Ein schwedischer Frühlingstraum

Autor: Jan-Geert Lukner. Alle Rechte am Text und an den Bildern liegen beim Autor.

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Wenn ich an Skandinavien denke, so stelle ich mir in erster Linie imposante Landschaften und unberührte Wildnis vor. Diese Attribute werden in erster Linie von Norwegen und der Nordhälfte Schwedens erfüllt. Doch es gibt eben auch noch das "andere" Skandinavien: Die Kulturlandschaft der schwedischen Südhälfte. Auch diese ist sehr charakteristisch, denn gerade hier kommt der Charme Schwedens viel besser zur Geltung als in den weiten Wäldern des Nordens. Es ist das Schweden, das wir alle aus der Kindheit durch zahllose Märchen und Abenteuerbücher kennen. Zusammen mit Horst und Werner war ich schon 2008 und 2009 dort unterwegs gewesen, und so langsam wurde es Zeit, mal wieder hinzufahren. Bahntechnisch ist Schweden zudem mit seinen zahllosen Privat-EVU in den letzten Jahren immer interessanter geworden. Und gerade jetzt versuchen es mal wieder drei "Private", einen Personenfernverkehr mit Loks und Wagen auf die Beine zu stellen. Ziele gab es also genug.

Freitag, 25.05.2012

Es wurde zum Schluss direkt etwas stressig. Ich hatte Sack und Pack zur Arbeit mitgenommen und wollte um 14.53 mit dem Bus von der Arbeit nach Altona fahren. Dann hätte ich 15.20 die S-Bahn genommen und wir wären gemeinsam am Hbf in den 15.50 RE nach Kiel gestiegen. Nun ja, es herrschte mal wieder Stau im Elbtunnel, die Ausfahrt Othmarschen war noch immer ohne ersichtlichen Grund gesperrt, und so kam der Bus mit +20 in Altona an. Ich stand drei Minuten vor Abfahrt des RE in Dammtor auf dem Bahnsteig...

Die Fahrt in dem Verstärker RE mit Rotlingen war unspektakulär, und in Kiel rollerten wir die paar hundert Meter mit den Koffern zur Fähre. Ich mag es kaum sagen, aber im 23. Jahr meiner Skandinavientouren reise ich diesmal das allererste Mal mit einer der 'großen' Nachtfähren an. Während die Oslofähre ja doch etwas zeitintensiv ist, hat man bei der Überfahrt nach Göteborg den idealen Nachtsprung, den es mit dem Zug eben längst nicht mehr gibt.

Für 18 Uhr hatten wir das Abendbuffet bestellt. Das ließen wir uns rund ums Auslaufen auch richtig gut schmecken. Und unsere Vierbett Außenkabine mit topp Aussicht war schön geräumig. Da konnte man es gut drin aushalten.

Der Urlaub begann sonnig an Deck der Stena Germanica.

Nach dem Buffet blieben wir bis zum Sonnenuntergang an Deck. Auf See wurde der Wind schlagartig kälter, wen wunderts? Aber unter diesem tiefblauen Himmel auf die offene See rauszufahren, hatte schon was. Der Wind trieb die anderen Fahrgäste bald rein und man hatte entsprechend mit Jacke bekleidet das Sonnendeck für sich und konnte die Fahrt unterm Himmelsblau im Angesicht der untergehenden Sonne von der Sonnenliege aus genießen. Na gut, zehn Minuten später wurde es mir im liegen auch etwas frisch. Aber das Fotografieren des Sonnenuntergangs über der Südspitze von Langeland war natürlich Pflicht. Dem wurde ausgiebig gefrönt. Ob wir die Sonne morgen wiedersehen würden? Nachdem nun sowohl in Hamburg als auch in Schweden paar Tage allerbestes Wetter gewesen war, sollte für uns nur noch der Sonntag schön sein und dann zunehmend Wolken kommen. Auch für den Samstag war eher Bewölkung angesagt.

Blick von der Sonnenliege.

So viel Wein hatten wir eigentlich gar nicht getrunken, aber das Festland erschien uns trotzdem doppelt. Interessante Luftspiegelung...

Genau an der Südspitze von Langeland geht die Sonne unter.

Ein letzter Sonnenstrahl leuchtet mit dem Keldsnor Fyr (Langeland) um die Wette.

Samstag, 26.05.2012

Abends war ich dann doch ganz gut müde. So habe ich ganz passabel geschlafen. Das Frühstücksbuffet sorgte für die nötigen Lebensgeister, während im Dunst vorm Fenster mehr und mehr Schären ins Blickfeld rückten. Und wir rückten mehr und mehr auf die Wolken zu, die doch sehr massiv über Land hingen.

Einlaufen in Göteborg.

Beim Einlaufen in Göteborg konnten wir im Hafenbahnhof Skandiahamn eine Railpool Traxx erkennen. Hier sollen mittlerweile auch drei Baneservice Gravitas (ex DB Schenker) im Rangiereinsatz stehen.

Straßenbahn in der Karl Johansgata.

Mit der Strab ging es jetzt zur Centralstation. Göteborg ist nach wie vor ein Paradies für Strab Fotografen. Es sind noch viele Sechzigerjahre Züge unterwegs und das Stadtbild bietet wunderprächtige Motive mit Parks, Wasser und Bebauung. Leider kam beim Warten am Hbf kein ganz altes Fahrzeug vorbei.

Großer Strab-Knoten vor dem Hauptbahnhof.

Wir holten das Auto bei Europcar ab. Es gab einen sehr schwach motorisierten Golf Combi. Der Vorteil an der Kiste war allerdings, dass er mit E85 betankt wurde. Und das Zeug ist 5 Kronen billiger als Diesel! Wann konnte ich zuletzt für 1,05 Euro tanken? Man muss allerdings dazu sagen, dass der Verbrauch mit gut 9l / 100km ein deutliches Stück höher lag als mit ROZ95 im Tank. Aber verglichen mit derzeitigen deutschen Preisstandards war’s immer noch sehr günstig.

Es zeigte sich, dass die Wolken doch ganz gut aufmachten. Deshalb ging es gleich mal nach Jonsered zum ersten Motiv raus. Jonsered liegt an der Västre Stambana. Das ist die 455 km lange Hauptstrecke zwischen Stockholm und Göteborg, also eine der dichtest befahrenen Bahnlinien des Landes. Hier sollte lt daglig graf (dem tagesaktuellen Bildfahrplan, der täglich im Internet bereitgestellt wird) einiges kommen, sogar drei Güterzüge. Real kamen nur S-Bahnen und nach langem Warten zunächst ein TÅGAB Güterzug mit Rc in TGOJ Farbe. Leider zogen nun bald wieder fette Schleier auf und das bischen Licht, das noch übrig war, verschwand von der Front. Nachdem noch der Itino nach Mariestad mit 40 Min Verspätung und ein Zug mit Gigacontainern durch war, erkundeten wir weiter Richtung Alingsås.

Ein TÅGAB Containerzug mit Rc in TGOJ-Farbe am See Aspen, zwischen den Stationen Jonsered und Aspen. Im Hintergrund thront Jonsereds Herrgård, der heute zur Universität Göteborg gehört, auf der Anhöhe.

Bei dem wunderschönen Schloss Nääs mit ausgedehnten Parkanlagen und einem See ging es von der Autobahn wieder runter zu einem Tunnelportal, von dem man einen Topp Ausblick hatte. Leider war das Licht schon etwas weit rum. Das war etwas für morgen. Dann schauten wir am Bf Norsesund vorbei, der nett am See gelegen war. Hier kam natürlich als erstes wieder ein total beschmierter Pendelzug, der uns schon in Jonsered genervt hatte. Wir schauten etwas erfolglos rum und probierten es nochmal mit dem nächsten.

Ein S-Bahnzug der Baureihe X11 rollt in die Station Norsesund ein. Die Bahnsteige werden gerade erhöht, weil künftig Reginas eingesetzt werden sollen.

Danach galt es ein Motiv für den Postzug zu finden. Bei der Suche gelangten wir auch in die tollen Parkanlagen des Bryngenäs Herrgård. Nur Züge konnte man hier um diese Zeit nicht umsetzen. Geeignete Motive entdeckten wir dann nördlich Alingsås. Doch hier war nun das Licht für den Postzug überall zu spitz. Deshalb machten wir den ganz banal im Bf Alingsås, wo die Strecke günstiger geneigt war.

Der Postzug brettert mit 160 km/h durch den Bahnhof Alingsås. Links ist nur das Umsteigeterminal zwischen Bus und der hier endenden S-Bahn zu sehen. Das schöne Bahnhofsgebäude hat der Zug schon passiert; es lässt sich mit durchfahrenden Zügen schlecht umsetzen.

Nun war eigentlich alles an interessanten Fuhren durch. Wie das halt am Samstag Nachmittag in Skandinavien so ist... Wir nutzten die Zeit, um nach einer Unterkunft zu schauen. Das Vandrarhem in Alingsås machte keinen üblen Eindruck, und so versuchten wir dort unser Glück. Die Wirtin fuhr zwar gerade vom Platz, als wir ankamen, meinte aber, sie würde einen Schlüssel holen und wäre gleich wieder da. Dieses 'gleich' zog sich allerdings doch ganz schön in die Länge und biss sich mehr und mehr mit dem Norrland Nachtzug, den man noch gut hätte fotografieren können. Irgendwann kam dann mal eine andere junge Frau angefahren, ging wortlos an den Wartenden vorbei ins Haus und ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen. Weiter warten. Die Rezeption sollte offiziell ab 17 Uhr besetzt sein. Bald war es 17.30. Irgendwann kamen paar Gäste vorbei, die mit Zahlencode ins Haus gelangten. Sie waren es, die uns darauf aufmerksam machten, dass doch jemand an der Rezeption sei. Tatsächlich war das die junge Frau, die vorhin an den Wartenden (außer uns eine dt Familie und zwei schwedische Frauen) vorbeigegangen war. Hmmm, schon merkwürdig. Aber wir bekamen unser Zimmer, und das lag schön zum Garten raus.

Danach konnten wir an die Strecke. Es war etwas mühsam, an der verkrauteten Piste nördlich Alingsås etwas zu finden. Letztendlich fanden wir von einem BÜ unweit der Üst Algutsgården eine ganz nette Perspektive. Bis auf einen Schleierdurchzug standen wir dort im Topp-Abendlicht. Damit, dass nur noch banale Triebwagen angesagt waren, hatten wir uns abgefunden. Dass nun aber auch diese uns ewig warten ließen, verwunderte doch ein wenig. Ein X2 hatte dann sogar Ausfall, einfach so...

Der "RE-Verkehr" zwischen Skövde, Falköping und Göteborg wird mit Reginas durchgeführt. Ein solcher als Doppeleinheit hat sich mühelos die Steigung zum BÜ Tomasgården hochgearbeitet.

Ganz zum Schluss gab die Bahn allerdings nochmal alles. Wir balancierten schon eine geraume Weile auf einem Holzstapel, ohne dass das Ergebnisse gebracht hätte. Dann gingen plötzlich die Signale beider Gleise nordwärts auf grün und in kurzer Folge brausten Regina und ein außerplanmäßiger X2 (vmtl Hilfszug für den in Skövde liegengebliebenen Zug von vorhin) vorüber. Gerade die Fuhre auf dem Gegengleis war ideal für unseren Ausblick.

Ewig nichts los, und dann kommen sie gleich zweigleisig angefahren. Vorn der Regina nach Falköping auf dem richtigen (in Schweden linken) Gleis, hinten ein außerplanmäßiger X2 auf dem Gegengleis.

Zufrieden ging es zum VH zurück, wo wir erstmal das Gepäck aufs Zimmer bringen wollten. Doch das war nicht so einfach. Der Türcode, den die Tante von der Rezeption uns gegeben hatte, tats nicht. Wir klopften und riefen, keine Reaktion. Gerade hatte ich die ausgehängte Telefonnummer angewählt, da ging oben doch ein Fenster auf und eine Frau verriet uns den richtigen Code. Um 22 Uhr ging es nun noch in die Stadt, die einen sympatischen Eindruck macht und einen riesigen Stadtplatz besitzt, durch den quer ein Gewässer fließt. Draußen waren alle Tische besetzt, so dass wir reingingen. Insbesondere die Lättöls taten nach der Hitze recht gut.

Sonntag, 27.05.2012

Hervorragend geschlafen. Es war schön ruhig. Dann fuhren wir zur Autobahnabfahrt Västra Bodarna, wo wir direkt vom Kreisverkehr einen morgendlichen X11 an der Üst Bryngenäs aufnehmen konnten. Aber es war ja eigentlich klar, wer da kommen würde. Unsere altbekannte Graffitieinheit, die übrigens auf der uns abgewandten Nordseite total vollgeschmiert war. Dass mit sowas sogar am Sonntag gefahren wird...

Nun erstmal bei Mägges gefrühstückt und dann unser Glück mit dem X11 eine Stunde später nochmal probiert. Das klappte sehr schön. Binnen einer Stunde waren sogar paar Blüten aufgegangen. Einen X2 nahmen wir auch noch mit, bevor es wieder auf die Ländereien des Schloss Nääs ging.

Pendeltåg von Västtraffik in der Überleitstelle Bryngenäs. Noch fahren hier diese typisch schwedischen Doppel-ETs der Reihe X11.

Dort suchten wir das Tunnelportal auf, das wir uns gestern schon angeschaut hatten. Zunächst gab es nur Kleinkram, dann ein grauer Elefantenzug. Allerdings hatte man nun offenbar den Graffiti X11 aus dem Verkehr gezogen.

Nun ja, dieses Motiv schrie eigentlich mal wieder nach einem längeren Zug. Ein Güterzug wäre es hier gewesen! Aber heute war halt Sonntag. Den lokbespannten IC 102 bekamen wir hier noch mit. Aber ob die schwarze Zuggarnitur nun so der Bringer war? Wir kamen überein, dass man die SJ -Züge aus fotografischer Sicht in die Tonne kloppen kann - vielleicht vom X2 abgesehen, der mir selbst in silbergrau gut gefällt.

Einer der wenigen IC-Züge auf der Relation Göteborg - Katrineholm - Stockholm passiert einige kleine Tunnel westlich von Norsesund.

Hauptanliegen dieser Schwedentour sollten ja Gz auf Dieselstrecken sein, aber davon gibt es so wenige, dass jeder einzelne Glücksache wäre. An Hauptstrecken würde man sich halt auch eher an Gz oder buntem Lokalverkehr orientieren müssen. Immerhin, als die Sonne fast (aber noch nicht ganz!) zu weit rum und von der Front verschwunden war, kam noch der Gz 9045 mit den Riesencontainern.

Riesencontainer im Anmarsch! Der Zug mit den Großprofil-Boxen fährt auch sonntags.

Danach wechselten wir zu unserem Kreisverkehr V Bodarna, wo man zwar nicht so idyllisch saß wie am Rande von Schloss Nääs, wo man aber einen schönen Ausblick auf eine Kurve mit den Blühwiesen von Gut Bryngenäs im Hintergrund hatte. Horst und Werner gärtnerten noch ein wenig vorm Gleis rum, während ich meinen Objektivdeckel suchte und fand, den ich heute Morgen unfreiwillig hiergelassen hatte.

Gärtnerische Tätigkeiten am Rande von Gut Bryngenäs. Ein Doppel-Itino in Richtung Mariestad passiert die Herren mit der grünen Schere.

Hier gingen insbesondere der TÅGAB Personenzug und ein Privatgüterzug mit blauer SJ Lok ganz nett. Hochlicht und spitzer Lichtstand trieben mich allerdings bald in den Schatten, wo ich mich im Gras ein wenig ausstreckte.

Der TÅGAB-Personenzug Kristinehamn - Göteborg mit dem Schlosspark von Bryngenäs im Hintergrund. (Paar Halme vor der Lok wurden elektronisch entfernt.)

Das EVU Tågfrakt fährt diesen Containerzug mit angemieteter SJ-Lok durch Bryngenäs.

Für einen zweiten TÅGAB Pz fiel uns nichts besseres ein als erneut den Bf Alingsås zu bemühen. Dort ging auch ein Rushrail Gz mit EG, was nur möglich war, weil der Zug durch das Ausweichgleis bummelte. Und: Hier stimmte wenigstens die Versorgung mit Getränken und Eis. Das warme Polarbröd mit warmem Tubenkäse ergänzte die Mahlzeit im Schatten des Baumstreifens am P+R Platz.

Und noch ein Privatzug mit SJ-Mietlok: RushRail zeichnet sich für diesen Boxentransport verantwortlich, der langsam durch das Ausweichgleis des Bf Alingsås bummelt und nur dadurch mit EG aufgenommen werden kann.

Danach verabschiedeten wir uns von Alingsås und rissen paar Kilometer Richtung Norden. Aber nicht zu viele. Nach einigen Erkundigungsschleifen suchten wir uns in Falköping eine Unterkunft. Da wir keine Lust hatten, erneut im schönsten Nachmittagslicht auf das Öffnen einer VH Rezeption zu warten, checkten wir einfach mal im alt ehrwürdigen Bahnhofshotel ein. Aber mit 1095 SEK fürs EZ und 1295 fürs DZ hatten wir dann doch nicht gerechnet. Das war büschen heftig. Na ja, nächstes Mal doch wieder VH...

Nun hatte ich noch im Bahnhofskiosk Flaschen tauschen wollen. Eine leere abgeben und zwei volle kaufen. Fragt der Verkäufer doch glatt, ob ich die leere Flasche ausgetrunken hätte. Klar hatte ich die ausgetrunken, blöde Frage! Prompt berechnete er mir drei Flaschen. Erst als ich ihm erklärt hatte, dass ich die leere Flasche nicht aus seinem Kühlschrank genommen und im Laden ausgetruken habe, stornierte er eine. Aber Pfandflaschen zurücknehmen wollte er halt nicht (obwohl er sie verkaufte)...

Da noch paar interessante Züge anstanden, suchten wir mal nordwärts nach Motiven. Die Fahrt auf der Landstraße im klaren Abendlicht war wunderschön. Die prächtigen Bauernhöfe stellten bunte Farbkleckse dar. Der Flieder blühte rund herum in allen Farben (na ja, jedenfalls in denen, in denen Flieder so blühen kann). Eigentlich hätte ich jetzt gern ein Bahnmotiv mit Flieder und Rapsfeld haben wollen. Aber wir waren ja nicht bei "Wünsch' Dir was"...

Südlich von Stenstorp, bei Segerstad, fanden wir allerdings eine klasse Brücke mit Blick in beide Richtungen. Die gefiel auch ohne Flieder. Hier ging so einiges, wobei die Reginas, die hier im Nahverkehr fuhren, mal wieder zumeist besprayt waren. Das rückte allerdings bald in den Hintergrund, denn das Programm war jetzt topp. Höhepunkte waren der Blå Tåget von Skandinaviska Jernbanor, ein Privat-Fernzug von Uppsala nach Göteborg, und ein nordwärts fahrender Rush Rail Gz, der hinter der eigenen T66 eine Siemens Vectron mitführte. Wer hätte gedacht, dass ich ausgerechnet in Schweden meine erste Vectron-Lok vor die Linse bekäme?

Der TÅGAB-Zug in der Gegenrichtung zwischen Falköping und Stenstorp.

Von Norden nähert sich derweil der Blå Tåget, welcher von Skandinaviska Jernbanor betrieben wird. Er soll besonders bequem sein und gehobenen Ansprüchen genügen. Ob der alte Plüschkomfort angenommen wird? Zuglok ist eine Railpool-185 mit schwedischer UIC-Nummer.

Nun kommt wieder von Süden etwas Interessantes: RushRail präsentiert sich in dieser Richtung mit eigener T66 und mitgeführter Vectron-Lok.

Ein Bild von der alltäglichen Grauware soll nicht fehlen: "Elefantenzug" X40 als Regionalzug Stockholm - Västerås - Göteborg.

Nachdem wir die Stelle in allen Varianten hatten, suchten wir nochmal weiter entlang der Strecke nach Motiven. Von einer Brücke in der Nordeinfahrt von Stenstorp gab es einen beschmierten Regina und einen X2. Die Schatten näherten sich aber der Strecke.

Der Flieder blühte in aller Pracht, aber leider nie so richtig in Bahnnähe!

Nochmal weiter parallel zur Strecke gefahren. Doch diese querte nun abseits der Straßen einen Höhenzug. Irgendwie fanden wir nichts mehr und erinnerten uns an eine Straßenbrücke an der Nordeinfahrt von Falköping. Also 'heimwärts' gefahren und im allerletzten Licht dort einen einfahrenden lokbespannten IC aufgenommen. Dabei für den schwatten Zug reichlichst belichtet. Den hätten wir übrigens gar nicht bekommen, wenn nicht seit unserer Ankunft im Lande größere Verspätungen ein verlässlicher Faktor bei der SJ gewesen wären. Wir erlebten in den ersten Tagen ein ziemlich katastrophales Bild von der Pünktlichkeit.

Ein IC von der Nordumgehung Falköping aus beobachtet. Rechts ist das Holzterminal zu sehen, das noch in dieser Nacht durch Hectorrail bedient werden sollte.

Nun wollten wir uns im Hotel frisch machen. Unsere Schlüssel passten dort nicht für die Eingangstür. Man brauchte einen Zahlencode! Woher kannten wir das doch gleich? Den Code hatten wir nicht. Zum Glück stand ein weiterer Gast vor der Tür, der den Code irgendwie telefonisch in Erfahrung brachte. Drinnen lagen an der Rezeption noch paar Schlüssel für angemeldete Gäste bereit. U.a. auch einer für Herrn 'Hectorrail', reserviert von 20-12.30 Uhr. Wir hatten schon gesehen, dass zu dieser Zeit ein Hector Holzzug in Falköping sein sollte. Na, Herr Hector wird wohl auch den Zahlencode für die Eingangstür kennen...

Mein EZ hatte abgesehen vom hohen Preis der Aktion 'Bezahl für zwei, bleib' eine Nacht!' keinerlei Extras, die man in z.B. südeuropäischen Hotels zum Fünftel des Preises erhält. Ach doch, es war so hellhörig, dass ich die Fußballübertragung mitverfolgen konnte, obwohl ich den Stecker meines Fernsehers für die diversen Ladegeräte aus der Dose gezogen hatte. Die zwei Haare in der Duschwanne, die schon vor mir da waren, gab es immerhin ohne weiteren Aufpreis dazu... Das sind alles Sachen, die mich normal nicht ernsthaft stören, aber wenn ich 120 Euro für eine Nacht zahle, sind die Erwartungen halt deutlich höher.

Unweit des Bahnhofs konnten wir noch lecker Pizza essen. Schon krass, um 22 Uhr saß man in Schweden auf der Veranda im T-Shirt, so warm war es noch.

Montag, 28.05.2012

Trotz Fenster zu den Bahnsteigen konnte ich passabel schlafen. Als die ersten Frühzüge starteten, bin ich zwar aufgewacht, konnte aber sogleich weiterpennen. Nach dem Aufstehen konnte ich 'Kiddo' beobachten. Eine der fotogenen Hector 1012, die ich gern mal 'richtig' vor die Linse bekommen hätte, rangierte im Bahnhof rum. Ich machte ein Notbild aus dem Fenster.

"Kiddo" rangiert vor meinem Hotel-Fenster.

Das Frühstücksbuffet war nun nicht nur überschaubar, sondern - gemessen am Übernachtungspreis - geradezu mickrig. Das gibt es besser in jeder deutschen Pension. Aber man fand was zum Start in den Tag.

Danach machten wir uns auf einen längeren Weg nordwärts. Die Bewölkung hatte die Oberhand gewonnen und es waren nur noch kleinere blaue Lücken zu sehen. Ideales Reisewetter also. Das eine oder andere potentielle Motiv schauten wir uns auch noch an. So fiel uns z.B. die Brücke in km 300 sehr positiv auf, was aber sicher vornehmlich am blühenden Rapsfeld hinter der Bahn lag. Als wir von der Hauptstrecke genug hatten, schauten wir uns noch kurz die winzige Kabelfähre über den Götakanal in Töreboda an (ohne zu ahnen, dass dieser Ort im Laufe der Tour noch wieder eine Rolle spielen sollte), dann wechselten wir nach Mariestad an die Kinnekullebahn. Dort sollte nämlich gerade die dreimal wöchentliche Übergabe sein. Und so war es auch. Wir hatten gerade unser Auto geparkt, da verschwand die funkelnagelneu aus einer T44 umgebaute Td mit zwei Wagen auf ein Anschlussgleis. Schade, im weiteren Verlauf des Gleises durch eine Parkanlage hätte es (vielleicht etwas früher am Tage) ein nettes Motiv dafür gegeben. Das entdeckten wir aber erst, als die Td im Werk angekommen war. Dafür bekamen wir anschließend im Bahnhof sogar Sonnenaufnahmen von der Td und einem rangierenden Y1 hin. Das EG ist prächtig und liegt ein Stück abseits der Gleise, quasi Hasserode ähnlich.

Der kleine Güterzug steht zur Rückfahrt bereit im Bf Mariestad.

Nachdem ein Y1-Doppel aus Herrljunga angekommen ist, wird ein VT aufs Abstellgleis rangiert.

Weiter ging es durch die Wälder nordwärts. Es war zwar viel Verkehr, aber solange alle ihren Tempomat auf 80 stellen und nicht rumbummeln, ist das kein Problem. Bevor wir uns endgültig von der Kinnekullebahn verabschiedeten, schauten wir uns noch die Götakanal Drehbrücke in Lyrestad an. Trotz moderner Antriebstechnik ein fotogenes Kleinod mit Wärterhäuschen, umsetzbar für Züge Richtung Mariestad.

Es ging durch Karlstad hindurch und versehentlich blieben wir auf der E18, so dass wir unser Etappenziel Kil über Nebenstraßen erreichten. Dabei entdeckten wir schon mal paar Fotomöglichkeiten an der Piste nach Göteborg. In Kil gab es nun paar leckere Köttbullar zum Mittagessen.

Wir haben vor SJ-Wagenzuggarnituren nur noch schwarze und zweimal dunkelblaue Loks gesehen. In Kil steht der Regio nach Göteborg mit einer solchen BlueX-Rc bereit.

Der Himmel hatte ziemlich dicht gemacht. Im Nordwesten war zwar einiges Blau zu sehen und wir schöpften schon Hoffnung. Erstmal blieb aber Zeit zur Unterkunftssuche. Die war mal wieder nicht ganz einfach. Eine nett gelegene Pension war angeblich vor zwanzig Minuten telefonisch ausgebucht worden. Stück weiter das inoffizielle Vandrerheim war vollkommen verwaist. Auch eine Telefonnummer war nicht angegeben. Und das will schon was heißen. Nächster Anlaufpunkt war ein Gutshaus, das man vom Parkplatz über eine wackelige Hängebrücke erreichte. Dort war aber eine Tagung angesagt, und der Preis wäre ähnlich wie letzte Nacht gewesen. Also schnell wieder weg! Letzte Möglichkeit war nun der Campingplatz Frykenbaden am Ufer des Sees Nedre Fryken. Als wir dort ankamen, griente uns ein Zettel entgegen, dass die Rezeption erst ab 18 Uhr für eine Stunde geöffnet habe. Doch ein Mann, der auf dem Gelände arbeitete, kam sofort auf uns zu und fragte, ob er uns helfen könne (und, ob wir von Banverket seien...). Das konnte er und organisierte uns den Schlüssel zu Hütte 61, die einen sauberen Eindruck machte und voll ausgestattet war, also auch mit Du/WC. Und das für 600 SEK pro Nacht! Das entsprach eher unseren Vorstellungen. Daumen hoch für Camping Frykenbaden!

Nachdem das also geklärt war, machten wir uns auf Motivsuche. Sofern das Wetter es noch zuließ, wollten wir morgen und/oder übermorgen Fotos an der Fryksdalsbahn machen. Die Fryksdalsbahn ist eine eingleisige, 82km lange Diesel-Nebenstrecke, die im Värmländischen Eisenbahnknoten Kil (sprich: „Chil“ mit weichem „ch“) beginnt und durch abwechslungsreiche Hügellandschaft nordwärts entlang der rund 70km langen Seenkette „Nedre Fryken“ (nicht in Sichtweite), „Mellan Fryken“ und „Övre Fryken“ über Sunne nach Torsby führt.

Auf der Fryksdalsbahn waren für die nächsten Tage je zwei Gz Paare angesagt. Einmal die Green Cargo Bedienung von Rottneros und der NOHAB bespannte TÅGAB Holzzug von/nach Torsby.

Die Erkundung einer Bahnlinie abseits der Hauptstraßen ist nicht ganz einfach. Wir fuhren - häufig auf Schotterwegen - alle möglichen Stellen an. Topp war eine Flussquerung bei Gunnita für nachmittags. Nette Stellen machten wir aber auch südlich Frykåsen und nördl Öjervik aus. Nachdem sich der Kreuzungsbahnhof Bäckebron als gewaltig modernisiert gezeigt hat (sogar mit ESTW?), waren wir vom Bf Rottneros sehr angetan, wo das von der Üg bediente Anschlussgleis abzweigt. Das schmucke, vom Architekten Yngve Rasmussen entworfene Empfangsgebäude war typisch für diese Strecke und hier sogar noch dienstlich in Gebrauch. Diesen „intakten“ Bahnhof setzten wir ganz nach oben auf die Todo-Liste. Weiterhin gab es noch den einen oder anderen Seeblick für abends. In Sunne gefiel uns die Flussbrücke am Bahnhof sehr gut.

Hier oben, wo langsam die schwedische Kulturlandschaft in die ewigen Wälder übergeht, sind einige der berühmtesten schwedischen Erzählungen entstanden. Bei dieser Landschaft dürfte Inspiration genug vorgelegen haben. Gleich am Ortseingang von Sunne wird man von Vergnügungsparks und dem riesigen Hotel "Selma Spa" begrüßt. Sunne ist die Heimatstadt von Selma Lagerlöf, hier wurde also "Nils Holgerson" geboren!

Ein Itino rollt auf der Fryksdalsbane nordwärts durch die Ländereien des Öjervik Herrgård, der dem Hof Sjö in Lagerlöfs Erzählung "Gösta Berlings Saga" Pate gestanden hat. Im Hintergrund ist der Mellan Fryken zu sehen.

Als motivmäßig alles geklärt war, ging es zügig über die E45 südwärts. Diese E-Straßen sind übrigens mittlerweile derartig mit Blitzern gespickt, dass man den Tempomat eigentlich nur nutzen kann, wenn man sich an die zulässige Geschwindigkeit hält. Oder man ist geübt im rechtzeitigen Bedienen der Tasten 'cancel' und 'RES'... In Kil besorgten wir uns bei ICA Salate vom Buffet und verspeisten diese in der Hütte. Angesichts der gefundenen Motive und andererseits der Wolken draußen konnten wir jetzt nur hoffen, dass wir brauchbares Wetter bekommen würden.

Dienstag, 29.05.2012

Mein Schlafplatz war das große Sofa. Hier habe ich dann auch tief und fest geschlafen. Und morgens dann das Erhoffte: Aufwachen und Blick auf strahlend blauen Himmel. Das konnte sehr gut die Lebensgeister wecken, auch wenn es nach einem Start ohne Kaffee aussah. Programmpunkt 1 war die nordfahrende Übergabe, auf die wir von einem Hügel zwischen Trångstad und Tolita hinabblickten. Dabei mussten wir nur aufpassen, dass die Pferde von der benachbarten Weide uns nicht anknabberten. Einen Doppel-Y1 gab es kurz darauf südlich des Hpl Frykåsen.

Als erstes wurde Blindekuh, äääh, blindes Pferd (bevor mir wieder jemand mangelnde zoologische Kenntnisse vorwirft) gespielt. Wer den Fotografen gefunden hatte, durfte mal knabbern.

Die Rottneros-Bedienung war richtig lang! Gut, dass wir Bäume als natürlichen Abschluss eingeplant hatten. Wir befinden uns hier auf einem Hügelrücken zwischen Trångstad und Tolita.

Bei Frykåsen lauern wir dem Värmlandståg nach Karlstad auf. Weil Berufsverkehr herrscht, gibt es sogar zwei zusammengekuppelte Y1. Diese teilen sich hier den Verkehr mit zwei Itinos.

Nun mussten wir uns um die Üg im Bahnhof Rottneros kümmern. Nachdem zwei VTs durch waren, gelangen uns die verschiedensten Einstellungen mit der Fuhre auf dem Anschlussgleis und im Bahnhof. Dieser war jetzt örtlich besetzt. Wie man es vom Balkan mittlerweile gewöhnt ist, meldeten wir uns beim Fdl an und klärten ab, dass wir uns neben den Gleisen bewegen dürften. Als die Lok als letztes die neuen Wagen in den Anschluss stellte, machten wir dort noch paar Aufnahmen und fuhren dann voraus. Nördlich Hpl Öjervik konnten wir die Rückfahrt des Zuges auf einem Blumen gesäumten Gleis aufnehmen.

Die Bedienungsfahrt holt in Rottneros zunächst die "alten" Wagen aus dem Anschluss. Dabei ist ein kleiner Buckel zu queren. Die Straße runter sieht man den Zug (zumindest die Dächer) ein zweites Mal auf einem weiteren Bahnübergang.

Die Wagen sind nun ausgetauscht, und man macht sich wieder auf den Rückweg nach Kil. Hier auf dem Blumengleis kurz vor Öjervik.

Sogleich ging es zurück nach Rottneros, denn als nächstes war der TÅGAB Holzzug zu erwarten, also quasi der Starzug der Strecke. Etwas Zeit war noch. Wir konnten beobachten, wie der Örtliche mit seinem Einweisling eine Runde über den Bahnhof drehte, bevor beide in ihre Autos stiegen und verschwanden. Ein Schulbus kam noch durch, drehte auf der Ladestraße und fuhr wieder weg. Sonst nichts los. Doch bereits eine Viertelstunde vor Plan riss uns die BÜ-Glocke aus unseren Gedanken. In Norden war nun auch eindeutiges lautes Getöse zu hören. Mit mächtigem Krach schossen die beiden Rundnasen mit ihrem Holzzug durch den Bahnhof. Was für ein Erlebnis!

Der Holzzug aus Torsby brettert mit laut donnernden Motoren durch den Bahnhof Rottneros mit seinem streckentypischen EG. EVU des Zuges ist TÅGAB. Während die zweite Lok (TMY 101) auch deren Farbgebung trägt, kommt die führende TMY 110 im Farbkleid des längst verflossenen EVU Inlandsgods daher.

Wir fuhren einfach mal hinterher nach Kil, wo wir zunächst einen BÜ an der Torsbyer Strecke ansteuerten. Doch der Zug hatte alles gegeben und dürfte schon längst durch gewesen sein. Im Bahnhof fanden wir ihn. Die Loks hatten sogar schon umgesetzt.

Die Loks haben in Kil umgesetzt. Nun ist etwas Pause vor der Weiterfahrt ins Holzwerk Grums. Schon beachtlich, dass man das Umladen des Holzes von LKW auf Zug in Torsby für nur rund 100 km Zugstrecke in Kauf nimmt.

Verschubgerät im Bw von Kil.

Der Zug sollte nach Grums weiter gehen, wobei als Abfahrtzeit erst 14.33 geplant war. Aber man weiß ja nie, und so fuhren wir mit Mittagessen aus dem Supermarkt bewaffnet an die Strecke Richtung Süden. Dort fanden wir an einem Seitenweg dann auch ein wunderbares Plätzchen, wo wir ungestört im Motiv relaxen konnten. Das Zugangebot waren zwei GC Lz, ein schwatter IC und der Holzzug, der ausgerechnet in Teilwolke abging. Ach ja, und der Regina nach Åmål, der kurz hinterm SJ Regio lag und gähnend leer war. Zurück wird er sicher voll - gemäß dem Filmtitel "Raus aus Åmål" (schwed Originaltitel lautet "Fucking Åmål", es geht um die Jugend in der schwedischen Provinz).

Wir stehen nun südlich von Kil an der Piste nach Göteborg, die westlich des Vänern entlang führt. Das Holzwerk in Grums sorgt für regen Güterverkehr. Erst kommt eine GC-Lz durch, um einen Zug aus Grums abzuholen,...

..., dann ist wieder lautes Getöse zu hören und das bereits bekannte NOHAB-Doppel zieht den Holzzug aus Torsby nach Grums an der Ortschaft Bryngelsrud vorbei.

Zusätzlich zu den Schönwetterwolken machte sich weit im Westen jetzt auch eine stärkere Pampe am Himmel bemerkbar, die langsam näher rückte. Uns ging es nun aber erstmal um ein Hauptmotiv auf der Torsby Piste, die Flussbrücke von Gunnita. Man konnte auf einer Halbinsel wunderbar am Ende eines Fahrwegs stehen und hatte die Brücke über den Norsälven perfekt vor sich. Allerdings bekamen wir heftig zu schwitzen, da sich justement zur geplanten Durchfahrzeit eine Wolke vor die Sonne setzte. Zum Glück war der Zug später, so dass alles gut wurde. Das beste war: Das Motiv war wie gemacht für einen einteiligen Y1. Und es kam ein einteiliger Y1! Suuuper!

Für uns eines der Hauptmotive an der Fryksdalsbane: Die Brücke über den Norsälven bei Gunnita.

Dummerweise mussten wir jetzt dringend tanken. Beim letzten Tanken am Automaten hatten wir wegen der Betragsobergrenze mal wieder nicht volltanken können. Und heut Mittag hat niemand dran gedacht. Also nochmal schnell nach Kil rein. Danach griffen wir zwei Züge in Frykåsen ab.

Südlich von Frykåsen rollt ein Y1 am Hof Hagen vorbei nordwärts.

Der Gegenzug, ein Itino, ist vor Hof Åna zu sehen.

Nun stand noch ein Wunschmotiv weiter nördlich an, eine alte Fabrik am Hpl Öjervik. Im Laufe der Wartezeit standen wir noch im vollen Licht, doch bald hatte der leichter Schmodder die Sonne erreicht. Ich würde allerdings behaupten, dass der Schaden reparabel war.

Am Hpl Öjervik ist ein altes Sägewerk hübsch restauriert worden. Dies diente als Kulisse für einen südfahrenden Y1.

Ähnlich verhielt es sich auch bei den folgenden Fuhren, die als Itino kamen. Einen passten wir unweit des Südesig Rottneros mit Seeblick ab, den nächsten dann in Sunne auf der Brücke über den Verbindungsfluss zwischen Övre Fryken und Mellan Fryken mit der Kirche im Hintergrund.

In den Ländereien des Öjervik Herrgård passiert ein Y31 das südliche Einfahrsignal von Rottneros. Im Hintergrund leuchtet der Mellan Fryken durch die Bäume.

Der "Sundet" verbindet die beiden großen Seen Övre Fryken und Mellan Fryken. Er hat der Stadt Sunne den Namen gegeben und wird von der Bahnstrecke nördlich des Bahnhofs Sunne auf einer ehemaligen Drehbrücke gequert. Seitdem das Holz über die Brücke und nicht unter ihr hindurch befördert wird, muss hier allerdings nichts mehr gedreht werden ;-)

Am späten Nachmittag ist hier richtig viel Verkehr. Gegen 19 Uhr sollte ein VT nur bis Sunne fahren und dann gleich wieder zurück. Für den Nordfahrer fanden wir einen wunderschönen Seeblick südlich von Öjervik. Dummerweise hatten sich jetzt so komische Wolkenfelder gebildet, von dem eines genau vor der Sonne rumwaberte. Als der Zug kam, wurde es zwar schon wieder deutlich heller, aber volles Licht war erst danach. Wir entschieden, auch die Rückfahrt hier noch abzuwarten. Das Licht war topp. Aber das 'tolle' an diesen Schleierfeldern ist ja immer, dass man erst gar nicht mitbekommt, wenn's denn wieder weniger wird. Das war nämlich bei der Rückkehr des Y1 aus Sunne der Fall. Allmählich fanden wir es doch etwas schade, dass man seit 16 Uhr nur noch Dreiviertellichtbilder hinbekommen hat. Aber das ist immer noch viel besser als gar kein Licht...

Ein Y1 am Ufer des Mellan Fryken südlich Öjervik.

So richtige Lust hatten wir nun nicht mehr. Einzig der um 21 Uhr geplante nordgehende Holzleerzug mit dem My-Doppel interessierte uns noch. Da es spät werden würde, besorgten wir uns jetzt erstmal in Kil Salate fürs Abendessen und fuhren zum Güterzug nochmal raus nach Trångstad. Beweggrund war halt, dass eine gewisse Sonnenchance bestand.

Etwas beunruhigend waren einige Geräusche, die unser Auto immer mal wieder und zur Zeit besonders heftig von sich gab. Als wenn sich irgendein Stein nach Fahrt auf Schotterpiste im Getriebe oder Bremssystem festgesetzt hätte und nun immer wieder zu schleifen anfing. Wir waren ein wenig ratlos. Mitunter klang es, als wenn was auf dem Asphalt mitschleifen würde, doch da hing nichts runter. Während der Wartezeit in Trångstad kam die Sonne sogar für eine ganze Weile ordentlich raus. Doch dann tat sich ein weiteres Problem dieser fortgeschrittenen Stunde auf: Die Schatten wuchsen rasend auf das Gleis zu. Als der Zug dann kam, spielte das aber auch keine Rolle mehr, denn die Sonne war in einer fetten Schmodderschicht versunken und beleuchtete die Szene nur noch ganz diffus. Aber mit dieser Spätfuhre hatten wir auch nicht unbedingt kalkuliert.

Und wir haben doch abgedrückt! Bischen Licht war ja noch :-)

Blieb nur noch die Fahrt zur Hütte, bei der die Geräusche wieder auftraten. Sie kamen offenbar vom Rad vorn links. In der Hütte beratschlagten wir die weitere Vorgehensweise. Morgen sollte nochmal annehmbares Wetter sein, danach gar nicht mehr, auch in anderen Landesteilen nicht. Deshalb beschlossen wir, noch eine Nacht anzuhängen. Wegen der knappen Rezeptionszeiten würden wir das telefonisch klar machen. Sollte das dann nicht gehen, würde man halt mittags die Hütte räumen...

Mittwoch, 30.05.2012

Heute morgen waren paar Wolkenfelder mehr vor der Sonne, aber im Prinzip sah es noch klasse aus. Wir ließen unser Großgepäck in der Hütte, räumten diese auch nicht auf und fuhren auf der E45 nordwärts nach Öjervik. Dort waren wir so früh, dass man sich vor dem Gz sogar um den diesen in Bäckebron kreuzenden südfahrenden Pz kümmern konnte. Wolkenfelder lösten sich rechtzeitig auf, beide Züge gingen in Sonne, wobei wir für den Gz sogar eine hübsche Stelle am örtlichen Seestrand des Mellan Fryken fanden.

Der "Langzug" für den Berufsverkehr ging am Ufer des Mellan Fryken unmittelbar südlich des Hpl Öjervik.

Praktisch an derselben Stelle befindet sich die Rottneros-Übergabe - diesmal der Blick vom Frykenstrand.

Für das weitere Programm wollten wir mal nördlich Sunne nach dem rechten sehen. Gleich hinter der Kleinstadt stießen wir auf lange freie Abschnitte. Da nun erstmal ein VT südwärts kommen sollte, bauten wir uns an einem hübschen Hofblick beim Hpl Edsbjörke auf. Alles war bestens, nur der Zug kam nicht. Aber wenigstens brauchten wir nicht ewig zu warten. Der vorbeikommende gelbe Bus mit Zielschild "*Bussymbol* erstatter *Dampfloksymbol*" sagte eigentlich alles. Im Internet fanden wir die Bestätigung. Offenbar war aber nur der eine Zug betroffen.

Also weitergeschaut. Südlich Hp Ivarsbjörke gab es für morgens ein ganz entzückendes Hofmotiv mit Flieder. Aber das Licht würde zum nächsten Zug rausgedreht sein. Ein mindestens genau so nettes Motiv für den als nächstes von Norden kommenden Holzzug entdeckten wir zwischen Ivarsbjörke und Lysvik. Ein Hauptmotiv, das man haben musste. Dumm nur, dass nun wieder große Wolkenfelder auf die Sonne zuzogen. Es war aber auch noch ein Stündchen Zeit. Im Norden war es klarer. Wir beschlossen, uns den Holzzug im Terminal bei Torsby anzuschauen. Erst kurvten wir allerdings noch am Bf Lysvik vobei, dessen Ausweichgleis jedoch augenscheinlich schon lange nicht mehr genutzt war. Es soll wohl diesen Sommer im Laufe einer fünfwöchigen Totalsperrung der Fryksdalsbane saniert werden und die Zugangsweichen elektrische Antriebe erhalten. Danach könnte der Bahnhof so aussehen wie Bäckebron, vermute ich mal. In Torsby war man noch beim Beladen des Zuges. Es war aber nur noch eine Lücke zu füllen. Dabei konnten wir paar Fotos machen, wobei die Loks hier kein Licht mehr auf der Front hatten. Das Terminal zweigt vor Torsby von der Strecke ab. Allerdings so, dass die Züge im Streckengleis die Fahrtrichtung wechseln müssen.

24 Min vor Abfahrt ist man noch nicht fertig mit dem Beladen des Holzzuges. Dennoch wird es pünktlich aus dem Terminal in Torsby losgehen.

Zum Glück fiel nur ein Personenzug aus. Der nächste Nordfahrer kam pünktlich am Ortsrand von Oleby entlang. Nach einer 180°-Kehre wird Torsby erreicht sein.

Zwischen Torsby und Oleby nahmen wir noch den nordfahrenden VT mit, bevor wir an unser Wunschmotiv hinter Lysvik zurück fuhren - immer mit bangem Blick in Richtung Himmel. Da oben sah es momentan allerdings gar nicht so aussichtslos aus. Lange brauchten wir nicht zu warten, da röhrte es in der Ferne. Der Zug kam bei perfektem Licht, wunderbar!

Das erhoffte Motiv klappte bestens: Der Holzzug an der Blumenwiese bei Öjenäs (das ist was anderes als Öjervik!), zwischen den Stationen Lysvik und Ivarsbjörke. Im Hintergrund der Övre Fryken.

Da er nicht gar so schnell war, überholten wir ihn bis Edsbjörke und konnten dort ein zweites Bild machen. Danach gab es wiederum bei Lysvik den nächsten südfahrenden VT, bevor wir zum Essen nach Sunne fuhren. Wir hatten zwischenzeitlich telefonisch erfahren, dass wir unsere Hütte auch in der kommenden Nacht nutzen konnten. Und noch was Positives: Das Auto hatte seit dem frühen Vormittag keine Geräusche mehr gemacht, offenbar war der Stein zerrieben worden oder was auch immer...

Und der Holzzug nochmal nach einer kleinen Verfolgung bei Edsbjörke.

Der Y31 kehrt auch wieder in Richtung Kil / Karlstad zurück - nochmal bei Öjenäs mit Blick auf den Övre Fryken.

Es war doch wieder ganz schön warm geworden, so dass wir unser Dagens, Kasslerauflauf mit Salat, draußen vor einer Gaststätte auf dem Stadtplatz zu uns nehmen konnten. Am Nachbartisch deutsche Touristen, vermutlich "Auf den Spuren von Selma Lagerlöf". Zurück am Auto, das wir an der Nordausfahrt des Bf geparkt hatten, bimmelte gerade der BÜ und weil gerade die Sonne schien, kamen wir zu einem Y1 Nachschuss auf der Flussbrücke.

Ein mittäglicher Y1 auf der Sundet-Brücke in Sunne.

Südwärts sahen die Wolken weitaus heftiger aus als nordwärts. Daher beschlossen wir in der Gegend zu bleiben, auch wenn hier der Triebwagentakt nicht die allergrößte Dichte besitzt. Als erstes probierten wir das gesehene Morgenmotiv mit dem hübschen Fliederhof mal von der anderen Seite. Man stand dort zwar nicht ganz so hoch, aber die Hofkulisse mit Fliederbüschen war auch ein 'must have'. Doch das war nicht so einfach. Zwei Züge standen an, die in Sunne kreuzten. Leider gingen beide im Schatten. Was blieb, war ein angenehm relaxter Aufenthalt auf einer bunt blühenden, abgeschiedenen Wiese.

Da nun eine lange Zugpause anstand, machten wir erstmal wieder nach Sunne zurück, wo ein Kurzwender anstand. Die Ankunft in Sunne und die Rückfahrt in Kolsnäs am Vergnügungspark gingen im besten Licht mit toller Wolkenkulisse ab.

Ein Itino ist aus Richtungs Länshauptstadt angekommen und spuckt eine Menge Reisende aus.

Die Rückfahrt des Itino am Hpl Kolsnäs. Schön ist hier der Plåtstins zu sehen, die Haltscheibe auf dem Bahnsteig. Sie wird von zustiegswilligen Reisenden zum Zug hingedreht und meist vom Zugpersonal wieder zurückgedreht...

Dann wollten wir es aber doch nochmal wissen und fuhren zu unserem Wunschmotiv nach Ivarsbjörke hoch. Hier waren die Wolken allerdings ein ganzes Stück dichter. Auch der dritte Versuch klappte nicht. Ja ja, Sonne im Rücken kann jeder, mmmh, is klar. Dieses Motiv wollte nicht, und wir wollten uns auch nicht den Rest des Nachmittags hier von den Wolken veräppeln lassen. Wir konnten in diesen zwei Tagen einiges auf der Fryksdalsbane reißen, vor allem klappte es mit den Güterzügen besser als man angesichts der Wolkenlage erwarten konnte. Deshalb sagten wir jetzt zum Abschied leise 'hej da' und beschlossen, den Abend noch mit paar Bildern 'unter Strom' zu verbringen. Auf der E45 ging es zügig-gemächlich südwärts. Zwischen Kil und Edsvalla suchten wir mal wieder die Mittagsstelle von gestern auf, wo man jetzt von der anderen Seite etwas machen konnte. Der Himmel war tendenziell wolkenfreier, aber längst noch nicht stressfrei.

Wir mussten eine Weile warten. Als dann Sonne schien und eindeutige Zuggeräusche zu hören waren, war die Freude groß. Es tauchte der MidCargo Containerzug auf, der auch ein stattliches Erscheinungsbild bot. Doch an eines hatte ich nicht gedacht. Diese kleinen EVU-Krauter haben oft keine streckentauglichen Loks. Also werden welche gemietet. Und als einer der größten Lokvermieter an Gv EVU hat sich SJ hervorgetan. Die Folge: Dritt-Gz kommen sehr häufig mit schwatten Loks daher. So auch dieser. Eine ebenfalls im daglig graf avisierte Hector Holzfuhre (sicher mit eigener Lok) kam einfach nicht. Tja, das Abendprogramm bleibt in Värmland schwierig... Ach ja, was ist ätzender als eine schwarze Lok? Eine schwarze Lok vor einem Zug mit Graffiti. Das war nämlich der nächste Programmpunkt, ein SJ-Regionalzug.

Der MidCargo Containerzug ist jedenfalls eine beachtliche Fuhre. Er verbindet ein Containerterminal bei Karlstad und den Hafen von Göteborg. MidCargo ist jetzt übrigens CFL Cargo Sverige, diese Luxemburger treiben sich aber auch überall rum...

Also, ich will mich ja nicht beschweren. Angesichts einiger hartnäckiger Wolkenbänder können wir froh sein, dass das alles mit Sonne geklappt hatte. Nachdem wir vom Gleis auf eine nahegelegene Anhöhe gewechselt waren, überraschte uns doch noch der Hector von Norden. Dummerweise hatte sich am Himmel nun ziemlicher Schlonz breit gemacht. Und der war leider auch für den Hector zuständig.

Mit bischen elektronischer Auffrischung sieht auch der bei Mumpflicht durchgekommene Hector-Holzzug wieder frisch aus. Zuglok ist eine ehemalige norwegische Erzbahn-Lok der Baureihe El15.

Von Süden kamen nun noch ein SJ-Zug mit zwei offenbar selbst angetriebenen Wagen (von einer Lok war jedenfalls nichts zu sehen) und unser altbekannter TÅGAB-Holzzug, dessen leere Wagen man bei dem Dämmerlicht leider auch nicht so recht sah.

Abschied von "unserem" Holzzug. Bei Bryngelsrud begegnen wir dem nunmehr entleerten Zug auf seiner Rückfahrt nach Torsby.

Damit beschlossen wir den Fototag. Zum Abschluss zweier wirklich netter Tage hier in der Ecke wollten wir in Kil schön essen gehen. Dabei machten wir die Rechnung ohne den Wirt bzw die Wirte, die allesamt spätestens um 20 Uhr Feierabend machen wollten. Blieb also wie an den Abenden zuvor mal wieder das wirklich gute Salatbuffet im örtlichen Supermarkt. Nachdem wir den NOHABs bei der Ausfahrt nach Torsby zugeschaut hatten, ging es in die Hütte zurück.

Donnerstag, 31.05.2012

Aufwachen bei bedecktem Himmel. Aber das war auch so angekündigt. Die große Frage war nun, wo wir uns für die verbleibenden paar Tage hinwenden sollten. Irgendwo nach Osten war die geplante Richtung. Grottig war die Vorhersage allerdings für alle Ecken. Wir sahen uns schon den Freitag in irgendwelchen Stockholmer Museen zubringen.

Wir entschieden uns zu einer nördlichen Runde durch die Wälder der Bergslagsregion. Dort würde man wenigstens leere Straßen haben. So war es dann auch, Landschaft pur. Viel Wald, aber auch immer wieder Lichtungen mit einsamen Gehöften. Eine direkte Straße gab es ab Kil nicht, so dass wir uns über viele kleine Nebenstraßen durchschlugen. Einmal gab's sogar Gruspiste - das kann man aus der Karte immer gar nicht so genau erkennen. Ein nettes Cafe zum Frühstücken fanden wir in Filipstad. Werner und ich gaben uns das Deluxe Smörgås mit Ei und angeblich handgepulten Krabben. Es stand ja nicht dabei, auf welchem Kontinent die Tierchen handgepult wurden.

Nachdem unser Auto bis hier schon einigen Regen abbekommen hatte (die Wäsche tat auch bitter not), tauchten nun völlig unerwartet einige größere Aufheiterungen auf. Das Bildblatt besagte, dass im Laufe der nächsten Stunden in Hällefors mit dem einen oder anderen Güterzug zu rechnen sei. Hällefors liegt mitten in ewigen Wäldern an der Bergslagsbahn.

Die Bergslagsbahn hatte ihre Bedeutung in der Zeit, als in den Wäldern von Bergslagen (die Region nordöstlich des Vänern bis Borlänge und Falun) jedes Dorf sein eigenes Bergwerk hatte und die gewonnenen Schätze zum Hafen Göteborg geschafft werden mussten. Da die wichtigen Hauptstrecken („Stambana“) schon damals in staatlicher Hand blieben, handelte es sich in der Zeit der Industrialisierung um die bedeutendste Privatbahn Schwedens. Heute fristet die Strecke ein Dornröschen-Dasein. Die ganzen Gruben und Hüttenbetriebe der Region sind stillgelegt und die Bahnlinie für den Durchgangsverkehr nur mäßig interessant. Da hier die Bahnhöfe nicht ferngesteuert sind, müssen sie noch örtlich besetzt werden. Deshalb gibt es nur wenige Kreuzungsstellen. In Hällefors ist allerdings noch ein Stahlwerk übriggeblieben, das für Aufkommen sorgt.

Also auf nach Hällefors. Als wir dort ankamen, stand immerhin eine Ma abgebügelt im Bahnhof. Und kurz nachdem paar lichtere Stellen in den Wolken anfingen, immer mal Sonne durchzulassen, gesellte sich auch noch eine doppelte Portion TÅGAB Rangierhobel fotogen dazu. Zwischenzeitlich kamen auch noch zwei nordfahrende Containerzüge, beide mit TGOJ farbener TÅGAB Rc bespannt, und ein südfahrender GreenCargo Holzzug durch. Der zweite Nordfahrer setzte in Hällefors einen ganzen Zugteil samt TÅGAB T43 am Schluss ab. Das erklärte, wieso die Hällefors-Bedienung von Kristinehamn lt grafen unpaarig laufen sollte. Die Rangierhobel brachten bald einen zweiten Zug aus dem Werk, den sie der Ma zustellten. Gegen 13 Uhr verließen beide Bedienungen den Bahnhof. Die Ma nordwärts und die T43 südwärts. Damit dürften wir in zwei Stunden 90% des täglichen Zugverkehrs in und durch Hällefors mitbekommen haben...

Ein Güterzug, der sich im Rücken des Fotografen nähert, bekommt mit Winkbewegungen des Befehlsstabes vom örtlichen Trafikverket-Kollegen in Hällefors "Durchfahrt frei" signalisiert. Ausfahrsignale gibt es nicht - und das an einer elektrifizierten Strecke!

Zunächst stellt das örtliche Rangierhobel-Päärchen in TÅGAB-Lackierung den Güterzug Richtung Kristinehamn bereit. Das lässt die Ma relativ kalt.

Mittlerweile hat auch die Ma ihren Güterzug Richtung Norden nach Hofors angekuppelt bekommen, während ein Holzzug auf Kreuzung mit einem Gegenzug warten muss. So kam es leider nicht zum Bild vom Befehlsstab-Schwenker mit Zug. Die Ma ist aus TGOJ-Beständen, trägt sogar noch deren Beschriftung und fährt heute für GreenCargo, die ja vor ca zwei Jahren die TGOJ übernommen hatten. Dieser Zug Hofors - Hällefors - Hofors ist die letzte regelmäßige Leistung der Ma in Schweden, wie wir im Nachhinein erfuhren.

Und wir? Es war erstmal wieder großes Wetterbericht wälzen angesagt. Und die Wetterprognosen waren immer noch grottigst. Eine minimal bessere Tendenz schien es für Göteborg und Umgebung zu geben. Doch die Ansicht wurde so auch nicht unbedingt von allen Wetterberichten geteilt. Außerdem hatten wir eigentlich nicht schon wieder in diese Richtung gewollt. Blöde war eben auch, dass die angekündigte Sonnenscheindauer immer dürftiger wurde, je weiter man ab Göteborg Richtung Landesinnere forschte. Und auf die bereits beackerte Ecke hatten wir nun wirklich keine Lust.

Da man auf der Västre Stambane aber mit dem einen oder anderen interessanten Zug rechnen können sollte und wir ja schließlich zum knipsen gekommen waren, wollten wir nun doch nochmal in der Ecke von Skövde vorbeischauen – also praktisch dort fotografisch weitermachen, wo wir auf dem Hinweg aufgehört hatten. Paar brauchbare Stellen hatten wir dort ja vor paar Tagen durchaus entdeckt. Wir hofften nur, dass der Sonnenschein auch wirklich so weit ins Landesinnere reichen würde. Zügig gelangten wir mit Raststopp in Kristinehamn, wo es als Dagens "Biff Lindström" (Frikadelle mit eingebauten Rote Beete Stücken) gab, nach Lyrestad, wo wir rechtzeitig ankamen, um einen Y1 auf der Drehbrücke über den Götakanal aufzunehmen. Hier am Ostrand des Vänern waren gerade größere Aufhellungen aktiv, nachdem die Fahrt durch viel Regen gegangen war.

Ein schwedischer Schrankenwärter? Im Prinzip ja. Bloß dass die Schranken hier nicht vor Zugverkehr schützen, sondern vor einer weggeschobenen Brücke über den Götakanal warnen sollen.

Ein Y1 der Kinnekullebahn macht sich in Lyrestad auf den Weg über den Götakanal.

Der Kanalhafen von Lyrestad.

Der Götakanal ist ja überhaupt eine allerliebste Angelegenheit. Er verbindet zahlreiche Seen zu einer durchgehenden Wasserstraße von der Ost- an die Westküste. Erbaut in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts bilden die zahlreichen Klapp-, Dreh-, Schiebe- und Hubbrücken zusammen mit den Schleusen(-treppen) und dazugehörigen Wärter- und Dienstgebäuden traumhaft schöne Kleinode. Vor der Kulisse der schwarzen Regenwolken im Norden konnten wir einige hübsche Landschaftsszenen rund um den Kanal einfangen. Und es kam noch besser. Horst entdeckte, dass ein Hotel paar Schleusen weiter am Kanal auch Vandrarhemsplätze anbot. Wir fuhren dort hin und konnten für die verbleibenden zwei Nächte im wunderschön erhaltenen Mühlengebäude von Norrkvarn einchecken.

Leider waren die Wolken da, als wir nach dem Einchecken Zeit hatten, unser neues Domizil, das Mühlengebäude von Norrkvarn, zu fotografieren.

Danach ging es runter an die Hauptstrecke bei Töreboda, die nicht mehr weit entfernt war. Leider waren die schwarzen Wolken vom Norden langsam hinter uns hergezogen. Rund um Töreboda war nichts zu wollen. Aber die Grenze der tief hängenden Wolken war gar nicht so weit südlich zu sehen. Bereits bei der schönen Brücke in km 300, die wir ja schon auf dem Hinweg gesehen hatten, schien die Sonne - wenn auch nur diffus durch eine dünne hohe Wolkendecke. Aber mehr war einfach nicht drin. Es wurde jedenfalls eine eindrucksvolle Stunde auf dieser Brücke. Die Strecke ist hier zig Kilometer schnurgerade. Die Kulisse der schwarzen Wolken im Norden war sagenhaft und kam nur sehr langsam näher. Auf einem Feld unterhalb der Brücke spazierte ein Kranichpaar auf und ab. Zwei Kranichkugger waren auch da, nachdem sie sich extrem umständlich bei der Parkplatzwahl angestellt hatten. Viel ging zwar nicht, aber gerade der Blå Tåget hatte gutes Licht. Sehr stimmungsvoll.

Der Blå Tåget von Skandinaviska Jernbanor hat den 300. Kilometer hinter Stockholm erreicht.

Da bekam man doch richtig Lust auf eine lecker Pizza in Töreboda. Die Kebap-Pizza 'Töreboda Spezial' schmeckte dann auch vorzüglich, während es draußen in Strömen prasselte. Auch als wir aus der Pizzaria kamen, regnete es noch. Allerdings rückten von Norden massiv blaue Himmelsflächen nach. Damit rechnend, dass gleich das Licht massiv unter der Wolkendecke hervor bratzen würde, machten wir uns auf die Suche nach einer Stelle mit viel freier Pläne westlich der Gleise. Erstmal steuerten wir südwärts in bekannte Gefilde, doch dann hielten wir es für schlauer, nach Norden zu fahren, da dort ja eher die Sonne rauskommen würde. So fuhren wir ein ganzes Stück nordwärts, bis die Sonne sich an der Wolkengrenze sogar schon abhob. Doch sie kam nicht durch. Bald mussten wir erkennen, dass das Blau komplett nördlich von uns ostwärts vorbeizog. Wir brachen ab und fuhren zur Unterkunft.

Ein verlassener Bauernhof in der Dämmerung des späten Abends.

Freitag, 01.06.2012

Das erste, was wir im Juni anno 2012 hörten, war strömender Regen, der auf das Mühlengebäude von Norrkvarn hinabprasselte. Wir ließen es gaaaanz gaaaanz ruhig angehen. Gegen 8.30 fuhren wir nach Töreboda, wo wir gestern vor einem Vertshus die Tafel gesehen hatten, dass es von 8 bis 10 Frokostbuffet gäbe. Der Parkplatz war allerdings verdächtig leer. Zaghaft öffneten wir die Tür und schauten mal rein. Im Gastraum kein Mensch, hinterm Tresen eine schmächtige Gestalt, die uns durch dicke Brillengläser groß anschaute, auf unser 'God Morgon' aber keine Reaktion zeigte. Ein Buffet war aufgebaut. Recht überschaubar, aber bei näherem Hinsehen schien alles Benötigte da zu sein. Von weit hinten ertönte nun auch ein 'hej hej' und die eigentliche Bedienung kam von hinten. Für 59 SEK pP bekamen wir alles, was wir brauchten und genossen das ausgiebig, während wir draußen den Blå Tåget und andere Nettigkeiten vorüber flitzen sahen.

Danach starteten wir eine Erkundungsrunde. Gerade den Bereich zwischen Falköping und Vårgårda hatten wir uns auf dem Hinweg am Wochenanfang nicht ganz so ausführlich angeschaut. Natürlich war das jetzt noch ganz schön weit weg, aber wir hatten eh nichts besseres vor. So ging es also im strömenden Regen südwärts. Man war ständig dabei, die Schnelligkeit der Scheibenwischer nachzujustieren. Erkenntnisse der Fahrt waren dann der Ausblick von der Straßenbrücke Odensberg, wo man abends (oder bei vorherrschenden Regenwolken) toll auf eine lange Gerade durch eine Senke schauen kann, der Blick über eine interessante, mit lichten Bäumen bestandene und mit Findlingen übersääte Weide östl Herrljunga für Züge von Osten (östlich der Stelle, wo die Landstraße 180 mal parallel zur Bahn führt) und ein Fahrweg mit BÜ westlich der Siedlung Remmene mit nettem seitlichen Ausblick von erhöht auf Züge von Westen.

Ein Regenbild muss ja auch mal sein. Blick von der Brücke Odensberg auf den Norrland-Nachtzug, der gemächlich angebummelt kommt und deshalb nur einen kleinen Regenschweif am Stromabnehmer führt.

In Vårgårda führten wir einen Tank- und Raststopp durch, danach ging es direkt auf der E20 wieder zurück zu unserer Mühle am Götakanal. An der Tankstelle versuchte ich nochmal, mein Leergut loszuwerden – ohne Erfolg, obwohl die gleichen Flaschen in voll verkauft und dafür Pfand berechnet wurden. Die Fahrt auf der E20 war nervenaufreibend aufgrund der ständig wechselnden Straßenverhältnisse und ätzender Schleicher, die die LKWs blockierten und damit alles blockierten. Dennoch kam man beträchtlich zügiger voran als auf normaler Landstraße und gegen 15 Uhr trafen wir wieder in der Mühle von Norrkvarn ein. Ich legte mich nun erstmal aufs Ohr, denn die lange Fahrt im Regen und die Sichtbehinderung durch die Gischt der Vorderleute strengte ganz schön an. Auf der Rücktour ließ der Regen übrigens langsam nach und ganz im Westen waren sogar Aufrisse zu sehen. Diese kamen allerdings im Laufe des Nachmittags nicht näher, auch wenn einzelne Wetterberichte für den Abend noch paar Sonnenstunden versprochen hatten.

Als ich einen kleinen Spaziergang am Kanal bis zur nächsten Schleuse unternahm, merkte ich allerdings, dass ich kontinuierlich Schatten warf. Und durch das Grau des Himmels schimmerte doch eine deutliche blaue Tönung hervor.

Zweimal das Mühlengebäude von Norrkvarn. Einmal in echt und einmal im Garten, wo der Götakanal en miniatur zum Plantschen für Kinder angelegt worden ist. Die in die Luft ragende Schiene Stück weiter symbolisiert die Querung der Hauptstrecke in Töreboda.

Auch wenn Horst wenig überzeugt wirkte und wir uns eigentlich auf ein gepflegtes Abschiedsessen im Hotel freuten, stiegen wir gegen 18 Uhr doch nochmal ins Auto. Heute steuerten wir die Brücke südlich von Tidan zwischen den Bahnhöfen Moholm und Väring an. Und dort entwickelte sich das Licht sogar ganz prächtig - natürlich mit Unterbrechungen. Und die Wolkenkulisse weiter östlich war mal wieder krass. Eine lange Wolkenwurst zog sich dort von Nord nach Süd und lag eine Zeitlang bedrohlich über dem Dorf Götlunda unweit der Brücke. Die Züge konnte man auf der endlosen Gerade bestimmt 10 Min vorher sehen. Wie am Hindenburgdamm...

Das von Wolken bedrohte Dorf Götlunda.

Uns fehlten ein wenig die Züge von Norden. Von Süden hatte hingegen der TÅGAB Zug bald gut geklappt. Um ganz genau zu sein, wurde es schon wieder ein wenig anstrengend. Unser Hauptmotov war definitiv das für Südfahrer. Von denen ging jedoch kein einziger bei vollem Licht und bei der schönsten Wolkenkulisse. Und in der kurzen Periode, in der sogar nochmal Volllicht herrschte, kam lediglich der schwatte Tarnzug von SJ nordwärts durchgerollt.

Blick auf den nordfahrenden TÅGAB-Personenzug, der in Kürze das Dorf Tidan passieren wird.

Und ein südfahrender X2 mit dem Speicher von Tidan im Hintergrund. Der Zug war hier eigentlich schon wieder in eine Wolkenschicht eingefahren; ich habe den Vordergrund mit dem Zug elektronisch aufgehellt.

Irgendwann zog von Nordwesten wieder dickes Gewölk vor die Sonne. Das war für uns das Zeichen zum Aufbruch. Das Hotelabendessen war nun nicht mehr zu schaffen. Aber in Töreboda hatte ein Asiate noch bis 22h auf. Dort gab es für mich ein leckeres, genau richtig scharfes Thai Curry Gericht mit Hühnchen. Und in der Glotze lief hinter mir Millenium Teil 3, einer meiner absoluten Lieblingsfilme. Auf schwedisch klang zwar alles etwas anders, aber ich hatte dennoch immer das jeweilige Bild des Films vor meinem geistigem Auge. Auf dem Rückweg zu unserer Mühle am Kanal saß plötzlich ein Pfau vor uns auf der Straße und ließ sich extrem viel Zeit, den Weg freizugeben. Ja, es war wirklich ein Pfau und kein Kranich!

Samstag, 02.06.2012

Heute Abend hatten wir um 18.20 ein Date mit Ryan Air in Skavsta bei Nyköping. Bis dahin war allerdings noch viel Zeit. Heute Morgen leuchtete die aufgehende Sonne durch Bäume hindurch geradewegs auf mein Kopfkissen. Leider sah der daglig graf für die frühen Morgenstunden nicht wirklich viel Interessantes vor. Aber um 6.30 kannten wir dann doch kein Halten mehr und fuhren raus an die nördliche Brücke bei Götlunda. Dort ging auch sofort ein X2 Steuerwagen aus der richtigen Richtung. Mehr als die übliche SJ-Grauware - ein Elefantenzug kam auch noch - war aber erstmal nicht drin.

Ein früher X2 mit führendem Steuerwagen ist in der Relation Göteborg - Stockholm unterwegs.

Gegen 8.30 machten sich Werner und ich auf den Weg nach Tidan rein, weil dort die Bäckerei hätte offen haben müssen. An der Tafel 'frokost 8-10' waren wir oft genug vorbei gekommen. Horst ließen wir als Spähposten zurück. Da man die Züge schon zehn Minuten vorher sehen konnte, würde er uns telefonisch Bescheid geben können. Unsere Mission war allerdings nicht ganz so erfolgreich. Die Bäckerei war dicht. Ein echter Tidaner weiß das wohl, dass die Tafel vorm Haus nur Mo-Fr gilt, aber Leute aus Resterde wie wir mussten darauf reinfallen. Immerhin bekamen wir beim örtlichen 'Macken' (=Tankstelle der klassischeren Art) Kaffee und eine Tüte Giffler. Damit zu Horst zurückgekehrt. Mittlerweile stand das Licht schon ganz schön seitlich. Den Blå Toget und einen südfahrenden Autozug eines unbekannten EVUs nahmen wir noch mit.

Den südfahrenden Autozug mit Railpool-185 (diesmal deutsche NVR-Nummer) hatten wir gar nicht auf der Rechnung gehabt. Hinten der Speicher von Tidan.

Und ein Railpool-Traxx von Süden: Der Blå Tåget ist mal wieder unterwegs. Bei diesem seitlicheren Licht sind erstmals auch die goldenen Zierstreifen an den Wagen zu erkennen.

Dann wechselten wir auf die südliche Brücke in km 300 zwischen Väring und Skövde. Hier war nicht nur der Blick für Südfahrer schöner, hier kamen Südfahrer auch wieder auf dem 'richtigen', für uns günstigeren vorderen Gleis. Das war an der nördlichen Brücke nicht der Fall, weil zwischen Moholm und Väring baubedingt eingleisig gefahren wurde. Und hier wurden wir dann auch sehr gut bedient. Erstmal stauten sich zwei SJ Züge vor Väring, weil Nachtzug, ein IC mit dunkelblauer Lok und ein X2 südwärts durch mussten.

Der Norrland-Nachtzug rollt nach seiner langen Fahrt von Luleå her fast pünktlich durch Västergötland.

Ein nordfahrender IC auf der langen Gerade.

Nachdem der Knoten gelöst war, kamen nach einiger Zeit zwei GC Güterzüge von Norden. Da das Licht jetzt auch die Front beleuchtete, konnte man die gut umsetzen. Nur ein CargoNet Zug, der uns sehr interessiert hätte, versetzte uns. Rund um uns herum hatten sich jetzt massiv die Wolken gebildet, aber unsere weite Pläne blieb von Schatten noch ganz gut verschont.

So extrem viele GreenCargo-Züge hatten wir gar nicht in diesem Urlaub. Da kann man diesen kurzen Frachtenzug auch mal mitnehmen.

Der X2 kommt auf dem Gegengleis angebraust. So hat ihm der Fahrdienstleiter den langsamen Gleiswechsel hinter der Baustelle ins richtige Gleis erspart. Dieser Wechsel wird nun in Skövde stattfinden, wo der X2 eh halten wird.

Rings um uns und bald auch über uns quellen die Wolken. Sie geben aber einen hübschen Hintergrund für die alltägliche Grauware wie diesen Elefantenzug...

...oder für diesen X2.

Das Kranich Päärchen war auch wieder auf demselben Acker wie neulich unterwegs. Gar nicht weit von hier liegt ja die 'Kranichhauptstadt' Hornborgasjön, wo sich alljährlich tausende von Kranichen treffen. Ein Fuchs und ein Reh waren hier ebenfalls unterwegs. Wir gaben dem vermissten CargoNet Zug noch bis 12.45 und drückten auch noch für verschiedene Grauware ab. Dann wollten wir langsam mal die Kurve kriegen. Zwischen uns und dem Flughafen lag genau der Vättern als natürliche Barriere. Wir wählten den Weg untenrum, denn da entlang hatte man ab Jönköping Autobahn.

Die Fahrt war sehr angenehm. Der Rv 26 nach Jönköping war sehr leer und die zur Autobahn ausgebaute E4 anfangs auch noch. Herrlich war der Ausblick über den Vättern, auf dem Schaumkronen in der Sonne reflektierten. In Stavsjö, kurz vorm Ziel, kannten wir ein nettes Rasthaus, wo wir noch lecker gegessen haben. Es gab als Dagens ein mit Krabben gefülltes Fischfilet.

Dann ging es in den Endspurt. Am Ortsrand von Nyköping konnten wir den Wagen so billig wie nie für 9,46 SEK pro Liter volltanken. Im Supermarkt wurden die leeren Flaschen eingereicht, die sich so im Auto angefunden hatten, und in nunmehr strömendem Regen stellten wir den Wagen auf den Europcar Parkplatz des Flughafens Skavsta. Solche kleinen Flughäfen in der absoluten Pampa sind für Autotouren einfach ideal.

Das Einchecken verlief zügig, ein Mitarbeiter der Bodentruppe kam mit einem Maß-Pappkarton durch die Wartenden und stülpte diesen über alle größer aussehenden Handgepäckstücke. Ganz so streng wie seine Liverpooler Kollegen schien er aber nicht zu sein. Nur der junge Oberstewart hatte irgendwas am Boardingverfahren des Bodenpersonals auszusetzen. Neben dem elektronischen Verfahren hätte noch irgendeine Liste ausgefüllt werden sollen. Um 18.45 war das aber telefonisch geklärt und es konnte pünktlich gestartet werden. Erst ging es über Wolken, was ich zu einem kleinen Nickerchen nutzte. Später hatte man zwischen zahlreichen Wolken einen wunderschönen Ausblick auf die im Gegenlicht daliegenden dänischen Inseln. Leider lag die Fehmarnsundbrücke im Wolkenschatten. Über Schönberg erfolgte der Landeanflug auf Lübeck-Blankensee. Pünktlich um 20.05 waren wir am Boden und um 20.18 standen wir auf dem ländlich gelegenen Bahnsteig und erwarteten den VT nach Lüneburg, mit dem es bis Büchen ging. Dort hatten wir sofort Anschluss nach Hamburg. Blöd war an der Verbindung nur der neunminütige Überholaufenthalt in Schwarzenbek.

Deutschland ist wieder erreicht, Blick aus dem Flieger auf Fehmarn.

So endete also eine schöne Tour. Obwohl die stabile Schönwetterphase der vorangehenden Woche zu Beginn der Tour zuende ging, können wir uns über die Ausbeute definitiv nicht beschweren. Sicherlich war es wettertechnisch nicht mehr ganz stressfrei, aber mit dem nötigen Quentchen Glück sind uns viele interessante Züge ins Netz gegangen. Besonders die zwei Tage an der Fryksdalsbane haben mir sehr gefallen. Mit den Güterzügen ohne Fahrdraht sind uns einige sehr spezielle Dinge ins Netz gegangen.

Allerdings hat mir die Landschaft auch wieder sehr gut gefallen. Südschweden steht leicht im Schatten des 'imposanten' , wilden Skandinaviens, insbesondere Norwegens. Aber gerade jetzt im Frühjahr, wenn alles blüht, ist Südschweden mit seinen gepflegten Höfen, prächtigen Gutshöfen und der sanften Hügellandschaft einfach wunderschön!

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