Um die ständig geschlossene Schranke des kreuzenden Waldweges durfte man immer herumlaufen. Natürlich nur, wenn beide Signale "Halt" zeigten. Das konnte der kleine Blockwärter selbstverständlich schon erkennen. Wenn gerade keine Zugfahrt anstand, mußte so lange Pause gemacht werden, bis mal ein Zug kam. Meistens gab es dann einen Klönschnack mit dem richtigen Blockwärter. Der erzählte dann, daß er morgens, wenn noch leichte Nebelschleier zwischen den Bäumen lagen, Wildschweine beobachten konnte. An einem Tag hatte er zehn Tiere gesehen, darunter einige Frischlinge! Später, als die Blockstelle verschwunden war und die Strecke ausgebaut wurde, benannte man nach ihnen sogar eine Hilfsbetriebsstelle: Üst Wildschweinkuhle.
Mittlerweile ist der kleine Blockwärter ganz groß geworden, hatte die Schule abgeschlossen und arbeitet nun selbst bei der Bahn. Während seiner Ausbildung durfte er auch auf einer Blockstelle Dienst machen. Diese lag zwar am Rande einer Stadt, doch hatte man von dem hoch am Hang gelegenen Dienstraum und der Veranda davor einen wunderschönen Ausblick über die ganze Gegend. Und die alte Dame, die im Bahnwärterhaus nebenan wohnte, brachte nachmittags frischen Kuchen vorbei. Vor den Güterzügen fuhr nun die Baureihe 232, die auch sehr beeindruckend war.
Auch diese Blockstelle ist nicht mehr. Der Blockwärter wohnte allerdings in jener Stadt noch lange direkt an der Bahnlinie und hatte besten Überblick über alle Zugfahrten. Daher nannten die Kollegen seine Wohnung "Die Blockstelle", auch wenn es dort schon längst keine Formsignale mehr gab. Auch "Zwoeinundzwanziger" konnte der Blockwärter dort nicht mehr sehen. Dafür brausten die verschiedensten Ellok-Baureihen vorbei.
Natürlich unternahm der Blockwärter als Kind mit seinen Eltern nicht nur Wanderungen in den großen Wald. Schöne Erinnerungen sind ihm an vielfältige Fahrten mit der Bahn geblieben. Besonderen Spaß machte immer die Fahrt mit dem knatternden Schienenbus in die Lüneburger Heide. Ab 1986 durfte der Blockwärter zusammen mit Freunden in den Sommerferien per Tramper-Ticket ganz Deutschland bereisen. Besonders die vielen kleinen Nebenbahnen reizten ihn dabei.
Im Jahre 1990 begann der Blockwärter, sich für Skandinavien und insbesondere Norwegen zu interessieren. Jedes Jahr fuhr er mindestens einmal hin. Dabei entstand eine vielfältige Reihe an Eisenbahnaufnahmen, die natürlich auch auf der Blockstelle nicht fehlen dürfen. Gefrustet durch das schlechte Wetter während des Urlaubes 1995 entstand der Gedanke, auch mal Griechenland aufzusuchen. Hier interessierten in erster Linie die Peloponnesbahn, aber auch die landschaftlich beeindruckenden Normalspurstrecken. Natürlich führten den Blockwärter seine Touren gelegentlich ebenfalls in andere europäische Länder.
Doch all die imposanten Eindrücke aus ganz Europa werden beim Blockwärter nie die Erinnerungen an die langen Wanderungen zu der Blockstelle löschen. Sie ist ein Stück Eisenbahngeschichte, die Blockstelle Sachsenwald.