Die Erzbahn Luleå - Narvik

Copyright by Jan-Geert Lukner
Stand Dezember 2003

Die schwedische Erzbahn, die gerade 100-jähriges Bestehen feierte, ist für den Einsatz der urigen, 14-achsigen Stangen-Drillingselloks der Baureihe Dm (Endteile) / Dm3 (Mittelteile) bekannt und mittlerweile auch in Deutschland entsprechend populär geworden. Stück für Stück schreitet die Lieferung der Nachfolge-Baureihe IORE (Zwillingslok, basierend auf der deutschen Modulfamilie aus dem Hause Bombardier, hergestellt in Kassel) voran, doch sollen die Altbau-Elloks noch mindestens zwei Jahre auf der landschaftlich einmaligen Strecke zwischen Kiruna und Narvik zum Zuge gelangen. Als Hilfestellung für die "Altbaulok-Pilger", die erstmalig an die Erzbahn fahren wollen, folgt hier eine grundlegend überarbeitete Streckenbeschreibung der Erzbahn mit Schwerpunkt auf dem besagten letzten Abschnitt von Kiruna bis Narvik.

Objekt der Begierde: Ein mit Dm3 bespannter Erzzug in den Wäldern nordwestlich von Kiruna.

Wer nicht alles lesen möchte, kann auch springen:

Die Strecke bis Kiruna

Da man sich bekanntlich das Schönste für den Schluß aufbewahrt, beginnen wir auf der Südostseite, im Erzhafen von Luleå, wo das bei Gällivare gewonnene Eisenerz auf Schiffe verladen wird. Über eine Schleife können die Erzzüge innerhalb einer halben Stunde entladen werden und ohne Kopfmachen die Rückfahrt antreten. Sie fahren in beiden Richtungen durch den Personenbahnhof, dessen Holz-Empfangsgebäude von einer Straßenbrücke gut eingesehen werden kann. Ohne Höhepunkte geht es auf dem am stärksten befahrenen Abschnitt (Züge Ri Kiruna und Südschweden) nach Boden, wo bei den von Connex mit altem SJ-Fahrzeugmaterial betriebenen Personenzügen ein heftiges Kurswagenumsetzen oder zumindest ein großes Umsteigen stattfindet. Die Erzzüge umfahren den Bahnhof über eine östliche Umgehung.

Ein Erzzug aus Gällivare durchfährt den Personenbahnhof von Luleå.
Nach kurzen landwirtschaftlich geprägten Abschnitten mit typischen Holzhäusern taucht die elektrifizierte Bahn in die ewigen nordschwedischen Wälder ein. Für den Erzverkehr werden mehrere Kreuzungsbahnhöfe vorgehalten, die oft von kleinen Weilern flankiert werden. Hinter dem Reisezughalt Murjek, einem mitten im Wald gelegenen Holzverladebahnhof, erreichen wir bald den Polarkreis, auf den ein unscheinbares Schild hinweist, und den Ausweichbahnhof Polcirkeln, wo noch einer der für diese Strecke typischen steinernen Umformertürme steht. Der nächste Reisezughalt Nattavaara hat in näherer Umgebung einige kleinere Seen und (nördlich) eine Flußquerung zu bieten. Dann wieder dieser Wald...

Gällivare besitzt ein fotogenes Holz-Empfangsgebäude. Eine Fußgängerbrücke führt über den Bahnhof zum Fluß und zum günstig gelegenen Wandererheim/JH. Hinter dem Bahnhof gabelt sich die Strecke. Nach links führt der Schienenstrang der Inlandsbahn, nach rechts führt das Gleis zum Ortsteil Malmberget (Malm=Erz, das sagt wohl schon alles: Dort werden im Bahnhof Koskullskulle die Erzzüge beladen). Wir fahren halblinks noch ein Stück durch Bebauung und verlassen die bewohnte Gegend vorbei an einem typisch-schwedischen See mit Bootshütten und Stränden unmittelbar an der Bahn.

Heute kann man Harrå über einen zig Kilometer langen Fahrweg erreichen. Als dieser Weg noch nicht existierte, hielt hier ein Zug am Tag (früher auch mehr), um die Post auszuliefern.

Dieser Abschnitt der Erzbahn bis Kiruna wird selten von Erzzügen befahren. Nur wenn der Hafen von Luleå unter Eismassen begraben liegt, wird das Erz von Gällivare über Kiruna zum ständig eisfreien Hafen Narvik befördert (ansonsten nur einzelne Transporte zur Veredelung nach Svappavaara). Auch hier gibt es Ausweichstationen mit Stein-Umformern. Im Umkreis des Kreuzungsbahnhofs Harrå (kein Zughalt, mit PKW nur über zig Kilometer lange Naturpiste erreichbar) findet man Fotomotive, die einen Überblick über die kahle und hügelige Einöde, durch die die Bahn führt, ermöglichen. Bei Kaitum wird der Kaitumälven auf einer neueren Betonbrücke gequert. Genau hundert Kilometer hinter Gällivare erreichen wir Kiruna.

Südlich zweigt an einem Gleisdreieck die ca 60 km lange elektrifizierte Zweigstrecke nach Svappavaara zu einem Erz-Veredelungswerk ostwärts ab. Da diese Strecke weit abseits der Straßen und Wege durch ewigen Wald führt, sei lediglich auf einen Bahnübergang als Fotostandpunkt hingewiesen, der auf einem Schießplatz liegt. Wenn auf jenem Platz "Friede" herrscht (der Korb am Abzweig von der Hauptstraße gibt Auskunft), darf man den Waldweg benutzen, der zum BÜ führt. Für Züge von Svappavaara hat man hier nachmittags einen markanten Berg im Hintergrund. Nicht erschrecken: Bei Annäherung an den Bahnübergang geht eine Sirene los. Die soll nur Elche, nicht aber Fotografen abschrecken. Weitere Fotomöglichkeiten ergeben sich an einer Kiesgrube (BÜ unmittelbar vor Svappavaara) und im Bahnhof Svappavaara selbst.

Kiruna: Blick auf den Erzberg, dessen Schätze erst im Tagebau und dann tief untertage abgebaut wurden / werden. Eine der neuen IORE-Loks beschleunigt mit einem Erzzug nach Svappavaara.

Die Strecke ab Kiruna

Vom Bahnhof Kiruna (interessantes Backsteingebäude) fällt der Blick schon auf den großen Erzberg Kirunavaara (samisch, bedeutet „Schneehuhnberg“). Durch eine Unterführung westlich des Personenbahnhofes kann man an das Gleisdreieck und bis zum Seedamm gelangen, auf dem die beladenen Züge zur Abfahrt mit den Zugloks bespannt werden. Abends lassen sich die angestrahlten Züge auf dem Damm vor dem dunklen Abraumberg vom Uferwanderweg bestens umsetzen. Ansonsten bietet besagter Wanderweg tagsüber gute Ausblicke auf den Güterbahnhof am Nordufer des Sees, in dem die leeren Erzzüge von den Streckenloks an NOHAB-Dieselloks der Reihe T46 übergeben werden, welche wie die Dm/Dm3 und IORE von MTAB (Malmtåg Aktiebolag) betrieben werden. An der Westausfahrt des Gbf liegt das Bw - ein prächtiger, trutziger Backsteinbau mit dem obligatorischen Umformerturm.

Und dann beginnt sie auch schon wieder - die Wildnis. Ganz spät abends lassen sich praktisch am Beginn der Wildnis von einer Straßenbrücke Westfahrer mit See und Erzberg ablichten. Bahnstrecke und parallele Straße führen nun durch eine leicht hügelige Landschaft, in der sich niedriger Wald mit moorigen Flächen oder kleineren Seen abwechselt. Ein Herankommen an die Bahn ist nicht ganz einfach und der Baumbewuchs entlang des Gleises verlockt nicht all zu stark zu Fotoaktivitäten. Von den Bahnübergängen im Bereich der folgenden Ausweichbahnhöfe Krokvik und Rautas lassen sich Bilder machen.

Um einen Berg herum wendet sich die Strecke bei Rensjön in nördlichere Richtung. Südlich des Bahnhofes lässt sich vormittags ein See hinter der Bahn mit ins Bild nehmen. Die ersten hohen Berge sind dann bei Bergfors erreicht. Rund um die Westausfahrt bieten sich Motive mit Bahnarbeiter-Wohnhaus, Flussbrücke und dem 1021m hohen Berg Nakervare, an dessen Fuß die Bahn nordwärts weiterführt und von dessen Flanke bald erstmalig der Torneträsk in Sicht kommt - ein ca 70 km langer See, oberhalb dessen die Bahn bis Björkliden entlang führt. Mit etwas Kletterarbeit kann man an bestimmten Stellen von oberhalb der Bahn nachmittags den weiten Blick über die hügelige Wildnis umsetzen, in der hinten der See und höhere Berge auftauchen.

Der Bahnhof Torneträsk vor der Kulisse des gleichnamigen Sees und einer schwarzen Gewitterfront, die vor dem ersehnten Zug eintraf...

Wo die Bahn den See erreicht hat und sich oberhalb seiner Ufer nun wieder westwärts wendet, folgt der Ausweichbahnhof Torneträsk. Er besitzt eines jener typischen trutzigen Backstein-Empfangsgebäude mit inegriertem Umformer-Turm. Dieses Bauwerk steht nahezu für sich in der Wildnis. Wenn man einem Waldweg vom Bahnhof aufwärts folgt und bei der Gabelung dem linken Zweig aufwärts bis auf den nächsten Berg folgt, kann man die Szenerie mit Empfangsgebäude und der weiten Fläche des Sees im Hintergrund wunderbar in Szene setzen.

Im weiteren Streckenverlauf bis Stordalen lohnt es sich tagsüber immer mal wieder, von der nördlich parallel führenden Straße durch die Wildnis auf die andere Gleisseite zu wechseln, weil man hier von erhöhten Standpunkten auf die Bahn und den See im Hintergrund blicken kann. Frühmorgens gibt es für Ostfahrer von der Straße aus zwischen Stenbakken und Kaisepakteeine nette Ansicht mit kleinem See im Vorder- und Tafelberg im Hintergrund.

Mit Abisko ist dann erstmalig hinter Kiruna wieder eine Häuseransammlung erreicht, die immerhin als Dorf bezeichnet werden kann. Mit Ringlokschuppen und Umformerturm-Empfangsgebäude gibt es im Bahnhof Abisko Östra interessante Bahnbauten zu sehen. Für den Erzbahn-Urlaub allerdings von fast noch größerer Bedeutung sind die hiesigen Versorgungseinrichtungen in Form eines Supermarktes, eines Cafés und einer Tankstelle. Einen Geldautomat fanden wir jedoch auch anno 2003 westlich von Kiruna nicht!

Gut einen Kilometer hinter Abisko Östra folgt der zweite Schnellzug-Halt in Abisko: Abisko Touriststation. Das Wort "Touriststation" bezieht sich nicht auf den Haltepunkt, sondern auf einen großen Übernachtungskomplex (Teile davon aus der Ursprungszeit der Bahn!), der hier für sich allein oberhalb des Torneträsk und zu Füßen des Berges Njulla steht und in dem man von Hotel bis Jugendherberge und Camping alle Übernachtungskategorien findet. Hier befindet sich das nördliche Ende von Schwedens Nationalwanderweg "Kungsleden". Für Skifahrer und Mitternachtssonnen-Kukker führt ein Sessellift auf den Njulla hoch.

Die Betonbrücke über den Abiskojåkka, fotografiert von der Südseite.
Beiderseits des Hp Abisko Touriststation kann in den Sommernächten, wenn das Licht von Nordwesten kommt, die Lapporte mit westfahrenden Zügen umgesetzt werden. Die Lapporte ist eine markante Felsformation oberhalb von Abisko und das Wahrzeichen Lapplands. Insbesondere wenn man westlich der Abiskojåkka-Brücke steht, kann man sich mit Teleobjektiv (135mm) die Lapporte schön nah hinterm Zug heranholen. Zwar ist die Straße mit im Bild, doch herrscht hier um 22-23 Uhr, wenn das Licht hier ideal steht, fast kein Verkehr. Besagte Abiskojåkka-Brücke - eine moderne Betonbrücke - lässt sich von einem kleinen Hügel südlich der Bahn übrigens auch tagsüber aufnehmen.

Relativ unfotogen geht es nun bis Björkliden weiter. Einen Lawinenschutztunnel im Beton-Stil der neunziger Jahre kann man nicht wirklich als Motiv empfehlen, obwohl die Zufahrt dorthin die einzige Möglichkeit auf diesem Abschnitt darstellt, überhaupt an die Bahn heran zu kommen. Ein um so interessanterer Ausblick folgt dafür nur kurze Zeit später. Bevor die Züge von Abisko in den Bahnhof Björkliden einlaufen, können sie bestens vom Hotelgelände (außen vor den Panoramafenstern des Restaurants stehend - die Fenster lassen sich nicht öffnen, so wird man also nicht mit der Frage "Kommt da ein Dampfzug?" oder auch "Kommer der Ångtog?" belästigt). Im Hintergrund hat man dann die Uferlinie des Sees und die Lapporte mit drauf. Aber auch das Bahnhofsgebäude ist ein Bild wert.

In Björkliden verlässt die Bahn den Torneträsk, der hier sein westliches Ende hat und verläuft nun hoch am Nordhang oberhalb vieler kleinerer Seen weiter. Dieser Streckenabschnitt ist nicht minder schlecht zu erreichen, ist jedoch im Gegensatz zur Strecke östlich Björkliden nicht ganz unfotogen. Das beste ist, dem Rallarvägen ab Björkliden in Richtung Tornehamn zu folgen. Dieser verläuft unterhalb der Bahn. Um die wunderschönen Ausblicke von oben auf Bahn und Seelandschaft umzusetzen, sind westlich von Tornehamns Kyrkogård Streifzüge durch die Wildnis erforderlich.

Der Rallarveien auf der norwegischen Seite: Mitten durch die Wald-/Fels-/Seenlandschaft hindurch oder auch mal hoch am Hang entlang erwartet den Wanderer hinter jeder Kurve ein neuer Ausblick.
Rallarvägen (norwegisch: Rallerveien): Der alte Karrenweg zur Versorgung und Verbindung der Bahnbauarbeiter ("Rallar") und ihrer Arbeitsstellen. In Form eines Fußpfades ist der zwischenzeitlich völlig zugewucherte Weg von Abisko bis Katterat und hinab an den Rombakksfjord wieder begehbar gemacht worden und dürfte zu den eindrucksvollsten Wanderwegen Nordeuropas gehören. Die mühsamen Umstände, unter denen die Bahn damals gebaut worden ist, werden anschaulich auf mehrsprachigen Infotafeln erläutert. Wer den Weg auf gesamter Länge abgewandert ist und alle Tafeln gelesen hat, kennt sich mit der Geschichte der Erzbahn jedenfalls aus.

Tornehamns Kyrkogård: Ein Stück unterhalb der Bahnlinie liegt mitten im dichten Birkenwald der Friedhof für die während des Bahnbaus gefallenen Bahnarbeiter.

Wer keine Meinung zu Wanderungen hat, sollte für den Abschnitt Björkliden - Vassijaure im Juni oder Juli kommen. Wenn das Licht von Norden kommt, lassen sich nämlich auch von der Straße aus Aufnahmen von den oben am Hang fahrenden Zügen machen. Dabei ist es nicht schwierig, mal einen See für den Vorder- oder (westlich des Ausweichbahnhofes Kopparåsen) einen Wasserfall für den Hintergrund zu finden. Praktisch bis kurz vor Vassijaure klebt die Strecke weiterhin an der nördlichen Wand der Berge.

Trutzburg in der Einsamkeit: Der Bahnhof von Vassijaure. Ein gelber Arbeitstriebwagen verlässt den Bahnhof unter Rauhreif-behangener Fahrleitung.
Vassijaure (514m) ist der ideale Fotobahnhof für alle, die mit dem Zug unterwegs sind, denn hier halten alle Personenzüge, obwohl hier nur paar Hütten stehen. Einerseits lässt der Bahnhof selbst mit seinem trutzigen Umformer-Empfangsgebäude mitten in der baumarmen Wildnis und mit den zwei kleinen "Bahnhofsseen" auf der Nordseite (schön für Nachtaufnahmen!) Fotos aus allen Richtungen zu, andererseits empfielt sich von hier auch eine Wanderung auf dem Rallarvägen nördlich der Bahn bzw einfach durch die Wildnis südlich der Bahn in westliche Richtung. Für eine Wanderung auf dem Rallarvägen bis Riksgränsen sollte man ohne Fotostopps drei Stunden einplanen.

Da der Fotograf ja nicht zum Spass dort ist, sondern zum fotografieren, sei insbesondere auf eine Stelle bei Vassberget (Eisenbahner-Sportheim) hingewiesen, wo die Bahn am felsigen Nordufer eines kleinen Sees entlang führt. Steigt man am Südufer in die Höhe, hat man einen weiten Ausblick über das dahinterliegende "Tal" mit mehreren größeren Seen. Morgens ergibt sich hier auch ein Blick auf Riksgränsen. Die Stelle ist leicht zu finden, da sie mit einem Funkmast "markiert" ist. Allerdings lohnt sich - je nach Bewuchs - auch an anderen Stellen zwischen Vassijaure und Vassberget mal der Aufstieg vom Rallarvägen auf die Hänge südlich der Bahn.

Mitten in der Wildnis stößt man an der Grenze oberhalb der Ortschaft Riksgränsen auf die Ruine eines großen Ringlokschuppens.
Bei Katterjåkk geht nicht so viel, weil hier entlang des Gleises viel Bewuchs steht und im Bereich des Haltepunktes auf der Südseite eine hölzerne Schneeschutzwand aufgestellt worden ist. Lediglich die Brücke über einen reißenden Fluss, den Katterjåkka, ist in der Seitenansicht für Lok und ein-zwei Wagen ganz nett. Nicht viel besser sieht's in Riksgränsen aus. Der Haltepunkt liegt in einer Lawinenschutzüberbauung, außerhalb derer insbesondere auf der Südseite kaum freie Stellen zum fotografieren vorhanden sind. Nachts sind jedoch Bilder von den Hängen zwischen Ort und Grenzübergang möglich, auch die Ortskulisse von Riksgränsen kann man von hier aufnehmen. Eisenbahn-Archäologen kommen in Riksgränsen voll auf ihre Kosten: Wo jetzt der Haltepunkt in seinem Lawinenschutz steht, lässt sich noch die Fläche des einstigen Bahnhofes erahnen und wo der Rallarvägen auf die Grenze trifft, steht noch die imposante Ruine eines großen Ringlokschuppens aus vergangener Zeit, die man vom Zug allerdings nur aus der Ferne erahnen kann, da die Bahn die Grenze im Lawinenschutz passiert.

Weit ist es nicht bis zum Bahnhof Bjørnfjell, dem ersten norwegischen Bahnhof. Die gesamte Bahnhofszene mit hübschen roten Holzhäusern lässt sich tagsüber, insbesondere Nachmittags von einer Anhöhe, gut umsetzen. Im Gegensatz zu den schwedischen Siedlungen handelt es sich bei Bjørnfjell um eine weit gestreute Sammlung von kleinen privaten Ferienhütten inmitten einer Felsen- und Seenlandschaft. Es gibt sogar eine Kirchhütte (erkennbar an einem angedeuteten Türmchen mit Kreuz).

Westlich des Bahnhofs von Bjørnfjell beschreibt die Strecke eine lange Kurve, die von den Felsen oberhalb eines Denkmals eingesehen werden kann.
Einen Überblick über diese eigentümliche Szenerie hat man, wenn man auf dem Rallerveien ein Stück westwärts geht (die umliegenden Hütten sind alle nicht mit dem Auto erreichbar, lediglich zum Bahnhof führt eine Naturpiste). Bei einem Denkmal beschreibt die Bahn eine langgestreckte Kurve, die man von der Anhöhe oberhalb des "Minnesmerke" einsehen kann. Züge von Osten kommen zwar aus einem modernen Lawinenschutz heraus - dafür hat man aber die Kirchhütte weiter hinten im Bild.

In besagter Kurve wendet sich die Bahn kurzzeitig wieder nordwärts, verschwindet aber bald in einem urigen hölzernen Lawinenschutz, dessen nördliches Ende mit einem Bach im Vordergrund vom Wanderweg aus nachmittags umsetzbar ist. Es folgt ein neuer Lawinenschutz und eine Kurve, die die Bahn nun wieder westwärts führt und die von den Höhen zwischen Straße und Bahn morgens umgesetzt werden kann. Nun kommt ein Abschnitt für die Nacht, den man von einigen Hütten über einen See hinweg einsehen kann, dann ist Haugfjell erreicht, wo ein altes hölzernes Empfangsgebäude steht. Zwischen hier und dem noch benutzten Hp Søsterbekk lag früher der Bahnhof Bjørnfjell. Davon zeugen nur noch einige Grundmauern im Birkenwald östlich von Søsterbekk.

Das "Wahrzeichen" von Søsterbekk: Die Betonbrücken über das obere Ende des Norddalen. Wanderer können die Züge von einer Bank am Rallerveien bestens beobachten.
Søsterbekk ist nur per Zug oder zu Fuß von Haugfjell aus erreichbar. Haugfjell ist allerdings auch nur über eine mühsame Buckelpiste an die Straße angeschlossen. Vom Parkplatz Haugfjell führt ein schöner Fußpfad über einen Bergrücken nach Søsterbekk. Von besagtem Hügelrücken ergibt sich ein imposanter Ausblick auf die zwei großen Betonbrücken, über die die Bahn unmittelbar am Hp Søsterbekk auf die andere Talseite wechselt. Im Hintergrund ist noch die alte Norddalsbru zu erkennen, die erst 1988 durch die Betonbrücken ersetzt wurde. Da die Bahn auf den Betonbrücken und dem dazwischenliegenden Damm wie "auf dem Präsentierteller" durch die imposante Landschaft mit Felsen, Seen und krüppeligen Birken "schwebt", lohnt sich der Blick auf die Brücken aus jeder Himmelsrichtung.

Südlich der Brücken trifft der Pfad von Haugfjell über den Hp Søsterbekk kommend auf den Rallerveien, der den Bahnschlenker über Haugfjell nicht mitgemacht hat. Dafür kann man auf ihm nun westwärts der Bahn folgen. Zur rechten ergeben sich von den Felsen die Abendblicke auf die Betonbrücken. Geht man ca 1/2 h weiter, kann man zu Füßen eines Wasserfalls oberhalb des Weges stehend nachmittags ein freies Stück Bahn weiter unten beobachten. Hinzu kommt der Blick in das tief eingeschnittene Norddalen, das weiter hinten von der Norddalsbru überspannt wird. Das ist insofern interessant, weil von den Betonbrücken nichts zu sehen ist und der Eindruck entsteht, dass der Zug kurz vorher die Norddalsbru gequert habe.

Östlich von Katterat ist die Strecke auf einer Galerie hoch über dem Hundalen und dem Norddalen angelegt.
In einem weiten Bogen umfährt die Erzbahn nun hoch an der Fels- und Geröllwand klebend das Hundalen. Das auf einer Art Galerie verlaufende Gleis kann vom gegenüberliegenden Hang oberhalb des Bf Katterat bestens eingesehen werden, ist allerdings noch füüüürchterlich weit weg. Der Rallerveien steigt schon vorher tief in das Hundalen hinab, so dass sich Motive aus größerer Nähe nur nach Klettertouren durch die Wildnis ergeben. Nach Querung des Hundalen teilt sich die Bahn. Der eine Schienenstrang führt im Rechtsbogen durch einen Tunnel in den Bahnhof Katterat ein, der andere führt geradeaus durch einen langen Tunnel am Bahnhof Katterat vorbei. Der neue Tunnel war nötig geworden, weil die Ausweichgleise des in beengten Verhältnissen am Hang klebenden Bahnhofs nicht weiter verlängert werden konnten, obwohl dies für die neuen Erzzüge mit der IORE-Lok erforderlich gewesen wäre.

Tja - und nun folgt der imposanteste Abschnitt der Erzbahn in schwindelerregender Höhe über dem Rombakksfjord. Leider handelt es sich auch um den unzugänglichsten Teil der Erzbahn, denn westlich von Katterat gibt es keinen Weg mehr. Dafür gibt es immer wieder Stellen, an denen man tagsüber von den Felsen oberhalb der Bahn Züge mit dem tief eingeschnittenen Fjord im Hintergrund ablichten könnte. Das von Werbeplakaten bekannte Motiv mit dem Zug vorn querab und dem Weitblick entlang des Fjordes mit der markanten Hängebrücke der E6 / E10 im Hintergrund ist auch auf diesem Abschnitt aufgenommen worden.

Hier lohnt die Mitfahrt im Zug allemal: Zwischen Narvik und Katterat führt die Strecke in schwindelerregender Höhe über dem Rombakksfjord entlang.
Als im vergangenen Herbst gerade zwischen Rombakk und Katterat die Züge mit NOHAB-Dieseln der Ofotbane AS nachgeschoben werden mussten, weil wegen Bauarbeiten in einem Tunnel die Strippe fehlte, waren die Hänge an besagtem Fjord-/Hängebrückenmotiv dicht (für nordische Verhältnisse...) von Fotografen bevölkert. Einige von ihnen sollen angeblich auf ihrer Gleiswanderung von einem Skl aufgegriffen worden und nach Narvik verfrachtet worden sein... Wie dem auch sei - der Weg am Gleis entlang ist gefährlich und verboten, der Weg durchs Gelände ist wegen diverser kreuzender Abgründe mühselig und nicht minder gefährlich. Von Katterat her ist die Gleiswanderung aufgrund der langen Tunnel sowieso nur was für Lebensmüde. Der Bahnhof Rombakk hingegen ist nur per Zug oder zu Fuß erreichbar. Zwar gibt es hier einen Fahrweg - dieser ist allerdings weiter unten mit einem Baum verschlossen.

Hinter Rombakk kommt die Bahn dem Fjord kontinuierlich näher. Immer wieder ergeben sich aus dem Zugfenster schöne Ausblicke - ohne dass man diese Ausblicke allerdings fotografisch ohne mühsame Kletterpartie umsetzen könnte. Der Bahnhof Straumsnes liegt dann schon in besiedelterer Gegend und oberhalb der E6 / E10 werden die letzten Kilometer bis Narvik zurückgelegt, wobei mit Ortskulisse oder Fjord durchaus noch Fotomöglichkeiten bestehen.

In Narvik sind die Gleisanlagen am Hafen in drei Ebenen angelegt: Unten liegen die Kaigleise, die nur noch der Apatit-Verladung dienen. In der Mitte befindet sich das Bw und oben der Erzbahnhof.
Im Bahnhof Narvik selbst kann man nachmittags von der Straßenrampe der Bahnhofszufahrt Züge im Bahnhof fotografieren, wobei jedoch die Vielzahl von Masten störend ist. Die Gleise führen nun weiter und gabeln sich bald. Geradeaus beginnt nun der Erzbahnhof, der einigermaßen von einer Straßenbrücke (quasi in Ortsmitte) eingesehen werden kann. Der Verladebahnhof befindet sich auf der obersten Ebene oberhalb des Fagernesfjordes. Eine Ebene tiefer findet man die Bw-Anlagen und ganz unten, quasi auf der Mole, verlaufen ebenfalls noch Gleise, auf denen zumindest noch Apatit verladen wird. Dieses weiße Zeugs wird mit einigen leeren Erzwagen mit nach Kiruna genommen und dort zur Erzveredelung benötigt.

Besagte "unterste Ebene" hat keinen direkten Gleiskontakt mit dem eigentlichen Bahnhof Narvik. Die Apatitzüge müssen stattdessen erst mit Diesel (MTAS besitzt ehemalige T44er) auf einem urig auf Straßenniveau an älteren und neueren Hafenanlagen vorbeiführenden Gleis nach Fagernes überführt werden. Fagernes ist der Containerbahnhof, in dem die ARE-Züge (norwegische Frachtzüge im Transit durch Schweden - "Arctic Rail Express") enden. Hier setzt sich am anderen Ende die Dm3 vor den Zug und vereint kriecht die Fuhre unspektakulär am Hang aufwärts nach Narvik. An der oben erwähnten Streckengabelung zwischen Personenbahnhof und Erzverladebahnhof ist die bekannte Strecke erreicht. In dem Keil dieser Streckengabelung liegt übrigens ein Vandrerhjem. Wer also nachts gern Zuglärm in Stereo hört, kann hier einkehren.

Die Züge

Die Personenzüge bestehen aus Loks der Baureihe Rc6 und von den SJ angemieteten Wagen. Bis jetzt (den Aktualitätsstand ganz oben beachten!) sind äußerlich außer dem "Connex"-Emblem keine Veränderungen an Loks und Wagen vorgenommen worden. Auf der norwegischen Seite werden die Züge von der Ofotbane AS übernommen, da Connex keine Zulassung für Norwegen hat. Allerdings wechselt an der Grenze nur das Personal, nicht aber die Bespannung. Auf dem Abschnitt Boden - Kiruna verkehren vier Zugpaare (Luleå - Narvik, Luleå - Kiruna*, Umeå - Kiruna* und Stockholm - Narvik; *=außer Sa-Abend/So-Morgen), auf dem Abschnitt westlich Kiruna sind's noch drei (zu den Genannten kommt ein paar Kiruna - Narvik in der Winter- und Sommersaison hinzu). Das Zugpaar Stockholm - Narvik hat im Zugverband neben den bekannten SJ-Wagen zwei dunkelblau lackierte ex-norwegische B3-Wagen, die zu Restaurant- und Barwagen umgebaut wurden.

Der Einsatz der Erzzugloks gestaltet sich Ende 2003 wie folgt: Die IORE-Loks bespannen (soweit ausreichend verfügbar) alle Erzzüge auf dem Ostabschnitt Gällivare - Luleå. Die Altbauloks gelangen hier nur noch in Ausnahmefällen zum Einsatz, wobei diese Ausnahmen nicht ganz selten sind... Zwischen Kiruna und Svappavaara gelang zum Einsatz, was halt so da ist - meistens allerdings auch schon IORE. Auf der landschaftlich imposanten Strecke Kiruna - Narvik gibt es jedoch erst ein Zugpaar mit IORE. Der Rest fährt mit den Altbauloks Dm/Dm3. Noch immer ist längst noch nicht die ganze "Nordweststrecke" für die höhere Achslast der IORE und der neuen Erzwagen ertüchtigt.

Dann sind da noch die ARE-Züge (wie schon gesagt: "Arctic Rail Express"). Es handelt sich um norwegische Güterzüge von Alnabru (Rbf für Oslo) nach Fagernes, die im Transit durch Schweden fahren. In Boden können allerdings Wagengruppen von / nach Finnland und Russland über Haparanda hinzukommen. Die Bespannung erfolgt durch Rc-Maschinen von Green Cargo (ex Sj). Eine Handvoll oranger Maschinen sind noch dabei. Der größte Teil ist jedoch in SJ-Blau unterwegs und einige Maschinen tragen schon Green Cargo-Farbkleid (in grün natürlich).

Regelmäßig irgendwo auf der Erzbahn im Einsatz: Ein neongelber Schotterzug, der von zwei soundstarken, aber wenig formschönen GM-Dieseln bespannt ist - hier abgestellt in Abisko.

Das war aber noch nicht alles: Auf die Erzbahn gelangen momentan zahlreiche Bauzüge mit verschiedensten Fahrzeugen. Ein Schotterzug mit zwei zwar wenig formschönen, aber richtig soundstarken GM-Dieseln ist praktisch ständig irgendwo unterwegs - genauso wie mehrere aus alten SJ-Schienenbussen hervorgegangene Arbeitstriebwagen ("Eiltriebwagen" - sie sind meistens schneller unterwegs, als Erz- und Personenzüge). Zudem ist im Sommer regelmäßig mit Sonderzügen zu rechnen. SJ Charter führte 2003 ein ganzes Fahrtenprogramm mit einem 15-Wagen-Zug bis Vassijaure durch und die Ofotbane besitzt neben ihren Di3ern und B3-Wagen einen Bm68, der für Sonderfahrten eingesetzt werden kann.

Die Übernachtungsmöglichkeiten

Von eigenen Touren her würde ich eine Übernachtung im Bereich Abisko oder Björkliden empfehlen. Als Bahnfahrer hat man im aktuellen Fahrplangefüge von hier die Möglichkeit, relativ flexibel Tagestouren durchzuführen, da ein Zug morgens (aber nicht "vorm Aufstehen") westwärts fährt und abends zu einer "zivilen" Zeit zurückkehrt. Da dieses Zugpaar an allen Stationen hält, kann man also alle Motive, die westlich liegen (und das ist ja der schönste Streckenteil), in einer Kombination aus Zugfahrt und vielleicht kleinerer Wanderung auf dem Rallarvägen erreichen. Mit Standquartier in Narvik hat man diese Möglichkeit hingegen nicht.

Für Autofahrer ergibt sich von Abisko oder Björkliden der Vorteil, dass man relativ "mittig" im Einsatzbereich sitzt und je nach Wetterlage nach Osten oder Westen fahren kann. Außerdem ist die Lage der beiden Orte einfach nur schön. Immer wieder hat man den Ausblick über den Torneträsk (mit Glück auch aus dem Zimmer) und rund herum ergeben sich (für Schlechtwettertage...) phantastische Wandermöglichkeiten in den Abisko Nationalpark, an den Torneträsk oder einfach so in die Berge.

Übernachtungskomplex in der Wildnis: Die Touriststation in Abisko.

Getestet wurden von mir bisher die Touriststation von Abisko und die zum Gebirgshotel gehörigen Hütten in Björkliden. In der Touriststation gibt es einen preiswerteren Wandererheim-Teil mit Vierbettzimmern und Selbstversorgerküche. Das Hotel selbst langt preislich schon ganz schön hin. In dem großen Haus geht es abends manchmal recht lebhaft zu, wobei die mit Schließern ausgerüsteten Zimmertüren immer furchtbar laut zuknallen. Schön in der Touriststation sind hingegen Frühstücks- und Abendbuffet, deren Reichhaltigkeit ihr Geld dicke wert ist.

So richtig gut gefielen uns die Hütten in Björkliden. Die sind zwar auch nicht ganz billig, aber sie bieten einen Top-Ausblick über den See und sind mit allem ausgestattet, was man in einer Ferienwohnung halt so braucht. Und wenn man die Hütte zu viert oder fünft nutzt (2 Schlafzimmer mit 5 Betten), relativiert sich der Hüttenpreis schnell. Billigere Unterkünfte dürfte man am ehesten im Bereich Abisko Östra finden, wo wir verschiedene Hinweisschilder sahen, diesen aber noch nicht gefolgt sind.

Das Wetter und die Jahreszeiten

Aus eigener Erfahrung könnte ich nicht sagen, dass zu dieser oder jener Jahreszeit das Wetter in Skandinavien und speziell Lappland besser oder schlechter wäre. Sicher ist, dass man sich auf große Kontraste einstellen muss. Wer sich in der Natur bewegen möchte, sollte neben Regelbekleidung auch die entsprechenden Stiefel (gut imprägnierte Wander- oder sogar Gummistiefel; letztere kann man in Skandinavien durchaus offen auf der Straße tragen, ohne ausgelacht zu werden...) nicht vergessen, denn die Pfade führen einen gern mal durch feuchtes Kraut.

Das Wetter ist selten entlang der gesamten Erzbahn einheitlich und nicht selten liegen strömender Regen und Sonnenschein nur wenige Kilometer auseinander. Absiko gehört zu den sonnenreichsten Orten Schwedens. Man mag nun aber nicht denken, dass das auch noch für Björkliden oder gar Riksgränsen gilt. In Abisko haben wir schon häufig Wolkenaufrisse erlebt, die sich stationär im Windschatten des Njulla und anderer Berge hielten. Über dem Torneträsk konnten zur gleichen Zeit die fetten Wolken hängen.

Der Sommer ist natürlich eine selten-geniale Jahreszeit an der Erzbahn. Man hat Anfang Juli praktisch rund um die Uhr Licht. Die Mitternachtssonne verschwindet lediglich zwischen 0 und 2 Uhr mal an den meisten Stellen hinter der Bergkette im Norden. Zwar ist die Strahlungsintensität der Sonne gegen Mitternacht nur noch sehr schwach, doch lassen sich die langsam fahrenden Erzzüge mit einer Belichtungszeit von 1/250 oder sogar 1/125 noch mühelos fotografieren. Etwa gegen Mitte Juli fängt überall in Skandinavien eine Pflanze an violett zu blühen - das bringt etwas Farbenfreude ins Bild. Die Temperaturen können im Sommer an windgeschützten Stellen durchaus T-Shirt-geeignet sein. Müssen sie aber nicht. Der dicke Pullover darf wie die Wind- und Wetterjacke (Goretex oder so) im Gepäck nicht fehlen.

Mitte September läuft der Herbst auf vollen Touren. Kurz vor der Tag- und Nachtgleiche hat die Laubfärbung der Birken und der vielen Gräser und Moose ihren Höhepunkt erreicht. Die umliegenden Berge sind bereits von einer ersten weißen Schicht "eingepudert". Wenn dann auch noch die Sonne scheint, zeigt sich Skandinavien von seiner wohl schönsten Seite. Es kann allerdings schon wieder bitter kalt werden - Winterkleidung ist erforderlich, lediglich tagsüber im Sonnenschein kann es nochmal etwas wärmer werden.

Es folgt die dunkle Jahreszeit. Im November hat der Schnee dann auch die Erzbahn erreicht und der Torneträsk beginnt zuzufrieren. Die Sonne ragt jetzt kaum noch über die Berge, an deren Nordseite die Erzbahn meist verläuft, hinüber. Dies ändert sich erst in der ersten Märzhälfte. Jetzt beginnt allmählich die Wintersaison. Die Sonne ermöglicht zwischen 8 und 16 Uhr schon wieder Fotos - das Land liegt jedoch unter einer teilweise meterdicken Schneeschicht verborgen. Aufnahmen beschränken sich dann in erster Linie auf die Bahnhöfe, wo man sowohl in Vassijaure als auch in Abisko Östra (meist auch in Bjørnfjell) südlich der Gleise stehen kann.

Wer Skier oder Schneeschuhe ausgeliehen oder mitgenommen hat, kann natürlich auch mal ein Stück raus auf Strecke gehen, doch sollte man vorher erstmal schauen, wo man den Zug überhaupt frei von meterhohen "Schneemauern" fotografieren kann. Bei längerer Sonnenperiode kann die obere Schneeschicht allerdings auch so vereist sein, dass man relativ leicht auf der Schneedecke gehen kann. Die Gefahr des Einsackens ist allerdings ständig präsent. Von Mitte März bis weit nach Ostern herrscht dann große Skisaison in Abisko, Björkliden und Riksgränsen. Wer Ruhe und Einsamkeit sucht, ist in diesen Tagen hier oben fehl am Platze, die allgegenwärtigen Scooter lärmen laut durch die Stille...

Im Frühjahr gibt es sicher schönere Gegenden als Lappland. Bis in den Juni hinein (teils sogar noch länger!) ist das Land geprägt von Tauwetter und grauen Büschen. Erstes Grün zeigt sich an den allgegenwärtigen Birken erst ca Mitte Juni.

Mücken und andere Tiere

Das Schwedische Land Norrbotten wirbt mit dem Spruch "Norrbotten ist wunderschön - können Trilliarden von Mücken irren?" In der Tat scheinen sich die Nematocera mit paar tausend verschiedenen Arten in Lappland sehr wohl zu fühlen. Die Mückensaison geht etwa von Ende Juni bis Anfang September. In dieser Zeit helfen ein guter Luftzug, geeignete langärmelige Kleidung oder ein gutes Mückenmittel gegen die Quälgeister. Gerade abends, wenn sich der Wind legt, fallen die Viecher über einen her und da kommt es schon ganz gut, wenn man gerüstet ist und etwas dickere Socken gewählt hat. Mit dem richtigen Mückenmittel an allen Stellen, die irgendwie angegriffen werden könnten, ist es geradezu eine Freude die "abprallenden" Mücken zu beobachten.

Weitaus seltener sind hingegen Elche entlang der Erzbahn zu finden. Sie kommen in Lappland längst nicht so häufig vor wie in den stärker bewaldeten Gegenden Mittelschwedens. Häufiger sind dagegen Rentiere anzutreffen - oftmals in ganzen Rudeln. Die Viecher können mit teilweise riesigen Geweihen auch ganz schön Eindruck machen, wenn sie vor einem stehen.

Die Sehenswürdigkeiten

Sehenswürdigkeit Nummer eins in der Region ist natürlich das Erzbergwerk in Kiruna, das man sich schon mal anschauen sollte, wenn man in der Gegend ist. Die Besichtigungsbusse fahren vor der Touriinfo am Stadtplatz ab. Unten im Bergwerk kann man sich in einem Besucherstollen relativ frei bewegen und stündlich mit dem Bus wieder empor fahren. Eine weitere Sehenswürdigkeit ist in der Gegend von Kiruna das Eishotel Jukkasjärvi, das vollständig aus Eis gebaut ist und wo man selbst die Getränke an der eisigen Bar in Eisgläsern serviert bekommt. Als Unterlage auf den Eisbetten dienen Rentierfelle.

In Riksgränsen kann im Haus des einheimischen Fotografen Sven Hörnell eine beeindruckende Diashow besichtigt werden. Mit 21 Hasselblad-Projektoren werden zwei Bildervorträge im Multimedia-Format an die Wand geworfen, die einem einerseits die Landschaft links und rechts der Erzbahn, andererseits die abgelegenen Gebiete der Nationalparks südlich der Erzbahn näherbringen sollen.

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