Autor: Jan-Geert Lukner. Alle Rechte am Text und an den Bildern liegen beim Autor.
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Geschrieben im Februar 2021 nach Tagebuchaufschreibungen aus dem März 1990.
In diesem Bericht fasse ich zwei Tagestouren in den Thüringer Wald zusammen. Beide Touren passen vom Thema gut zusammen und lagen nur zwei Wochen auseinander. Zeitlich befinden wir uns im März 1990. Die DDR gab es noch, Grenzkontrollen ebenfalls, und bezahlt wurde in Mark (also Ostmark). Aber die Wende war passiert, und wir "durften" nach Herzenslust rüber. Davon hatten wir auch praktisch ab dem ersten Januar-Wochenende regen Gebrauch gemacht. Die ersten Monate des Jahres 1990 habe ich als sehr grau und trübe in Erinnerung. Und in der DDR war irgendwie alles noch grauer und trüber. Aber wir waren fasziniert. Gerade im Hinblick auf die Bahn war jedes Passieren des Grenzzaunes in Richtung Osten eine Reise in die Vergangenheit. Wie eine Zeitmaschine mit Ziel "15 Jahre zurück". In einigen Belangen mehr, in anderen vielleicht auch weniger. Die Märztage, um die es hier geht, waren so mit die ersten wettertechnisch schöneren Tage, die wir im Reichsbahnland erleben durften, vielleicht von einer vorangegangenen Selketalbahn-Tour abgesehen.
Ein erklärtes Ziel war von mir damals, alle irgendwie stilllegungsbedrohten Strecken abgefahren zu sein, bevor die Stilllegung vollzogen war. Im Westen hatte man per Tramper Tickets einiges geschafft und sich gerade verstärkt der Fotografiererei zugewandt, da kam nun der ganze Osten dazu. Auch hier haben wir damals viele Kilometer Strecken abgerissen, doch wenn das Wetter schön war, sollte auch mal fotografiert werden. Meist ergab sich eine Mischung aus beidem. So auch bei diesen Touren.
Eine möglichst schnelle Verbindung für unsere Tagestour (!) in den Thüringer Wald wäre folgende gewesen: Hamburg Hbf ab 6.25 mit IC 581, Bebra an 9.30, Bebra ab 10.11 mit D 455, Erfurt an 12.53. Weiter dann je nach konkretem Ziel. Zurück sehe ich gerade, dass man an Fr-So sogar eine annehmbare Verbindung gehabt hätte: Erfurt ab 18.00 mit D 1458, Bebra an 20.13, Bebra ab 20.29 mit IC 680, Hamburg Hbf an 23.33. Mo-Do hätte man allerdings schon 13.58 ab Erfurt fahren müssen. Finde das Problem! - Nein, so konnte das nichts werden, zumal wir damals ja noch Schüler waren und uns die Fahrt mit dem IC von/nach Bebra nie und nimmer hätten leisten können. Es gab allerdings noch eine andere Möglichkeit. Zu den von den deutschen Bahnen nach der Wende zusätzlich eingeführten Zügen gehörte auch ein Nachtzug von Hamburg nach Dresden. Dieser Zug wurde bald zu unserem Zuhause, erschloss er einem doch durch günstige Anschlüsse den gesamten Süden der neuen Bundesländer. Und wer noch nie nachts um 3.38 auf dem Hallenser Hauptbahnhof aussteigen durfte, hat definitiv was verpasst ;-)
Die erste Tour fand an einem Dienstag und alleine statt, die zweite Tour an einem Samstag zusammen mit zwei Freunden. Die zweite Tour war dabei definitiv von Entdeckungen der ersten Tour beeinflusst. Da ich nie der große Eisenbahnliteratur-Konsument war, hatte ich absolut keine Ahnung von den genauen Fotomöglichkeiten. Es ging immer wieder ums Forschen und Umsetzen. Kameratechnisch war ich bis zu meinem ersten Ausbildungssalär im Herbst 1990 nur mit einer miesen Rollei Kompaktknipse mit festem 40mm Objektiv unterwegs, die immer auf unendlich stand, und wenn ich knapper belichten wollte, musste ich den Bildausschnitt wegen der ausschließlich verfügbaren Belichtungsautomatik höher wählen *grins*. Als wenn ich damals was von knapperer Belichtung verstanden hätte :-) Na ja, und wenn man nicht aufgezogen hatte, löste sie nicht aus. Das war jetzt kein so großes Alleinstellungsmerkmal gegenüber anderen Kameras, aber ich wendete diese Art des Bildversagens immer wieder "gerne" an... Jedenfalls sind die mit dieser Kamera gemachten Bilder leider auch mit viel Nachbearbeitung nicht so scharf zu bekommen, wie ihr es von den bereits veröffentlichten Berichten aus 1992 und 1994 kennt. Aber keine Sorge, bischen was erkennt man noch ;-) OK! Genug geschwafelt, los gehts!
Zu den Zugbildungen sage ich bischen was im Fließtext; die ganz genaue Aufschreibung habe ich 1990 noch nicht so betrieben.
Mit der S-Bahn ging es von meinem Wohnort Hamburg-Bergedorf nach Aumühle.
Ein Einstieg in die Schnellzüge am Hamburger Hbf vermieden wir, wenn es irgend ging, denn jeder Kilometer auf der Bundesbahn kostete ein Vermögen. Leider gehe ich in meinen Tagebuchaufzeichnungen nicht bei jeder Fahrt wieder neu drauf ein, wie wir den Grenzübertritt fahrkartentechnisch gelöst haben. In den ersten Monaten war beim Grenzübertritt ein teurer internationaler Fahrschein erforderlich. Jede Fahrkarte über die Grenze, auch wenn es Büchen - Dresden gewesen wäre, musste komplett in DM und zu einem viel höheren Tarif (0,23 DM/km gegenüber 0,08 M/km im DR-Binnentarif) bezahlt werden, auch wenn man sie bei der Reichsbahn gekauft hätte. Wir wendeten aber eine kleine tarifliche Lücke an, die uns ermöglichte, keinen Kilometer schwarz zu fahren. In Aumühle wählte man am Fahrkartenautomat als Ziel-Tarifpunkt Büchen (Gr). Und für die Ostseite hatte man sich entweder bei der letzten Tour schon einen Binnenfahrschein ab Büchen (Gr) besorgt, oder man nutzte den langen Grenzaufenthalt, um sich in Schwanheide einen solchen ausstellen zu lassen. Von Büchen (Gr) nach Halle kostete 30 M, nach Dresden 41,40 M. Der offizielle Umtauschkurs der Staatsbank der DDR betrug anfangs 1 DM = 3 M. Wenn man einmal eine Umtauschbescheinigung hatte (man durfte nur in der DDR umtauschen!), konnte man natürlich auch im Westen tauschen, wo der Kurs anfangs noch rund 1 DM = 20 M(!) war. Schnell stieg die Ostmark aber derartig im Kurs, dass sich der Kurs auf bis zu 1:2 annäherte, woraufhin auch die Staatsbank der DDR ihren Kurs auf 1:2 verteuerte. Aber angesichts dieser Preise und Kurse ist wohl verständlich, weshalb wir nicht den IC über Bebra genommen haben.
Der Zug bestand aus drei Bundesbahn Bm hinten und ca 5-8 Reichsbahn Bom davor. Natürlich fuhr man lieber im Bm. Zu meiner Überraschung waren die drei Bm diesmal allerdings ganz schön voll, woraufhin ich ein ganzes Stück nach vorn gegangen bin und dort locker ein eigenes Abteil in einem Bom fand.
Leider schlief man meist ja doch nicht so toll. Entsprechend gerädert war man, wenn man dann in Halle mitten in der Nacht den Zug verließ.
Wenn ich mich recht entsinne, saß man in diesem Zug in hell erleuchteten Halberstädtern mit Mittelgang. Das war dem weiteren Schlaf jetzt auch nicht soooo förderlich. So bekam ich das ganze Elend dann auch gut mit. Vor Bad Sulza und im Bahnhof hielten wir vor allen Signalen jeweils für mehrere Minuten, so dass schnell die gut einstündige Verspätung zustande kam. Der Bahnhof Bad Sulza, eigentlich ein ganz normaler Kleinstadtbahnhof, hat in der Finsternis des frühen Morgens irgendwie einen nachhaltigen Eindruck auf mich gemacht. Ich malte mir aus, wie eine zur Kur anreisende und hier völlig fremde Omma aus dem Zug steigen und in dieser schummrigen, doch irgendwie abweisenden Szenerie, wie ich sie bis vor einem Vierteljahr nur aus Nachkriegsfilmen kannte, bei Fehlen jeglicher freundlich leuchtender Werbungen oder Hinweistafeln ihren Weg zur Unterkunft suchen müsste. Ich glaube, der außerplanmäßige Halt war lang genug, um solchen Gedanken nachzuhängen... Die geplante Tour, von der ich aber nicht mehr sagen kann, was ich denn geplant hatte, vermutlich wollte ich irgendeine Nebenbahn abklappern, konnte nun also nicht stattfinden. Eine neue Tour musste her, deren erster Teil aber sicherlich nur dem Zeitvertreib diente.
Dass diese Hauptstrecke durch den Thüringer Wald nett sein musste, hatte ich schon auf der Karte gesehen. Das konnte man sich nun also mal anschauen. Als Ziel wählte ich den vor dem Scheiteltunnel, dem Brandleitetunnel, gelegenen Bahnhof Gehlberg. Unterwegs konnte ich im Anstieg zwischen Dörrberg und Gehlberg mehrere Motive in Form von hoch über dem Talgrund gelegenen Galerien notieren. Mein Zug wurde von einer 132 (Achtung! Alte Baureihenbezeichnungen!) gezogen und bestand aus einem fünfteiligen Gliederzug DGB und einem angehängten Dosto-Einzelwagen DBm. In Gehlberg war richtig was los. Eine 131 war gerade mit einem Nahgüterzug im Bahnhof und rangierte hin und her. Schade, dass es hier noch so trübe war, denn der Bahnhof war schön am oberen Ende des Waldtals weitab des Ortes gelegen. Die Sonne zeigte sich erst im Laufe des Vormittags mehr und mehr.
Der P 9009 hatte mich nach Gehlberg gebracht und wird in Kürze im Brandleitetunnel verschwinden. In der Ferne entschwindet ein Zug nach Erfurt. Nebenan sehe ich, dass ich auch nach Abfahrt des Personenzuges noch Beschäftigung haben werde...
..., und zwar in Form der hier mit ihrem Nahgüterzug rangierenden 131 059.
Es ging nun mit einer 132 und einer langen Kette Bghw-Wagen dieselbe Strecke wieder zurück.
Die von einer 118 gezogene Garnitur bestand aus einem Dg und einer zweiteiligen Dosto-Einheit DBx. Die DBx waren wie auch die vierteiligen DBv nicht gerade ein Ausbund an Komfort. Es gab nur schulterhohe Lehnen, so dass man seinen Kopf nirgends außer an der Kopfwand am Abteil-Ende anlehnen konnte. Vielleicht noch ein Satz zu fast allen Reichsbahn Wagen. Sie hatten keine Türblockierung und keine Türschließeinrichtung. Gerade die Schiebetüren der Dostos sah man oft mal während der Fahrt offen stehen. Wenn ich das richtig in Erinnerung habe, gab es lediglich bei den Bom, also den Halberstädter Abteilwagen, und bei einem Teil der DBm (Doppelstock-Einzelwagen) eine Türschließeinrichtung. Bin mir aber nicht sicher. Ein Foto-Aufenthalt bestand in Stützerbach, wo der Bahnsteig aber leider so in der Außenkurve lag, dass man nicht viel vom Zug sah.
Auch ohne Ankunftsfußnote in der Fahrplantabelle konnte man in Ost wie West einen längeren Aufenthalt erkennen, wenn man die Fahrzeit von der vorherigen Station bis zum fraglichen Bahnhof mit anderen Zügen verglich oder sich die Fahrzeiten der Gegenrichtung anschaute. So stand ich bei der Einfahrt in Stützerbach rechtzeitig an der Tür, um die errechneten drei Minuten Aufenthalt bestmöglichst zu nutzen. Wenn der Bahnhof dann in einer Außenkurve liegt, ist das halt Pech...
Rennsteig ist ein kleiner Kopfbahnhof auf der Passhöhe. Hier wollte ich erstmal bleiben. Erst gab es Fotos von unserem Zug im Bahnhof, dann konnte ich noch schnell einen Waldweg vorhetzen, um den Zug nochmal auf Strecke zu bekommen. Dafür, dass ich nicht wusste, was da an Fotomöglichkeiten kommen würde, konnte ich mit dem Motiv noch außerordentlich zufrieden sein.
Mein P 19045 ist im Kopfbahnhof Rennsteig angekommen. Der Zub hat die für Rennsteig bestimmten Koffer schon mal auf den Bahnsteig gestellt. Der Fdl, der offenbar den kompletten Bahnhof alleine schmiss, würde die Koffer nach Erledigung seiner fahrdienstlichen Obliegenheiten abholen.
Unsere Zuglok setzt um.
Die Lok ist nun umgelaufen, der Zug steht zur Abfahrt bereit.
Hinter der dem Bahnhof anschließenden Kurve erhält die Lok wieder Frontlicht, und ich kann den illustren P 19045 nochmal schön in ganzer Länge bekommen.
Nun war gar nicht mal sooo viel Zeit bis zum nächsten Zug von Norden. Den wollte ich nördlich des Bahnhofs im Steigungsbereich fotografieren. Leider sprangen mich hier nun nicht so die Motive an, denn nach einer Lichtung, die nur deshalb eine Lichtung war, weil sie die Schneise einer Hochspannungsleitung war, führte das Gleis erstmal ausschließlich durch den Wald. Ich hatte bei der Herfahrt weiter unten einen schönen Wiesenhang gesehen. Aber den konnte ich definitiv nicht mehr erreichen. Oder doch? Der zu erwartende Zug sollte Kurswagen aus dem Schnellzug D 752 von Leipzig haben. Ob die Signalstörung in Bad Sulza noch bestand? Überhaupt war ich nach bisherigen Erfahrungen nicht sooo überzeugt von der Pünktlichkeit der Reichsbahn. Ich beschloss, es zu wagen. Irgendwie mochte ich angesichts der sich planmäßig nähernden Zugtrasse aber wohl nicht auf dem Gleis laufen und bin durch Restschneefelder und morastigen Waldboden abwärts gehetzt. Als ich den Wiesenhang erreichte, war ich fix und fertig. Aber: Check! Ich hatte es geschafft. Nun musste ich nur noch einen Standpunkt finden, der zwangsläufig wegen des Sonnenstandes unterhalb des Zuges liegen musste. Mit 20 Min Verspätung kam eine erstaunlich saubere 118 mit drei Bmh-Wagen, die vor Schmutz schon keine Farbe mehr hatten, angefahren.
P 19047 bestand aus drei Kurswagen aus dem D 752 Leipzig - Ilmenau. Mit rund 20 Minuten Plus brummelt die Babelsbergerin das Göpfersbachtal hinauf.
Die Kurswagen kamen bald wieder von Schmiedefeld zurück, ansonsten hatte ich viel Zeit. In dem schönen Waldtal des Göpfersbachs konnte man herrlich ungestört die Seele baumeln lassen bzw auch eine Runde schlafen lassen. Nebenbei wurde aber auch noch ein Brief geschrieben. Einer meiner Onkel war Briefmarkensammler und freute sich immer, wenn er Briefe mit Poststempeln von den abseitigen Gegenden, in denen ich mich so herumtrieb, bekam.
Rechtzeitig zum nächsten Zug lief ich zum Bahnhof zurück. Durch das Tal führte zum Glück auch ein bequemner Fahrweg. Zu dem musste ich bloß den Bach und den umgebenden Morast queren. Dank einiger Steine und Stämme über den Bach ging das aber trockenen Fußes. Gemütlich wanderte ich durch die schöne Natur aufwärts. Bevor ich meinen Zug bei der Einfahrt aufnahm, wollte ich erstmal die weitere Fahrkarte klarmachen. Spaßeshalber bestellte ich eine Fahrkarte nach Oberhof. Der Fdl, der auch die Fka betreute und im Angesicht der näher rückenden Zugkreuzung sichtlich immer nervöser wurde, meinte, dorthin führe nur im Sommer ein Bus. Na ja, immerhin hat er nicht den Wanderweg empfohlen, nach dem sein Bahnhof benannt ist. Mit der launischen Belehrung, dass man sich seine Fahrkarte nicht so kurz vor dem Zug kauft, verkaufte er mir einen Pappdeckel nach Schleusingen. Pappfahrkarten nahm man eh lieber als was Handgeschriebenes... Sooo knapp vorm Zug war das eigentlich auch gar nicht gewesen; immerhin konnte ich nun noch schnell in die Einfahrkurve (die Schneise mit der Hochspannungsleitung) laufen und den Zug dort erwarten.
Hier kann man ein Verständnis für die Höhendifferenz dieser Steilstrecke erlangen: Den Abschnitt, auf dem ich vorhin P 19047 fotografiert hatte, sieht man da gaaanz unten im Tal! P 19049 hat das obere Ende des Göpfersbachtals und das Ende der Steigung erreicht.
Vielleicht hatte ich angesichts des schönen Wetters auch gezielt nach einem Bus nach Oberhof gefragt, um dort noch paar Aufnahmen machen zu können. Wobei ich dann ja nicht die südliche Rampe runter nach Schleusingen hätte fahren können. Mit dem Zug musste ich nun einen "kleinen" und vor allem zeitaufwändigen Umweg nach Oberhof fahren... Damit ich nicht so lange in Schleusingen herumstehen musste, bin ich bis Veßra (kurz vor Themar) weitergefahren.
In Veßra lief ich natürlich auch schnell vor, um ein Foto zu machen. Leider passte hier der Sonnenstand nicht so gut.
So einen Abstecher hätte man heute angesichts der fünfminütigen Verspätung und zweiminütigen Übergangszeit in Schleusingen möglicherweise bereut, doch hier wurde selbstverständlich gewartet. Von Themar kam diesele Zugeinheit, mit der ich in Veßra angekommen war, zurück; eine 118 mit zwei DBm.
Dieser Zug bestand aus einer 118 mit drei Bghw Wagen. In Suhl hab ich es irgendwie in der kurzen Übergangszeit noch geschafft, Briefmarken zu organisieren, denn ohne hätte mein Onkel wohl nicht viel Freude am Poststempel gehabt... Vermutlich war das Postamt direkt am Bahnhof, wie es sich gehört.
Unsere Zuglok von Schleusingen her setzt in Suhl um. Leider sind die sonnigen Stunden des Tages um.
Im Jahr 2021 steht es folgendermaßen um die Strecken: Ilmenau - Rennsteig: Nach längerer Unterbrechung gibt es wieder vier Zugpaare am Wochenende, Rennsteig - Schleusingen: Kein Verkehr, Schleusingen - Themar: Nur Güterverkehr, Schleusingen - Suhl: Kein Verkehr.
Dieser Zug bestand aus einem Fernzugpark und bot einen Luxus, der auf einigen Fahrten wirklich der deutlichen Mehrheit der Züge bzw Wagen abging: In diesem Zug hatte ich erstmals seit heute Morgen wieder die Möglichkeit, die Hände zu waschen. In den meisten Zügen war immer das Wasser "aus", was gerade die Toiletten nicht unbedingt zu einem angenehmen Anblick werden ließ. Das ist eine Sache, die ich nicht verstand. Die Umläufe waren im Vergleich zu heute nun wirklich nicht so straff, und Personal war zumindest anfangs auch noch überall vorhanden. Weshalb konnte man da nicht mal Wasser nachfüllen (von Seife möchte ich jetzt lieber gar nicht erst sprechen)?.
P 9022 beschleunigt aus dem Bahnhof Oberhof in den Brandleitetunnel.
Leider war es in Oberhof nun schon furchtbar trübe geworden. Der tiefe Einschnitt mit dem Wasserfall, der am Rande herunterfloss, hat mich schwer beeindruckt. Aber die Bilder sind leider ziemlich unscharf geworden. Immerhin konnte ich den Brief einwerfen. Und heute hält an dieser einstigen D-Zug Station kein einziger Zug mehr. Ich konnte es kaum glauben, als ich vor paar Wochen erfuhr, dass diese einstige Schnellzugstation heute gänzlich aus dem Fahrplan verschwunden ist! Der Bahnhof lag halt völlig abseitig, und die Straßenanbindung soll wohl von Zella-Mehlis besser sein, von wo jetzt Zubringerbusse fahren.
Ich hatte damit geliebäugelt, vielleicht ab Erfurt den Nachtzug nach Rostock zu nehmen und mir dafür sogar den Schlafwagen zu leisten. Bei einigen vorherigen Touren hatten wir festgestellt, dass diese Schlafwagen des Binnenverkehrs eine wunderbare und preisgünstige Übernachtungsmöglichkeit darstellten. Leider hatte jedoch die Reservierungsstelle (!) bereits geschlossen, so dass es auf meinen "Stammzug" ab Leipzig hinaus lief.
In der Regel bekam man in diesem Zug ein eigenes Abteil und konnte gut schlafen. So auch heute; ich war immerhin auch "erschlagen" genug.
Der Nachteil an leeren Zügen war immer, dass es ausreichend Platz gab, seine Taschen auszuräumen. Und so durfte ich in Schwanheide mal wieder "den Inhalt meiner Taschen vorführen". Ich nahm es mittlerweile mit Humor, und ganz so garstig wie vor der Wende liefen die Kontrollen vermutlich auch nicht mehr ab. Wie motiviert sollten die Zöllner auch sein, wussten sie doch, dass ihr Arbeitsplatz definitiv bald weg wäre. Mittlerweile hatte ich mehrere Umtauschbescheinigungen der Staatsbank der DDR in meinem Pass liegen. Der Grenzer fragte, ob er die alten ungültig machen dürfe. Hatte ich jetzt ernsthaft mit einem schönen Stempel "ungültig" gerechnet? Auf mein bejahen (was er wohl bei einem "nein" gemacht hätte?) nahm er sie, zerriss sie und warf sie in den Mülleimer. Schade... Aber eine hatte ich ja noch.
Nach paar Kilometern mit der S-Bahn war ich wieder zuhause. Und den Fahrschein für die nächste Thüringerwald-Tour hatte ich vermutlich auch schon in der Tasche... "Fahrschein" ist ein gutes Stichwort. Hier kommen erstmal die Fahrkarten der ersten Tour:
Die Fahrkarte ab Büchen (Gr) hatte ich mir, wie unschwer zu erkennen ist, vorher mal in Boizenburg besorgt. In Erfurt war ich wegen der Verspätung nicht zum Fahrkartenkauf gekommen und musste im Zug lösen. Rennsteig hatte schöne Pappfahrkarten aus dem Schrank, erkennbar an den Trockenstempel-Aufdrucken für das Datum. Die Fahrkarte nach Schmiedefeld dürfte eine Fundsache aus dem Zug sein.
Eine Lücke gibt es nun fahrkartentechnisch von Schleusingen nach Veßra und zurück sowie von Schleusingen nach Suhl. Das kann verschiedene Gründe haben. In einigen Zügen bekam man statt der schönen Abreißfahrkarten nichtssagende Gebührenzettel, die man keiner Strecke zuordnen konnte (ich habe die auch irgendwie nicht aufbewahrt). Oder es kam niemand, man wurde als Eisenbahnfreund kostenlos mitgenommen oder der Fahrschein ist schlichtweg verloren gegangen... Sehr freue ich mich über die Fahrscheine von und ab Oberhof. Den Fahrschein Leipzig - Büchen (Gr) für 32,60 M unten rechts behalten wir mal im Hinterkopf; auf den kommen wir am Ende des Berichtes nochmal zu sprechen...
Dieses Wochenende sollte es also zu dritt in den Thüringer Wald gehen. Mathias war bereits aus dem Weserbergland angereist und noch kurz zu mir nach hause gekommen, Lorenz stieg dann sicherlich auf der S-Bahn Fahrt nach Aumühle in Reinbek zu. Damals haben wir völlig bedenkenlos diese Verbindung mit vier Minuten Umsteigezeit in Aumühle genommen. Wenn die nicht geklappt hätte, wäre die ganze Tour schon vorm Beginn wieder vorbei gewesen...
Diese Anreise kennen wir ja schon. Auch diesmal war der D 639 aus Rostock verspätet, diesmal allerdings bereits in Halle. Im D 1137 hatten wir ein eigenes Abteil gehabt, und im glücklicherweise leeren D 639 musste man sich halt wieder "arrangieren". "Mittelgangwagen" im Fernverkehr - das kannte ich von der Bundesbahn ja nur äußerst selten, bei der DR schien das aber Gang und Gäbe zu sein. Mit gegen das Licht über den Kopf gehängten Jacken versuchten wir, auch in den "Langen Halberstädtern" noch eine Runde zu schlafen. Im Gegensatz zu einigen Silberlingen der DB konnte man hier das Licht nicht für je zwei Vierersitzgruppen abschalten.
Bevor es an Streckenaufnahmen ging, wollten wir erstmal eine kleine Runde mit dem Zug drehen.
Dieser in Erfurt beginnende Zug war einer der neuen, im Rahmen der Grenzöffnung eingeführten Züge. Er hatte das Ziel Duisburg.
Der Aufenthalt in Oberrohn war nur entstanden, weil unser Zug bloß bis Bad Salzungen fuhr, wir aber eh mit dem nächsten Zug weiter mussten. Ob wir uns spontan oder geplantermaßen für Oberrohn entschieden haben, weiß ich gar nicht. Aber dieser mitten in der Einöde gelegene Ausweichbahnhof mit seinen alten Signalen und der Wärterbude mag uns auch damals schon angesprochen haben. Zu unserer Überraschung tauchte zwischen unseren beiden Zügen sogar noch ein langer Güterzug mit 120 auf! Leider war es an diesem Morgen noch äußerst trübe...
Ganz ordentlich was am Haken hatte 120 309, als sie durch den Bahnhof Oberrohn fuhr.
Der Zug bestand aus einer 112 (alte DR-Baureihenbezeichnungen!) und paar Bghw Wagen. In Steinbach-Hallenberg kam ein Nahgüterzug entgegen. Leider war das wegen der Kurvenlage des Bahnhofs kaum umsetzbar. Ich muss zugeben, dass ich diese Strecke zu den stillgelegten Strecken gezählt hätte, doch habe ich aus den Recherchen zu diesem Bericht gelernt, dass hier Nahverkehr im Stundentakt angeboten wird. Das an dieser Strecke gelegene Schmalkalden ist natürlich auch nicht ganz winzig.
Dieses Bild habe ich nie abziehen lassen, und es ist völlig in Vergessenheit geraten. War mir der Zug damals zu gewöhnlich? Erst beim Scan-Durchgang habe ich das Negativ wiederentdeckt und sogleich als Perle identifiziert, denn der Lichtstand stimmte, und der vermeintlich langweilige Zug führte an vorletzter Position sogar noch einen Vorkriegspackwagen! Tatsächlich wusste ich erst auch gar nicht, welcher Bahnhof hier abgebildet ist, aber mit Recherche im Internet war bald klar, dass es sich um Zella-Mehlis handelt. Von unserer Umsteigezeit her muss dieser von Norden einfahrende Zug der E 603 gewesen sein, wobei ein aus Bghw-Wagen gebildeter Eilzug eher ungewöhnlich war. Der Eilzug kam allerdings nur aus Erfurt und sollte ab Meiningen direkt als Personenzug nach Eisenach weiterfahren.
Nix besonderes als Zug: Eine 132 mit einer größeren Anzahl an Bghw-Wagen. Der nun geplante Foto-Aufenthalt dürfte eine Folge der Tour von letzter Wochen gewesen sein, wo ich mir hier ja einige Motive notiert hatte. - Nach unserer Ankunft in Gehlberg wetzten wir erstmal schnell zur Nordausfahrt. Denn unser Bummelzug musste hier mit dem D 551 aus Berlin kreuzen. Leider waren die Fotomöglichkeiten dort etwas eingeschränkt. Da waren halt ein Stellwerk und zwei Formsignale, aber so richtig freien Blick hatte man nicht. Irgendwann kam eine leer fahrende 232 von unten angefahren, und unser P 9014 durfte weiter fahren.
Nachdem unser Zug P 9014 länger an der Ausfahrt aus dem Bahnhof Gehlberg warten musste und letztendlich nur eine Lok entgegen kam, durfte er endlich weiter. Solche Schüsse "durch die Büsche" gab es damals leider häufig. Wenn die Fotomöglichkeiten nichts taugten, konnte man zu Fuß halt nicht schnell noch anderswo ein besseres Motiv finden.
Irgendwie waren wir mit dem Fdl ins Gespräch gekommen; vermutlich wollten wir mal horchen, was mit dem D-Zug ist, und nach Güterzug-Fahrzeiten fragen. Er lud uns daraufhin sogar auf das Stellwerk ein. Zu dem D-Zug meinte er nur "Der kommt doch ganz aus Berlin! Das sind über dreihundert Kilometer!". Der Tenor seiner Aussage war, dass da eine Stunde Verspätung doch völlig normal und angemessen sei. Diese Aussage "Der kommt doch ganz aus xxx (Ort beliebig wählbar), das sind doch über xxx Kilometer" wurde zwischen Lorenz und mir bis heute zum "geflügelten Wort", wenn ein Zug mal stärker verspätet ist. Die Stunde hatte er letztendlich auch, der Zug ließ sich aber motivlich kaum umsetzen. Wir liefen dann weiter das Tal runter. Bald kam die erste Stützmauer in Sicht. Leider war die von der Ausrichtung noch so ungünstig, dass man hier auf der Schattenseite der Züge stand. Um eine Kurve herum wurde es besser. Wir blieben dort eine Weile und konnten einen D-Zug abwärts und einen Personenzug aufwärts fotografieren.
Abwärts gefahren kommt D 554 Meiningen - Berlin, während im Vordergrund die Wilde Gera munter vor sich hin plätschert.
Der nächste Personenzug kommt bergauf gefahren. P 9013 zwischen Dörrberg und Gehlberg.
Auf dieser Strecke fuhren rund eine Handvoll D-Zug Paare (variierte nach Verkehrszeiträumen), außerdem der Städteexpress "Rennsteig" an Mo-Fr - allerdings sehr früh und spät. Man hätte sich sicherlich gut mal einen ganzen Tag an der Strecke aufhalten können...
Als wir es von unten hatten, kraxelten wir mal hoch und schauten an der ehemaligen Blockstelle Kehltal vorbei, die wir wohl aus dem Zug gesehen hatten. Und hier hofften wir nun auf einen Güterzug, von dem uns vermutlich vorhin der Fdl in Gehlberg erzählt hatte. Leider sind die Tagebuchaufschriften hier eher nüchtern gehalten, aber ich könnte mir vorstellen, dass es dann schon ein akustisches Erlebnis erster Güte war, als der Güterzug dann tatsächlich in der Ferne zu hören war und der Lärm immer stärker anschwoll und näher kam. Eine 131 vorn und eine 132 hinten hatten mit dem langen Zug gut zu tun!
Ein langer Güterzug mit 131 059, die wir schon aus Gehlberg kennen, passiert die bereits nicht mehr genutzte Blockstelle Kehltal.
Der Nachschuss auf den Güterzug.
Danach gab es noch an dem einzigen Tunnel auf dem Abschnitt ein Foto - jedenfalls für die anderen. Ich hatte mal wieder nicht dran gedacht, die Kamera aufzuziehen. Das passierte mir leider viel zu häufig... Von der Autobahn, die jetzt unmittelbar südlich des Tunnels quer über das Tal führt, war damals natürlich noch nichts zu erahnen. Wir mussten uns nun sputen, um unseren geplanten Zug am Hp Dörrberg zu erreichen. Der Weg dorthin zog sich nun noch sehr in die Länge; Minute um Minute verging, noch ne Talkrümmung und noch eine. Am Ende haben wir den Zug gerade noch erreicht.
Dies war mit einer 132 und zwei Doppelstock-Einzelwagen ein recht kurzer Zug für diese Strecke. Nun war noch bischen Nebenbahn angesagt.
Das Personal unseres Anschlusszuges raucht noch eine. Da können wir ja noch ein Foto machen. Im Hintergrund fährt unser Zug von eben aus.
Im Fahrplan hatten wir auch ohne "Ankunft"-Fußnote erkannt, dass unser Zug in Crawinkel vier Minuten Aufenthalt hätte. Die Zeit wurde natürlich sinnvoll für Fotos genutzt.
Unser Pt 16022 hält in Crawinkel.
Luisental hatten wir sicherlich auch wieder nur ausgesucht, weil es auf der Landkarte nett aussah und weil man da von der Zuglage her einen Gegenzug aufnehmen konnte. Wenn ich "Landkarte" sage, dann meine ich die vom VEB Tourist Verlag herausgegebene Wanderkarte "Mittlerer Thüringer Wald" 1:50000. Wir hatten schnell angefangen, bei jeder Gelegenheit in Buchhandlungen alles an Landkarten zusammen zu raffen, was verfügbar war. So hatten wir auch relativ schnell alle Generalkarten des Landes beisammen - damals zur Planung eine unerlässliche Hilfe.
Während ich den Pt 16022 in Luisenthal von hinten fotografiere, stehen Lorenz und Mathias hinten auf dem Bahnsteig und nehmen den Zug von vorn auf.
Zurück nach Luisenthal. Vor allem muss uns hier auf der Karte eine Bachquerung "angemacht" haben, auf deren Brücke wir dann auch den bald anstehenden Gegentriebwagen völlig bescheuert durch die Büsche fotografiert haben. Es ist echt nicht zu fassen! Dabei hätte man im Bahnhof absolut freies "Schussfeld" gehabt; nicht spektakulär, aber ok. Aber manchmal ist das Glück mit den Dummen. Wir waren schon wieder zurück am Bahnhof und warteten nun auf unseren Triebwagen zur Weiterfahrt. Doch plötzlich zeigte die App für unseren Zug eine halbstündige Verspätung an! Ups, finde den Fehler! Nein, ich kann gar nicht sagen, ob wir überhaupt die genaue Höhe der Verspätung wussten. Ich bin mir ziemlich sicher, dass der Bahnhof Luisenthal nicht mehr besetzt gewesen war. Durchsagen von einem der Nachbarbahnhöfe hat es sicher auch nicht gegeben, also merkten wir vermutlich nur, dass unser Zug einfach nicht kam. Und immerhin waren wir dann so "helle", dass wir erkannten, dass vielleicht durch Verlegung der Kreuzung ein weiterer Zug nach Gräfenroda vor unserem Zug durchkommen mochte. Oder wir haben ihn einfach rechtzeitig kommen hören ;-) Das war dann sogar eine der wenigen lokbespannten Leistungen auf dieser Strecke.
Die Verspätung unseres Zuges ermöglicht ein Bonusbild: P 16025 ist die einzige lokbespannte Leistung der Strecke und verlässt den Bahnhof Luisenthal. Der Zustand der Lok war ein erhebender Anblick!
Und die Lok war dann ja ein absolutes Novum! Nicht nur, dass man nun wusste, dass es auch eine Baureihe 114 gibt, sondern dass die Lok wie aus dem Ei gepellt daher kam. Loks konnten richtig rot sein bei der DR, das kannten wir bislang nicht! Noch dazu eine V100! Das machte Freude, denn die Fahrzeuge sahen in jenem Frühjahr bis dahin wirklich schlimm aus! Meist zogen auf den Nebenbahnen (besonders in Mecklenburg) schmutzige schweinchenrosa V100er irgendwelche keimige graugrüne Bghw Wagen durch die Lande. Das war auch nicht gerade das, was das Fotografenherz erfreute!
Der verspätete Pt 16024 erreicht den Bahnhof Luisenthal. Nach Abzug der örtlichen Personale hat man offenbar die Weichen durch das Ausweichgleis gelegt und verschlossen, damit die Züge nicht über den Bahnsteigzugang fahren mussten.
Diese für damalige Verhältnisse mit acht Zugpaaren ab Gräfenroda plus zwei Zugpaaren ab Crawinkel plus fünf Zugpaaren ab Ohrdruf nicht gerade schwach befahrene Nebenbahn konnte ihren Verkehr noch relativ lange halten. Erst im Dezember 2011 rollte hier der letzte Personenzug. Nur noch ein Tanklager in Emleben sorgt für etwas Güterverkehr auf dem nördlichsten Abschnitt.
Vor Antritt der Heimreise sollte noch eine Nebenbahn gehen! Doch das sollte auch alles wieder ziemlich spannend werden, denn der nächste Zug hatte auf seiner Fahrt von Erfurt nach Gotha bereits stattliche 17 Minuten Verspätung aufgebaut. Heute wäre man in den Zug gar nicht mehr eingestiegen, denn die Übergangszeit in Fröttstädt betrug nur vier Minuten. Aber damals hat man es versucht; es kann sogar sein, dass wir die Aufsicht in Gotha gefragt hatten, ob das was werden könnte.
Obwohl der Verkehr auf dieser Strecke recht dicht war (bereits 18.35 sollte derselbe Triebwagen schon wieder ab Fröttstädt fahren!), wartete der Anschluss tatsächlich!
Der Tf des Schienenbusses gab dann auch alles, um die Verspätung aufzuholen. Bei der Ausfahrt aus dem Bahnhof Waltershausen ist er dabei so schnell über eine Weiche mit La10 gefahren, dass ich dachte, der Triebwagen wäre entgleist. Das klang nicht mehr feierlich; der ganze Wagen vibrierte aufs heftigste und es tat heftige Schläge. Das hab ich so auch nie wieder erlebt. Aber wir waren auf den Gleisen geblieben und erreichten auf denselben - nicht den Endbahnhof. Offenbar war uns ein Foto wichtiger, als dem gestressten Tf am Ende bei seiner Zweiminutenwende im Weg zu stehen, so dass wir vor dem stattlichen EG von Reinhardsbrunn-Friedrichroda ausstiegen, auch wenn es für Fotos eigentlich schon arg finster war.
Ganz schon düster war es wieder geworden, als wir den Pt 16937 in Reinhardsbrunn-Friedrichroda fahren lassen. Er wird sogleich in den Friedrichrodaer Tunnel einfahren, an dessen anderem Ende bereits die End-Haltestelle Friedrichroda liegt.
Trotz der parallel führenden Überlandstraßenbahn "Thüringerwaldbahn", die sogar günstiger auf Gotha ausgerichtet ist, hat sich diese Stichbahn bis heute gehalten und wird im Stundentakt bedient.
Der Zug bestand aus einer Mischung aus Bmh- und Bom-Wagen.
Sonntags früh war das immer etwas ärgerlich mit diesem Zug, weil der in Büchen noch keinen Anschluss nach Aumühle hatte. Da musste man dann den teuren Umweg über den Hamburger Hbf nehmen. Aber wir waren froh, wieder wohlbehalten zuhause angekommen zu sein... Andere Jugendliche mussten sich, wenn sie am frühen Sonntag Morgen nach hause kamen, von Muddern beschnüffeln lassen und die Frage anhören "Hast du geraucht?" Meine Mutter schnüffelte nur kurz und rief "Buaaah, Reichsbahn, schmeiß die Jacke auf den Balkon!" Das von der Reichsbahn genutzte Reinigungsmittel Wofasept hing schwer in den Klamotten; ich verwendete irgendwann für die Touren nur noch bestimmte Klamotten, die man anderswo nicht mehr tragen konnte.
Aber ich freute mich schon auf die nächste Tour ins Reichsbahnland!
Fehlt noch der Blick auf die Fahrkarten...
Irgendwo hatte ich mir im Vorverkauf eine Fahrkarte ab Schwanheide besorgt gehabt - wo, kann man leider nicht sehen. Schwanheide hatte aber kein Computerterminal. (Nachtrag: Es war Schwerin, erkennbar an den Buchstaben "SW" oben.) Interessant ist hier die Nennung der "über"-Stationen in umgekehrter Reihenfolge. Und auch diesmal mussten wir ab Erfurt im Zug nachlösen, weil der Übergang zu knapp war. Bei handgeschriebenen Fahrkarten mochte man natürlich keine drei einzelnen Fahrkarten verlangen, so dass das Los entscheiden musste, wer sie bekam...
Die Reihenfolge ist etwas durcheinander; die beiden linken Pappfahrkarten kämen als erstes. Oberrohn hatte wieder die schönen vorgedruckten aus dem Fahrkartenschrank. Die Fahrkarten vom Schaffner ab Luisenthal und Reinhardsbrunn-Friedrichroda fehlen in der Sammlung; mögliche Gründe hatte ich weiter oben bei der ersten Thüringentour genannt. Da hatte ich auch auf den Fahrschein Leipzig - Büchen (Gr) für 32,60 M hingewiesen. Etwas ähnliches hatte uns nun auch wieder vorgeschwebt. Doch zu unserer Verblüffung erhielten wir für Ostgeld Fahrkarten nach Büchen, und zwar für 17,80 M. Es waren auch viel zu wenig Kilometer hinterlegt... Aber wir haben uns nicht beschwert. Keine Ahnung, was für eine Fehlprogrammierung da vorgelegen hatte... (Nachtrag nach einer Erklärung im Historischen Forum auf DSO: Es handelte sich wohl eher um einen menschlichen Fehler als um eine Fehlprogrammierung; der Schriftzug "BLANKO" besagt, dass es sich nicht um eine programmierte Relation handelte, sondern dass alles manuell errechnet werden und dann Stück für Stück eingegeben werden musste; die Speicherkapazität der MSD-Terminals reichte nicht, um alle Relationen darzustellen.)