Skandinavien Pfingsten 2009 - Teil 2

Copyright by Jan-Geert Lukner

Mittwoch, 03. Juni 2009: Sarpsborg rund Kirchturm

Am Vorabend war der Himmel praktisch zu gewesen und wir hielten die Ankündigung, dass der Morgen sonnig werden sollte, schon gar nicht mehr für möglich. Doch trotz der Lage unseres Fensters zum Hang hin und Bäumen davor bratzte die Sonne nach 5 Uhr in unser Zimmer. Das gefiel! Wir waren hochmotiviert zu einem Vor-Frühstück-Programm mit den beiden lokbespannten Personenzügen. Auf bekanntem Wege über Solli (das Vertshus an der Autobahnabfahrt sollte später noch eine Rolle spielen) und eine "wichtige Kreuzung" gelangten wir nach Onsøy. Die "wichtige Kreuzung" bestand aus zwei einspurigen Nebenstraßen, die sich mitten in der Pampa rechtwinklig kreuzten, und einem gelben Pfeiler mit vier wunderschönen gelben Wegweisern, einen für jede Richtung. Eigentlich kam man immer in der einen oder anderen Relation an dieser Kreuzung vorbei, deshalb nannten wir sie "wichtige Kreuzung":

Den ersten El18-Zug Rt 106 nahmen wir mit See im Vordergrund. Irgendwie musste das aber noch besser gehen...

HVZ-Verstärker mit neufarbenen B3-Wagen zwischen Ørmen und Onsøy.

Die Felsen hinter uns lachten uns an. Allerdings hielt sich meine Motivation, dort hochzulaufen, in Grenzen. Horst und Werner sahen das anders und liefen aufwärts. Da "musste" ich zum Glück hinterher. Nach Umrundung eines kleinen Feldes fand man einen guten Einstieg, um auf die Höhe zu kommen. Steil war hier gar nichts, lediglich das querbeet laufen durch eine Rodung, auf der viel Zeugs rumlag, war etwas mühsam. Doch bald schon wurden wir durch super Ausblicke von verschiedenen Felsbalkonen belohnt. Es gab hier den Doppel-Bm73b Rt 144, den "Roten" mit El18 als Rt 108, den einteiligen Gegenzug Rt 105 und zu guter Letzt den Güterzug 4952, der mit seinen leeren Holzwagen allerdings nicht so fotogen war.

Finsterer Holzzug von den Felsen aus betrachtet.

Und ein leuchtender Bm73b mit etwas mehr Brennweite, dafür ohne See.

Zum JH-Frühstück schafften wir es nun ja nicht mehr, doch in der Nähe lag ja der Solli Kro, wo wir mal zum Frühstück vorsprachen. Hier gab es sogar WLAN. Danach wollten wir in Fredrikstad die Hochbrücke über die Glomma als Standpunkt für einen drunter durch fahrenden Triebwagen nutzen. An der über die Brücke führenden Hauptstraße gab es keinerlei Parkmöglichkeiten. Am Brückenbeginn zweigte eine Fußwegverbindung zu einer Wohnstraße ab, auf der man offensichtlich parken konnte. Jetzt dauerte es allerdings eine geraume Weile, bis wir in dem zwischen den Bergrücken verschlungenen Wohngebiet die richtige Straße fanden. Nach dem Einparken hatten wir zum Glück nur noch etwa zehn Minuten bis zum Zug. Glück deshalb, weil man auf den schmalen Gehwegen der extrem stark befahrenen Straße sehr unentspannt stand und der Wind einen immer wieder in Richtung Fahrbahn pusten wollte. Zu allem Überfluss kam auch noch ein blauer Bm73...

Blick von der Glomma-Hochbrücke zu Fredrikstad auf einen von Halden einfahrenden Zug.

Zurück im Auto sagte uns der Bildfahrplan, dass man ja eigentlich direkt wieder zurück auf die Brücke gehen darf, weil bald ein südfahrender Güterzug kommen sollte. Dieser kam auch pünktlich, so dass wir nicht all zu lange warten mussten. Allerdings kam er mit einer der inzwischen reichlich quellenden Wolken daher. Und überhaupt, die Altlack-CargoNet-Loks sehen einfach nur zum Göbeln aus und die ersten Wagen des Containerzuges waren auch noch leer. Es war bloß schade um die schöne Stadtkulisse, die man gern mal umgesetzt hätte.

Mittags wollten wir nochmal die Stelle vom letzten Samstag mit dem Seeblick über den Skinnerflo bei Ørmen machen. Wir fuhren also dorthin und hielten ein wenig Siesta im Auto - leider nicht all zu weit von der Hauptstraße entfernt. Mittlerweile hatten die Wolken, wie es angekündigt war, die Oberhand bekommen. Ein erster Rt 113 ging zwar mit Sonne, hatte aber noch zu spitzes Licht. Letztendlich warteten wir hier zwei Stunden, die größtenteils sehr erholsam waren. Lediglich zum Hector wurden wir etwas zappelig. Wider erwarten zogen sich die Wolken in der zweiten Stunde unseres Aufenthaltes wieder ordentlich zurück. Es gab jetzt einen Wechsel von Schauer-Wolkenfeldern und längeren sonnigen Abschnitten. Kurz gesagt: Das Wetter wurde richtig skandinavisch.

Der GC-Frachtenzug am Ufer des Skinnerflo bei Ørmen.

Wir wussten ja, dass der Hector von Hønefoss längst nicht mehr jeden Tag fährt. Heute war wohl so ein Ausfall-Tag. Schade. Der Wolkenkrimi hätte zur Planzeit gut ausgehen können. Immerhin gingen noch ein Bm73b als Rt 117 und der Green Cargo Zug 45955 mit den Autotransportwagen mit schöner Sonne ab. Danach wollten wir mal was anderes sehen und siedelten über die "wichtige Kreuzung" um nach Sarpsborg, wo wir an der Glomma-Brücke immerhin einen Bm73b als Rt 119 halbwegs vernünftig bekamen. Der von uns mühelos überholte GC-Zug fuhr leider ohne Sonne aus.

Die Glomma-Brücke in Sarpsborg, leider ohne den gigantischen Sarpefossen im Bild, der etwa auf Höhe unseres Standpunktes beginnt. Die Glomma ist übrigens Norwegens längster Fluss. 601km legt das Wasser von der Quelle bei Røros bis Fredrikstad am Kattegat zurück.

Kurios war ja, dass wir bei Weiterfahrt in Richtung Skjeberg einen Güterzug überholten, der sich langsam südwärts bewegte. Wir dachten erst, das sei noch der 45955, doch später auf freiem Feld sahen wir, dass dieser ganz andere Wagen hatte. An uns war er allerdings nicht vorüber gekommen. Sollte der über die Østre Linje via Mysen gekommen sein? Auf der Piste ist ja eigentlich gar kein planmäßiger Verkehr mehr. Bei einem Bauernhof bei Bjørnstad Bp setzten wir uns fest, genossen das geniale klare Wetter, das mit den grandiosen Wolkenbildungen nicht skandinavischer hätte sein können, und nahmen Rt 126 (Einteiler) und Rt 121 (gemischtes Doppel).

Skandinavische Wolkenstimmung nördlich Skjeberg.

Danach war schon Zeit für die lokbespannten Personenzüge. Es ging also wieder über Solli und die "wichtige Kreuzung" zurück nach Onsøy, wo wir den Rt 123 fast wie gestern nahmen. Es war ein extremer Wolkenkrimi, der aber gut ausgegangen ist! Der nachfolgende Rt 143 (Bm73b) ging immerhin noch in einem kleinen Lightspot ab. Für den zweiten Lokbespannten fuhren wir etwas nach Norden, wo zwischen Råde und Ørmen eine ganz brauchbare Stelle lag. Auch hier hatten wir Glück. Der Zug hatte Verspätung und deshalb konnte ein in der Luft hängender Schauer rechtzeitig verduften.

Der Lokbespannte ein Stück südlich von Råde.

Tja, was jetzt tun? Wir hatten heute Vormittag zwischen Fredrikstad und Sarpsborg eine schöne Brücke in Greåker gefunden. Die suchten wir für das Abendprogramm mal auf. Dorthin gelangten wir natürlich über die "wichtige Kreuzung". In Greåker angekommen, war das Licht noch sehr spitz. Aber das gab sich. Wir bezogen auf einem Berg auf einer Festung Stellung. Von dort hatte man einen schönen Blick auf die Rolvsøysundbru und den Abfluss des Visterflo, eines Nebenarms der Glomma, der sich hier wieder mit dem Hauptlauf der Glomma vereinigt. Einen Güterzug hatten wir hier leider verpasst und beide Züge des nächsten Pz-Taktes (Rt 127 Doppler und Rt 132) gingen leider nur mit Minimallicht ab. Gerade zogen paar Schauer durch. So hatten wir einen Grund, noch etwas länger den Ausblick vom Greåker Fort im Licht dieses autentisch-klaren skandinavischen Abends zu genießen.

Schauerwetter über dem Visterflo, einem der Seitenarme der Glomma.

Der nächste Südfahrer Rt 129, der hier ja eher ein Nordfahrer war, ging dann völlig unproblematisch vom Fort aus. Die Festung war interessant; in den Betongängen mit Schießscharten unter uns liefen paar Jungs rum, während paar Mädels oben auf der Betonröhre die Jungs zu orten versuchten, um an entsprechender Stelle laut knallend auf Metalldeckel zu springen, die in Abständen in die Röhre eingelassen waren.

Herrliche Aussicht vom Greåker Fort auf die Rolvsøysundbru und den Ort Greåker.

Unten gab es für uns im letzten Licht nun noch Rt 134 aus Göteborg. Es ging auf 21 Uhr zu; der Tag war lang, und nun war es gut. Wir hatten Hunger und wollten mal beim Solli Veikro vorbei schauen, doch der machte um 21 Uhr dicht. So gab es etwas Chinesisches vom Imbiss ggü des Vardrerhjems. Das hat uns nach diesem programmreichen, eindrucksvollen und erfolgreichen Tag dann auch gut gemundet.

Donnerstag, 04. Juni 2009: Sarpsborg - Vikersund

Da wir eigentlich schon sechs brauchbare Bilder der El18-B3-Garnituren hatten, beschlossen wir, mal das Frühstücksangebot des VH zu nutzen, das eh im Preis mit drin war, und danach nördlich von Moss an der Neubaustrecke zu schauen. Das Frühstücksbuffet war reichhaltig in nettem Ambiente. Auf den Tischen waren sogar Kerzen angezündet.

Dann brachen wir über die E6 nordwärts auf und verließen diese in Vestby. Dort kurvte die Strecke nordwärts etwas gen Osten, so dass man eine Chance auf eine beleuchtete Front für Nordfahrer hatte. Wir parkten auf dem nahen Bedienstetenparkplatz eines Coop-Marktes. Zwei Arbeiterinnen auf der Rampe störte das nicht weiter. Sie tauschten lieber bei nem Zigarrettchen den neuesten Klatsch aus (haben wir nicht gehört, unterstelle ich einfach mal). Unser Standpunkt befand sich direkt an der alten E6 mit furchtbar viel Verkehr. Da war das Warten eine ziemlich ätzende Angelegenheit. Hauptsächlich ging es uns um den zweiten lokbespannten Zug Rt 108, den wir nett mit nem kleinen Hof im Hintergrund ablichten konnten. Die parallele Autobahn fiel nicht so störend auf.

Auch wenn die vielen Bilder von lokbespannten Zügen auf der Østfoldbane ein völlig falsches Bild auf den tatsächlichen Fahrzeugeinsatz werfen, kommt hier erneut die El18 mit einem von zwei werktäglichen B3-Wagenzügen nordwärts durchs Bild gefahren, diesmal auf der Ausbaustrecke bei Vestby.

Außerdem gab es zwei Bm72: Lt 1107 mit grünen Türen und Lt 1114 mit orangen und schwarzen Türen. Dann wollten wir noch eine andere Perspektive ausprobieren, und zwar mit der Vestby kirka im Hintergrund. Nun kamen die Wolken massiv ins Spiel. Zwar kam Rt 109 mit voll ausgeleuchtetem Motiv, doch leider klebte ihm ein Auto auf der Autobahn direkt auf der Nase. Das sieht weniger nett aus... Vorher ging schon Lt 1116 mit Licht, aber leider war "meine" hübsche Bauminsel im Vordergrund noch düster...

Eine S-Bahn auf der Ausbaustrecke vor der Vestby kirka. Dieser Streckenabschnitt muss vor Streckenausbau und Autobahnbau eine wunderschöne Panoramastrecke gewesen sein, neben der Kirche gab es auch einige markante, prächtige Bauernhöfe als Kulisse.

Nun wollten wir nochmal ein Stück zurück, und zwar nach Moss. Dass wir dabei die Fylke-Grenze zwischen Østfold und Akershus ein zweites und später noch ein drittes Mal querten, machte diesen Abstecher nicht billig, denn offenbar lag auf dieser Landkreisgrenze der Mautring rund um Oslo. Aber nördlich Moss verlief die Bahnstrecke am Fjordufer entlang. Das wollten wir uns dann doch nochmal ansehen. Es war allerdings gar nicht so einfach, an den Fjord ranzukommen. Lediglich an einem Parkplatz der Firma Petterson konnte man auf einen Felsen steigen und hatte einen ganz interessanten Blick auf ein Holzlager direkt am Fjordufer. Das sah aus wie bei der Flößerzentrale. Die Züge ließen sich daneben (insbesondere beim jetzigen Sonnenstand) nur notdürftig aufnehmen, aber Lt 1118 und sogar der CargoNet-Zug 41951 mit seiner Tarnfarbenlok gaben wir uns. Freundlicherweise schien nämlich gerade wieder die Sonne.

Blick vom Petterson*-Parkplatz auf ein Holzlager und einen CargoNet-Güterzug am Ufer des Oslofjordes. Und Blick auf die von Norden heranziehenden dicken Wolken. *Petterson ist übrigens DER Petterson, der als EVU für den Einsatz von MZ oder El18 vor Holzzügen sorgt.

Am Ortsausgang von Moss zu tanken, scheiterte zunächst. Nachdem ich die Kreditkarte eingelesen hatte, kam ewig lange "Vennligst vent" (bitte warten), dann kam plötzlich auch schon die Quittung raus, ohne dass ich getankt hätte. Auf der Quittung stand statt eines Betrages nur, dass gerade der Kraftstoff ausverkauft sei. Und das im Lande des Erdöls... Bei der zweiten Tankstelle war der gute Tropfen aber noch zu haben.

Nächster Programmpunkt war ein Halt am Veikro zu Vestby. Kaffee und Vaffler med Syltetøy sollten es sein. Die Veikros in Norwegen finde ich immer wieder klasse. Die Einrichtung ist sehr stilvoll und das Angebot ist allemal abwechslungsreicher als Mägges und Co. Und es gibt WLAN... So konnten wir herausfinden, dass (wie bereits angekündigt) das Wetter jetzt abstürzen würde, dass aber nach einem schlechten Freitag der Samstag wieder sehr schön werden soll. Das machte ja ein wenig Hoffnung...

Wir wollten nun in die Drammener Ecke umsiedeln. Dazu mussten wir gar nicht mal ganz durch Oslo, sondern konnten einen Tunnel unter dem Oslofjord hindurch nehmen. Dieser war ganz interessant. Über eine lange und steile Rampe führte der 7306m lange Tunnel gewaltig abwärts in die Tiefe und auf der anderen Seite wieder hoch. Die tiefste Stelle liegt bei 134m unter dem Meeresspiegel. Horst erklärte die enorme Tiefe damit, dass man ja ganz unter dem Wrack der "Blücher" durchtauchen müsse, das hier irgendwo in 90m Tiefe liegt. Natürlich durften wir auch hier Maut abdrücken. So gelangten wir nach Lier an der Hauptstrecke Oslo - Drammen. Hier gab es an der Brücke Huseby Gård ein ganz brauchbares Streckenmotiv an einem der wenigen zweigleisigen Abschnitte mit hölzernen Fahrleitungsmasten.

Der Himmel hatte allerdings nun weitestgehend dicht gemacht. Bei Viertel- oder Halblicht gab es dennoch einen neufarbenen Bm73 als Rt 76, den Gz 5803 und einen Bm69 als Lt 1666. Das war zwar alles nur mit "Hilfsbeleuchtung" gewesen, aber was man hat, das hat man... Auch ein altroter Bm69 in dreiteilig und mit roter Front kam als Lt 1668 vorbei.

Zweigleisstrecke mit Holzmasten... Zwar sieht man in Norwegen noch viele hölzerne Fahrleitungsmasten, aber zweigleisige Streckenabschnitte gibt es ja nicht so viele bzw sie sind erst in neuerer Zeit gebaut, und dann natürlich mit Stahlmasten. Licht war nicht wirklich mehr bei Lier - das sollte in den nächsten Tagen hoffentlich besser gehen...

Insgesamt haben wir es über zwei Stunden an der Brücke ausgehalten. Danach stürzten wir uns in den dichten Verkehr in Drammen. Das war nicht besonders angenehm und so gar nicht "norwegisch". Wir suchten den altbekannten Campingplatz auf, nur um zu erfahren, dass in Drammen am Wochenende eine große Ausstellung stattfinden werde und ab Freitag alles voll sei. Das war nicht gut. Wir beschlossen, es weiter nordwärts zu probieren - entweder in Vikersund oder in Hønefoss. Da wir bei Wetter eher Programm in Drammen und Umgebung haben würden, machte letztendlich Vikersund das Rennen. Dort war Übernachtung heute kein Problem. Da hätten wir auch eine schöne Fewo im Haupthaus bekommen können. Für drei Nächte übers Wochenende war dann aber leider nur die Hälfte einer kleinen unkomfortablen Hütte drin, alles andere war ausgebucht. Für diese Hütte ohne fließend Wasser war der Preis von 460 NOK pro Nacht schon happig...

Wir waren gegen 17 Uhr angekommen und drehten nach einer halben Stunde Pause eine Runde durch den Ort, über den die Wolken mittlerweile ganz schön tief hingen. Immerhin gab es eine Cafeteria, die bis 19 Uhr auf hatte. Dort zogen wir das "dagens rett", das sich als gebratener Schweinebauch mit Brokkoli und wohlgeformten norwegischen Kartoffeln entpuppte. Danach waren Einkauf und ein Hüttenabend angesagt. Zwischendurch konnten wir die Züge auf dem anderen Ufer des Tyrifjordes (der kein Fjord, sondern ein See ist), beobachten. Eine erhoffte El19 (Traxx-185) vor einem der Güterzüge kam aber leider nicht durch.

Freitag, 05. Juni 2009: Vikersund - Vestfold - Vikersund

Für heute war schlechtes Wetter und bestenfalls eine Besserung gegen Abend angesagt. Dementsprechend hatten wir keinen Wecker gestellt. Draußen machte auch nichts den Anschein, dass mit Sonne zu rechnen wäre. Gegen 8 Uhr wurde der Weg in den Waschraum angetreten. Dabei ging es durch --- Sonnenschein! Ok, das war jetzt kein voller Sonnenschein, aber wir warfen deutliche Schatten. Erste größere blaue Flächen zeichneten sich bereits ab. Tja, und getreu dem Motto "Das wär' Ihr Preis gewesen" fuhren auf dem anderen Ufer wie auf der Parade der verlorenen Preise erst die El18 mit ihren Tomatsuppe-B3 nach Bergen vorbei (schon toll, 14 Monate nicht in Norwegen gewesen und schon sind alle B3er umlackiert...) und dann - viel schmerzvoller - der nur noch zweimal wöchentlich verkehrende Hector-Zug. Und dieser hatte auch noch die blaue El15 vor!

Beide Züge hätte man gut an einem Viadukt südlich von Hønefoss machen können. Aber damit, dass es plötzlich aufreißt, konnten wir nicht rechnen. Nun ja, die blauen Flächen entwickelten sich prächtig, und so zogen wir doch mal raus auf einige freie Abschnitte nördlich von Vikersund. Eine Nebenstraße führte paralllel, und zahlreiche Hofzufahrten führten über das Gleis rüber. Nach einigem Hin und Her warteten wir an einem Bahnübergang. Ein Bm73 als Rt 61 kam hier schonmal ganz nett. Mittlerweile waren die Quellwolken allerdings nur so am brodeln. Kurz vor der Rückfahrt des Hector ging das natürlich auch rund um die Sonne los. So wurde es mal wieder eine sehr spannende Sache, ob es denn mal mit der blauen Lok vorm Hector klappen würde. Wir konnten nicht klagen. Zwar schien die Sonne nicht voll, aber der Hector 41882 bekam das an diesem Vormittag bestmögliche Licht ab.

Der Hector mit blauer El15 nördlich von Vikersund.

Das war ja schonmal prima. Jetzt konnten wir uns auch das Früstück in der Cafeteria zu Vikersund schmecken lassen. Die Bedienung war übrigens eine ausgewanderte Deutsche. Nach der Stärkung sollte noch ein Güterzug nordwärts kommen. Wir hofften ja noch immer darauf, mal eine El19 zu sehen. Doch es kam nur wieder eine tarnfarbene El14 mit Gz 5505. Anschließend gab es auch noch den abgesstellten Skd226.32 von Baneservice mit einem Bauzug, der im Bahnhof stand.

Ein abgestellter Bauzug im Bahnhof Vikersund.

Da ja für heute kein Wetter angesagt gewesen war, hatten wir auch nicht unbedingt das voll durchdachte Konzept für den heutigen Tag. Und weil uns für die Mittagszeit auch auf die Schnelle nichts einfiel (für die lokbespannten Züge in Lier war es schon zu spät), nahmen wir mal etwas touristisches in Angriff. Ein Stück westlich von Vikersund kann man stillgelegte Kobaltgruben und -minen besichtigen. Und südlich davon steht als Museum das Blaafarveverket, in dem das Erz zu Blau verarbeitet wurde. Ja, hier wurde Blau hergestellt! Nicht irgendein Blau, sondern das reinste und schönste Blau, das man sich für Porzellan- und Glasherstellung wünschen kann.

Wir näherten uns von Norden zunächst den "Koboltgruvene". Es ging einen steilen Fahrweg empor. Wir wunderten uns nur, wie hier wohl Reisebusse hochkommen sollen! Uns begegnete auf dem einsamen Weg niemand. Wir rechneten schon gar nicht damit, dass geöffnet wäre. Dann standen aber doch an die zehn Autos auf dem Parkplatz. Das Bergwerksensemble machte einen sehr fotogenen Eindruck. Die typischen, schmucken Blockhäuser vor den Abraumhalden und die ausgehobenen Schluchten des Tagebaus gaben schöne Fotomotive abseits der Bahn her. Wobei - so abseits war das gar nicht mal. Wie wir hier erfuhren, war die ab 1839 betriebene Grubenbahn die erste "Bahn" Norwegens. Zum Schluss hatte man sogar Akkuloks.

Hier einige Eindrücke von der einsam gelegenen Kobaltgrube:

Der Ausblick von dort oben war auch nicht zu verachten. Man konnte bis zum Tyrifjord schauen:

Bemerkenswert war, dass nur eine Führung durch den Stollen etwas gekostet hätte. Darauf verzichteten wir jedoch aus Zeitgründen. Die gesamte Besichtigung auch der Ausstellung zur Grube war also für uns kostenlos! Über einen Waldweg fuhren wir nun 8 km weiter durch Einsamkeit zum Blaafarveverket. Vorher gab es noch einen Stopp am Haugfossen. Das Werk selbst war ziemlich überlaufen. Angeblich sollte es sich um das am schönsten gelegene Werk in Norwegen handeln, doch fotografisch war zumindest zur jetzigen Uhrzeit nicht ganz so viel drin.

Da fuhren wir lieber zum Fossen zurück, denn oberhalb dessen gab es ein schönes Café zum draußen sitzen. Man saß da quasi wie auf einem Balkon über dem Wasserfall. Es gab für uns Blaubeerpfannkuchen mit Eis und Kaffee, das war lecker und eine gute Stärkung, denn jetzt wollten wir noch paar Kilometer reißen.

Der Haugfossen von oben betrachtet.

Da heute ja doch etwa 50% Sonne herrschten (mal mehr, mal viiiel weniger...), und heute die letzte Gelegenheit des Urlaubs war, um lokbespannte Züge auf der Vestfoldbane zu fotografieren, wollten wir zum Nachmittag für die drei einander im Halbstundenabstand folgenden Züge mal dort ganz runter fahren. Die Fahrt war weniger anstrengend als erwartet. Diesmal sind wir über die E134 großzügig um Drammen herum gefahren. Diese führt auf der rechten Flussseite durch einen langen Tunnel. In Drammen kommt man für einen Kreisel kurz ans Tageslicht (ein Typ versuchte dort im dichten Verkehr rückwärts zu fahren, weil er falsch abgebogen war...) und verschwindet auf der neuen Autobahn E18 direkt wieder im Tunnel.

Die Autobahn geht ja jetzt schon ganz schön weit, bis etwa Höhe Tønsberg. Wir bogen allerdings kurz vorher ab, um auf einer Bahn parallelen Straße nach Motiven Ausschau zu halten. Leider hatten hier die Wolken eindeutig die Oberhand. Abgesehen vom Bahnhof Skoppum, wo allerdings die Schatten der Bäume schon arg weit ragten, fanden wir erstmal keine Motive. Vor Barkåker hatten wir einen Fotohang angesteuert, der mir verdächtig bekannt vorkam. Hier hatte ich vor zwei Jahren schon mal gestanden. Wir warteten auf den ersten El18 bespannten Zug. Aussicht auf Sonne war eher mau. Allerdings machte es uns Hoffnung, dass sich von Nordwesten langsam eine große blaue Fläche in Richtung Sonne schob. Bei dem Motiv hatte man einen kleinen BÜ für eine Hofzufahrt mit im Bild. Direkt vor Erscheinen des Zuges hielt das einzige Fahrzeug, das während unseres Aufenthaltes dort fuhr, vorm BÜ an: Ein weißer Lieferwagen! Aber der Zug ging eh ohne Sonne.

Wir schauten mal weiter südwärts. Ein Motiv, das ich noch von einer vorhergehenden Tour offen hatte, war südlich Sem der Blick von oben zum Akersvannet mit der Bahn querab davor. Leider verläuft auf halber Höhe eine Hochspannungsleitung quer durch das Motiv, so dass man auf dem Acker bis zur Leitung vorgehen muss. Ein Stück weiter war ein Trecker am Umpflügen. Als er an der Straße wendete, trug ich ihm unser Anliegen vor. Leider war er offenbar nur ein kleiner Angestellter, der auch nur gebrochen norwegisch konnte (haha, als ob ich das beurteilen könnte...) und sich nicht traute, uns das zu erlauben. Aber er machte auch nicht den Eindruck, dass er uns zurückholen würde, und so wagten wir den Gang mal - natürlich in einer breiten Treckerspur.

Die blaue Fläche hatte mittlerweile die Sonne erreicht. Nur noch paar kleine Flusen waberten herum. Die machten es allerdings schon wieder sehr spannend für den zweiten El18-Zug Rt 821. Der Zug kam dann zwar mit Sonne und ohne dass wir von einem Bauern behelligt worden wären, doch der eigentliche Sonnenschein war dank Schmodderschicht in der Luft auch nicht wirklich in voller Stärke gegenwärtig.

Blick auf die Vestfoldbahn und das Akersvannet.

Werner gefiel der Punkt überhaupt nicht und deshalb suchten wir für den dritten Lokbespannnten wieder etwas neues. Wir fanden einen ganz netten Ortsblick mit Kirchturm (mehr ragte über die Bäume leider nicht hinaus) und tollem Scheunengebäude südlich von Stokke. Und das Wolkenspiel ging wieder los. Als der Lokbespannte hinten im Bahnhof zum Stehen gekommen war, zog ein Wolkenfeld vor die Sonne. Als der Gegenzug eingefahren war, wurden hinten der Bahnhof und der Ort schon wieder hell. Doch die El18 beschleunigte schon wieder, als der Gegenzug noch gar nicht stand. Sie musste wegen krummer Weiche allerdings langsam fahren. Die Wolkengrenze war ihr ein Stück voraus gekommen. Bald standen auch wir wieder in der Sonne, der Zug noch 200m vorm besonnten Auslösepunkt. Doch das Wolkenfeld hatte eine Nachfluse. Und die kreuzte die Bahn genau in dem Moment, wo die Lok am Auslösepunkt angekommen war. Danach bester Sonnenschein, volles Licht ab erstem Wagen. So eine Scheiße! Na ja, angesichts der bisher auch angesichts der Wolken sehr glücklich verlaufenen Tour dürfen wir uns wohl nicht beschweren...

Es wurde eine sonnige Rückfahrt. Noch nie bin ich in Norwegen so viel Autobahn gefahren wie dieses Mal. Das könnte vermutlich auch daran liegen, dass noch nie so viel Autobahn fertig war wie diesmal. So ging es mit zügigen 100 km/h (schneller darf man auch auf Autobahn nicht fahren!) zurück nach Drammen. Vergessen sind die Autoschlangen ohne Überholmöglichkeiten auf der alten E18. Vor uns im Nordwesten waren fast keine Wolken zu sehen. Wir hatten zwei Möglichkeiten für das Abendprogramm. Entweder die Brücke bei Lier oder "daheim" bei Vikersund die Abendperspektive mit dem Tyrifjord im Hintergrund.

Da man in Lier auch am Samstag was machen können sollte, während die fraglichen Güterzüge in Vikersund alle nicht am Samstag fahren, entschieden wir uns für Vikersund. Zunächst mal in Skotselv und Åmot nach Möglichkeiten für den bald fälligen Cargolink-Autozug aus Bergen gesucht. Als aber zehn Minuten nach Planzeit das Signal noch immer nicht grün zeigte, fuhren wir weiter. Und wir fuhren genau in das einzige Wolkenfeld hinein, das weit und breit am Himmel stand. Tja, und das war's dann auch schon mit dem Abendprogramm! Wir stellten uns zwar noch an den Seeblick nördlich Vikersund, doch es blieb beim beobachten.

Der Cargolink-Zug kam stark verspätet mit schwarzer SJ-Rc durch. Auch der CN-Güterzug von Bergen hatte Verspätung. Irgendwann gaben wir auf, als gar keine Sonne mehr zu erwarten war. Mit kurzem Einkauf bei Rema1000 kehrten wir zur Hütte zurück. Die Nachbarn unserer Doppelhütte trafen erst ein, als wir schon zu Bett gegangen waren, also gegen 23.30. Somit hatten wir den Abend noch ohne Soundkulisse von "drüben" verbringen können.

Samstag, 06. Juni 2009: Vikersund - Lier - Vikersund

Die volle Hellhörigkeit der Hütte erfuhren wir am Morgen. Es ging praktisch mit dem Wecker der Nachbarn los. Allerdings standen sie zeitgleich mit uns auf, so dass es nicht ganz so viel ausmachte. Heute wollten wir es am Viadukt südlich von Hønefoss mal wissen. Die beiden Früh-Personenzüge in Richtung Bergen sollten es hier sein. Der Ausblick auf die Brücke war mal wieder ganz nett. Leider merkten wir nicht viel vom angekündigten sonnigen Wetter. Zwar waren wir unter stahlblauem Himmel aufgestanden, doch mittlerweile hatten sich große Wolkenfelder am Himmel breit gemacht. So ging der lokbespannte B3-Wagen-Zug Rt 609 bestenfalls mit Halblicht ab.

Die Bjerkebru bei Ask, südlich von Hønefoss, mit dem Rt 609.

Bis zum Bm73 war nun über eine Stunde Zeit. Diese wollten wir zu einem Frühstück in Hønefoss nutzen. Dort waren allerdings um 8.20 noch alle dazu geeigneten Etablissements geschlossen. Daher fragten wir einfach mal im Grand Hotel nach, ob wir das Hotelfrühstück nutzen dürften. Gegen eine geringe Gebühr von 50 NOK (ca 6-7 Euro) durften wir es nutzen. Das Grand Hotel machte einen total heruntergekommenen und verwahrlosten Eindruck. Das Frühstücksbuffet war zwar ok (schon gar für den Preis), aber nichts, das irgendwie über einfaches VH-Niveau gegangen wäre. Dennoch waren wir froh, diese Möglichkeit genutzt zu haben.

Als wir wieder raus kamen, mussten wir leider feststellen, dass der Himmel nun fast vollständig mit Wolken bestückt war. Den Bm73 habe ich dann nur auf der Brücke beobachtet. Zu mehr fehlte mir die Motivation.

Als nächstes hatten wir es bei Lier, also westlich Drammen, auf die lokbespannten Fernzüge abgesehen, die dort zwischen 11 und 12 durchkommen. Nicht entlang der Bahn, sondern mal am Ostufer des Tyrifjordes entlang, fuhren wir erstmal zum Haltepunkt Lier, weil an dem Motiv an der Brücke das Licht noch nicht genügend herum war. Hier gab es sogar Quertragwerke mit Holzmasten. Leider stand am Bahnsteigende ein einzelner blöder Nadelbaum (Marke Unkraut auf Bahnanlagen) im Weg, sonst hätte man wunderbar vom Bahnsteigende etwas machen können.

Bald wurde es jedoch Zeit für die Westfahrer. Auch wenn das Licht noch nicht ganz rum war, wollten wir es schon mal von der Brücke Huseby Gård versuchen. Der erste Fernzug Rt 601, diesmal reinrassig aus B7-Wagen in Tomatsuppe, und ein interessanter, nur einmal wöchentlich verkehrender Güterzug 5603 mit Kesselwagen, gingen nur im Halblicht ab. Grrrr! Wann hatten wir das letzte Bild mit vollem Licht hinbekommen?

Der Cargonet-Kesselwagenzug bei Huseby Gård.

Das Desaster ging mit dem nächsten Zug weiter. Es handelte sich um den B7-Zug (diesmal altrot) Rt 77 nach Stavanger. Es war diese Art von Wolkenfeldern, die ständig wechselnde Lichtverhältnisse mit sich brachten. Beim 77 veränderte sich das Licht im allerletzten Moment erst zum schlechteren, dann zum besseren. Da ich in letzter Sekunde meinte, die Belichtung verstellen zu müssen, hab ich in der Hektik zu früh ausgelöst. Vielleicht war auch meine Motivwahl von vornherein idiotisch gewesen, das Bild sieht jedenfalls ätzend aus, weil das Ende des Zuges in einem Baum hängt, den ich sicherheitshalber als Begrenzung genommen hatte, weil ich die Länge des Zuges nicht einschätzen konnte.

Mit Sonne ging dann ein unverhoffter Bm69 Leerzug. Richtig nett kam hingegen ein Bm72 als Lt 517 nach Kongsberg. Es blieb mühsam. Die planmäßigen Bm69 (für uns die interessantesten Züge) kamen alle im Schatten. Leider kam neben den je stündlichen Bm69, Bm72 und Bm70 nichts "extra" durch. Aber wenigstens war die Brücke ein äußerst angenehmer Ort zum warten abseits des starken Autoverkehrs.

Erst als der Sonnenstand eine zu spitze Position einzunehmen begann, konnte man von sicherem Licht sprechen. Der ganze kleinfaserige Mist war verschwunden, große Wolken waren weit entfernt von der Sonne. Für den Bm69 um 14 Uhr (Lt 2135) wechselte ich zum Hpl Lier, wo ich vom Bahnsteig aus den aus dem Tunnel kommenden Zug fotografierte. Den nachfolgenden Bm70 als Rt 817 gab es danach am Bahnsteig mit einem dieser Quertragwerke mit Holzmasten. So ein Frontbild von einem Bm70 ist ja schon etwas sehr spezielles.

Ein Lokaltog kommt aus dem Lieråsentunnel (10723m) hervorgekrochen und fährt in den Hpl Lier ein.

Danach machten wir eigentlich das vernünftigste des Tages: Wir besuchten den nahen Lier Veikro und aßen zu Mittag. So eine Verpflegungsstelle fast im Motiv ist ja schon praktisch... Für mich gab es Lasagne und nen Kaffee hinterher. Danach wollten wir den Roten von der Bergenbahn irgendwo nördlich von Hokksund aufnehmen. Dumm war nur, dass wir auf der Fahrt gen Westen hinter Drammen plötzlich in fette schwarze Regenwolken blickten. Das waren keine einzelnen Schauer, sondern eine ganze Front davon!

Wir schauten trotzdem mal nach Motiven ("für's nächste Mal"), fanden aber so recht keine. Vielleicht an einem BÜ, zu dem wir hätten runter laufen müssen, denn davor war ein Bom mit ziemlich frisch aussehendem Schloss. Zum Laufen im Regen hatten wir aber keine Lust. Den Zug betrachteten wir dann einfach am Bf Skotselv. Auch diese Garnitur bestand durchgehend aus Tomatsuppe-B7-Wagen. Damit ist die Bergenbahn offensichtlich frei von altem Rot, außer dass es vielleicht noch nen altfarbenen Bm69 drüben hinter Myrdal geben mag.

Das letzte Sonnenbild des Tages.

Über Hokksund schauten wir mal nach den altbekannten Motiven vor Vestfossen. Schön, die Motive waren noch da... Aber die Wolken auch. Das brachte alles nichts mehr. Es ging jetzt auf 17 Uhr zu. Wir beschlossen, noch eine Runde mit dem Wagen über "gelbe Straßen" zu drehen. Auf einer schmalen, gewundenen Straße fuhren wir durch das Lurdalen nach Svene. Dort schauten wir mal kurz beim Schotterwerk vorbei, das gelegentlich noch auf der ansonsten stillgelegten Numedalsbane von Kongsberg her bedient wird. Die Schienen sahen relativ blank aus. Auch der weitere Verlauf der Numedalsbane war gänzlich frei von Gesträuch und Gebäum auf dem Gleis - so als könnte dort morgen wieder ein Zug fahren. Nachtrag: Mit dem letzten Satz lag ich beinahe richtig! In der Woche nach unserem Aufenthalt begann hier ein dreimal wöchentlicher Holzzug nach Flesberg den Betrieb aufzunehmen!

In Lampeland bogen wir aus dem Numedalen schon wieder ab. Es ging jetzt in ständigem Auf und Ab durch viel Wald und an einigen Seen vorbei über Lyngdal, Vatnås nach Kolsrud und von dort auf der Hauptstraße am Blaafarveverket vorbei nach Åmot und Vikersund. Diese Fahrt durch die Einöde hat mal wieder Spaß gemacht. Wir fragten uns, wie man hier nur wohnen kann.

In Vikersund besuchten wir den Supermarkt und trafen mit 19 Uhr schon sehr zeitig auf dem Campingplatz ein. Dort dann der Schock: Unsere andere Hüttenhälfte wurde von vier Bikern aus Dänemark okkupiert. Zum Glück hatten die es sich mit ihren Bierdosen draußen auf der von uns abgewandten Seite häuslich eingerichtet. Wir konnten nur hoffen, dass es trocken blieb und sie nicht gezwungen waren, in der Hütte weiter zu saufen. Im Westen sahen wir erste Aufhellungen, das ließ hoffen. Letztendlich gab es nur einmal kurz lauten Lärm, als man nebenan ins Bett ging, ansonsten saßen sie die ganze Zeit draußen.

Sonntag, 07. Juni 2009: Vikersund - Hamburg

Heute blickten wir beim Aufwachen auf genau null blauen Himmel. Den Abstecher nach Hønefoss ließen wir deshalb mal gleich bleiben. Nach dem Auffegen der Hütte machten wir uns auf den Weg entlang des Südufers des Tyrifjordes in Richtung Lierbyen, wo ein Bm68 sein Dasein auf einem Markt- bzw heute Rummelplatz fristete, und nach Lier. Die Blicke über den Tyrifjord waren schön; dieser große See hat ja eine interessante Form mit vier vom Mittelpunkt abgehenden "Seitenfjorden". Zwischendurch konnte in der Ferne ordentlich Blau am Himmel beobachtet werden. Das ließ hoffen.

Leider hatte weder der Veikro an der E18, noch der Lier kro vor 10 geöffnet, so dass wir in Drammen schauten, ob man mal wieder in einem Hotel das Frühstück abstauben könnte. Im Clarion Hotel wurden wir fündig. Für 90 NOK pro Person durften wir uns am Buffet gütlich tun. Das war zwar mehr als gestern, dafür gab es an diesem letzten Morgen der Reise endlich mal eines dieser typischen großen Frühstücksbuffets, die ja eigentlich so typisch für Skandinavien sind. Wir hatten eh noch Zeit, da unser Programm (ja, wir wollten nochmal Lier versuchen!) eh erst ab 11 Uhr begann.

Gut gestärkt fuhren wir gegen 11 erstmal zum Hpl Lier, wo wir zwei Ostfahrer (2124 und 514) abpassen wollten. Ein Bm72 kam auch immerhin mit guter Sonne durch. Danach bezogen wir wieder unseren Platz auf der Brücke zum Huseby Gård. Die Sonne kam jetzt zunehmend heraus, während rund herum richtig schwarze Wolken hingen. Dort, wo nicht eh schon Bewölkung gewesen war, schienen jetzt die Quellwolken in Aktion zu treten. Aber kurz nach 11, zur Planzeit eines Bm69 und eines Bergenbahn-Fernzuges herrschte lange richtige Theaterbeleuchtung.

Lokaltog der Baureihe Bm72 westlich des Hpl Lier.

Wir hätten die genannten Züge alle mit Super-Licht bekommen. Hätten... Denn es kam einfach nichts. Nach einiger Zeit schaute Horst über Handy im Internet nach. Na super: Eine der berühmt-berüchtigten fetten Signalstörungen im Osloer Stammbahn-Bereich, im Bf Skøyen, hatte den Zugverkehr zum Erliegen gebracht. Die erwarteten Fernzüge zählten die Verspätungsminuten hoch. Tja, und das Sonnenfeld, das sich hier so tapfer gehalten hatte, verlor nun auch die Lust bzw Geduld und machte den fetten Wolken Platz. Uns blieb nichts anderes übrig, als zu warten.

. .

Bald baute sich über uns wieder eine blaue Fläche auf. Ja, das gibt es auch! Eine Zugrichtung der Wolken war nicht so wirklich zu erkennen, aber der Himmel wurde rund um uns wieder blauer. Nur unser Motiv blieb dunkel. Ein kleiner Wolkenpups wollte nicht von der Stelle rücken. Wir hatten die Meldung, dass der erste Fernzug Rt 601 nun mit plus 45 kommen solle. So laaangsam wich das Wolkenfeld. Als der 601 dann endlich kam, hatten wir fast volle Sonne. Und die blieb nun auch zum Glück für längere Zeit. So konnte es noch Lt 2127 (ein altroter Bm69!) und den ersehnten zweiten Fernzug Rt 77 nach Stavanger mit voller Ausleuchtung geben. Lt 2132 kam als Roter zurück.

Alles wird gut! Wider Erwarten klappt es doch noch mit nem Lokbespannten bei vollem Licht am Huseby Gård.

Offenbar sah das Konzept nun vor, dass mit Bm69 zwischen Drammen und Sandvika oder so gependelt wird. Selbst die Kongsberger Linie fuhr nun plötzlich mit Bm69 statt Bm72. Aber irgendwann fuhr auch wieder ein Bm72 in Richtung Oslo. Offenbar hatte sich die Situation normalisiert. Uns interessierte jetzt der Bm69, der nach Kongsberg gefahren war. Auf der Rückfahrt wollten wir ihn gern an einem bekannten, aber nie umgesetzten Motiv zwischen Hokksund und Vestfossen machen. Dorthin fuhren wir durch viele Wolken, doch im Motiv angekommen, hatten wir eine große blaue Fläche für uns.

Bauernhof mit Wolkenkrone...

Der Lt nach Kongsberg ließ nun lange auf sich warten, der Bm69 kam aber pünktlich als Lt 522 zurück und konnte als Nachschuss erlegt werden. Leider litt das schöne Motiv daran, dass der Lichtstand gerade äußerst ungünstig, nämlich sehr spitz war. Dennoch warteten wir auf den nächsten Zug Lt 519 nach Kongsberg, hofften wir doch auf einen weiteren Bm69. Statt dessen kam leider ein "kleiner Italiener" der Baureihe Bm72 angefahren, der auch noch mit einer satten Reflektion zu uns rüber blitzte. Inzwischen hatte Horst herausgefunden, dass die nächste Störung im Oslotunnel vorlag, nämlich Sperrung wegen Rauchentwicklung am Nationalteatret. So hofften wir darauf, dass vielleicht der nächste Kongsberger (Lt 521) mit Bm69 käme, der vielleicht in Drammen eingeschert worden wäre. Wir brauchten nur noch eine halbe Stunde drauf zu warten.

Ein Bm72 in der schönen Fotokurve unterhalb des Bauernhofes.

Es war allerdings auch wieder ein Bm72. Ist es nicht verrückt? Die Bm69 waren früher immer ein ziemliches Übel, aber jetzt rennt man ihnen hinterher... Immerhin haben sie durch die neue Tomatsuppe-Farbgebung mit hellerer Front deutlich gewonnen. Lt 524 nahmen wir zum Schluss noch mit Oku Hokksund mit.

. . . . . .

Das blaue Loch hielt sich hier tapfer, nun schon anderthalb Stunden lang! Dennoch wollten wir mal langsam die Kurve kriegen und in Richtung Flughafen Torp aufbrechen. Durch dichten Sonntagsverkehr und heftige Niederschläge ging es nach Drammen und auf der Autobahn E18 bis Sem. Hier tankten wir. Da nun die Sonne wieder schien, stellten wir uns einfach nochmal bei dem Blick auf den Akersvannet an den Straßenrand für einen Bm70 als Rt 828. Diesmal halt mit Leitung im Bild... Dann ging es weiter nach Torp. Auf der Autobahn hatten wir es erstmalig gewagt, an der Mautstelle nicht in bar zu zahlen, sondern über die Autopass-Spur zu fahren. Einen entsprechenden Sender hatte unser Auto jedenfalls. Es kam dort auch das grüne Signal, mal sehen, was dann auf der Europcar-Rechnung stehen wird...

In Torp brauchten wir dann sehr lange, um den Weg zum Bahn-Haltepunkt zu finden. Etwas Zeit war noch bis zum Flug, und wir wollten wenigstens den neuen Haltepunkt mal gesehen haben. Doch vom Terminalparkplatz war irgendwie keine Fahrmöglichkeit Richtung Haltepunkt. Ein Stück die Flughafenstraße lang kreuzten wir die Straße, die zum Hp führen musste. Dummerweise auf einer Brücke ohne Verbindung. Also bis fast zum E18 weitergefahren, dann die Straße nach Sandefjord. Irgendwo in der Pampa bogen wir in einem spitzen Winkel nordwärts auf eine Nebenstraße ab. Als wir fast schon die Brücke mit der Flughafenstraße vor uns sahen, bogen wir wieder in einem spitzen Winkel südostwärts ab und fuhren bald am Rande des Flughafengeländes entlang.

Wir hatten uns ja schon gewundert, dass der Bus-Shuttle vom Flughafen zum Haltepunkt diesen ganzen Weg unmöglich in vier Minuten hätte schaffen können. Des Rätsels Lösung war ein massives Rolltor im Flughafen-Zaun, durch das die Busse auf diese kleine Straße raus fahren. Nach zwei Minuten war dann auch der beschaulich mitten auf dem Lande gelegene Neubau-Hpl erreicht. Hier war ganz gut was los. Ein Zug aus Oslo lud gerade zahlreiche Reisende ab und eine Durchsage verkündete, dass der Zug nach Oslo und Lillehammer zehn Minuten Verspätung habe. Auf den warteten wir nochmal. Und wir hatten Glück. Kurz vorm Zug kam die Sonne wieder hervor, und der Zug 830 ist der einzige Zug am Sonntag, der mit El18 und B5-Wagen gefahren wird. Ein El18-Bild als Abschluss - das ging in Ordnung!

Hochbetrieb in Torp: Ein Zug fährt in den Holdeplass ein und ein Flieger setzt zur Landung an.

Der neue Haltepunkt Torp (Sandefjord Lufthavn).

Hinter einem Bus her fuhren wir vom Hpl weg. Wir waren ja fast schon versucht, dem Bus durch das Rolltor zu folgen, aber das ließen wir dann lieber. Etwa zehn Minuten nach dem Bus trafen auch wir vor dem Flughafen ein. Wichtiger Hinweis für alle Flug-/Zug-Umsteiger in Torp: Zu Fuß kann man nicht durch das Rolltor gelangen. Auch wenn man vielleicht keinen ganz so großen Umweg machen muss wie mit dem Auto, bleibt ein Weg von mindestens einer halben Stunde (bei Abkürzung über irgendwelche Waldwege). Daher rate ich dringend dazu, den kostenlosen Shuttlebus zu nehmen. Dieser fährt von und zu jedem Zug auf der Vestfoldbahn.

So langsam wurde es für uns Zeit. Wir leerten das Auto, das uns gute Dienste geleistet hat, und gaben die Schlüssel ab. Der Mann von Europcar meinte, dass wir mit dem Autopass-Empfänger an der Windschutzscheibe ruhig ohne Barzahlung an den Mautstellen hätten durchfahren können. Die Gebühren würden dann über die Europcar-Rechnung ausgeglichen. Nachtrag: Bar hätten wir an der Mautstelle 30 NOK bezahlt, Europcar schlug allerdings noch die Mehrwertsteuer drauf, und so mussten wir für diesen Test also 7 NOK mehr bezahlen. So ein Blödsinn! Ich kann also nur dazu raten, bei Mietwagennutzung die Maut in bar zu bezahlen - jedenfalls dort, wo es möglich ist. --- Das Einchecken lief problemlos, der Flug war sehr angenehm. Leider waren unten viele Wolken, aber Frederikshavn und Århus konnten wir gerade noch ausmachen, dann erst wieder die Mündung der Lesum in die Weser bei Vegesack.

Ein letzter Blick auf Norwegen. Für die Schaffung dieser Küstenlinie hat ja Planetenarchitekt Slartibartfaß sogar einen Preis gewonnen...

Ryan Torp 19.10 > Bremen 20.35

Wir erreichten bequem die Straßenbahn um 20.48 und damit den Metronom um 21.28 nach Hamburg.

Eine Skandinavientour, bei der jeden Tag die Sonne scheint, ist schon eine besondere Geschichte, dessen waren wir uns klar. Insofern können wir rückblickend nur von einer erfolgreichen Tour sprechen. Allerdings waren wir uns auch einig darüber, dass wir uns in einem Teil von Norwegen aufgehalten haben, den man mit seiner dichten Besiedlung und mit dem starken Straßenverkehr nicht gerade als das "typische" Norwegen bezeichnen kann, wegen dem man eigentlich da hoch fährt. Nächstes Mal soll es gern mal wieder in das spektakuläre Norwegen, in die Welt der Fjells und (richtigen!) Fjorde gehen, wo noch so viel Unbekanntes zu entdecken ist. Dennoch sind wir froh, auch diesen "zivilisierten" Teil Norwegens mal fotografisch bedacht zu haben. Es ist ja nicht so, dass es keine Motive gegeben hätte...

Über jede Art von Rückkopplung zu den Reiseberichten würde ich mich sehr freuen. Das können Korrekturen oder ergänzende Hinweise sein; von Interesse ist für mich aber auch, was besonders interessant oder sogar für eine Reiseplanung hilfreich war. Nur durch Rückkopplung kann ich in künftigen Reiseberichten die Aspekte, die von besonderem Interesse sind, besser berücksichtigen. Rückkopplung motiviert!

Zurück zum Archiv . Zurück zum Eingang