Copyright by Jan-Geert Lukner
Heute entschieden wir uns mal für das absolute Kontrastprogramm. Nicht mehr in Richtung Wildnis sollte es gehen, sondern nordwärts an eine der wichtigsten europäischen Magistralen: Die Savetalbahn. Über die Autobahn ging es bequem innerhalb einer Stunde über die slowenische Grenze nach Krško, wo wir nördlich der Stadt einen ersten idealen Fotostandpunkt für Programmpunkt 1, den Nachtzug aus Zürich, entdeckten. Eine Anwohnerin rief freudig bei Ansicht unseres Šibeniker Kennzeichens "Aaaah, Dalmatia!". Offenbar wurden Gedanken an Urlaub und Strand bei ihr wach. Mit paar englischen und kroatischen Brocken wurde sie aufgegleist...
Der Nachtzug ließ sich Zeit, was auch gut war, denn ein Wolkenfeld musste sich noch auflösen. Da wir innerhalb einer halben Stunde auch sonst keinen Zug gesehen hatten, befürchteten wir schon irgendwelche Streckensperrungen. Doch alles wurde gut, ein roter Franzose brachte den Zug ca 20 Min nach Planzeit vorbei.
Nun schauten wir mal weiter. Auch vor Sevnica schienen uns einige Fotomöglichkeiten zu sein, doch dachten wir, dass hinter Sevnica das Licht besser stände, und mittelfristig wollten wir uns auch in das enge Tal hinter Zidani Most orientieren - zumal dort mehr Verkehr sein müsste.
Hinter Sevnica noch eine Rechtskurve des Tals - und es gab keine zwei Meinungen. Hier war so einiges drin. Nach dem nächsten Bahnhof benannten wir das, was vor uns lag, die "Saveschleife von Breg". Die Bahn lief im Bereich dieser Schleife kilometerlang unmittelbar am Ufer entlang. Wieder so ein Punkt, an dem man sich den ganzen Tag aufhalten könnte!
Bei uns stand neben der Desiro-S-Bahn bald aus Richtung Nordwesten der "Kurvenzug" an, der EC 157 von Wien nach Zagreb, der die slowenische Hauptstadt rechts liegen lässt und in Zidani Most die Verbindungskurve nutzend nach Kroatien abzweigt. Er kam mit ner 342 (Ansaldo-Einteiler) und einem ÖBB-Wagen im Altlack an der Spitze. Dahinter dreimal HŽ in drei verschiedenen Farben, dann zweimal ÖBB neu. Aber auch aus der Gegenrichtung rollte es: Neben einem EC Richtung Villach (342 rot, 4 Wagen - SŽ,HŽ,HŽ,SŽ) beehrte uns auch noch ein Zug, den ich paar Monate zuvor zwischen Thessaloniki und Idomeni fotografiert hatte: Der D 410 "Olympus" mit ca 4,5h Verspätung und Ansaldo-Doppler davor.
Wir fuhren dann mal die Straße oberhalb der Bahn weiter. Immer wieder entdeckten wir Möglichkeiten, doch wir wollten mal hinter Zidani Most schauen. Tja, das Tal ist wirklich interessant, doch fotografisch entdeckten wir nicht gar so viel. Wir glaubten, die eine oder andere Möglichkeit vom Hang auf der anderen Talseite ausgemacht zu haben, doch waren da immer viele hohe Bäume vor. So klapperten wir also hauptsächlich die Brücken ab. Ein Optima-Express kam uns entgegen und blieb unfotografiert.
Mittags zogen Quellwolken auf. Und wir hatten Hunger. An einer Tankstelle bei Hrastnik besorgten wir uns erstmal paar Baguettes und nahmen die kältesten Getränke aus dem Kühlschrank mit. Tolar hatten wir zwar nicht, doch Visa wurde auch akzeptiert. Am "Weg der Wiederkehr" (alle, auch wir, dachten, der Asphaltweg sei der Talweg auf der rechten Flussseite - dabei führte er nur steil bergauf und endete bei paar Häusern; mehrere Radfahrer strampelten hier schweißüberströmt hoch und kamen bald wieder zurück...) packten wir die Einkäufe aus. Durch eine kleine Waldschneise hatten wir einen Ausblick auf den Bahnhof Hrastnik.
Mal ein Desiro oder eine Lz oder der ICS gingen noch. Doch die Wolken quollen immer mehr und für die besonders interessanten internationalen Züge zwischen 14 und 16 Uhr war das Licht dann endgültig weg. Hilflos sahen wir bunteste Züge, die Reste des europäischen Bahn-Fernverkehrs an uns vorüberfahren... Wir hatten beide denselben Gedanken, doch Nico sprach ihn als Erster aus: Morgen müsse man hier nochmal herkommen. Vielleicht nicht ins enge Tal, aber an die Strecke jedenfalls. Wer weiß, wie lange hier noch diese bunten Züge fahren? Eigentlich hatten wir am morgigen letzten vollständigen Tag unserer Reise nochmal rund um Ogulin und an der Metlikabahn was machen wollen, aber dies hier war ja schon nett...
Da das Wetter völlig dicht gemacht hatte, die Uhr aber erst ca 15 Uhr zeigte, fuhren wir mal erkundenderweise "über die Dörfer" zurück. Von Sevnica starteten wir zeitgleich mit einem neulackierten 715 (ohne Graffiti hätte er prächtig ausgesehen!) entlang der Nebenbahn über Mokronog nach Trebnje, wo wir ca 5 Min vor dem Zug und 6 Minuten vor dem Gewitter-Starkregen eintrafen. Einige "Stimmungsbilder" mit Regen und Sonnenstrahlen im Hintergrund sind leider gar nix geworden.
Durch denselben Starkregen setzten wir die Fahrt auf der Schnellstraße nach Nove Mesto und auf Landstraße nach Metlika fort. Die Schnellstraße war wohl das letzte Stück zwischen Mitteleuropa und Split, das noch nicht zur Autobahn ausgebaut war. Bauarbeiten waren aber im Gange. In Metlika schauten wir natürlich kurz am Bahnhof vorbei. Es standen dort zwei 715 in alter und neuer Farbgebung. Auch hier mal ne fotografische Spielerei versucht, bis uns so'n Soupski zulabern wollte.
Am Grenzübergang wurden wir mal wieder gewahr, welchen Wert deutsche Pässe haben. Wir wurden sofort durchgewunken. Natürlich mussten wir jetzt mal im Bahnhof Kamanje vorbeischauen. Denn wenn die letzten Meldungen von der Metlikabahn stimmten, so müsste dort ein Schienenbus stehen, der zwischen hier und Metlika pendelt. Der Rest der Strecke sollte wegen einer schadhaften Brücke nicht im Personenverkehr bedient werden. Letztes Jahr waren ja gerade die letzten 7221 (vgl DB-795) Kroatiens durch 7122 (ex schwed. Y1) ersetzt worden, doch traut man sich momentan bestenfalls, die schadhafte Brücke zwecks Tankfahrt mit nem kleinen Schienenbus ohne Fahrgäste zu belasten. Daher die vorübergehende Reaktivierung der 7221.
Tatsächlich standen in Kamanje sogar zwei 7221 (028 und 033) friedlich nebeneinander. Eigentlich wäre es eine Sünde, morgen nicht die "letzte Gnadenfrist" für die silbernen VTs nochmal zu nutzen und hier was zu machen. Hin- und Herüberlegerei ging los, ob sich denn vielleicht beides vereinen ließe? Dumm war halt, dass die Schienenbusse praktisch nur über Mittag zwischen 12 und 15.30 aktiv werden (sonst nur bei Dunkelheit). Und das war gerade die Zeit der bunten Züge im Savetal...
Während eines leckeren und ausführlichen Abendessens im Lehrrestaurant zu Karlovac kristallisierte sich der Plan für morgen heraus. Er war völlig verrückt, beinhaltete aber alles, was wir noch machen wollten, komprimiert auf einen Tag!
Die Vormittagszüge im Savetal hatten wir ja passabel bekommen. Schienenbusse gingen auch erst am Mittag, deshalb konnten wir ja morgens erstmal in Richtung Ogulin fahren. Allerdings verzichteten wir lieber auf die um ca 7 und ca 8 Uhr in Richtung Likabahn startenden Güterzüge zugunsten eines entspannten Hotelfrühstücks. Danach ging es über die Autobahn nach Ogulin, wo wir nach dem soundsovielten Vorbeifahren am Motiv (vor allem letztes Jahr) nun mal einen Zug mit dem Klek fotografieren wollten.
Trotz soundsovielen Vorbeifahrten kannten wir noch immer nicht auf Anhieb die Stelle, wo man stehen musste. So vermurksten wir dann schon mal den verspäteten IC nach Rijeka, der unverhofft auftauchte. Aber wir hatten es ja auf den nachfolgenden Pu abgesehen. Für diesen fanden wir nun auch den richtigen Standpunkt, doch was nicht kam, war der Pu. Zudem kam langsam die Befürchtung in uns auf, dass es zeitlich genau hinkäme, wenn jetzt so'n Siff-S-Bahn-Zug nach Moravice hochführe. Tja, was soll ich sagen - wir hatten richtig vermutet!
Zwar stand danach schon bald der durchgehende Pu Zagreb - Rijeka an, doch für den war die Sonne leider schon einen Tick zu weit rum. Immerhin hatte er eine schön saubere orange 1141 vor. Die Zwischenzeit hatte Nico damit verbracht, einer dicken Spinne, die da gierig in ihrem Netz wartete, Futter zuzuführen. Irgendwie mochte sie das alles aber nicht...
So langsam musste an den nächsten Programmpunkt gedacht werden: Bevor es ins Savetal ging, wollten wir wenigstens noch den ersten der mittäglichen Schienenbusfahrten beim Schrankenposten oberhalb Kamanje machen, wo wir letztes Jahr am Wetter gescheitert waren. Danach müsste man es zu den bunten Zügen ins Savetal schaffen. Binnen einer Stunde waren wir in Kamanje, wobei wir unterwegs in Mahićno etwas irritiert waren: Der dortige Schrankenposten stand vor seiner Hütte bereit, als wenn er irgendwas erwarten würde. Vielleicht eine Tankfahrt? Doch als wir in Kamanje ankamen, standen beide Schienenbusse nebeneinander im Bahnhof.
Pech war jetzt aber, dass das Licht noch gar nicht weit genug für unseren Schrankenposten rum war. Wir drückten trotzdem mal ab, doch irgendwie waren wir uns einig, dass das Ohne-Sonne-Bild im letzten Jahr bald besser gewesen war... Angesichts der nun wieder stark quellenden Wolken und einer sich von Südwesten heranschiebenden dicken Wolkenfront (gestern auf dem Satellitenbild konnten wir sehen, dass weiter nördlich über den Alpen viel weißes Zeugs waberte) begann nun wieder das Gehader. Würde sich die Fahrt ins Savetal überhaupt noch lohnen oder sollte man hier noch versuchen, mehr rauszuholen?
Irgendwie stachen bei uns beiden dann jedoch interessante lokbespannte Züge die kleinen mickrigen (tschuldigung!) Schienenbusse aus und wir beschlossen, die weitere Tour gen Norden zu wagen. Die Grenzabwicklung war mal wieder erquickend schnell, und schon saßen wir auf der Landstraße nach Nove Mesto. Hier waren wir so weit westlich, dass erste Schleier der fetten Bewölkung die Sonne dämpften. Doch die Autobahn nach Krško führte nun ostwärts und brachte wieder mehr Distanz zwischen uns und die Schleier. In Krško wollten wir schauen. Entweder dort gleich bleiben, oder doch noch wieder nordwestwärts an die Saveschleife von Breg.
Bei Krško waren nur paar Quellwolken am Himmel, auch westwärts sah man die geschlossene Bewölkung nicht direkt. Also riskierten wir es und fuhren in Richtung Sevnica und weiter Richtung Breg, diesmal in die Innenseite der Flussschleife. Denn hier hatten wir die Möglichkeit, Züge beider Richtungen mit optimalem Seitenlicht zu bekommen. Um 14.25 Uhr waren wir dort. Der Uferweg ermöglichte bestes Arbeiten. Die Wolkenfront war gerade hinter den Bergen im Südwesten auszumachen. Die ersten Züge würden doch vielleicht wenigstens gehen? Laut Programmheft sollten von Sevnica die interessanten Züge um 14.26, 14.44 und 15.01 westwärts starten, Ankünfte der Ostfahrer waren für Sevnica um 14.30 und 15.21 vorgesehen.
Gestern waren die Züge allerdings furchtbar verspätet gewesen. Das konnten wir heute gar nicht gebrauchen. Paar Schatten herkömmlicher Wolken zeigten sich am Rande unseres Motives. Zogen aber wieder ab. Um 14.34 dann erste Zuggeräusche! Von Sevnica näherte sich gemächlich der IC 210 Belgrad - Villach. Es handelte sich wohl um die bunteste Zuggarnitur. Hinter der 342 ein slowenischer AB, zwei österreichische B ohne Klimaanlage, dann der Wagen für die serbische Bohnensuppe und ein ebenfalls serbischer B. Alles in allem fünf Farbvarianten bei einer Lok und fünf Wagen.
Dann hatte ein weniger bunter, aber hier doch sehr fremd wirkender Zug seinen Auftritt: Der "Goldoni" Venedig - Budapest bestand aus einer reinrassigen FS-Garnitur. Die Wolkendecke war der Sonne mittlerweile doch schon recht nah auf die Pelle gerückt. Die Uhr zeigte 14.50. Komm, einer muss noch gehen! Nein, kein beschmierter Desiro, Kusch! Weg mit Dir, mach den Block frei! Die Sonne verdunkelte sich, kämpfte sich aber zwischen den ersten Dunstzungen der Bewölkung immer wieder heraus. Auch in dem Moment, als der EC 156, der "Kurvenzug" nach Wien kam. Zwar war schon arg viel in neuer ÖBB- und HŽ-Farbgebung (also farblos...) lackiert, aber je ein altlackierter Wagen war auch noch dabei. Dummerweise haben wir den unerwarteten Liegewagen am Ende nicht mehr mit drauf bekommen. Aber wir hatten jetzt drei verschiedene Züge mit vollem Sonnenlicht bekommen - und das war mehr, als womit wir rechnen konnten.
Das Licht ging aus. Für den bunten Serbenzug 211 in der Gegenrichtung drückten wir trotzdem nochmal ab, wir konnten einfach noch nicht zusammenpacken. Doch wir waren glücklich, dass immerhin so viel geklappt hatte. Gemütlich hinter einem LKW herbummelnd ging es nun nach Krško zur Autobahn und auf dieser nach Kroatien zurück. An der Grenzstelle war's wie bei Aldi. Erst nur eine Schlange. Dann wurden zwei weitere Kontrollhäuschen aufgemacht und alles stürzte sich drauf - nicht ganz ungefährlich, wenn man statt Einkaufswagen einen PKW steuert...
Die Kontrolle war wieder unproblematisch. Dann wurden wir gewahr, dass es weiter ostwärts noch richtig sonnig war. Schon schaute ich im Kursbuch nach (als Beifahrer natürlich), was man machen könnte und spekulierte auf den B Osijek - Rijeka zwischen Zagreb und Karlovac. Doch dann machten wir einen Fehler. Anstelle auf die Landstraße zu fahren (die uns ja viel direkter ins Motiv gebracht hätte), fuhren wir auf die Autobahn Richtung Karlovac rauf. Besser gesagt: Wir stellten uns hinten an. Es ging nämlich nicht wirklich vorwärts! Erst dachten wir ja nur, dass es ein Stau vor der nun kommenden Mautstelle sei, doch dahinter ging es so weiter. Freitag-Nachmittag, na klar! Warum sollte es in Kroatien anders sein, als in Deutschland?
Vor Jastrebarsko (das ist weit!) gab es keine Möglichkeit, die Autobahn zu verlassen. Aber es gab da eine Brücke über die Bahnstrecke. So konnten wir wenigstens sehen, dass "unser" Schnellzug mit der Dispo-189 bespannt war. Hrmpf! Die hätten wir ja schon gern auch mal auf dem Wechselstrom-Abschnitt bekommen! Tja, in Jastrebarsko bezahlten wir dann brav die 8 Kuna für's Im-Stau-stehen und klapperten südwärts mal alle möglichen Bahnübergänge ab. Vernünftig was machen konnte man aber erst im Bahnhofsbereich von Draganići. Die Zufahrtsstraße zum Ort war zwar gesperrt, Umleitung aber nicht angegeben. Na ja, ein Durchlass wurde neu gebaut, man konnte aber über ne Wiese drum herum fahren.
Leider wurden wir nun etwas von einem Wolkenfeld geärgert, so dass beide Pu, die noch kamen, ohne volles Licht abgingen. Dennoch - wir waren mit dem Tag noch den Umständen entsprechend zufrieden. Das Abschlussessen fand natürlich wieder an altbekannter Adresse statt.
Unser Flieger ging um 13.25. Großes würden wir bis dahin nicht mehr vollbringen können, das war klar. Also kümmerten wir uns einfach nochmal etwas um den Wechselstrombetrieb zwischen Karlovac und Zagreb. Als erstes steuerten wir wieder mal den Bahnhof Draganići an. Diesmal baggerte ein Bagger auf unserer Umfahrung der Durchlass-Baustelle. Da aber ein weiteres Auto durch wollte, machte er für uns Platz und klopfte mit der Schaufel sogar die Sandrampe von der Wiese auf die Straße glatt.
Einen Pu mit einer 1141 in der selteneren blau-roten Farbgebung konnten wir schön an der Einfahrt aufnehmen, dann den B nach Osijek im Bahnhof. Als er kam, schmodderte gerade ein Wolkenfeld vor der Sonne rum, doch zum Glück musste er halten, um einen Befehl zu bekommen. Während des Aufenthaltes kam das Licht wieder voll raus.
Danach wollten wir mal weiter gen Norden schauen. Um den Bagger nicht wieder bei seiner Arbeit unterbrechen zu müssen, wollten wir mal einen anderen Weg ausprobieren. Schließlich musste es ja eine Umleitung geben! Dazu die Dorfstraße einfach weiter gefahren. Doch diese querte bald die Autobahn und ging in einen Schotterweg über. Wenn man sich die Kroatien-Karte ansieht, so stellt man fest, dass südlich von Zagreb und östlich unserer Bahnlinie nur ein riesiger grüner Klecks ist. Ein Waldgebiet ohne Ansiedlung weit und breit. Lediglich paar Wege führten durch diesen gigantischen Sumpfwald.
Und in diesen Wald steuerten wir geradewegs hinein! Eine Kette am Waldanfang war offen - na klar, wegen der Umleitung natürlich! Irgendwann sollte man laut Karte mal wieder nach links abbiegen und in die Zivilisation zurückkehren können. Die Schotterpiste war wenigstens gut zu fahren, kaum Schlaglöcher. Immer tiefer fuhren wir in den Wald hinein. Mal kreuzte ein schilfbestandener Graben, sonst nur Wald. Erstaunlich wenig Verkehr auf dieser Umleitung! Streng genomen gar keiner! So langsam dachten wir dann natürlich auch mal drüber nach, ob denn am anderen Ende des Waldes auch eine Kette sei und ob diese denn vielleicht nicht offen wäre?
Immerhin - die Karte stimmte. Nach etwa 20 Minuten Fahrt, auf der wir keine einzige Notrufsäule für Autopannen gesehen haben, konnten wir scharf nach links abbiegen. Eine schnurgerade Piste lag nun vor uns. So langsam wurde vor uns ein weiterer Wegverkehrsteilnehmer sichtbar. Ein Trecker mit Holzanhänger! Er machte brav Platz, doch die Blicke der Besatzung sagten eindeutig "Verrückte Šibeniker, sind die total bekloppt?" Über den Trecker waren wir allerdings erleichtert, denn er garantierte uns, dass wir wieder aus dem Wald hinauskämen. Wäre ja ein Jammer, wenn wir unseren Flieger nur von unten gesehen hätten...
Am Waldausgang war sogar ein massiver Schlagbaum - zum Glück zur Seite gedreht. Über Autobahn und Bahn ging es zur Hauptstraße zurück und wir steuerten nun den Bahnhof Jastrebarsko an. Das Auto sah jetzt aus, au weia... In Jastrebarsko ging ein Pu wieder mal nur im Halblicht.
Wir warteten einfach nochmal ne Weile. 11.15 hatten wir uns als Ultimo gesetzt, dann mussten wir mal so langsam zum Aerodrom. Der Zeitpunkt war gut gewählt, denn um 11.12 bekam ein Ostfahrer grün und es tauchte als letztes Fotomotiv der Reise der erste in Kroatien gesehene Containerzug auf, gezogen von --- nicht zu fassen --- von der Dispolok, die bis gestern noch regelmäßig Personenzüge gezogen hatte. So bekamen wir sie also doch noch im Wechselstromabschnitt!
Vor der Mautstelle war dann wieder Stau, obwohl alle 11 Kassenhäuschen geöffnet waren. Der Tag des Bettenwechsels! Man sah bald mehr deutsche, niederländische, ungarische, schwedische, schweizer Kennzeichen als kroatische. Erst um 12.30 hatten wir kapiert, wo wir den Wagen am Flughafen abstellen mussten. Nach dem Ausräumen latschten wir zur Halle und zum Europcar-Schalter. Von dort latschte ein grün Gekleideter wieder zum Auto, um es zu begutachten. Warten! Wortlos reichte er seinem Schalter-Kollegen dann den "Abnahmebogen", in dem nix beanstandet wurde. Nun ja, den Dreck von der Heckscheibe würde man auch sicher wieder abbekommen...
Nicht viel vor Ablauf der Check-in-Frist von einer halben Stunde vor Abflug standen wir am Germanwings-Schalter und nachdem unser Pilot mittels einer 360°-Runde in Zagreb an Höhe gewonnen und ein aufziehendes Gewitter überflogen sowie durch Tiefflug vor Hamburg (in Woltersdorf bei Mölln brachen wir durch die Wolkendecke, in der Waldsiedlung war jedes Haus zu erkennen...) ein anderes Gewitter unterflogen hat, landeten wir wohlbehalten in der Freien und Hansestadt Hamburg.
Uns war klar, dass eine selten-gute Tour hinter uns lag. Das Top-Wetter der ersten Woche und die vielen Sonnenstunden der zweiten Woche ermöglichten, dass meist ohne gehetzten Wetterblick trotz geringer Zugdichte eine Vielzahl hervorragender Motive umgesetzt werden konnte.
Aber noch etwas Positives brachten wir mit. Der gute Eindruck der vorangegangenen Touren von Land und Menschen hat sich voll und ganz bestätigt. Besonders über die Lokführer haben wir uns richtig gefreut. Es hat wohl jeder Lokführer zurückgegrüßt - nicht selten wurde richtig freudig gewunken, untermalt vom Tröten des Typhons. Vielleicht erkennt ja ein Lokführer seinen Zug wieder, wenn ich die hier gezeigten Bilder auch in das kroatische Eisenbahn-Forum einstelle.
Und noch etwas war interessant: Von der Likabahn sind ja bisher kaum Bilder publiziert worden (ich wüsste jedenfalls nicht wo). Daher hatten wir das Gefühl, hier so richtiges Neuland zu betreten. Und dieses Neuland ist mit Sicherheit noch nicht fertig abgegrast...
Bei Fragen und Anregungen stehe ich gern über die Kontaktseite meiner "Blockstelle" zur Verfügung.