Autor: Jan-Geert Lukner. Alle Rechte am Text und an den Bildern liegen beim Autor.
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Nachdem Yannick und ich zusammen bislang nur im Süden unterwegs waren, hatte Yannick den Wunsch, auch mal Norwegen zu erleben. Das passte ganz gut, denn ich bin in dem Land nun auch zweieinhalb Jahre nicht gewesen. So eine lange Lücke hatte es bisher in all den Jahren noch nie gegeben. 2015 bin ich überhaupt nicht in Skandinavien gewesen. Im Herbst 2014 nur in Schweden. Aber das könnt ihr ja alles an anderer Stelle nachlesen ;-)
Der Urlaub startete in der Planung unglaublich günstig. Nachdem ich Yannick gerade auf das heftige Preisniveau dort oben eingestimmt hatte, "schossen" wir einen SAS Flug Hamburg - Trondheim und zurück für 200 Euro und konnten einen Mietwagen für sensationelle 270 € für zwei Wochen buchen. Der Preis schien ein Fehler zu sein. Alle anderen Angebote in der Übersicht von autoeurope ringsherum kosteten um die 700 €! Nur ein Hyundai i30 Estate hatte den auffallenden Preis von 270 €. In der folgenden Zeit trat auch niemand an uns heran, dass das ein Fehler sei und wir nochmal was anderes buchen müssten. Im Gegenteil: Der Voucher trudelte bald bei uns ein. Vermieter wäre Enterprise.
Und für Trondheim hatten wir uns entschieden, weil wir beide am liebsten Fotos auf den Dieselpisten machen wollten, Di4 und Euro4000 sollten es sein. An der Nordlandsbahn natürlich, aber wir hofften auch in der Mitte des Urlaubs auf einen Kreuzfahrerzug auf der Raumabahn. Und selbst Raumabahn mit Talenten würde gehen. Vor der Abreise wurde für Deutschland eine wochenlange Schönwetterperiode angekündigt. Für Norwegen nicht. Da sah man nur das typische durchwachsene Skandinavienwetter, in einigen Ecken war tagelang gar keine Sonne angekündigt. Aber wer will schon Hitze? Wetterbedingt entschieden wir uns erstmal für die Dovre-/Raumaregion, denn weiter im Norden sollte das Wetter richtig unterirdisch werden.
Von der Flugzeit her konnte man schön ausschlafen. Das war mal was anderes. So konnte ich es mir auch mal leisten, beim Schuheanziehen die Idee zu haben, dass man die Stiefel ja auch nochmal einfetten könnte. Also zehn Minuten später los. Was ich nicht gewusst hatte, war, dass sich eine Baustelle auf der Harburger Umgehungsstraße massiv auf den Stadtverkehr auswirkte. Mein Bus (Linie 4148, die alte "Heidepost") stand im Stau fest. Da der Bus voll und die Luft schlecht war und ich bei dem ruckeligen Auf und Ab des Verkehrs krampfhaft meinen Koffer festhalten musste, war das kein Spass. Der Schweiß rann. Noch zehn Minuten später.
Der größte Joke folgte aber bei Ankunft am Bahnhof. Auf die nächste S31 tief unterm Busbahnhof hatte ich genau 3 Min Zeit. Aber der Bus fuhr erstmal halb um den ganzen Busbf herum und kam am von der S-Bahn Treppe weitestentfernten Ende zum stehen. Hmm, das ist doch eine Ausstiegshaltestelle. Weshalb kamen da drei Typen auf den Bus zu? Ich konnte es nicht fassen! Das waren KVG Typen, die ihre Ausweise zückten, sich an der Ausstiegstür postierten und erstmal die Fahrkarten sehen wollten. Gut, dass ich gleich an der Tür stand. Mit der Kontrolle dürfte das Ausstiegsprozedere bestimmt paar Minuten gedauert haben.
Auch wenn ich Kontrollen für wichtig halte, geht das einfach nicht an, sowas auf einem Umsteigeknoten durchzuführen, wo die Leute Anschlüsse erreichen müssen. Na ja, durch meine Poolposition habe ich die S-Bahn noch erreicht und konnte mich auf einem gut belüfteten Platz erstmal erholen. Und in Wilhelmsburg stand plötzlich schon wieder jemand vor mir, fuchtelte mit ihrem Dienstausweis und wollte meinen Fahrausweis sehen. Zeigst du mir deinen, zeig ich dir meinen. Es handelte sich um eine big fat mummy in Leggins mit pinkfarbenem Topp.
Wieviel man doch schon allein über die Flughafenanreise erzählen kann... Nach ansonsten angenehmer Fahrt und Umstieg am Hbf erreichte ich den Flughafen immer noch dicke rechtzeitig eine Stunde vor Boarding. Beim Check in wurde mir eröffnet, dass der Koffer zwar durchgebucht sei, dass man beim Umstieg in Oslo aber den Koffer abholen und einmal selbst mit ihm durch den Zoll muss. Ist halt Norwegen...
Dann hatte ich noch ne gemütliche halbe Stunde Zeit, die ich mit einem leckeren Antipasti Salat verbrachte. Diesmal nicht bei Marché, sondern bei Marché ihm seinen Nachbarn. Und bereits 15 Min vor Abflugzeit waren alle im SAS Flieger verstaut. Das verhinderte allerdings nicht, dass wir erst mit +10 los sind.
Im Flieger waren paar höllisch laute Kinder, aber zum Glück ein ganzes Stück entfernt. Der Start war toll. Es ging Richtung Süden raus. Und vor der großen Kurve in die richtige Richtung hatte man einen genialen Ausblick über den Hafen. Weiter konnte man Stade, die Kreidegruben von Lägerdorf, Rendsburg mit der Hochbrücke, Schleswig mit der Schlei und Flensburg mit der Förde erkennen, bevor genau mit der dänischen Grenze drunten die Wolken begannen. Die hielten sich mit nur vereinzelten Rissen durchgehend bis zum Skagerrak. Da waren sie wieder vorbei und die Norwegische Südküste mit all ihren Schären und Inselchen kam in Sicht. Tja, da hatten wir Dänemark mal komplett ausgeblendet...
Blick auf den Hamburger Hafen. Genau in Bildmitte liegt der Waltershofer Hafen mit den großen Containerterminals Burchardkai und Eurogate.
Die norwegische Landschaft konnte ich zunächst nicht einordnen. Erst über Hokksund wusste ich wieder, wo wir waren. Über den Tyrifjord, dessen Insel Utøya von einem Herrn Breivik zu trauriger Berühmtheit verholfen wurde, ging es in den Landeanflug auf Gardermoen.
Wir erblicken im Landeanflug Åmot, rechts am Bildrand erscheint der Tyrifjord, der nur ein Binnensee ist.
Später kommt in einiger Distanz der Randsfjord in Sicht, während vor diesem ebenfalls nur Süßwasser haltigen Fjord die Ortschaft Jaren an der Gjøvikbane erkennbar ist.
Nach der Landung wurde es erwartungsgemäß wieder nervig. Zwar waren wir pünktlich gelandet, doch hatte ich nur eine Stunde Übergang. In dieser Zeit mussten wir per Bus zum Terminal juckeln, ca 10 min auf die Koffer warten, mit den Koffern durch den Zoll, raus in die Ankunftshalle, hoch in die Abflughalle, wieder einchecken (zum Glück ohne lange Wartezeit), durch die Sicherheit (schnell und unproblematisch) und dann zum Gate. Im Vorüberflitzen hatte ich was von "Trondheim 15.40 Gate B3" gelesen. Das war nun wieder so ein JWD Gate, jaaaanz weit draußen. Ich lief und lief und lief. Unterwegs war an einer Tafel was von "Gate closing" zu lesen. Warum stand denn da hinten am Finger nur eine einsame Norwegian Maschine? Eine böse Vorahnung beschlich mich...
Es gab zwei Flüge um 15.40 nach Trondheim. Ich stand nun völlig abgehetzt am Gate des Norwegian Fluges! Und wo war der SAS Flug? Wo auf diesem riesigen Flughafen stand der SAS Flug nach Trondheim??? Wuääääh, ich will nicht mehr! Die Frau am Gate - der einzige Mensch weit und breit - konnte es mir nicht sagen. Ich zurück zur nächsten Abflugtafel gehetzt. Aha, Gate A4! Das wäre gleich hinter der Sicherheitskontrolle gewesen! Sehr schön! Äußerst verkehrsgünstig! ABER NICHT VON GATE B3 AUS!!! Hoffnung machte immerhin der Status "boarding", noch nichtmal "gate closing". Dennoch wie ein Blöder den ganzen langen Weg zurück gehetzt. Das wäre aber nicht nötig gewesen. Zwar waren schon alle Wartenden drin, aber man war noch total relaxed und ich war wohl nicht der letzte...
Soweit erstmal meine Geschichte. Wollten wir nicht zu zweit reisen? Was ist eigentlich mit Yannick? Ganz einfach: Er hätte von Frankfurt her in Oslo auf unseren gemeinsamen Trondheim Flug zwar anderthalb Stunden Übergang gehabt, aber was nutzt das, wenn der Flieger 45 min Verspätung hat? Man hatte ihm wohl direkt eröffnet, dass das nix werden würde und dass er auf einen späteren Flug nach Trondheim umgebucht worden sei. Wir hatten eine Hütte bei Dombås gebucht. Dort mussten wir bis 21.00 ankommen. Mit drei Stunden Autofahrt wäre das vom nächsten Flieger sehr knapp geworden. Aber es gab Alternativen. Dadurch, dass wir uns wetterbedingt eh erstmal südwärts orientieren wollten, war der Hinflug nach Trondheim ohnehin totaler Quatsch geworden. Wenn der Leihwagen nicht in Trondheim gebucht gewesen wäre, hätte man direkt ab Oslo Gardermoen starten können. Aber wir mussten ja nicht beide den Leihwagen holen. Yannick konnte 16.29 ab Gardermoen mit dem Zug direkt nach Dombås fahren. Dort würden wir fast zeitgleich um 20.10 ankommen. Wir waren selbst gespannt, ob das nun alles klappt...
Yannicks Fensterplatz war natürlich schon vergeben. Aber zum Glück musste ich nicht meinen gebuchten Mittelplatz einnehmen, da der Gangplatz freigeblieben war. Viel sehen konnte ich nun nicht, außer dass es vom sonnigen Gardermoen irgendwann immer mehr in die Wolken ging. In Trondheim regnete es. Der Flug war kurz und ich hatte genug zu schreiben... Die Hoffnung war allerdings jetzt doch sehr groß, dass es im weiteren Verlauf nicht mehr so viel zu schreiben gäbe.
Und zumindest, was das Negative angeht, war es das dann auch - fast. Mein Koffer war in Oslo tatsächlich mitgekommen. Na ja, der hatte vermutlich auch keinen Umweg über Gate B3 gemacht... Und das Auto zu unserem Sonderangebotspreis gab es auch ohne Irritationen. Allerdings kam nun die Geschichte mit dem Mautsystem. Beim letzten Mal hatten wir nach der Miete einfach eine Abrechnung über die Mautpassagen erhalten, für die Europcar auch keine Gebühr verlangt hatte. Bei Firma Enterprise lief das nun anders. Es gab zwei Möglichkeiten. Variante 1: Für 100 NOK am Tag (!) hätte man alle Mautpassagen inklusive, eine Flatrate quasi. Das wären auf 14 Tage gerechnet aber mal eben 150 Euro mehr gewesen. Oder hinterher Einzelabrechnung wie damals bei Europcar, nur mit dem Unterschied, dass Enterprise als Bearbeitungsgebühr an 625 NOK, also etwa 65 Euro dachte. Viele Mautstrecken würden wir ja nicht haben. Als ich anfing rumzurechnen, meinte der Verkäufer - übrigens ein Deutscher! - dass er mir angesichts der Mietlänge auf 75 NOK am Tag für die Flatrate entgegen kommen könnte. Darauf bin ich dann eingegangen. 1050 NOK sollte die Maut Flatrate also kosten. Dank des zur Zeit wirklich selten günstigen Umtauschkurses also "nur" rund 110 Euro...
Bei dem günstigen Mietpreis tat das zum Glück alles nicht so weh. Und als Auto gab es immerhin ein Upgrade, einen Toyota Auris TS Hybrid, also einen schönen Kombi und für mich das erste Mal Hybrid. Meinen Vorsatz, mich ein wenig auf die norwegischen Vmax Regeln einzustellen, hatte ich bereits kurz hinter Trondheim City wieder aufgegeben. All zu sehr kam man sich als Verkehrshindernis vor. Man muss bedenken, dass in Norwegen die LKWs auf Landstraße auch 80 fahren dürfen. Und sich von denen überholen lassen - das ging nun wirklich nicht! Man musste halt auf Polizisten am Wegesrand aufpassen. Die festen Blitzer kann man ja eh nicht übersehen. Später einigte ich mich mit Yannick auf eine Preisstufe im Katalog der Ordnungswidrigkeiten, die wir uns ggf teilen würden. Eine Sache, die man durchaus vorher mal abgesprochen haben sollte!
Die Straße war schön leer. Und so wurde es eine angenehme Fahrt aufwärts in die Berge. Die zweieinhalb Stunden vergingen zügig. Oben auf dem Fjell checkte ich auf dem Campingplatz Furuhaugli in unsere Hütte ein, dann ging es runter nach Dombås, wo ich etwa zehn Minuten nach Yannick am Bahnhof eintraf. Gemeinsam gab es nun im Moskusgrillen die berühmte Kjøttboller Pizza. Auf die hatte ich mich die ganze Zeit gefreut! Nach einem Besuch bei Kiwi, wo leider keine Erdbeermarmelade uten biter in der squeezy flaske mehr verfügbar war und wir uns mit kryddert familieskinke für unser Polarbrød begnügen mussten, ging es hoch zu unserer Hütte in der Wildnis.
Der Wecker stand auf 6, Abfahrt war um 7. Es zeigte sich sogar einiges Blau am Himmel. Was sprach also dagegen, es einfach mal mit dem Raumabahn Güterzug auszuprobieren? Die Strecken ziehen sich hin in Norwegen, doch es war null Verkehr. Wir trafen rechtzeitig zehn Minuten vor Durchfahrzeit am Bf Marstein, dem ersten angedachten Motiv, ein.
Erwähnte ich, dass hier unten bestenfalls einzelne Risse in der Wolkendecke auszumachen waren? Ich glaube, bei komplett blauem Himmel wären wir nicht glücklicher geworden, denn die Sonne hätte sicherlich gar nicht über die Felswände, von denen der Bahnhof umgeben ist, hinüber scheinen können. Dafür kam der im EG wohnende Eisenbahnfreund raus und steckte für uns die Norwegenflagge ans Gebäude. Oder war das für den Lokführer und sollte ihm sagen "Green Cargo go home, hier sollen Norweger fahren!". Hmm, das wäre schön blöd. Denn nachdem die ex NSB Gütersparte Cargonet und der andere norwegische Anbieter Cargolink diesen Güterzug aufgegeben hatten, hält das schwedische EVU Green Cargo hier nun den Containerverkehr aufrecht!
Green Cargo fährt den Containerzug 5242 zwischen Åndalsnes und Dombås mit drei T44 Lokomotiven in drei verschiedenen Farben. Eine der drei Loks dient hier, abseits der schwedischen Heimat des EVU, als Reserve, als "Angstlok". Die Norwegenflagge am EG soll wohl demonstrieren, dass hier Norwegen ist, auch wenn sich ein schwedischer Güterzug hierher verirrt... ;-)
Pünktlich polterte der vorn voll besetzte Zug, gezogen von drei T44 in drei unterschiedlichen Farbgebungen (SJ-blau, SJ-orange und - nee, nicht Green Cargo grün, sondern TGOJ-grün) mit Affenzahn an uns vorüber. Wir fuhren hinterher, hatten den Zug aber komplett aus den Augen verloren. Erst in der Rundkehre Verma hatten wir ihn wieder. In der Steigung war er deutlich langsamer geworden und befand sich noch auf unterster Ebene. Wir konnten ihn entspannt ein weiteres Mal ohne Sonne am Fluss kurz vor Bjorli umsetzen.
Über Dombås hatten die Wolken mittlerweile auch die Oberhand gewonnen. Wir dachten schon laut über eine Siesta in der Hütte nach. Am Bahnhof sahen wir allerdings, dass der Zug aus Åndalsnes von einer Green Cargo Traxx übernommen wurde. Die hätte man ja eigentlich schon ganz gern mal... Nun hatten wir gaaaanz weit im Süden blauen Himmel ausgemacht. Sollte man wirklich wieder eine dieser irren Sonnenloch-Hinterherhetzfahrten starten? Da auch noch der Rote, also der lokbespannte Personenzug, und ein Cargonet Gz anstanden, wollten wir es doch mal tun. Und diesmal floh die blaue Fläche nicht vor uns, sondern kam uns entgegen. Der Talkessel von Dovre lag bald komplett in Sonne!
Green Cargo Gt 5242 ist nun von einer hauseigenen Traxx (Reihe Re) übernommen worden und rollt auf den Bahnhof Dovre zu.
Es folgt Gt 5710 mit norwegischer El16 und vielen Autotransportwagen, beobachtet im Bahnhof Dovre mit hübsch verziertem Holz EG.
Am BÜ Åkerjordet zwischen Dovre und Brennhaug begegnet uns der Dritte im Bündel: Rt 42. Früher haben wir ihn immer "den Roten" genannt, aber angesichts der ergrauten El18 und zunehmend errötender Bm73, die früher "die Blauen" waren, muss man sich jetzt wohl was neues ausdenken...
Beim Roten wechselte das Licht ständig. Yannick meinte, das wäre, wie wenn Klein-Kevin zuhause am Dimmschalter rumspielt. Glücklicherweise hatte Kevin im letzten Moment in die richtige Richtung gedreht... Nun wollten wir erst direkt aufs Fjell hoch, doch gerade noch rechtzeitig dachte ich an den Talent, den ich gern auf der Jorabru machen wollte. Hier war Kevin uns allerdings nicht so wohlgesonnen. Der Zug leuchtete zwar ganz gut, der Wald im Vordergrund kam aber sehr finster. Das muss nochmal besser gehen...
Der Mittagszug nach Åndalsnes auf der Jorabru am Ortsrand von Dombås.
Nun aber hoch aufs Fjell! Zwei Gz sollten noch südwärts fahren. Oben am Domås seter (Alm) genossen wir erstmal paar Polarbrød mit Tubenkäse bzw Lachs, dann verteilten wir uns auf die Positionen. Yannick wollte erstmal von näherem was machen und wagte sich ohne Gummistiefel ins Moor, ich bestieg den Hügel, der mir aus dem Winter 2013 bekannt war. Dort hatte sich nur leider gerade ein größeres Wolkenfeld vor die Sonne geschoben.
Die Hütten von Domås seter oberhalb von Dombås.
Als der erste Zug langsam fällig wurde, sah es aus, als ob es die Sonne in Kürze schaffen würde hervorzukommen, aber einige Sonnenflecken in der Landschaft hielten sich konstant, wo sie waren. Und bei uns hielt sich die Wolke. Bei dem zweiten Zug hatten wir mehr Glück. Die zehnminütige Verspätung hatte Kevin mit seinem Lichtdimmer nicht einkalkuliert. Der fotogene Zug ging prima in der Landschaft.
Blick aus den saftigen Wiesen des Domås seter auf Gt 5702, der hinter dem Ausweichbahnhof Fokstua durch das Hochmoor Fokstumyra eilt. Zuglok ist eine in Deutschland zugelassene 185 von Railpool, die zuletzt an Cargolink verliehen war. Aber Cargolink gibt es nicht mehr.
Was nun? Eine Stunde später sollte ein Güterzug mit privat klingender Nummer kommen. Leider zeigte das Zugradar momentan gar nichts an, auch den Zug eben schon nicht. Wir hatten keine Ahnung, was das sein sollte und ob er käme. Ich hatte als Motiv den Ausblick von den Zeughallen des Militärstützpunktes Hjerkinn angedacht. Der Platz ist sonst immer menschenleer. Nun - diesmal aber nicht. Wir stahlen uns doch mal ganz am Ende am Rande des Platzes zum Fotostandpunkt. Der ominöse Güterzug 5944 tauchte allerdings nicht auf. Wir warteten auf den bald anstehenden Bm73. Am Himmel standen ganz schön viele Schleierwolken. Kevin hatte wieder was zum spielen. Immerhin - wir blieben vom Militär unbehelligt, und zum Personenzug, einem der renovierten Bm73 in rot, schien voll die Sonne!
Es ist Herbst geworden auf dem Fjell! In über 1000m Höhe nähert sich Rt 44 dem Bahnhof Hjerkinn, beobachtet vom Forsvaret Zeughaus.
Jetzt war hier oben Funkstille. Erstmal war nichts mehr geplant. Wir fuhren mal dem Roten aus Oslo entgegen. Erstmal schauten wir von der oberen Straße zwischen Dombås und Dovre nach Motiven. Hier fanden wir nur einen Mega-Teleblick von oben in eine weit entfernte lange Gerade. Hmm, mal weitersuchen. Letztendlich landeten wir wieder an dem Bahnübergang Åkerjordet zwischen Dovre und Brennhaug, an dem wir gegen Mittag den roten Südfahrer gemacht hatten. Das Abendlicht war bestialisch und im Hintergrund hatte man schwarze Berghänge.
Die saftigen Hügel von Åkerjordet.
Dummerweise hatte der Zug +20. Zur Planzeit hätte es topp geklappt, doch mit +20 gab es ganz eindeutig ein Schattenproblem. Wir fuhren schnell gen Dombås zurück, wo es dann eben simpel den Klassiker vom Sporntunnel gab. Ich wählte mal nicht die weitwinklige Bauernhof-Variante, sondern etwas mehr Blick rechts ins Tal.
Blick vom Sporntunnel auf das Gutbrandsdalen, das vom tief stehenden Abendlicht plastisch beleuchtet wird. Dieses herrliche Panorama...
...können die Reisenden des Rt 45 genießen, der sich soeben Dombås nähert.
Tja, was blieb, war das Abendessen. Da wir im Internet ein wenig über das Wetter recherchieren mussten, wählten wir Frichs Cafeteria, wo es für mich Saltkjøtt (zartes in Salz eingelegtes und dann gekochtes Lammfleisch) und Vossakorv mit Kartoffeln und Möhren-Kohlpüree gab. Yannick nahm Kjøttkaker mit Kartoffeln, Erbsenpüree und der obligatorischen brun sås. Weniger appetitlich war jetzt leider der Wetterbericht. Ab morgen und über das kommende Wochenende würde der skandinavische Kontinent praktisch unter Wolken liegen. Das konnte ja heiter werden! Wir beschlossen, das Wochenende im Dunstkreis von Trondheim zu verbringen, und buchten den mir bekannten Hüttenplatz Gullberget in Åsen.
Dann ging es in die Hütte zurück. Als ich bezahlen wollte, wurde ich von einem ca zehnjährigen Jungen bedient. Der klärte mich darüber auf, dass schon alles bezahlt sei. Das stand tatsächlich so auf seinem Bildschirm. Hmmm, komisch. Aber da wir morgen wetterbedingt wohl keinen Frühstart absolvieren müssen, werden wir das morgen mit seiner Mutter klären können. Ansonsten waren wir heftig müde. Nach etwas Schreiben und Klönen gingen wir zeitig ins Bett.
Neun Stunden habe ich tief und fest geschlafen. Die Ruhe hier ist schon himmlisch. Wir hatten angesichts vernichtender Wetteraussichten keinen Wecker gestellt. Um so überraschter war man, als wir nach dem Aufwachen auf blaue Flächen am Himmel blickten. Allerdings nur in die eine Richtung. In der anderen war alles schwarz in schwarz... Wir ließen uns nicht aus der Ruhe bringen. Während Yannick weiter schlief, frühstückte ich in Ruhe und versuchte, dem klapprigen WLAN den letzten Lebenssaft zu entlocken. Viel mehr als das Runterladen der daglig grafen (tagesaktuelle Bildfahrpläne) war aber nicht drin.
Irgendwann zwischen 9 und 10 hatte auch Yannick seine Polarbrød verspeist und wir konnten die Hütte reinigen. Beim Check out wurde ich gebeten, englisch zu sprechen. Norwegisch konnte das Mädel nicht. Aber warum sollen nicht auch junge Leute aus dem Ausland mit Begeisterung für die Natur hier oben Ferien- oder Hilfsjobs annehmen? Ich fand das gut. Und mir wurde bestätigt, dass gestern das System tatsächlich gesponnen habe. Ich durfte ungehindert meine 1500 Kronen abdrücken.
Das Müllhäuschen hatte weiter unten am Wege stehen sollen. Es war aber wohl so gut getarnt, dass wir es nicht entdeckten und unseren Müll einfach mitnahmen. Die Fahrt verlief angenehm und im positiven Sinne ereignislos. Als sich gegen 13 Uhr wieder der Hunger meldete, waren wir bereits an Trondheim vorbei und steuerten einfach mal Hommelvik an. Paar Läden hat das Dorf ja, vielleicht mochte da auch eine Cafeteria bei sein. Für die Nicht-Norwegenkenner: Cafeterias übernehmen praktisch auch Restaurantfunktion und bieten neben Hamburgern auch die typische norwegische Hausmannskost an, die ich angenehm schmackhaft finde.
Und wir hatten Glück. Zwischen den Läden gab es zwar nicht das Gesuchte, doch im alten Güterschuppen des Bahnhofs wurden wir fündig! Das Café "Rampa" war ein richtiges Kleinod und liebevoll eingerichtet. Selbst auf dem Klo stand neben dem Pott ein Klavier! Yannick nahm den Rampaburger und ich nahm gebratenen Dorsch. Der schien mir dann auch schön frisch und nicht aus der Tiefkühlpackung gewesen zu sein.
Cafe Rampa im alten Güterschuppen des Bf Hommelvik. Sehr zu empfehlen!
Nachdem es draußen in Strömen zu gießen angefangen hatte und das WLAN prima funzte, zögerten wir unseren Aufbruch etwas länger als nötig hinaus. Das hatte den Vorteil, dass wir nach der restlichen Fahrt pünktlich wie die Deutschen am Campingplatz Gullberget in Åsen auf der Matte standen. Ab 15 Uhr war Check in, um 15.01 betätigte ich den Klingelknopf. Wir erhielten eine schöne Hütte, sogar eine deutlich größere, als wir es auf booking.com ausgewählt hatten. Da konnten wir erstmal eine schöne Siesta starten. Dabei wunderte ich mich plötzlich über das Rumrumoren im Nachbarzimmer (jahaaa! Zwei Schlafzimmer!). Und dann rannte Yannick auch noch raus. Hääää? Er ist doch sonst beim chillen derjenige, der sich nicht mehr rührt und den man nur mit Mühe wach bekommt!?!
Seine Erklärung war, dass er hatte telefonieren müssen. Aha?!? Erst später kam nach und nach raus: Er hatte in der Hütte Pokemons fangen müssen. Hiiilfe, ich bin mit einem Infizierten unterwegs! :-)
Als wir genug gedöst bzw irgendwelche elektronischen Fische gefangen hatten, gab es paar Polarbrød und dann noch ne kleine Spritztour nach Levanger. Der Regen hatte aufgehört und am Himmel hatte sich etwas Blau breit gemacht. Der zuerst angesteuerte Blick auf den Nesvatn ging zwar nicht, weil da doch plötzlich alles düster war. Doch in Ronglan bekamen wir immerhin eine ganz nette Aufnahme bei der Einfahrt hin.
Einer der stündlichen Trønderbane Züge rollt langsam zur Kreuzung in den Bf Ronglan ein.
Wir schauten dann noch einmal um Levanger herum und suchten für den nächsten Südfahrer eine Straßenbrücke östlich der Stadt auf, die Nil und ich im Winter 2013 mal vormittags gemacht hatten. Der Südfahrer wäre hier auch topp gekommen, doch die blauen Flächen hatten sich bis zur Durchfahrt schon wieder komplett verzogen. Nett war der Ausblick in die Ferne, wo sich die angestrahlte Rauchwolke vom Holzwerk Skogn genial vor den finsteren Wolken im Hintergrund abhob.
Bei uns in Levanger schien die Sonne nicht. Ein Ort weiter, in Skogn, schon. Das ist deutlich zu sehen an der angestrahlten Rauchfahne des Holzwerkes Norske Skog.
Mit einem Einkauf auf der grünen Wiese vor den Toren Levangers zogen wir uns in die Hütte zurück, wo es dann noch lecker Lachsbrötchen gab. Und Yannick wollte dazu mal teures norwegisches Bier trinken und war ganz enttäuscht, dass die 0,33l Dose Dahls 4,6% aus Trondheim dann doch nur 25 NOK kostete. Dank des selten günstigen Umtauschkurses von 1:9,5 war das ja fast geschenkt.
Erwähnen wollen wir noch, dass sich plötzlich die Wettervorhersagen für die kommende Woche deutlich zum positiven entwickelten. Zwar nicht gerade für die Nordlandsbahn, wohl aber für die Dovrefjell Region. Das nahm man doch gern zur Kenntnis!
Für heute wollten wir am Trondheim Besuch festhalten. Wir peilten den Zug 10.28 ab Åsen an. Davor wäre bei Wetter noch die Möglichkeit, Dagtog und ein/zwei Güterzüge zu fotografieren. Wie schon 2013 sollten alle interessanten Züge auf einmal kommen - und danach gar nichts mehr... Das war dann aber alles egal, war eh kein Wetter. Um kurz nach 10 brachen wir zum Bahnhof Åsen auf. Der Zug kam als Bm92 Doppel, der Bahnsteig reichte nur für eine VT Einheit. Machte nichts, funktioniert alles. Von der ersten Einheit kam eben nur die letzte Tür an den Bahnsteig. Hätte jemand rausgewollt, hätte der Schaffner ihn wohl an diese Tür dirigiert.
War mal was anderes, mit rund 120 km/h durch das Vududalen zu rasen. Auf der parallelen Straße sind 70 mit Abschnittsmessung angesagt... Die Fahrt in dem für Lokalzugverhältnisse geradezu luxuriösen Triebwagen war sehr angenehm. Noch vor Vikhammer wurde allerdings verkündet, dass wir am Holdeplass Lilleby in Busse umsteigen müssten. Auch nach Oslo würden keine Züge fahren, SEV bis Berkåk. Die Nachtzuggarnitur von der Nordlandsbahn stand auf einem der hinteren Gleise des Bf Leangen abgestellt. Von dort ging es als Sperrfahrt bis Lilleby. Der VT fuhr noch weiter bis Lademoen, dort konnten die Busse aber wohl nicht halten.
Der Trønderbane Lokaltriebwagen von innen.
Kam für mich etwas überraschend: Die Trondheimer Sentralstasjon ist jetzt auch mit einer Art Einkaufszentrum / Fressmeile überbaut worden. Das Stellwerk wirkt daneben wie aus einer anderen Zeit.
Alles war bestens organisiert. Aus dem Bus erkannte Yannick an den Häusern Halterungen ehemaliger Fahrleitungen. Tatsächlich hat es unweit des Hpl Lilleby ein Straßenbahn Bw gegeben; das Gebäude steht noch. Bei Ankunft vor Trondheim S hatte es natürlich gerade zu regnen angefangen. Deshalb beschlossen wir, erstmal eine Runde mit der Gråkallbane, der nördlichsten Straßenbahn der Welt, zu drehen. Erstmal liefen wir in die Dronningens gate. Die dortige Haltestelle machte aber irgendwie einen sehr abgehalfterten Eindruck. Der nähere Blick auf den Fahrplanaushang ergab "gültig ab 2006" - ah ja! Bei diesem Straßenbahnbetrieb war ja wirklich die Zeit ein wenig stehen geblieben, aber so? Um die Ecke herum fanden wir dann die Station St Olavs gate, die einen etwas intakteren Eindruck machte. In der Dronningens gate wurde dann auch nicht angehalten, obwohl auf dem Linienplan eine Hst eingezeichnet war.
Auf unseren vorgetragenen Wunsch hin, dass wir einmal nach Lian und zurück wollen, gab uns der Fahrer einfach zwei Einzeltickets für a 50 NOK. Er meinte, die gelten eine Stunde, und wenn wir gleich wieder mit zurück kämen, würde das ausreichen. Normalerweise kauft man sein Ticket wohl im Internet. Beim hier obligatorischen Vorneinstieg hielten ihm die Leute alle ihre Smartphones hin. Aber schön, dass man auch noch beim Fahrer bezahlen konnte.
Wie gesagt - die Zeit war hier stehen geblieben. Weder Fahrzeuge noch Stationen wirkten gegenüber meinem letzten Besuch 2000 in irgendeiner Form modernisiert - vielleicht bis auf die Tatsache, dass die Bahnen diesmal ausnahmslos mit Ganzwerbung beklebt waren. (Nachtrag: Unsere Bahn hatte vielleicht gar kein Werbedesign, denn das, was ich für Werbung gehalten hatte, war der Schriftzug des aktuellen Betreibers Boreal Transport.) Die 1000mm Gleise waren jedenfalls nicht mehr die besten. Die Gråkallbahn verkehrt zunächst als Straßenbahn, wechselt jedoch bald auf einen eigenen Gleiskörper, gewinnt an den Hängen oberhalb des Nidelven Tales an Höhe und erlaubt bald tolle Blicke von oben auf die Stadt.
Die Gråkallbane in der Kehre Lian.
Dito.
Auch innen hat sich in den Fahrzeugen nicht viel getan...
In der Museumshalle der Bahn am Betriebshof Munkvoll standen viele schmucke historische Züge. Uns schien, dass der historische Fuhrpark bald größer sei als der aktuelle. Man setzt Einrichtungsfahrzeuge ein. Die Haltepunkte haben alle beidseitig des Gleises Bahnsteige.
Eine Aufnahme aus 2000, als auch mal einer der Museumszüge auf Strecke beobachtet werden konnte, hier auf dem Viadukt zwischen Søndre und Nordre Hoem.
Nach der Rückkunft hatte uns doch glatt wieder das kleine Hüngerchen gepackt. Mir war auf dem Weg vom Bf zur Straßenbahn schon aufgefallen, dass man in Trondheim gewiss keinen Hunger leiden muss. Es gab Fresstempel aller Art und Nationen. Das hatte ich gar nicht so in Erinnerung. Nun ist mein letzter Trondheim Besuch (also mehr als nur am Bf) schon 16 Jahre her, und ich glaube, in dieser Zeit hat sich die Gastronomie in Norwegen schon gewaltig fortentwickelt. Oder aus mitteleuropäischer Sicht "normalisiert". Früher gab es doch bestenfalls mal nen Burgerbrater. Oder hatte man damals als jüngerer Mensch nur nicht das Budget für richtiges Essen und dementsprechend gar kein Auge für die Leckereien am Wegesrand?
Der Zug rollt nunmehr wieder ohne uns durch die Dronningens gate.
Und nochmal 2000 zum Vergleich. Jedenfalls war da das Wetter besser :-)
Wir entschieden uns für eine thailändische Butze abseits der Touristenströme und unweit der Strab Endstelle, Bangkok Cafe in der Dronningens gate. Sehr authentisch, sehr lecker! Aber es ist halt so: Ob für norwegische Hausmannskost in Frichs Cafeteria zu Dombås oder das Schweinefleisch Gericht beim Thai - man wird inklusive einem nonalc Getränk mal eben so 22 Euro los. Aber das weiß man hier oben und ich kann nur empfehlen, sich auf die Leckereien, die Norwegen so anbietet, einzulassen und auf keinem Fall anfangen umzurechnen.
Es war wieder vollkommen trocken draußen, und so konnten wir eine nette Runde durch die Stadt drehen. Trondheim ist wirklich eine schöne Stadt - immer wieder diese geschlossenen Holzhausviertel. Vorbei am Dom zum Fluß und an diesem zurück entlang der ganzen hölzernen Speicher, das war schon nett. Eigentlich hatten wir erst 17.10 zurückfahren wollen, doch ohne Eile trafen wir bereits gegen 15 Uhr an der SEV Haltestelle ein. Sooo riesig ist Trondheim dann halt doch nicht.
Von -10 in der Abfahrt auf +20, das hat man nicht alle Tage. Der Grund für ersteres war, dass die SEV Busse halt auch vor Planabfahrt schon laufend losfuhren. In Lilleby ging es erst mit ca +10 los, bis halt der letzte Bus da war. Und im wahnsinnig wichtigen Hpl Rotvoll mussten wir weitere 10 Min warten, weil ein Bus aus Berkåk mit Reisenden aus Oslo über die Stadtautobahn hierher unterwegs war. Ja, gut durchorganisiert, wie gesagt!
Zurück in Åsen gingen wir in der Sehenswürdigkeit des Ortes, dem abschüssigen Supermarkt, einkaufen. Das Gefälle Verkehrszeichen am Eingang war leider verschwunden. Wehe, jemand lässt hier seinen Einkaufswagen los, der landet mit Karacho in der Gemüsetheke... Zweimal warm essen? Na klar! Jetzt waren noch Kjøttkaker mit Brun Sås und hinterher Rømmegrøt angesagt. Zwischen Haupt- und Nachspeise gab es allerdings paar Schritte zu einem Vogelbeobachtungsturm auf der anderen Straßenseite. Yannick kannte den Turm sogar schon, weil er in seiner App dort ein Pokemon Nest oder wie das heißt entdeckt hatte. Und nach dem Essen mussten wir uns mal ausführlicher mit den Wetterprognosen befassen. Es sah aus, als würde es mal wieder auf die Dovrefjell Region hinauslaufen.
Beim Frühstück goss es in Strömen. Aber die Wetterberichte bestätigten, dass es in der Dovreregion ab heute Abend richtig tolles Wetter geben würde. Mehr brauchten wir ja gar nicht... Heute Morgen ließen wir es jedenfalls nochmal gemütlich angehen. In Ruhe gefrühstückt und den Kram zusammengepackt.
Nun ging es das dritte Mal durch den Großraum Trondheim hindurch. Allmählich deutete es sich zaghaft an, dass unsere Maut Flatrate sich vielleicht amortisieren könnte. Die ganzen Mautstellen zwischen Stjørdal (Helltunnel) und Melhus kosteten uns heute zusammengerechnet 93 NOK. Da waren wir also schon mal bei rund 280 NOK an Maut (einzelne Mautstellen sind werktags teurer). Amortisiert hätte sich unsere Flatrate aber erst, wenn wir die bezahlten 1050 minus der Bearbeitungsgebühr bei der Nicht-Flat Option von 625 NOK, also 425 NOK an Maut, reingefahren wären. Na, mal schauen...
Im Raum Oppdal zeigte sich erstmals wieder das klare skandinavische Sonnenlicht. Wunderbar! Die Welt sah gleich ganz anders aus! Uns sollte jetzt auch ein Bm73 entgegen kommen. Die Fahrtrichtung aus dem Licht raus war nun nicht so ideal. Eine mögliche Stelle lag nun noch unter dickem Gewölk, andere Stellen fanden wir auf Anhieb nicht. Also gaben wir uns mal lieber in der örtlichen Grillwerkstatt "Go2 Grillen" je einem "All in Meat Burger" hin. Das war auch gar keine so schlechte Alternative... Das war sogar eine sehr gute Alternative, Burger und selbstgemachte Pommes waren topp!
Mjam mjam! Der All in Meat Burger im Go2 Grillen zu Oppdal war mitsamt Beilagen eines der kulinarischen Highlights der Tour - da waren wir uns einig!
Auf der weiteren Fahrt gefiel uns in Drivstua der Blick von der Brücke oder Brückenrampe sehr schön. Und da es immer sonniger wurde, wir nichts besseres zu tun hatten und der Bm73 in einer Stunde von Berkåk zurück kommen musste, stellten wir uns einfach mal in die Sonne. Was konnte das skandinavische Licht doch aus der Landschaft machen? Zwischen Trondheim und Berkåk war noch immer Schienenersatzverkehr wegen Bauarbeiten. Deshalb sollte der Zug von Berkåk oben in Kongsvoll mit einem Leerzug kreuzen, der den letzten Bm73, also Rt 46 nach Oslo, ab Berkåk fahren sollte. Wir fanden auch für diesen eine hübsche Stelle am Flussufer, die allerdings immer wieder im Schatten einiger stationärer Wolken an den Bergen lag.
Unser "Motivbauernhof" ist die alte Drivstua fjeldstue, die alte Herberge aus der Zeit, als man noch wesentlich langsamer durch das Gebirge unterwegs war.
Aber das spielte eh bald keine Rolle mehr. Da Rt 44 in Berkåk auf die Busse warten musste, hatte er natürlich Verspätung. Erst hatten die Signale in Drivstua noch so ausgesehen, dass man den Leerzug 12453 noch bis Oppdal durchjagen würde, doch bald war das Unvermeidliche klar, dass er in Drivstua kreuzen würde. Somit mussten wir uns für ein Motiv entscheiden. Eigentlich war das Hauptmotiv der Blick von der Brücke, doch als der Berg anfing, den Talgrund und einen Motivbauernhof zuzuschatten, war das plötzlich alles gar nicht mehr so toll. Ich traute mich allerdings nicht, zum Motiv für den Gegenzug zu wechseln, da dort immer wieder Wolkenschatten herrschte. So gab es also beide Züge westlich Bf Drivstua.
Er sollte der einzige blaue Bm73 dieser Tour bleiben; deren Modernisierung in den Niederlanden ist schon ganz schön weit fortgeschritten. Rt 44 erreicht Drivstua. Links lauert schon der Bergschatten.
Der kreuzende Tomtog 12453 besteht aus einem Hollandumbau und hinten einem der wenigen vor dem Holland-Programm umlackierten Einheiten, die nicht den roten Strich auf der Nase, sondern die rote Augenbinde tragen.
Wir fuhren weiter auf das Fjell. Auch dort oben verzauberte die Sonne die herbstliche Landschaft ungemein. Als wir uns Hjerkinn näherten, stach uns beiden ein möglicher Fotostandpunkt ins Auge: Ein Hügel oberhalb der Militärstation! Man konnte oberhalb des Zeughauskomplexes sogar den mit "Snøhetta Viewpoint" ausgeschilderten Fahrweg bis auf besagten Hügel zu den Tverrfjell gruver, einer alten Erzmine, hochfahren! Da oben wehte ein heftiger und kalter Wind, aber der Ausblick war wunderbar!
Blick vom Parkplatz Tverrfjell gruver zur Snøhetta (2278m), die nur selten wolkenfrei ist.
Und der Blick über die Weite des Schießplatzes.
Bis zum nächsten Zug war nun aber noch bissle Zeit. Angesichts der Lebensmittel im Auto wollten wir mal eben in Furuhaugli einchecken und die Sachen in den Kühlschrank legen. Ich hatte über booking.com eine Nacht gebucht. Da wir mindestens bis Mittwoch bleiben wollten, hatte ich beim Einchecken direkt verlängern wollen. Das stieß nun aber auf unerwartete Komplikationen. Wir konnten zwar bis Mittwoch bleiben, mussten aber einmal die Hütte wechseln. Sie konnte trotz längerer Knobelei niemand anderen auf eine andere Hütte verschieben, weil einige Gäste wohl spezielle Hüttenwünsche hatten und andere nebeneinander wohnen wollten. Die letzten, die sie hätte verschieben können, waren wohl gerade vor einer halben Stunde angekommen. Pech gehabt... Aber es gibt schlimmeres.
Der eben entdeckte Ausblick vom Tverrfjell war so klasse, dass wir dafür sogar auf den Lokbespannten verzichteten. Der Lt 12453 hatte aus einer Doppelgarnitur Bm73 bestanden - beide in rot! Sowas fand ich mittlerweile attraktiver als eine rote Wagenkette mit einer silbergrauen Lok davor. Bm73 Doppel gibt es hier nur am Wochenende. Insofern war mir sehr daran gelegen, dass wir diesen Ausblick heute umsetzen konnten, wenn der dafür geeignete Rt 46 also etwas länger und sicher rot ist.
Eine halbe Stunde vor erwarteter Zugdurchfahrt war das meiste im Schatten. Ob das wohl gut geht?
An den Bergen klebte nun aber ein ganz besonders fettes Wolkengebinde. Als wir auf das Tverrfjell zurückkamen, lag der gesamte Motivbereich im Schatten und es wirkte alles nahezu aussichtslos. Doch der dicke Klopper zeigte mehr und mehr Risse und löste sich bald nahezu auf. Wir standen dann immer länger in der Sonne. Der Zug hatte sich auf 24 Min Verspätung hochgeschaukelt, aber dann kam er eeendlich um die Ecke!
Rt 46 besteht wieder aus der roten Bm73 Doppeleinheit und kommt wunderbar auf der Fjell Hochfläche.
Beim Nachschuss befindet sich der Zug schon genau in der Wolkengrenze.
Der Zug war gerade eben durch, da wurde es wieder schattig! Wir hatten uns gar nicht umgedreht und deshalb gar nicht beobachtet, dass eine neue kompakte Wolkenwalze über den Bergen aufgezogen war, in die die Sonne soeben hinein gesunken war! Der Zug fuhr auch so langsam in den Bahnhof ein, dass selbst der Nachschuss schon knapp nicht mehr hinhaute. Schade! Aber sehen wir es positiv: Das Hauptmotiv hat gaaanz knapp noch hervorragend geklappt! Es hätte viel schlimmer ausgehen können...
Für den Lokbespannten (den alten Begriff "der Rote" kann man ja angesichts errötender Bm73 und ergrauender El18 nicht mehr verwenden) versuchten wir beim Hof Grønbakken nochmal etwas mit "Kunst", doch versetzte uns der Zug so lange, bis auch hier die Sonne ausgeknipst wurde.
Herbstfärbung am Avsjøen, mit den blauen Bergen im Hintergrund (der Berg heißt Blåberget).
Unser Leihwagen.
Da wir keine Lust hatten, noch ganz bis Dombås zum essen zu fahren, testeten wir mal das Restaurant in unserem Domizil Furuhaugli. Für mich gab es Vildkarbonader, Yannick bekam Biffsnadder (Geschnetzeltes). Und da die da oben sogar eigenes Bier brauen (nur 500l/Jahr), genehmigten wir uns das auch mal. Das war dann mit umgerechnet 9 € die 0,33l Flasche wenigstens auch authentisch teuer...
Der Beginn unseres Tagesgeschäftes sollte wieder der Raumabahn Güterzug sein. Entsprechend stellten wir den Wecker auf 6, um in Ruhe einen Kaffee trinken und die Hütte säubern zu können. Der Himmel hatte sich beim Aufstehen bewölkt gezeigt. Aber noch waren es rund drei Stunden bis zum ersten geplanten Foto. In dieser Zeit kann ja viel passieren. Nachdenklicher wurden wir, als nach unserem Aufbruch alles komplett finster war, und zwar vor allem in Richtung des geplanten Zielgebietes in Richtung Raumabahn. Nur ganz im Süden sah man sowas wie einen Wolkenaufriss.
Der Wetterfilm zeigte dann auch, dass sich die Wolkengrenze in Längsrichtung bewegt und Dombås bzw die Raumabahn komplett unter Wolken liegen würde. Das war nun dumm! Abgesehen vom Rauma Güterzug lag erstmal gar nichts an, so dass wir zunächst einfach nur herumdödelten. Frichs Cafeteria hatte zunächst noch nicht auf. Vom Dorfplatz fuhren wir mal hoch zum Bahnhof, und zwar komplett mit Strom den Berg hoch. Der Benzinmotor unseres Hybridwägelchens hielt sich komplett zurück. Bin aber auch extra nicht schneller als 30 gefahren. Den Gesamtverbrauch hatten wir eben beim Tanken mit rund 4,6l/100km errechnet. Bei einem Auto dieser Größe nicht ganz schlecht. Beim Anstieg ins Gebirge fuhr der Wagen allerdings sehr hochtourig.
Um kurz nach 8.30 kehrten wir dann auf ein Frühstück bei Frichs ein. Lecker Vaffler med Syltetøy und Rømme (Waffeln mit Marmelade und Sahnechreme). Dazu einen leckeren Kakao. Als wir damit fertig waren, sah man zwar ein wenig Blau am Himmel, aber für eine gezielte Zugaufnahme war das immer noch viel zu wenig. Eine Überlegung war, den Rauma Gz mal am Ortsrand von Dombås zu probieren und dann dem zu erwartenden südfahrenden Zugpaket südwärts voraus zu fahren. Der erste Teil der Überlegung war dann auch tatsächlich von Erfolg gekrönt. Die Dreifachtraktion kam bei voller Sonne und trotz Montag Morgen waren hinter den Loks alle Wagen beladen. Wir hatten beim Warten noch überlegt, ob man nicht eben noch zu einer Brücke in Sichtweite Kundschaft fahren sollte. Zum Glück ließen wir es bleiben, denn der Zug kam eine Viertelstunde vor Plan.
Einer der alten Heuschober droben in Joramo.
Für den Gt 5242 war das Licht voll an: Der mit drei T44 in zwei alten SJ-Farbgebungen und im Grün der alten TGOJ bespannte Zug rollt bei Joramo nach Dombås hinein.
Nun ging es dem Zug und weiteren Zügen von Trondheim voraus. Am Himmel hielt sich aber noch ziemlicher Mumpf. Aus dem kam man auch gar nicht so einfach raus. Da ich wusste, dass südlich Sjoa die Motive eher "schlichter" werden würden, hielten wir uns erstmal auf dem engen Talabschnitt zwischen Otta und Sjoa mit den hübschen Bauernhöfen auf. Für den Green Cargo kraxelten wir mühselig eine Waldrodung empor. Die beiden anderen Züge gab es dann vom Flussufer mit dem Mæhlum Gård. Das Licht war trotz des Schlonzes (jaaa! - den gibt es auch in Skandinavien!) ganz vernünftig stark gewesen.
Wenn die Züge im Dreierbündel kommen, gibt es die Bilder auch als Dreierpack: Zunächst der Green Cargo Zug aus Åndalsnes mit dem Sandbu Gård.
Dann Rt 42 mit dem Mæhlum Gård, der sich auf der Landkarte allerdings auch Melem Gård schreibt.
Und der Cargonet Zug einfach so am Ufer des Gutbrandsdalslågen.
Nach diesem Dreierbündel sollten mit etwas Abstand weitere Fahrten von Norden folgen. Für die versuchten wir nun doch mal aus dem Schlonz rauszukommen. Wir fuhren und fuhren südwärts. Eine Schafweide bei Ruststugu wurde begutachtet, gefiel dann aber nicht so. Bei der Fernperspektive nervte ein leuchtend neuer Kabelkanal und bei der Nahperspektive sah man nicht viel vom Zug. Wir fuhren weiiiit weiter. Zwischen Sjoa und Ringebu wird die E6 massiv ausgebaut und kürzt sogar die Talecke von Kvam per Tunnel ab. Eröffnung soll im Herbst sein. Unser Motiv von 2009 westlich Kvam, wo man von einer Feldwegbrücke auf eine nette Fotokurve schauen konnte, wird jetzt durch eine große Betonbrücke entstellt, über die die neue Schnellstraße die Bahn quert.
Bevor die Bahn bei Ringebu die Talseite wechselte, stellten wir uns einfach an einen BÜ. Das war nun auch kein Motiv zum berühmt werden, aber die Traxx von Green Cargo konnte man schön darstellen. Das sollte nun unser südlichster Punkt gewesen sein.
Bei Frya zwischen Hundorp und Ringebu (den Ortsnamen könnte man mit "Telefonhäuschen" übersetzen) nehmen wir den gut ausgelasteten Green Cargo Zug aus Trondheim mit. Der heute unter der Nummer 66774 laufende Zug fährt normalerweise nachts. Der Grund für die verschobene Trasse dürfte die Vollsperrung in Trondheim bis heute am frühen Morgen gewesen sein.
Dem Green Cargo Zug folgten nun noch eine Fuhre von Grenland Rail und ein Cargonet Zug. Ersteres konnte nur irgendwelches Baugelumpe sein. Als die Fuhre laut Togkart bald entgegen kommen musste, stellten wir uns südöstlich von Kvam einfach mal bei einem Bauernhof an ein Kornfeld und warteten. Die Fuhre mit einer 214 an der Spitze, die in Deutschland mal als 212 123 tätig gewesen war, und einer T43 in der Mitte war dann auch wirklich etwas speziell. Der nachfolgende Cargonet Zug - auch mit deutscher Lok an der Spitze - gefiel mir schon besser.
Das norwegische EVU Grenland Rail besitzt nur kleine Dieselloks; insofern waren unsere Erwartungen nicht all zu hochgeschraubt, was da wohl kommt. Bei der Lok an der Spitze handelt es sich um die einstige 212 123, jetzt als Baureihe 214 bzw auf norwegisch als Skd 229 eingestuft (Skd steht für skiftediesel, Rangierdiesel).
Wir bleiben bei deutschen Bespannungen: Gt 5702 wird von 185 688 durch die Gerade bei Kvam gezogen.
Auf dem Rückweg nordwärts sahen wir, dass man wohl über Mittag zwischen Sel und Brennhaug südlich des Abzweigs nach Høvringen in der Schlucht topp Motive hätte. Die nahmen wir uns für morgen nochmal vor. Hoffentlich hält sich das Wetter. Es hatte sich jetzt nämlich richtig positiv entwickelt; der Schlonz war größtenteils verschwunden.
Den Abend wollten wir doch ganz gern im Gebirge verbringen. Auf dem Weg dorthin nahmen wir den entgegen kommenden Rt 44 mit dem Sporntunnel bei Dombås als Weitschuss mit.
Rt 44 hat gerade das Felsentor bei Dombås, den 15m langen Skjelletunnel, durchfahren.
Oben im Gebirge hingen noch einige Schleier. Wir hofften, dass sie uns in Ruhe lassen würden und fuhren zum Hof Grønbakken. Dort zogen wir Gummistiefel über und taperten den Berg südlich der Bahn hinan. Die Herbstfärbung war hier schon ganz prächtig. Nachdem wir unsere jeweiligen Aussichtsplätze gefunden hatten, begann dann doch wieder das Bangen. Kevin spielte wieder mit dem Dimmer, die Schleierwolken waren genau an der "richtigen" Stelle. Aber alles wurde gut. Der rote Triebzug leuchtete wunderprächtig in der herbstlichen Landschaft.
Diesmal besteht Rt 44 nur aus einer Einheit. Aber die passte von der Länge her ganz gut in der Kurve am Grønbakken Gård.
Mit unseren Gummistiefeln patschten wir nun durch die moorigen Heidelbeerkräuter zurück zum Bauernhof. Die Landschaft war momentan zwar außerordentlich trocken, doch hatten die Stiefel vermieden, dass man in dem schwer begehbaren Gelände auch noch um Wasserlachen herumgehen musste.
Es gibt Fotos, für die Gummistiefel die entschieden bessere Alternative darstellen. Unterm Strich kann man allerdings sagen, dass dieser September so trocken war, dass es auch ohne gegangen wäre.
Für den letzten fotografierbaren Zug des Tages bezogen wir nochmal Position auf dem Tverrfjell oberhalb Hjerkinn. Von hier aus sollte es der Lokbespannte Rt 45 im Bahnhof sein. Kevin hielt sich sehr zurück, und bei Ausfahrt des Zuges hatten wir volles Licht. Ich fand es überhaupt bemerkenswert, dass dort überhaupt noch Licht hin kam.
Wieder der Blick vom Tverrfjell, direkt an der Wetterstation Tverrfjell gruver. Rt 45 verlässt langsam den Bahnhof Hjerkinn. Im Hintergrund sind die Häuser der ehemaligen Standortverwaltung des Schießplatzes zu sehen, in denen jetzt die örtliche Jugendherberge eingezogen ist. Dahinter der Stausee Hjerkinnsdammen.
Weil das Licht so toll war, gibt es den Zug auch einfach nochmal von hinten.
Zwecks Proviantbesorgung ging es nun erst nochmal rüber bis Dombås. Der Plan war ein Hotdog Abendessen auf der Hütte, und da durfte es natürlich an keiner Zutat fehlen. Auf dem Weg nach Dombås fielen im Westen zahlreiche Fönwolken auf, die im Gegenlicht wie Ufos wirkten.
Die Ufo Wolken von Fokstua.
Zurück in Furuhaugli konnten wir rasch unsere neue Hütte beziehen. Die Lebensmittel aus dem Kühlschrank waren zuverlässig in die neue Behausung überführt worden. Nachdem wir heute kaum etwas gegessen hatten, waren die je vier Hotdogs schnell verputzt. Die Würstchen Nr 9 und 10 gab es dann im Polarbrød, weil die Hotdogbrötchen aus waren. Die Vorhersage für morgen war immer noch sehr gut, so dass wir morgen nochmal den Raumabahn Güterzug angehen wollen.
Für die Morgenstunden war stabiler Sonnenschein angekündigt. Grund genug, es nochmal mit dem Rauma Güterzug zu probieren. Bei Abfahrt um 7.20 hingen in Richtung Romsdalen natürlich noch richtig viele Wolken, weiter hinten sah es gar nach geschlossener Bewölkung aus. Wir probierten es dennoch, nahmen uns nur vor, bei all zu deutlicher Aussichtslosigkeit umzudrehen, um noch paar Motive auf dem Fjell entlang der Hauptstrecke umsetzen zu können. Aber das war dann gar nicht nötig. Die Wolken hielten sich konstant südwestlich der Raumabahn bzw zogen sich sogar ein wenig zurück. Den ersten Talent als Rt 2340 gab es schonmal östlich des Bf Bjorli.
Rt 2340 hat vor einer Minute den Bahnhof Bjorli verlassen. Dort, wo der Zug herkommt, hängen noch ganz schön die Wolken! - Natürlich sind in Norwegen auch die BÜ Schalthäuschen aus Holz! Und sie haben sogar ein Fenster, aus dem der Techniker dann herausschauen kann ;-) Oder ist das am Ende doch nur eine Klappe, hinter der sich die wichtigsten Schalteinrichtungen von außen zugänglich befinden?
Allerdings sollten wir heute lernen, dass wir für so einige Motive einfach zu spät im Jahr da wären. Als wir in Verma ankamen, war das Sonnenlicht noch längst nicht auf der Strecke. Und der Güterzug 5242 kam unbarmherzig pünktlich. Als er in Sicht kam, war gerade der Hintergrund voll ins Licht getaucht. Als der Zug im Motiv war, war das Gleis weitestgehend von Licht erfasst worden. Aber eben nur weitestgehend. Und der Motivbauernhof noch gar nicht. Knapp zu spät ist auch zu spät! Wie heißt es in den schwedischen Wallander Krimis immer so schön, wenn die Ermittlungsergebnisse abgeglichen werden?: "Dann wissen wir das jetzt auch!"
Die Alm Slettahjellen gegenüber von Verma liegt schon in der Sonne.
Der Bahndamm und der Motivbauernhof hingegen nicht...
Wir fuhren dem Zug wieder voraus zu dem Weitblick kurz vor Bjorli. Dass das Seitenlicht nicht mehr so dolle sein würde, war uns klar, aber das Motiv ist einfach ein Muss. Und hier klappte dann auch alles - inklusive Herbstfärbung - wunderbar.
Green Cargo Güterzug 5242 von Åndalsnes nach Alnabru (Oslo) erfreut uns nun endlich im besten Sonnenlicht kurz vor Bjorli. Dem Lademeister waren wir dankbar, dass er auch heute wieder seine Kisten auf den vorderen Abschnitt des Zuges geladen hatte.
Eine Überlegung war nun, für den nächsten Talent noch zur Stuguflåtenbru zu fahren - dem Hauptmotiv der Strecke und wie gemacht für einen kurzen Talent. Doch es schien uns, als ob die Wolken schon wieder zurück drückten und dass hier in einer Stunde gar kein Licht mehr sein würde. Die andere Option war, den Vormittagszügen aus Trondheim zumindest bis Fokstua entgegen zu fahren und dort auf einen Berg zu klettern. Knappe Baustelle. Und am meisten kam es uns auf die Schlucht zwischen Brennhaug und Sel an, wo wir ja gestern den Eindruck hatten, dass da was gehen müsste. Wir dachten, dass dort bis zu dem Dreierbündel an Zügen bestimmt die Sonne in die Schlucht käme. Dachten wir. Also fuhren wir letztendlich dort hin.
Die einzige Chance auf Sonnenfotos in der Schlucht bot jedoch ein Abschnitt, an dem die Straßenböschung undurchdringlich war. Mühsam kletterten wir auf die glitschigen, bemoosten Felsen oberhalb der Straße. Da konnte man dann immerhin die Züge mitnehmen, wobei das aber definitiv nicht das war, was wir uns vorgestellt hatten. Und da man da mühsam hochgekraxelt war, konnte man auch nicht zwischen den Zügen groß wechseln.
Da das Motiv gleich bleibt, gibt es vom Dreierbündel mal nur den Gt 5710 von Cargonet mit seiner El16 und zwei Gaskesselwagen aus Muruvik bei Trondheim, vermutlich die einzigen Einzelwagenladungen des Landes, zu sehen. ...
Und, weil er sich so schön abhebt, den Rt 42. Wir befinden uns hier zwischen Dovre und Otta, zwischen den Betriebsbahnhöfen Brennhaug und Sel.
Nachdem das Zugbündel durch war, war dann auch der eigentliche Wunschabschnitt in der Sonne - wenn auch der Fluss noch nicht komplett ausgeleuchtet war. Und der gehörte eigentlich dazu. Aber immerhin konnte man vor der nun einsetzenden größeren Zugpause hier noch den Rt 41 als Nachschuss nehmen. Das war für mich schon mal der Höhepunkt hier in der Schlucht.
Hatte ich beim Schreiben gar nicht mehr auf der Rechnung: Der Skl kam auch noch ganz fotogen bei uns durch.
Rt 41 am Hauptmotiv der Schlucht. So langsam kämpft sich die Sonne bis zum Fluss vor.
Wie gesagt, nun war erstmal Zugpause. Und wir hatten Hunger. Das ist ja wirklich das schöne an den neuen Infomedien über den Zugverkehr wie dem "Daglig Grafen" und der Togkart, dass man - bei aller Unzulänglichkeit der Togkart - doch ganz gut abschätzen kann, ob man mal eine längere Pause für ein Mittagessen hat. Und wir hatten sie. Es ging nach Otta, wo wir es uns im Pillarguri Café bequem machten. Es gab sehr leckere Fleischklöße von Viechern aus einem Hof in der Nähe, Weißkohlstew, Möhrchen, Kartoffeln und leckere braune Soße. Käffchen hinterher natürlich gratis, so muss es sein. Na ja, bei 23€ für die Hausmannskost inkl Cola durfte der Kaffee schon sein. Ist halt Norwegen.
Die Sel kirka. Eine gute norwegische Kirche liegt mindestens gefühlte fünf Kilometer aus dem Ort raus... Hübsch fand ich, dass vor vielen Grabsteinen einheitliche rote Blumen blühten.
Worin unterscheidet sich eine norwegische von einer rumänischen Kleinstadt an einem gewöhnlichen Werktag zur Mittagszeit? Ganz einfach: Der Altersdurchschnitt der Passanten dürfte in Norwegen etwa 30 Jahre höher liegen. Diese Stadt war wirklich das personifizierte Altersheim!
Danach wollten wir es in der Schlucht aber doch nochmal mit voll ausgeleuchtetem Fluss wissen. Also nochmal hin da! Es gab den kleinen Åndalsneser Rt 2343 von hinten und zwei Güterzüge in umgekehrter Reihenfolge, erst der 5702, dann der 5734, von vorn. Für den ersten stellten wir uns an das eigentliche Hauptmotiv, doch der Lichtstand war dort schon arg spitz. Den zweiten gab es dann hinter einer Kurve, wo die Sonne den Zug noch deutlich besser erfassen konnte.
Rt 2343 kehrt aus Lillehammer zurück. Alle drei Tageszugpaare Oslo - Trondheim haben in Dombås Anschluss nach Åndalsnes. Die vierte Talent Leistung nach Åndalsnes hätte keinen Zubringer aus Oslo und holt sich deshalb seine Fahrgäste von einem der stündlich von Oslo bis Lillehammer fahrenden IC-Züge (quasi norwegische RE) ab. Das bringt ihm einige hundert Kilometer unter Fahrdraht ein.
Nochmal das mittlerweile etwas spitzlichtige Hauptmotiv.
Hinter der nächsten Kurve bescheint die Sonne den Gt 5734 ein ganzes Stück besser.
Nun sah der weitere Plan vor, für einen nordfahrenden Güterzug über das Gebirge nach Drivstua zu fahren. Doch als wir bei Dovre um die Kurve kamen, schien uns das Unterfangen ob der Wolken voraus ziemlich aussichtslos. Deshalb blieben wir bei Dovre und nahmen den 5731 einfach mal mit Berg-, Wolkenkulisse und etwas unglücklicherem Lichtstand.
Gt 5731 rollt auf Dovre zu.
Also, aufs Fjell weiter zu fahren machte nun keinen Sinn mehr. Selbst wenn da oben mehr Sonne wäre, als es von hier unten aussah, hätte man nicht mehr die passenden Züge gehabt. Talabwärts sah es noch ganz brauchbar aus. Also zurück nach Otta und von dort mal die Panoramastraße westlich oberhalb der Bahn in Richtung Sjoa reingefahren. Durch Otta hindurch und noch ein Stück weiter (solange niemand hinter mir war) testete ich mal den EV Mode des Autos, also wirklich nur mit Strom zu fahren. Solange man unter 50 bleibt, funktionierte das. Danach war der Akku aber ganz schön runter. Mal sehen, wann man ihn wieder aufgeladen bekommen hat...
Wir hielten einfach mal an der Zufahrt zu Mæhlum Gård und warteten. Das Licht war noch recht spitz, aber der Bergschatten drückte mit aller Macht. Die Altbäuerin kam die Zufahrt hoch und klönte ein wenig mit uns, während sie auf Abholung durch ein Auto wartete. Am längsten Tag des Jahres hätten sie immerhin bis 18 Uhr Sonne! Im Winter hingegen nur bis Mittag. All zu hoch ist die Felswand, zu deren Füßen der Hof liegt. Im Sommer müsste das mit der Zügefotografiererei auch besser gehen, weil man dann mehr Seitenlicht bekommt. Rt 44 hatte davon leider noch zu wenig...
Rt 44 südlich Otta in den Kornfeldern des hier sehr tief eingeschnittenen Gutbrandsdalen.
Letzter fotografierbarer Zug des Tagen war wie üblich der Rt 45. Für den teilten wir uns zwischen Brennhaug und Dovre auf. Yannick wollte nochmal den BÜ von letzter Woche testen und ich wollte mit dem Zug Yannicks Variante vom Güterzug vorhin nehmen. Bei beiden Motiven war es spannend, ob man nicht mal wieder eine Woche zu spät im Jahr dran wäre. Denn die Sonne kam den hohen Bergen näher und näher...
Hof Nedre Vigerust bei Dovre mit den blauen Bergen im Hintergrund. Der Berg heißt Blåhøe.
Nedre Vigerust war bis zur Zugfahrt leider auch im Bergschatten, aber Rt 45 ging gerade noch - hier kurz vor Dovre mit der Blåhøe im Hintergrund.
Yannicks Variante vom BÜ Åkerjordet kurz hinter Brennhaug aus.
Es hatte bei uns beiden geklappt, prima! Nun war schon wieder Zeit fürs Abendessen. Wir fuhren zu Frichs - in erster Linie, weil es dort gutes WLAN gab und wir langsam mal die zweite Urlaubshälfte planen mussten. Nebenbei verzehrten wir einen Hamburger (Y) und Reindyrkarbonader (J). Nun sagten die Wetterorakels plötzlich für Do und Fr an der Nordlandsbahn gutes Wetter voraus. Na gut, da wollten wir ja eigentlich auch hin. Aber morgen war ja erstmal der Kreuzfahrerzug auf der Raumabahn angesagt. Das Wetter sollte vormittags auch noch ganz brauchbar werden. Dann nachmittags in einem Rutsch zum Saltfjell hoch? KVG! Kannste vergessen! Aber ich entdeckte auf booking.com einen buchbaren Hüttenplatz in Grong! Das war die richtige Entfernung für eine Zwischenübernachtung! Und wir waren trotz Buchung flexibel, denn man konnte bis 18 Uhr am Anreisetag kostenlos stornieren. Das ist für den Fall einer kompletten Umplanung ein tolles Entgegenkommen!
Erst nach 20 Uhr fuhren wir hoch zur Hütte nach Furuhaugli. Dabei versuchten wir den steilen Weg von der E6 hoch zum Platz mit Strom zu fahren. Aber nach 2/3 des Weges bekam der Bordcomputer, oder wer auch immer das alles steuert, Angst und schaltete den Benziner wieder an. In der Hütte gab es dann noch paar Postkarten zu schreiben. Dafür verwende ich eigene Bilder und den Postkartendienst urlaubsgruss.com. Funktionierte bislang sehr gut.
Endlich ist er da, der lang ersehnte Tag der Kreuzfahrer! Die ganze Tour war auf ihn-nur-ihn ausgerichtet. Den mit einer Di4 bespannten Exkursionszug, der die Gäste des in Åndalsnes liegenden Kreuzfahrtschiffes Aurora zur Belustigung einfach durch das Romsdalen nach Bjorli und zurück karren soll. Das kurze Stück muss so lukrativ sein, dass man dafür extra den Zug aus Trondheim einfliegt. Wir hörten die Di4 gestern Abend an unserer Hütte vorüber grummeln - dem Klang nach mitsamt Wagen. Die Wagen werden bei häufigerer Frequenz der Kreuzfahrzüge in Åndalsnes stehen gelassen, diesmal aber anscheinend nicht.
Aufwachen in Furuhaugli, Blick von der Veranda unserer Hütte.
Wir hatten wirklich mit diesem Zug geliebäugelt, obwohl der einzige Verkehrstag während des Urlaubs und überhaupt der letzte Verkehrstag der Saison genau in Urlaubsmitte lag. Aber da uns das Wetter eh hierher verschlagen hatte, passte das ja. Das Wetter war nicht aussichtslos, und so konnten wir uns nach entspanntem Frühstück und Reinigen der Hütte erstmal an den Abstecher in Richtung Raumabahn machen. Den Güterzug hatten wir dabei nicht ganz so auf dem Zettel, den hatten wir ja gestern prima bekommen.
Der Abstecher führte uns nun aber geradewegs in die Wolken hinein. Erstmal ging es nach Dombås in einen dicken Nebel hinab. Von oben sah das toll aus, wie der Talkessel von Dombås eine einzige wabernde Suppe war. Als wir aus dem Nebel wieder hervor kamen, war es eigentlich ziemlich eindeutig: Die Bewölkung war im Westen praktisch geschlossen! Nur gaaanz vereinzelte Risse zeigten sich. Wir beschlossen dennoch es zu probieren. In dieser Gegend lösen sich die Wolken ja auch mal auf. Dieser Zug war ein Hauptziel der Tour. Wenn nicht jetzt, dann gar nicht. Die Alternative wären zwei Züge auf dem Fjell gewesen.
Und man kann jetzt nicht sagen, dass unsere Rechnung nicht aufgegangen sei. Die Bewölkung fing auch über dem Romsdalen massiv an zu bröseln. Zeitweise wurde der Himmel wohl zu 50% blau. Nur mit der Abstimmung auf den Fahrplan haute es nicht hin. Der kleine Kevin allein zuhaus am Dimmschalter war heute total übellaunig. Wir fingen erstmal mit einem Talent an der Stuguflåtenbru an. Hätte perfekt gepasst. Wenn der VT fünf Minuten früher gekommen wäre.
Die Stuguflåtenbru dann eben ohne Zug...
Zum Kreuzfahrer fuhren wir erstmal runter nach Marstein zur Remmembru. Die Sonne kommt hier im Hochsommer zum Kreuzfahrer total spitz, jetzt im September hätte der Lichtstand topp gepasst, wobei die Sonne nur noch gerade eben über den Berg gekommen wäre. Wenn sie geschienen hätte. Hat sie aber nicht.
Die Wachschafe von Hof Remmem lassen sich von Yannick knuddeln und verschwanden dann wieder.
Der Kreuzfahrer an der Remmembru kurz hinter Marstein. Ein Motivklassiker aus Di3 Zeiten...
Der Tf gab mächtig Gummi. Vom Sommer 2013 kannte ich einen gemütlicheren Besichtigungsfahrstil, doch jetzt heizte er so durch die Gegend, dass wir in Verma an der Kyllingbru etwa zeitgleich eintrafen. Kein Licht. An der Stuguflåtenbru war der Himmel nun mächtig blau geworden. Jedenfalls um das Wolkenfeld herum, das die Brücke wirklich die ganze Zeit im Schatten hielt. Mit dem Lokumlauf in Bjorli ließ man sich reichlich Zeit, doch auch hier war die Sonne mitten in einem Wolkenfeld.
Der Kreuzfahrzug bringt für einige Minuten Leben in den Bahnhof Bjorli. Von hier geht es per Bus zurück bzw Busreisende steigen jetzt in den Zug.
Für die Rückfahrt fuhren wir nochmal zum Bf Verma voraus. Der Talabschnitt lag nun in prallster Sonne. Jedenfalls bis zehn Minuten vor Zugdurchfahrt. Seeehr seeehr schade! Talabwärts sah es nun ziemlich dicht aus. Und da wir heute ja noch nach Grong wollten, ließen wir den Zug fahren und schenkten uns Åndalsnes. Letztendlich hielten wir es aber immer noch für die richtige Entscheidung, dass wir es versucht hatten. Die Auflockerungen gaben uns recht, der Rest war Pech. Dann wussten wir das jetzt jedenfalls auch. Wäre man nicht hingefahren, wäre die Grübelei sicher groß gewesen, ob man nicht hätte sollen...
Es ging zurück in Richtung Dombås, dann hoch aufs Fjell. Hier war der Himmel nach wie vor deutlich sonniger. Und gerade sollten sich die Mittagsgüterzüge von Norden nähern. Dazu erklommen wir mal einen Hügel, mit dem wir schon häufiger beim Vorbeifahren geliebäugelt hatten. Leider erwies sich der Waldgürtel zu Füßen des Hügels doch umfangreicher als erwartet. Der erste Zug, der 5734, kam leider, als wir noch nicht ganz oben auf der kahlen Höhe waren.
Als Gt 5734 erschien, waren wir noch nicht ganz oben...
Der zweite Zug ließ sich dann doch ganz gut Zeit. Aber die stationäre Wolkensituation war jetzt auf unserer Seite. Oder besser auf der anderen Seite des Hochmoors. Dort zogen nämlich immer wieder Wolkenschatten durch, ohne uns wirklich zu behelligen. Und man saß da oben auf der Anhöhe wirklich herrlich. Weit im Voraus konnte man Zug 5702 als lange bunte Kette durch die Wildnis gleiten sehen.
Gt 5702 hat gerade den Bf Fokstua durchfahren...
...und kann dann vor einigen Seen und imposanter Bergkulisse festgehalten werden. Der Herbst gab mittlerweile alles!
Viel später hätte der Zug auch nicht kommen dürfen. Von Westen drückten mehr und mehr dicke Wolken rein. Zwar hielt sich unser Bereich noch länger tapfer in der Sonne, aber die Sonne war absolut nicht mehr weit von der Wolkengrenze entfernt. Es ging durch die Büsche wieder hinab. Die Gummistiefel hätte man dieses Mal eher nicht gebraucht. Im Auto zeigte das Navi als Ankunft Grong 20:00. Ohne Pausen.
Doch auf eine Pause freuten wir uns seit Verma: Ein verspätetes Mittagessen im "Go2" Grill zu Oppdal! Das große Hüngerchen machte sich nämlich massiv bemerkbar! Ein voraussichtlich letztes Mal auf dieser Tour fuhren wir die herrliche Straße über das Fjell und dann - immer noch meist durch Sonne - nach Oppdal. Oben auf dem Fjell stand am Parkplatz für den Grønbakken Hof ein Polizeiwagen. So weit aus der nächsten Ansiedlung raus sieht man die ja sonst fast nie! Und das Stativ, dass vorm Auto mitsamt Kamera aufgebaut war, diente der Ausrichtung nach nicht der Moskus Fotografie, außer vielleicht man hoffte auf einen Wildwechsel über die E6... Der "All-in-meat Burger" enttäuschte definitiv nicht. Besonders lecker waren auch wieder mal die frittierten Kartoffelstäbchen. Also Pommes in Form von erkennbaren Kartoffelstücken und nicht aus Kartoffelteig.
Die Ankunftszeit Grong wurde jetzt mit 20:35 gehandelt. Prima, nur noch fünf Stunden Fahrt vor uns... Na ja, meine Hoffnung war, dass wir es bis 20:00 schaffen würden. Nicht, dass es wichtig gewesen wäre, aber man will ja auch mal ankommen. Insgesamt war es, wie alle Autofahrten die letzten Tage schon, eine sehr angenehme Fahrt. "Nur" das Stück von Støren bis Steinkjer, also durch den Großraum Trondheim, war etwas ätzender. Da herrschte ordentlich Verkehr und man musste immer auf die Vorderleute achten. Zudem hatte irgendwo südlich von Trondheim Regen eingesetzt, der sich dann auch komplett hielt und teils sogar recht heftig war. Das machte das Fahren nicht angenehmer. Und unsere Maut Flatrate hat uns heute an den ganzen Trondheimer Bomstasjoner nur 75 NOK eingespart. Damit waren wir bei 355 NOK Mautgebühren insgesamt. So kamen wir auf keinen grünen Zweig. Es fehlten noch sage und schreibe 70 NOK...
In Stjørdal hätte es vor uns beinahe einen Crash gegeben. Auf der vierspurigen Umgehungsstraße wollte ein Fahrschulwagen, der zuvor aus unerfindlichen Gründen die ganze Zeit links rumgebummelt war, genau in dem Moment nach rechts rüber ziehen, als ein anderer PKW von einer Auffahrt auf dieselbe Spur rüberzog. Da in dem Fahrschulwagen hinten ein älterer Herr saß, der nun mit dem Fahrlehrer auf dem Beifahrersitz am diskutieren war, vermuteten wir, dass es sich um eine (nun vermutlich nicht bestandene) Prüfung handelte. Diese Straßen mit zwei Spuren je Richtung kennt der Norweger halt kaum, ganz schön schwierig...
Hinter Steinkjer, an der Abzweigung nach Namsos, verschwanden plötzlich die anderen Autos. Die bogen allesamt nach links ab. Wir hatten die E6 wieder für uns und konnten zügig fahren. Nur einmal nervte ein LKW, der im Schritttempo eine Steigung hoch kroch und dessen Hintermänner sich nicht zu überholen trauten. Man sollte die Norweger wirklich mal für ne Woche zum Fahrtraining nach Kroatien schicken. Die wären verblüfft, wo man überall gefahrlos (!) überholen kann, wenn man es schafft, das Gaspedal zu treten...
Natürlich gab es bei Formofoss einmal den obligatorischen Abstecher über die Sanddølselvbru hin und zurück. Das ist wirklich eine der eindrucksvollsten Bahnfotobrücken unseres Kontinents. Mir ist hier bislang nur mal im Halblicht (oder war es Viertellicht?) etwas geglückt. Und dann hatten wir tatsächlich (fast) Punkt 20:00 den Langnes Campingplatz zu Grong erreicht. An der Rezeption war zwar niemand mehr, aber eine junge Frau hatte uns gesehen und kam aus einem benachbarten Haus herüber. Prima, wir waren da! Im Supermarkt besorgten wir noch Milchreis (Y) und Rømmegrøt (J) für den Topf in der Hütte und das war es dann auch.
Auch für die nächste Unterkunft hatten wir mal auf booking rumgeschaut. Für das Wochenende sah das alles gar nicht so gut aus. Die guten Hütten mit Du/WC waren, soweit auf booking verfügbar, schon ausgebucht. Um überhaupt eine Unterkunft sicher zu haben, buchte ich einfach mal das Ole Tobias Hotel in Mo. Stornierbar war es immerhin bis 14 Uhr. Vielleicht würden wir bis dahin ja noch eine geeignetere Hütte im Gebirge finden. Wobei um diese Jahreszeit gern jede freie Kapazität da oben von Jägern in Beschlag genommen wird.
Gegen 8.30 brachen wir in Grong auf. Die Ankunft oben auf dem Saltfjell wurde uns mit 14:30 prognostiziert. Das würde für die Tageszüge reichen. Eine Pause wäre aber nicht drin. Na, mal sehen... Die E6 war auf dem nun bevorstehenden Stück durch die Wildnis mal wieder schön leer und gut zu fahren. Aber lang... Auf der Südseite des ersten Gebirgspasses, also das ganze Namdalen hoch bis Majavatn, herrschte tiefblauer Himmel. Nur am Anfang gab es etwas Nebel. Züge standen aber erstmal überhauptnicht im Programmheftchen. Der Fahrplan auf diesem Streckenabschnitt weist stundenlange Zuglücken auf.
Vor Majavatn wirkte es so, als ob man auf der anderen Seite des Passes geradewegs in geschlossene Bewölkung hineinfahren würde. Da es sich im Zielgebiet auch erst gegen Nachmittag auflockern sollte, beschlossen wir, bei Majavatn doch mal auf einen entgegen kommenden Talent, den Rt 478, zu warten. Morgenlicht und Wolkenkulisse waren ja einfach klasse.
Pünktlich hallte ein "Richtung Trondheim zurückbleibenbitte!" durch die Wälder und der Rt 478 aus Mo i Rana brummelt aus dem Bahnhof Majavatn hinaus. In Wirklichkeit dient der Halt in Majavatn natürlich nur der Zigarettenpause für das Zugpersonal ;-)
Die Aktion hatte uns nun aber 40 Minuten gekostet. Wir würden uns jetzt sehr ranhalten müssen, um noch rechtzeitig zu den Dagtogs auf dem Fjell zu sein. Dieses Unterfangen gaben wir genau in dem Moment auf, als wir Gewahr wurden, dass der Korgfjelltunnel gesperrt war und alles über den Berg musste. Laut Navi kostete das eine Viertelstunde. Ok, dann würden wir die Dagtogs eben im Dunderlandsdalen machen. Vielleicht bekäme man dann auch noch einen Erzzug mit.
Vollends bestätigt wurde diese Planänderung, als zwischen Bjerka und Mo plötzlich ein Riesen Verkehrschaos herrschte. Eine Zeitlang schien es uns, dass sich die Autos beider Richtungen zwischen einer Baustellampel und einer Baustelle mit manueller Regelung festgefahren hätten. Die Schlange vor der Ampel staute sich zurück in den Manuelldirigering Abschnitt und umgekehrt. Uns machte das gar nicht so viel, standen wir doch an einem Topp Ausblick auf die parallele Bahnstrecke. Unseretwegen hätte das die Dreiviertelstunde bis zum Cargonet Zug dauern können. "Leider" bekam man den Knoten dann doch bald entwirrt und es ging nach Mo weiter. Ein Gutes hatte die Sache aber: Die Bauerei kostete Geld. Und deshalb wurden die Verzögerungen mit zwei Mautstellen belohnt. Das brachte unser Konto 29 NOK weiter. Wir waren jetzt bei 384 NOK gesparte Mautkosten.
Damit hatten wir den Cargonet Zug leider verpasst, denn der stand ja nun im Bf von Mo drin. Und wir wollten uns jetzt mal lieber um die Dagtogs kümmern. Beim Weg aus Mo hinaus sahen wir, dass drüben auf der anderen Flussseite die Bahn schön freigeholzt worden war und dass dort auch eine Straße hinführte. Das interessierte uns. Wir drehten um und fanden da drüben dann auch tatsächlich einige sehr schöne Ausblicke. Schade, der eine wäre eben für den Cargonet und den Erzzug im Block davor ideal gewesen. Aber den Rt 471 und den nachfolgenden Erzzug 5767 konnten wir ganz brauchbar umsetzen.
Nordlandsbanens Dagtog (unter diesem Namen wurde der Zug wirklich mal beworben!) Rt 471 verlässt Mo i Rana und bricht entlang des Ranaelven in das Dunderlandsdalen auf. Die Reisenden kleben schon mit ihren Nasen an den Scheiben, denn der einmalig schöne Teil der Reise über das Saltfjell steht bevor. - Offensichtlich werden die Di4 nicht mehr gedreht; nordwärts war auch bei anderen gesehenen Zügen immer die verruste Stirn vorn.
Und für den Dagtog 472 blieben wir auch direkt dort, denn einige Passagen am Fluß, zu denen man über die Kurve rüber fotografierte, kamen nun auch gut ins Licht.
Nachdem die Dagtogs in Dunderland gekreuzt haben, kommt Rt 472 aus dem Dunderlandsdalen angebummelt...
...und landet gleich in Mo i Rana. Kaum zu glauben, dass man hier am Rande eines Gewerbegebietes der Kleinstadt steht.
Danach ging es aber aufs Fjell. Wir hatten mittlerweile übrigens umgebucht. Statt Ole Tobias Hotel in Mo i Rana war nun das Scandic Hotel zu Fauske unser Ziel. Das würden nun wohl die teuersten Nächte der Reise werden, je 1400 NOK das Zimmer. Aber wir hatten überlegt, dass es für ein Foto vom Nachtzug nicht ganz schaden könnte, wenn man praktisch im Motiv wohnt. Und da der Zug oben auf dem Fjell an diesen doch schon merklich kürzeren Tagen bereits eine gute halbe Stunde nach Sonnenaufgang kommt, war fraglich, ob dort oben die Ausleuchtung reichen würde. In Fauske und Umgebung, wo der Zug erst nach 8 ist, erschien uns die Chance auf Sonne für den Nachtzug jedenfalls besser.
Und bei der Fahrt aufwärts waren wir dann auch gar nicht so unfroh, dass wir morgen nicht von Mo aus aufs Fjell fahren müssen. Denn man hatte begonnen, die E6 massiv auszubauen. Und da gab es in den Baustellenbereichen jede Menge Langsamfahrstellen und Ampeln. Je höher wir kamen, desto schöner wurden die Herbstfarben. Unterhalb der Baumgrenze erstrahlten die Birken in einem betööörenden Goldgelb. Und zwischendrin waren sogar immer wieder rote Färbungen auszumachen. Man hätte andauernd für Landschaftsbilder anhalten können...
Aber so irre viel Vorsprung hatten wir vor dem Güterzug nun auch nicht. Deshalb wollten wir erstmal für den ein nettes Plätzchen suchen. Die von mir angestrebte Fotokurve nördlich der Semska Häuser befand sich in latenter Verschattungsgefahr. Und die Wildschutzzäune - meine Güte, leuchteten die letztes Mal auch schon so auffällig in der Landschaft? Ich hatte sie nicht als so dermaßen störend in Erinnerung. Wir bezogen mal lieber einen anderen Aussichtshügel südlich der Semska Häuser. Beim Warten auf den Zug konnten wir Viehtrieb auf norwegisch beobachten. Ein Hubschrauber mit fieser Sirene trieb drüben auf der anderen Talseite eine Herde Rentiere zusammen und dann auf Yannicks Höhe geradewegs in den Fluss, über das Bahngleis und über die Straße.
Almabtrieb auf norwegisch: Ein Hubschrauber treibt die Rentiere in der Landschaft zusammen...
..., dann durch das Wasser und über das Bahngleis.
Erstmal abtrocknen, dann ertönt schon wieder die Sirene des Hubschraubers und weiter geht das Gehetze über die E6 rüber in Richtung Gehege.
Dann tauchte plötzlich ein Quad mit einem verwegen aussehenden Typen und einem sich mühsam festklammernden Hund bei mir in der Wildnis auf. Kurzer Gruß, dann brabbelte er etwas von Jernbaneverrücktem in sein Funkgerät und verschwand so schnell, wie er gekommen war. Hatte wohl Angst, dass wir vom Tierschutzverein sind...
Gt 5795 hat den höchsten Punkt des Saltfjells hinter sich gelassen und taucht nun wieder in den goldenen Birkengürtel ein. Zuglok ist eine Baureihe 312, eine Euro4000 von Vossloh Valencia.
Goldene Birkenwälder oberhalb von Lønsdal.
Weitere Züge würden hier oben nicht mehr bei Sonne zu erwarten sein. Deshalb folgten wir dem Güterzug talabwärts durch das Saltdalen. Der Nordabstieg der E6 wurde zum Glück nicht ausgebaut bzw war unterhalb Junkerdalen ja schon bestens begradigt. Wir beglückwünschten uns für die Entscheidung, Fauske hier oben als Basis zu nehmen. Doch das war natürlich zu früh gefreut. Ausgebaut wurde hier zwar nix, aber Pflege der Infrastruktur geht ja auch. Zwei lange Tunnel zwischen Rognan und Fauske wurden saniert. Bei beiden mussten wir ewig auf das Ledebil warten, das einen in besserem Schritttempo durch die langen Tunnel geleitete, und setzten insgesamt eine halbe Stunde zu. Pech...
In Rognan mussten wir nebenbei den Güterzug überholt haben, der dort zur Kreuzung warten musste. Ich hoffte schon, den mit den letzten Sonnenstrahlen des Tages in Setså aufnehmen zu können, doch als wir dort um die Ecke bogen, lag die Bahn schon komplett im Schatten. Da waren wir wohl mal wieder zwei Wochen zu spät im Jahr dran.
Um 19:15 trafen wir im Hotel in Fauske ein. Wir erhielten statt der gebuchten kleinen Kammer eine ganze Suite mit Fjordblick! Na, wenn das mal nicht wunderbar war? In den Räumlichkeiten sollen wir es wohl drei Tage aushalten können! Das Hotelrestaurant war voll mit Seniorengruppen, so dass wir lieber mal in der Stadt nach alternativer Gastronomie geschaut haben. Wir fanden vier Pizzarien, und nichts anderes. Bzw ein anderes an der Pier, aber da liefen komische Typen rum. Letztendlich nahmen wir die Pizzaria Napoli gegenüber des Hotels, wo man dann auch wunderbar saß. Während man in norwegischen Cafeterias ja bereits vorm Essen bei der Bestellung am Thresen bezahlt und sich die Trinkgeldfrage gar nicht stellt, bezahlte man hier hinterher am Thresen. Für Trinkgeld stand ein Sammelglas da. Der Patrone bedankte sich artig, als ich die für ihn nicht erkennbare Summe von 15 NOK in das Glas einführte. Mit je einer Flasche Apfelmost aus dem Supermarkt zogen wir uns anschließend in unsere Suite zurück...
Da wir den Nachtzug quasi "um die Ecke" machen wollten, konnten wir uns erstmal dem im Preis enthaltenen Frühstücksbuffet zuwenden. Das war sehr ordentlich, skandinavisch halt. Die warmen Bestandteile waren eine Mischung aus britischem Frühstück und skandinavischen Elementen (Kjöttbullar, Pfannküchlein). Gut gestärkt sind wir um 8 ins Motiv rüber. Wir stellten uns an der Sulitjelma Straße auf und fotografierten den Nachtzug Rt 475 und einen Talent als Rt 470 über den Nedrevatn.
Nordlandsbanens Nattog Rt 475 hat den Nedrevatn erreicht...
...und quert dessen Abfluss in den Fjord bei Finneid. Wir fragten uns, ob das grüne Gebäude ein Lokschuppen o.ä. von der alten Sulitjelmabahn gewesen sein könnte, die hier früher ins Landesinnere führte.
Rt 470 nach Mosjøen entschwindet entlang des Sees.
Das nächste Hauptprogramm sollte oben auf dem Saltfjell stattfinden. Den entgegen kommenden Talent Rt 473 dachten wir dabei unfotografiert lassen zu müssen, doch dann entdeckten wir einen schönen Blick von der E6 über den Fluss auf einen Abschnitt, der sogar noch Telegraphenleitung hatte. Nur anhalten konnte man hier an der Quasi-Ortsumgehung der verstreuten Höfe von Øvre Saltdal nicht. Es war aber noch Zeit genug, den Umweg über die nächste Verbindung zur alten Straße zu nehmen und auf dieser zurück zu fahren. Dann noch durchs Gestrüpp und über die E6 rüber, perfekt!
Rt 473 zwischen den Orten Russåga und Røkland am Ufer der Lønselva.
Nun aber weiter hoch. Sicherheitshalber tankten wir in Junkerdalen nochmal, da die Nadel schon wieder unter halbvoll stand. Der Verbrauch der vergangenen Zeit mit unserem Auris Hybrid lag konstant bei rund 4,6l. Zum nächsten Programmpunkt, dem Gt 5790, war nun relativ viel Zeit. Yannick wollte den oben auf der Hochfläche machen, mir hatte es Stück tiefer die Herbstfärbung angetan.
Nachdem Yannick es sich oben auf seinem Feldherrenhügel bequem gemacht hatte, begann für mich unten ein wildes hin und hergehetze. Irgendwie waren alle Standpunkte kompromissbehaftet. Zweimal ging es durch den Morast am Straßenrand auf die Hügel oberhalb der Straße. Doch mit der E6 im Vordergrund war das alles nicht trivial. Beim zuerst aufgesuchten oberen Standpunkt kam hinzu, dass dort gar nicht soooo viel Herbstlaub war wie ein Stück unterhalb. Großes Hadern. Riskiert man es, die fünf Minuten zum Auto zurück zu laufen und nach weiter unten zu fahren? Die Togkart hatte sich bislang als oft extrem ungenau erwiesen. Aber als der Zug von Rognan nur bis Røkland weitersprang, riskierte ich es. Dort unten war das Herbstlaub auch wirklich nett. Aber so richtig den ausgereiften Standpunkt hatte ich noch nicht, als Yannick mit seiner Zugmeldung anklingelte...
Gt 5790 taucht nach der Fahrt über die kahle Hochfläche des Saltfjells nun wieder in die goldenen Birken ein.
Das Bild war ok, aber hyperventilierende Begeisterungsströme konnte ich auch gerade nicht versprühen. Yannick hatte auf jeden Fall das tollere Panorama gehabt. Zwar gab es keine gelben Birken, aber das Kraut war ja auch ziemlich rötlich braun gefärbt.
Yannick hat den Zug oben auf der Hochfläche genommen. Im Nachhinein auch für mich die bessere Alternative!
Für den in zwei Stunden anstehenden Dagtog hatten wir zwei Optionen ausgeschaut. Ich wäre ja gern mal wieder von Lønsdal aus ein Stück nordwärts rausgelaufen. Aber das war schon ein ganzes Stück zu gehen. Ob man dann den Gegenzug wie geplant an der Raufjellfossenbru hätte umsetzen können? Nach dem ganzen Gekraxel und Gehetze eben hielt sich meine Motivation für eine weitere Wanderaktion auch etwas in Grenzen. Somit blieb Option 2: Die S-Kurve nördlich Semska mit den Wildschutzzäunen, an der Nico und ich vor einigen Jahren ja schon mal auf den Dagtog gewartet hatten, der dann als Talent gekommen war. Herbstfärbung hatte man da auch im Bild.
Da nun keine Wanderung mehr anstand, hatten wir bis zum Rt 472 plötzlich viel Zeit. Zeit zum essen! Wir also umgedreht und zur Saltfjellkantine zurück (ich meine natürlich das Arctic Circle Center), nur um dort festzustellen, dass die Cafeteria geschlossen war. Suuuper. Während wir wieder Kurs Nord nahmen, recherchierte Yannick, dass ein Besuch im Restaurant des Hotels Lønsdal wohl ein ähnliches Resultat bringen würde. Dann wussten wir das jetzt auch...
Auf dem Parkplatz für das nächste Motiv teilten wir uns die letzten drei Polarbrød (Y 2, J 1), machten ein kleines Nickerchen und liefen dann ins Motiv. Zum Fotostandpunkt muss man hier durch den Wildschutzzaun. Jernbaneverket hat dafür ein hölzernes Treppenbauwerk spendiert, mit dem der Zaun an einer Stelle überwunden werden kann. Dazu ein Schild, dass man keineswegs die Gleisanlagen betreten dürfe. Auf der anderen Seite des Gleises gab es ein weiteres Treppenbauwerk über den Wildschutzzaun. Vermutlich hing da dann ein Schild mit "Sie haben das Gleis ja doch betreten!".
Zum Glück stand der südwestliche Zaun weit vom Gleis weg, so dass man erhöht stehen konnte, ohne dass man den diesseitigen Zaun im Bild hatte. Der Zaun hinterm Zug ließ sich nun nicht vermeiden, aber das Panorama war es allemal wert. Rt 472 kam wunderbar.
Nordlandsbanens Dagtog Rt 472 hat die Baumgrenze erreicht und kurvt nun auf die kahle Fläche des Saltfjells hoch.
Hetzen brauchten wir nun nicht, bummeln kam aber auch nicht in Frage. Die Dagtogs kreuzten in Dunderland, und den Gegenzug wollten wir auf der Raufjellfossenbru bei Hjartåsen umsetzen. Die Brücke wurde von mir in vergangenen Reisebreichten auch fälschlicherweise "Hjartåsenbru" genannt; keine Ahnung, wo ich das her hatte. Auf dem Weg dorthin fuhren wir leider geradewegs in ein Wolkenfeld hinein, das "natürlich" auch für die Brücke zuständig war.
Wir überlegten: Schnell dem Dagtog an den Fjord vorausfahren und vielleicht das Motiv in Setså umsetzen? Dann würden wir aber auch alle anderen Programmpunkte auf dem Gebirgsabschnitt aufgeben. Nein, das wollten wir nicht so gern. Das Wolkenfeld enthielt ja durchaus auch Risse und blaue Löcher. Kevin hatte wieder Lust auf Dimmschalter spielen. Wir riskierten es. Und das Resultat mochten wir kaum glauben: Rt 471 betrat die Brücke bei Volllicht! Auch paar Herbstbirken neben der Brücke leuchteten phantastisch, während die Landschaft ringsherum nur im Viertellicht vor sich hin dämmerte.
Der nordfahrende Dagtog Rt 471 auf der Raufjellfossenbru.
Wo war da die Sonne durchgekommen???
Wir schauten uns fassungslos an. Wunderbar, so ein Glück darf auch mal gern sein! Nachdem wir genug gefeiert hatten, ging es weiter talabwärts nach Ørtfjell. Yannick hatte zwar gestern zufällig aus dem Autofenster fotografieren können, wie Gt 5767 in den Berg geschoben wurde, aber das wollten wir heute nochmal in richtig haben. Dort war man am Rande des Wolkenfeldes. Es wurde mal heller und mal dunkler. Der Zug ging dann bei ganz leidlichem Licht.
Zwischen der Eisenmine Ørtfjell und der Eisenhütte in Mo gibt es einen regen Pendelverkehr mit einer Erzzuggarnitur. Zur Zeit ist nach vielen Betreiberwechseln mal wieder Cargonet für die Transportdurchführung verantwortlich. Eine 312 drückt hier den Gt 5767 quer über das Tal in den Berg zur unterirdischen Beladung.
Letzter Programmpunkt des Tages sollte wieder der Gt 5795 sein. Nachdem wir erstmal am Polarkreiscenter ausgiebig unseren angesammelten Müll entsorgt hatten, bezogen wir unser vorgesehenes Motiv ganz lapidar an der E6 Brücke über die Bahn mit den Stødi Häusern. So simpel das war, so schön war doch der Ausblick. Doch was war das? Während wir so vor uns hin warteten, kam plötzlich eine Stopfmaschine um die Ecke.
Eine Stopfmaschine mit der Beschriftung "Filstalexpress" hat soeben ihre Polarkreistaufe zertifiziert bekommen und rollt nun die letzten Kilometer bis zu ihrem Ziel Lønsdal. Oh oh, die Bauleute sind im Anflug! Hätten wir uns bereits jetzt Sorgen machen müssen?
Das hätte ja nun nicht Not getan. Das Wolkenfeld lauerte im Westen. Wir konnten nur hoffen, dass das Maschinchen "unseren" Güterzug nicht all zu sehr verspätet hat. Der Bf Bolna ist ja nicht besetzt, vermutlich konnte der Gz in Dunderland erst folgen, als die Maschine in Lønsdal war. Die Sonne war umkreist von dem Wolkenfeld, aber Kevin ließ den Dimmschalter lange Zeit in Ruhe. Vielleicht war er gerade draußen Pokemons jagen. Die Wolken hielten sich völlig stationär. Das einzige, was sich bewegte, war die Sonne, die zwangsläufig irgendwann Wolkenberührung hatte. Als der 5795 eeeendlich um die Ecke bog, hatte nur noch ein partieller Abschnitt Restlicht. Stimmungsvoll sah es aber schon irgendwie aus...
Der Gt 5795 wird bei den Stødi Häusern dann doch noch ganz gut vom Licht erfasst.
Und wieder die obligatorischen Landschaftsaufnahmen...
Und nochmal.
Nun reichte es. Wir freuten uns beide schon auf den Besuch beim Italiener. Und wir wussten beide schon, was wir haben wollten. Und zur Feier des Tages, dass wir mit den wenigen Zügen doch einige tolle Fotos hinbekommen hatten, durfte es dazu auch gern mal ein Bier oder Wein sein. Im Laufe der Rückfahrt ludt Yannick schon mal das Bildblatt für morgen. Doch was war das? Bis auf den ankommenden und in Fauske endenden Nachtzug waren alle Linien gelb! Nichtmal der Ørtfjell Pendel durfte fahren! Na herrlich! Dafür waren waren wir nicht hunderte Kilometer gefahren...
Aber nach dem tollen heutigen Tag wollten wir uns davon jetzt auch nicht runterziehen lassen. Das Hotel war bis Sonntag gebucht - dann machen wir morgen eben etwas Sightseeing. Laut Wettervorhersage sollte morgen eh nur noch an der Küste paar Stunden Sonne sein. Beim Italiener gab es Lasagne (Y) und Tortellini a la crema mit ordentlich Knoblauch (J). Seeehr seehr lecker. Dazu wählten wir Nordlands Pils. Wir waren ganz schön fertig, so dass wir froh waren, wieder in unsere Suite zu kommen.
Morgens war es eigentlich noch sehr schön. Nur im Osten, von wo man Sonne für den Nachtzug gebraucht hätte, hingen komische Wolkenbänke. Wir waren am Hadern. Deshalb früh frühstücken gehen, an einem Tag, an dem sonst nichts laufen würde? Dazu konnten wir uns nicht überwinden. Also, Yannick sowieso nicht, aber ich auch nicht. Das blöde war ja auch, dass ich für den Zug ursprünglich ein Motiv zwischen Fauske und Bodø angedacht hatte. Aber der Rt 475 endete ja deswegen natürlich in Fauske. Da blieb eigentlich nur dieselbe Stelle wie gestern früh nochmal in anderer Variante. Hmmm, oder den Zug unfotografiert lassen? Nee, die Sonne kämpfte sich mehr und mehr aus den Wolken hervor. Ein Foto musste wenigstens sein. Also los, frühstücken konnte man hinterher immer noch!
Der Nachtzug nochmal an gleicher Stelle wie gestern. Diesmal aber mit mehr Tele und einem Finkevogn hinter der Lok. Das ist ein Generatorwagen, der vermutlich während der langen Standzeit in Fauske für Strom sorgen soll.
Und das Bild freute mich dann gleich doppelt. Erstens gefiel mir die Televariante eindeutig besser als die von gestern und zweitens habe ich jetzt erstmalig einen Finkevogn fotografieren können! Diese Generatorwagen habe ich in all den Jahren durchaus immer mal am Zug gesehen, aber ich habe nie einen fotogerecht vor die Linse bekommen. Das war heute also Premiere!
Unser Leihwagen vor unserem Hotel. Trotz des Namens "Fauske Hotell" gefiel uns das Etablissement.
Yannick befand sich nach Rückkunft in Fauske im Schlaraffenland. Eben hat er ein Piepi gefangen. Das ist kein Exkrement, sondern ein Pokemon. Überhaupt schien es rund ums Hotel von den Viechern nur so zu wimmeln. Gegen 8.45 liefen wir zum Frühstück, für das wir uns nun herrlich Zeit lassen konnten. Anschließend hoffte Yannick noch ein Quapsel zu fangen, um einen Quaputzi zum Quappo zu entwickeln. Kann man verstehen, muss man aber nicht.
Wir fuhren einfach mal an die Küste - zunächst nach Bodø. Auch diese Straße war seit meinem letzten Besuch massiv ausgebaut worden. Die besten Ausbaumaßnahmen sind die, von denen man in Abwesenheit nichts mitbekommt. Im Bereich Valnesfjord geht es Bahn parallel durch den Berg und durch den Ort, wodurch leider diverse Bahnmotive hinüber sind. Und Løding wird jetzt komplett anders genommen, mit einer riesigen Brücke über die Bucht. Und die Ausbaumaßnahmen hatten auch in anderer Beziehung ihr Gutes. Es gab nämlich die eine oder andere Mautstelle. Zusammen mit den Mautstellen in Bodø sparten wir allein auf der Hinfahrt 80 NOK! Yippieh! Wir hatten es geschafft! Nun waren wir bei 464 NOK und damit warf unsere Maut Flatrate erstmalig fette Gewinne ab! Aber natürlich nur, weil Enterprise für eine Einzelabrechnung 625 NOK verlangt hätte. Ohne diese horrende und in meinen Augen schwer erklärbare Bearbeitungsgebühr wären wir mit unserer Flat natürlich längst noch nicht auf der Gewinnerseite.
In Bodø schauten wir erstmal, ob man auf den Aussichtsberg käme, von dem aus ich anno 1990 zum ersten Mal die Mitternachtssonne beobachtet hatte. Doch der Weg zweigte in einem Wohngebiet ab, wo es nur die schmale Straße oder private Zufahrten gab. Keine Chance, das Auto irgendwo zu lassen. Deshalb fuhren wir die Küstenstraße in Richtung Kjerringøy einfach mal weiter.
Kunst an der Küste...
Nachdem wir von der Hauptstraße schon einige Fotos gemacht hatten, ging es in die Seitenstraße nach Mjelle hinein, wo wir uns oberhalb einer malerischen Bucht mit paar Höfen - eben die Siedlung Mjelle - zu Füßen der riesigen Zinnen des Mjeldefjells auf einen Felsen gesetzt und einfach Urlaub gemacht haben. Später sind wir einen auf den nackten Felsen nicht erkennbaren Wanderpfad sogar noch ein ganzes Stück hochgestiegen. Über uns in den Felszinnen kreiste majestätisch ein Seeadler. Dass es einer gewesen ist, habe ich erst abends mit Hilfe des Internets verifiziert.
Oberhalb von Mjelle.
Blick vom Mjeldefjell zur Insel Landegode.
Blick in Richtung Bodø. Das Wetter schlägt langsam um.
Die Mjeldevika.
Und das Mjeldefjell.
Der Seeadler vom Meldefjell. Mini-Ausschnitt aus dem Gesamtbild.
Unsere ursprüngliche Idee, rüber nach Kjerringøy zu fahren, gaben wir nach diesem Felsenausflug erstmal auf. Aber bis zum Anleger in Festvåg konnte man ja noch fahren. Die Straße wand sich zwischen Seen und Felsriesen entlang. Und an so einem sommerlichen Samstag ist es faszinierend zu sehen, wie entlang der Straße jede kleinste Haltemöglichkeit von PKWs genutzt wurde. Alle waren sie draußen, ob nun die Bewohner der zahlreichen Hütten, Wanderer oder andere Freiluftakrobaten. Am Rande von Festvåg gab es weitere Fotomotive, auch mit den Felsgiganten drüben auf der (vermeintlichen) Insel. Und Yannick war sogar mit den Füßen im Wasser.
Ein einsamer Hof bei Festvåg.
Blick rüber nach Kjerringøy. Auch wenn die Endung "-øy" auf eine Insel schließen lässt, ist es doch keine. Aber obwohl auf dem Festland gelegen, erreicht man Kjerringøy nur mit der Fähre.
Die Rückfahrt wollten wir nicht auf komplett demselben Weg fahren. Erstmal mussten wir aber nach Bodø zurück. Dort schauten wir im Bahnhof nach dem Café, doch das EG war komplett in Folie eingepackt. Das Vandrerhjem im Bahnhof gibt es noch immer; ich dachte, das wäre nicht mehr. Der ganze Bahnhof stand voller Talente. Und im Hafen lag die "Nordnorge". Ach ja, Hurtigroute könnte ich auch mal wieder...
Durch das ganze Rumgekurve durch Bodø wurden wir an Maut nochmal 60 NOK los. Hinzu kamen 22 NOK für die neuen Tunnel zwischen Løding und der Saltstraumenbru. Damit waren wir bei 546 NOK Maut bis jetzt. Letztgenannte Maut wurde fällig, weil wir zurück den südlichen Umweg über Misvær ("Mistwetter"?) und Rognan nahmen. Und die befahrene Nebenstraße führte uns nun wieder durch allerfeinste Landschaften. Viel an Fjorden entlang, aber zwischendurch auch immer wieder durchs Gebirge.
Bei Bakkan oberhalb des Elvefjordens.
Von der Zufahrt zum Café Ljøsnehammarsæter kann man bis zu den markanten Solvågtinden schauen.
Auf der letzten Passhöhe vor Rognan gab es sogar ein Café. Und das hatte geöffnet! Da konnten wir erstmal Vaffler med syltetøy, men uten rømme zu uns nehmen. Also Waffeln mit Marmelade, aber leider ohne Sahnechreme. Über Rognan trafen wir dann um kurz nach 17 Uhr wieder in Fauske ein. Wir waren uns einig, dass wir ein sehr schönes Ersatzprogramm gehabt hatten. Und der Himmel war ja wirklich nicht ganz stressfrei gewesen. Bei den Landschaftsbildern konnte man gut mal auf Sonne warten...
Beim Italiener mit dem phantasievollen Namen "Napoli" gab es heute nochmal die leckeren Tortellini a la Crema, die mit dem kräftigen Knoblauch Aroma. Sie waren wieder wunderbar. Morgen würden wir uns dann gegenseitig anstinken können, denn wir hatten sie beide. Auf einem Verdauungsspaziergang (J,Y) bzw einer Pokemonjagd (Y) entdeckten wir westlich der Innenstadt dann noch einen Chinesen. Schade, das wäre mal eine nette Abwechslung gewesen. Zurück im Hotel begann das große Gehadere. Eine Rückreise via Schweden hätte ja durchaus ihren Charme gehabt. Aber sollte man bahntechnisch wirklich auf paar einzelne Güterzüge in der Wildnis setzen? Theoretisch (!) hätte man laut daglig grafen an der Inlandsbahn trotz Sonntag sowohl in Storuman als auch in Hoting Aktivitäten beobachten können. Aber das Wetter versprach auch nicht gerade gute Sonnenchancen. Oder ganz an die Stambana fahren? Långsele und Umgebung wäre klasse, würde aber die Rückreisestrecke bis Trondheim verdoppeln! Wir stellten uns am Ende auf E6 südwärts ein und buchten für nächste Nacht schon mal wieder die Hütte in Grong...
Nach entspanntem Frühstücksbuffet fuhren wir gegen 9:30 in Fauske los. Die Fahrt verlief ereignisarm und angenehm. Auf dem Fjell hatte ein erster Herbststurm vorgestern Abend schon mal das Laub an den Birken um 1/4 dezimiert. Die Ortsdurchfahrt Mo brachte uns für unsere Mautrechnung nochmal 29 NOK ein, so dass wir bei 565 NOK liegen. Paar Bilder von den verschiedenen Nebel- und Wolkenschichten gab es auf dem Korgfjell. Der Tunnel war immer noch gesperrt. Auf der Steigung bin ich von einem Tesla E-Mobil rasant überholt worden. Norwegen ist voll von den Dingern mitsamt der kostenlos nutzbaren Stromtankstellen. Die Stromtankstellen erinnerten mich an Raucherecken. Während des Ladens kommen wildfremde Leute miteinander ins Gespräch. Ganz ohne Zigarettenqualm...
Nur, um mal zu zeigen, wie das Wetter normalerweise in Norwegen aussieht ;-)
Blick von der Passhöhe des Korgfjells.
Im altbewährten Veikro am Laksfors südlich Mosjøen aßen wir ein spätes Mittagessen. Yannick nahm Kjøttkaker und ich nahm die Spezialität des Hauses, Lachs natürlich. Wobei ich natürlich davon ausgehe, dass die servierten Fische hinterm Haus geradewegs per Fischtreppe aus dem Vefsn in den Kochtopf geleitet werden... Außerdem musste ich mir die Frage stellen, weshalb alle vor mir drei Stück Lachs und drei Kartoffeln bekamen und ich nur je zwei. Aber angesichts der Schlange hinter mir hatte ich jetzt keine Lust auf eine "Mimimi"-Diskussion mit der Aufwärterin. Dafür gab es ein fettes Stück Sahnetorte hinterher. Und beim Essen konnten wir die armen Tierchen beobachten, wie sie versuchten, den Wasserfall vor den Panoramafenstern hoch zu springen. Sah alles nicht so erfolgreich aus. Vielleicht wäre das mit der Lachstreppe direkt in die Küche gar keine schlechte Idee?
Immerhin wurde die auch heute noch währende Vollsperrung der Nordlandsbahn für zahlreiche Kleinarbeiten genutzt. An mindestens vier Stellen sahen wir Bagger, Unimogs und andere Maschinen auf dem Gleis. Gegen 17:30 Uhr trafen wir in Grong ein. Das war zwar eine lange Fahrt, aber wir fanden sie sehr kurzweilig. Ich mein', die Landschaft von Saltfjord, Saltfjell, Ranafjord, Korgfjell, Vefsndalen und Namdalen ist halt ein klitzekleines Stückchen interessanter als die schwedischen Wälder. Nein, im Ernst, die Landschaft mit ihren Felsen und zahllosen Wasserfällen ist spektakulär! Und die E6 ist im September vom Verkehrsaufkommen her eben auch wesentlich angenehmer als in den Sommermonaten.
In Grong hatte wie befürchtet kein Supermarkt søndagsåpent. Somit konnten wir uns auch keine Würstchen für das erhoffte Pølsebrød besorgen. Der geneigte Leser mag sich jetzt fragen, was wir mit Würstchen nach dem Lachs und der Sahnetorte wollten. Aber so langsam wuchs der Appetit wieder. Das Essen war ja schon wieder eine Zeit her, die Fahrt war laaaaang, länger als ich erzählen kann. Und ich hatte ja auch nur zwei Stück Lachs und nur zwei Kartoffeln *mimimi*. Aber wir entdeckten Wegweiser zu einem chinesischen Restaurant. Und diese Wegweiser führten geradewegs zum Bahnhof! Wie so häufig in Norwegen war am EG draußen keinerlei Beschilderung, die auf das Vorhandensein einer Speiseeinrichtung im Bahnhof hinwies, aber sie war da. Leider nur bis 19 Uhr geöffnet. Da sich das Hüngerchen noch in Grenzen hielt, beschlossen wir, erstmal in die Hütte einzuchecken und gegen 19 Uhr chinesisches Essen to go mitzunehmen.
So taten wir es dann auch. Als wir gegen 19 Uhr am Bahnhof waren, waren wir doch ein wenig überrascht über die Menschen, die wir sahen. Da warteten rund dreißig bis vierzig Leute auf den Dagtog (der heute natürlich als Bus fuhr). Und diese Leute stammten offensichtlich aus allen Teilen der Erde. Der Anteil der nativ Einheimischen dürfte sich auf eine Handvoll beschränkt haben. Wo waren die ganzen Norweger? Ich mein, am Sonntagabend erwarten sonst auf einem Kleinstadtbahnhof die Menschenmassen der Wochenendheimkehrer den Zug in die große Stadt!
Da wir das warme Essen in der Hand hatten, warteten wir nicht noch zum Schauen auf die Busse. Wer weiß, wann die kommen würden. Wir ließen uns unsere Hühnchengerichte in der Hütte schmecken. Sie waren lecker, aber nicht besonders reichlich. Egal, dafür hatten wir heute Mittag die Torte bzw einen Pannacotta zum Nachtisch. Für uns gab es auf der Hütte nun noch den Tatort im Lifestream. Yannick hatte nämlich auf seinem Handy irgendwie tausende GB in Europa kostenlos, und per WLAN Hotspot haben wir das Bild auf mein Tablet übertragen. Lief tadellos!
Eigentlich hatten wir ja vorgehabt, den Dienstag südlich von Trondheim zu verbringen. Die Korn- und Stoppelfelder rund um die großen Kirchen von Lundamo und Melhus hatten wunderbar golden geleuchtet, die sollten es sein. Doch die Unterkunftfindung in dem Bereich fanden wir äußerst schwierig. Nicht nur bei booking.com war nichts zu finden, das uns anmachte, auch die sonstige Campingplatzsuche im Internet ergab nichts, was uns begeisterte. Wir wollten gern die letzten Nächte stilvoll in einer schönen Hütte mit Du/WC verbringen. Das Hotel in Fauske war zwar toll, aber wir wollten Hütte und kein Hotel. Aber eine voll ausgestattete!
Das Wetter war für Dienstag insgesamt ganz vernünftig angekündigt. Mussten wir denn unbedingt in Richtung Zivilisation fahren, unbedingt noch wieder zweimal durch Trondheim durch? An Maut hatten wir ja genug zusammen, deswegen also bestimmt nicht ;-) Die Hütte in Grong war topp, den mittleren Teil der Nordlandsbahn hatte man immer vernachlässigt, warum sich also nicht mit den müden vier Zügen begnügen und die hier in der Umgebung von Grong bzw im Namdalen, dem Tal des Flusses Namsen, umsetzen?
Nur das Verlängern der Hütte war etwas erschwert. An der Rezeption eines Campingplatzes darf man im Herbst in Norwegen niemanden erwarten. Am Telefon ging bei mehrfachen Versuchen auf zwei Nummern auch keiner ran. Die Hüttenklasse war bei booking allerdings noch verfügbar. So haben wir einfach über booking gebucht und in das Freitextfeld geschrieben, dass dies eine Verlängerung sei. Ein Zettel für eine heute erwartete Gruppe von Gästen an der Tür zur Rezeptionsbude ließ darauf schließen, dass die Platzverwaltung sich heute komplett frei genommen hatte. Wir ließen unseren Kram einfach in der Hütte und starteten.
Heute sollte die Sonne praktisch gar nicht rauskommen. Wir beschlossen, im Namdalen ein wenig zu kundschaften. Es ging den einen oder anderen Seitenweg hinein, doch großartige Motive entdeckten wir nicht. Die Strecke verläuft hier ziemlich durch Wald. In Lassemoen bekamen wir im Bahnhof direkt die um 20 Min verspätete Kreuzung zwischen Talent und nordfahrendem Dagtog mit.
Am Breifossen Veikro in Brekkvasselv fuhren wir noch vorbei, doch nach Erkundung des Bf Namsskogan sollte es ein Mittagessen im dortigen Kro, dem Nams Inn sein. "Nams Inn", ein Name, den man sich merken muss. Von außen würde ich es das repräsentativste Gasthaus auf diesem Abschnitt der E6 nennen. Im Nachhinein muss ich konstatieren, dass mich noch nie ein Restaurant so angeekelt hat wie dieses. Vielleicht hätte es uns schon nachdenklich machen müssen, dass zur besten Mittagszeit keine anderen Gäste da waren. Vor der Tür hingen paar Bauarbeiter ab und rauchten.
Die Tische waren allesamt vollgekrümelt oder bekleckert. Die Gläser waren voller Wasserflecken. Die Milchpäckchen im Kühlregal waren seit drei Tagen abgelaufen. Das Klo war der Ekligkeit ihr Höhepunkt; es gab zwar keine braunen Spuren, aber die ganze Brille war mit irgendwas Durchsichtigem beschmiert. Yannicks Hamburger, der "Nams Inn Burger" in groß, sah gut aus. Aber die Pommes und mein Fisch (ich hatte Fish and Chips) waren eindeutig zu lange in der Fritöse gewesen und hatten eine sehr braune statt goldgelbe Farbe. Der Fisch hatte null Bissfestigkeit mehr. Na ja, dann wussten wir das jetzt auch...
Es gab noch eine Stelle talaufwärts zu erkunden. Beim ehemaligen Bf Bjørnstad führt das Gleis direkt am Ufer des Flusses entlang. Und der Fluss lag spiegelglatt da! Bei unseren bisherigen Vorbeifahrten hatte einen das immer als Hauptmotiv angelacht. Doch nun bei näherer Betrachtung fiel auf, dass immer irgendeine Baumspitze über Gleishöhe ragt. Sowas blödes! Das Motiv war aber trotzdem nett. Eine der Baumspitzen konnte man noch ignorieren.
Am Himmel zeigten sich nun großflächige Auflockerungen. Dumm nur, dass bis zum nächsten Zug noch - ääääh - vier Stunden Zeit war. Wir parkten einfach mal abseits der E6 auf der anderen Flussseite am Gleis. Hier gab es zwei Höfe, einen bewohnten (könnten auch alte Eisenbahnerhäuser rund um den einstigen Hp Bjørnstad gewesen sein) und einen unbewohnten. Nach einstündigem Nickerchen und Ende der Sonnenphase falteten wir uns wieder zusammen und zogen südwärts. Nun hatten wir Lust auf Kaffee und Kuchen. Natürlich nicht im Nams Inn, sondern ein Haus weiter im Breifossen Veikro zu Brekkvasselv. War lecker, doch die Gruppe Trucker am Nachbartisch war arg laut und grob, so dass wir uns auch hier nicht unnötig lang aufhielten.
Zwei von DSO Entlaufene!
Zurück in Grong kauften wir erstmal alle fehlenden Zutaten für eine Pølsebrød Mahlzeit ein und machten es uns in der Hütte bequem. Nur als sich der südfahrende Güterzug näherte und sich immer wieder Sonnenschein zeigte, bin ich nochmal schnell raus und habe geschaut, ob der Zug auf der Namsenbrücke nördlich Grong bei Buneset noch Licht bekäme. Das Ergebnis war positiv. Als ich bei Zugdurchfahrt um 18:14 unterhalb der Brücke war, sah ich die Sonne sich matt hinter den Wolken abheben. Aber der Dagtog eine Stunde später würde nicht mehr gehen. Das wussten wir nun also auch.
Den Dagtog konnten wir aber akustisch wahrnehmen. So um und bei viertel nach 7 lag minutenlang das tiefe, markante Grummeln der Di4 über dem Talkessel von Grong. Und hatte ich es nur geträumt, oder hörte ich das gleiche nochmal in der Nacht, als einer der Nachtzüge in Grong Station machte?
Nun lagen drei Tage ohne nennenswerte Bahnfoto Aktionen hinter uns. Langsam hätte man mal wieder gekonnt! Doch wir wachten erneut bei bedecktem Himmel auf. Die Wetterfrösche orakelten nun, dass es gegen Mittag auflockern würde. Na denn, wir hatten heute mittags zwei Züge nordwärts und gegen Abend zwei südwärts. Da waren wir ja mal gespannt...
Erstmal versuchten wir noch eine Kontaktaufnahme mit unserer Campingplatzleitung. Meine Zusatzbemerkung auf booking war offenbar nicht gelesen worden - an der Rezeptionstür fanden wir einen Zettel vor "Jan-Geert, Hütte 1 nehmen, Schlüssel steckt, Bezahlung morgen!". Aber heute erreichten wir jemanden und konnten paar Minuten später alles klären und bezahlen.
Nun gut, für die Nordfahrer wurde das mit dem Wetter und den Aufklarungen schon mal nichts. Der Rt 471 war vermutlich mein dritter erfolgloser Versuch mit der Namsenbrücke, und den nachfolgenden Gt 5795 versuchten wir von der Sanddølabrücke bei Formofoss. Beides lichttechnisch erfolglos, wobei der Güterzug überraschend viel Helligkeit reflektierte.
Auch wenn nicht wirklich die Sonne schien: Die Kette des Güterzuges glänzt schon prima am Ufer der Sanddøla.
Die nun folgenden Stunden wollten wir abseits von Bahn und E6 verbringen. Wir hatten uns eine kleine Küstenrundtour ausgedacht. Doch die Entfernungen sind weit, und wenn man dann auch noch dauernd für Landschaftsbilder stehen bleibt, kommt man nicht zu Potte. So kamen wir auf der Nebenstraße ab Gartland nur über Høylandet bis kurz hinter Foldereid. Besonders am Indre Foldafjord, auf der Rückfahrt aber auch am Øyvatn begeisterte uns eine Wahnsinnsspiegelung, so dass wir dort viel herumgeknipst haben. Unser Mittagessen nahmen wir mangels anderer Möglichkeiten in Form von abgepackten Elgkarbonader und Kartoffelsalat aus dem Supermarkt von Foldereid am Fjord zu uns. Der Indre Foldafjord führt so tief ins Land hinein, dass ich zunächst dachte, das sei einer der zahllosen Seen.
Der Øyvatn auf der Hinfahrt.
Der Indre Foldafjord bei Bogan.
Der Indre Foldafjord bei Bogan.
Der Indre Foldafjord bei Bogan.
Der Indre Foldafjord bei Bogan.
Der Øyvatn auf der Rückfahrt.
Angesichts der Gesamtwolkenlage, die an der Küste offenbar etwas günstiger aussah als im Gebirge, hätte ich mir auch vorstellen können, auf die zwei verbleibenden Züge zu verzichten und die Rundfahrt an die Küste fortzusetzen. Yannicks Meinung war etwas entschiedener als meine zugunsten der Züge. Das war mir natürlich auch recht. Wir waren schließlich nicht zum Spass hier. Nein, im Ernst: Das wäre schon nett, wenn mit den beiden Zügen oben im Namdalen etwas ginge.
Somit ging es zurück nach Gartland und auf der E6 hoch nach Namsskogan. Dort herum fanden wir dann doch so paar Stellen, die man allesamt gern umgesetzt hätte. Fast alle dieser Stellen hatten aber eines gemeinsam: Für den Güterzug würde das Licht noch reichen. Für den Dagtog - hmmm, mal sehen, eher nicht! Außerdem schwirrten hier noch paar Wolken herum, die es spannend machten. Nach einigem Hin und Her entschieden wir uns für den BÜ in Namsskogan für den Güterzug, da man hier in eine sehr lange Gerade schaute. Dort setzten wir uns einfach ins Gras und warteten. Das hatte nun Kevin wieder mitbekommen und ärgerte uns per Dimmschalter. Denn während sich die "ehrlichen" Wolken scheinbar auflösten, hing da jetzt so ein blöder Schleier vor der Sonne.
Irgendwann wurde das Licht wieder besser und besser. Doch der Zug war noch weit weg. Yannick hatte die Togkart, das Zugradar, offen. Während auf der Togkart häufig die Züge nach Durchfahrt einer Station im Zeitraffer zur nächsten Station flitzen, bewegte sich der Punkt diesmal in anscheinend realer Geschwindigkeit. Also so, als ob er per GPS erfasst sei. Irgendwann vermeldete Yannick, dass der Zug jeden Moment hinten um die Ecke käme. Der BÜ war noch offen, das Esig kann nicht grün gewesen sein. "Jetzt kommt er um die Kurve, jetzt passiert er das Esig, jetzt fährt er bei uns vorbei" vermeldete Yannick. Der BÜ war immer noch offen, kein Zug zu sehen. Hmmm. Im Bf Namsskogan war der Punkt auf der Karte zum Stillstand gekommen. Hier wartete er offenbar auf den realen Zug. Bald ein Tröt in der Ferne, dann begann der BÜ zu bimmeln. Diese althergebrachten Vorzeichen erwiesen sich als zuverlässiger. Nun kam Gt 5790 bald um die Ecke.
Gt 5790 ist gerade unterhalb des Myrvoll Hofes entlang gefahren und erreicht nun den Bahnhof Namsskogan.
Jetzt war die spannende Frage, wo die Sonne noch für den Dagtog hinkäme. Nicht nur die Bergrücken bereiteten Sorge, sondern auch lästige Wolken, die sich genau an den Stellen hielten, wo die Bahn mal fotografierbar gewesen wäre. Wir waren dem Dagtog noch ganz durch das Tor Nordlands entgegen gefahren, doch da ging es wieder in den Schatten eines großen Berges. Der Zug drückte nun langsam von vorn. Wir wendeten und fuhren nun komplett vor ihm her, doch wir waren mal wieder zwei Wochen zu spät im Jahr. Bis die Bahn auf die andere Namsenseite wechselte und nur noch auf der Westseite des Tals im Bergschatten verlief, gab es keine einzige Möglichkeit mehr...
Das war nun sehr schade, aber immerhin hatte ja der Güterzug geklappt. Die Laune war auf der Rückfahrt sogar ganz gut. Wir hatten uns gerade über Lieder aus der Kindheit unterhalten, und Yannick nannte dabei ein Lied, das ich zuletzt wohl in der Grundschule gehört hatte, dessen markanter Text mir aber bei verschiedenen Assoziationen immer mal wieder in den Sinn gekommen war, wobei ich immer dachte, ich hätte den Text damals nur nicht richtig verstanden. Hatte ich aber doch wohl - der Text ist eigentlich gar keiner. Bitteschön, Gulli gulli ramsamsam:
https://m.youtube.com/watch?v=ZAdn-V1xtJ4
Oder die Erwachsenenversion:
https://m.youtube.com/watch?v=imWwopVALhw
Die erstgenannte Version hallte nun laut durch das Autoradio, während wir im tief stehenden Abendlicht durch die Wälder des Namdalen abwärts glitten, vorbei an Wasserfällen, Stromschnellen und Trollen. Schnell waren wir dann auch unten. Obwohl wir nicht gehetzt waren, hatten wir unseren minimalen Vorsprung vor dem Dagtog gehalten. Erst beim Cruisen durch den Ort Grong zum Bahnhof holte der Zug auf. Gleichzeitig kamen wir am Bahnhof zum stehen. Wir wollten einfach nochmal Sound genießen; die Sonne war gerade untergegangen. Der Lokführer holte sich erstmal beim Zugführer einen Becher Kaffee ab. Er erinnerte mich optisch etwas an den Sozialarbeiter aus der Serie "Lilyhammer", die ich Freunden der Landes nur ans Herz legen kann...
So, Schluss mit Medientipps. Wir hatten zwar nicht wirklich Hunger, aber eine gepflegte Abschluss-Hüttenmahlzeit musste sein. Diesmal schwedische Köttbullar mit Kartoffelbrei und brauner Soße. Und Preisselbeeren natürlich. Danach gab es einen letzten gemütlichen Hüttenabend.
Das Wetter sollte heute Vormittag ganz passabel werden. Wir peilten an, den Dagtog an einer Stelle zwischen Sparbu und Røra zu fotografieren. Dort hatten Nico und ich uns auch schon mal versucht, leider nur mit halblichtigem Erfolg. Pünktlich um 8 Uhr verließen wir die Hütte und nahmen die knapp anderthalbstündige Anreise unter die Hufe. Bis Steinkjer war die E6 wieder angenehm leer. Unterwegs sahen wir sogar zwei kleinere Elche am Straßenrand. Hinter einer Hügelkuppe lag dann erstmal der Snåsavatn vor einem - unter einer dicken Hochnebelschicht! Wir konnten nur hoffen, dass es unten am Trondheimsfjord besser aussah. Und tatsächlich hielt sich der Nebel am Fjord eher am Westufer, während wir auf der Ostseite völlig unbehelligt blieben. Rt 471 klappte prima wie vorgesehen.
Der Dagtog kurz vor Sparbu. Aus der Ferne grüßt der Trondheimsfjord herüber.
Nun mussten wir etwas eilen, denn der Dagtog kreuzte in Mære mit dem Lt 430. Für den hatte ich auf der anderen Seite von Sparbu, praktisch schon am südlichen Esig von Mære, noch das Motiv mit dem Kirchlein von Mære im Hinterkopf. Ein Muss, passend für den kleinen Triebwagen. Wie gut, dass die Skandinavier ihre Kirchen gern weit außerhalb der Ortschaften bauen...
Lt 430 und die Mære kirka.
Nun drückte von Süden ein Güterzug. Für den hatten wir eben im Vorbeifahren an einer Schnellstraßenabfahrt bei Vist eine brauchbare Stelle gesehen. Wir parkten unser Auto auf einer von der Auffahrtrampe abzweigenden Feldzufahrt und stellten uns oben am Kreisverkehr an bzw auf die Leitplanke. Die Autofahrer schauten uns alle an, als kämen wir vom Mond. Der Güterzug rollte laut Togkart schon stramm auf Mære zu, und zwar vor dem planmäßigen Bummelzug, von dem er planmäßig in Bergsgrav hätte überholt werden müssen.
Wir standen bereit. Und standen. Und standen immer noch. Die Autofahrer glotzten weiter. Irgendwann war klar, dass er in Mære hingestellt worden war. Warum wollen die eine Station vorm Endbahnhof der Lokalzüge noch den Lt am Gt vorbei nehmen? Wat'n Quatsch. Wir warteten. Doch der Lt kam auch nicht! Statt dessen kam von hinten ein Polizeiwagen und hielt bei uns. Eigentlich glaubten wir, nur etwas ungewöhnlich zu stehen, aber nichts verbotenes zu tun. Insofern trat ich ganz entspannt an den Wagen. Der Polizist meinte dann auch nur, dass eine Frau am Gleis langspazieren solle, ob wir etwas gesehen hätten. Aha, deshalb kam nichts. Personen am Gleis! Was wir da machten, wollte er nur in einem Nebensatz wissen und die Erklärung war auch ok. Offenbar kam dann bald die Entwarnung, als erstes kam Lt 427 und dann Gt 5795 ums Eck.
Gt 5795 hat es bei Vist nicht mehr weit bis Steinkjer.
Wir hatten schon die ganze Zeit mit dem Blick in die Gegenrichtung geliebäugelt. Der war nämlich viel schöner mit dem Fjord im Hintergrund. Dort passten wir nun noch Lt 432 ab.
Blick auf den Steinkjersfjorden bei Vist. Der Fjord ist ein Teil des großen Trondheimsfjorden.
Lt 432 bei Vist mit dem Steinkjersfjorden. Die Bm92 sind echte Duewags.
Sooo irre viel Zeit war nun gar nicht mehr. Einen Nordfahrer hatte ich gern noch von der schönen Feldwegbrücke zwischen Levanger und Mule abpassen wollen. Das kam zeitlich auch gut hin. Der leicht angeherbstete Motivbauernhof kam auch richtig klasse. Fast hatten wir schon wieder Lex Wilderness in Aktion treten sehen. Plötzlich kam nämlich eine Horde von ca 30 Kindern in Warnwesten (!) vom Bauernhof oberhalb von uns und trat auf den Gemüseacker, dessen unteren Teil wir im Bild hatten. Ok, wäre irgendwo witzig gewesen, aber sie blieben "leider" oben außerhalb des Bildausschnitts und ließen sich die Möhrchen fachkundig erklären, als sich Lt 431 aus Levanger auf unsere Anhöhe hochgearbeitet hatte.
Das letzte Bahnfoto zeigt einen Bm92 zwischen Levanger und Verdal, aufgenommen von der Brücke Sætersmyra ("Almmoor").
Das war die letzte Zugdurchfahrt. Immerhin hatte dieser Vormittag den quantitativen Schnitt an Zugbildern der zweiten Urlaubshälfte nochmal etwas "gerettet". Wir hatten vorhin mit einem Mittagessen in irgendeinem Kro, vielleicht sogar "Rampa" in Hommelvik, geliebäugelt. Doch letzteres wurde zu knapp und an einem Kro kamen wir nun nicht mehr vorbei. Deshalb ging es erstmal nach Stjørdal rein, wo Yannick noch paar Tubenkäse für Nico und ein Bier für seinen Vater besorgen musste und wir das Auto auftankten.
Tja, das war es dann schon wieder. Die Autoabgabe klappte problemlos, das Check-in lief völlig automatisiert und die Sicherheitskontrolle war auch nicht weiter problematisch. Diesmal wurden bei mir von Fingern und Gürtel Sprengstoffproben genommen. Immer wieder was anderes... In einer Sportsbar, die das einzige Restaurant im Terminal zu sein schien, aßen wir dann zu Mittag. Später entdeckten wir, dass im internationalen Teil auch noch ein Foodcourt war. Die Abflugmonitore waren auf irgendeinem musealen Zeitpunkt eingefroren, Yannick führte uns dank Internetcheck aber zum richtigen Gate. Und der Flieger wurde schon wieder mit +35 angekündigt, damit das mit dem Umsteigen in København auch alles etwas spannend blieb.
Der Flug war ok. Es ging bald über die Wolken. Später konnten wir unten eindeutig Göteborg erkennen, bevor wir in einem großen westlichen Bogen rechts an København vorüber flogen und dann Kastrup aus südlicher Richtung ansteuerten. Die Øresundbrücke war dann rechterhand prima zu sehen.
Vor Gate B5 war dann Verabschiedung angesagt. Bei mir begann gerade der Check-in, Yannick hatte noch eine halbe Stunde länger Zeit. Ich eigentlich auch, aber das wusste ich da noch nicht. Als alle im Flieger saßen, wurde verkündet, dass wegen einer geschlossenen Landebahn in Hamburg der Abflug ab Kastrup auf 18.25 verschoben werden müsse.
Das Warten im Flieger auf den Abflug war bissi nervig. Der Flug war kurz; København - Hamburg dürfte die kürzeste Flugdestination sein, die ich je geflogen bin. Ab dem Fehmarnbelt war es unten wolkenlos. Man sah in der Ferne Wismar liegen und unten direkt die Neustädter Bucht, Tantemünde, man hatte aus geringer Höhe einen genialen Ausblick auf die Lübecker Altstadt, dann Ratzeburg, Mölln, Geesthacht, dann Zollenspieker, Allermöhe, und dann im Tiefflug ein selten genialer Ausblick auf den Hafen und die Hamburger Innenstadt. Wunderbar! Rund um mich saß ein Filmteam auf dem Rückweg von einem Event in Island, der Sprache nach allesamt Hamburger, und gemeinsam gab man sich der Freude über diesen Ausblick auf die schönste Stadt hin.
Der Flieger wurde wegen diverser Bauarbeiten vor der Lufthansa Werft geparkt. Zügig ging es per Bus zum Terminal, wo ich am Förderband zeitgleich mit meinem Koffer eintraf. Die S-Bahn fuhr dann auch sogleich; mich bewillkommnete eines der neu umgebauten Fahrzeuge.
Wir waren mit der Ausbeute sehr zufrieden. Es gab viele sonnige Momente für Fotos und jede Menge interessante Fotomöglichkeiten. Dass man mal drei Tage nix machen kann, ist halt in Norwegen so. So einfach wie in Großbritannien kann man in Norwegen halt auch dem schönen Wetter nicht hinterher fahren. Bei hunderten Kilometern auf der Landstraße kann ein Ortswechsel leicht mal zwei Tage dauern! Die optimale Lösung wäre vielleicht eine Kombi aus Bahn und Leihwagen. Mit dem Nachtzug große Entfernungen überbrücken und sich dann am Ziel einen Leihwagen nehmen. Billig ist das aber nicht, und die Frage ist ja auch, wie kurzfristig man noch Schlafwagenplätze bekommt. Wobei - Spaß würde das sicherlich machen. Vielleicht käme es mal auf einen Versuch an?