Die Bahnstrecke von Velgast nach Tribsees ist eine der unglaublichsten Strecken, die ich je kennengelernt habe. Sie war praktisch unsichtbar, ein Knick in der Landschaft, ein Fahrradweg entlang einer Telegraphenleitung. Vom Gleis sah man aufgrund des dichten Bewuchses bestenfalls die Schienenköpfe. So führte die 30 km lange Kleinbahn abwechslungsreich durch hügelige Felder und lauschige Wälder. Nach meiner Mitfahrt im Juni 1990 war ich von der Strecke derartig begeistert, dass ich ihr bis zur Stilllegung Ende Mai 1995 noch mehrere Besuche abgestattet habe. Das war für mich sehr aufwändig, denn ich musste mangels Auto mit dem Fahrrad im Zug aus Hamburg anreisen und so auch abends wieder zurück fahren. In dem Zeitfenster, das da blieb, konnte man genau drei Zugfahrten aufnehmen. Zwischen den Zügen blieb viel Zeit, die man für Radtouren in dieser herrlichen und einsamen Landschaft verwenden konnte. Sommerliche Radtouren, an die ich heute gern zurückdenke. Mittlerweile ist die Franzburger Südbahn komplett abgebaut. Jetzt ist sie tatsächlich ein Knick in der Landschaft.
Diese Galerie existiert schon länger auf der Blockstelle; doch die Negative wurden inzwischen allesamt nochmal neu gescannt, so dass die Fotos hier in etwas größerer Auflösung als zuvor und in verbesserter Qualität gezeigt werden können. Zwei-drei Motive wurden noch ergänzt.
Bild 01. Standesgemäß fuhren die Züge der Franzburger Südbahn nicht zwischen den anderen Zügen ab. Die Ferkeltaxen starteten in Velgast vom Bahnhofsvorplatz. So auch P 17197 am 17.06.1990. ⇑ | |
Bild 02. Ein Signal am Wanderweg? Mitnichten! Es handelt sich um das Einfahrsignal des Bf Velgast für Züge aus Richtung Tribsees. Und rechts und links des Fußpfades gibt es Schienen, die sich am 21.05.1994 dann auch direkt RB 15307 zunutze macht. Leider kam der Zug im Wolkenschatten. Er wurde hinterher in ein Sonnenbild umgesetzt. ⇑ | |
Bild 03. Blick in die Gegenrichtung: N 15306 erreicht von Tribsees kommend Velgast. Immer wieder kam es vor, dass statt der Ferkeltaxe Lok bespannte Züge zum Einsatz kamen. ⇑ | |
Bild 04. Recht naturbelassen gestaltete sich der Bahnkörper auch südlich von Hövet, wo der N 15307 durch ein Blumen-Meer brummelt. Auch am 03.07.1994 wurde mit einer Ersatzgarnitur gefahren. ⇑ | |
Bild 05. In Weitenhagen blüht das Bahngleis rot - jedenfalls am 25.05.1995. Am Vatertag unmittelbar vor der Streckenstilllegung rechnete man mit dem verstärkten Aufkommen von Beförderungsfällen. Eine lokbespannte Drei-Wagen-Garnitur (mit Graffity auf der Ostseite!) beglückte die zahlreichen Fotografen als N 15305... ⇑ | |
Bild 06. N 15305 hat am 03.07.1994 den Bahnsteig von Behrenwalde erreicht, der sich irgendwo unter dem Gras befindet. Nach sonderlich viel Fahrgast Andrang sieht es an diesem Vormittag leider nicht aus. ⇑ | |
Bild 07. Wider Erwarten hatte für ein Halt in Behrenwalde kein Bedarf bestanden. So war ein zügiger Objektivwechsel notwendig gewesen. N 15305 rollt ohne Hektik, aber mit der gebotenen Zügigkeit weiter nach Tribsees. Es wären sogar noch Abteile frei gewesen. 10 Stück, um genau zu sein... ⇑ | |
Bild 08. Am 25.05.1995 war der Zug so lang wie sonst nie. 202 809, ein Abteilwagen und zwei modernisierte Halberstädter - das war der N 15307. Er wurde von einem Jägerhochsitz östlich von Ravenhorst aufs Korn genommen. Ein wenig Geäst vor der Lok wurde elektronisch beseitigt. ⇑ | |
Bild 09. Am 17.06.1990 fuhr planmäßig die Ferkeltaxe. Und so kurz nach der Wende gab es auch durchaus noch Fahrgäste, so dass man sicherheitshalber auch den Steuerwagen mitgenommen hatte. N 17198 war einige Minuten zu früh in Semlow angekommen, so dass der mitreisende Fotograf in Ruhe seine Bilder machen konnte. ⇑ | |
Bild 10. Bei so seitlichen Aufnahmen kommt das Markenzeichen der Strecke, der interessante Gleiszustand, natürlich nicht zur Geltung. Und einen Dreiwagenzug verbindet man ja auch nicht wirklich mit der Franzburger Südbahn. Am 25.05.1995 rollt N 15305 nördlich von Stormsdorf durch die Felder. ⇑ | |
Bild 11. Zwischen Stormsdorf und Kavelsdorf kommt am 06.08.1992 eine einteilige Ferkeltaxe, das Planfahrzeug der letzten Betriebsjahre der Bahn, als N 15305 durch das Gras gerollt. ⇑ | |
Bild 12. Zwischen Landsdorf und Tribsees Landstraße begegnet uns am 06.08.1992 derselbe Triebwagen auf seiner Rückfahrt als N 15306. Bereits hier hat der Zf die Fahrkarten der vielen Fahrgäste fertig kontrolliert und macht sich nun wankend auf den Weg zurück zum Tf, mit dem der unterbrochene Klönschnack fortgesetzt wird. ⇑ | |
Bild 13. Dass diese These möglicherweise falsch ist, belegt das Bild, das den N 15306 des 08.06.1992 von vorn zeigt. Denn der Beifahrersitz neben dem Tf ist bereits besetzt... Der Zug nähert sich aus Richtung Tribsees dem Hp Landsdorf. ⇑ | |
Bild 14. Und so haben wir gut geschüttelt, angesichts der Kleinbahnromantik aber auch durchaus gerührt, den Endbahnhof Tribsees erreicht. Am 17.06.1990 wendet N 17197 auf N 17198. Da es sich um einen "modernen" 172 (heute 772) mit Steuerwagen handelt, ist kein Umfahren des Beiwagens wie bei Baureihe 771 nötig. ⇑ | |
Bild 15. N 17198 steht am 17.06.1990 in Tribsees zur Rückfahrt nach Velgast bereit. Auf dem Nachbargleis steht der Nahgüterzug, der dem Triebwagen einige Zeit später folgen wird. Seine Zuglok ist noch nicht am Zug. ⇑ |