteig. Warten auf Sonne abgebrochen. Die westliche Bahnhofsausfahrt hatte schon komplett Sonne, als der Regio im Dunkeln an uns vorüber fuhr.

Die Sonne kam dann kurz vorm Erzzug langsam auf uns zu. Von den roten Häuschen entlang der Gleise wurde eines nach dem anderen hell. Der Erzzug fuhr in Sonne und war so langsam, dass er den Schatten nicht mehr einholte. Das EG wurde hell, der Auslösepunkt wurde hell. Der Erzzug krebste noch immer mit der Lok irgendwo hinterm Bahnsteig herum. Offenbar wollte der Tf so langsam an das Asig ranfahren, dass er nicht zum stehen käme, bis der Perso den Block frei gemacht hatte. Und was war das? Die Häuschen wurden nach und nach alle wieder dunkel! Nun hatte die Sonne eine Minute geschienen, in der der Erzzug nicht hinterm Bahnsteig hervor gekommen war. Und nun hatte sich das Gewölk komplett neu organisiert und die Sonne wieder längerfristig verschluckt. Die Ausfahrt wurde grün, der Erzleerzug beschleunigte im Dunkeln an uns vorbei. Und wenn ich sage "er beschleunigte", dann meine ich auch "er beschleunigte". Wie die IORE mit ihren 1400 kN den Leerzug beschleunigt, das hat was von U-Bahn. Vom Quartett spielen in der Schulzeit weiß ich noch, dass die deutsche 150 mit ihren 441 kN der King in der Anfahrzugskraft war, und hier sprechen wir mal eben von 1000 kN mehr...

Das war ja mal richtig dumm gelaufen! Schade. Im Laufe der vergangenen Tage hatte sich ein wenig herauskristallisiert, dass es für Yannick ein unbedingtes Must have Motiv gibt: Den Blick von oberhalb des Hotels in Björkliden mit See und Lappporte im Hintergrund. Als nun mal wieder ein Zug von Kiruna im Zulauf war, äußerte Yannick erneut den Wunsch, den dort zu machen. Die Möglichkeiten sind insgesamt im Winter eh eingeschränkt und als Winteransicht hatte ich das auch noch nicht. Warum also nicht? Bis der Zug da wäre, hätte man annehmbares Seitenlicht.

Der Parkplatz vorm Hotel war brechend voll, man parkte weit die Straße hinunter. Die Sonne wechselte sich mit Wolken ab, und manchmal ging auch ein Schneeschauer herunter. Am Rande eines Wanderwegs, der jetzt natürlich in erster Linie von Skifahrern okkupiert war, konnte man ohne größeres Einsinken zur Spitze eines Abfahrthanges gelangen, von dem aus man einen topp Ausblick hatte.


Blick vom Skihang oben auf das Hotel in Björkliden, zu dem auch unser Hüttendorf gehörte. Im Hintergrund der Torneträsk.

Als der Erzzug endlich hinten um die Kurve kam, war das Motiv voll ausgeleuchtet. Aber der Zug war ja soooo langsam. In meinem Kopf duellierten sich Engelchen und Teufelchen. Engelchen jubilierte "da kann ja wirklich nichts mehr schief gehen" und Teufelchen meinte nur "halt die Klappe, der Zug braucht noch ewig bis zum Auslösepunkt". Der Zug wurde immer langsamer, fuhr aber nach wie vor durch Sonne. Plötzlich fing es bei uns oben an zu schneien! Am Ende war der Schneeschauer wohl irgendwo im Bild, aber der Zug 9912 war gut ausgeleuchtet - ein natürlicher Colorkey. Nur die Lok hatte Farbe.


Malmgodståg 9912 erreicht Björkliden. Im Hintergrund die Lapporte, das Wahrzeichen Lapplands, in den Schneewolken.

Da eine Minute später das Licht komplett weg war, werteten wir das Geschehene als Erfolg und gingen frohgemuts zum Auto zurück. Es waren weitere Züge von Osten im Zulauf. Die nächste geeignete Möglichkeit, bei der man sich nicht im Schnee einen Tunnel unterm Wildschutzzaun durchgraben musste, war der Bahnhof Torneträsk. Das war ein ganzes Stück Fahrt. Und es wurde richtig knapp, weil der Lukner am Seeufer auch noch Labis machen musste...


Am Torneträsk Blick ostwärts...


...und westwärts.

Am Ende hat nur Yannick ein Bild vom Erzzug hinbekommen, mir war auf der Hatz vom Bahnhof zum Fotopunkt die Puste ausgegangen. Aber es kam ja noch mehr. Yannick watete durch den Tiefschnee zu einem Hügel (pfflupff, pfflupff, immer wieder hüfthoch rein in den Schnee...), ich suchte mir an der Bahnböschung die am wenigsten kompromissbehaftete Möglichkeit aus. Völlig überraschend tauchte ein Militärzug auf - leider wieder mit schwarzer Rc. Außerdem ging Regio 96, der auch Schwarzware vor hatte, und Cargonet 41936.


Ein plötzlich auftauchender Militärzug rollt durch den Bahnhof Torneträsk. Offenbar kehrten wohl die Norweger von einem Manöver in Finnland zurück - über Haparanda! Die Zuglok ist aus dem Lokpool von Beacon Rail Leasing Limited, Transporteur könnte unbestätigten Angaben zufolge Railcare gewesen sein.


Es folgen Zug 96...


... und der nur sonntags fahrende Cargonet 41936.


Yannick hatte sich definitiv den schöneren Ausblick auf den Cargonet-Zug "erarbeitet".

Die Sonne hatte sich tapfer gehalten, doch nun zogen auch hier plötzlich Schneewolken auf. Wir hatten es hier und machten uns auf den Weg nach Kiruna. Unterwegs nahmen wir allerdings, weil es passte, noch den 9911 in Rensjön, 9918 in Krokvik und 9911 nochmal im Gleisdreieck Peuravaara mit. Dieses Gleisdreieck zog uns immer wieder magisch an...


Da war doch was, da war doch was... Hmmm, ach ja, LKAB-Erzzüge! Die gibt es hier ja auch noch! Mgt 9911 durchfährt den Bahnhof Rensjön mit seinem kleinen Häuschen. Das Licht war allerdings schon wieder schneegetrübt.

Zwischendurch gab es eine Zwangspause, weil erstmal ein LKW geborgen werden musste. Er war offenbar nur dem unbefestigten Fahrbahnrand zu nahe gekommen. Das hatte ihn regelrecht "rausgehauen".


Ein von der Straße abgekommener LKW muss erstmal geborgen werden.


Fast geschafft. Er konnte sogar noch selbst fahren, bis in die nächste P-Bucht jedenfalls.

Im Gleisdreieck hatten wir eigentlich noch zwei weitere Programmpunkte: Den schwatten Erzzug nach Pitkäjärvi und den ausfahrenden Nachtzug 93. Aber kurz vorm Untergang versank die Sonne dann doch im Wolkenmodder. Uns war kalt, vor allem machte sich bei mir bemerkbar, dass ich meine Winterstiefel heute Morgen zu Mülle getragen habe. Die sich auflösenden Sohlen gingen gar nicht mehr, ich hatte eine regelrechte Gummispur hinter mir her gezogen... Und die ebenfalls mitgeführten "Winterstiefel light", wie sie für Deutschland völlig ausreichend sind, können dem skandinavischen Winter halt kein Stück trotzen...


In Krokvik begegnet uns Mgt 9918.


Und im Gleisdreieck Peuravaara hatten wir den 9911 wieder eingeholt.

Wir hatten nun zwei Nächte im Hotel Kebne in Kiruna gebucht. Das war deutlich preiswerter als die Hütte in Björkliden. Aber es war vollkommen ok. Gegen 19 Uhr waren wir da, die Sommerzeit macht sich bemerkbar, man war länger draußen. Da wir heute nix zu Mittag hatten, war unser erstes Anliegen nun ein Thai Restaurant, das oben beim Best Western Hotel liegt. Es handelte sich um ein Restaurant mit Bestelltheke. Das scharfe Gericht, dazu Salat und Brot vom Buffet, taten wunderbar gut. Und die Trocadero Brause auch. Keine Ahnung, wonach die schmeckt, aber sie schmeckt. Mit Umweg über ICA Kvantum und Tankstelle ging es ins Hotel zurück.

Ich lag eigentlich schon im Bett, da leuchtete es grünlich über die umliegenden Häuser. Ein dolles Nordlicht war das nicht, aber es konnte sich vielleicht noch entwickeln. Ich fand das Bett eigentlich schön warm, aber Yannick hatte schon Klamotten an und das Stativ in der Hand. Da musste ich wohl oder übel das ganze Wintergedöhns wieder anziehen.

Es war wirklich ein Erlebnis, um 23 Uhr durch das nächtliche Kiruna zu cruisen. Es war absolut niemand mehr unterwegs! Unser erster Plan, den Wegweisern zum Aussichtspunkt am Luossavaara zu folgen, brachte zwar einen Topp-Ausblick auf das herrlich beleuchtete Werk, doch die hellen Lampen der hiesigen Skianlage waren genau das, was wir nicht brauchten. So fuhren wir auf der E10 westwärts in die Finsternis. Am BÜ in Krokvik hielten wir, und Yannick machte paar Fotos. Es hatten sich wirklich jetzt einige Streifen und der eine oder andere "Vorhang" gebildet.


Ein leichtes Nordlicht bei Krokvik. Durch die Langzeitbelichtung wirkt es stärker als es in Wirklichkeit war.

Während der ganzen Zeit sahen wir keinen anderen Straßenverkehrsteilnehmer. Das Hotel war zum Glück noch offen (ich hatte schon wieder mit dem schlimmsten gerechnet, weil die Rezeption nur bis 23 Uhr auf hat) und um Mitternacht lagen wir im Bett.

Montag, 01.04.2019

Gegen 7 nutzten wir erstmal ausgiebig das schöne Frühstücksbuffet. Mmmmh, es gab natürlich auch gekochte Eier mit Kalles Kaviarpaste, ansonsten alles, was ein schwedisches Smörgås braucht.

Als wir auf der E10 auswärts fuhren, stand ein Erzzug an der neuen Ausfahrt des Malmbangård abfahrbereit. Es näherte sich allerdings auch ein Green Cargo Zug von Süden, der weiter Richtung Narvik sollte. Und von Westen näherte sich ein leerer Erzzug 19905. Wir fuhren bis Bergfors und stellten uns an einem Weitblick für den Ostfahrer auf, denn die beiden Nordfahrer waren immer noch nicht ab Kiruna.


Erzleerzug 19905 in der Weite des Rautas Fjällurskog (Gebirgsurwald) zwischen Torneträsk und Bergfors.

Nachdem das geklappt hatte, wurden wir regelrecht übermütig und wollten den 19905 nochmal bei der Ausfahrt Rensjön haben. Doch zu viel geht nun wirklich nicht. Der Bereich Rensjön lag im Bereich einer Wolkenzunge, die aus dem Gebirge heraus gezogen war. Außerdem verzögerte er sich, da noch ein Militärzug bis Bergfors durchgelassen wurde, den wir wie immer nicht auf dem Schirm hatten. Für den Green Cargo-Zug 45904 und den nachfolgenden Nachtzug, welcher heute überraschend wieder fuhr, bauten wir bzw ich uns zwischen Bergfors und Torneträsk auf.


Paarmal die Woche wird Narvik von Green Cargo angesteuert. Zug 45904 nähert sich dem Torneträsk und dem gleichnamigen Bahnhof.


Es folgt Nachtzug 94, den wir wegen der Ausfälle der letzten Tage schon gar nicht mehr auf der Rechnung hatten...

Mittlerweile waren wir abgebrüht genug, dass wir bei kurzfristig anstehender Zugfahrt auf der E10 mit Warnblinker stehen blieben; es war ja sooo wenig Verkehr... Ein nun anstehendes LKAB Erzzugpaar wollten wir nun im Bf Torneträsk verarzten, aber hier war die gleiche Situation wie gestern in Abisko - die Wolke zog einfach nicht weg, obwohl sie deutlich zog. Und wenn sie mal kurz weg war, bildete sie sich sogleich neu.


Wegen Wolkenschatten wollte ich auf ein Foto vom 9909 verzichten, doch als der tausendste Wagen beim Kreuzungshalt genau neben mir zum stehen kam, machte ich doch mal ein Foto vom Wagen zwischen Stationsschild und unserem Leihwagen.

Auch ein Abstecher nach Björkliden, wo es erst noch schön blau ausgesehen hatte, war aus zwei Gründen erfolglos: Erstens: Die Sonne verabschiedete sich komplett und zweitens: Der Personenzug 95 hatte +90. Wir waren müde und hatten Hunger und fuhren deshalb nach Kiruna zurück.


Und nochmal der weite Blick über den Torneträsk.


Blick Richtung Nordwesten.

Nach einem Burger King Besuch war erstmal Shopping angesagt: Nebenan war eine Intersport-Filiale, und dort hatte man ziemlich ähnliche Winterstiefel desselben Herstellers wie die gestern zu Müll getragenen. Da musste ich zuschlagen! Dass mir 500 SEK mehr abgezogen worden waren, als auf dem Preisschild stand, realisierte ich leider erst später. Ich hatte noch anderes gekauft und deshalb die korrekte Endsumme gar nicht so genau überschlagen. - Es hatte komplett zugewölkt, so dass wir erstmal auf eine Siesta ins Hotel fuhren.

Doch so allmählich wurde es vorm Zimmerfenster immer heller. Die Spielgeräte des Spielplatzes draußen fingen an Schatten zu werfen. Irgendwann war bei mir die Schwelle erreicht, an der ich raus musste. Ich hoffte auf ein Foto vom ausfahrenden Hectorrail-Zug mit dem Luossavaara im Hintergrund. Yannick wollte lieber Schlaf nachholen, er hatte wegen Holzsägearbeiten im Nachbarbett letzte Nacht nicht gar so gut geruht.

Ich fuhr raus in unser allseits beliebtes Gleisdreieck und dort an den See, genoss den relativ starken Sonnenschein und wartete auf die Züge, die da kommen mochten. Es ging sogar als erstes noch der stark verspätete Regio 95. Ein schön heller Zug mit finsterer Lok. Der Hector 40501 stand ewig schon im Pbf, ließ sich mit losfahren aber viel Zeit. Eine schön helle Lok mit (bei diesem Lichteinfallwinkel) eher nicht so hellen Wagen.


Der Hector 40501 fährt auch im Auftrag von LKAB, und zwar für solche Materialien und Stoffe, die sonst noch so für den Erzabbau benötigt werden. Mit Zwischenstopp in Gällivare / Koskuskulle geht es nach Luleå.

Als drittes wartete ich noch auf den abfahrenden Norrtåg um 16.50. Ich hoffte, dass der wenigstens schön leuchten würde, doch das einzige, was leuchtete, war das fette Graffito am Zugbeginn. Wird nicht gezeigt. Mittlerweile war Yannick aufgewacht und bat um Abholung. Ich fuhr los und war gerade wieder auf der Hauptstraße, da tauchte in der Verbindung vom neuen zum alten Malmbangård eine dieser Endführerstands-Rangierloks mit einem kompletten Zug neuer (?) stahlfarbener Erzwagen auf. Das sah im Streiflicht total klasse aus, aber ich konnte nichts mehr machen. Einziger Trost: Wenn ich am Seeufer geblieben wäre, hätte ich die Fuhre sicher auch nicht bekommen.

Gemeinsam fuhren wir am Bahnhof und Lokstallen vorüber wieder ins Gleisdreieck. Erst hofften wir noch bischen "so" auf irgendwas Rollendes. Später stellten wir uns für den zurückkehrenden Green Cargo Zug 45905 und den verspäteten Nachtzug 93 am Nordwestende des Gleisdreiecks auf. Es war bei beiden Zügen wie so oft in diesem Urlaub: Als sie in der Ferne in Sicht kamen, war die Fotokurve noch gut ausgeleuchtet, als die Züge da waren, nicht mehr so. Der Nachtzug hielt dafür sogar extra vor der Abzweigstelle Peuravaara an, bis das Licht nahezu komplett gelöscht war.


Nachtzug 93 hat immerhin noch etwas Glint, als er das Gleisdreieck Peuravaara erreicht.

Nach beiden Durchfahrten wollten wir eigentlich nochmal zum Sportgeschäft und wegen der Preisdifferenz fragen. Doch als wir zum Auto liefen, kam das Abendlicht nochmal mit bestmöglicher Intensität hervor. Zu Intersport hätten wir sofort los gemusst, weil die um 19 Uhr dicht machten. Aber wenn dann was in dem tollen Licht gekommen wäre, das hätten wir uns nicht verziehen. Der abfahrende Nachtzug 93 (macht ja in Kiruna kopf und kommt zweimal durchs Gleisdreieck) wäre zur Planzeit topp in dem Licht gekommen. Wegen der Verspätung musste ich mich erstmal mit Labis begnügen. Aber immerhin kam der Nachtzug noch mit dem allerletzten Sonnenstrahl, der zwar nicht mehr so intensiv, aber doch kräftig genug war.


Der Luossavaara.


Blick über den zugefrorenen Luossajärvi auf die bald historische Stadtkulisse von Kiruna.


Nachtzug 93 verlässt Kiruna durch das Gleisdreieck mit dem Luossavaara im Hintergrund.

Das war ein wunderschöner Tagesabschluss! Zumindest bahnfotomäßig. Da wir beide noch nicht den allerstärksten Hunger hatten, wollten wir noch etwas nach geeigneteren Nordlicht-Beobachtungspunkten suchen. Dazu fuhren wir erst einen Fahrweg südöstlich des Luossavaara hinein, doch die geeigneten Blicke nach Norden fehlten. Danach probierten wir die Straße nach Kurravaara aus. Ein Sportplatz am Rande der Stadt mochte gehen. Wir probierten es auf der Straße immer noch wieder ein Stück weiter, bis wir auf eine Abzweigung mit dem Wegweiser "Aurora-Farm" stießen. Das ging dann einen mehrere Kilometer langen, aber gut befahrbaren Waldweg hinein. Die Farm war dann ein Hüttengrund an einem See, aber keine öffentliche Gelegenheit zur Observation von Polarlichtern.

Wir fuhren zurück nach Kiruna. Wie wir uns der Stadt so näherten, fiel linkerhand die Baustelle eines großen Gebäudes mitten in der gerodeten ex-Wald-Einöde auf. Beim Näherkommen erkannten wir den vom alten Rathaus bekannten Glockenturm. Diese Baustelle auf der grünen Wiese (hier: auf der grünen Waldrodung) wurde das neue Rathaus! Rund herum war noch gar nichts! Der geplante Stadt-Umzug ist wirklich ein Hammer! Dass das neue Zentrum so weit außerhalb des heutigen Stadtgebietes entsteht, hätte ich aber nicht gedacht. Die große Frage ist, wie die endgültige Anbindung des Schienenpersonenverkehrs erfolgen wird. Der derzeitige als "provisorisch" bezeichnete Bahnhof mit nur einer Bahnsteigkante wird vom neuen Stadtzentrum ja ewig weit weg sein.


Baustelle rund um das neue Stadshus weit vor den Toren der (heutigen) Stadt.


Das neue Stadshus. Sieht nach Großbaustelle aus, ist aber schon eingeweiht.

Nun ging es auf 20 Uhr zu, und wir hatten nochmal Appetit auf eine kleine Thai-Mahlzeit. Ich nahm das scharfe Gericht vom Vortag nochmal; es war einfach klasse. Danach ging es immer noch nicht ins Hotel. Der Ausblick vom Luossavaara Ski-Aussichtspunkt auf das Bergwerk war gestern imposant gewesen, wir wollten ihn jetzt in der Dämmerung fotografisch umsetzen. Dazu hatten wir nun genau die richtige Helligkeit.


Blick vom Hang des Luossavaara auf den Malmbangård und das Werk zu Füßen des Kirunavaara (samisch für "Schneehuhnberg").


Und nochmal mit unserem Leihmobil, das übrigens nagelneu war, auch wenn man das nach paar Tagen Gebrauch nicht mehr sieht...

Mit dem Bewusstsein, dass es später nochmal für Nordlichter losgehen könnte, fuhren wir dann endlich ins Hotel. Bei diesem Nachmittags-/Abendausflug hatten sich die neuen Stiefel schon mal bestens bewährt! Endlich wieder trockene und warme Füße im Schnee! Nordlichtaktivitäten konnten wir nun leider nicht feststellen. Deshalb ging es mal etwas früher in die Heia.

Dienstag, 02.04.2019

Heute sollte gar kein Sonnenschein zu erwarten sein. Der Plan war, die Erzbahn zu verlassen und sich weiter südlich "in Bereitschaft" zu halten - durchaus auch noch mit der Option auf die norwegische Nordlandsbahn, denn gegen Ende der Woche waren auch für den Bereich paar Sonnenstrahlen angekündigt. Erstmal konnten wir ausschlafen. Frühstück hatten wir für 9 angepeilt.

Überhaupt war jetzt strategische Planung nötig. Hier an der Erzbahn wäre offenbar die nächsten Tage nicht mit Wetter zu rechnen. An der Ostküste sollte es Mittwoch brauchbar werden. Allerdings auch wärmer, so dass man mit ziemlicher Schneematschepampe rechnen musste. Außerdem fingen die Wetterberichte damit an, uns massiv zu ärgern, indem sie ab Samstag (unser Abreisetag) topp Wetter im gesamten Norden ankündigten - für mehrere Tage... Unsere Überlegung war nun, erstmal südwärts nach Älvsbyn zu fahren, in dessen Umgebung es ja durchaus paar Fotomöglichkeiten gibt.

Zum Frühstück machte ich mir zwei schöne schwedische Smörgåser mit Käse, Schinken, Gurke, Tomate und Spiegelei. Wenn man die Brötchenhälften bischen presste, konnte man das tatsächlich essen... Pünktlich zur Geschäftsöffnung um 10 standen wir wie die Deutschen vor der Tür von Intersport. Na gut, nein, die Blöße haben wir uns nicht gegeben, wir waren erst 10:02 dort. Wir schauten im Laden nochmal auf das Preisschild und fragten dann mit dem Bong in der Hand, weshalb ich gestern für die Schuhe 500 SEK mehr bezahlen musste. Die Verkäuferin schaute selbst nach, meinte, ja, das Preisschild wäre nicht mehr aktuell, und buchte mir aber anstandslos die 500 SEK zurück. Da war ich happy! Somit lagen die Stiefel nur 20€ über dem deutschen Amazon-Preis; damit konnte ich leben.

Nun konnten wir die viereinhalbstündige Fahrt nach Älvsbyn in Angriff nehmen. Was soll ich groß berichten? Wir haben viel Wald gesehen. Gleich am Ortsrand von Kiruna stand eine Polizistin mit Radarpistole. Wir waren aber von Gegenautos gewarnt worden bzw hielten uns eigentlich eh meist an die Regeln. Es ging über Gällivare und Jokkmokk. Einen gewissen Aha-Effekt verursachte die Feststellung, dass in Porjus die Bahnhofsgleise der Inlandsbahn komplett unter Schnee verborgen waren, dass vor Jokkmokk aber plötzlich frische Spuren auf den Schienen zu sehen waren. Wir hatten ja nun die ganze Zeit keine Streckensicht. Sollte uns da tatsächlich ein Zug entgegen gekommen sein? Vielleicht nur ein Schneepflug, aber wofür? Nach unserem Kenntnisstand gibt es hier nach wie vor nur Sommerbetrieb.

Der Bahnhof Jokkmokk muss jetzt von irgendwo ferngesteuert sein. So moderne Signaltechnik hätte ich an der Inlandsbahn gar nicht erwartet. Wofür baut man sowas? Auch durch den Bahnhof Jokkmokk zogen sich die Spuren einer Zugfahrt. Nach einem Tankstopp ging es weiter. Wir querten den Polarkreis, während es immer sonniger wurde. Am Bahnhof Kitajaur gab es mal wieder ein Trockenbild von den Formsignalen.


Kann man immer schön im Vorüberfahren mitnehmen: Die Formsignale von Kitajaur an der Inlandsbahn.

Der Rest ging flüssig. Vorbei am beeindruckenden Storforsen, einem ziemlich "schrägen" Wasserfall, gelangten wir nach Älvsbyn. Dort sollte sich zeitgleich von Norden Gz 4375 Aitik - Skelleftehamn Övre nähern, den wir an der Straßenbrücke Korsträsk abwarteten. Im Streiflicht gab es dann noch ein Norrtåg Reginchen. Hier herrschten schon paar Plusgrade, so dass der Schnee nun langsam zu tauen anfing. Optisch waren die Felder aber noch komplett weiß.


Green Cargo Zug 4375 ist der "Kopparpendeln", hier zwischen Älvsbyn und Korsträsk beobachtet. Mal blaue Loks in noch ganz gutem Lackzustand! Das erfreute.

Wir sind nun ganz im Süden angekommen! "Süden" ist ja immer relativ, und wir hatten den Süden des nördlichsten schwedischen Läns Norrbotten erreicht! Doch auch wenn wir uns immer noch in der schwedischen Provinz Norrbotten befinden, so ist die Strecke, an der wir jetzt gelandet sind, doch eine andere. Die Erzbahn endet in Luleå an der Ostsee. Paar Kilometer zuvor, in Boden, zweigt die Haupt-Verkehrsader in Richtung Süden ab, die "Stambanan genom övre Norrland" oder einfach "Norra Stambanan". An der Strecke befanden wir uns nun. LKAB-Erzzüge fahren hier nicht, aber paar von der Erzbahn bekannte Züge gibt es hier schon (die Personenzüge, Cargonet u.a.). Die Strecke führt abseits der großen Küstenstädte mitten durch die Wald-Einsamkeit. Die Küstenstädte wie z.B. auf unserer Höhe Piteå sind über Stichstrecken angeschlossen, die aber keinen Personenverkehr aufweisen.


Ein Norrtåg im Gegenlicht in Korsträsk.

Danach wollten wir mal eines der Hauptmotive hier erkunden, den Seedamm durch eine Bucht des Stor Teuger. Das war 2011 schon baumtechnisch sehr grenzwertig, aber Rodungen kommen und gehen bekanntlich. Vielleicht würde da ja was gehen. Dazu mussten wir einen Waldweg rein, an dessen Anfang immer noch der geöffnete rostige Bom "wachte", an dem allerdings neu aussehende Vorhängeschlösser baumelten. Wir wagten es trotzdem. Der Weg war furchtbar schlecht zu fahren, eine Mischung aus Eispanzer, Cruncheis und seifig-schmierigem Naturboden.

Am völlig einsam in den Wäldern gelegenen Ausweichbf Järneträsk führte die Piste direkt an den Gleisen entlang. Vorher und hinterher mussten Gatter im Wildschutzzaun geöffnet und geschlossen werden - das kannte ich noch von 2011. So fuhren wir also wohlgemuts durch das erste Tor in den Bahnhof ein und auf dem furchtbar rutschigen und aufgeweichten Weg weiter. Das zweite Tor brauchten wir allerdings nicht zu öffnen. Der geräumte Teil des Weges endete genau an der Südausfahrt des Bahnhofs Järneträsk - freigeschaufelt offenbar nur für die LST-Kollegen. Schade! Wir rutschten den langen Weg zur Straße zurück, wo wir froh waren, hinter dem immer noch offenen Bom wieder festen Asphalt unter den Rädern zu haben.

Irgendwie herrschte auf der Bahn "tote Hose". Es war nichts im Zulauf. Deshalb erkundeten wir nun erstmal paar mögliche Motive für den ersten Nachtzug, der Älvsbyn nach 18 Uhr erreicht. Dazu fuhren wir eine Nebenstraße hoch zum Bahnhof Laduberg. Da gab es an der Nordeinfahrt auch direkt ein schönes Motiv. Schade, dass es bis zum Nachtzug noch eine Stunde Zeit war. Ob die Sonne sich so lange aus der horizontnahen Wolkenschicht würde heraushalten können? Na ja, vielleicht käme vorher ja noch ein Militärzug...

Hier die Antwort auf die zwei Fragen: Nein. Zu beidem. Als der Nachtzug kam, übrigens mit einer rotgrauen Rc, war das Licht so gedimmt, dass wir beide auf Fotos verzichtet haben. Schade...


Der Himmel im Westen dimmt das Sonnenlicht bei Laduberg dann doch sehr stark...

Somit blieb nur noch, nach Älvsbyn ins Hotel zu fahren. Das Hotel Polar war offenbar das erste weil einzige Haus am Platze. Mit 140 Euro das DZ nicht wirklich preiswert, doch dafür erhielt man gut gepflegten 70er Jahre Charme. Das Telefon auf dem Zimmer hatte sogar eine Glocke. Ob das wohl IP-fähig war? Es war alles sauber und gut in Schuss. Wir fühlten uns wohl. Zur Speisung liefen wir die aus dem spannenden Film "Jägarna" mit Rolf Lassgård bekannte Geschäftsstraße des Städtchens entlang und schauten nach dem gastronomischen Angebot. Es gab mindestens vier Pizzarien. Nirgends saß jemand drin; erste würden auch in Kürze schließen. Wir wählten das Restaurante Trescorona, wo immerhin ein Pärchen drinsaß, wo es leckeres Mariestads gab und wo man einen schönen Salat mit Oliven und Ananas am Buffet zusammenstellen konnte. Beim Bezahlen klagte der Wirt, dass es zu viele Pizzarien gäbe. Dem Aussehen nach war er Pakistani oä. Als solcher hätte ich ja gewusst, was ich gegen die Pizzaschwemme getan hätte. Wir hätten das kulinarische Angebot "seines" Landes jedenfalls dankbar angenommen...

Mittwoch, 03.04.2019

Beim Aufwachen fiel der Blick zunächst auf einen ziemlichen Schlonzhimmel, doch die ersten goldenen Strahlen der Sonne zeigten sich bald in den Straßen von Älvsbyn. Das motivierte aufzustehen. Schlonz hin oder her, aber wenn man schon mal hier ist, dann kann man es ja mal versuchen. Das Frühstück war ok, man konnte sich Lachsbrote mit Ei, Gurke und natürlich Kaviarpaste machen. Gegen 8.30 verließen wir das Haus. Diesmal sogar mit Bezahlung bei Abreise - wie es sich für das erste Haus am Platz gehört. Sonst bezahlt man hierzulande ja eher bei der Anreise.

Ein Güterzug 9116 war von Süden im Zulauf, den wir zwischen Korsträsk und Älvsbyn nahmen. Das war sogar ein Stahlzug - leider nur mit leeren Flachwagen. Und - er fuhr mit Doppel-Re wie vor 8 Jahren! Ich dachte, die Traxxe hätten sich dafür nicht bewährt; der "Norra Stålpendeln" zwischen Luleå und Borlänge war jedenfalls ziemlich bald auf Tripel-Rc umgestellt worden...


Der "Norra Stålpendeln" fährt wieder mit Traxx-Doppel.

Für den Nachtzug 92 wählten wir eine Position zwischen Järneträsk und Korsträsk. Hier hatten wir den zwar 2011 auch schon gemacht, aber wir hofften diesmal auf eine rotgraue Lok. Damals waren nur schwarze Loks mit dem für die Bottniabahn nötigen ETCS ausgestattet. Für die Wartezeit auf den Nachtzug hatten wir allerdings viel zu tun: Wir hatten uns während des Frühstücks die Karten gelegt, was wir weiter wollen. Hatte es bis gestern noch so ausgesehen, dass man sich Stück für Stück nach Süden verlagern könnte, um den Beginn einer größeren Schönwetterphase wenigstens noch am Ziel in Jämtland / Västerbotten mitzunehmen (da wäre Samstag zB der Nachtzug auf der Inlandsbahn gefahren), so brach die Vorhersage für dort auch immer mehr zusammen.


Nachtzug 92 kommt aus den ewigen Wäldern. Und Lex Wilderness in Form des Wohnmobils vor dem BÜ ist auch wieder zur Stelle. Auf der Straße herrscht sonst praktisch null Verkehr. Nicht schlimm, aber bemerkenswert ;-)

Statt dessen sollte es plötzlich Donnerstag Mittag bis Samstag an der Erzbahn richtig schön werden. Da hatten wir beide so richtig Lust drauf, aber da stand einem natürlich eine ätzende Rückfahrt bevor. Nochmal viereinhalb Stunden nordwärts gurken in dem Wissen, dass man das dann auch alles zurück muss? Um Samstag Abend den Nachtzug sicher ab Östersund zu haben, musste man ja Freitag nach Sonnenuntergang noch möglichst paar 100km nach Süden schrubben - so bis Jokkmokk oder besser Arvidsjaur. Auch keine "gemütliche" Vorstellung...


Als Norrtåg spucken die Wälder sogar einen X62 aus - meine ultimative Lieblingsbaureihe unter den Neubautriebwagen.

Dann war uns die einschneidende Idee gekommen: Die 1.Kl Nachtzugfahrt Östersund - Stockholm verfallen lassen (da sprechen wir von ca 95€ pro Person) und statt dessen Samstagabend ab Kiruna fahren! Wir würden uns die Einwegmiete von 94€ sparen (wenn Europcar sich kulant zeigt), dazu ca 90€ an Sprit. Und wir würden in Stockholm nicht höllefrüh um 6.38 aus dem Zug geworfen, sondern drei Stunden später. Sehr sympatisch! Nicht zuletzt hätte man eine riesige Zeitersparnis. Statt den Samstag komplett im Auto auf dem Inlandsvägen zu verbringen, könnte man da schön Programm machen - jedenfalls, wenn die derzeitige grandiose Vorhersage hielt.

Yannick rief die Buchungsseite der SJ auf und machte alles klar. Der durchgehende Schlafwagen ab Kiruna war zwar ausgebucht, aber wir konnten bis Boden Sitzwagen buchen und ab dort sogar Schlafwagen 1.Kl. Während seine Hand über dem Buchen-Button schwebte, rief ich bei Europcar in Kiruna an, um die Einwegmiete umzubuchen in eine Autoabgabe in Kiruna. Ich hatte wieder die Deutsche dran, und alles klappte wunschgemäß, auch die Rückbuchung der Einweggebühr. Es ist unglaublich, wie die Stimmung zumindest bei mir angesichts dieser Umplanung und des zu erwartenden Toppwetters hochschnellte! Yannick hingegen war am Rummotzen, weil ihm der gerade vorherrschende Schlonz nicht passte. Aber das machte er natürlich extra, um mich zu ärgern... So, während ich das alles geschrieben habe, ist - wie ihr ja schon gesehen habt - der Nachtzug durch und der bald darauf folgende Norrtåg 7100 ebenfalls. Das war sogar ein X62, während sich sonst offenbar die beiden Reginas die Dienste in Norrbbotten teilen.

Jetzt stand auf der Hauptstrecke erstmal nichts an. Wir hatten auf dem Luftbild eine interessant aussehende Brücke direkt bei einer Staumauer an der in Älvsbyn abzweigenden Piteåbahn gesehen. Die wollten wir uns jetzt mal anschauen. Dazu ging es eine schöne Nebenstraße auf dem Südufer des Piteälven nach Sikfors. Dort kurvten wir durch das Dörfchen mit den hübschen alten Holzhäuschen zum Kraftwerk runter, querten die Staumauer und erkundeten auf dem Kraftwerksgelände eine Fußgängerbrücke. Was für eine Wohltat, uns begegnete kein einziges Verbotsschild. Allerdings waren wir am Ostufer durch ein geöffnetes Tor gefahren, an dem wieder diverse Schlösser hingen. Deshalb wollten wir es uns dort mal nicht zu gemütlich machen.

Die Erkenntnis war allerdings da: Von der Fußgängerbrücke ging was. Und nach längerem Recherchieren fand Yannick heraus, dass mittwochs und freitags um 11.50 ein Zug in Piteå abfahren soll. Den konnten wir mal abwarten. Aber nicht am Ostufer. Wir fuhren über die Staumauer zurück und dann einen Fahrweg am Westufer zur Fußgängerbrücke. Bald kam die Meldung, dass der Hectorrail 41852 nach Hällnäs mit -30 in Piteå los war. Das passte ja hervorragend.


Zwischen dem Ausweichbahnhof Arnemark und dem ziemlich unmagischen Gleisdreieck Nyfors bei Älvsbyn quert die Piteåbahn bei Korsträsk den unmittelbar daneben aufgestauten Piteälven.

Nun war aber der Seeblick in Korsträsk dran. Ein Must have-Motiv, das nur in einem kleinen Zeitfenster geht, weil die Bahn an einem Hang entlang fährt. Den Hector nach Hällnäs konnten wir leider nicht mehr einholen (hätte dort auch noch Schatten gehabt), aber ein Stahlzug war bereits in Luleå abgefahren. Und der Kupferkollege war auch im Zulauf, wenn auch noch weit weg. Stahlzug 9106 kam dann sogar genau zu dem Moment, als die Schatten gerade vom Gleis weg waren. Das war ja perfekt!


Südwestlich des Bf Korsträsk rollt Norra Stålpendeln 9106 am gleichnamigen See entlang.

Nun standen einige Züge an. Erstmal Cargonet 41914 mit El16 von Süden, dann ein weiterer von mir nicht fotografierter Cargonet von Süden, der in Korsträsk an die Seite ging, um südwärts Norrtåg 7107 durchzulassen, der sich - obwohl bis Älvsbyn pünktlich im Zulauf - dann doch sehr viel Zeit nahm. Nun folgten zwei weitere Züge von Süden, die wir zwischen Korsträsk und Älvsbyn nahmen: GC 42504 und als dritter Norweger Cargonet 41962. Da fahren jetzt also an den meisten Tagen der Woche drei Containerzüge hintereinander nach Narvik! Nun folgte als letzter Zug dieser "Serie" der Kupferzug von Norden, GC 4375, den wir zwischen Kors- und Järneträsk spitz von einem BÜ fotografierten.


Cargonet 41914 mit El16 rollt von Süden auf Korsträsk zu.


Der X62 kommt zurück und wird hinter Korsträsk, bei einem Gehöft kurz vor Eintritt in die ewigen Waldgründe, fotografiert.


Dann kommen weitere Container, die wir uns zwischen Korsträsk und dem Gleisdreieck Nyfors bei Älvsbyn anschauen: Der Schwede als 42504...


...und der Norweger als 41962.


Zu guter Letzt kommt noch der Kopparpendel 4375 südwärts durch - hier vom BÜ südwestlich Korsträsk (das ist der BÜ mit dem Womo von heute Morgen).

Das war es dann aber wieder. Wenn auf der Hauptstrecke nix rollt, fährt man an die Nebenbahn. Besonders viel Vorlauf hätte man ja nicht bei einer Abfahrtmeldung aus Piteå. Deshalb ging es profilaktisch schon etwas früher als vielleicht nötig in Richtung des "stinkenden Tals", denn um 17.09 soll dort der Nahgüterzug nach Boden rausgehen, und das tat er in den zurückliegenden Wochen immer relativ planmäßig. Erst suchten wir relativ dicht an Piteå nach Motiven, doch ein auf dem Luftbild gut ausschauender BÜ erwies sich als hoffnungslos verkrautet. Die ganze Zeit hing über dem Tal der Gestank der Zellstoff(?)fabrik in Piteå. Der Wind stand wohl entsprechend "günstig". Für eine andere Stelle bei Böle musste ich einen furchtbaren Feldweg rein, in dem man sich teils wie im Eiskanal einer Bobbahn fühlte und dessen Cruncheis-Boden an den übrigen Stellen auch nicht gerade gut zu fahren war. Das "beste" an dem Weg war jedoch die fehlende Wendemöglichkeit am Ende. Nachdem die Fotokurve für untauglich befunden wurde, durfte ich die ganze Piste rückwärts wieder zurück fahren... Letztendlich fanden wir zwischen Pålberget und Rönnberget am Kläppgärdanvägen eine passable Fotokurve für den GC 6032, der sogar eine angemessene Länge hatte.


Der Green Cargo Nahgüterzug 6032 aus Piteå kurz vor Erreichen des Ausweichbahnhofs Arnemark.

Nun wurde es auch schon wieder Zeit, für den Nattåg 91 die gestern schon versuchte Stelle nördlich des Bf Laduberg aufzusuchen. Der GC 6032 kam kurz nach uns dort an und wurde ins Ausweichgleis gestellt. Hier kam er lichttechnisch ungünstig. Aber man wusste also schon mal, dass der Nachtzug unterwegs ist, auch wenn das Esig noch lange rot blieb. Leider kam er wieder bei Schlonzsonne, während der nachfolgende Gz 42057 nochmal ganz schönes Licht abbekam.


In Laduberg begegnet uns erst SJ Nattåg 91...


...und dann der schwedische Containerzug vom Terminal Gammelstad bei Luleå.

Mittlerweile hatten wir für heute Abend nochmal das Polarhotel in Älvsbyn gebucht. Nachdem wir einer vorbeikommenden Radlerin erklärt hatten, dass wir keine Vögel, sondern Züge fotografiert haben und sie das mit einem nach "Das gibt es auch?" klingenden "Jahaa" quittiert hatte, ging es in den Endspurt nach Älvsbyn. Der Mann an der Rezeption wirkte etwas "neu" im Job. Unsere booking Buchung war nicht zu finden und dann schickte er uns noch mit zwei Zimmerschlüsseln in ein Einzelzimmer. Na gut, das war schnell geklärt, und wir konnten das richtige Zimmer beziehen.

Wir hatten den ganzen Tag über nichts gegessen und waren entsprechend hungrig. Da es nicht schon wieder Pizza sein sollte und wir Appetit auf ein richtiges Bier hatten, wollten wir mal das Hotelrestaurant frequentieren. Wir setzten uns hin, wurden auch vom Kellner bemerkt, doch kümmerte er sich nicht um uns, sondern setzte sich zu seinen Kollegen. Ein Buffet war aufgebaut, das hatten wir wohl gesehen. Irgendwann fragten wir ihn, ob es auch a la carte gäbe. Ja, meinte er überrascht, das könnten wir haben, müssten dann aber dafür bezahlen. Das Buffet sei hingegen im Zimmerpreis inkludiert. Ok, das war natürlich ein Argument, nicht damit zu rechnen, dass jemand a la carte nimmt. Wir entschieden uns fürs Buffet, wo es Schnitzel, vor allem aber ein gigantisches Salatbuffet gab. Da fehlte wirklich nichts, was in einen Salat gehört, von Thunfisch bis Artischocken, von Blumenkohl bis Fetakäse und und und. Dazu nahmen wir kostenpflichtig ein Key Export (Y) und ein APA (Älvsbyn Pale Ale), beides aus der Key Bryggeri in Älvsbyn. Schmeckte beides sehr gut. Aufs Zimmer nahmen wir noch jeder ein Eriksberg mit. Die Bierrechnung belief sich am Ende auf 27,50. Euro, nicht Kronen ;-)

Donnerstag, 04.03.2019

Es war beim Aufwachen ankündigungsgemäß bewölkt. Wir konnten in Ruhe frühstücken und checkten aus. Dabei hatten wir schon geahnt, dass wir mit dem inkludierten Abendessen mehr als den Preis zahlen müssten, den booking.com ausgegeben hatte. Deshalb hatten wir vor dem Bezahlen überschlagen, wieviel der booking.com-Preis plus zweimal Einzelpreis Buffet (je 95 SEK) plus das aufs Zimmer geschriebene Bier kosten könnte. Und ja, der Preis lag dann tatsächlich höher als der von booking ausgeworfene, aber immer noch deutlich günstiger als wenn man alles einzeln bezahlt hätte. So waren wir zufrieden und hatten offenbar einen guten Deal gemacht... Als das also alles zur Zufriedenheit geklärt war, traten wir die Rückreise von Älvsbyn nach Kiruna an. Was war es schön, dass man sich später auf dem Inlandsvägen sagen konnte, dass man das alles nun nicht mehr zurück fahren muss. Unterwegs gab es immer wieder Rentiere am Straßenrand oder auf der Straße zu bewundern.

In Jokkmokk gab es einen kurzen Tankstopp und in Porjus ergab eine Gleisuntersuchung, dass dort seit unserer Hinfahrt auch was gefahren ist. Ansonsten wickelten wir die viereinhalbstündige Fahrt ohne Unterbrechungen ab. Ein wenig Antrieb gab uns das Wetter. Während es bis Jokkmokk noch durch einiges leichteres Schneetreiben gegangen war, kam ab Gällivare mehr und mehr die Sonne heraus. So war es ja auch angekündigt. In Kiruna trafen wir zu der Zeit ein, als Regio 95 nach Luleå aufbrechen sollte. Da fühlten wir uns doch direkt mal wieder von "unserem" Gleisdreieck magisch angezogen. Zuvor hatte sich noch Mgt 9914 nach Narvik in Bewegung gesetzt.


Huhu! Wir sind wieder daha! Endlich wieder im richtigen Gleisdreieck! Regio 95 fährt nach Luleå aus.

Ein kleines Hüngerchen hatte man ja doch. Deshalb nutzten wir die Gelegenheit nun, mal eben zu Burger King zu fahren. Angesichts des tiefblauen Himmels nahmen wir unsere Burger aber mit und hielten Rast in "unserem" Gleisdreieck. Da gab es dann auch direkt Mgt 9987 nach Svappavaara zu bewundern.


Mal mit richtig viel Weitwinkel beobachten wir Mgt 9987 nach Svappavaara bei der Ausfahrt.

Für den Regio 96, der dann leicht verspätet von Süden im Zulauf war, lagen unser beider Wunschmotive im Bereich des Bf Torneträsk. Allerdings hingen im Gebirge noch viele Wolken. Aber wir wollten mal was anderes als das Gleisdreieck sehen und beschlossen, einfach mal hinzufahren und die Wolkenlage zu checken. Als wir in die Zielgegend einkurvten, konnte man erkennen, dass da gar keine geschlossene Bewölkung mehr war, sondern dass da nur paar einzelne Wolken an den Bergen hingen. Ein kleines Stück weiter begann die wolkenfreie Zone; wir hofften auf baldige Auflösung des Gewölks.

Yannick bestieg den Hang gegenüber des Bahnhofsgebäudes, wobei das wohl ein ziemlicher Kampf gegen den Tiefschnee war (pfflupff!). Ich hingegen wollte mal Yannicks Perspektive auf den Bahnhof vom letzten Sonntag ausprobieren. Der schlimmste Tiefschnee-Abschnitt lag ganz unten nach Querung des Wildzauns. Danach konnte man auf einem Hügelrücken relativ bequem laufen, weil der Wind das meiste an Schnee weggepustet hatte. So erreichte ich den schönen Ausblick also relativ mühelos mit nur wenigen Pfflupffs. Ärgerlicher waren allerdings die Wolken. Die dachten nicht im Traum ans Auflösen und hingen auch noch zur Durchfahrt des Regio dick und schwerfällig über der Szenerie.

Schade, das hat also nicht sein sollen. Wir mussten wieder aus den Bergen raus ins langweiligere "Flachland". Für den schwatten Erzzug 42603, der sich jetzt von Narvik näherte, fuhren wir zum Bf Rensjön. Dass der Zug dort in das Ausweichgleis einfuhr, irritierte uns zwar im ersten Moment (warum tat er das?), passte letztendlich aber sogar recht gut, weil man so die Loks weiter vorfahren lassen konnte.


Der "Schwatte" 42603 rollt in Rensjön in das Ausweichgleis ein. Und keiner weiß warum.

Aber warum war er ins Ausweichgleis gefahren? An Güterzügen war nichts im Zulauf. Vielleicht wieder mal ein geheimer Militärzug? Wir konnten auch nicht erkennen, ob das eine Kreuzung oder eine Überholung werden sollte. Nach einigem Hin und Her entschieden wir uns, schnell ins Gleisdreieck vorzufahren, weil man da zumindest den Schwatten ein zweites Mal bekäme. Wir waren kaum am Gleisdreieck angekommen, da glitt hinten in den Wäldern ein Personenzug auf uns zu! Der Nattåg 93 konnte das allerdings noch gar nicht sein! War er aber doch, mit satten 24 Min Verfrühung! In die Zugtrassen sind wohl einige Kreuzungsaufenthalte mit Erzzügen eingerechnet. Wenn so wenig LKAB-Züge fahren wie heute, entfallen Kreuzungen, und da kommt dann sowas zustande...


Nattåg 93 fährt mit 24 Minuten Verfrühung durch das Gleisdreieck Peuravaara.

Immerhin schafften wir es, bevor der Nachtzug nach Kopfmachen und ohne Verfrühung weiterfuhr, noch durch den Winterwald zur hinteren Brücke zu laufen, dort den Schwatten zu machen, noch weiter zu laufen für einen Cargonet-Zug nach Narvik, der dann aber erstmal nicht kam, und dann rechtzeitig zum Nachtzug 93 wieder zum Luossavaara-Blick zurück zu laufen.


Nun gibt es den 42603 ein zweites Mal bei der Einfahrt ins Gleisdreieck Peuravaara.


Die beiden Züge gab es heute immer abwechselnd: Jetzt wieder der 93, und zwar bei der Ausfahrt gen Süden mit dem Luossavaara im Hintergrund.

Wir rechneten damit, dass der Nattåg in Kirunavaara mit dem Cargonet Zug 41914 kreuzen würde. Die Sonne stand zwar schon mega tief, aber wir wollten draußen auf Strecke - wo man halt ran kam - noch einen Fotoversuch wagen. Wir wählten den Bahnhof Krokvik, wo wir auf der Sonnenseite der Bahn einen ganz netten Blick mit den Hausbergen der LKAB, Luossavaara und Kirunavaara, im Hintergrund umsetzen konnten. Der Zug war sogar mit einer El16 bespannt.


Einen Zug konnten wir vor Sonnenuntergang noch mitnehmen: Cargonet 41914 mit El16 im Bahnhof Krokvik mit dem Luossavaara (links) und dem Kirunavaara (rechts) im Hintergrund.


Ein Stadt-Labi gab es doch noch: Wenn man in Kiruna die Signalgatan hoch fährt, sieht man an der Kreuzung mit dem Baningenjörsvägen dieses hübsche Holzhaus mit Schaukel. Wir mussten dann weiter über die Jernvägsgatan in die Konduktörsgatan, in der unser Hotel lag. Wir hätten aber auch den alternativen Weg über den Banmästarvägen, die Semaforgatan und die Rälsgatan nehmen können. (Die Straßen in dem hübschen Viertel hießen also übersetzt Signalstraße, Bahningenieursweg, Eisenbahnstraße, Schaffnerstraße, Bahnmeisterweg, Formsignalstraße und Schienenstraße).

Danach hatten wir's für heute. Es ging ins Hotel, wieder das "Kebne" von neulich, wo wir ein Zimmer im Untergeschoss mit Blick auf den Kirunavaara bekamen. Nach einer gewissen Regenerationsphase liefen wir noch zum Thai-Imbiss hoch, wobei ich mal was anderes genommen habe als die letzten beiden Male, was ich dann leider etwas trocken fand.


Und noch ein Foto. Wir waren mit Essen fertig, doch auch über eine Stunde nach Sonnenuntergang lag diese famose Dämmerung über der Stadt. Die "Blaue Stunde" ist endlos dort oben!

Zurück im Hotel blieben wir ein wenig wachsam, ob bei dem klaren Himnel vielleicht ein Nordlicht zu sehen wäre. Die ewig dauernde Abenddämmerung war schon mal phantastisch! So gegen 22 Uhr waren tatsächlich Anflüge von Nordlicht zu sehen, so dass wir nochmal raus ins Gleisdreieck fuhren. Die komische Skulptur im Gleisdreieck, die den Kontrast zwischen Natur und Industrie darstellen soll, blinkte und funkelte wild herum. Das Ding besitzt zahlreiche Leuchtdioden. Aber das Minimal-Nordlicht hat uns nicht so richtig vom Hocker gerissen. Um 23.30 waren wir wieder im Hotel.


Minimal-Nordlicht im Gleisdreieck.


Ein vorüber kommender Erzzug.

Freitag, 05.04.2019

Nun war er da, der von allen Wetterdiensten mit topp Wetter angekündigte Tag. Als ich um 5.50 - zehn Minuten vorm Wecker - mal vorsichtig hinausblinzelte, sah ich allerdings Wolken! Wo kommen die denn jetzt her? Ach so, Entwarnung, die kamen aus irgendeinem Schlot auf dem Kirunavaara, alles gut! Ansonsten war der Himmel stahlblau. Die Nacht war nach der Nordlicht-Aktion kurz gewesen. Aber heute sollte es zu tun geben! Punkt 6.30 traten wir beim Frühstück an, das Yannick nicht gar so gut genießen konnte, weil sein Fahrplansystem nicht mehr funzte. Nach einigem Nachrichtenaustausch konnte er das Problem aber fixen.

So wurden wir gewahr, dass wir nach dem Cargonet-Zug gestern Abend auch noch Zug 2 und 3 dieses Dreierbündels fotografieren konnten. Die beiden waren wohl irgendwo "leicht" hängen geblieben und jetzt akut im Zulauf! Wir fuhren nach Rensjön, wo wir 41902 mit +707 und 41962 mit +683 fotografierten.


Gefühlt haben wir bislang auf der Erzbahn fast mehr Cargonet- als LKAB-Züge abgegriffen. Diese Statistik pushen wir jetzt noch etwas mit 41902...


... und 41962, beide stark verspätet in Rensjön.

Dieses waren nicht die einzigen verspäteten Züge. Komischerweise war es bei den Personenzügen ähnlich unterschiedlich: Der Nachtzug 94 sollte pünktlich sein, doch Regio 96 wird mit +3Std ab Boden erwartet, weil der zweite Nachtzug aus Stockholm / Göteborg so stark verspätet im Zulauf ist. Dies nur mal so vorab. Wir fuhren für einen nun anstehenden Erz-Leerzug nach Torneträsk. Eigentlich war der noch büschen früh für das Motiv mit dem EG (J) bzw der S-Kurve (Y), aber der Zug zwei Stunden später sollte laut norwegischem daglig graf ausfallen. Wir hatten Glück: Zug 19905 fuhr ins Ausweichgleis ein und hatte besseres Seitenlicht als erwartet.


Der Erzleerzug 19905 fährt zur Kreuzung in den Bahnhof Torneträsk ein. Nein, der Volvo ist nicht unser Mietwagen :-)


Yannick war durch den Tiefschnee auf eine Anhöhe gepflügt und hatte im letzten Moment den perfekten Ausblick in die Einfahrkurve gefunden.

Nun wollten wir nach Vassijaure. Jaaaa, die Welt ist nicht mehr westlich von Björkliden zuende! Die Straße ist wieder frei. In der Zeitung war von Rekord-Schneehöhen in Riksgränsen von 378cm zu lesen. So'n bisken neugierig waren wir ja nun doch, wie das da oben aussieht. Und es war eindrucksvoll! Hinter Björkliden wuchs die Schneebande der Straße sichtlich in die Höhe, und Vassijaure war wirklich die Show mit seinem Schluchtensystem der Wege durch den Schnee.


Die Schneeschluchten von Vassijaure.

Dank vieler Scooterspuren konnte man sich allerdings auch AUF der Schneedecke fast völlig frei bewegen. Erst schauten wir uns den klassischen Ausblick auf das EG an, dann liefen wir hoch auf den Hang westlich des Bahnhofs, von dem man den herrlichen Weitblick in die Landschaft hat. Yannick entschied sich für den Ausblick, ich lief hingegen in den Bahnhof zurück, wo ich mir die Chance auf einen erhöhten Standpunkt von der hohen Schneedecke nicht nehmen lassen wollte. Zwanzig Minuten vor der Zeit von Regio 95 fuhr bereits der Nachtzug 94 zur Kreuzung ein.


SJ Nattåg 94 fährt in Vassijaure zur Kreuzung ein.

Der Zug kam so weit hinten zum stehen, dass er mich für den Regio nicht all zu sehr stören sollte. Alles war gut. Ich hoffte auf einen wenigstens einminütigen Aufenthalt des 95, damit ich den auch nochmal ein Mastfeld weiter nehmen könnte. Doch es kam völlig anders. Als sich endlich und bereits paar Minuten nach Plan der Pantograph des 95 langsam hinterm 94 in den Bahnhof schob, wurde er immer langsamer und kam bereits vorm Bahnsteig zum stehen. Häääh? Der 94 fuhr noch nicht los, offenbar hatte der 95 so früh angehalten, dass die Weiche noch nicht frei war. Irgendwann fuhren dann beide los. Der 94 war damit schnell verschwunden, doch der 95 dachte ja nicht im Traum daran, am Bahnsteig nochmal anzuhalten. Doch damit nicht genug: Zum zweiten Mal in diesem Urlaub löste meine Kamera nicht aus! Erst, als ich sie in Panik aus- und wieder einschalten wollte, löste sie einmal mit dem Ausschalten aus. Zufällig war der Zug da gerade an einer idealen Position, aber den Bildausschnitt hatte ich etwas verrissen; ich wollte die verschneiten Häuschen links eigentlich KOMPLETT im Bild haben. Na ja, immerhin hatte ich einen brauchbaren Schuss hinbekommen, aber meine Kamera bereitete mir im weiteren Verlauf eine gewisse Sorge...


Entgegen der Erwartung rollt Regio 95 ohne Halt durch den Bahnsteig von Vassijaure.

Wir folgten dem 95 nach Abisko Östra. Dabei machte sich das irgendwann mal absolvierte ADAC Fahrtraining bezahlt, als nach einem geraden Abschnitt mit normal befahrbarem Asphalt in einer Kurve plötzlich Eis mit ätzenden Spurrillen einsetzte, die einen zur Mitte lenkten, und gleichzeitig ein LKW entgegen kam... Und schwedische LKWs können anscheinend nicht bremsen (oder nur, wenn sie im Straßengraben gelandet sind wie neulich der). Na ja, nix passiert, alles gut! Unsere Hoffnung war, den Zug aufgrund seiner Halte wieder einzuholen. Hinter Björkliden sah das gar nicht gut aus, wir sahen ihn bereits weit voraus fahren. Doch in Abisko Turist stand er noch; da waren offenbar paar Skier mehr zu verladen. So konnten wir ihn ohne Eile bei der Ausfahrt aus Abisko Östra bekommen.


Nun haben wir alle drei Empfangsgebäude mit Trafoturm durch: Sieht ähnlich aus wie das Bild zuvor, zeigt Regio 95 aber diesmal im Bahnhof Abisko Östra.

Nun hofften wir ein wenig auf den Erzzug, der dem Regio neulich im Blockabstand gefolgt war. Na ja, Blockabstand war es heute nicht, aber Leerzug 9909 kam immerhin und kreuzte auch erst in Stordalen mit seinem Gegenzug, so dass wir ihn gut in Abisko Östra vom Bahnsteigende aufnehmen konnten. Wäre er in die Ausweiche gegangen, hätten wir "alt" ausgesehen, denn dann wäre er links an uns vorüber gekommen und wir hätten auf der Schattenseite gestanden.


Es folgt Erzleerzug 9909, den wir vom Bahnsteigende in Abisko Östra nehmen.

Interessant fand ich den neuen Bahnsteigaufgang, der eben nicht nur eine Treppe beinhaltet, sondern auch Toiletten (unten), einen Fahrstuhl und einen Warteraum (oben). Das ganze war selbstverständlich mollig warm beheizt und blitzeblank sauber. Dass die Kreuzung mit dem Mgt 9912 erst in Stordalen stattfand, hatte einen weiteren entscheidenden Vorteil: Wir konnten den nochmal vom Skihang in Björkliden aufnehmen. Dabei hofften wir auf einen gut ausgelasteten Schlepplift, den wir dann im Vordergrund hätten nehmen können. Doch da vor Zugdurchfahrt gar niemand hoch fuhr, fotografierten wir doch lieber "konventionell".


Nochmal der 9912 in Björkliden, diesmal ohne Wolken über der Lapporte.

Nun hatten wir es eilig. Wir hatten ja nun beide noch Ausblicke von oben im Bereich des Bf Torneträsk offen. Die wollten wir gern mit dem nächsten Erzzug umsetzen. Kurz nach unserer Abfahrt von Björkliden vermeldete das System bereits die verfrühte Abfahrt des Mgt 9914 ab Kiruna. Prognostizierte Durchfahrt Torneträsk 14:26. Prognostizierte Ankunft Torneträsk Hauptstraße für uns: 14:26. Finde das Problem! Da mein Chef mir mal erklärt hat, es gäbe keine Probleme, sondern nur Herausforderungen, ließen wir uns davon nicht entmutigen. Wir wählten für die Fahrt Preisstufe 2 und der Erzzug setzte durch eine Kreuzung noch paar Minuten zu. So kamen wir gut zueinander und so schafften wir es auch noch, unsere Feldherrenhügel zu erklimmen. Der Weg zu meinem Punkt war ja schon gut ausgetreten, und Yannick hatte sich auf seinem Hügel bei einem Vorbesuch auch schon autobahnverdächtige Wege freigetrampelt.


Mgt 9914 rollt durch den einsam gelegenen Bahnhof Torneträsk mit dem gleichnamigen See im Hintergrund. Mir war der Blick vor allem deshalb wichtig, weil man jetzt im Winter deutlich mehr vom Zug sieht; vor dem Gleis wuchern halt doch so einige Büsche.


Yannick wählte statt dessen den Hang gegenüber des Empfangsgebäudes und schaut sich die Einfahrt des Zuges an.

Na ja, von hellster Leuchtkraft war der Zug nun nicht gerade, aber man hatte den Blick wenigstens. Der Regio, der ja sonst um diese Zeit kommt, würde uns heute ja nun wegen seiner dreistündigen Anschlussaufnahme in Boden versetzen. Aus irgendeinem Grund hatte er es nichtmal mit +3Std geschafft, sondern krauchte jetzt mit um die fünf Stunden Verspätung durch die Gegend. Nun ja. Somit und weil LKAB mal wieder äußerstes Minimalprogramm fuhr, hatten wir jetzt genau gar nichts zu tun. Erstmal schlugen wir nen Kurs auf Kiruna ein. Ja, das magische Gleisdreieck zog uns an; da könnte man nochmal den Hector machen. Doch nach paar Kilometern vermeldete Yannick, dass der soeben abführe.

So stellten wir uns einfach in Rautas an den BÜ und machten Päuschen bzw ich schrieb schon mal etwas Bericht. Rechtzeitig zur nächsten Zugbewegung, dem schwatten Erzzug 42603, begaben wir uns wieder nach Rensjön. Dort wollten wir aber nicht dasselbe Bild wie gestern machen und stellten uns weiter hinten in die Kurve auf einen großen Schneehaufen. Daneben stand ein kleines Häuschen im Birkenwald und verschiedene samische Bauten wie diese aufgeständerten Kühlhäuschen. Ein Hund bellte uns an. Wir dachten, der wäre da irgendwo angeleint, doch plötzlich kam er näher. Und nicht nur das - er kam zu uns auf den Schneeberg hoch! Da war allerdings bereits deutlich, dass er in friedlicher Mission unterwegs war. Nachdem er es sich auf Yannicks Füßen bequem gemacht hatte, gab es jede Menge Streicheleinheiten, später auch noch Stöckchenspiel. Für den Tf des 42603 muss es ein Bild für die Götter gewesen sein, wie da zwei Männer und ein Hund auf dem Schneehaufen stehen. Für den bald folgenden Nachtzug 93 stellten wir uns nochmal ans Bahnhofsgebäude.


Schneeberg mit Yannick und Hund.


Erzleerzug 42603 nach Pitkäjärvi rollt durch den Bahnhof Rensjön.


SJ Nattåg 93 folgt einige Zeit später.

Da wir nun mal langsam mit einem Erzzug von Kiruna rechneten (lt norwegischem Daglig Graf wäre einer fällig), wechselten wir zum BÜ in Rautas zurück. Dort war allerdings schon wieder das Strecken-Ausfahrsignal NACH Kiruna gezogen! Nach einiger Zeit rollte Leerzug 9913 auf den BÜ zu.


LKAB Leerzug 9913 durcheilt den Bahnhof Rautas.

Waren wir jetzt durch? Nö! Natürlich wollten wir auch heute den 93 noch bei der Ausfahrt aus Kiruna im Gleisdreieck nehmen. Eigentlich hatte ich dabei an dieselbe Perspektive wie beim ersten Versuch gedacht, doch irgendwie stand man dann doch anders. Und man wusste nicht, wohin mit dem eigenen Schatten. Deshalb war dies zumindest von meiner SEite die wohl ungeglückteste Variante des ausfahrenden Dreiundneunzigers. Da wir ja schon zwei Varianten hatten, belassen wir es mal dabei. Irgendwie war uns das Licht noch viel zu gut und intensiv, um jetzt paar nötige Besorgungen zu starten. Gerade für Fahrten von Kirunavaara nach Kiruna Pbf hätte man ein tolles Streiflicht gehabt. Wir entschieden uns, einfach nochmal mit Signalsicht oben auf der Brücke zu warten. Und siehe da: Plötzlich ging tatsächlich das Signal für die gewünschte Relation auf grün! Was mochte das sein? Ein Gz von Svappavaara war noch weit weg, ein Norrtåg stand auch gerade nicht an. Ah, hatten wir nicht einen Zug vergessen? Ja! Der Regio 96 kam im schönsten Licht um die Ecke - mit nunmehr 263 Minuten Verspätung.


Der kam dann auch noch: Regio 96 mit fast viereinhalb Stunden Verspätung.


Das sind Werte...

Das war ein schöner Abschluss dieses gelungenen Tages! Nun musste noch bischen was erledigt werden: Tanken, Supermarkt, Hotel, Abendessen. Da es das Abschlussessen für hier oben wäre, musste es natürlich auch heute nochmal zum Thai gehen, wo ich die bewährte Nummer 14, allerdings nur medium spicy, wählte. Danach Hüttenabend im Hotel, wobei wir auch am heutigen klaren Abend nach Nordlichtern Ausschau hielten.

Um 22 Uhr zogen wir nochmal los. Zwar war vom Hotel nichts zu sehen gewesen, doch wollten wir uns das lieber mal von einer dunklen Stelle aus genauer anschauen. Wir hatten neulich an der Straße nach Kurravaara paar Kilometer hinter Kiruna eine offene Lichtung entdeckt, die wir einfach mal aufsuchten. Der Himmel im Westen war äußerst stimmungsvoll. Noch immer zeigte sich da ein Streifen Tageshelligkeit.


Selbst um halb 11 Uhr abends zeigt sich noch der letzte Schimmer Tageshelligkeit am Horizont.

Aber so richtige Nordlichter gab es nicht. Paar konstante Schleier waren vorhanden, aber so richtig leuchtend war nichts. Deshalb fuhren wir nach ca 20 Min auch wieder zurück. Noch vor Mitternacht wurde es leise in unserem Kämmerchen des Hotel Kebne.

Samstag, 06.04.2019

Samstags und sonntags gibt es leider erst ab 7.30 Frühstück. Erst hatten wir überlegt, dass wir das dann eben ohne Frühstück machen, doch zeigte uns das System, dass wir doch noch paar Brötchen mitnehmen könnten. Vorher packten wir aber komplett zusammen und brachten das Gepäck ins Auto.


Blick entlang der Signalgatan abwärts. Im alten Teil des Malmbangårds stehen Erzzüge nach Narvik und Svappavaara abfahrbereit.


Die Schaukel kennen wir ja schon, diesmal allerdings mit anderem Holzhaus vor der Kulisse des Erzberges. Auch dieses Eisenbahnerviertel wird dem Erzabbau weichen müssen...

Mit einem zusätzlichen Coffe to go an Bord startete das Auto mit uns an Bord um 8 Uhr gen Westen. Auf leerer E10 ging es nach Torneträsk. Dort setzte ich Yannick ab, der meine Perspektive von gestern machen wollte. Für ihn ein kleiner Schock: Es war Samstag und Hochsaison. Rund um den Bahnhof stand alles voller Autos. Er entschied sich trotzdem für einen Versuch. Ich fuhr hingegen nach Rensjön zurück, wo ich gestern noch ne brauchbare Stelle gefunden hatte. Da musste ich aber noch lange warten, da man völlig überängstlich den 19905 in Bergfors an die Seite genommen hatte, um einen beladenen Erzer von Kiruna durchzulassen, mit dem ich genau gar nix anfangen konnte.


Nach einer gefühlten Ewigkeit erreicht der 19905 Rensjön. Auch bei mir parkt ein Auto von einem der zahlreichen Hüttenbewohner im Bildausschnitt.

Heute muss wohl der Azubi die Disposition übernommen haben. Wie wir im Laufe der weiteren Autofahrt westwärts feststellten, hatte er den beladenen Erzzug in Stordalen an die Seite genommen, um ihn vom mit -20 laufenden Nachtzug 94 überholen zu lassen. Nun musste der Nachtzug bei seinem nächsten Verkehrshalt in Abisko Östra natürlich die 20 Minuten abstehen. Kurzerhand durfte der Erzzug den Personenzug hier wieder überholen...

Wir hatten uns mittlerweile in Vassijaure für den Panoramablick gen Westen aufgebaut. Auf norwegischer Seite war unsere Zuganzeige nicht die zuverlässigste. Danach sollte nun eigentlich der Erz-Leerzug 9907 mit rund +120 kommen. Dazu passte, dass der beladene Erzzug (der eben beschriebene mit den Überholungen) nun in Vassijaure an die Seite genommen wurde. Super, da schien ja wirklich was von Norwegen zu kommen! Warten... Nichts tat sich. Und dann zog plötzlich der Erzzug aus der Überholung wieder an und fuhr nach Norwegen aus.

Bei aller Lästerei über für Außenstehende nicht nachvollziehbare Dispositionen muss man natürlich dazu sagen, dass es tausenderlei nicht offensichtliche Gründe für solche Entscheidungen geben kann - von einer Weichenstörung bis hin zu Lokproblemen. Das "Durchpeitschen" von weit vor Plan fahrenden Reisezügen könnte natürlich bedeuten, dass es einen Notfall an Bord gab. Nach dieser These müssten die Krankenhäuser in Kiruna und Abisko aber gut zu tun haben. Ups, hatte ich "Krankenhaus in Abisko" gesagt? Da gibt es höchstens nen Tierarzt für Schlittenhunde...

Wir stehen noch am Panoramablick in Vassijaure. Ein Erzzug war also schon in der falschen Richtung durch. Und von hinten "drohten" weitere Züge. Der Nachtzug 94 und der schwatte Erzzug. Der Regio 95 hingegen, der passend für den Panoramablick käme, sollte 30 Min Verspätung haben. Wir vermuteten, dass die beiden Pz hier nicht kreuzen würden und dass der 94 also als erstes käme. Deshalb liefen wir auf einer Scooterspur westwärts, um von der anderen Seite her den Blick auf den freien Abschnitt zu haben.


Nattåg 94 verlässt den Bahnhof von Vassijaure.

Es war einfach nur wunderschön hier. Der klare blaue Himmel, die weite weiße Winterlandschaft, die Berge. So geht ein Traum-Wintertag, auch wenn schon April ist. Heute war hier draußen natürlich Highlife. Alles war bei dem Traumwetter an diesem Samstag draußen. Leider waren die Skiläufer deutlich in der Unterzahl. Rund um Vassijaure waren fast alle mit Snowscootern unterwegs. Den Lärm und Gestank mussten wir hinnehmen, hatten sie uns doch immerhin mit ihren Kufen und Treibriemen zahlreiche Wege im Schnee geebnet. Bald hörte man auch den Schwatten von Osten in den Bf Vassijaure einfahren. Nun war aber wohl erstmal mit dem Regio 95 zu rechnen, weshalb ich zum Panoramablick zurückgelaufen bin. Die Rechnung ging auf.


Der SJ Regio 95 ein Stück vor Vassijaure, Yannicks Perspektive.


Der "Schwatte" verlässt nach Ankunft des Regio den Bahnhof Vassijaure.


Regio 95 wird in Kürze Vassijaure erreichen. Der Blick reicht bis nach Riksgränsen.

Yannick nahm hinten noch den Schwatten mit und kam dann auch zu Fuß angelaufen. Bevor wir uns jetzt mal eine vermutete Möglichkeit in Katterjåkk anschauen wollten, haderten wir noch etwas, ob nicht doch der 9907 noch von Norwegen rüber käme. Der kam dann nicht. Aber es kam etwas, nämlich ein Leerzug aus dem Militärverkehr. Schwarze Lok mit viiielen leeren Wagen. Falsch! Der erste Wagen war sogar beladen ;-)


Suuuuper, da kam ja der passend lange Zug für's Motiv :-)))

Wir liefen zum Auto und fuhren nach Katterjåkk. Katterjåkk musste man sich so vorstellen: Die "Dorfstraße" war eine Schlucht, an deren Rändern sich die Schneewälle bis zu drei Meter hoch auftürmten. Die Schlucht war breit genug für drei Autos. Das war auch nötig, weil links und rechts alles zugeparkt war. Gelegentlich zweigten seitlich Nebenschluchten ab, die sich Parkplätze nannten. Sie waren restlos voll, und zwischen den parkenden Autos standen die Autos, die noch keinen Parkplatz hatten, mit ihren verzweifelten Insassen. Alltägliches Verkehrschaos in einem Wintersportort an einem sonnigen Winterwochenende.

Uns rettete praktisch, dass die Straßenschlucht in eine Nur-für-Anlieger-Schlucht überging. Wohl wissend, dass da ja noch der Bahn-Hp kommen soll, an dem nachher irgendwann unser Nachtzug hält, sahen wir für uns durchaus ein Anliegen und parkten die Karre letztendlich kurz vor der Bahn an der Zufahrtschlucht zu einer freigeschaufelten Ferienhütte. Direkt vor einem Halteverbotsschild. Nun ja, wir wollten uns ja nur mal kurz umschauen... Das Umschauen endete weit oben am Abfahrtshang, den die Pistenraupe auch für Fußgänger hinreichend planiert hatte, an einem wahren Traum-Panoramablick, an dem wir auf Mgt 9912 warteten. Yannick war zum Glück gleich die Piste hochgetobt, während ich noch ängstlich in Autonähe rumkrauchte. Er hat mich dann aber per Handyfoto davon überzeugt, dass der Ausblick jedes Falschparken-Ticket rechtfertigen würde.


Spuren im Schnee: Am Skihang oberhalb von Katterjåkk.


Der 1361m hohe Vassitjåkka ist eine der markanten Bergspitzen in der Umgebung.


Mgt 9912 erscheint zunächst als Scherenschnitt drüben am anderen Hang...


...und biegt dann in die Kurve von Katterjåkk ein.

Als der Zug durch war, liefen wir schnell wieder zum Auto zurück, das zum Glück noch keine Parkkrallen angelegt bekommen hatte. Einem Bob im Eiskanal gleich ging es wieder abwärts zur Hauptstraße. Der Blick auf die Uhr und die Bahnverkehrslage brachte die Erkenntnis, dass wir es noch zum Regio 96 nach Torneträsk schaffen würden. Ja, wir wollten dort gern nochmal den verhältnismäßig hellen Personenzug haben und hofften natürlich auch auf eine rotgraue Lok.

Jetzt war eine gute Zeit zum fahren. Alle waren auf der Piste, niemand auf der Straße. So kamen wir gut durch. In Torneträsk war die Parkplatzlage auch nicht ganz so prekär. Yannick stellte sich gleisnäher und ich suchte wieder den oberen Observationspunkt auf. Die Rechnung ging auf, der Zug kam heute wieder mit rotgrauer Lok. Dafür hatte der erste Wagen ein ziemlich großes, der zweite und dritte Wagen kleinere Graffiti. Na super... Aber da muss halt Photoshop ran.


Nochmal der Blick von oben auf den Bahnhof Torneträsk - diesmal mit Regio 96. Paar Graffiti wurden elektronisch beseitigt.

Damit war unser Tagesprogramm praktisch beendet. Gemütlich fuhren wir nach Kiruna zurück, ließen uns noch ein letztes Mal vom Gleisdreieck Peuravaara magisch anziehen - aber nur, um auf dem Parkplatz das Auto etwas aufzuräumen und uns einiger warmer Klamotten zu entledigen. Dann zogen wir weiter ins Gewerbegebiet, wo wir das Auto auftankten und bei Coop Reiseproviant besorgten. Wir hatten mit Europcar verabredet, dass wir das Auto auf den Europcar-Stellplatz am Bahnhof mit Schlüsseleinwurf stellen dürften. Und so nahmen wir dann Abschied von unserem strahlend weißen Neuwagen mit dem starken Sch(m)utzpanzer aus dreckigem Eis.


Eine letzte Schneewehe musste bestiegen werden, um den Autoschlüssel einzuwerfen. Hatten wir auch nichts im Auto vergessen?


Wir können Nattåg 93 heute nicht in unserem Gleisdreieck fotografieren, da wir diesmal drin sitzen wollen. Und wir hätten uns heute auch bös' geärgert, da der bei Abfahrt führende Bistrowagen vollkommen beschmiert war. Da hatten wir die letzten Tage Glück gehabt.

Nattåg 93 Kiruna 18.32 - Boden C 21.50

Das Reservierungssystem muss man nicht verstehen, oder? Wir wollten im Sitzwagen nur nach Boden, wurden aber in den zwangsläufig volleren Stockholmer Sitzwagen gebucht. Und zwar einer am Gang in einer Zweierreihe und einer auf der anderen Gangseite am Gang in einer Vierergruppe. Der Wagen nach Luleå war hingegen ziemlich leer. Natürlich setzten wir uns um und hatten dann mitsamt unserer Salate eine sehr angenehme Fahrt. Dazu trugen auch die Mariestads bei, die Yannick gleich nach Abfahrt aus dem Speisewagen besorgt hatte. Es ging im Licht der untergehenden Sonne durch die wunderschöne Schneelandschaft. Der Abschnitt Kiruna - Gällivare führt völlig abseits aller Straßen durch die Steppe, die durchaus ihre hügeligen Abschnitte hat.


Im Abendlicht leuchtet das Bierchen doch gleich doppelt so schön...

Irgendwann fiel uns auf, dass der Zug sehr viele Weintrinker an Bord hatte. Viele Leute kamen vom Speisewagen mit Weinflaschen in den Händen. Als ich hinter Gällivare die zweite Runde Mariestads besorgen wollte, wurde mir an der Fressluke auch Wein angeboten. Bier sei aus. Man würde aber extra in Boden den Speisewagen tauschen, dann wäre auch wieder Bier an Bord. Na ja, so ähnlich klang die Erklärung des Schaffners, der gleichzeitig den Speisewagen schmiss. Immerhin wurden wir weder in Gällivare, noch in Nattavaara, noch in Murjek von Zusteigern von den Plätzen vertrieben. In Gällivare war das Glück, an den anderen beiden Stationen lag das daran, dass es gar keine Einsteiger gab...

Nattåg 93 Boden C 22.09 - Stockholm C 9.45

Wir konnten in Boden bereits vorm Rangiermanöver in unseren Schlafwagen einsteigen. Was dann etwas länger dauerte, das war die Beschaffung eines weiteren Bieres. Erst dauerte es ewig, bis aus Richtung des Zugteils aus Luleå, in dem wir den Schlafwagen hatten, die Verbindungstür zum Speisewagen geöffnet wurde, dann war ein Franzose vor mir, der mit seiner PIN nicht klar kam.

Aber ein Schlafabteil mit eigener Dusche/WC zu haben, war schon komfortabel. Der Wagen schien nicht gerade der allerneueste zu sein, aber der Platz in der Nasszelle war ordentlich, die Dusche funktionierte geradezu perfekt und der Wagen lief herrlich ruhig. Platz für unsere großen Koffer gab es jedoch gar nicht. Da wir allerdings nicht raus mussten, konnten wir die gut vor der Tür einkeilen.

Sonntag, 07.04.2019

Nach anfänglichen temperaturbedingten Einschlafproblemen, die wohl durch die getrennt zu regulierende Heizung (Bollerofen unterm Fenster, erst gar nicht entdeckt) und Klimaanlage (was nutzt es, die auf kühlen zu stellen, wenn der Ofen bollert) verursacht wurden, konnte ich bei geöffnetem Klappfenster gut schlafen.

Nach 8 Uhr liefen wir zum Speisewagen, um das inkludierte Frühstück einzunehmen. Eigentlich hätten wir lieber in der Lounge in Stockholm gefrühstückt, doch die macht sonntags halt erst um 12 Uhr auf. Der Speisewagen war ziemlich voll, doch wir bekamen immerhin einen kleinen Ecktisch. Wir waren ja gespannt darauf, was für ein "Keks" da nun als inkludiertes Frühstück kredenzt wird. Um so positiver überrascht waren wir, dass wir uns aus dem reichhaltigen Angebot an Sandwichs, Wraps, Crepes usw zwei Packungen aussuchen konnten. Dazu gab es natürlich Kaffee. Und einen Saft. Einzeln gekauft hätte man für die Sachen ca 13 Euro pro Person bezahlt. Da armortisierte sich der 1.Kl-Aufpreis ja fast.

Der weitere Plan für Stockholm sah vor, ab Mittag nochmal an den Stadtbrücken zu fotografieren. So, wie sich die Wettervorhersage derzeitig darstellte, sollte das Wetter genau das unterstützen, denn ab Mittag sollte es sonnig werden. Die verbleibenden Stunden des Vormittags nutzten wir zu einer ausgedehnten Runde kreuz und quer durch die Altstadt, die schließlich im Grändens Café endete, wo es hervorragenden Cappuchino gab.

Als man langsam damit rechnen musste, dass das Licht seitlich genug stände und im Himmel immer wieder blaue Flächen auszumachen waren, liefen wir zu den Brücken. Die Norra Järnbanebron fanden wir von der Kulisse her nicht so toll, deshalb wechselten wir direkt zur südlichen. Das wurde nun aber wettertechnisch alles sehr mühsam. Wir mussten laaaaange auf kurze Sonnenintermezzi warten. Als wir nach anderthalb Stunden drei Züge mit Sonne und ohne all zu großen Personen- oder LKW-Schaden aufgenommen hatten, waren wir uns einig, dass wir Hunger hatten und lieber die verbleibende Stunde für ein Mittagessen in der Bahnhofsgastronomie nutzen sollten.


Vorbei ist der Schnee; kalt ist es aber trotzdem noch: Stockholm mit dem Stadshus.


Auf der Södra Järnbanebron zeigen sich ein X2...


...und der Flirt von mtr express mit den Gebäuden von Riddarholmen im Hintergrund.

So bummelten wir also gemütlich über Riddarholmen und das Straßenbaustellgewühl am Nordufer zurück zum Hauptbahnhof, wo wir uns unsere Mahlzeiten von Burger King (Y) und einem türkischen Imbiss (J) zusammensuchten und gemeinsam in der Fressmeile verputzten. Mit an der langen Tafel saß ein deutsches Filmteam, das an einer Reportage über die unterschiedlichen Lebensbedingungen in Europa drehte. Man war gerade beim Kapitel "teuer". Aber Rumänien stand bei denen auch noch auf der Reiseliste...

Yannick hatte herausgefunden, dass der Arlandaexpress für zwei zusammen reisende Erwachsene deutlich günstiger ist. So kam ich dann auch zum ersten Mal in den Genuss einer Fahrt mit dem Arlanda-Express, also dem speziellen Flughafen-Schnellzug. Wir nahmen den Zug um 14.15 und hatten dann im Flughafen noch genügend Zeit zu unseren SAS-Flügen um 17:00 nach Frankfurt und 17:15 nach Hamburg. Check in und Sicherheit klappten problemlos, und bald war es mal wieder Zeit "tschüßß!" zu sagen.

SK 2647 Stockholm 17.15 - Hamburg 18.15

Im Metronom vom Hamburger Hbf nach Harburg (ach nee, war ein Cuxhavener, das ist ja jetzt Start und nicht Metronom) saßen bei mir in der Klappsitzecke drei Frauen und unterhielten sich auf schwedisch. War ich wirklich in den richtigen Flieger gestiegen? Nach einem kurzen Fußweg traf ich allerdings wohlbehalten auf meinem Wilstorfer Hügel ein. Ja, ich war zuhause! Und ich werde sicherlich noch häufig an diese schöne Wintertour, die mühsam anfing und dann immer besser wurde, zurückdenken. Danke auch an Yannick, es hat mal wieder Spaß gemacht!

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