Besonderheiten der Eisenbahnfotografie

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Ohne Einleitung direkt zu den "Fototipps"

Der Schwierigkeitsgrad der Bahn+Landschaftsfotografie liegt irgendwo zwischen Tier- und Landschaftsfotografie. Während Tierfotografen den Lebenswandel ihrer Fotoobjekte zunächst genau studieren müssen um deren "Fahrplan" heraus zu bekommen, reicht bei der Eisenbahnfotografie meist der Blick in das Kursbuch. Der zeitliche Aufwand für Tierfotografie dürfte somit noch viel höher liegen. Doch gegenüber der Landschaftsfotografie gehört zur Eisenbahnfotografie weit mehr Planung, Einfühlungsvermögen und zu einem großen Anteil Glück.

Um ein still stehendes Objekt mit idealem Lichtstand zu fotografieren, lässt einem der Verlauf der Sonne normalerweise mehrere Stunden Zeit. Nehmen wir als Beispiel eine Kirche, deren Seiten genau zu den vier Himmelsrichtungen blicken und die man von der Südostecke aufnehmen möchte, so steht das Licht ca von 8 bis 11 Uhr richtig. Zeit genug also für Einstellungen und Bilder in allen Varianten. Ist das Objekt jedoch ein genau in West-Ost-Richtung fahrender Zug, so bleiben einem nur die kurzen Momente derjenigen Zugdurchfahrten, die zwischen 8 und 11 Uhr durchkommen. Bei einem Zwei-Stunden-Takt kann es sein, dass unterm Strich nur eine einzige Durchfahrt in Frage kommt.


Eine nicht angestrahlte Front ist zwar keine Katastrophe (solange das Frontlicht der Lok eingeschaltet ist), schöner ist es jedoch, wenn Front und Seite beleuchtet werden. Bei gezielten Streiflichtaufnahmen ist diese Regel zwangsläufig außer Kraft gesetzt.

Schmerzlich sind die Motive, zu denen gar kein passender Zug verkehrt. Da bleibt nur, auf die angestrahlte Front oder Seite zu verzichten. Weil zu einem Zug ein anständiges Motiv gehört (z.B. Zug neben Kirche), ist der in Frage kommende Zeitraum sogar noch kürzer. Bei optimalem Sonnenstand für die Kirche 8 - 11 Uhr und für den Zug 10 - 13 Uhr kommen somit nur Züge zwischen 10 und 11 Uhr in Frage.

So richtig problematisch ist nun aber der Moment der Zugdurchfahrt. Denn da kann viel passieren. Der Landschaftsfotograf kann warten, bis die Wolken ideal stehen: Paar Cumuli hinter der Kirche für Struktur im Himmel und kein Licht hemmender Wattebausch vor der Sonne. Bei der Zugdurchfahrt jedoch ist entweder eine Wolke vor der Sonne oder nicht. Wenn der Zug (oder auch die Kirche) sich gerade im Schattenreich befand und der nächste Zug erst wieder in paar Stunden zu erwarten ist, bleiben dem Eisenbahnfotografen genau zwei Möglichkeiten. Er kann seine Kamera gegen den nächsten Baum feuern oder mit einem enttäuschten "Das wär' Ihr Preis gewesen" dem Zug hinterherblicken...

Der gelbe LKW im Hintergrund zieht die Blicke unnötig auf sich und zerstört den Gesamteindruck des an sich netten Motives. Nördlich Eilsleben.
Nicht nur die potentielle Wolke vor der Sonne macht die Spannung aus, sondern auch auffällig lackierte LKWs, die irgendwo im Bildbereich durch die Lande ziehen, oder ein Vogel, der sich bei Annäherung des Zuges in die Lüfte erhebt und einen undefinierbaren Klecks im Bild fabriziert. Oder die neugierige Fliege auf der Linse... Immer wieder tauchen allerdings auch vermeidbare Probleme auf: So kann es passieren, dass der Zug viel höher als erwartet daherkommt und die Sicht auf den Hintergrund derartig verdeckt, dass von der Kirche nur noch der Wetterhahn zu erkennen ist (die Frage, die der Fotograf dann von unabhängigen Betrachtern über sich ergehen lassen muss: Was hat der zweite Wagen denn da Komisches auf dem Dach?).

Zusammentreffen eines ICs in Nord-Süd-Richtung und einer Eiltaube in West-Ost-Richtung im griechischen Bahnhof Lianokladi. Die Taube stellt nicht gerade eine Bereicherung des Bildes dar...
Andere Nettigkeiten kann die Bahn selbst bescheren: Ein Wendezug, der plötzlich mit Steuerwagen voraus kommt, eine Graffity- versaute Wagengarnitur anstelle des planmäßigen roten Schienenbusses, all zu große Unpünktlichkeit, eine weit vor Plan verkehrende Cargo-Bedienungsfahrt u.v.m. Am schlimmsten sind jedoch die Missgeschicke, bei denen man selbst Mist macht. Kamera nicht aufgezogen, Belichtung falsch eingestellt, zu früh/spät abgedrückt... Es passiert (dem Blockwärter jedenfalls) immer wieder.

Im Gegensatz zur Landschaftsfotografie ist die Eisenbahnfotografie eine Bewegungsfotografie. Das bringt z.B. die Erforderlichkeit extrem kurzer Belichtungszeiten und alle damit verbundenen Nachteile mit sich. Auch die Verwendung von Autofocus sollte vermieden werden. Zwar mögen die Autofocus-Systeme inzwischen sehr weit entwickelt sein, doch höchsten Anforderungen kann nicht immer genügt werden.

Tipps zur Eisenbahnfotografie:

Diese Tipps geben lediglich die Meinung des Blockwärters wieder.

Die Ausrüstung

Die Foto-Vorbereitung:

Der Moment, auf den alles ankommt:

Wenn das Licht eher von hinten kommt, kann man auch mal die Seitenansicht eines Zuges wagen.

Die Bilder nutzen


Die Beachtung all dieser Regeln ist noch längst keine Garantie für ein Spitzenbild. Viel mehr als auf theoretische Regeln kommt es auf das "Auge" für ein bestimmtes Motiv oder eine unvorhergesehene Situation an. Obiges Bild war nicht geplant gewesen; lediglich ein Nachschuss mit der Sonne (gemäß den Regeln) war beabsichtigt. Das Spiel des Lichtes im Zug und im aufgewirbelten Staub erforderte schnelles Umdenken. AKN östlich Barmstedt.

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