Kroatien - ein Überblick

Zweimal war der Blockwärter nun in Kroatien. Leider litten beide Aufenthalte unter weitenteils miserablen Wetter-Bedingungen, so dass viele "Haupt-Motive" auf den landschaftlich schönsten Strecken nicht umsetzbar waren. Aber Kroatien ist ein wunderschönes, abwechslungsreiches Land mit einer interessanten Eisenbahnwelt, die gepflegte Gleisanlagen und abwechslungsreiche Züge zu bieten hat. Daher möchte ich, auch wenn viele "Hammermotive" schlichtweg fehlen, mal einen ersten Überblick über das Bahnland Kroatien geben.

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Die Bilder:
Beginnen wir im Norden des Landes. Unweit der Grenzen zu Slowenien und Ungarn liegt der Ort Varaždin, in dessen Bahnhof sich zu bestimmten Zeiten Züge in alle Himmelsrichtungen treffen. So konnten am Ostermontag 2005 folgende Züge beobachtet werden: Ein ex-schwedischer Y1 als Pu 3506 nach Golubovec, zwei GanzMavag-Dieseltriebwagen als Pu 3015 nach Zagreb (wäre werktags ein GM-bespannter Zug gewesen) und Pu 3609 nach Koprivnica und Pu 3008 nach Čakovec, dem eine Rangierlok noch paar Wagen zugestellt hat.
Varaždin liegt in einer Ebene und ist im Dunst gerade noch zu erahnen. Pu 3011 hat am 24.03.05 das Dorf Doljan verlassen und wird nach kurzem Halt im Hp Sveti Ilija unter lautem Georgel der General Motors-Lok einen ersten Höhenzug in Angriff nehmen, den die Bahnlinie auf dem Weg nach Zagreb überwinden muss. Liebhaber amerikanischer Dieselloks kommen an dieser Strecke nicht vorbei, denn nirgendwo sonst bespannen die GM-Loks noch derartig häufig verkehrende, lange Personenzüge.
Bei Podrute geht es über einen zweiten Höhenzug hinüber, den der Pu 3008 am 24.03.05 auf seiner Fahrt von Zagreb nach Varaždin gerade hinter sich gelassen hat. Leider ist im März die Landschaft furchtbar kahl und einige von den Bauern abgefackelte Stoppelfelder waren auch nicht gerade einer klaren Luft dienlich. Übrigens: Türen, die nicht beim Anrucken durch die Automatik geschlossen werden, macht der Schaffner so nach und nach von innen zu. Oder auch nicht.
Auf der anderen Seite des Hp Podrute mit besetzter Blockstelle (!) folgt erst nach einem Kilometer das alte Dorf gleichen Namens. Den Scheitelpunkt der Strecke kennzeichnet hier die markante Dorfkirche, die man ohne Mühen beiderseits der "Passhöhe" ins Bild rücken kann. Einziger internationaler Zug der Strecke ist der B 205 Zagreb - Budapest, der zur Freude der Fotografen am 24.03.05 sogar einen ungarischen Wagen dabei hatte.
Ab Budinšćina tritt die Bahn aus den Bergen hinaus in das Flachland. Die Besiedlung nimmt zu und die Abstände der Stationen verkürzt sich. Fast alle Züge verkehren als Putnički vlak (Personenzug) mit Halt auf allen Stationen. Eine der wenigen Ausnahmen ist der B 790, der aus einem ex-Gasturbinen-Triebzug französischer Bauart besteht, von dem es nur noch den einen gibt. In Budinšćina kreuzt er am 24.03.05 mit dem von einer altgrünen GM-Lok bespannten Pu 3017, der noch weit über eine Stunde Fahrt bis Zagreb vor sich hat.
In Zagreb gibt es natürlich immer was zu sehen. Besonders interessant sind hier die internationalen Schnellzüge. Am 13.04.03 bestand der B 415 von Zürich nach Belgrad aus einem bunten Fahrzeugpark, bei dem keine Farbe zweimal hintereinander vorkam. Er führte Wagen der slowenischen (SŽ), kroatischen (HŽ) und serbischen (JŽ) Bahngesellschaften.
Doch auch die Zagreber Straßenbahn ist eine Reise wert. Neben Duewags und Tatras kommen hier bestens gepflegte alte Wagen des jugoslawischen Herstellers Duro Darkowic zum Einsatz. Ein solcher passiert am 13.04.03 den Springbrunnen vor der Nationalbank am Trg hrvatski velikana.
In den nördlichen Stadtteilen gibt es mit der Linie 15 zudem eine nette Überlandstraßenbahn auf eigenem Gleiskörper nach Mihaljevac, wo man Anschluss an eine Gondel in die Berge hat. Ein Tatra-Einzelwagen hat am 13.04.04 auf Linie 15 gerade den kleinen Viadukt in Gracani Mihaljevac hinter sich gelassen.
Auf einer der wichtigsten innerkroatischen Strecken wenden wir uns weiter südwestwärts. es handelt sich um die Strecke Zagreb - Rijeka. Bis Moravice ist sie mit Wechselstrom elektrifiziert. Hier beherrschen die ASEA-Maschinen schwedischen Typs (ab zweiter Serie allerdings auf dem Balkan gebaut) das Bild. Eine solche in alter oranger Farbgebung erreicht im letzten Licht des 02.04.05 den Bahnhof Horvati.
Die meisten Loks der Baureihe 1141 tragen jedoch das aktuelle blaugraue Farbchema. Reinrassig in dieser Farbgebung präsentierte sich am 30.03.05 der gesamte Pu 4055, als er nördlich von Karlovac Kurs auf Zagreb nahm. Bei den Wagen handelt es sich um hochbequeme Abteilwagen, von denen ein großer Teil sogar aus deklassierten 1.Kl-Wagen besteht.
Das Betriebswerk Karlovac setzt als letztes in Kroatien noch einmotorige Schienenbusse der Reihe 7221 (ähnl DB-795) ein. Sie befahren die hier abzweigende Strecke ins slowenische Metlika. Am Morgen des 26.03.05 absolviert ein Schienenbus einige Sägefahrten, um zur Bereitstellung als Pu 4404 an den Bahnsteig zu gelangen.
Es sind unter der Woche zwei Garnituren unterwegs, die sich im Bahnhof von Ozalj begegnen. Am 14.04.03 war das Bahnhofsgebäude noch grau, als sich die Züge Pu 7765 (l) und 7766 (r) begegneten. Zwei Jahre später strahlte das Empfangsgebäude von frischer Farbe.
Pu 7763 hat am 30.03.05 auf der Metlikabahn gerade den Haltepunkt Brlog Grad verlassen. Auch wenn rund herum nur einige Bauernhöfe liegen, ist dieser Hp von der Ortschaft Kamanje besser zu erreichen, als der gleichnamige Bahnhof ein Stück abwärts im Tal der Kupa.
Hinter Karlovac wird die Landschaft auch entlang der Hauptstrecke zunehmend hügeliger und hinter Ogulin geht es richtig ins Gebirge. Die Bahn führt durch ein tief eingeschnittenes Tal, und von den Bahnhöfen muss man oft einige Höhenmeter überwinden, um zu den dazugehörigen Orten zu kommen. Vrbovsko ist ein solcher Bahnhof. Pu 4063 kommt am 02.04.05 vor dem Empfangsgebäude zum Stillstand.
Eine eigene Welt stellt Moravice dar. Vom übrigen Land erreicht man den einsamen Eisenbahnerort im tiefen Tal nur über einen besseren Waldweg - oder eben mit dem Zug. Der Grund, dass hier sogar Intercities halten, ist derselbe wie der Existenzgrund des Ortes: Hier werden alle Züge umgespannt von Wechselstrom- auf Gleichstromlok. Wobei der Lokwechsel im Personenverkehr weitestgehend entfällt, da im Nahverkehr umgestiegen wird und als IC Dieseltriebwagen der Reihe 7123 (vgl DB-612) eingesetzt werden. Am 29.03.05 wird eine Wechselstromlok von der örtlichen Rangierlok abgezogen und in ein anderes Gleis geschubst, wo sie gemächlich in den Gleisabschnitt unter ihrem Lieblingssaft rollen wird.
Über die Wander- und Wintersportorte Skrad und Delnice gelangt die Bahnlinie durch das Hochgebirge des Gorski Kotar, das für seine Braunbären bekannt ist, nach Fužine. Die östlichsten Häuser des kleinen erzgebirgisch anmutenden Städtchens hat ein Güterzug am 02.04.05 gerade passiert, bevor er über den schönsten (einzigen?) Viadukt der Strecke (der für uns nie von der Sonne ausgeleuchtet wurde, wenn ein Zug kam) in den Bahnhof einfahren wird.
Die neueste Baureihe der HŽ und deren ganzer Stolz ist der 7123. Ein solcher ist am 01.04.05 als ICN 500 (ICN=Intercity Nagibni, Neige-IC) auf der Rijekabahn unterwegs. Nach Durchfahrung des Bf Plase ändert sich die Landschaft. Mehrere hundert Meter unterhalb der Bahn taucht die Adria, genauer: Die Kvarner Bucht, mit ihren vorgelagerten Inseln auf.
Am Berghang hoch über dem Meer klebt der Bahnhof Meja, der in erster Linie als Kreuzungsbahnhof dient, in dem aber die Pu auch zum Aus-/Zustieg halten. Ein mit zwei Ansaldo-Gleichstromloks bespannter Erzzug vom Hafen Bakar wartet am 31.03.05 auf Zugkreuzung. Die 1061 sind die einzigen Gleichstromloks der kroatischen Eisenbahn. Bei Lokmangel müssen schon mal GM-Diesel einspringen.
Ein Stück unterhalb von Meja befindet sich ein Damm, über den am 01.04.05 ein vergleichbarer Erzzug in den einsamen Bahnhof einrollt. Bergseitig wird der Damm durch eine Mauer flankiert, die den Zugverkehr an dieser exponierten Stelle vor der Bora schützen soll. Die Bora ist ein Fallwind aus dem Gebirge, der an vergleichbaren Stellen schon mal Düsenwirkung erreichen kann.
Ein wahrlich bekanntes Motiv in Rijeka: Kurz vor dem Bahnhof überquert die Bahnlinie die Hauptstraße der Innenstadt. Pu 4607 befindet sich am 01.04.05 gerade auf jenem Bahnübergang. Zwei dieser "Polen-S-Bahnen" oder "Bardotkas", wie dieser aus Polen stammende vierteilige Gleichstromtriebwagen genannt wird, befinden sich im Besitz der HZ. Von diesen insgesamt acht Wagen zeigt sich hier zur Freude des Fotografen der einzige Wagen ohne Graffiti.
Die Rijekabahn hat eine Fortsetzung, die bald auf slowenisches Gebiet wechselt. Über Pivka und Divača kann man auf der Schiene nun Kurs auf Istrien nehmen und erreicht dabei in Buzet wieder kroatisches Territorium. Am 18.04.03 stand hinten ein ex-schwedischer Y1 als Pu 4713 zur Anschlussaufnahme nach Istrien aus dem slowenischen Pu 7705 (vorn) bereit. Schnell wird deutlich, dass der hoch über dem Ort gelegene Bahnhof Buzet nicht gerade als Grenzbahnhof "gewachsen" ist.
Der nächste Bahnhof mit etwas mehr Kapazität ist Lupoglav. Hier fährt am 01.04.05 der Istrien-Güterzug ein, der in seiner Zusammenstellung auch als Fotogüterzug für historische Bespannungen durchgehen würde. Haupt-Bedeutung besitzt Lupoglav allerdings im Personenverkehr, denn natürlich macht kein Zug von Rijeka nach Istrien den Umweg über Slowenien. Statt dessen geht es von Rijeka mit dem Bahnbus in 40 Minuten per Tunnel unter dem im Hintergrund aufragenden Učka-Gebirge hindurch. Ab Lupoglav geht es mit dem Zug nach Pula weiter.
Es folgen viele Unterwegsstationen. Das schönste Bahnhofsgebäude besitzt zweifelsohne Kanfanar, wo Pu 4711 am 16.04.03 auf den Gegenzug wartet. Außer den schwedischen 7122-Triebwagen sind auf dem istrischen HZ-Inselbetrieb nur eine GM-Diesellok und ein Rangiertrecker stationiert. In der Hauptsaison gelangt ein slowenischer 711 als Schnellzug von Ljubljana bis Pula.
In Pula enden die Züge am inoffiziellen Haltepunkt "Pula obala" direkt vor dem alten Kolosseum aus der Römerzeit. Pu 4713 hat am 16.04.03 das Ziel seiner Fahrt erreicht und wird nun ins Bw abräumen.
An einem Gleisdreieck zwischen Oštarije und Ogulin an der Strecke Zagreb - Rijeka zweigt die eindrucksvollste kroatische Bahnlinie ab, die Lička-Bahn nach Split. Bedauerlicherweise ist diese Linie zur Zeit größtenteils gesperrt, da sie seit dem Balkankrieg die einzige Verbindung zwischen den zwei größten Städten Kroatiens darstellt und entsprechend massiv ausgebaut wird. So sind leider bis jetzt nur dort Fotos entstanden, wo neben den als SEV durchgeführten Fernzügen noch Nahverkehr auf der Schiene angeboten wurde. Zwischen Vrhovine und Knin führt die Bahn allerdings auf 160 km Länge durch kriegsbedingt fast menschenleeres Gebiet, in dem kein Nahverkehr (und somit während der Bauarbeiten kein Zugverkehr) angeboten wird.
Selten habe ich eine Aufnahme gemacht, die die Stimmung vor Ort so gut wieder gibt, wie diese. Wir befanden uns in einer wilden Gegend. Die weit verstreuten Häuser der Ortschaft Latin waren Ruinen oder wiesen Einschusslöcher auf. Links und rechts der Straße kamen Warnhinweise, Vorsicht vor Landminen. Nur dreimal am Tag wagt sich ein Personenzug in diese unwirkliche Gegend. Von einem sichtbar begangenen Feldweg aus beobachteten wir im eisigen Wind des 25.03.05 den Pu 5702, der aus der zerschossenen Stadt Plaški, deren Anblick uns sehr bewegt hat, nach Ogulin in die Zivilisation zurückkehrte.
220 km weiter lassen wir die ehemaligen Kriegsgebiete hinter uns. In Perković zweigt von der Hauptstrecke nach Split die Nebenbahn in die Hafenstadt Šibenik ab. Während in der Relation Knin - Šibenik Y1-Triebwagen zum Einsatz gelangen, geht es nach Split mit GM-Power. Am Nachmittag des 08.04.03 steht Pu 5505 bereit.
Der schönste Abschnitt beginnt hinter Labin Dalmatinski. Das Meer kommt in Sicht und durch die Obstgärten oberhalb der Bucht von Kaštela schlängelt sich die Bahnlinie hinab an die Küste. Zwischen dem Haltepunkt Sadine und Kaštel Stari rollt am 11.04.03 ein Güterzug durch die Appelbäume.
Nach Umrundung der Bucht und Fahrt durch einen langen Tunnel unter der Stadt Split hindurch ist der direkt zwischen Hafen und historischer Altstadt gelegene Bahnhof der zweitgrößten kroatischen Stadt erreicht. Weiter in das südliche Dalmatien und nach Dubrovnik geht es nur mit dem Bus. Am 12.04.03 wird IC 520 "Marjan", benannt nicht nach Mutter Beimer, sondern nach dem Berg, der sich die Halbinsel mit der Stadt Split teilt, vor der Kulisse der alten Römerstadt bereitgestellt.
Achtung! In Kroatien besteht auch anno 2005 noch an einigen Stellen die Gefahr von Landminen. Wer nach Kroatien reist, sollte sich auf der Seite des Kroatischen Minensuchdienstes über die Lage der gefährdeten Gebiete informieren! Im Zweifelsfall nur dort gehen, wo sicher schon jemand vor einem gegangen ist!

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