Norwegen September 2009 (2)

Copyright by Jan-Geert Lukner

Mittwoch, 16.09.2009: Geilo - Flåm - Voss

Diese Nacht habe ich schlecht geschlafen. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass sich irgendwelche Viecher vom oberen Bett auf mich herabrieseln lassen. Das Gefühl wurde nicht gerade dadurch gemindert, dass ich da auch tatsächlich irgendwas in der Hand hatte, als ich im Gesicht an die kribbelnde Stelle griff. Das "Teil", was auch immer es war, habe ich zusammengequetscht auf den Koffer gelegt, um es am Morgen mal genauer untersuchen zu können. Nun ja, das Ergebnis der morgendlichen Untersuchung war, dass da tatsächlich so komische Mini-Krabbelkäfer auf der Matratze und an der fraglichen Stelle auf dem Koffer lagen. Das war ja lecker! Wir waren nach dieser Feststellung nicht unfroh, heute verschwinden zu können, auch wenn die Hütte (diesmal Nr 18) ansonsten wieder mal klasse war.

Während des Frühstücks konnte ich wieder mal beobachten, wie die Sonne erst den Gipfel des Geiloer Hausberges mit seinen Skiliften erfasste und sich innerhalb kürzester Zeit bis zu uns vorarbeitete. Und das, obwohl heute Morgen ganz schön viele Wolken am Himmel hingen. Nach dem Frühstück schauten wir mal, ob man denn mit der My vielleicht noch etwas auf der nahegelegenen Straßenbrücke machen könnte. In der Tat stand der Bauzug auf der Brücke, die My allerdings dabei noch unfotografierbar hinter Bäumen. Wir warteten mal. Lange Zeit tat sich gar nichts. Irgendwann kamen paar Banverket-Leute vom Zug, machten Fotos und stiegen in ihre Autos. Weiter warten. Offenbar hängte man nun das gesamte Baugeraffel (mit Aufschrift von einer Berliner Firma) zusammen. Dann bewegte man sich erst Richtung Geilo und dann nach längerer Zeit Richtung Ål. Auf Sonne gewartet wurde allerdings dabei nicht, deshalb ersparte ich mir das Bild.

Da es talaufwärts momentan gar nicht so übel aussah (größere blaue Flächen), fuhren wir nun doch mal in Richtung Ustaoset, wo wir uns einfach mal an einem Aussichtspunkt hinstellten. Über dem See taten sich immer wieder blaue Flächen auf, doch bei uns herrschte Wolkenstau, so dass das Motiv nur selten Sonne abbekam. Der Morgen-Güterzug kam wieder mal nicht (gut, dass wir heute nicht extra nochmal nach Gråskallen gefahren sind, wie wir ursprünglich vorhatten) und der Rt 62 kam ohne Licht.

Wir wollten gern nach Voss über Flåm fahren. Die Straße kannte Nil noch nicht und ich fand die Strecke spannender als die Route über die Hardangervidda. So ging es also durch Geilo, wo wir teuer (aber dank starkem Euro deutlich günstiger als in Deutschland) tankten, nach Hol. Dort fuhren wir an den Bahnhof ran und siehe da - zwei andere My (101 und 105) standen hier vor einem Schotterzug. Allerdings war die Szene wegen Hang- und daraus resultierender Schattenlage absolut unfotogen. Wir fotografierten statt dessen Rt 61 bei der Durchfahrt durch den Bahnhof und machten uns daraufhin auf den Weg in Richtung Gebirge / Aurlandsfjord.

Hoch oberhalb des Hallingdalen biegt der Blaue in den Bahnhof Hol ein. Der dazugehörige Ort liegt ca 5 km entfernt in einem Seitental.

Nachdem wir es in Hol mit einem ausgedehnten sonnigen Intermezzo zu tun hatten, steuerten wir nun geradewegs in das mit finsteren Wolken verhangene Gebirge zu. Erst ging es an verschiedenen Seen entlang und bald war die Baumgrenze erreicht. Durch ein Hochtal mit Wasserfällen ging es geradewegs auf ein großes, finster vor uns aufragendes Felsmassiv zu. Dies wurde im Tunnel durchfahren. Es folgte ein Wechsel von weiteren Hochtälern und Tunneln, dank derer man bald völlig die Orientierung verlor, weil die Straße keinem bestimmten Talverlauf mehr folgte, sondern anscheinend von Tunnel zu Tunnel das Tal wechselte.

Tief hängen die Wolken in den Bergen, eine natürliche Barriere baut sich vor der Straße auf.

Irgendwann kam die Stelle, auf die ich mich besonders gefreut hatte. Plötzlich steht oder fährt man an einer senkrechten Felswand und tief unter sich sieht man einen See und Stück weiter auch den Aurlandsfjord liegen. Mehrere hundert Meter direkt unter einem konnte man den eigenen Straßenverlauf zu Füßen der Felswand erkennen. Hier machten wir erstmal eine kleine Pause, bevor wir die in den Fels gehauenen Serpentinentunnel hinab fuhren.

Blick von oben auf den Vassbygdvatn und den Aurlandsfjord (ganz hinten).

In Flåm war es bewölkt. Wir durchstöberten nur den Souvenirladen (das tu' ich ja zu gern!) und fuhren, ohne einen grünen Zug gesehen zu haben, weiter durch die langen Tunnel in Richtung Voss. Im ersten Tunnel hinter Flåm war die Beleuchtung wegen Bauarbeiten entfernt worden. Schon krass, wenn draußen alles restlos finster ist... Den Blitzer im zweiten Tunnel gibt es auch noch - er kommt so etwa bei Tunnel-km 10.

Hinter Gudvangen verkündeten Schilder, dass die alte Straße Stalheimskleiva mit ihren 13 Haarnadelkurven nunmehr zur Einbahnstraße erklärt worden sei, und zwar abwärts. Das war insofern schade, da der neue Tunnel der Hauptstraße vorübergehend wegen Bauarbeiten gesperrt war und wir wegen der Einbahnstraßenregelung also nicht über die alte Passstraße ausweichen konnten. Da half nur ein Schläfchen, während wir im Stau vor dem Tunnel warteten. Nach ca 30 Min ging es schon weiter. Die restliche Strecke bis Voss gurkten wir hinter einem Bus her. Der Talkessel vor Voss wurde von einem großen blauen Loch in den Wolken bedient. Schnell geriet die Frage der Unterkunft ins Hintertreffen und wir begaben uns zum Bahnhof, wo auch praktischerweise um 15.40 die Ankunft des Lt 1837 aus Myrdal anstand. Das war im Prinzip sofort und der Zug kam dann auch ganz lecker vor dunklen Wolken.

Der Lokale aus Myrdal fährt in den Bahnhof Voss ein.

Da sich der sonnige Abschnitt stabil über dem Talkessel hielt, suchten wir oberhalb von Voss den Hpl Gjerdåker auf, an dem ich vor drei und vier Jahren schon so manches Mal auf Züge gewartet habe - mit mehr oder weniger Erfolg. So verlief es auch diesmal. Weniger Erfolg hatten wir beim Gz 5505 und beim Roten Rt 601, mehr Erfolg dann immerhin beim nachfolgenden Lt 1827, der mit vollem Sonnenschein vor den finsteren Wolken daher kam.

Gjerdåker im Halblicht mit Güterzug...

...und im Volllicht mit dem nächsten Lokaltriebwagen.

Auch in der Gegenrichtung war der Blick interessant geworden. Über Voss gingen gerade Regenschauer hernieder, die teils von hinten angeleuchtet wurden. Dahinter konnte man die finster von Wolken eingelullten Berge ausmachen. Vor dieser Kulisse gelang uns ein Streiflicht-Schuss auf Rt 64, einen doppelten Bm73. Die Teile sind ja ohnehin für Streiflicht prädestiniert. Als nun alles im Kasten war, suchten wir nach einer Unterkunft. Erst schauten wir bei Voss Camping, ob es da wohl DeLuxe-Hütten mit Dusche/WC gäbe. Schien aber nicht der Fall zu sein. Außerdem war niemand an der Rezeption. Interessanterweise fanden wir dort aber einen Hinweis auf eine Pension ein Stück oberhalb von Voss.

Der Blaue vor der Regenfront im Talkessel von Voss.

Wir fuhren da hoch und fanden auf dem schön am Hang gelegenen Anwesen nur den Hinweis, dass man sich ein Zimmer nehmen dürfe, wo der Schlüssel steckt. Zur Zeit sei allerdings niemand zuhause. Wir nutzten die Gelegenheit, uns die Zimmer mal anzuschauen. Das Haus war im Prinzip nett und gemütlich eingerichtet. Aber die Schlafzimmer waren völlig spartanisch. Du/WC überm Flur. Wir beschlossen, es jetzt mal beim Vandrerhjem zu probieren, ich meinte, dort etwas von Du/WC auf dem Zimmer gelesen zu haben.

So war es dann auch. Zwar war unser Zimmer nüchtern und jugendherbergsmäßig eingerichtet, aber das Gebäude an sich machte einen ganz guten Eindruck und die Zimmer hatten Du/WC. Wir wurden freundlich empfangen und erhielten Zimmer mit Blick direkt auf den örtlichen See. Nachdem das nun geklärt war, fuhren wir mit dem Auto zur Erkundung ein Stück das Raundalen hoch. Da die Sonne jetzt tiefer stand, sandte das blaue Loch überm Talkessel sein Sonnenlicht eher in Richtung dieses Tales. Am Hpl Ygre entdeckten wir einen schönen Ausblick auf das Hpl-Ensemble vor der Kulisse der wolkenverhangenen Berge. Leider kam Gt 5507, als die Wolken gerade mal wieder die Oberhand bekommen hatten. Schade, das hätte sonst toll ausgesehen.

Wir schauten nochmal ein Stück weiter hoch. Die Bauernhofkurve von Kløve sah deutlich freier aus, als ich sie von vor vier Jahren in Erinnerung hatte. Nun war das Fotoprogramm allerdings zuende und wir ließen uns in die Stadt hinab rollen, um Essen zu gehen. "Essen gehen" sagt sich leicht, ist aber nicht leicht, wenn man in Norwegen ist. Auf ein richtiges Restaurant (verfügbar: ein Chinese) hatte Nil keine Lust mehr. Auch ich hatte im Prinzip mal wieder auf die typische Hamburger-Nahrung Appetit, die ja in keinem Norwegen-Urlaub fehlen darf.

Leider machten die beiden Etablissements, die sowas anboten, alles andere als einen gemütlichen Eindruck. Wir landeten in einer Mischung aus Imbiss und Pizzeria mit paar Minimal-Tischen, die eher für Selbstabholer geeignet waren, die auf ihre Pizza warten. Die Pizza mussten wir beim Pizzamann bezahlen, zur Bezahlung des Getränks wurden wir an die Imbiss-Kasse verwiesen. Der Pizzamann kam zu Abkassieren rüber zur Imbiss-Kasse, denn er schmiss beides in Personalunion. Die Pizza selbst war ok, wenn auch nichts Besonderes. Gegen den Hunger half sie jedenfalls.

Dann im Vandrerhjem Bericht geschrieben und den Abend ausklingen lassen. Ich hoffe mal, dass wir nicht all zu viele Krabbeltierchen aus der Hütte von Geilo in Voss importiert haben...

Donnerstag, 17.09.2009: Voss - Stanghelle - Voss

Diesmal habe ich wunderbar geschlafen, auch wenn die Metallfeder-Matraze auch nicht gerade des Komforts höchster Stand war. Ich hatte wohl noch genügend Schlaf-Nachholbedarf von letzter Nacht. Erstmalig auf der Tour wachten wir bei bedecktem Himmel auf. Frühstück gab es erst um 8 Uhr. Das Buffet war kein Luxus, aber durchaus reichhaltig und lecker. Man hatte so einige Bausteine für ein echtes skandinavisches Smørbrød, ob es nun Schinken/Käse mit Tomaten oder Lachs/Ei mit Gurken war. Mit dem Buffet konnte man schon mal leicht eine Stunde herum bekommen. Die nächste Stunde war einem Verdauungsschläfchen gewidmet.

Danach schauten wir noch die restlichen Fotos von Nils Balkan-Tour, die wir bisher Abend für Abend angeschaut hatten. Als die erste blaue Stelle am Himmel zu sehen war, beschlossen wir mal nach dem "Hauptmotiv" von Nils 2007er Tour zu schauen, dem Ortsblick von Seimsgrend. Das Dörfli ist nur über einen Fahrweg erreichbar. Ich mag es dennoch nicht als "abgeschieden" bezeichnen, denn auf der anderen Seite des Flusses verläuft die Europastraße, von der man bloß nicht rüber kommt. Sehr zur Verwunderung der einheimischen Bevölkerung von Seimsgrend, die mit Trecker, PKW oder im Kinderwagen geschoben an uns vorüber kam, stellten wir uns einfach mal oberhalb des Örtchens an den Fahrweg. Selbstverständlich grüßte niemand von den genannten Personen, schließlich sind wir in Norwegen. Aber man wurde auch nicht nach dem Tun befragt.

Die Zeit verging sehr gut mit Postkartenschreiben. Aber nur'n paar, alle Nicht-Empfänger müssen sich wie gehabt mit diesem Reisebericht begnügen, gell ;-) Dann sollten drei Züge Richtung Osten, also ideal fürs Motiv, anstehen: Der Rote, ein Gz und ein Lokaler. Es blieb wolkentechnisch ganz schön düster, so dass ich den Roten nur beim Kartenschreiben angeschaut habe. Vorm Güterzug zogen doch tatsächlich so paar ganz kleine Risse in der Wolkendecke übers Land und warfen Sonnenlicht auf unsere gute Mutter Erde. Aber wie gesagt: Vorm Güterzug, nicht während. Also wieder nicht abgedrückt. Doch die Risse wurden mehr. Und der Bummelzug stand ja noch an. Nun hatten wir doch glatt Riesen-Schwein: Der Lt 1804, seines Zeichens eine Bm69-Doppelgarnitur, kam mitten in einem Sonnenspot durch! Sechs Wagen durchfuhren den kleinen Holzbahnsteig von Seimsgrend, der gerade mal einen Wagen lang war...

Ein Langzug des Lokalverkehrs durcheilt in einem Sunspot den kleinen Holdeplass von Seimsgrend, an dem nur zur Schülerzeit gehalten wird.

In knapp einer Stunde konnte womöglich der Cargolink-Zug mal wieder kommen. Er sollte zwar nur Mo Mi Fr fahren, aber statt Mo war er ja Di gekommen. Also bestand am heutigen Do eine reelle Chance. Da er in Evanger einen relativ langen Kreuzungsaufenthalt haben sollte, wollten wir dort mal schauen. Wenn er planmäßig ankäme, könnte man immer noch zurück fahren. Wenn nicht, wollten wir dem Roten (der in Evanger mit Cargolink kreuzen sollte) voraus zu dem schönen Motiv vor Stanghelle am Hellestraumen fahren.

In Evanger stellte ich unsere Karre mangels anderem geeigneten Platz etwas blöde vor drei parkende Autos so nach dem Motto, die kommen eh erst nachmittags mit dem Zug aus Bergen wieder. Das erwies sich als Irrtum: Aus dem Nichts tauchte ein älterer Herr auf, der natürlich sein Auto wegfahren wollte... Aber ich kam rechtzeitig wieder zum Standpunkt. Sonne war eh nicht, aber mit den Modellbahn gerechten alten Anschlussgleisen auf dem Bahnhofsvorplatz wollte ich eine Belegaufnahme mit Hectorlok oder zumindest Bm69 machen. Letzterer kam dann als Lt 1811 und erhielt auch sogleich Grün. Also keine Kreuzung, kein Cargolink-Zug mit Hector-Lok. Na ja, was solls...

Bf Evanger mit Gleisen beidseitig des Empfangsgebäudes.

Wie geplant fuhren wir nun nach Dale und von dort auf der schönen schmalen Straße am Hellestraumen entlang zum Motiv bei Helle. Es hatte sich leider wieder total zugezogen, von den Aufrissen war nichts mehr zu sehen. Ich verzichtete auf Bilder, da ich hier ohnehin schon mal war. Nil nahm paar Züge mit. Dann in Stanghelle vorbeigeschaut, wo das Motiv mit den Bootshäusern leider noch stärker zugewuchert ist. Bis hier ist der allgemeine Bergenbahn-Freischnitt wohl nie gekommen... Nach einem Supermarktbesuch fuhren wir nach Dale zurück. Dort wollte Nil gern mal beim Fabrikverkauf der Textilfabrik vorbeischauen. Als er allerdings sah, dass es sich bei "Norweger-Pullovern", die dort ja hergestellt werden, in erster Linie um Trachtenpullover handelt, war das Interesse schnell wieder vorüber :-)

Wetter war nicht, auf dem Zettel hatten wir daher auch nichts weiter. Ich hatte auf der Karte gesehen, dass es eine Nebenstraße von Dale nach Bulken / Voss gibt und schlug vor, dort mal langzufahren. Diese Straße hatte es schon am Ortsausgang von Dale so richtig in sich. Dale selbst liegt ja tief eingeschnitten zwischen fast senkrechten Berghängen. So führte die sichtlich alte Straße nun einspurig in die Felsen gehauen oberhalb einer Schlucht steil aufwärts. Oft ging es durch Tunnel. Man musste schon sehr konzentriert fahren, denn Gegenverkehr sah man erst im letzten Moment. Aber auch die Entgegenkommenden waren sich dessen offenbar bewusst und kamen immer rechtzeitig zum stehen. Und viel kam ja nicht entgegen.

Weit wirkt die Schlucht, wenn man durch das 17mm-Objektiv schaut. In Wirklichkeit war nicht viel Platz zwischen den Felswänden...

Das obere Ende der Schlucht markierte eine Staumauer aus dem Jahre 1924. Hier oben weitete sich das Tal öfter mal. Die Straße stieg weiter bis zur Baumgrenze an. Auf der Passhöhe lagen mehrere große Seen. Hier war die Herbstfärbung auch wieder mal klasse, während bei Voss praktisch noch gar keine Färbung zu sehen war. An einem See machten wir mal kurz die Augen zu, aber nach 10 Minuten war ich wieder fit für den Abstieg. Der war zwar nicht ganz so spektakulär, hatte aber auch manche Tunnel und einspurige Abschnitte vorzuweisen.

Zurück in Voss schauten wir erstmal am Bahnhof vorbei. Laut Aushang gab es bis ca 9.30 Bauarbeiten im Raundalen, weshalb der morgendliche Schülerzug nach Mjølfjell und zurück als SEV gefahren wurde. Ein großer Bus auf der Straße im Raundalen - das soll gehen??? Damit wussten wir jetzt auch, warum "unser" Früh-Güterzug erst immer Stunden später gekommen war.

Die Wettervorhersage hatte jetzt für Samstag besseres Wetter angesagt (vergessen die für morgen angesagten sonnigen Abschnitte...). Daher erstmal das Vandrerhjem für eine Nacht zumindest bis Samstag verlängert. Dabei vergaßen wir dazu zu sagen, dass wir Mitglieder sind. Der Junge an der Rezeption gab uns daraufhin den per Kreditkarte (!) zu viel gezahlten Betrag unbürokratisch in bar zurück. Das gibt es sonst auch nicht so einfach... Wir fühlten auch schon mal vor wegen möglicher Verlängerung bis Sonntag. Dies wurde uns bejaht, allerdings müssten wir dann das Zimmer wechseln. Außerdem gaben wir Bescheid, dass das Licht im Bad flackert. Mal sehen, ob es heile ist, wenn wir gleich von unserem Ausflug ins Bahnhofscafé, in dem dieser Teil des Berichtes entstanden ist, zurückkehren. Aus dem Café konnten wir der Abfahrt zweier Züge nach Oslo im Abstand von 23 Minuten beiwohnen: 17.10 der Bm73 (diesmal rot/blau) und 17.33 der Rote.

Nachdem dann auch die Lokalzüge von Myrdal und von Bergen bei der Ankunft von uns kontrolliert worden waren und die Triebzug-Garnituren weggesetzt worden waren, machten wir uns auf den Weg zu dem chinesischen Restaurant. Die Bedienung war zwar nicht die freundlichste (na ja, für norwegische Verhältnisse eigentlich schon) und fragte nichtmal, ob uns der Platz gefiele, an den sie uns platzierte, aber das Essen war sehr gut und dank des guten Umrechnungskurses auch gar nicht viel teurer als in Deutschland. Nil litt halt etwas darunter, dass wir keinen Fensterplatz hatten...

Zurück in der JH meinte das Jungelchen zu uns, dass er schon mal was mit dem Licht versucht habe, aber dass er auch nichts hätte ausrichten können. Nachher (es war 20 Uhr) würde jemand vorbei kommen und die Sache richten. Okay... Da wir festgestellt hatten, dass im Rezeptionsbereich WLAN-Empfang war, setzten wir uns dort in eine der gemütlichen Sitzgruppen. Während wir so im Internet zugange waren, kamen zwei obercoole Jungs im Rapper-Outfit rein. Der eine davon erwies sich nun als Experte für Beleuchtungsfragen, und zusammen mit dem Jungelchen von der Rezeption tänzelte er nun in Richtung unseres Raumes, nur um bald wieder zurückgerappt zu kommen und noch irgendeinen Schraubenschlüssel zu holen. Dabei bloß keine hastige oder uncoole Bewegung machen... Ich muss glaub'ich mein Bild von Handwerkern revidieren. Aber das Ergebnis konnte sich sehen lassen: Jo, man, Licht funktioniert wieder! Das Ergebnis sah sogar sehr ordentlich aus.

Der Wetterbericht versprach nun ab morgen für das ganze Wochenende bestes Wetter. Das war ja eine ganz neue Entwicklung!

Freitag, 18.09.2009: Voss - Mjølfjell - Voss

Es sollte ja schon ab dem frühen Nachmittag aufklaren. Wir waren gespannt! Morgens sah es jedenfalls noch nicht nach irgendwelchen Aufklarungen aus. Auf dem Weg zum Frühstück sahen wir, dass die Chefin an der Rezeption saß. Da das Wetter nun wohl Samstag sicher nett werden würde, wollten wir bis Sonntag früh verlängern. Und wir hofften, dass die Chefin da auch eine Lösung ohne Zimmerwechsel für uns hätte. Wir wurden nicht enttäuscht - es klappte wunschgemäß.

Vergangene Nacht war das Haus allerdings ganz gut voll gewesen und so war das Frühstücksbuffet entsprechend dicht umlagert. Irgendwie schon interessant: Chefin und der Junge von gestern schmissen den gesamten Laden; extra Küchenpersonal konnten wir nicht sehen. Nach dem Frühstück schauten wir nochmal ins Internet. Samstag wurde nach wie vor als sehr schön angekündigt, über den Sonntag stritten sich noch die Geister in den verschiedenen Vorhersagen. Wir hatten entschieden, dass wir heute zunächst mal ins Raundalen hochfahren. Einfach mal schauen, was man da so machen kann und wie Wetter und Herbstfärbung da oben aussehen.

Die Straße im Raundalen ist einfach eine Show. Sie ist asphaltiert, aber einspurig und kein Stück gerade. Man muss gewaltig aufpassen, ob einem jemand entgegen kommt. Wir fuhren ganz durch bis Mjølfjell. Dort war es allerdings auch nicht nennenswert heller als anderswo. Nil fotografierte am Bahnhof einen Lt, während ich faul sitzen blieb. Nun waren wir am hadern, ob wir auf gut Glück von Ørneberget nach Upsete hochlaufen sollten, oder ob wir lieber in Richtung Voss und dann weiter Richtung Bergen schauen sollten. Irgendwie tauchten immer wieder irgendwo dünnere Stellen in der Wolkendecke auf, aber mal oberhalb und mal unterhalb. Man wusste wirklich nicht, wie sich das entwickeln würde.

Wir fuhren mal talaufwärts "um die Ecke", um besser den Himmel beobachten zu können. Nun sah es ostwärts wieder nicht so gut aus. Während wir also noch so am hadern waren und uns dabei immer wechselseitig überzeugten, so dass wir eigentlich immer gegenläufiger Meinung waren, wurden wir durch eine gelbe Wagenkette erlöst, die oberhalb von uns am Hang entlang fuhr. Wie wir zurück in Mjølfjell sehen konnten, handelte es sich um exakt die Wagen, die in Geilo immer morgens mit der My vor der Hütte standen. Das konnten wir anhand bestimmter "Tags" erkennen. Hier waren die Wagen mit einer Mz von Baneservice unterwegs. Da der Zug auf Kreuzung warten musste, fuhren wir ein Stück vor und knipsten ihn ohne Sonne am Hpl Eggjareid. So hat man die Lok mal und so hat man auch wieder einen von den typisch norwegischen Holz-Haltepunkten mehr. Es gab sogar einen Mini-Warteraum!

Für drei Häuser gibt es im Raundalen den Hpl Eggjareid...

Wir fuhren weiter talabwärts. In Urdland hatten wir den Zug fast wieder. Er stand dort sogar im leichten Sonnenlicht! Allerdings nur, bis wir um die Ecke kamen, da fuhr er gerade nach Voss aus. Schade! Wir noch hinterher, da die Schotterwagen bei der Ausfahrt besetzt gewesen waren und bei Kløve eine Baustelle war. Doch dort fuhr der Zug einfach durch. Da der Himmel talabwärts auch nicht besser aussah, fuhren wir nach Urdland zurück. Da war es relativ hell. Die Wolkendecke wurde an einigen Stellen deutlich dünner. Wir nahmen einfach mal Rt 609 hier mit. Einen gewissen Glanz hatten die Wagen wenigstens - auch ohne direkte Sonne. Da gelegentlich doch mal richtige Sonne hervor kam, wollten wir nun auch noch den Bm73 von Oslo abwarten. Dieser kam allerdings nicht. Statt dessen ging das Signal der Gegenrichtung auf grün. Möglicherweise würde heute der Cargolink-Zug kommen. Seine Zeit war jedenfalls jetzt ran.

Hector im Auftrag von Cargolink mit dem Autozug.

Wir bauten uns am Bahnhof auf, und tatsächlich tauchte die Hector-Lok mit Cargolink 5562 auf - leider auch wieder nur mit "Helligkeit", aber ohne direkte Sonneneinstrahlung. Der Rt 61 kam, wie ich inzwischen per UMTS erfahren hatte, mit gut +50. Er hatte einen Personenunfall zwischen Vikersund und Hønefoss gehabt. Nun stand ein weiterer Gz, Gt 5516, aufwärts an, für den wir erst bei Skiple nach Motiven schauten, dann aber ordinär eine Brücke vor Reimegrend vorzogen. Als schöner erwies sich von der Brücke anschließend der Blick talaufwärts, wo wir wenige Minuten später den Lt 1837 sogar mit halbem Sonnenlicht umsetzen konnten.

Zwischen Reimegrend und Urdland...

Nun bauten sich doch endlich mal größere blaue Flächen über dem Raundalen auf. Es standen ein Gz und der Rote gen Westen an. Dafür stellten wir uns nochmal an das Urdland-Motiv. Hier hatte man den Bahnhofsbereich ja wirklich schön frei. Der Gt 5505 ging dann immerhin mit so gutem Sonnenlicht, dass wir für den nachfolgenden Roten eine neue Stelle suchten.

Cargonet im Bahnhof von Urdland.

Wir entschieden uns für die nun wieder ggü Vorjahren freiere Bauernhofkurve in Kløve. Das erwies sich aber leider als Fehler. Denn der Rt 601 war nicht so richtig pünktlich, und die Schatten waren leider in den Minuten der Verspätung in das Motiv gekrochen. Schade, der Ausblick ist nämlich nett. Für den nachfolgenden Lt 1827 nahmen wir uns eine Wiese zwischen Kløve und Ygre, die zwar nett und frei war, wo das Licht aber noch viel zu spitz stand.

Kløve: Ein Satz mit "X" - das war wohl nix.

Freigeschnitten haben sie ja hier die Bahn. Aber der Lichtstand passte trotzdem nicht.

Die aus dem Licht kommenden zwei Fernzüge nach Oslo ignorierten wir erstmal und machten am Hpl Ygre, wo wir noch einige Westfahrer mitnehmen wollten, eine Stunde Pause. Derweil versank die Sonne aber leider in dickeren Wolkenfeldern, die im Westen hingen. Kurz bevor der Güterzug kam, konnten wir sicher sein, dass sich das nicht mit Sonne ausgehen würde. Wir beschlossen daher, dem Güterzug voraus zu fahren, denn das Ende des Wolkenfeldes musste irgendwo hinter Voss liegen. Während wir in die Stadt hinein fuhren, sahen wir dummerweise den Güterzug schon auf unserer Höhe. Er musste noch einen Bogen fahren, wir mussten mitten durch die Stadt durch. Letztendlich fuhren wir fast neben dem letzten Wagen des Gz aus der Stadt heraus.

Nil entdeckte auf dem Bildfahrplan, dass der Zug in Bulken einen Kreuzungsaufenthalt haben sollte. Wir also weiter gefahren. In Bulken ging der Güterzug direkt neben uns in die Eisen. Nil meinte, wir sollten es in Seimsgrend probieren, ich dachte aber, dass man lieber auf der Hauptstraße parallel fahren sollte. Da wir eh schon fast an der Abzweigung vorbei waren, fuhren wir also weiter. Vielleicht würde sich in Evanger etwas ausgehen. In Seimsgrend erreichten letzte Lichtstrahlen die Mastspitzen der Oberleitung. Insofern war es schon mal gut, hier nicht reingefahren zu sein. In Evanger war es allerdings fast genauso. Weiter zu schauen hatten wir keine Lust mehr, denn die nächsten Fotogelegenheiten waren weit weg, und so sicher sah es am Himmel dann doch nicht mehr aus.

In der endlosen Karawane derer, die es von Bergen in die Berge zog (schönes Wortspiel...) ging es zügiger als erwartet wieder nach Voss. Wir steuerten direkt das chinesische Restaurant "Mat og Vinhus" wieder an, wo wir wieder eine große und leckere Portion vorgesetzt bekamen. Die Bedienung war jetzt auch sehr nett zu uns und konnte sogar lächeln :-)

Samstag, 19.09.2009: Voss - Upsete - Voss

Gestern hatten wir lange überlegt, was wir denn für ein Programm an diesem lt Vorhersage einzigen richtig schönen Tag anfangen sollten. Irgendwie schloss sich vieles gegenseitig aus. Herbstfärbung und Erholungswert sprachen letztendlich für Upsete. Dann aber bitteschön ohne Frühstück, um rechtzeitig zu einem mir schon bekannten Frühmotiv vor Ort sein zu können. Insofern war es heute Morgen nicht gerade ermutigend, dass der Blick aus dem Fenster auf eine dicke graue Pampe fiel. Dicker Nebel hing über dem See. Glücklicherweise waren wir zuversichtlich, dass der Nebel wahrscheinlich wirklich nur hier unten drin hängt, und brachen wie geplant um 8 Uhr auf.

So ähnlich war es dann auch. Bereis in Kløve war schon blauer Himmel zu sehen und in Urdland schien bereits die Sonne. Auf dem Talgrund waberten allerdings noch die Nebel, das sah genial aus und schrie nach Foto. Dann mussten wir allerdings sehen, dass wir weiter kamen. Es ging das ganze Raundalen hoch, wobei um diese Zeit zum Glück nur ganze zwei Autos entgegen kamen, und die an unproblematischen Stellen. So erreichten wir nach 50 Min Fahrzeit um 8.50 das Vandrerhjem Mjølfjell, das ich von vor vier und von vor 18 Jahren (au weia, ist das lange her!) noch bestens in Erinnerung habe. Dort endet die Straße. Der anschließende Fahrweg darf nur von den Hüttenbewohnern benutzt werden.

Nebelstimmung im Raundalen.

Durch das noch im Schatten liegende Tal ging es nun zu Fuß einen ordentlichen Schub bergauf. Auf der Sonnenseite des Berges angekommen konnten wir sogleich mal den Lt 1832 als ersten Zug des Tages fotografieren. Kurz darauf hatten wir den Langavatn erreicht, unser erstes Hauptmotiv des Tages. Wir bezogen auf einem kleinen Felsen Stellung und warteten nun auf den Blauen nach Oslo.

Der erste Lokale des Tages zwischen Ørneberget und Vieren.

Die Herbstfärbung war hier ganz passabel, die Sonne schien von einem fast wolkenlosen Himmel - was kann es da noch für Aufreger geben? Ach ja, klar! Die Spiegelung! Unser Motiv war nämlich prädestiniert für ein Bild mit Spiegelung im See. Und in dieser Hinsicht wurde es ja schon wieder ganz schön spannend. Vollkommen windstill war es nämlich nicht und zeitweise kräuselte sich die Seeoberfläche doch etwas stärker als uns lieb war. Danach dauerte es immer eine Weile, bis sie sich wieder beruhigt hatte. Doch es klappte: Der Rt 62 kam mit nahezu perfekter Spiegelung durch. Der Verzicht auf das JH-Frühstück hat sich schon mal gelohnt!

Spieglein Spieglein im See, keine Welle tut weh!

Den Lt 1809 von oben gab es praktisch mit umgekehrten Blick, dann machten wir uns auf den weiteren Weg in Richtung Upsete. Unterwegs meinte ich noch zu Nil, dass da irgendein Wasserfall aber sehr deutlich nach Zugrauschen klingen würde, da tauchte auch schon ein unverhoffter Zug aus Hector-185 und leeren Containertragwagen aus Richtung Oslo auf. Von dem Zug hatten wir natürlich nichts. Für das Lokalzugpaar 1802 (hoch) und 1835 (runter) stellten wir uns an einen Damm westlich von Upsete. Dabei hatten wir unten den Weg mit drauf. Jetzt wiederholte sich eine Szene von vor einigen Tagen am Gråskallen-Tunnel: Unten auf dem Weg blieben Spaziergänger stehen, als sie den Zug hörten und machten auch Fotos. Der Lokführer pfiff als Gruß und die Spaziergänger grüßten zurück, und zwar genau in meinem Auslösemoment. Das war schon wieder ganz hübsch.

Lokalverkehr mit Wandersleut'.

Nun legten wir das letzte Stück nach Upsete zurück. Über Mittag war etwas Stress angesagt, weil es ständig hin und her gehen sollte: Roter hoch, Roter runter, Güterzug hoch, Blauer runter. Dabei zwischen den für die jeweiligen Richtungen gewünschten Motiven hin und her zu wechseln, war zeitlich nicht drin. Von einem mit paar Ferienhäusern bebauten Felshügel aus konnte man aber gut in beide Richtungen fotografieren. Es gab den Rt 602 von dort mit Wasserfall und den Rt 609 auf dem Damm zwischen Tunnel und Station.

Der ostfahrende Rote verlässt den Upsetetunnel.

Der westfahrende Rote verlässt den Gavehalsentunnel (5311m)...

... und rollt durch den Hpl Upsete.

Für die nun anstehenden Züge wechselten wir zum Tunnelportal. Leider war hier eine Leitung arg groß im Bild. Ich entschied mich beim Gt 5520 daher für sonst für Züge nie genutzte 17mm. War auch nicht schlecht. Schade nur, dass die vorderen Wagen leer waren. Den Rt 61 gab es als Nachschuss mit leichtem Tele von einer Schutthalde an der Leitung vorbei.

Güterzug mit Weitwinkel.

Der Blaue mit leichtem Tele am Talkessel von Upsete.

Danach machten wir ein wenig Siesta auf dem Schuttberg (der alt und schon wieder mit reichlich Moos bewachsen war). Das erwies sich natürlich als Fehler. Wie wir so da lagen und sanft entschlummert waren, tauchte nämlich aus dem Tunnel (also von hinten) der nächste Teil des Baugerödels aus Geilo auf. Diesmal gab es sogar Doppeltraktion: Die Baneservice-Mz und eine der TÅGAB-My. Hätten wir schon das wirklich nette Motiv für den westfahrenden Roten aufgesucht, hätten wir den Zug dort prima bekommen. Ja ja, hätte wäre wenn... Auf unserer Geröllhalde waren wir eigentlich nur geblieben, weil wir den aufwärts fahrenden Lt hier noch mitnehmen wollten. Dieser kam allerdings, als die Sonne gerade in einem kleinen Schleier steckte...

Haus im Gebirge.

Danach wechselten wir in Richtung Wasserfall. Unterwegs nahmen wir den zurückkehrenden Lt 1837 von oberhalb des Hpl Upsete auf. Am Wasserfall stiegen wir ein wenig empor und hatten einen Top-Blick für den Rt 601, auf den wir nun allerdings noch eine Weile warten mussten. Upsete war übrigens stark bevölkert. Offenbar war ganz Voss und Bergen hier oben, um vielleicht eines der letzten sommerlichen Wochenenden zu genießen. Es war nichtmal möglich, mal irgendwo den Kaffee wegzubringen, weil immer wieder irgendwo jemand war. Selbst oben am Wasserfall standen wir noch unter Beobachtung. Unten auf dem Weg standen zwei Tratschtanten, die dauernd zu uns hochschauten. Zum Glück konnte man mal hinter die Bäume entwischen...

Der Rote wird sogleich vom Upsetetunnel verschluckt.

Nach dem Roten, wo ich leider mal wieder übelst mitgezogen habe, sahen wir, dass der westlich gelegene Damm wohl nur noch für den nächsten Lokalen in der Sonne läge. Deshalb also mal dort hin, obwohl das Licht noch recht spitz stand. Der Weg war etwas beschwerlich. Erst ging es zur Stelle von heute Vormittag hoch, doch dann mussten wir über das Gleis rüber, durch Morast und moosige Steine. Aber der Blick auf Lt 1829 aus Ål mit schnell wachsendem Schatten war die Mühe durchaus wert. Zurück auf dem Weg kam uns ein Schafstrieb entgegen. Der bestand aus einem Pritschenwagen, der die Schafe auf dem Weg vor sich her trieb. Wir wurden durch Handzeichen zur Seite verscheucht, natürlich ohne einen Danke-Gruß. Zur Ehrenrettung der Norweger muss ich allerdings sagen, dass auf dem Weg die meisten Spaziergänger durchaus gegrüßt haben.

Die andere Seite des Upsetetunnels.

Nun war nur noch der Ausblick vom Hpl auf das Portal des Gravhalstunnels offen. Daher erstmal den Blick vom Bahnsteig getestet, dann aber doch lieber auf die Freifläche südlich des Bahnsteigs gewechselt. Dort gab es Lt 1845 (um 17.14 Uhr die letzte Möglichkeit, hinab zu fahren) und den Blauen Rt 64. Dieser sollte nun wieder in Myrdal mit dem Gt 5521 kreuzen, der als letzte Amtshandlung für Upsete geplant war. Der Schatten des Berges in unserem Rücken kam nun schon gefährlich nahe und lullte uns bald ein. Irgendwie ein komisches Gefühl, wenn der eigene Helligkeitssensor "Schatten" signalisiert, aber das Motiv doch noch voll in der Sonne liegt. Obwohl oben am Berg kleinere Wolken waberten, die den Bergschatten teilweise doch auf unser Motiv erweiterten, gelang auch vom Gt 5521 ein Sonnenbuidl.

Ein Güterzug taucht aus dem Gravehalsentunnel auf.

Entspannt liefen wir jetzt die ca 5-6 km nach Ørneberget / Mjølfjell VH zurück, wofür wir ca eine Stunde brauchten. Hinsichtlich der vielen wild in der Landschaft parkenden Autos regte ich an, dass zu einer Hütte neben dem Herzerl-Häuschen auch ein Carport gehören müsste. Unterwegs gab es noch das eine oder andere herbstliche Landschaftsfoto.

Herbststimmung im oberen Raundalen.

Um ca 19.15 saßen wir im Auto. Jetzt in der Dämmerung konnte man die Einspurstraße durch das Raundalen deutlich zügiger fahren, da man vor Gegenverkehr schon frühzeitig durch das Scheinwerferlicht gewarnt wurde. Das hatte schon was von Achterbahn, besonders die Huiiii-Huppel, bei denen der Magen auf die Knie rutscht. Dummerweise kam ausgerechnet bei einem Huiii-Huppel Gegenverkehr - da musste ich leider abbremsen. Bei Reimegrend sahen wir tief unten einen voll beladenen Containerzug ostwärts fahren. Das konnte ja nur die Hector-Garnitur sein, die wir vormittags hatten runter fahren sehen. (Nachtrag: Es handelte sich um einen Containerzug, den Hector probehalber nach Brevik fuhr). Und in Ygre stand der Bauzug mit den beiden Loks. Man war heftig am schottern.

Der Talkessel von Voss hing voller tiefer Wolken. Sollte auch in Wetter-Hinsicht die Entscheidung für Upsete sinnvoll gewesen sein? Wir steuerten nun zum dritten Mal den Chinesen an. Nil nahm sich allerdings was "norwegisches" (Entrecote mit Pommes), ich hingegen probierte mal Lammfleisch mit Paprika und Ingwer. Das war richtig klasse! Das Lamm war zart und aromatisch und diese Paprika / Ingwer-Mischung schmeckte 1a. Das war nun der längste Tag der bisherigen Reise gewesen. Wir hatten zurück im VH nichtmal mehr Lust auf Internet, sondern waren totmüde.

Über jede Art von Rückkopplung zu den Reiseberichten würde ich mich sehr freuen. Das können Korrekturen oder ergänzende Hinweise sein; von Interesse ist für mich aber auch, was besonders interessant oder sogar für eine Reiseplanung hilfreich war. Nur durch Rückkopplung kann ich in künftigen Reiseberichten die Aspekte, die von besonderem Interesse sind, besser berücksichtigen. Rückkopplung motiviert!

Fortsetzung

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