Autor: Jan-Geert Lukner. Alle Rechte am Text und an den Bildern liegen beim Autor.
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Das Ziel hatten wir uns noch lange offen gelassen, aber so recht fiel uns für den Hochsommer nichts ein und irgendwann überwog die Lust auf eine schöne Urlaubsregion mit Bahnfotopotential. Also mal wieder Dalmatien... Immerhin bekamen wir zwei Wochen vor Tourbeginn noch erschwingliche Flüge mit Ryanair nach Zadar. Da Leanders Flug von Memmingen frühmorgens und meiner von Hamburg spätabends in Zadar ankommen sollten, entschieden wir uns für einen gemeinsamen Flug von Nürnberg um die Mittagszeit.
Zur Sicherheit startete ich mit dem allerersten ICE, mit dem ich umsteigefrei vom Fuße meines Wilstorfer Hügels, von Hamburg-Harburg, nach Nürnberg fahren konnte. Netterweise hatte der Bahnhofsbäcker in Harburg sogar schon offen!
Nach pünktlichem Start setzten wir bereits im Raum Lüneburg eine Viertelstunde zu. Im Zug kam für den Lüneburger Halt in den hintersten Wagen 2 und 1 der Hinweis, dass die Türen der Wagen verschlossen bleiben und man in Fahrtrichtung durchlaufen solle. Wegen Bauarbeiten hielt der Zug nun auf der Westseite, wo der Bahnsteig nicht lang genug war. Spannend!
Interessante Anzeige wegen des zu kurzen Bahnsteigs auf der Lüneburger Westseite. Und wer findet den Fehler in der Anzeige?
Dann ging es noch von Deutsch Evern bis Bienenbüttel im Gegengleis, ohne dass ein Grund erkennbar gewesen wäre. Der Zug war eine außerplanmäßige Garnitur, die offensichtlich nicht gereinigt war. In Harburg waren Reservierungsanzeigen eingeblendet, die offenbar gar nicht für diesen Zug gewesen waren. Bald erloschen sie, und dann schaffte es das Zugpersonal tatsächlich, die richtigen Anzeigen einzuspielen. Bis Hannover war der Zug leer, doch dort und in Göttingen erfreute sich der Zug einem regen Zuspruch. Und später noch mehr. War aber trotzdem eine angenehme Fahrt. Ich genoss insbesondere hinter Hannover das "Fliegen" über goldene Kornfelder und über Täler, in denen noch leichter Nebel hing. Das war unheimlich stimmungsvoll. Bis Nürnberg hatten wir die Verspätung wieder komplett rausgefahren.
Derweil hatte Leander, der zwar in Luftlinie die viel kürzere Anreise hatte, der aber viel mehr umsteigen musste, mit einem ausgefallenen Stadtbus in Friedrichshafen und einem SEV-Busfahrer, der viel mehr Stationen ansteuerte als er musste, zu kämpfen. Immerhin hatte der Zug dann in Günzburg acht Minuten auf den Bus gewartet, so dass Leander auch noch entspannt um 11:15 in Nürnberg Hbf sein konnte.
Ich verfrachtete derweil meinen Koffer in einem großen Kurzzeitschließfach für 3€ und drehte eine Runde durch die Stadt. Die angedachte Runde um die Burg schenkte ich mir dann aber doch, denn die Luft stand und es wurde schon wieder drückend heiß. Ich wollte nicht total durchgeschwitzt im Flieger sitzen. So setzte ich mich noch für eine halbe Stunde ins Literaturhaus Café bzw davor. Dann lief ich zum Hbf, zog mir ein Onlineticket zum Flughafen, holte meinen Koffer wieder und erwartete Leander.
Gemeinsam ging es mit der U2 dorthin. Am Flughafen dann vor dem Ryanair Check-in eine mega Schlange. Leander hatte komplett auf Handgepäck gesetzt, aber ich musste mich hinten anstellen. Irgendwann, als auch noch Schalter 3 und 4 geöffnet hatten, ging es aber spürbar vorwärts. Das klappte so lange, bis eine Mitarbeiterin Fluggäste nach Valencia, Malaga und Zadar nach vorne schrie. Ich stand dafür gerade ungünstig und glaubte, auch noch Zeit zu haben. Doch nun herrschte heilloses Durcheinander, und die hinteren beiden Schalter hatten ihre eigenen Schlangen. Dadurch lief die große Gesamtschlange gar nicht mehr vorwärts. Als ich im Zickzack der großen Schlange an eine günstige Position kam, um an einen der hinteren Schalter zu wechseln, beobachtete ich das Stocken derselben noch eine Weile, bekam langsam Sorgen und wechselte dann doch mal an den hinteren Schalter. Als ich dort an der Reihe war, meinte die Frau aber, sie sei nur für Valencia zuständig, verließ ihr Häuschen und ließ mich dumm dastehen. Kein Ton zu mir, wie es weiter geht. Nun beteiligte sie sich an paar Diskussionen an den Nachbarschaltern. Das Problem war offenbar, dass Valencia nun geschlossen war, aber immer noch Reisende auftauchten. Immerhin kam sie bald wieder und checkte meinen Koffer ein. Puuuuh, was für Profis waren denn hier am Werk?
Die Sicherheitskontrolle war zum Glück einigermaßen leer. Kein Wunder bei dem Rückstau am Check-in... Der Rucksack glitt so durch, obwohl ich die Kameraausrüstung nicht ausgepackt hatte. Nach einem Pre-Boarding konnte man erstmal ganz entspannt sitzen. Später ging dort die Show aber weiter. Mit zunehmend histerisch klingender Stimme kreischte die Boardingtante in ihr Mikrofon, dass bis 13:30 alle Passagiere für unseren Flug durch das Pre-Boarding durch sein müssten. Es sei dabei völlig egal, dass der Flieger verspätet im Zulauf sei, bis 13:30 mussten alle bei ihr vorbei. Sonst würde man anfangen die Koffer wieder auszuladen (die zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht eingeladen waren). Um 13:42 ließ sie die letzten rein. Dann schloss sie die Glastür. Später kamen mindestens noch drei Leute, die sie eiskalt draußen stehen ließ. Eine skurrile Situation. Der Flieger war noch gar nicht da bzw gerade erst gelandet, man war am aussteigen und wir saßen alle noch tiefentspannt auf unserer Seite der Glastür. Aber die durften nicht mehr mit. Angesichts des Chaos am Check-in war das eine bodenlose Frechheit. So eine unfähige Abfertigung habe ich noch selten erlebt...
Der Flug war sehr gut besucht. Wir hatten auch nur noch Gangplätze bekommen. So bekam ich nicht viel unten mit. Teils ging es ganz schön ruckelig durch die Wolken. Eigentlich ging es ja nur einmal über die Alpen rüber, aber dafür flog man dann doch schon wieder ganz schön lange. Der erwartete Hitzeschlag bei Verlassen des Fliegers in Zadar blieb aus. Die Temperatur war super angenehm und es wehte ein frisches Lüftchen.
Das Aufnehmen des Leihwagens bei Carwiz klappte schön flott. Man bekam neben dem Mietvertrag auch Fotos der Schäden zugesandt. In der Mail war ein Link, über den man auf dem Parkplatz weitere Fotos von weiteren Schäden hochladen konnte. Einen haben wir noch dazu genommen.
Das Auto war ein Kia. An den ganzen elektronischen Schnickschnack musste man sich erstmal gewöhnen. In Zadar war es bewölkt, aber ostwärts war eine begrenzte blaue Fläche zu sehen. Erst überlegten wir, bis Prgomet zu fahren, doch da wären wir schon wieder in die Wolken gefahren. Wir fuhren nach Mravnica. Das wollte ich mal gern von höher am Hang haben, wie Markus es mal gezeigt hatte. Wenn das Wolkenloch schon ein Wunschmotiv bedient, konnte man es ja mal probieren.
Fragte sich nur, ob die Sonne auch bis zu den Zügen bleibt. Wir kletterten hoch und hatten auch bald einen topp Ausblick gefunden. Es war die Meldung gekommen, dass unmittelbar vor den Nachtzügen noch ein Zementzug in Solin gestartet sei. Man ließ ihn netterweise davor. Bald kam er um die Ecke. So bekamen wir ihn topp. Nur der Sound war irgendwie nicht das Erdbebenniveau...
Ein Zementzug mit 2062.1-Doppel nimmt die Steigung von Primorski Dolac zum Pass bei Mravnica in Angriff. Paar Büsche vorm Zug mussten nachträglich beseitigt werden.
Nun ist die Passhöhe fast erreicht und der Zug kann sich nach Perković hinab rollen lassen.
Der EN nach Bratislava hatte leider größere Verspätung. Aha, deshalb hatte man den Güterzug vorgezogen! Als nächstes kam der ungarische Nachtzug. Die Bergschatten des Mravnik, an dessen Flanke wir standen, wuchs nun kräftig. Aber bald war der B 1204 in der Ausfahrt von Primorski Dolac auszumachen und klappte auch noch topp.
Es folgt der B 1204 bei Mravnica.
Es gibt ja die Regel, dass wenn bei Tourbeginn bereits alles so reibungslos klappt, der Rest der Tour mühsam wird. Aber Regeln müssen ja nicht immer stimmen... Kann man sich zumindest einreden.
Das war es dann auch an dieser Stelle. Das Licht wurde schwächer, und wir beschlossen, nicht noch auf den EN zu warten. Die Unterkunft hatten wir in Knin gebucht. Da Leander die besseren Restaurants in Drniš fand, hielten wir dort erstmal zum Abendessen an. Im Restaurant Kod Tome konnte man schön draußen auf der Veranda sitzen, während drinnen eine riesige Gesellschaft zugange war, wo es dann bald auch noch laute Musik gab. Kroatische Lebenslust und eine wunderbare Grillfleischplatte - das schloss den Anreisetag, der immerhin zwei schöne Bilder gebracht hatte, doch wunderbar ab! Nur mit dem Bezahlen dauerte es, weil der Kellner überhaupt keine Zeit für uns hatte...
So kann ein Urlaub beginnen: Die gemischte Fleischplatte für zwei im Kod Tome zu Drniš.
Dann ging es in den Endspurt durch die Dämmerung. Der Blick vom letzten Bergkamm auf Knin war toll, die auf einem Berg thronende gigantische Festung war wunderschön beleuchtet. Supermärkte hatten nicht mehr auf, aber paar Dosen Bier aus der Tanke konnten wir noch bunkern. In einem bis auf die Zikaden und einen gelegentlich bellenden Hund ruhigen Wohngebiet fanden wir unser Häuschen. Die Vermieterin hatte uns von einer australischen Handynummer aus die nötigen Fingerzeige gegeben. Wieder mal fühlten wir uns in einem kroatischen Apartment sauwohl und genossen noch etwas das Konzert der Zikaden in den umliegenden Gärten.
Nach der kurzen letzten Nacht habe ich wie ein Stein geschlafen. Als um 5:45 der Wecker klingelte, war die erste Reaktion, dass man doch einfach liegen bleiben könnte. "Großer" Nachtzugtag war heute nicht, und der einzige für uns greifbare Zug würde die Lok falschrum vorhaben. Aber es ging um ein Motiv, das bei mir ganz oben auf dem Zettel steht, der Morgenblick mit der Kninska Tvrđava, der Festung von Knin, im Hintergrund. Und am Himmel war keine Wolke zu sehen, der Zug war nur mäßig verspätet - es gab keine Gründe zum Liegenbleiben.
Auf verschlungenen Straßen ging es erst aus unserem Wohngebiet raus und dann bald auf das Wegenetz am Gleisdreieck, über das wir bis fast ans Motiv kamen. Lange ließ der B 1880 nicht mehr auf sich warten. Das Hauptmotiv hatte schon mal topp geklappt! Allerdings hielten wir an dem Gedanken fest, das auch nochmal mit richtig gedrehter Lok zu bekommen... Auf dem Rückweg konnten wir noch paar Labis in den Gärten bzw Stillleben im Bw machen, an dem man direkt vorbei kam.
Mein persönliches Wunschmotiv des Urlaubs ist im Kasten - wenn auch nicht mit der gewünschten Lokstellung. B 1880 verlässt Knin vor der Kulisse der Kninska Tvrđava.
Verwunschene Gartenlandschaft hinterm Bw von Knin.
Auch im Bw Knin kann man die Tvrđava als Hintergrund nehmen.
Der nächste Programmpunkt sollte sein, dass wir dem lokbespannten IC 521 entgegen fahren wollten. Weit entgegen. Wir bunkerten Teigtaschen und Kakao im Auto und machten uns auf die Reise. Die Fahrt war absolut stressfrei, so dass man gut nebenbei futtern konnte. Nach dem einen oder anderen Abstecher zur Kundschaft setzten wir uns bei Perušić fest und harrten dem Zug. Dass auch er die Lok falschrum haben würde, hatte uns klar sein müssen...
Da nun auch langsam das Hochlicht kam, hielt sich die Motivation für weiteres etwas in Grenzen. Wir passten den Zug noch bei Gračac ab, wo aber nur Leander ein Foto machte. Auf der Fahrt zurück nach Knin bekamen wir den Zug eher ungewollt nochmal auf dem Viadukt von Stara Straža mit der heiligen Mutter Gottes an der Laterne. Das haben wir später aber definitiv noch besser bekommen. Dann gab es erstmal einen Einkauf, der auf der Hoffnung beruhte, dass wir unser Apartman Jozic um weitere zwei Nächte verlängern können. Das ging dann später auch klar. Nun gab es etwas Siesta mit Brotzeit, Chremeschnittenteilchen (leeeecker!) und Kaffee.
Der Ausblick von unserer Veranda ist nichts dolles, aber es war immer wieder schön dort.
Mmmmh, Chremeschnittchen... :-)
Die Siesta wurde aber jäh gestört durch die Meldung, dass sich ein Güterzug von Norden unaufhaltsam nähere. Fast waren wir drauf und dran, den zu ignorieren, aber das konnten wir dann doch nicht. Den Viadukt von Plavno kann man auch aus dem Südwestquadranten mit Südfahrern fotografieren. Also, auffi gehts! Einem nett grüßenden Anwohner am Viadukt durften wir noch erklären, dass wir nicht wie unser Autokennzeichen aus Zagreb kämen. Ah, Foto vlak, alles klar! Dann kam der Zug auch schon.
Eine Ladung Kesselwagen nach Solin kommt über Most Čupković, den "Viadukt von Plavno", südwärts gerollt.
Der Plan war nun eigentlich, für den IC 522, der mit kurzer Nase voraus kommen sollte, nach Malovan zu fahren. Allerdings hatten wir zum Glück noch etwas Zeit für einen Tankstopp in Knin, denn da oben gibt es ja nix an Infrastruktur. Und unser Auto hatte einen winzigen Tank... Dann ging es aufwärts. Der Zug produzierte schon wieder Verspätung, was auch sehr gut war, denn oben im Zrmanjatal war plötzlich erstmal Schluss. Die Straße war nach einem Unfall für Bergungsarbeiten gesperrt. Ein Auto hatte offenbar gedacht, dass die Straße links der Leitplanke weiterführt und war dort im Gebüsch gelandet. Aber nach etwa 20min war der Schrottwagen trotz quer stehender Vorderreifen auf den Abschlepper gezerrt, und weiter ging es.
Manchmal muss man eben warten... Die Motorräder sichern sich derweil die Poleposition.
Da es nun doch etwas knäpplicher wurde, fuhren wir in Malovan den Waldweg ins Motiv, obwohl man durch eine offene Schranke durch musste. Die würde wohl nicht binnen 20min geschlossen... Die Kurve war zugewachsener als bei meinem letzten Besuch vor 16 Jahren (ahem), aber es ging noch.
Der Stern der 7123-Triebwagen (vgl dt 612) ist am sinken. Nur noch wenige sind einsatzbereit. Und man muss sagen, dass sie für den Tageszugverkehr zwischen den zwei größten Städten des Landes auch extrem unterportioniert sind. Während die innerkroatischen Nachtzüge eher leer waren, konnten wir in den ICs immer eine Maximalbelegung erkennen. Da für 7123-Doppeltraktionen keine Fahrzeuge zur Verfügung stehen, lässt man das IC-Paar 521/522 seit Beginn des Sommers wieder lokbespannt fahren. Hier verlässt IC 522 den Bahnhof Malovan. Er dürfte sich etwa an der höchsten Stelle des Malovanpasses befinden.
Die Schranke war auf dem Rückweg auch noch offen. Das war praktisch, denn wir wollten dem Zug hinterher. So ein IC ist ja selbst in Kroatien nicht unbedingt langsam, und so musste man für die Verfolgung schon einige Stücke Autobahn einplanen. Wir hätten den Zug zwar fast kurz vor Lovinac nochmal erwischt, aber hier in der Ličko Polje wird 100 gefahren, und da war der Zug schneller da als erwartet. Aber über die bald erreichte Autobahn konnten wir den Zug bis Perušić gut überholen und fanden dort sogar noch Zeit für etwas Motivauswahl.
Nun hat IC 522 Perušić verlassen.
Damit entschwand IC 522 uneinholbar in die unwegsame Bergwelt der Mala Kapela. Das wäre der Zeitpunkt gewesen, vom Zug abzulassen. Aber der Tag war ja noch nicht zuende. Und auch die Autobahn bezwingt in einem weiten Bogen die Mala Kapela. Wir ließen uns von Fahrplan und Navi ausrechnen, dass man den Zug auf der anderen Seite der Berge nochmal bekommen kann. Das ist zwar verrückt, aber es geht. So landeten wir also in Oštarije und konnten dem Zug sogar noch zur Erkundung bis Plaški entgegen fahren. Die Entscheidung fiel dann aber auf Vojnovac, wo der Zug dann auch nochmal sehr schön kam. War doch nicht verrückt herzukommen.
Und IC 522 nochmal in Vojnovac.
Nun war es fast 19:30. Wir mussten ganz nach Knin zurück, entschieden uns aber, hier oben in Josipdol essen zu gehen. Die Fleischplatte war dann auch durchaus reichhaltig...
Die Fleischplatte für zwei im Restaurant Gradina zu Josipdol.
Die Rückfahrt durch die Dunkelheit war natürlich anstrengend. Erst Autobahn bis Sveti Roč bei Lovinac, dann die Landstraße über Gračac und den Malovanpass nach Knin. Der Vollmond war als riesengroße orange Scheibe direkt vor uns aufgegangen und schaute immer wieder hinter den Bergen hervor. Das war wunderschön. Direkt hinter Gračac überholte ich einen Berliner, der noch etwas unentschlossen wirkte. Der hängte sich dann aber an uns und ließ sich einmal komplett bis Knin "mitziehen". Bis auf die Tatsache, dass er punktuell mal ganz schön dicht auffuhr, war es ok. Nach immerhin "nur" zwei Stunden Fahrt erreichten wir Punkt 23 Uhr Knin. Wir mussten schon wieder tanken. Danach ließen wir uns das Balkonbierchen natürlich nicht nehmen.
Besonders gut habe ich nicht geschlafen. Und lange schon gar nicht. Die Luft stand in der Nacht. Da half das sperrangelweite Öffnen beider Fensterflügel auch nicht soooo viel. Nächste Nacht vielleicht doch mal die AC durchlaufen lassen? Die war eigentlich angenehm und blies nicht aufs Bett.
Heute war großer Nachtzugtag. Morgens stellte sich folgende Situation: EN 1153 aus Bratislava hatte +30. Das war gerade nicht genug, um für ihn schon zum Festungsblick zu fahren. B 1880 und B 1204 sollten mit je bis zu 30min Verspätung folgen. Das war insofern schade, da der 1153 der sicherste Kandidat für die kurze Nase voraus war. Aber so wie wir gestern die Schattensituation eingeschätzt hatten, würden +30 nicht ausreichen. Außerdem war das Licht um 6:30 noch sehr schwach.
Wir fuhren zum B 1880 los. Den und den nachfolgenden Ungarn B 1205 konnten wir gegenüber gestern nochmal aus unterschiedlichen Perspektiven umsetzen. Leider fuhren auch heute - wie erwartet - beide Loks falschrum. Tja, nun hatten wir das Motiv eigentlich - aber nur mit rückwärts fahrenden Loks. Mal sehen, ob man das die Tage nochmal in Angriff nimmt...
Den Ungarn B 1204 nahm ich mal mit etwas weniger Brennweite vor der Festung Knin.
Eigentlich war es das schon mit dem Frühprogramm. Wir schauten noch bischen am Bahnhof rum, erstanden Teigtaschen und fuhren in die Wohnung, wo wir schön auf der Veranda frühstücken konnten. Ein Börek mit Kirschfüllung - das kannte ich auch noch nicht. Schmeckte aber. Leander war von seinem Apfelbörek weniger angetan. Nach einem kurzen Nickerchen zogen wir los. Den IC 520 nahmen wir ganz billig am Viadukt von Stara Straža.
IC 520 fährt als ordinärer Triebwagen und begegnet uns bei Stara Straža auf dem Viadukt mit der heiligen Mutter Gottes an der Laterne.
Für den Gegenzug schauten wir uns eine Stelle oberhalb des Bf Zrmanja an. Dort in der offenen Prärielandschaft war es richtig schön. Man konnte ein wenig herumstromern. Am Ende ließ die Vegetation aber doch nur einen Blick je Richtung frei. Aber das reichte ja. Hier oben wehte ein wunderbar erfrischender Wind und man konnte sich in den Schatten eines Baumes setzen. Was will man mehr? Der IC ließ uns dank ständig anwachsender Verspätung lange warten und kam gerade noch, bevor der Himmel komplett zuwölkte. Allerdings kam auch er wieder Mors voraus.
Da die Nachtzüge heute Abend wieder ab Split fahren würden, war der Plan, uns nun südwärts zu orientieren. Die Wolken quollen immer mehr und wurden immer finsterer. Wir fuhren erstmal runter nach Knin. Dort hatten wir ein Lokal gesehen, in dem sich mittags die Spieße mit Spanferkel und Lamm über dem Grill drehten, das Tri Lovca. Wir nahmen Janjetina, waren aber nicht ganz so begeistert, weil das Fleisch wohl schon länger den Grill verlassen hatte und nur noch mäßig warm war. Und es war auch viel Prokelkram dabei. Dennoch tat dieser kleine Mittagsimbiss gut.
Lämmchen und Ferkelchen einträchtig beisammen - auf dem Grill des Tri Lovca zu Knin.
Danach ging es in die Bude. In der Ferne hörte man schon Donnergrollen. Das Wetter war ziemlich aussichtslos geworden. Aber hey - heute war Nachtzugtag, wir hatten eh nichts besseres zu tun, und so wollten wir rechtzeitig zu den Nachtzügen an die Küste fahren. Aber bis dahin war noch ordentlich Zeit. Irgendwann fing es dann auch zu regnen an. Gegen 16 Uhr verließen wir Knin in strömendem Regen. Richtung Küste war tatsächlich ein blauer Streifen zu sehen, der minimale Hoffnung machte. Beide Nachtzüge sollten ihre Loks mit der kurzen Nase voraus haben; die hätte man ja schon gern bekommen.
Beim Näherkommen war aber klar, dass der blaue Streifen eher draußen auf dem Meer zuständig war. Wir fuhren trotzdem nach Sadine hoch, um etwas zu kundschaften. Und die Videokamera durfte zum Einsatz kommen. Bis auf die fehlende Sonne war es auch mal wieder herrlich dort...
So langsam drohte diesem Urlaub dasselbe wie unserer 2019er Tour. Die morgens reinkommenden Nachtzüge, mit denen man zumindest aufgrund der Tageszeit mehr anfangen kann, weil da auch der eine kroatische Zug geht, und die vor Bildung der Quellwolken kommen, haben alle den langen Vorbau voraus. Zurück sind die Binnennachtzüge gar nicht fotografierbar, und wenn an den wenigen Wochentagen, an denen die internationalen Nachtzüge fahren, abends das Wetter abschmiert, hat man verloren... Nachdem zur Planzeit des Slowaken einige Aufhellungen mit deutlichem Schattenwurf schon Hoffnung auf Sonnenbilder gemacht hatten, ließen sich die Züge so viel Zeit, dass bei Durchfahrt alle Helligkeit schon wieder Geschichte war. Und ob die Videos bei dem starken Wind was geworden sind, wird sich noch zeigen...
Als die beiden Züge durch waren, mussten wir noch einen Hirten, seine Rinder und mindestens drei spielfreudige Hunde durchlassen, dann ging es auf den Rückweg. Leander ließ sich von mir am Bahnhof Kaštel Stari absetzen. Er wollte erst nach Split und dann mit dem ersten Binnen-Nachtzug nach Knin reisen. Ich besuchte hingegen den Tommy-Supermarkt in Plano und bunkerte Reisegetränk und Zutaten für einen Šopskasalat, den ich mir in der Bude machen wollte. Die Autofahrt zurück durch die Wicken war herrlich entspannend. Es herrschte zumindest bis vor Drniš null Verkehr. Danach ging es aber auch. In Knin sah ich den B 1205 noch im Bahnhof stehen. Dem schaute ich noch bei der Ausfahrt zu, dann ging es in die Bude.
Zum Abend gibt es leichtes Hüttenessen. Ein selbstgemachter Nicht-ganz-Šopskasalat. Auf die Zwiebeln und Paprika hatte ich verzichtet.
Mittlerweile war auch schon wieder 21 Uhr durch... Der Salat tat gut. Mehr hätte es definitiv nicht gebraucht. Dazu das eine oder andere Kaltgetränk auf der Veranda - das war schick.
Aufwachen unter blauem Himmel, herrlich! Was will man mehr? Ach ja, Nachtzüge mit vorwärts fahrender Lok. In dieser Hinsicht wurde der Urlaub anstrengend. Aber nur in dieser...
Wir spulten stoisch unser Programm ab. Erst wieder der B 1880 in der Ausfahrt Knin. Das einzig tröstliche an dem Motiv ist, dass man da herrlich ruhig in der Abgeschiedenheit einer ehemaligen Verladeanlage oder ähnlichem steht. Danach fuhren wir nochmal dem IC 521 entgegen. Es war nicht klar, wierum dessen Lok stehen würde. Wir erwarteten den Zug zwischen Ličko Lešće und Perušić an einer verrammelten Brückenbaustelle. Es herrschte Wolkenkrimi. Eine Wolke war gerade eben gewichen. Eh egal. Lok falschrum. Da wir eh zurück wollten, fuhren wir nochmal hinterher. Leander fertigte oben in Malovan ein zweites Lichtbild des Zuges an, während ich ein Nickerchen hielt. Hier oben stand es sich herrlich im kühlen Wind des Gebirges, so dass wir erstmal weiter Siesta machten.
Danach wollten wir uns gern mal die Una-Quelle anschauen. Dazu musste man die vom Bf Zrmanja / Siedlung Otrić in Richtung Bosnien abzweigende Straße nehmen. Die führte auch traumhaft schön über einen weiteren Pass durch die offene Hügellandschaft. Wir hatten bloß leider unten in Gračac vergessen zu tanken. Hier in der Einsamkeit hab ich ja doch lieber etwas Reserve. In Srb sollte eine Tankstelle sein. War sie auch. Aber leider geschlossen. Automaten Fehlanzeige. Wir rechneten genau durch, ob wir die restlichen vier Kilometer zur Unaquelle und dann zurück nach Knin kommen. Das sollte klappen, obwohl wir hier wirklich am Ende der Welt waren. Vom übrigen Kroatien ist das Unatal durch hohe Berge getrennt. Und mit der Una ist das Land zuende. Und die EU. Und drüben in Bosnien kommt auch erstmal nur ganz viel tolle, wilde Berglandschaft. Die Wasserfälle von Martin Brod hatte ich ja 2019 schon gezeigt...
Offene Berglandschaft auf der Passhöhe zwischen Zrmanja- und Unatal.
So drückten wir bei einem schrulligen Alten pro Person 3€ Eintritt ab und durften den Stieg hoch zur Quelle kraxeln. Da oben entsprang ein bereits sehr ansehnlich breiter Fluss in einem Felskessel. Man erkannte nicht, wo das Wasser genau her kam. Es musste wohl aus der Tiefe des Beckens hochdrücken. Das war jedenfalls sehenswert.
Die Una führt unmittelbar unterhalb der Quelle schon ganz schön viel Wasser.
Der "Quelltopf" der Una, das obere Ende eines Siphons. Das harmlos aussehende Becken ist eine der tiefsten Karstquellen der Welt. Taucher sollen hier schon 248m tief getaucht haben und waren noch nicht ganz unten.
Nebenbei erlebten wir noch eine Provinzglosse. Mit uns waren einige Einheimische da, die sich dann auch noch mit ausgerollten Protestplakaten fotografieren ließen. Sie waren gegen ein kleines Wasserkraftwerk, das weiter unten bereits im Bau war. Diese Baustelle rief, als wir zurück liefen, sogar die Polizei auf den Plan, denn ein LKW von der Baustelle hatte auf dem Zufahrtsweg und auf der Hauptstraße nicht nur jede Menge Schlamm, sondern auch große Gesteinsbrocken verteilt. Die eine Spur war praktisch unbefahrbar. Bald kam noch ein zweiter Polizeiwagen. Ende der Welt, aber hier war was los...
Wer soll das bloß wegmachen? Leander dokumentierte den Fahrbahnfrevel am Ende der Welt.
Wir gelangten nun aber ohne größere tanktechnische Probleme zurück nach Knin. Der IC 522 wurde mit vorwärts fahrender Lok erwartet. Das konnten wir uns ja nicht entgehen lassen. Nach dem Tankstopp ging es nach Plavno. Die schöne Straße dorthin könnte ich tausendmal fahren. In Plavno bzw an der Ortschaft Čupković / Bender ist es immer wieder schön. Der dortige Viadukt ist eines der kroatischen Spitzenmotive. Wir konnten im Schatten sitzend den angenehmen Wind auch noch eine ganze Weile genießen, denn der IC ließ sich wieder mal reichlich Zeit. Er kam dann aber wesentlich leiser und undramatischer angefahren als die Güterzüge. Ok, ist bischen logisch...
Dieses Mal wählte ich eine Perspektive näher dran am Viadukt. Da ist zwar ein Teil des Viaduktes von Bäumen verborgen, aber für den Dreiwagenzug passte es gut, und so hatte man mal die Felswand der Dinara perspektivisch direkt über der Brücke und den Zug nicht zu winzig.
Und man konnte IC 522 noch ein zweites Mal aufnehmen :-)
Nun war die Überlegung, stramm südwärts zu fahren und uns irgendwo hinter Perković bereitzuhalten, falls noch ein Güterzug in Solin startet - zumindest ein erster Zugteil bis Perković. Denn irgendwie hatten wir im Blut, dass mal wieder einer fahren müsste, nachdem die letzten beiden Tage nichts von Solin gefahren war. Dann hielten wir uns aber mit anderem auf, z.B. einer Motiverkundung bei Ramljane und dortigen Fotos des vollgesprayten Nahverkehrs.
Von den Felsen bei Ramljane entdecken wir auf die Schnelle erstmal nur winzige Durchblicke - passend für einen 7122.
Und wieder hat man die Dinara im Hintergrund. Pu 5804 hat soeben den Hp Kaldrma verlassen.
Danach hatten wir mit dem Tag abgeschlossen und nächste Station sollten Supermarkt und Restaurant in Drniš sein. Unterwegs kam natürlich die Meldung rein, dass ein kurzer erster Teil eines Güterzuges in Solin nach Perković gestartet sei. Tja, dumm gelaufen... Aber jetzt mussten wir dort nicht mehr hinfahren. Nach einer eher erfolglosen Erkundung in den Feldern zwischen dem Bahnhof Drniš und der Steigung ging es geradewegs ins Kod Tome, das wir ja schon Samstag getestet hatten. Um 21 Uhr waren wir wieder im Apartment, wo wir noch etwas die Veranda genießen konnten. Aber der Schlafentzug der letzten Nächte machte sich bemerkbar, und um 22 Uhr war Schluss...
Jeden Morgen an der Ausfahrt Knin mit dem Festungsblick zu stehen und darauf zu warten, dass vielleicht doch mal eine Lok richtig steht, war uns zu blöd. Deshalb mussten wir aber heute noch früher aufstehen, denn wir wollten dem 1880 und 1204 ins Gebirge entgegen fahren. Um 5:30 ging es los und kurz nach 6 trafen wir zeitgleich mit dem ersten Sonnenstrahl in Malovan ein. Das Soundspektakel gab es diesmal in Stereo, denn von Zrmanja arbeitete sich ein Güterzug den Berg hoch und von Gračac war bereits der 1880 lautstark zugange. Der Güterzug ging an die Seite und ließ beide Nachtzüge kreuzen.
Der Güterzug mit 2063-Doppel wartet in Malovan im ersten Morgenlicht die Kreuzung zweier Nachtzüge ab.
Einer davon ist B 1204, der "Ungar", der sich hier dem Bf Malovan nähert.
Und der Güterzug darf weiter fahren.
Angesichts der wieder mal langnasigen Lokstellungen hielt sich meine Motivation für eine Verfolgung des 1204 in Grenzen. Aber wir hatten gestern noch eine vermeintlich passende Stelle bei Kosovo ausgemacht, Leander hatte keine Probleme mit der Langnase und auch ohne es drauf anzulegen hatten wir den Zug bis Knin dicke überholt. Bei der Stelle selbst fand ich das Frontlicht noch etwas dürftig, so dass ich mal bischen seitlicher gegangen bin. Danach ging es nach Knin zurück, wo der beschmierte Nahverkehr auch nochmal mit der Tvrđava aufs Bild durfte.
Der B 1204 nochmal hinter Kosovo.
Pu 5803 verlässt den Bahnhof Knin.
Es war nun 8:15 und das Morgenprogramm war beendet. Wir nahmen uns Teigtaschen von der Pekara mit und frühstückten auf der Veranda. Danach konnte etwas Schlaf nachgeholt werden. Es geht doch nichts über ein schönes Standquartier zentral im Einsatzgebiet. Gegen 11 starteten wir zu einer kleinen Sightseeing-Runde. Es ging direkt oberhalb von Knin auf einem gut befahrbaren Schotterweg in die Krkaschlucht hinein. Spektakulär war der untere Teil direkt am Ortsrand, wo das Wasser einen Felsen unterquerte. Bei höherem Wasserstand auf der Oberseite des Felsens gibt es hier sogar einen hohen Wasserfall zu bewundern, aber der war nun trocken. Das Flussbett des Krka Oberlaufes war auch komplett ausgetrocknet. Nach einer der letzten Talwindungen hatten wir sie fast zum greifen nah: Die markante senkrechte Felswand der Dinara.
Oberhalb von Knin kommt die Krka durch eine lange Schlucht angeflossen, die sich nach oben hin zur Dinara wieder öffnet.
Unser Mietwagen hat ein Selfie mit der Dinara gemacht. Da kann man übrigens auch hoch laufen. Man muss es aber nicht :-)
Das Tal ging nun in eine kleine wilde Hochfläche über, oberhalb derer die Dinara thronte. Die Schotterpiste sollte nun bald wieder die Landesstraße 1 erreichen, die wir in Knin verlassen hatten. Der weitere Plan war, am Perućko Jezero, einem großen Stausee oberhalb von Sinj, einen schönen Strand zu finden, an dem wir mal ins Wasser springen könnten. Einen schönen Strand in Kroatien, ha ha, finde den Fehler! Das ging schon damit los, dass das Südufer auf dem Luftbild vielversprechender als das Nordufer ausgesehen hatte, eine Baustelle ab Vrlika uns aber zwang, an das Nordufer zu fahren. Erst sah es ja noch so aus, als ob man auf balkanische Weise einspurig durch die Baustelle fahren könne, doch als der Asphalt in, äääh, eigentlich gar nichts über ging, und dort auch noch LKWs entgegen kamen, gaben wir auf. Wir landeten auf der Halbinsel von Garjak, wo wir einen brauchbaren, vor allem aber leeren Steinstrand fanden. Keine Ahnung, wie privat das da war, aber man konnte schön im Schatten sitzen und, nachdem man den Balanceakt über die Steine geschafft hatte, auch herrlich im piewarmen Wasser baden.
Steinstrand an der Halbinsel von Garjak am Perućko Jezero.
Derweil wurde Sara bei uns im Kofferraum immer heißer...
Nach dem Abtrocknen mussten wir langsam mal über das Nachmittagsprogramm nachdenken. Zunächst einmal mussten kalte Getränke her. Die gab es in Vrlika, einem wirklich schönen Städtchen mit engen Straßen und einer Burgruine oben drüber. Dann ging es die direkte Straße nach Drniš, die über einen offenen Pass hinüber führte, der wunderbare Weitblicke ermöglichte.
Päuschen auf einem kleinen Pass. Die weißen Kleckse in der Ferne sind das Knauf-Werk von Kosovo.
Für den IC 522 wollten wir mal einen Felsblick bei Ramljane bzw Hp Kaldrma nutzen. Erst dachten wir schon, dass so ein Fernschuss die pure Verschwendung sei, da in Split momentan an betriebsfähigen Loks nur richtigrum stehende vorhanden sein sollten. Da konnte uns die plötzlich reinkommende Meldung, dass man eine bisher in der Werkstatt stehende Lok genommen habe, die falschrum steht, nicht mehr ganz so heftig aus der Bahn werfen. Unglaublich ist es aber trotzdem... Wir fuhren auf die Felsen hoch und warteten auf die Dinge, die da kommen sollten. Auch hier gab es einen schönen Weitblick. Der IC 522 setzte schon wieder massiv Verspätung zu. Wolkenfelder verdunkelten die Szene. Doch auf die stetig steigende Verspätung war Verlass! Als der Zug hinten auftauchte, lag die Landschaft wieder weitestgehend in Sonne.
Mittlerweile hatten wir auch einen richtigen Ausblick von den Felsen von Ramljane gefunden. IC 522 hat den Bahnhof Kosovo hinter sich gelassen und rollt auf den Hp Kaldrma zu.
Interessanter wurde es definitiv für den Ungarnzug B 1205, den wir nochmal bei Sadine probieren wollten. Dass die Lok vorwärts vorm Zug hängen würde, war wie gesagt gesetzt. Aber die Wolken... Auf dem Weg zur Küste sandten wir bange Blicke zum Himmel. Paar dicke, sich kaum bewegende Klopper verschatteten eigentlich alles. Doch vor Ort sah es tatsächlich so aus, dass die dicken Klopper abziehen. Dahinter kamen noch paar kleine Küddel am Himmel, ansonsten aber viel blau.
Bald war man richtig guter Dinge. Einzig die Standortwahl fiel schwer, denn es gab mehrere Umsetzungsmöglichkeiten. Aber es machte ja auch Spaß, kreuz und quer durch licht stehende Büsche und über Felsen zu stromern, um den bestmöglichen Platz zu finden. Bald hatte man sich entschieden und der Zug näherte sich auch schon lautstark. Sonne war jetzt sicher. Und doch - als der Zug um die Ecke bog, entfuhr mir absolut ungeplant ein lauter Schrei der Entrüstung. Die Lok stand falschrum. Gestern hatten wir sie noch vorm IC 521 falschrum NACH Split, jetzt kam sie Arsch voraus VON Split, wo es weder Drehscheibe noch Gleisdreieck gibt.
Zum Glück hatte ich mich für die seitlichere Perspektive entschieden: B 1205 oberhalb von Sadine mit der Bucht von Kaštela und Split im Hintergrund.
Bei mir machte sich absolute Fassungslosigkeit breit. Dass das Verhältnis zwischen vorwärts und rückwärts fahrenden Loks mal ungünstiger sein kann als 50:50 - geschenkt. In der Regel konnte man auch immer etwas durch Priorisierung an diesem Verhältnis zum Guten drehen. Aber in diesem Urlaub kommen die Loks ja ungelogen nord- wie südwärts mit dem Heck voraus.
Hätte man das alles gewusst, hätte man sich um den Güterzug kümmern können, der gleichzeitig von Norden anrollte. Wie konnte das sein, dass diese Lok gedreht worden war? Großen Appetit hatte ich nicht. Dennoch schauten wir in Drniš zu einem anderen Restaurant als die Tage, das aber dicht hatte. So landeten wir in Knin in einer Pizzaria, die aber auch die übrige balkanische Küche beherrschte. Meine Fleischplatte war gut, aber viel zu viel...
Fleischplatte für - äääh - eine Person im La Rossa zu Knin.
Der Abend wurde wie immer auf unserer Veranda beschlossen.
Das Blatt sollte sich wenden. Das musste einfach! In Osijek sollten gestern zwei 2044er sein, die mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit richtig rum ständen. Das bedeutete, dass der 1880 eigentlich (!) mit der Lok richtigrum kommen müsste. Grund genug, nochmal das Motiv mit dem Blick auf die Kninska Tvrđava aufzusuchen. Leander, der sich an rückwärts fahrenden Loks nicht so stört, wollte aus naheliegenden Gründen nicht nochmal dorthin. Ich fuhr ihn erstmal nach Ramljane und mich dann zum Festungsblick. Der EN 1153 war stark verspätet und kam auch noch. Zuglok war die 2044 016, die gestern unerwartet falschrum vorm 1205 gehangen hatte. Also war sie jetzt richtig rum? Nein, natürlich nicht, da sie den 1205 nach Ogulin gefahren hat, den 1153 aber in Oštarije übernommen hat. Die bange Hoffnung lag jetzt also auf dem 1880. Fast mochte man kaum glauben, dass es mal klappen würde. Aber es ergab sich tatsächlich ein völlig ungewohntes Bild: Eine vorwärts (!!!) fahrende 2044 zog den 1880 aus dem Bahnhof.
Yess! Vier Anläufe mit insgesamt sechs Zügen brauchte es, bis mein Haupt-Wunschmotiv so im Kasten ist, wie ich es wollte: Eine vorwärts fahrende 2044 zieht B 1880 aus Osijek vor der Kulisse der Kninska Tvrđava aus dem Bahnhof Knin.
Wie beschlossen fuhren wir hinterher. Erst hatten wir an die Kurve Nožine gedacht, dann aber festgestellt, dass man mal den Blick von der nördlichen Brücke Prgomet machen könnte. Ok, war kein Musthave...
Und B 1880 nochmal bei Prgomet.
Die Verheißungen vorwärts fahrender Loks gingen weiter! Der IC 521 sollte heute die 2044 030 vor haben, die gestern rückwärts nach Zagreb gefahren war. Wenn die nicht gerade mit der Lok eine 30 Jahre brach liegende Drehscheibe nach deren Restauration gestern eingeweiht haben, könnte sie also vorwärts kommen. Praktischerweise standen wir für den 1880 eben auf der Brücke eines Autobahnzubringers, und als Motiv für den 521 hatten wir ebenfalls eine solche als Möglichkeit in Betracht gezogen: Die vom Autobahnzubringer Perušić. Also rauf auf die Autobahn und anderthalb Stunden später wieder runter. Auch hier passte die Voraussage.
IC 521 erreicht Perušić. Oh, schon der zweite Zug heute mit Kurznase voraus!
Auch wenn jetzt das Hochlicht mit aller Macht kam, beschlossen wir, den Zug nochmal zu überholen. All zu wertvoll kam dieser Tage die richtig stehende Lok. Ich wollte gern nochmal die schöne Außenkurve vor Zrmanja haben und Leander ließ sich in Malovan absetzen. Von der Küste her zog nun massiver Schlonz auf, aber der IC gab alles und tauchte bei uns beiden in einem lichten Moment auf.
Und nochmal der IC 521 im Gebirge kurz vor Zrmanja.
Für die Mittagspause hatten wir auch schon Programm. Diesmal wollten wir uns die Zrmanjaquelle anschauen. Zu der hat man ja eine "gewisse Beziehung", denn sie entspringt in einem Trichter, von dem die Felswände 250m hoch senkrecht ansteigen. Und gaaanz gaaanz oben am Rand verläuft die Bahnstrecke entlang. Das obere Ende des Trichters kannte man also, und den Trichter in seinem gesamten Ausmaß hat man schon oft genug von der Straße bewundern dürfen. Nun wollten wir also mal in den Felskessel hinein laufen.
Zur Veranschaulichung ein Bild aus 2013: Es zeigt wunderbar den Blick von der Nationalstraße 1 mit der Gesamtansicht des Felstrichters "Misije" (Mission), in dem die Zrmanja entspringt. Ganz oben am Rand des Trichters sind die Wagen eines Güterzuges erkennbar.
2019 waren wir mal am oberen Rand des Trichters gewesen.
Wenn man mich nach Geheimtipps für Kroatien fragt, würde ich den nun folgenden Spaziergang nennen. Unten im Zrmanjatal fuhr man bis zum nördlichen Ende des durchs Tal führenden Asphaltweges. Da wies ein kleines dezentes P-Schild darauf hin, dass es nun zu Fuß weitergeht. Ein hübscher Feldweg brachte uns entlang des kurz hinter der Quelle schon ganz schön ansehnlichen Flusses bis zu einem gepflegten Anwesen. Von hier führte ein Fußpfad parallel zum Fluss weiter. Ein kleiner, verwunschener Friedhof wurde passiert. Nach einigen hundert Metern endete der Pfad an einer kleinen teichähnlichen Erweiterung des Flusses, die nach oben hin von einer urigen Steinmauer beherrscht wurde, aus der das Wasser einer starken Quelle gleich hervorschoss. Bäume spendeten dem Platz angenehmen Schatten.
Entlang der schon ziemlich ansehnlichen Zrmanja geht es...
...auf den Felskessel Misije zu, in dem der Fluss entspringt. Ganz oben ist ein kleines Stück Bahndamm zu erkennen.
Wie ein kleines verwunschenes Paradies kommt einem dieser kleine Weiher vor, oberhalb dessen die verwitterte Mauer "Prezid" das Wasser der oberen Quellen ausspuckt.
Da sich in trockenen Sommern aus der Mauer aber kein Wasser ergießt, ab hier jedoch reichlich Wasser im Flussbett ist, darf wohl angenommen werden, dass dieses Becken auch wieder so ein "Quelltopf" ist. So unerschlossen wir die Quellen vorfanden, so wenig Informationen gibt es auch im Internet über die genaue Beschaffenheit der Zrmanjaquelle. Die Staumauer "Prezid" wurde 1924 errichtet, als der Ort Zrmanja ein richtig lebendiges Dorf mit knapp 1000 Einwohnern, mit Läden, einer Schule und Pavle, dem Postboten war (Quelle: Wikipedia, hoffentlich richtig übersetzt). Heute gibt es noch 11 Einwohner.
Offenbar war das nicht die (oberste) Quelle. Wir hatten ja noch längst nicht die Wand des Felskessels erreicht. Besser gesagt: Wir befanden uns noch nichtmal im Felskessel. Nunmehr war es nur noch eine Spur, der man aufwärts folgen konnte. Bald erreichte man einen kleinen Felsgrat, der praktisch den unteren Rand des Felskessels bildete. Das höhere Ende des Felskessels war hinter diesem Felsgrat links, so dass wir einer nach links führenden Spur abwärts in den Trichter folgten. Der Grund des Kessels war nun ganz schön verwildert. Das Flussbett bestand aus moosüberwachsenen Steinen, zwischen denen aber alles trocken war. Erst paar Meter tiefer hörte man erstes Wasser plätschern, das offenbar unter den Steinen nach und nach zutage tritt.
Hier entspringt die Zrmanja. Relativ unspektakulär beginnt es unter den Steinen nach und nach zu plätschern.
Wirklich schön war es da nicht, zumal dort auch viele dicke Insekten (Bremsen & Co) herumschwirrten. Deshalb gingen wir zu dem Weiher an der Staumauer zurück, wo wir sogar ein Fußbad im eisig kalten Wasser nahmen.
Fußbad direkt unterhalb der 100 Jahre alten Staumauer "Prezid". Das Wasser der frisch geschlüpften Zrmanja war so eisig kalt, dass es schmerzte.
Soweit die Mittagspause. Das Konzept lautete nun, den IC 522 irgendwo bei Drniš zu nehmen und dann für den EN 1152 nochmal Sadine aufzusuchen. Das wäre an sich auch ein gutes Konzept gewesen, wenn da nicht noch dieser südfahrende Güterzug auf der Bildfläche erschienen wäre - natürlich mit rückwärts fahrender Lok. Leander empfand eine große Vorliebe für diesen Zug und machte ihn auch mir schmackhaft, dass er ja ideal für die Felskante bei Ramljane käme und man auf die Entfernung den langen Vorbau doch gar nicht sieht. Also hoch da! Doch wie wir aus dem Auto stiegen, hörten wir den Zug schon unten durchfahren. Das war schon mal doof. Noch dööfer war aber, dass wir dadurch den IC (mit richtigrummer Lok!) gefährdeten. Wir hätten ihn nochmal von den Felsen machen sollen, doch bauten wir auf die übliche Verspätungszunahme und fuhren nach Drniš. Als wir hinter paar Schleichern in die Stadt einfuhren, kam schon die Durchfahrmeldung aus Žitnić. Das konnte nichts werden. Das wurde auch nichts. So brauchten wir wenigstens das unerwartete Hindernis auf dem Feldweg, eine riesige und ziemlich verständnislos dreinschauende Wachtelfamilie, nicht unnötig aus der Ruhe zu bringen.
Leander fand den Güterzug so toll, dass er sich von mir in Mravnica hat absetzen lassen, wo man vom Berg auch Züge von Norden topp umsetzen kann. In Sadine hatte er auch schon alles. Ich fuhr wie geplant dorthin weiter. Es war wieder mal herrlich dort, zumal die Meldung reingekommen war, dass der EN mit der diesmal wirklich richtig rum stehenden 2044 016 bespannt sein soll. "Leanders" Güterzug war inzwischen auch vorbei gekommen und in Kaštel Stari an die Seite gegangen, doch der EN ließ sich Zeit. Nun denn, das Seitenlicht würde immer besser werden, bis dann irgendwann gar kein Licht mehr da wäre... Irgendwann tauchte die rotweiße Wagenschlange dann doch noch auf, und das laute Georgel der 2044 war bereits zu hören, als der Zug noch vor Kaštel Stari war. Die Lok war richtigrum, keine Wolke, ja, so wollte man das haben!
Den Bummelzug Pu 5509 gibt es oberhalb Sadine nochmal seitlicher mit Blick auf das Wasser.
Den EN 1152 gab es frontaler mit der Bergkulisse.
Gemütlich zum Auto zurück gegangen, unten an der Schnellstraße getankt und zu Leander zurück gefahren. Wir entschieden uns wieder für ein Abendessen in Knin. Der Italiener mit kroatischer Grillküche bei uns in der Nähe war ja wirklich gut gewesen. "La Rossa" heißt das Restaurant direkt gegenüber der Polizeistation. Ach ja, Polizei! Wir hatten noch schnell vor nem Supermarkt geparkt, um Getränke zu bunkern. Als wir wieder rauskamen, stand ein Polizeiwagen vor unserem und es wurde schon fleißig in einem Block rumgekritzelt. Sollte 60€ kosten, oder 30€ bei Sofortzahlung. Die nahmen sogar Kreditkarte... Zurück zum Restaurant. Obwohl ich heute gar nicht viel gegessen hatte, nahm ich nur ein Nudelgericht und nen Šopskasalat. Das genügte vollauf!
Ab heute sollten wettertechnisch die absoluten Topptage kommen, was auch gut passte, denn ab morgen sind wir nicht mehr im Lande. Und heute Morgen gab es nur den B 1880. Wir hatten überlegt, für den nochmal auf den Malovanpass hoch zu fahren, wenn er über 20min Verspätung hätte. Also extra entsprechend früh den Wecker gestellt. Es darf ja alles nicht zu einfach sein. Er hatte +15. Wir blieben stur bei unserer Grenze, drehten uns nochmal um und fuhren eine Stunde später zu den Felsenblicken bei Ramljane. Der Zug kam wieder Mors voraus, also hatten wir auf dem Pass nichts verpasst. Leander wollte gern nochmal hinterher, ich nicht, aber natürlich fuhren wir. Bei Zitnić mussten wir aber erkennen, dass der Zug schneller oder wir langsamer als gestern waren. In Planjane würden wir ihn nicht bekommen. Und ganz nach Prgomet - darauf hat Leander dankenswerterweise verzichtet. Wir fuhren zurück nach Knin und nahmen unterwegs an der Esig-Tafel des Bf Kosovo den Pu 5803 mit. Leider konnten wir den mit der Flagge Einfahrt signalisierenden Weichenwärter nicht ins Bild integrieren. Er hielt sich hinter uns und machte auch einen ziemlich grimmigen Eindruck, so dass wir ihn lieber nicht ansprachen.
"Künstlerzug" Pu 5803 passiert das nördliche Einfahrsignal von Kosovo, das nur aus einer Tafel besteht. "Einfahrt frei" signalisiert der Weichenwärter, der hinter uns steht, mit seiner Flagge.
Nach einem kleinen Einkauf gab es in der Bude als Frühstück Resteverwertung; dann räumten wir noch etwas auf und hielten Siesta. Auf der Schiene tat sich nichts. Aber irgendwann wollte man doch was tun. In den letzten Tagen waren die Temperaturen auch mittags dank des leichten Windes immer noch gut auszuhalten gewesen. Deshalb wuchs die Lust auf eine erneute Aktion abseits des Schienenstranges. Wir peilten die Krupaschlucht an. Erstmal ging es zum Kloster Krupa. Auffällig war hier der "serbische Einschlag" mit viel kyrillischer Beschriftung. Überhaupt waren uns die letzten Tage rund um Knin extrem viele serbische Kennzeichen aufgefallen. Offenbar kehren doch so manche Krajina-Serben in ihre Heimat zurück und bekommen im Sommer entsprechend viel Besuch aus Serbien.
Ausblick über das Zrmanjatal bei Zegar mit der Gebirgskette des Velebit im Hintergrund.
Das serbisch-orthodoxe Manastir Krupa von außen...
...und im Innenhof. Das Kloster geht auf das Jahr 1347 zurück!
Danach wollten wir aber mehr den "naturellen Überblick". Wir suchten rund um das Dorf Golubić zwei Aussichtspunkte auf, wobei besonders der zweite mit der Mündung des Krupacanyons in den Zrmanjacanyon grandios war. Den musste man sich aber auch erwandern. Der steinige Weg und die Steigung zurück waren noch ok, aber der Weg war praktisch schattenlos, und der Wind kühlte nicht mehr so toll wie an den letzten Tagen.
Blick von einem kleinen Café, in dem alles drei Euro kostete, entlang der Krupaschlucht abwärts. In dem Felskessel hinten rechts mündet die Krupa in die Zrmanja. Das schauen wir uns als nächstes an.
Steinige Gegend... Beginn des Wanderpfades zum Felsgrat oberhalb der Krupamündung.
Blick den Krupacanyon aufwärts.
Von links kommt die Krupa, von hinten rechts die Zrmanja. Gemeinsam fließt man dann nach rechts...
...als Zrmanja dem Meer entgegen.
Zurück im Auto waren wir gut durchgeschwitzt. Aber das war dennoch wieder ein schönes Mittagsintermezzo. Mittlerweile hatten wir die Meldung, dass der IC 522 vorwärts kommen sollte (ihr wisst, was ich meine...), und so wollten wir uns nochmal bischen um den Zug kümmern. Dazu ging es die eindrucksvolle Passstraße durch die Felszinnen des Velebit rüber nach Gračac und dann hoch auf den Malovanpass. Zunächst erwarteten wir den IC oberhalb von Zrmanja.
Oberhalb Zrmanja erwarten wir IC 522.
Im weiteren Fahrtverlauf gab es noch Bilder in Malovan, nach mühsamer Suche an mehreren BÜs im letzten Moment in der Einfahrt Lovinac und dann nach Autobahnpassage nochmal von der Brücke in Perušić.
IC 522 nochmal im Bahnhof Malovan,...
...bei der Einfahrt in den Bahnhof Lovinac...
...und bei der Ausfahrt aus dem Bahnhof Perušić.
Das war doch mal eine nette Sache gewesen! Auf die andere Seite der Mala Kapela wollten wir den Zug diesmal nicht verfolgen. Aber eine Idee für den kreuzenden 612 hatten wir noch: Die Einfahrt von Ličko Lešće mit der Felswand. Der IC 523 ließ uns sehr lange warten. Zwischendurch war die Sichtung reingekommen, dass ein Rail&Sea Knickkesselzug mit Doppelbespannung in Perušić auf X523 wartet. Für den suchten wir noch schnell nach einer brauchbaren Stelle nordwestlich Perušić. Das artete zuletzt auch in Stress aus, weil immer was nicht passte, aber am Ende hatten wir den Zug an zwei verschiedenen Stellen.
IC 523 fährt in den Bahnhof Ličko Lešće ein.
Rail&Sea kommt mit dem Kreideschlamm-Zug 63310 bei Sveti Marco angefahren.
Das war ein tolles Nachmittagsprogramm gewesen; jedenfalls mehr, als wir erwartet hatten. Mittlerweile war es nach 19 Uhr, und wir beschlossen, noch etwas zu fahren, dann aber bei Gračac im Restaurant Tomić, an dem man schon zigmal vorbeigefahren ist, essen zu gehen. Zum Abschluss gab es natürlich nochmal die Fleischplatte, die auch hervorragend war.
Zum Abschluss nochmal die Grillplatte für zwei: Diesmal im Restaurant Tomić bei Gračac.
Anschließend war man auch in einer guten halben Stunde in Knin, wo es natürlich noch das Feierabendbierchen auf der Veranda gab.
Heute war nochmal besonders frühes Aufstehen angesagt. Wir wollten den Nachtzügen einmal mehr auf den Malovanpass entgegen fahren. Etwas zugute kam uns die leichte Verspätung der Züge von je rund 30min. Wir brachten die Bude grob in Ordnung und verließen sie mit Sack und Pack gegen 6 Uhr. Bezahlt hatten wir gestern schon. Als wir das Auto in der Bergwelt auf 800m Höhe verließen, lag schon das Orgeln in der Luft und das Motiv war bereits gut ausgeleuchtet. B 1880 kam sogar mit richtigrummer Lok!
B 1880 erreicht den Bahnhof Malovan.
Dennoch hatten wir uns entschieden, auch den "Ungarn", den B 1204, hier noch abzuwarten. Risiko! Eigentlich hätte man der richtigrum stehenden Lok folgen sollen. Aber der Ungar war der interessantere Zug, und irgendwie hatten wir es im Blut, dass es heute mal passen muss. Bald grummelte es schon wieder von unten. Und es kam --- die heftig rußende 2044 018 --- vorwärts, yippieh!
Es folgt B 1204.
Wir konnten den Zug als Taxi nehmen und noch einige weitere Male fotografieren. Der kleine Viadukt bei Stara Straža und das Felsmotiv bei Ramljane waren ja praktische drive&klick. Das Kraxeln auf den Bahndamm bei Planjane war etwas mühsam, und ein Abrutschen auf dem Rückweg geradewegs in die Dornen brachte meinen Beinen ein vollendetes Kratzermuster...
B 1204 nochmal auf dem Viadukt von Stara Straža mit der heiligen Mutter Gottes an der Laterne,...
...an den Felsen von Ramljane...
...und vor Planjane.
Als letztes Motiv hatten wir die Fotokurve Nožine angepeilt. Das hätte auch gut geklappt, wenn nicht der IC 520 in der Gegenrichtung den gesamten Verkehr aufgehalten hätte. Wir kamen direkt nach Durchfahrt des B 1880 dort an, doch bald war absehbar, dass wir unser Ultimo für die Abfahrt zum Flughafen all zu sehr verbiegen müssten, wenn wir hier noch auf den B 1204 gewartet hätten. Dann lieber nicht. Den Flug wollten wir nicht aufs Spiel setzen.
So ging es zügig und zum Glück ohne Unterbrechungen direkt in Pergomet auf die Autobahn und nach Zadar. Tanken, Autoabgabe und das Einchecken klappten noch gut im Rahmen der Zeit, und weit vor Planabflugzeit kam "boarding completed". Allerdings ging es deshalb noch längst nicht los. Aber mit paar Minuten plus dann schon. Waren wohl gerade keine Slots frei in diesem stark beanspruchten Flughafen...
Der Laudaair-Flieger im Auftrag von Ryanair war furchtbar eng, und der volumenreiche Mensch auf dem Sitz vor mir drückte seine Lehne auch noch unnötig in meine Richtung. Aber die gute Stunde war schon auszuhalten. Das Gepäck drehte schon seine Runden, als wir das Band erreichten. Um 13:42 saßen wir in der U-Bahn. Am Hbf trennten sich unsere Wege. Ich dachte eigentlich, den ICE 586 um 14:22 noch super topp erreicht zu haben. Aber das wäre ja bissi zu einfach gewesen... Der 586 wurde nun plötzlich mit +60 angekündigt, suuuuper!
Leider war das nur ein Halbzug nach Hamburg, und der war so unfassbar voll, dass ich mir schnell einen brauchbaren Platz auf dem Boden vor einer Tür sicherte. Die Luft war da allerdings so dermaßen stickig, dass ich mir ernsthafte Gedanken um Ersatzmaßnahmen gemacht habe. Da wir Würzburg vermutlich mit unter einer Stunde Verspätung erreichen würden, wäre der naheliegende Gedanke, dort in den nächsten Takt umzusteigen, der ja nur paar Minuten später kommen müsste. Müsste...!
Der besagte ICE 786 hatte allerdings auch +60, so dass ich den Gedanken erstmal verwarf. In Kitzingen mussten wir wegen eines eingleisigen Bereiches zwei Gegenzüge abwarten, so dass wir weiter zusetzten. Da mein Getränk auch zur Neige ging, ich den Mief im Vorraum wirklich nicht länger ertragen konnte und der Zug in Würzburg nochmal deutlich voller wurde, beschloss ich kurzerhand auszusteigen. Das war dann auch sehr erholsam, zumal die stechende Hitze in Nürnberg nun durch trübes Regenwetter ersetzt war. Der 586 fuhr dann auch ewig nicht los und immer mehr Leute stiegen aus. Hatte wohl niemand Lust auf Sardinenfeeling. (Nachtrag: Der Zug wurde sogar "teilgeräumt"; die entsprechenden Durchsagen im Zug habe ich auf dem Bahnsteig nicht vernommen).
Gegen 17:25 fuhren zwei ICEs nach Hamburg gleichzeitig ein. Zum Glück kam ICE 584, der nächste 402-Doppler aus Nürnberg, der auch nur als Halbzug nach Hamburg fahren würde, eine Nuance früher. So stiegen die meisten dort ein. Ich nahm den 786, der hinterher fuhr. Das war ein kompletter langer 412, in dem ich sogar einen Sitzplatz bekam.
Nur mit der Reservierungsanzeige kam ich nicht klar. In Würzburg stand bei meinem Gangplatz "Belegt bis Hamburg". In Fulda, wo die Dame neben mir ausgestiegen war, stand plötzlich an beiden Plätzen "ggf reserviert". Und so ein rumhampelndes und auf dem Sitz tanzendes fettes Mädchen auf der anderen Gangseite ging bis Kassel tierisch auf den Senkel. Vor Kassel überholten wir dann sogar fliegend den 584 wieder. Vor Kassel verabschiedete sich der Zugchef tränenreich (also jedenfalls sehr emotional) von den Fahrgästen und dankte ihnen, dass sie ihn und seine Kollegen trotz der hohen Verspätung leben gelassen haben (nicht mit den Worten, aber durchaus sinngemäß). Abgelöst wurde er durch eine sachlich-kühle Norddeutsche, die (zum Glück) nicht viele Worte machte. Nun wurde die Fahrt richtig angenehm. Ich behielt meine Zweierreihe und traf nur eine gute halbe Stunde nach der Sardinenbüchse 586 am ICE-Bahnhof zu Füßen meines Wilstorfer Hügels ein.
Das Tourkonzept war schon schick. Diese Ecke, durch die die Lika- und Dalmatienbahn führt, ist einfach Urlaub pur. Eigentlich sollte man sich das jedes Jahr geben. Der Urlaubsgedanke wurde definitiv unterstützt durch das wunderschöne Standquartier, das wir die ganze Woche nutzen konnten. Dazu das wunderbare Essen, die Spaziergänge in die Landschaft - das war absolut klasse. Was das Wetter angeht, so hatten wir nicht die absolut wolkenfreie Zone erwischt, aber angesichts der Tatsache, dass in den Wochen vor und nach unserem Urlaub Temperaturen bis 40°C herrschten, konnten wir über die angenehmen Temperaturen in unserer Woche absolut froh sein. Und auch von der Bahn sind ja durchaus tolle Bilder zustande gekommen. Effektiv war das zwar alles nicht und die Lokstellungen waren im Schnitt schon unnötig ungünstig, aber das ist dann eben persönliches Pech. Und man muss ja auch das Positive sehen: Wir hatten bei den Lokbespannten keine Graffitischäden, die Züge fuhren wie sie sollten und wir hatten relativ klares Licht. So viel Zugverkehr ist da ja auch nicht, so dass die Kombination mit den anderen genannten Urlaubsaspekten einfach ideal ist.
Vielen herzlichen Dank an Nikola und Niklas für die tatkräftige Unterstützung mit Infos!