Autor: Jan-Geert Lukner. Alle Rechte am Text und an den Bildern liegen beim Autor.
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Dieses Jahr hatte ich versucht, meine Urlaube möglichst gleichmäßig über das Jahr zu verteilen. Dazu gehörte, früh damit anzufangen. Ende Februar / Anfang März kann man weit im Süden ja schon mit ganz angenehmen Temperaturen und vielleicht auch dem einen oder anderen Blühbaum rechnen. Schnell kam da Sizilien in den Sinn. Irgendwie hatte ich so ein Idealbild mit der FCE zwischen blühenden Mandelbäumen im Sinn. Man darf ja mal träumen... Da paar Kollegen ebenfalls Lust auf Sizilien hatten, reifte die Idee, sich einfach für eine Woche ein geräumiges Ferienhaus zu mieten.
Für die Anreise hatten wir natürlich an den schönen Nachtzug von Milano gedacht, doch warum sollte etwas klappen wie gewünscht? Exakt in unserer Urlaubswoche und wirklich nur in unserer Urlaubswoche war der nicht buchbar. Davor und danach hingegen schon. Die naheliegende alternative Möglichkeit war natürlich, auf dem Hinweg Rom einzubauen. Das dann natürlich nicht nur zum Umstieg, sondern mit paar stationären Übernachtungen. Wir kannten alle Rom noch nicht. Das klappte dann buchungstechnisch auch alles prima.
Faul fuhr ich mit dem Bus nach Harburg zum Bahnhof. In der S-Bahn traf ich Kai und gemeinsam ging es ohne erwähnenswerte Besonderheiten zum Flughafen, wo es direkt ein Bild von der dazu passenden S-Bahn gab.
Zum Flughafen waren wir mit der extra passend beklebten S-Bahn gelangt.
Einchecken klappte reibungslos, doch die Sicherheitskontrolle sorgte für einen kleinen Adrenalinschub. Offenbar störte man sich an den Akkus für die Drohne. Große Panik herrschte zwar nicht, wohl aber eine gewisse Unsicherheit. Da die Drohne mitsamt Akkus eine andere als die von bisherigen Reisen war, war ich nun auch etwas verunsichert, auch wenn ich eigentlich annehmen konnte, dass DJI seine Consumer-Drohnen doch wohl mit flugtauglichen Akkus ausstattet. Ein hinzugezogener Bundespolizist bestätigte dann auch, dass alles in Ordnung sei. Und so eine Drohne habe er auch, gute Sache! Das war alles zügig gegangen, so dass wir sogar noch eine ganze Stunde Zeit hatten, um in Ruhe zu frühstücken.
Für unseren mit Easyjet geplanten Rückflug studierte ich später nochmal deren Gefahrgut-Bedingungen. Tatsächlich hätte ich nicht mehr als zwei Ersatz-Akkus mitnehmen dürfen, sonst hätte ich die zulässige Grenze von 160 Wh überschritten. Glück gehabt!
Der Flieger war sehr stark besetzt. Von unserem Dorfflughafen ist Rom immerhin einmal täglich im Angebot, wow! Wir starteten geradewegs in die Wolken, doch ab Hessen kam mehr und mehr Sonne raus. So richtig topp wurde es aber erst auf München zu, wo wir einmal quer über den Ostbahnhof flogen. Der Starnberger See lag zum greifen nahe, doch um ihn auf der Karte zu sehen, musste man ganz schön rauszoomen; er lag noch 20km von unserer Flugroute entfernt. Und dann die Alpen. Wunderschön! Man konnte bis zur Schweiz schauen. Dann Innsbruck und St Jodok, bevor es genau am Brenner wieder in die Wolken ging.
Später hatte man aber wieder schöne Ausblicke auf die Toskana und die Appeninen. Die Landung in Roma Fiumicino war unspektakulär, nach langen Wegen zum Kofferband kamen auch bald die selbigen angefahren. Und wieder (wie im Oktober 2022 in Split) schnappte sich ein Mann meinen Koffer vor mir vom Band. Bei roten Koffern schauen die Leute offenbar nicht so genau hin, Hauptsache er ist rot. Mein nächster wird wieder schwarz.
Eigentlich hatte ich uns eine tolle Verbindung mit nur einmal Umsteigen vom Flughafen ins Hotel im Stadtteil San Lorenzo ausgeschaut: Mit dem Zug bis Trastevere und dann mit der Straßenbahn 3 einmal quer durch die Altstadt an allen Sehenswürdigkeiten vorbei bis direkt vor das Hotel. Aber das war ja schon wieder zu viel verlangt. Linie 3 hatte "Servicio modificato". Das ist diese Krankheit, bei der irgendwas anders ist - in diesem Fall einfach Streckensperrung bis Porta Maggiore. Schade, die Linie wäre auch an den kommenden Tagen eine schöne Einflugschneise vom Hotel bis in die Innenstadt gewesen...
Kai fand nun auf Google eine andere, jedenfalls schnellere Verbindung zum Hotel ohne den teuren Flughafenzug. Wir konnten auf Freifahrt mit dem Bummelzug an Roma Termini vorbei nach Tiburtina fahren.
Eine kurzweilige Fahrt, bei der ich die meiste Zeit mit dem GPS meines Tablets zu kämpfen hatte. Offenbar schirmte der moderne Doppelstockzug das Signal besser ab als der Flieger. Es ging an Gärten mit reifen Zitronen und Orangen, wunderschönen Pinien und Zypressen und manch einem monumentalen Gebäude vorbei. Als mal rechts in der Ferne eine markante Kuppel zu sehen war, scherzten wir, dass das der Petersdom sei. Der lag aber ganz woanders. Als dann abends die beiden anderen zu uns gestoßen waren und erzählten, sie hätten vom Zug aus den Petersdom gesehen, begann das Wort "Petersdom" zum geflügelten Wort zu werden und fortan hieß bei uns jedes Gebäude mit Kuppel einfach "Petersdom".
In Tiburtina erstanden wir in einem Lädchen am Ausgang zum Busbahnhof für 1,50 eine Einzelfahrkarte für den Bus und eine 48-Stunden-Karte für den ÖPNV, die wir taktisch klug erst später entwerten würden. An der Haltestelle Verano mussten wir raus und konnten mit einer altertümlichen Strab, in die wir nur mit Mühe den Koffer hochwuchten konnten, noch die eine Station bis Reti fast vors Hotel fahren. Das B&B Hotel war innen neu renoviert und machte einen sauberen Eindruck. Die Zimmer waren einfach, aber vollkommen ausreichend.
Da unsere beiden Berliner Kollegen Matthias und Marcus erst in paar Stunden eintreffen würden, hatte ich schon eine Idee, was man in Hotelnähe tun könnte. Mir war auf der Karte eine große Grünfläche aufgefallen, die zwischen dem Hotel und dem Bahnhof Tiburtina lag. Auf dem Luftbild sah das aus, als wäre da ein riesiges Kleingartengelände und kein Friedhof, den dieser Park tatsächlich darstellt. Das, was von oben wie Datschen aussah, waren viele kleine Mausoleen bzw Familiengrabstätten. Da die Parks durchaus ein interessanter, prächtiger Aspekt dieser Stadt waren, reizte mich das Gebiet, und Kai fand die Idee auch nicht verkehrt.
Das Hauptportal des Cimitero monumentale di Campo Verano mit direkter Blickachse zur Kirche Santa Maria della Misericordia.
Durch ein großes Portal an der Kirche San Lorenzo schritten wir in den Cimitero Verano. Mittlerweile war es 16:45. Einlass war jetzt im Winter nur bis 17 Uhr, geschlossen wurde der Friedhof um 18 Uhr. Ob die das so genau nehmen? In Italien doch nicht. Bestimmt bleiben die Tore die ganze Nacht auf, haha. Im letzten Sonnenschein konnten wir noch paar Bilder machen. Es war etwas gespenstisch, da kaum noch jemand unterwegs war. Und wir bekamen das Schließ-Prozedere voll und ganz mit.
Und nochmal Santa Maria della Misericordia in größer.
Gegen 17 Uhr kam nämlich ein E-Smart mit Blaulicht-Pickel auf dem Dach angebraust und der Mitarbeiter des Wachdienstes schloss die Tore. Wir waren uns nicht sicher, wo wir überhaupt noch raus kämen, vertrauten aber darauf, dass es irgendwo ein Türchen gäbe. Daher traten wir eine ausgiebige Runde über den Friedhof an, der jetzt im Angesicht der untergehenden Sonne ganz schön gespenstisch wirken konnte.
Auf der Westseite überwiegen die Familiengruften.
Der Blaulicht-E-Smart begegnete uns noch drei weitere Male. Das erste Mal nahm er keine Notiz von uns. Das zweite Mal, als wir ganz an der Ostseite waren, sprach der Fahrer uns an und teilte mit, dass wir zum Ausgang müssten. Das dritte mal, nunmehr auf dem Weg zum Ausgang, grüßte er nett. Ja, man kennt sich jetzt...
Gruften und Pinien.
Dahinter kommen dann eher "gewohnte" Grabsteine, wobei Platz gespart werden muss und unter diesen Grabsteinen...
... Gänge mit Columbarien angelegt sind.
Krass fanden wir im hinteren Teil des Parks nicht allein die Massen an Urnen"schränken" (Columbarien), sondern die Tatsache, dass man weiter hinten regelrechte "Wohnblöcke" für Columbarien eingerichtet hatte. Eine Straßenschlucht zwischen den Hochhäusern für die Verblichenen, faszinierend! Leider existieren davon keine Bilder, denn Kai hat keine gemacht und ich nur mit dem Handy. Und das... Nun ja, das ist eine andere Geschichte, die übermorgen Abend erzählt werden soll. Auch eine Suche im Net ergab keine Bildergebnisse von diesen "Wohnblöcken". Lediglich, wenn man in Google Streetview die Schnellstraße am östlichen Friedhofsrand (Circonvallazione Tiburtina) entlang fährt, kann man die "Wohnblöcke" zwischen den Bäumen erkennen.
Den Absatz oben lasse ich mal stehen, obwohl mir dann kurz vor Veröffentlichung des Reiseberichtes doch noch die zündende Idee kam: Mir war doch so, dass ich paar Bilder von unserem Friedhofsrundgang mit den anderen in unserem Messenger geteilt hatte. Ich selbst kam da zwar nicht ran, aber die anderen haben nachgeschaut und siehe da...
Mittlerweile waren wir völlig allein im östlichen Teil des Friedhofs unterwegs, wo wir die "Wohnblöcke" der Toten fanden. Sie sind voll mit Columbarien - Etage für Etage. Eine faszinierende Stimmung in den letzten Sonnenstrahlen des Tages...
Rechtzeitig vor dem Verschließen des letzten Torflügels verließen wir die Welt der Toten. Das war ein wahrhaft faszinierender Einstieg in diese Stadt gewesen. Nach Besuch eines Supermarktes für paar Getränke ging es zum Füßehochlegen erstmal ins Hotel zurück, wo wir auf Matthias und Marcus warteten. Danach ging es zum Essen. Kai hatte im Net eine Ostaria gefunden, die angeblich auch vor 20 Uhr warme Speisen serviert. Das ist in Italien nicht sooo die Selbstverständlichkeit. Wir lernten die Kneipenstraße von San Lorenzo kennen, die Via dei Falisci. Das Restaurant war schön, das Personal sehr aufmerksam und freundlich, und das Essen, nun ja. Ich hab auch manchmal das Problem, Tiefgekühltes nicht ganz warm zu bekommen. Aber der Wein war gut, es war der erste Urlaubstag, hey, kann es Schöneres geben?
Als Verdauungsspaziergang drehten wir noch eine ausgedehnte Runde durch das Viertel. Matthias und Marcus wollten nach unseren Erzählungen wenigstens von außen nochmal einen Blick auf "unseren" Friedhof werfen. An der nahen Straßenbahnstation gab es dann noch eine kleine Wildlife Beobachtung in Form einer süßen weißen Ratte am Bordstein, die von einer Gruppe Flanierender umringt war und für ein großes Hallo sorgte. Stück weiter kam uns eine Katze entgegen, die in Richtung der Ratte eilte. Ob da ein unmittelbarer Zusammenhang bestand, entzog sich aber unserer Kenntnis. Zurück im Hotel endete der Tag.
Wir trafen uns um 8 zum Frühstück. Das Buffet war klein aber fein, vor allem der italienische Teil war recht vielfältig. Mit anderen Worten: Süßkram in allen Varianten, vom Küchlein bis zu Berlinern und Doghnuts.
Wohl gestärkt ging es um die Ecke zur Strab-Haltestelle. Da stellten wir uns zunächst mal weniger geschickt an. Eine Bahn ließen wir sausen, weil Marcus und Matze plötzlich doch Zweifel an der von ihnen beabsichtigten Zahlungsweise mit Kreditkarte und Lesegerät hatten und sie sich lieber ein richtiges Ticket in der nächsten Bar kaufen wollten. Die Bar hatte nur Einzelkarten, doch der Tabakladen ums Eck sollte auch Tageskarten haben. Hatte er auch, aber nur Eintageskarten. Zurück an der Haltestelle Reti wurde uns bewusst, dass wir eigentlich eine Bahn in die andere Richtung nehmen müssten als zunächst angenommen. Das mag aber auch daran gelegen haben, dass wir erst jetzt ein erstes Ziel festgelegt hatten, den Trevibrunnen. Als wir eine Weile an der Haltestelle gestanden hatten, stellte Kai fest, dass man am direktesten mit dem 72er Bus ans Ziel käme. Der fuhr nun aber von einer Haltestelle um die Ecke. Nun hatten wir es!
Der Bus kam auch bald, war aber furchtbar voll. Wir mussten alle noch unsere Tageskarten entwerten. Schlauerweise sind die Entwerter aber an der Ausgangstür und nicht vorn am Eingang angebracht... Aber auch die Herausforderung hatten wir nach paar Stationen bewältigt. Und ich - so als älterer Herr - bekam nach kurzer Zeit sogar einen Sitzplatz. Die Luft war stickig und ich fragte mich langsam, ob meine Kombi aus T-Shirt und Jacke vielleicht eine Jacke zu viel war.
Die Fahrt führte hinterm Bahnhof Termini über den Esquilinus- und Viminalis-Hügel (deren Abgrenzungen im Häusermeer eher schwer erkennbar waren) und bald in einem uralten Straßentunnel mit Kopfsteinpflaster unter dem Quirinalis-Hügel hindurch. Die Stockungen nahmen zu, wir hatten die Altstadt mit ihren engen Gassen erreicht. An der Station Tritone / Fontana di Trevi verließen wir den Bus. Endlich wieder frische Luft. Der Bus war keine Werbung für den Stadtverkehr gewesen. Fast fragte ich mich schon, ob man die Tageskarten besser gespart hätte, weil man eh zu Fuß geht.
Im Folgenden erwies sich meine Kleidungskombination als optimal. So warm wie im Bus wurde es nicht mehr. Nachmittags hätte man sich vielleicht sogar einen Pullover gewünscht. Ok, auf ins Gewühl! Durch die Via della Stamperia gelangten wir zum Trevibrunnen. Erster Punkt für unser Sight-Bingo! Der Brunnen ist mit seinem großen Becken auf dem kleinen Platz inmitten dieses engen Gassenviertels schon sehr kurios. Über Via Poli, Via di Buffalo ging es zur Piazza di Spagna und damit zur Spanischen Treppe. Zweiter Bingo-Punkt!
Dann starteten wir einen langen Spaziergang durch dieses riesige Gassenviertel, das für Autos offenbar nur sehr eingeschränkt freigegeben ist. Über Via dei Condotti mit ihren teuer aussehenden Boutiken, Via del Leoncino, Piazza del Parlamento, Via di Compo Marcio, Via della Maddalena gelangten wir zur Piazza della Rotonda, wo wir mit dem Pantheon eher ungeplant den dritten Punkt für unser Sight-Bingo bekamen. Wir konnten sogar eine kleine Runde durch das Gemäuer drehen. Über Via Gustiniani, Via del Salvatore gelangten wir nun zum großen Platz Piazza Navona.
Da ich heute fast nur mit dem Handy fotografiert habe, sind meine Bilder vom heutigen Tag leider auch nicht mehr verfügbar. Kai sorgte dafür, dass die Piazza Navona nicht unfotografiert blieb. Die Überreste der gestrigen Feiern zum Rosenmontag sind noch präsent.
Durch die einen Viertelkreis beschreibende Gasse im Zuge von Via di Tor Millina, Vicolo delle Vacche, Via della Vetrina erreichten wir die gerade in westliche Richtung weiterführende Via dei Coronari, in der wir uns in der Osteria Coronari ein wenig stärkten. Für mich gab es ne Miniportion Spaghetti Carbonara, die mir für den Moment vollends reichte, die Anderen nahmen Tiramisu, das wie gestern nach dem Abendessen in kleinen Einmachgläschen serviert wurde.
Gut gestärkt konnten wir uns nun dran machen, das Land zu verlassen. Über die Ponte Sant Angelo querten wir den Tiber und liefen direkt auf die Engelsburg zu (4.Punkt!). Dabei war links schon eine Kuppel über den Dächern auszumachen, wo wir noch meinten, haha, wieder ein Petersdom! Er war es diesmal aber wirklich. Dann links rum, und man hatte ihn in seiner ganzen Pracht vor sich (nächster Punkt!). Wir reisten zu Fuß in den Vatikanstaat ein und erreichten auch direkt dessen Hauptstadt Vatikanstadt. Dabei haben wir wohl beachtet, dass die Fläche, die allgemein als "Petersplatz" bezeichnet wird, nicht von Anfang an Petersplatz ist, Zuvor kommt noch die Piazza Pio XII, die noch Italien ist und erst in der Fortsetzung des durch die Säulengänge beschrieben Kreises zum Petersplatz und damit Staatsgebiet des Vatikans wird.
Dort hielten wir uns etwa fünf Minuten auf, bevor es wieder auf italienischem Hoheitsgebiet ein Stück sinnlos entlang der Vatikanmauer entlang ging. Und wieder zurück. Hier trennten sich unsere Wege. Marcus und Matthias wollten für den Petersdom anstehen. Kai und ich hatten unweit des Vatikans die Endstelle der Straßenbahn Linie 19 entdeckt und warteten einfach mal. Als erstes kam eine nicht ganz alte Bahn mit ätzenden Seitenbänken, die wir mal gepflegt sausen ließen. Danach kam die erhoffte alte Bahn mit schöner Reihenbestuhlung und gutem Rundumblick.
Hier teilen sich die Prioritäten etwas auf. Kai fotografiert die Bahn, die wir haben sausen lassen; die Bauart nennt sich Socimi. "Limitata" im Zielschild deutet auf "Servicio modificato" hin.
Marcus war hingegen schon ein ganzes Stück in den Vatikan vorgedrungen und blickt vom Dom über den Petersplatz.
Es tat gut, einfach mal wieder sitzen zu können. Obwohl die Strab am Park Villa Borghese vorbei fuhr, den wir uns auch noch anschauen wollten, entschlossen wir uns für eine kleine Genussfahrt bis zum (etwas eingekürzten! - Servicio modificato halt...) Endpunkt Lago Preneste. Und wieder zurück. Klasse ist der Strab-Kreisverkehr mit querender Vorort-Schmalspurstrecke an der Porta Maggiore mit dem Aquädukt quer rüber. Gut, dass keine Sonne schien, sonst hätte ich da erstmal Fotos machen müssen.
Die Rückfahrt unterbrachen wir am Hotel für einen kurzen Pinkelstopp (sowas ist auf einer Stadtbesichtigung ja immer nicht ganz unwichtig, wird in Reiseberichten aber gern verschwiegen *g*). Dann ging es nochmal ganz bis zur Haltestelle Galleria Arte Moderna. Das namensgebende Gebäude war allerdings nicht unser Ziel, sondern die Villa Borghese, eine schöne Parklandschaft mit diesen in Rom allgegenwärtigen riesigen Pinien. Das war noch ein netter Spaziergang. Leider bemerkten wir erst kurz vor Schließung, dass der vom in Hamburg nicht ganz unbekannten Carl Hagenbeck angelegte Zoo kostenlos zu besichtigen gewesen wäre. Schade, da hätte man sonst noch gut ne Runde drehen können, aber ich hatte keine Lust, heute schon wieder von einem E-Smart (oder was auch immer) durch den Park gejagt zu werden.
An der Haltestelle Bioparco warteten wir auf die Straßenbahn zurück ins Hotel. Allerdings waren wir etwas zu wählerisch. Die erste war ein neueres Zweirichtungsfahrzeug (braucht man in Rom sowas?), wo hinten im leeren Bereich die Sitze hauptsächlich rückwärts angeordnet waren. Die zweite war die gleiche Bauart, die noch dazu eine grässliche Ganzwerbung bis über die Fenster trug. Dann kam laaange gar nichts, und dann endlich eine schöne alte Strab auf der 19, die aber brechend voll war. So mussten wir auf der ganzen Rückfahrt stehen. Auf der ewig langen schnurgeraden Viale Regina Margherita konnten wir beim Blick hinten raus allerdings erkennen, dass uns weit und breit kein anderer Zug folgte.
Im Hotel gab es eine kleine Siesta, bevor wir um 18:30 zum Abendessen aufbrachen. Wir schauten uns ein wenig in der Gegend um und nahmen dann das Restaurant, das uns sympatisch erschien. Die Auswahl hier in San Lorenzo ist wirklich groß. Leider zu spät bemerkten wir, dass wir in einem apulischen Fischrestaurant gelandet waren, das auf Tentakelfische spezialisiert war. Das war jetzt nicht ganz das Erhoffte und gerade für Kai, der ungern Fisch isst, schade. Aber nun waren wir drin. Für Kai gab es immerhin auch das eine oder andere Fleischgericht (wobei eines mit irgendwelchen in Hoden eingewickelten Innereien auch tendenziell ausschied). Matze und Markus nahmen Thunfisch in verschiedenen lecker aussehenden Varianten.
Ich ging aufs Ganze. Wenn man schon mal in einem auf Tentakel spezialisierten Restaurant war, konnte man die Gelegenheit nutzen, Tentakel zu essen. Ich wählte zwei Gänge: Oktopus Carbonara, also praktisch mein Spaghettigericht von heute Mittag mit Tentakelstücken angereichert. Danach gegrillten Tintenfisch auf lecker Kartoffelbrei mit Wirsinggemüse. Beides war her-vor-ra-gend! Dass gegrillter Oktopus sehr delikat ist (besonders die knusprigen Saugnäpfchen), wusste ich zum Glück von meinen Griechenland-Touren. Und ich wurde nicht enttäuscht!
Mit Schlenker durch den Supermarkt ging es zurück ins Hotel.
Auch diese Nacht habe ich recht gut geschlafen. Morgens durfte ich allerdings feststellen, dass mein Handy nicht geladen hatte, weil der Stecker nur sehr wackelig in der Dose steckte. Letzte Nacht hatte es gereicht, diese Nacht leider nicht. Na ja, etwas Zeit war ja jetzt auch noch. Wir trafen uns wieder um 8 Uhr zum Frühstück. Als alles zusammengepackt war, fragten wir an der Rezeption, ob wir unsere Koffer im Hotel lassen könnten. Entsprechende Hinweisschilder hatten wir gesehen. Das klappte dann auch ganz simpel mit kostenlosen Schließfächern mit Zahlencode.
Dann ging es los. Nun sollte es in die 2000 Jahre alten Stadtteile gehen, also in die Ausgrabungsstätten bzw zum Colosseum. Wir fuhren mit der 3 bis Porta Maggiore, wo wir in den Schienenersatzverkehr für die 3 umstiegen. Da bei Marcus und Matthias in der Strab die Kreditkartenzahlung nicht geklappt hatte, nutzten die beiden den Aufenthalt, um neue Tageskarten zu organisieren. Dank diffusen Sonnenscheins konnte ich die Zeit nutzen und paar Bilder von Straßen- und Vorortbahnen vor der Kulisse des Aquäduktes machen, das den Platz beherrscht.
Die Straßenbahnen des Typs TAS wurden 1948/49 gebaut. Hier zu sehen im großen Kreisverkehr an der Porta Maggiore.
Ein Stück weiter kommt Wagen 7061 vorüber, der offenbar noch ältere Türen hat.
Aus einem anderen Loch kommt ein Zug der schmalspurigen Ferrovia Roma–Giardinetti hervor. Ich fürchte, ich habe gerade eines der "modernen" Fahrzeuge erwischt...
Und noch eine Straßenbahn des Typs TAS - diesmal mit älterem Stromabnehmer.
Mit einem vollen SEV-Bus der Linie 3 ging es dann weiter zum Colosseum. Hier erfuhren wir ziemlich schnell von den diversen Schwarzhändlern, dass für heute keine Eintrittskarten mehr verfügbar seien. Eine Recherche im Internet ergab, dass man erst wieder für in drei Tagen Karten bekommen könnte. Schade eigentlich, aber wir blieben standhaft und kauften nicht bei den Schwarzhändlern. Vor allem hatten wir Angst, dass wir dann gar kein gültiges Ticket bekämen.
Beim Collosseum war es mir relativ egal, nur um die große historical site um den Palatinus-Hügel und das Forum Romanum war es wirklich schade. Die schöne Anlage hätte ich gern durchstreift. Etwas enttäuscht wandelten wir westlich um das abgezäunte Gebiet herum. Immerhin war der Circus Maximus gut von einer "Panoramastraße" auf der Westseite einsehbar. Da die Sonne immer wieder durch kam, hab ich glücklicherweise auch mit der Nikon fotografiert.
Blick entlang des Circo Massimo. Als wenn Ben Hur erst gestern mit seinem Streitwagen durch die Runden gefegt wäre... Rechts sehen wir die uns verbotene Zone mit dem Palatinus-Hügel und der Terme di Massenzio.
Am Nordende des Circus Maximus. Und immer wieder diese prächtigen, großen Pinien...
Und Rom hat ja auch sonst paar ganz sehenswerte Häuschen. Wir zogen weiter zur Kirche Santa Maria in Aracoeli. Die liegt oben auf dem Capitolinus-Hügel, so dass es eine lange und extrem steile Treppe hoch ging. Zum Glück fanden wir in der Kirche dann den Nebenausgang, der uns auf das Areal rund um den Palazzo Senatorio brachte, rund um den herum man dann doch noch einen schönen Überblick über die uns verwährte Ausgrabungsstätte und das altrömische Forum Romanum hatte. Da mochten unsere Tränchen vollends versiegt sein...
Blick vom Capitolinus-Hügel auf das Ausgrabungsgelände, für uns die "verbotene Zone".
Blick auf das Forum Romanum, den zentralen Platz des antiken Roms. Rechts erhebt sich der Palatinus-Hügel, ganz hinten ist das Colosseum zu sehen.
Am Foro Traiano vorbei gelangten wir nun wieder in die Welt der Gassen. An der Piazza del Oratorio fanden wir eine nette kleine Trattoria, wo niemand zum ködern davor stand. Für mich gab es wieder eine kleine Portion (eckige) Spaghetti, diesmal Aglio, Olio, Olivio usw.
Die Spanische Treppe.
Danach ließen wir uns wieder durch die Gassen treiben - und zwar in nördliche Richtung. Durch die Galleria Sciarra ging es auf die Via Santa Maria in Via und weiter Richtung Spanische Treppe und über die Via del Babuino zur Piazza del Popolo. Dort trennten wir uns. Da der Himmel ziemlich aufgebläut war, wollte ich mich nochmal an paar Straßenbahnen versuchen, während die anderen die Treppe in Richtung Piazzale Napoleone Primo testen wollten.
Ich habe massenhaft Gassenfotos gemacht, aber leider nur dieses vom Vicolo del babuino mit der Nikon...
Ich fuhr von der Endstation Flaminio mit der 2 eine Station nordwärts und durfte hier auch direkt den Grund für die Notwendigkeit von Zweirichtungsfahrzeugen erkennen. In Flaminio gab es nämlich keine Kehrschleife. An der Piazza della Marina wollte ich nun gern einen der Altbauzüge auf der 19 abpassen, aber auf der 19 herrschte mal wieder Betriebsruhe. In der halben Stunde Wartezeit kam nur ein einziger Zug aus der falschen Richtung. Immerhin bekam ich eine 2 ganz passabel ohne ins Bild laufende Personen und mit Sonne.
An der Piazza della marina kommt auf der 2 eine Bahn vom Typ Cityway I angerollt, deren Form noch ganz klassisch wirkt.
Da die Wolken mehr wurden, fuhr ich zurück und folgte den anderen, die ich an der Terrazza Viale del Belvedere wieder traf. Wie der Name schon sagt, hatte man hier einen wunderbaren Ausblick über ganz Rom und den Nachbarstaat Vatikan. Ein Genuss! Wieviele Petersdöme es doch gab! Man blickte auf zig Kuppeln! Über die Spanische Treppe ging es abwärts und nun über die Via del Corso zur Piazza del Popolo. Matthias wollte hier noch paar Besorgungen machen, wurde aber nicht so recht fündig.
Die Piazza del popolo.
Ein Verkehrsmittel kannte ich noch nicht: Die Metro. Mit Linie A ging es nun von der Piazzale Flaminio über Termini bis Piazza Vittorio Emanuele, dann ab der Bushaltestelle Turati mit dem 71er Bus ins Hotel, wo wir die Koffer aufnahmen und uns verabschiedeten. Wenn ich mal wieder nach Rom kommen sollte, würde ich vermutlich wieder im B&B in San Lorenzo absteigen. Ab Reti konnten wir nun mit einer schön leeren 3 nach Policlinico fahren und ab dort mit der Metro B wieder nach Termini. Hätten wir die erste Bahn genommen, so wäre alles vermutlich ganz anders gekommen, aber da die in dem Bereich, wo wir standen, so voll war, hatten wir erst die nächste genommen. Die natürlich auch voll war.
Ich behaupte mal, dass ich wirklich vorsichtig bin und immer wieder die Taschen abtaste, wo Brieftasche, Handy und Schlüssel drin sind. Das habe ich auch mit Sicherheit paarmal auf dieser kurzen Metro-Fahrt gemacht. Bei Ankunft in Termini stand ich auf der Bahnsteig abgewandten Seite und musste mich mit meinem dicken Koffer durch viele Leute durchquetschen, die nicht aussteigen wollten. Ich kam erst raus, als die Masse der Einsteiger schon zu drängeln anfing. Beim nächsten Abtasten (routinemäßig bei jedem Verlassen eines Zuges) war das Handy weg und der Reißverschluss der Tasche offen. Auch der Reißverschluss der Schlüssel-Tasche war offen, der Inhalt aber unangetastet. Damit war der Rom-Aufenthalt nun vollends authentisch geworden... Nee, Spaß beiseite, zu diesem Zeitpunkt war das nicht witzig. Als ich es den anderen sagte, sprang Marcus beherzt durch die schließenden Türen in den Zug zurück, um zu schauen, ob es vielleicht auf dem Boden läge. Lag es aber nicht. Die anderen waren sogar ziemlich sicher, wer es gewesen war, da sich der Typ hinter mir wohl ziemlich verdächtig verhalten hatte. Ich hatte mich offenbar zu stark aufs Rauskommen konzentriert. Doof!
Als Marcus von seiner Ehrenrunde wieder zurück war, wurde mir angeraten, den Vorfall bei der Polizei anzuzeigen. Ich bin ja eher ein Mensch, der gegen unnütze Bürokratie ist. Ganz ehrlich: Ein Besuch bei der Polizei hätte mir für jetzt kein Stück geholfen. Dafür hätte man viel Bürokratie. Aber wir hatten zum Glück viel Zeit. Sehr viel Zeit. Vor Zugsabfahrt sollte es nur noch einen Supermarktbesuch für die nötige Nachtzug-Verpflegung geben. Also doch Polizei! Das sollte aber (erwartungsgemäß?) nicht zu einfach werden!
Die Wegweiser zur Bahnpolizei-Wache führten auf der Südseite aus dem Bahnhof und dann entlang der Hallen-Außenseite ostwärts. Irgendwann hörten die Wegweiser einfach auf. Von einem Wachmann an einem Hintereingang wurden wir zum südlichen Hausbahnsteig verwiesen. An diesem sollten wir wieder ganz zum Querbahnsteig gehen. Nach vielem weiteren Herumfragen gelangten wir doch noch zur Polizeiwache, die am nördlichen Hausbahnsteig ein ganzes Stück weit draußen lag. Dazu mussten wir auch in den Bereich der Bahnsteigsperre, was mit dem Hinweis "zur Polizei" auch mühelos klappte.
An der Wache haben wir geläutet. Die sehr resolute Polizistin, die uns öffnete, meinte, wir müssten noch warten. Wie sich herausstellte, war wohl bereits ein anderes "Opfer" bei denen drin. Wenig wohlwollend wurde von ihr meine Frage aufgenommen, ob sie englisch spräche. Sie hatte nämlich bereits englisch gesprochen, ich hatten nur nix verstanden *g*. Nun dauerte es alles. Einer nach uns klingelnden Dame wurde beschieden, dass sie die Dritte wäre und dass das alles gaaanz lange dauern würde. Die zog dann wieder ab. Wieder war längere Zeit vergangen, da kam das "Opfer" seelig lächelnd mit den abgestempelten Papieren in der Hand raus. Und wieder vergingen einige Minuten, bis ein älterer und freundlicherer Beamter heraus kam und mich rein bat.
Erst bekam ich einen Fragebogen in die Hand gedrückt und wurde im "Opferraum" allein gelassen. Der nette Beamte schaute allerdings mehrmals nach dem rechten. Als ich fertig war, betrachtete er das Geschriebene, bat hie und da noch um eine Ergänzung, und verschwand dann mit Zetteln und Perso in seine Amtsgemächer. Hatte ich erwartet, dass er die Zettel einfach kopiert, seinen Stempel drunter setzt und gut is? Kopiert hat er die Zettel, aber eher auf die Tour, dass er nun alles selbst nochmal in den Rechner eingegeben hat. Während die anderen draußen standen und immer mal durch die Löcher in der Milchglasfolie der Eingangstür reinlinsten, stand ich da und wartete. Erst nach einer halben Stunde war das Kunstwerk vollbracht, der Polizist und ich leisteten je neun Unterschriften, und ich konnte gehen. Ich hörte den Amtsschimmel laut durch den ganzen Bahnhof wiehern...
Gut, dass wir Zeit gehabt hatten. Das Gute an der Lage des Polizeireviers war die unmittelbare Nähe zum Bahnhofs-Coop, wo wir uns unbedingt noch für die Nachtzugfahrt mit Lebensmitteln eindecken mussten. Da bekamen wir auch gar lecker Kram zusammen - inklusive vier Flaschen gekühlten Weißweins. Die waren jetzt auch bitter nötig. Nein, sie waren vor allem zu wenig.
Trotz des Erlebten konnten wir die Fahrt bei Speis und Trank bis Napoli gut genießen. Der Wein leistete dazu natürlich seinen Beitrag. Und meine Haltung tendierte momentan zu "hätte alles viel schlimmer kommen können". Wenn die Geldbörse mit allen Ausweisen weg gewesen wäre, wäre es wesentlich schlimmer gewesen. Klar, so ein Smartphone ist nicht ganz preiswert, aber zum Glück war da nichts drauf, womit man ans Konto oä gekommen wäre. Testanrufe hatten auch ergeben, dass es praktisch sofort ausgemacht worden war. Das zeigt ja auch, dass man sich offenbar nur für die Hartware interessiert hatte. Lediglich um die touristischen Rom-Fotos war es etwas schade. Aber die Stadt ist ja auch schon von anderen fotografiert worden... (Nachtrag: Außer die Columbarien-Hochhäuser auf dem Friedhof von Verano).
Wir waren nach dem anstrengenden Tag in Rom und den abendlichen Erlebnissen aber auch gut fertig gewesen, so dass wir in Napoli in die Kojen "fielen". Den großen Hygienekoffer haben wir dieses Mal übrigens nicht überreicht bekommen. Unser Wagen hatte zur Hälfte auch Abteile mit WC und Dusche. Ich hatte bei der Buchung noch drauf geachtet, aber nichts entsprechendes gefunden. So viel zum Aschermittwoch in Rom... Ich begann die Fastenzeit also mal mit Handyverzicht.
Besonders viel geschlafen habe ich nicht. Hab nun doch immer wieder gegrübelt, was ich ohne Handy nun alles nicht kann. Auch die anderen hatten nicht so toll geschlafen. Mit -16 kamen wir in Catania an. Als einzigen Flughafenbus kannte ich nur den Alibus, auf den wir an der abseitig gelegenen Haltestelle ggü des Busbahnhofs warteten. Das dauerte ewig, bis der kam, und er war gut voll. Die Fahrt verlief aber zügig, und so konnten wir am Flughafen noch einen Cappuccino trinken, bevor wir die Autos abholten. Und ich konnte meinen Rucksack in so ein Gestell mit 20cm Tiefe stecken und musste feststellen, dass er entgegen meiner Erwartung auch mit viel Quetschen da nicht reinpasste. Da werde ich bei Easyjet für den Rückflug noch paar Euro fürs "große Handgepäckstück" mit 25cm Tiefe dazuzahlen müssen.
Außerdem mussten wir mich irgendwie wieder erreichbar machen. Marcus hatte mir netterweise sein neues berufliches iphone, das er eigentlich gar nicht brauchte und ohne SIM-Karte dabei hatte, zur Verfügung gestellt. Matthias und ich wollten nun SIM-Karten organisieren. Ein Tabakladen im Flughafen verwies uns dazu auf einen Automaten vor der Tür, doch dort scheiterten wir an der italienischen Steuernummer, die in Italien wohl immer wieder zur Identifizierung herangezogen wird und an der ich im Vorwege der Tour auch an anderer Stelle bereits gescheitert war. Zum Glück fiel Matthias dann ein, dass er in seinem Handy zwei SIM-Karten habe, und kurzerhand bekam ich eine ab. Herzlichen Dank an euch nochmal für eure spontane Hilfe! So konnten wir wenigstens in Verbindung bleiben.
Der Weg zum Terminal der Autoverleiher auf dem Großparkplatz verlor sich auch immer mehr. Durchaus sah man das Gebäude die ganze Zeit vor sich, aber irgendwann kam man nur noch über die Straßenfahrbahn dorthin, so dass wir mit unseren Koffern durch den Kreisverkehr latschten. Natürlich rechtsherum. Die Autoübernahme von Sicily by Car klappte dann aber reibungslos. Wir bekamen statt Polo einen Golf, in dem zwar alles knarzte und mich das Display gelegentlich anmaulte, ich soll den Fuß vom Gas nehmen oder mich in der Mitte halten, wenn es überhaupt nicht angebracht war, aber ansonsten war der Wagen ganz chico. Matthias und ich kamen sogar als erstes in unserem Ferienhaus in Acireale (sprich "Atschireale") an. Das Haus lag wunderschön in einem Orangenhain. Die Bäume hingen voll, die Früchte waren allerdings (noch?) etwas säuerlich.
Am Ziel angekommen: Wunderbarer Ausblick von unserem rustikalen Landhaus auf trächtige Orangenbäume und einen vor sich hin paffenden Etna.
Da es zunehmend sonniger wurde, startete ich mal allein in Richtung der altbekannten Gegenden rund um Bronte und Randazzo. Ich sag jetzt mal nicht, wie ich zur Autobahn gekommen bin. Das Navi war noch nicht eingerichtet und mit der Offline-Karte auf diesem unübersichtlichen Straßennetz bin ich dauernd falsch abgebogen und letztendlich eine Auffahrt zu weit nördlich aufgefahren, so dass ich noch im mautpflichtigen Bereich landete, was beim direkten Weg nicht der Fall gewesen wäre. Ok, waren nur 50ct. Von Catania ging es die Schnellstraße entlang der Tunnelstädte hoch in die Berge. Die Parkplätze der Schnellstraße waren praktisch unbenutzbar, weil sie komplett von Müll bedeckt waren. Auch sonst waren die Straßenränder komplett vermüllt.
Auf Sizilien gibt es ein massives Müllproblem.
Gesehen (an einem anderen Tag) an der Schnellstraße oberhalb von Santa Maria di Licodia.
Da oben im "Einsatzgebiet" war es allerdings mal wieder wunderschön. Der Zugverkehr ist leider nach Außerbetriebnahme der Vulcano-Triebwagen stark zusammengestrichen worden. So fahren auf der Südstrecke oberhalb von Adrano nur noch viereinhalb Zugpaare bis Randazzo und auf der Nordstrecke nach Riposto nur noch drei. Dafür hat man die Strecke vor einigen Jahren für teures Geld in drei Städten in die Tunnellage versetzt. Das sind die von mir so genannten "Tunnelstädte" Santa Maria di Licordia, Biancavilla und Adrano. Den letzten Stich hat man der Bahn erst seit meinem letzten Besuch versetzt: Alle technisch nicht gesicherten BÜs dürfen nur noch nach vorherigem Anhalten und Pfeifen befahren werden. Vom Zug wohlgemerkt! Gerüchte besagen, dass man am liebsten nur noch die Metro bis in die Tunnelstädte verlängern und den Rest der FCE lieber heute als morgen los werden würde.
Zum Eingewöhnen suchte ich als erstes das bekannte Motiv im oberen Lavafeld von Bronte auf, wo bald Zug 14 angerollt kam.
Aber auch mit dem minimalistischen Zugangebot entwickelte sich der Nachmittag bestens und ich konnte einige, meist für mich nichmal neue Motive umsetzen. Dabei hatten die Etna-Blicke absoluten Vorrang, denn mit rauchendem Gipfel hatte ich die Motive noch nicht. Und der Berg zeigte sich schön wolkenfrei. Einmal fuhr ich, um eine Zugpause zu füllen, auch mal an die Nordstrecke nach Passopisciaro, dessen Bahnhof jetzt auch so heißt wie der Ort (2017 hieß er noch "Moio"). Da dachte ich erst, dass der Zug ein Stück von mir entfernt mit Motorschaden stehen geblieben wäre, aber das war auch so ein BÜ-Halt. Ein heiserer Pfiff, und mit vollmundigem Sound ging es weiter. Die BÜ-Halte sind mit roten Tafeln gekennzeichnet und offenbar im Fahrplan eingearbeitet. Noch nie war die FCE so pünktlich wie heute...
Die modernisierten ADe 18 und 19 rollen vor der Kulisse des Etna auf Contrada Difesa zu.
Mal kurz an den anderen Streckenabschnitt: Zwei altgrüne ADe als Treno 18 westlich von Passopisciaro.
Als weiterer Klassiker durfte nochmal der Etna-Blick im Steinbruch oberhalb Bronte sein.
Vorm letzten Zug war ich bei Contrada Difesa etwas von den Schatten überrascht worden. Ich fuhr schnell rum zum Steinbruch und "entdeckte" einen Topp-Etnablick, an dem man eigentlich schon diverse Male auf dem Fahrweg vorbei gekommen war, aber eben nie zur richtigen Tageszeit. Jetzt passte es perfekt!
Zunächst zeigt sich Treno 23 im Glint in der Lavazunge oberhalb von Bronte, bevor er...
...sich wunderbar vor der Kulisse des Beherrschers der Gegend zeigt.
Danach konnte ich sogleich die Rückfahrt antreten. Die zog sich etwas, gerade auf dem hinteren Abschnitt, wo der Weg von der Autobahn zu unserem Obstgarten extrem kompliziert war. Aber diesmal hatte ich die Autobahn immerhin rechtzeitig vor der Mautstelle verlassen. Gemeinsam liefen wir dann noch nach Aci San Filippo, wo eine Pizzeria sein sollte, die sich aber nur als Abholbetrieb herausstellte. Nun gut, dann gab es eben die Pizzen to go für die Bude, wobei Marcus, Matthias und ich viel zu große Pizzen bestellt hatten... Aber die Pizzen waren absolut topp und kamen der sonst nur aus Kroatien gekannten Qualität definitiv gleich! Beim Verlassen der Pizzeria steckte Matthias paar Münzen in das Trinkgeld-Glas auf dem Thresen. Sofort rief die Kassiererin laut: "Serviiiizio!", woraufhin alle Bediensteten im Chor riefen: "Graaaaazie!" Herrlich! - Nach dem fehlenden Schlaf in der letzten Nacht und dem auch wieder recht ordentlichem Programm war ich gut müde...
Und ich habe wunderbar geschlafen. Zwar war ich schon vor 7 wach, aber das war ok. Erstmal den Pelletofen angeschmissen und einen Kaffee gekocht. Im Laufe der folgenden halben Stunde setzte sich die Sonne aber immer mehr gegen den Dunst durch. Ich war am Hin- und Herüberlegen. Irgendwas auf der FCE machen ohne konkretes Motiv im Hinterkopf oder bereits heute das "Hausmotiv", die Eisenbahnbrücke über die Normalspur ein Stück unterhalb des Ferienhauses aufsuchen? Heute war der Berg immerhin zu sehen - wenn auch nur dunstig. Wer weiß, wie es die nächsten Tage wird. Der Wetterbericht machte jedenfalls keine Hoffnung auf ein stabiles Hoch. Eher soll es wechselhaft mit kaum Sonnenchancen werden. Also los, was man hat, das hat man. Und auf das Motiv hatte ich Lust.
Ich lief einfach mal los. Doch unser Sträßchen abwärts führte nur noch bis zum letzten Anwesen. Einige Karten wollten was von einer durchgehenden Straße wissen, andere sprachen wenigstens von einem fußläufigen Durchkommen, doch das, was mal ein Weg zwischen zwei Steinmauern gewesen sein könnte, war undurchdringlich zugewuchert bzw irgendwann durch eine Flut weggebrochen. Der Straßenname "Via Bronzio" taucht hingegen weiter unten auch wieder auf - das muss also mal durchgängig gewesen sein. Also zurück zur Hütte und ins Auto gesetzt. Damit benötigte ich aufgrund vieler zu fahrender Schlenker vermutlich ähnlich lange, wie ich zu Fuß direkt den Hang runter gebraucht hätte. An der Brücke war es schön, die Zitronenbäume hingen voll, es war nicht zu viel Straßenverkehr und man konnte einfach mal warten.
Die beiden Römer Nachtzüge kommen zeitlich etwas ungünstig - bestenfalls ganz am Anfang und ganz am Ende des Zeitfensters für diese Brücke. So gab es hauptsächlich POPs, die mit ihrem leuchtend orangen Streifen auch nicht schlecht aussehen. Dazu ein geschobener IC als Nachschuss und ein Güterzug mit verkeimter Lok. Das war doch nicht schlecht.
Ausblick von der Bahnbrücke südlich von Acireale: Ein Pop als RV 5383, dicht gefolgt...
...vom Bummelzug R 12955, der ebenfalls als Pop gefahren wird.
Aus der Gegenrichtung düst IC 722 in Richtung Messina, ab wo er vereinigt mit dem IC 728 aus Palermo in See stechen wird.
Auch ein Güterzug zeigt sich noch.
Zufrieden mit der Ausbeute fuhr ich gegen 9 wieder hoch und kam absolut passend für das Frühstück. Das gefiel. Der Höhepunkt des Frühstücks war definitiv der Orangensaft von frisch im Garten gepflückten Früchten! Ein kleines bischen Schlaraffenland darf ja auch mal sein.
So um 11 herum wurde ich aber doch zappelig, denn den Nachmittag wollte ich nochmal an der FCE verbringen. Da ich auf der Nordstrecke anfangen wollte, fuhr ich mal rechts um den Vulkan herum. Zum Glück hatte ich jede Menge Zeit, denn in Piedimonte Etneo gab es eine innerörtliche Umleitung über schmale Straßen mit Ampelregelung. Die Distanz zwischen den Ampeln war aber so lang und mit so vielen einmündenden Nebenstraßen, dass es irgendwann nur noch ungeregelt war. Die Ampel der Gegenrichtung hab ich gar nicht gesehen, weil ein Wegweiser "Randazzo" mich zurück zur Hauptstraße gebracht hatte. Anschließend in Cerro gekundschaftet, dann aber dem Zug noch bis Passopisciaro entgegen gefahren.
Treno 13 rollt in den Bahnhof Passopisciaro ein.
Da hier auf dem Nordabschnitt nur ein einziger Zug pendelt, waren an allen Bahnhöfen die Signale abgeschaltet. Die Ausweichgleise waren logischerweise rostig. Obwohl genau zur Abfahrtszeit des Zuges in Passopisciaro die zwei einzigen schwedischen Wohnmobile weit und breit durchkamen und ich natürlich auf den durch sie verursachten Tross bald auflief, hatte ich auch in Cerro noch Zeit genug, den vorhin bereis erkundeten Lavahügel zu besteigen.
Nun hat Zug 13 den Bahnhof Cerro verlassen und passiert das ehemalige Einfahrsignal.
Nun ging es bischen hin und her, weil mal auf der einen und mal auf der anderen Strecke mit Verkehr zu rechnen war. In Bronte erstmal den Eurospin (furchtbarer Discounter, einziger Vorteil: Vernünftige Parkmöglichkeiten) aufgesucht und Getränke besorgt. Dann gab es den nächsten Bergfahrer nochmal an dem herrlichen Etnablick bei Contrada Difesa. Diesmal unterstützte mich auch die Drohne.
Treno 15 wieder oberhalb von Bronte kurz vor Contrada Difesa.
Und nochmal aus erhöhter Perspektive.
Der Wechsel zwischen den beiden Strecken erfolgt immer über wunderschöne Straßen, besonders die "Umgehung" von Randazzo durch die Lavafelder hoch über der Stadt. Schöne Musik im Auto und durch diese bizarre Landschaft cruisen - es war ein Hochgenuss. Von Riposto rechnete ich nun mit dem orangen ADe voraus, und das stimmte auch. Leider hatte der Zug bei meinem ersten Motiv noch gar kein Frontlicht, aber das zweite war topp.
Auf der Oststrecke hat Treno 18 Rovittello hinter sich gelassen.
Inzwischen hat Treno 18 Passopisciaro verlassen und rollt durch die "Weingüter-Kurve".
Und wieder durch die Lavafelder zurück an die Südstrecke! Dort gab es einen VT ganz banal an der höchsten Stelle am Portal des "Passtunnels".
Oberhalb von Maletto kommt Zug 22 aus dem Tunnel Rocca Calanna gerollt und passiert auf 976m über dem Meer die höchste Stelle im Netz der FCE. Hier liegt noch ein altes Nebengleis des einstigen Bahnhofs Rocca Calanna.
Nach etwas Kundschaft am Bahnhof Bronte ließ ich den Tag in den Lavafeldern südlich von Bronte ausklingen. Es war mal wieder wunderschön dort, absolute Ruhe und der tolle Etnablick. Mein Hauptanliegen war hier allerdings ein Drohnenbild. Der Blick von oben erwies sich dann auch als richtig klasse. Man hatte sogar einen zweiten Vulkankegel mit im Bild. Hätte ich mein Handy noch, könnte ich nun auf Peakfinder nachschauen, welcher es ist. (Nachtrag: Monte Minardo, 1303m) Leider hatte der Zug diesmal nur einen Wagen, und nach den vielen modernisierten VTs hätte auch gern nochmal was Klassischeres kommen dürfen, aber das tat der Szene definitiv keinen Abbruch.
In den Steingärten unterhalb von Bronte zeigen sich erste zaghafte Blüten,...
...oberhalb derer Treno 23 vorüber rollt.
Hauptanliegen war hier das Drohnenmotiv. Und es enttäuschte nicht: Tr 23 mit den Gipfeln des Etna und dem Monte Minardo.
Viel eher ist positiv hervorzuheben, dass der Zug so schön pünktlich kam. Denn nach Durchfahrt sank die Sonne auch ziemlich in den Modder am Westhimmel. Es war so schön hier, dass ich gar nicht losfahren mochte...
Die Rückfahrt verlief im Prinzip angenehm. Aber über einige Autofahrer kann man wirklich nur den Kopf schütteln. Auf der Schnellstraße entlang der Tunnelstädte sind in der Regel 90 erlaubt, bei den Abfahrten aber nur 50. Einige Leute schaffen es nicht, das Ende der 50er Zone zu erkennen und ötteln die ganze Zeit mit 50 weiter. Und dann die Blitzer (oder was das ist, sieht mehr nach Kamera aus). Da wird dann sicherheitshalber noch stärker abgebremst, obwohl die in 70er und 90er Abschnitten stehen. Bin mir allerdings nicht ganz sicher, ob das auch eine Abschnittsüberwachung sein könnte. Erst in Paterno wird die Schnellstraße vierspurig, dann sind aber nur noch 70 erlaubt.
Das witzigste ist aber der Weg von der Autobahn zu unserem Orangengarten. Man muss so dermaßen viel abbiegen, dass man da, wie bereits getestet, ohne Navi ganz schön aufgeschmissen wäre. Und die einzelnen Straßen haben auch so unterschiedliche Charaktere, dass die Fahrt (gerade im Dunkeln) echt spannend ist. Paar markante Punkte habe ich von gestern wiedererkannt. Besonders schön ist die Balkonkurve, wo man plötzlich auf schmaler Straße die tiefe Ebene vor sich hat. Das Navi baut dann auch gern mal paar interessante Gimmicks ein, wie Einbahnstraßen gegen die Richtung fahren oder durch irgendsoeinen unbefestigten Hohlweg fahren... Und die Anzeige des eigenen Standpunktes ist immer ein Stück zurück, was auch zu lustigen Irritationen führte. Das Auto, ein VW Golf, fährt sich zwar schön, aber Startstopp lässt sich nur noch über Menüführung abschalten (aber nur für die jeweilige Fahrt) und ich muss mit vorgekippter Rückbank fahren, weil die sonst ein lautes Geknarze von sich gibt.
Die anderen hatten versucht, oberhalb von Nicolosi auf die Etna-Hochstraße zu kommen, doch irgendwann war Schluss gewesen. Es hatte hier zwei Wochen vor unserem Besuch noch heftige Schneefälle gegeben.
Kai und ich fuhren dann noch einkaufen und fanden einen richtig schön großen Conad Superstore bei Marchesana an der Autobahn. Wir bekamen alles außer Spülbürsten. Sowas scheint man hier nicht zu kennen. Matthias kochte uns dann ein sehr leckeres indisches (ahem) Linsengericht. Danach gab es den Film "Illuminati". Wir mussten ja schauen, was wir alles wiedererkennen. Der Film erzählt eine etwas blutige "Schnitzeljagd" kreuz und quer durch Rom und den Vatikan.
Morgens schien die Sonne nur sehr diffus durch die Wolken. Sie wärmte schön, weckte aber nicht so die großen Fotoambitionen. Also, genauer gesagt, weckte das dunstige Grau draußen gar keine Fotoambitionen... Aber so war es ja auch angesagt. Nach einer durchweg schönen Woche sollte das Wetter ab unserer Ankunft immer mehr abschmieren. Insofern war ich ja froh, die zwei zurückliegenden Tage gut genutzt zu haben.
Das Frühstück war dann sehr entspannt und dauerte die letzten Stunden des Vormittags. Dann war die Frage, was man heute unternehmen will. Die anderen schlugen Siracusa vor, da die Stadt sehr schön sein soll. Schnell reifte die Idee, dort mit der Bahn hinzufahren. Einen zeitlich passenden Zug gab es jedenfalls. Mit dem Auto ging es zum Bahnhof runter. Angesichts der Müllberge landauf und -ab waren wir überrascht, wie sauber der Bahnhof, selbst der Bahnsteigtunnel, war. Nur eine schrillende Glocke nervte gewaltig, die erst ausging, als der Zug um die Ecke kam.
Der Zug war ein ziemlich neuer Pop. Plastikpolster! Wo gibt es denn noch sowas? Ich fand die Bestuhlung etwas unglücklich. Im Vierer hatte man den Wand-Zwischenraum zwischen den Fenstern vor sich und die Reihenbestuhlung war furchtbar eng. Aber man konnte schön rausschauen. Ich fand es interessant, die Durchquerung von Catania jetzt mal in Ruhe genießen zu können. Bisher kenne ich den Bahnhof nur von der (nunmehr dreimaligen) Nachtzug-Ankunft. Trotz der Verspätung verkündete die Zugbegleiterin einigen Engländern, die besorgt wegen Anschluss gefragt hatten, im Brustton der Überzeugung, dass wir pünktlich in Siracusa ankämen. Ok, am Ende wurde klar, dass da offenbar ein großzügiger Fahrzeitzuschlag vor dem Endbahnhof existiert. Wir standen mit -8 am Bahnsteig.
Der Streckenverlauf wechselte zwischen öden Plantagen, Felsen, Steilküsten und vor Siracusa ewig lange Raffinerien u. ä. Güterverkehr auf der Schiene wurde in dem Industriekomplex aber offenbar nicht mehr generiert.
In Siracusa ließen wir uns durch die Stadt treiben. Die engen Gassen auf der Altstadtinsel vermochten zu begeistern. Irgendwie fühlte ich mich aufgrund der Lage an Primošten erinnert, das ich letzten September kennengelernt hatte. Aber Siracusa ist viel größer und weniger lieblich. Eher weltstädtischer, was aufgrund der Historie der alten Stadt auch nicht so verwunderlich ist. Von der Süßwasserquelle Fonte Aretusa, die direkt am Meeresufer liegt, ging es ein Stück auf der Promenade bis zum Castello Maniace, dessen Bastione della Vignazza die südliche Spitze der Insel markiert. Wir berappten die 4€ Eintritt und wurden sogar mit paar Sonnenstrahlen belohnt.
In Siracusa gab es wieder diese herrlichen engen Gassen. Via dei Cordari links und Via dei Candelai rechts.
Die unmittelbar an der Küste gelegene Süßwasserquelle Fonte Aretusa.
Blick von der Festung die Promenade entlang zur Fonte Aretusa.
Ausblicke vom Castello Maniace...
...auf das Meer und...
...von der Bastione della Vignazza auf die Häuser der Stadt.
Segler auf dem Ionischen Meer.
Unwirkliche Stimmung an der Ponte Santa Lucia, wo es auf die Altstadtinsel geht.
Danach ließen wir uns durch beliebige Gassen zurück treiben und genossen die Enge, die Autoverkehr beinahe unmöglich macht.
Auch die Rückfahrt war angenehm, der Zug nicht zu voll. Einen Ausweichbahnhof vor Lentini waren wir für die Kreuzung mit dem IC an die Seite genommen worden, fuhren dann aber ohne Kreuzung weiter. Sowas finde ich immer etwas gruselig, zumal auch dort nicht gerade langsam gefahren wird. Von dem Unglück in Griechenland wussten wir an diesem Abend zum Glück noch nichts.... Na ja, der IC wartete dann ordnungsgemäß, aber etwas verspätet, in Lentini.
Nach Rückkunft in Acireale ging es noch zum Einkaufen, mit den Einkäufen in die Hütte und dann noch zum Pizzaholen in die bereits bekannte Pizzeria nach Aci San Filippo. Dort war am heutigen Samstagabend richtig was los. Es machte Spaß, dem eingespielten Team bei der Arbeit zuzuschauen. Der Chef, dessen ganzen Pizzabäcker-Diplome eine Wand zierten, war für den Ofen zuständig; das Belegen erledigten seine Leute. Und die Pizza war wieder sehr lecker! Angesichts der Fülle im Laden verzichteten wir aber lieber auf das Trinkgeld-Spielchen...
Heute genossen wir einfach unser schönes Häuschen bzw den umgebenden Orangenhain. Es war bedeckt, aber trocken. Und im Pullover konnte man es gut im Garten aushalten. Zu tun war genug. Neben Postkarten galt es auch noch, ein neues Handy zu bestellen und eine SIM-Karte mit der alten Nummer zu organisieren. War also ein kleines bischen wie Weihnachten. Außerdem wollte ich nun bei Easyjet die fehlenden 3cm Tiefe fürs Handgepäck nachbuchen. Das hatte ich irgendwo mal für 8 Euro gesehen. Jetzt kam der Hinweis, dass nix mehr verfügbar sei und man statt dessen gefälligst für 51 Euro einen Platz mit mehr Beinfreiheit buchen solle, wo auch ein größeres Handgepäckstück enthalten war. Lecke Arsch, das war ja wieder ein Plädoyer, diese Billigflieger nicht in die Reiseplanung einzubeziehen. Ich tat das, was ich am besten kann, nämlich gar nichts.
Unser rustikales Häuschen von der Straßenseite aus mit meinem Mietwagen davor. Die Via Bronzio war komplett von hohen Steinmauern gesäumt, hinter denen die Orangenplantagen lagen.
Erst am Abend zogen die Wolken ab und in der letzten Stunde vor Sonnenuntergang bratzte klares Licht hervor. Ich fuhr zum IC 721 nochmal kurz auf die Brücke runter. Der allgegenwärtige Müll am Straßenrand ermöglichte mir einen guten Standpunkt auf einigen Spanplatten und Schranktüren.
Vor der Kulisse von Acireale kommt IC 721 durch die Zitronenbäume gefahren. Später hätte er nicht kommen dürfen...
Anschließend ging ich noch bischen in der Umgebung der Hütte spazieren. Dabei stellte ich fest, dass man den IC auch gut von etwas oberhalb unseres Häuschens querab mit Meer im Hintergrund hätte fotografieren können. Tja, zu spät! Der Spaziergang fand übrigens unter Dauerbeschallung von Kirchenmusik statt, die offenbar von der Basilika in Aci San Filippo über Lautsprecher kam. Abgesehen davon, dass der Lautsprecher arg übersteuert war und es nicht unbedingt sowas wie "Oh du Fröhliche" hätte sein müssen, war das ganz witzig.
Auch auf unseren kleinen Sträßchen lag der Müll. Interessant war auch die Müllentsorgung von unserem Ferienhaus. Als wir angekommen waren, schien der Verschlag mit den Mülltonnen ein riesiger Müllhaufen zu sein; man sah nur einen brusthohen Berg von Müllsäcken. Aber tatsächlich wurde der Müll irgendwann abtransportiert und zum Vorschein kamen plötzlich vier einzelne Mülltonnen für beste Mülltrennung! Die waren bloß komplett unter dem Müllberg verborgen gewesen!
Einhellige Meinung war, dass man heute Abend mal wieder "richtig" Essen gehen müsste. Kai fand paar nett aussehende Restaurants im Net. Wir wählten das A Carretteria in Aci Catena. Da saß man auch wirklich schön. Die Speisekarte funktionierte auf QR-Code Basis und ließ sich mit Google in jede beliebige Sprache übersetzen. Das Dargebotene klang sehr interessant und authentisch. Eigentlich hatte ich nur einen Salat essen wollen, aber vorher genehmigte ich mir dann doch noch "Scialatielli crema di zucchine e pancetta crocante", also so eine Art Spaghetti Carbonara mit gegrillten Zucchini, gegrillem Bacon und Käse. Ach ja, und Büffelmozarella. Da war ich dann froh, dass mein "Secundi"-Gang tatsächlich "nur" ein Salat war, der trotz fehlender Saußen oder Öl / Essig sehr schmackhaft und einfach "frisch" war.
Die Innenstadt von Aci Catena mit der Kirche Santa Barbara.
Für heute konnte nochmal mit etwas Sonne am Nachmittag gerechnet werden. Deshalb ließ ich es am Morgen wieder gemütlicher angegen. Während ich da so saß, kam allerdings auch bereits mehr und mehr die Sonne raus. Es war 9:30 und ich fuhr mal zum zweiten römischen Nachtzug runter zur Brücke. Tatsächlich wich die Bewölkung nun von der Sonne, während rund um den Etna die schwarzen Wolken hingen. Das sah nach entspanntem Arbeiten aus, da hinter der abziehenden Bewölkung alles blau war. Als ich schon mit einem verfrühten Nachtzug rechnen konnte, kam immerhin der Nahverkehr um die Ecke.
Nachdem nun der Großteil des Nahverkehrs mit Pops gefahren wird, kann man die Minuettos wohl jetzt als Altbautriebwagen bezeichnen? R 12961 hat Acireale verlassen. Der Etna ist diesmal verhüllt.
Die Planzeit des Nachtzuges rückte immer näher. Doch weder vor Plan noch zur Planzeit kam der erhoffte Zug. Statt dessen driftete die Bewölkung nun wieder auf die Sonne zu, und drei Minuten nach der Planzeit war die Sonne wieder deutlich auf der falschen Seite der Wolkengrenze. Von weiter oben in den Bergen gewitterte es sogar. Da ich auch keinerlei Infos hatte, wann der Nachtzug denn kommen mochte und das Licht immer spitzer wurde, fuhr ich in die Hütte zurück.
Irgendwie waren wir aber alle von gestern noch so vollgefressen, dass niemand das Wort "Frühstück" in den Mund nehmen mochte. Na ja, paar Bissen gab es, dann brach ich mal auf. Wieder rechtsrum um den Berg. An der Baustellampel in Piedimonte kam ich ohne Zeitverzug durch. Wieder fuhr ich dem Mittagszug ein ganzes Stück entgegen. In Cerro herrschte noch dicke Bewölkung, doch bei Solicchiata fuhr man in die Sonne raus. Nun hatte ich die glorreiche Idee, dass man ja mal was anderes machen könnte, und fuhr östlich Passopisciaro in die Feldwege rein. Da ging aber nichts. Ich konnte allerdings die Drohne steigen lassen. Doch war ich der Wolkengrenze noch zu nah, es waberte zu und der Zug ging im Schatten.
Dafür gab es ein Labi in den weiten Weingärten zwischen Passopisciaro und Solicchiata.
Hinterherfahren brachte nichts, dazu war ich zu weit in den Wicken. Stattdessen fuhr ich mal auf die Hochstraße hoch und bog von dieser auf eine noch höhere Hochstraße ab, die ich auf der Karte entdeckt hatte. Es war eine großartige Lavalandschaft mit Steinhütten, Blühbäumen und einem tollen, klaren Licht. Da konnte ich erstmal ordentlich Labis machen.
Am Nordabhang des Etna. Ganz hinten liegt Randazzo.
Da der Zug nach Riposto aus zwei altgrünen Wagen bestanden hatte, wollte ich mich um dessen Rückfahrt kümmern. Also heute mal keine Etna-Blicke. Ich fuhr nach Cerro, wo ich mir ein schönes Lava-Motiv erhoffte, aber das war alles etwas schwierig. Ich probierte verschiedene Sachen aus und entschied mich dann für ein Motiv, bei dem man einen schmalen Basaltgrat entlang klettern musste. Dabei konnte ich lernen, dass auch Lavasteine ins Rollen kommen können.
Treno 18 verlässt den auf einer Lavazunge gelegenen Bahnhof Cerro.
Die Kletterei zurück und der Weg zum Auto nahmen eine geraume Zeit in Anspruch. Deshalb war ich mir gar nicht sicher, wo ich den Zug wieder erwischen würde. Aber ein Wunschmotiv hinter Passopisciaro klappte dann tatsächlich noch mühelos. Und dann - na ja, einmal die Casa Scala durfte sein.
Kurz hinter Passopisciaro beschleunigt Tr 18 zum dritten Mal an einem Bahnübergang, vor dem er anhalten musste.
Die Casa Scala liegt immer am Weg; hier bekommt man jeden Zug nochmal. Dieses Lavafeld ist jünger als die Bahn. Der Hintergrund wird zunehmend ätzend; offenbar entsteht da ein Gewerbegebiet. Der erste Bagger kam gleich links vom Bildrand.
Der Zug sollte von Randazzo sofort wieder zurück fahren. Ich wartete mal am nächsten BÜ ostwärts, wo ich dem Zug nachschoss. Vor allem wollte ich wissen, was da angefahren käme. Es war diesmal ein einzelner Altgrüner. Eine Stelle hatte ich mir schon vor Rovittello ausgeguckt, wo ich den VT mit Frontlicht fotografieren konnte.
Kurz vor Rovittello hat man hinter Treno 21 einen schön weiten Blick ins Alcantara-Tal.
Bei Cerro hatte ich den Zug wieder überholt, doch im weiteren Streckenverlauf war es nicht wirklich einfach, Motive zu finden. Ich entschied mich für ein ganz banales Bahnhofsbild in Piedimonte Etneo.
Zug 21 wird im Bahnhof Piedimonte schon von einigen Reisenden erwartet. Hier musste ich den Zugfunkmast entfernen.
Und bei der Ausfahrt nochmal "mit alles".
Schade, hätte ich gewusst, was ich eine Stunde später wusste, hätte ich statt des Bahnhofsbildes wohl was anderes gemacht. Mit dem von Riposto zurückkehrenden VT hatte ich nun nämlich eines der Motive mit Meerblick machen wollen. Eine Geschichte hatten Yannick und ich mal 2016 ausgekundschaftet. Von den terrassierten Hängen eines edel aussehenden Weingutes ginge was. Dumm nur, dass das Grundstück mittlerweile hoch eingezäunt und das Tor verrammelt war. Einfach über den Zaun klettern mochte ich nicht.
Die andere Möglichkeit war der Kirchenblick von Santa Venera. Da konnte man gut auf einer kleinen Nebenstraße stehen. Es war traumhaft hier mit dem weiten Blick von hoch oben über das Ionische Meer. Allerdings war die Sonne einem Bergrücken schon sehr nahe gekommen. Und fünf Minuten vor Zugdurchfahrt befand sie sich bereits hinter Selbigem. Das war ja mal sehr blöd gelaufen. Ich versuchte, dem Zug noch voraus zu kommen, doch weitere angefahrene Berührungspunkte von Bahn und Wegenetz taugten nichts, und je weiter ich fuhr, desto tiefer sank die Sonne. Was Vollwertiges sollte nicht mehr herauskommen. Und das war angesichts des herrlich klaren Abends schon sehr schade. Ich verfolgte den Zug dennoch bis Randazzo.
In Cerro ging Tr 26 noch ganz brauchbar beim Formsignal.
Tja, das war nun extrem ärgerlich. Sowas kommt raus, wenn man mal Neues probieren will. Ein mega-klarer Abend für die Katz. Und nochwas aus der Kiste "Hätte ich das gewusst": Hätte ich gewusst, was ich Mittwoch machen würde, hätte ich heute Abend ein Topp-Programm rund um Bronte machen können (na ja, mit den zwei Zügen, die da noch gekommen wären; der Fahrplan ist ja sowas von dürftig geworden).
Von Randazzo nach Acireale warf mir das Navi als schnellste Verbindung eine eigenartige Strecke durch die Berge aus. Als es hinter Linguaglossa immer höher ging und mir kein Auto mehr entgegen kam, hielt ich erstmal an und konsultierte die Offline-Karte. Das Navi hatte schließlich schon oft genug gesponnen. Aber es passte. Etwas gruselig war die Fahrt aber schon so in der letzten Dämmerung. Erst in Milo kam man wieder in die Zivilisation und ab Zafferana Etnea hatte einen der Verkehr vollends wieder.
Abends fuhren wir wieder nach Aci Catena in das A Caretteria. Und wieder fraß ich zu viel. Diesmal war ich der Meinung, dass der Salat auch noch mit Lachs angereichert sein müsste...
Diesmal führte uns der Verdauungsspaziergang zur Kirche Santa Maria della Catena.
Auf den heutigen Programmpunkt freute ich mich auch sehr. Eine auf unseren Tagesrythmus abgestimmte Rundfahrt um den Etna. Nach einem entspannten Frühstück fuhren wir zum Bahnhof runter.
Dieser Zug hielt auch an der unterirdischen Station Catania Picanello. Der Blick in die Verbindungsgänge zwischen den beiden Bahnsteigen zeigte, dass die beiden Tunnelröhren hier irre weit auseinander lagen. - Was ich irgendwie gar nicht so mitbekommen hatte: Die Metro fährt am Hauptbahnhof Catania gar nicht mehr auf dem küstennahen Gleis mit dem zu den alten Zügen passenden abgefuckten vollgeschmierten Haltepunkt, sondern von der neuen Tunnelstation "Giovanni XXIII" ab. Die Tunnelstation machte dann auch genau den gegenteiligen Eindruck zu dem vollgeschmierten Hp, ein riesiger, völlig überdimensionierter unterirdischer Palast. An der Bahnsteigsperre wurde meine Karte anerkannt, aber offenbar war das Farbband des Entwerters bzw Lesegerätes fertig. Es war kein Datumsaufdruck zu sehen.
Die Metro-Station vor dem Hauptbahnhof. Die Catania Metro wird auch von der FCE betrieben.
Einen neuen schwarzen Zug sahen wir nur noch abfahren, aber so konnten wir den (alten) Gegenzug schön fotografieren, der in seinem verranzten Aussehen wiederum eher an den alten Hp oben an der Küste gepasst hätte. Wir bekamen auch einen alten Zug und gelangten zügig nach Borgo, wo wir in einem sunny Intervall sogar paar Bilder machen konnten.
Eine Reihe abgestellter Fahrzeuge...
...in Catania Borgo.
Treno 12 kommt aus Adana in den Bahnhof Catania Borgo gerollt. Er besteht aus einem der eckigen und neueren ADe-Triebwagen.
Ein Mitarbeiter war damit beauftragt, die im Bw abgestellten Vulcanos anzuschmeißen und einen nach dem anderen eine Weile laufen zu lassen. Offenbar hat man die Teile noch nicht ganz aufgegeben und will verhindern, dass sie innen zu schimmeln anfangen. Das Zusammenbauen unseres Zuges dauerte etwas länger als geplant. Immerhin kamen dann auch nicht nur, wie letzte Woche immer auf dieser Leistung beobachtet, zwei Wagen aus der Abstellung, sondern derer drei.
Da ich beobachtet hatte, dass bei mehrteiligen Zügen der hintere Wagen in der Regel leerer ist, stiegen wir dort ein. Das bescherte uns dann auch eine wunderbar entspannte Fahrt. Wir konnten uns durchgehend auf drei Sitzgruppen verteilen. Der Zug hielt immer so früh, dass von den durchaus reichlich vorhandenen Zusteigern fast niemand nach hinten kam. Gelegentlich standen wir nichtmal am Bahnsteig. So ließ es sich sehr gut aushalten.
So sieht ein nicht modernisierter ADe von innen aus. Ich hätte vor dem Foto aber wirklich noch etwas aufräumen können...
Der Zub knipste nur Matthias und meine Fahrkarte ab, weil wir den Entwerter mit dem schlechten Farbband erwischt hatten. Das Sounderlebnis auf dieser Bergfahrt war definitiv nicht zu verachten, die alten Triebwagen dröhnen herrlich laut durch die Gegend. Den Sound müsste man mal bei der Beschleunigung auf den Tunnelstationen aufnehmen. Die zusätzlichen Verspätungsminuten bekamen wir wegen einer verlegten Kreuzung, Biancavilla Pozzuro statt Adrana Nord. Gerade dieser Bahnhofsabstand war besonders lang. Zum Glück hatten wir in Randazzo genug Zeit, während der sogar die Sonne immer mal wieder raus kam.
Nachdem Zug 15 eingefahren ist, wird der vordere Zugteil in den Schuppen weggesetzt.
Von unserem Dreiteiler wurde der erste Teil, ein modernisierter ADe, in den Schuppen gefahren, der zweite Teil als Zug nach Riposto bereitgestellt und der dritte zur Rückfahrt nach Catania.
Auch wenn dieser Zug nur einen Wagen hatte, konnten wir uns wieder auf drei Sitzgruppen verteilen. So wurde auch diese Fahrt höchst angenehm. Nachdem der Tf von Zug 15 die Halterei an den BÜs nur im unbedingt nötigen Maß praktizierte und bei übersichtlichen BÜs wie dem im Steinbruch oberhalb Bronte nur etwas abbremste, nahm der Tf von Zug 21 die Halterei auch bei übersichtlichen Feldweg-BÜs sehr ernst und bremste wirklich jedesmal bis zum Stillstand. Zwischen Randazzo und Passopisciaro gibt es vier oder fünf solcher BÜs, was die lange Fahrzeit von 14 Minuten für dieses Stück erklärt. Zudem hielt unser Zug in Rovittello und an einem Hp auf Stadtgebiet von Riposto, die beide nicht im Fahrplanblatt enthalten sind.
Mit uns in den Zügen waren auch noch andere Touristen, ein junges Paar aus NL, ein auch fotografierender Italiener und eine Familie nicht näher definierter Herkunft. Kurios: Als sich unterwegs ein schrulliger Alter zu Kai in die Sitzgruppe setzte, wurde er vom Schaffner in die nächste Sitzgruppe beordert, wo schon ein Kumpel von ihm saß.
Um 16:30 steht der letzte Zug des Tages in Riposto zur Abfahrt bereit. Der Zf schließt das Bahnhofsgebäude ab. Die Bahnsteigkanten klappt er aber nicht hoch...
In Riposto war es trübe. Weiter oben am Berg schien auch ziemlicher Regen runterzugehen. Wir drehten einen kleinen Schlenker am Hafen entlang und über die Mole und hielten nach Flüchtlingsbooten Ausschau, doch es war alles ruhig. Wir kamen an einigen Fischläden vorbei, in denen die Fischer offenbar direkt ihren frischen Fang anbieten.
Der Hafen von Riposto nennt sich selbstbewusst "Porto dell Etna". Ein Teil des namensgebenden Berges ist zwischen den Wolken tatsächlich auszumachen.
Weit liefen wir allerdings nicht entlang der Hafenkante, bevor wir zum Staatsbahnhof Giarre-Riposto abbogen. Über den schnurgeraden Corso Italia liefen wir nun etwa einen Kilometer weit kontinuierlich bergauf. Weit voraus musste eine wichtige Straße kreuzen. Ein LKW nach dem anderen querte unsere Straße. Moment, kann das? In so dichten Abständen? Nö. Da querte gerade ein Containerzug in Richtung Messina den Bahnübergang. Bald konnten wir auch die Schranken und das rote Licht am BÜ erkennen. Die Schranke ging nicht auf. Erste Autos wendeten. Auch als wir die Schranke erreicht hatten, ging sie nicht auf. Matthias und ich machten es wie die Einheimischen und liefen nach ausgiebiger Ausschau nach rechts und links rüber. Kai und Marcus warteten noch paar Minuten und liefen dann Stück weiter durch einen Straßentunnel.
Auch im Bahnhof Giarre-Riposto fiel uns auf, wie sauber alles war. Im Bahnsteigtunnel hätte man vom Boden essen können, kein übler Urin-Geruch, wie man es in Deutschland erwarten würde. Die Bahnhöfe als positiver Kontrast zu den vermüllten Straßenrändern und farblosen Häusern. Also praktisch umgekehrt zu Deutschland. Dafür schrillte wieder mal erst eine Glocke, bald aber auch eine zweite im Duett, da Züge aus beiden Richtungen erwartet wurden. Das örtliche Bahnpersonal muss schon einen sehr tiefen Schlaf haben, wenn es durch derartiges lang andauerndes Geläut bei der Annäherung von Zügen geweckt werden muss...
Wir waren erstaunt, wie gut die Strecke ausgebaut war. Unser Pop konnte zwischen den Stationen gut aufdrehen. Zurück in Acireale drehten wir noch ne Runde durch den Supermarkt. Diesmal entschieden wir uns allerdings wieder für den Conad Superstore oben an der Autobahn. Zurück in unserem Landhaus gab es Hüttenessen und ne Runde Codenames.
Gegen 7 hörte ich verdächtige Geräusche. Erst dachte ich noch, die kämen von draußen, doch ein Lauschen an der Zimmertür ergab eindeutig: Da machte sich jemand im Haus zu schaffen! Es klang so, als ob schwere Gegenstände verschoben werden. Beherzt öffnete ich die Tür und fand Matthias beim Aufblasen von Luftballons vor, denn Marcus hatte heute Geburtstag. Während sich Matthias dann aber wieder hinlegte, konnte ich mich diesmal mit meinem Käffchen sogar wunderbar auf die Terrasse setzen. Eine nicht all zu dicke Wolkenschicht verhinderte Ambitionen, zum ersten Nachtzug runter an die Brücke zu fahren.
Nach einem gemütlichen Frühstück mit Geburtstagstorte (ok, hätten wir gewusst, dass es sich um Eistorte handelt, hätten wir sie nicht über Nacht aufgetaut) fuhr ich mal los. Während wir in nahezu geschlossener Bewölkung saßen, sah es auf der anderen Seite des Etna recht blau aus. In erster Linie liebäugelte ich allerdings mit einem Etnablick zwischen Valcorrente und Piano Tavola, den ich mir gestern auf der Zugfahrt notiert hatte. In dem Bereich war es noch nicht ganz wolkenlos, aber ich riskierte es mal. Der Blick war tatsächlich wunderbar. Man konnte ja nicht erkennen, dass ich mit dem Rücken zu einem großen Gewerbegebiet und dem riesigen Einkaufszentrum Etnapolis stand... Nur die Wolkenschleier machten es noch spannend. Prompt klappte es dann auch nicht beim ersten Versuch. Danach waren die Schleier aber komplett in Richtung Südosten abgezogen. Dank der dichteren Zugfolge bis Paterno konnte ich eine halbe Stunde später den Haken ans Motiv setzen.
Zug 11 ist einer der wenigen verbliebenen Zwischenzüge nach Paterno und brummelt zwischen Piano Tavola und Valcorrente (den Namen hätte ich intuitiv eher nach Kalifornien verortet) bergauf. Links vom Zug ist neben einem alten Gehöft auch ein Stück Wasserleitung in Form einiger Steinbögen zu sehen.
Nun stand bald der Zug aufwärts an, in dem wir gestern drin gesessen hatten. Ob er wieder dreiteilig käme, wusste ich natürlich nicht, doch auch zwei Wagen wären ja schon ganz schick. Daher ließ ich mal die Drohne starten und auf 14m Höhe schweben. Gut, dass ich die großen Akkus habe, denn ich musste sie sehr lange schweben lassen. Der Zug hatte sogar noch etwas mehr Verspätung als gestern. Um es spannend zu machen, hatten sich auch noch ordentlich Quellwolken gebildet. Doch es klappte gerade noch, bevor der Schatten wieder zuschlug. Und der Zug war genau so gebildet wie gestern, ein modernisierter und zwei altgrüne Wagen.
Treno 15 ist wieder ein Dreiteiler. Hier kann man die Aquädukte im Hintergrund besser erkennen. Auch das eben schon gesehene "Gehöft" hat mit dem Bewässerungssystem zu tun.
Nun wollte ich mir noch den Bahnhof Valcorrente anschauen, weil ich mir gedacht hatte, dass man da den Etna schön im Bild hat, aber es war weder schön, noch war der Berg im Bild. So sah ich zu, dass ich auf die Schnellstraße kam. Bis Adrano hatte ich den Dreiteiler locker eingeholt. Daher fuhr ich den südlichen der beiden Ausweichbahnhöfe zwischen Bronte und Adano an, obwohl hier wegen der zunehmenden Wolken nur noch etwa 50% Sonnenchance bestand. Der Bahnhof ist ein nettes kleines Ossomböh inmitten der mit Pistazien bestandenen Lavaberge.
Der "Langzug" nähert sich nun dem Bahnhof Passo Zingaro, der einsam am Hang klebt.
Das geplante Motiv mit dem EG fiel nun leider einer Wolke zum Opfer. Beim Rückflug der Drohne bemerkte ich zum Glück rechtzeitig, dass der BÜ in der Ausfahrt einer dieser Stopp-BÜs war und während des BÜ-Haltes wieder die Sonne rausgekommen war. Schade um das Hauptmotiv, aber jedenfalls besser als nüschte.
Das Hauptmotiv mit dem Stationsgebäude klappt leider nicht, aber in der Ausfahrt bekommt Tr 15 nochmal Sonne, bevor er durch die Pistazienhänge verschwindet.
Zurück an der Hauptstraße durfte ich mich bergauf einem dahin kriechenden Tross anschließen, der von einem Tanklaster und einem Linienbus angeführt wurde. Suuuuper. Spätestens in Bronte würde sich der ganze Rotz hoffnungslos festfahren. Ich hatte ja eigentlich auf eine weitere Aufnahme in Contrada Difesa gehofft. Nach einer größeren Stockung am Ortseingang ging es dann aber erstmal einigermaßen. Da sowohl LKW als auch Bus der Hauptstraße durch die Stadt folgten, fuhr ich schnell den Bogen "obenrum" und kam tatsächlich super durch. Wo der Zug mittlerweile steckte - keine Ahnung. Als ich in Contrada Difesa auf die Nebenstraße abbog, sah ich hinten bereits das Spitzenlicht. Aber ich hatte auch hier, fast an der Hauptstraße, eine topp Stelle, und das Licht ging auch gerade wieder an.
Die letzte Aufnahme von Zug 15 ist nun bodenständig aufgenommen und zeigt den Zug kurz vor der höchsten Stelle bei Contrada Difesa.
Den Nachschuss gibt es auch noch.
Nun wollte ich den "üblichen" Wechsel zum Nordstreckenzug bei Passopisciaro durchführen und durfte mich nun wieder exakt demselben Tross wie vor Bronte anschließen. Sie waren alle wieder da! Ich ertrug es mit Fassung und konnte bald auf die schöne Hochstraße abzweigen. Allein dafür muss man ja gelegentlich die Strecke wechseln. Unten bei Passopisciaro entdeckte ich doch tatsächlich noch eine bislang nicht umgesetzte Perspektive in der Fotokurve mit den Weingütern. Hier war man zwar schon ein ganzes Stück aus dem ganzen Wolkengedöhns im Westen raus, aber eine Wolke hielt sich genau hier im Bereich und waberte bischen vor sich hin. Trotzdem gelang auch dieses Bild mit Sonne.
Und mal wieder Treno 18 in der Weingüter-Kurve westlich von Passopisciaro.
Nun war das große Überlegen. Ich hätte nun noch zwei topp Ideen für zwei verbleibende Züge auf der Südweststrecke rund um Bronte, wobei das zweite eine Wiederholung bzw Verfeinerung gewesen wäre. Dort waren aber sehr viele Wolken. Ostwärts sah es hingegen fast wolkenlos aus. Vielleicht doch nochmal nach Santa Venera und den Meeresblick als Nachschuss probieren? Hmm, Nachschuss auf Heckschatten, aber der Blick, nun ja, der müsste eigentlich mal sein. Vor allem aufgrund der Wolkenlage machte das wohl mehr Sinn. Und immerhin konnte ich hier wohl mit einem Altgrünen rechnen. Ich nahm den Zug nach Riposto ein erstes Mal vor Passopisciaro und fuhr dann voraus nach Santa Venera. Dort durfte ich erfreut feststellen, dass da ja auch ein Frontschuss mit Meerblick möglich war. Suuuper!
Als erstes gibt es Treno 21 mit "dezentem" Weitwinkel zwischen Randazzo und Passopisciaro.
Unterhalb Piedimonte hat die Bahn in hoher Hanglage die Ostflanke des Etna erreicht. Kurz vor Erreichen von Santa Venera kommt das Meer in Sicht. Ganz weit hinten ist sogar das Calabrische Festland zu erkennen.
Der Nachschuss mit der Kirche Santa Venera, hinter der der gleichnamige Haltepunkt liegt. Der Ort dieses Namens liegt ein ganzes Stück unterhalb.
Auch hier waberte ein Gewölk vor der Sonne herum und verdunkelte die Szenerie immer wieder, ließ mich bei der Zugdurchfahrt aber zum Glück in Ruhe. Herrlich! Ich setzte mich noch ne Weile auf eine Holzbank und genoss die Aussicht. Rechtzeitig zur Rückfahrt des Triebwagens fuhr ich ein Stück voraus. Vorgestern hatte ich gesehen, dass der in Terramorte noch gut Licht abbekommt - zwar spitz, aber ich wollte mich auch spitz hinstellen. Nun ja, hier haben die am Etna klebenden Wolken den Fotoambitionen den Garaus gemacht. Die Durchfahrt war ein Wolkenschaden.
Ich fuhr noch hinterher, aber in Linguaglossa war der Verkehr so zähflüssig, dass ich mir alles Weitere schenkte. Montag hatte ich ja gesehen, dass man mit der Fahrt kaum noch was anfangen konnte. Stattdessen freute ich mich, die schöne Straße durch die Berge mal im Hellen fahren zu können. Das war dann auch tatsächlich wunderschön.
Die anderen waren in Taormina gewesen. Wegen einer Zugverspätung musste ich noch ein wenig auf sie warten. Ich genoss in der Zeit nochmal die Aussicht von der Terrasse im letzten Schimmer der Dämmerung.
Kai hatte sich in Taormina ein wenig auf dem Bahnhof umgeschaut. Auch hier fiel wieder der extrem saubere Tunnel auf.
Nicht das örtliche Heimatkundemuseum, sondern der Bahnhof! Der Schalter war sogar noch besetzt!
Zum Abendessen ging es nochmal in unser Stammrestaurant in Aci Catena, wo wir schon als Stammgäste empfangen wurden. Aber das Essen fiel etwas ab gegenüber den ersten Besuchen. Bei den Nudeln fehlten die gegrillen Zucchini und das Hartkäseteil. Abends mussten wir leider schon packen und aufräumen.
Abreisetag. Erstmalig wachten wir bei strahlend blauem Himmel auf. Würde unser Flug auch nur eine Stunde später gehen, hätte ich noch den ersten Nachtzug von "meiner" Brücke aus fotografieren können. Aber der Flug ging nicht eine Stunde später. Und wir hatten beschlossen, mit ausreichender Sicherheitsmarge um 6:30 loszufahren. Eine wunderschöne Fahrt im güldenen Morgenlicht. Ich sag da jetzt nichts weiter zu...
Abschiedsblick von unserer Terrasse. Schön war's gewesen!
Weil ich eine günstige Tanke ein Stück die Paterno-Schnellstraße hoch kannte, "wagten" wir noch den Abstecher. Und prompt hatte es auf der Gegenfahrbahn einen Unfall gegeben. Na ja, rechtzeitig erkannt, Gefahr gebannt. Durch Misterbianco Downtown gelangten wir zügig zur Auffahrt südlich des Unfalls. Beim Tanken hatte ich vorher die Kreditkarte eingelesen. Nach dem Tanken kam weder ein Bon, noch verschwand die Liter-/Preisanzeige. Mal sehen, wieviele Leute da noch nach mir auf meine KK tanken...
Die Autoabgabe fanden wir trotz mangelhafter Ausschilderung zügig. Gegen 7:30 waren wir da. Große Untersuchung des Autos gab es nicht, das Check in machte offiziell erst um 8 Uhr auf. Das Office war zwar schon besetzt, aber ich sollte trotzdem den Schlüssel in den Briefkasten stecken. Dann liefen wir zu Terminal A. Und zurück zu Terminal C. Unser Flug war der einzige des Vormittags, der vom Billigflieger-Terminal startete. Nach der Kofferabgabe war noch so viel Zeit, dass wir uns erstmal ins Café setzen konnten. Da schmiss ich dann gleich mal meinen Maxi-Cappuccino um, weil ich beim Wegnehmen der Tasse vom Thresen mit dem Jackenärmel an einem Zierknauf hängen geblieben bin, woraufhin mir die nette Verkäuferin kostenlos einen neuen machte.
Bei der Sicherheitskontrolle hätte ich auch getrost alles im Rucksack lassen können. Da wurde keine einzige Tasche näher untersucht - ja, es gab nichtmal die obligatorische Weiche, um verdächtige Gepäckstücke auszusortieren. Und um die Tiefe des Rucksacks, wo ich die 20cm nicht ganz hatte einhalten, aber die verbleibenden cm auch nicht hatte nachkaufen können, hatte ich mir auch zu viele Gedanken gemacht; die interessierte niemanden.
Der Flug war komplett ausgebucht. Hinter mir unterhielten sich zwei Italiener und brüllten mir penetrant in einer Lautstärke ins Ohr, dass ich irgendwo bei Pescara nach Querung des italienischen Mainlands die Apocalyptica in nicht ganz unbeträchtlicher Lautstärke auf die Ohren steckte.
Unten herrschten meistens die Wolken, aber Istrien war schön zu sehen. Wir erreichten es über Rakalj und den Fjord Zaljev Raša. Schön waren in der Ferne Koper und Triest zu sehen. Danach waren erst wieder die Alpen zu erkennen, und zwar in Form eines Lochs oder Trichters, der die gleichförmige Wolkendecke unterbrach. Auf der Nordseite der Alpen war es klarer. Bei Bad Füssing querten wir den Inn und reisten damit nach Deutschland ein. Unweit von Furth im Wald verließen wir es wieder, um bei Oberwiesenthal wieder einzureisen. Das Erzgebirge lag schön ausgebreitet unter uns. Ich konnte den Viadukt von Cranzahl erkennen, später Chemnitz und Döbeln mit dem markanten Keilbahnhof.
Irgendwann nahmen unten die Besiedlungen ab, die Wälder wurden immer größer, dazwischen Moore mit vielen Wassergräben, nur selten mal ein kleines Dorf. Willkommen in Brandenburg! Wir setzten zur Landung auf dem BER an. Zwar bin ich schon mehrfach hier gelandet, aber da hieß das noch "Flughafen Schönefeld". Insgesamt fand ich den neuen Flughafen von der Gestaltung sehr nüchtern und teilweise auch etwas eng. Aber die Koffer waren schon auf dem Band, als wir dort ankamen. Und so erreichten wir noch den Flughafen"express" um 13:28.
Also, wenn man mich hätte raten lassen, welchen Weg ein Flughafenexpress vom BER zum Berliner Hbf nimmt, wäre ich vermutlich nie darauf gekommen, dass er über Ostkreuz, Gesundbrunnen und dann von Norden in den Hbf (tief) einfahren würde. War aber eine wunderschöne Stadtrundfahrt in einem bequemen Zug, der vor allem durch weggelassenes Gestühl schön viel Platz fürs Gepäck bot. In Gesundbrunnen verabschiedenen sich Matthias und Marcus. Kai und ich besorgten im Hbf, wo wir über Lautsprecher vor den im Bahnhof tätigen Taschendieb-Banden gewarnt wurden, noch bischen Proviant und gingen dann in den Endspurt.
Der ICE4 war angenehm leer, und somit war die letzte Zugreise der Tour ein würdiger Ausklang.
Angesichts der Wettervorhersage hatte ich zum Touranfang ja doch etwas geächtzt. Im Nachhinein betrachtet ist es doch noch sehr gut gelaufen. Vier schöne Fotonachmittage an der FCE waren eingebettet in ein wunderbar abwechslungsreiches und auf Sizilien dann auch herrlich entspanntes Programm. Wir haben viel gesehen und viel unternommen. Das mit dem Handy war ärgerlich, die spontane Hilfe aber toll und deshalb gilt im Nachhinein wirklich: Es hätte viel schlimmer kommen können. Unser rustikales Landhaus war klasse und super gelegen und wir haben lecker zu essen bekommen. Wobei ich sagen muss, dass ich mich mit den italienischen Essgewohnheiten wohl nie so recht anfreunden werde. Abendessen ab 20 Uhr ist mir definitiv zu spät, und diese Menufolge mit Antipasti, Primi und Secondi Piatti ist mir auch irgendwie suspekt. Mal zu viel, mal zu wenig, da kommen mir der Balkan und Griechenland mit ihren "ehrlichen" Fleischplatten doch mehr entgegen ;-)
Aber das Essen ist ja nur eine Randerscheinung der Reise. Die Region rund um den Etna hat mir wieder mal wunderbar gefallen, und irgendwie würde ich dort jederzeit wieder mal hin wollen. Und Rom könnte ich mir auch nochmal vorstellen. Die Stadt ist wirklich faszinierend und beeindruckend. - Ja, ein richtig schöner Urlaub liegt hinter uns.