Konzepte müssen draußen bleiben - Rumänien April 2014

Autor: Jan-Geert Lukner. Alle Rechte am Text und an den Bildern liegen beim Autor.

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Nachdem ich mich in Skandinavien, Großbritannien oder Kroatien schon recht heimisch fühle, stand nun absolutes Neuland an. Ausgerechnet Rumänien. So war ich mir auch nicht ganz sicher, ob das, was man von dem Land so hörte, meine Vorfreude unbedingt schürte. Im Vorhinein war viel Positives zu hören, aber eben auch Negatives: Ausgelegte Züge, chaotischer Straßenverkehr, Hand aufhaltende Polizisten, Diebstähle.

Weshalb musste es dann ausgerechnet Rumänien sein? Uns geht es - ganz klar - um die Eisenbahnfotografie. Und aus fotografischer Sicht hat Rumänien da einiges zu bieten, nämlich einen sehr abwechslungsreichen Fuhrpark und farbenfrohe Züge. Wobei das Angenehme an diesem Farbfrohsinn die Tatsache ist, dass es sich nicht wie weiter westlich (ex-Jugo-Länder) um weiße Wagen mit bunten Schmierereien handelt, sondern um zumeist attraktive Lackierungsvarianten der verschiedenen EVU. Graffiti sah man im Vorhinein auf Bildern hingegen nur mal sehr vereinzelt, wir hofften da etwa auf ein Niveau wie in Deutschland oder weniger.

Yannick hatte schon länger sein Interesse am Karpatenland bekundet – eben weil es dort so eine große Vielfalt gibt. Nachdem uns auf der letzten gemeinsamen Tour die Konzepte dann doch wieder in (für mich altbekannte) Gegenden nach Dalmatien führten – was angesichts der aktuellen Entwicklung dort ja auch nicht verkehrt war – stand nun fest, dass wir uns diesmal gemeinsam den Gefahren von Vampiren, fleischfressenden Bären und Karpatenhunden stellen wollten.

Neben den Malaxa Triebwagen und den ganzen deutschen Gebrauchtexporten vom 772 bis zum 614 freuten wir uns besonders auf Diesellok bespannte Personenzüge. Das ist europaweit betrachtet eine aussterbende Spezies. Wir konnten nur hoffen, dass wir nicht all zu viele böse Desiro-Überraschungen erleben würden. Mit denen muss man - so erfuhren wir im Vorhinein - wohl immer rechnen. Der etwas böse Titel des Reiseberichtes war eine Idee von vor der Tour, als man von diesen ganzen Unwägbarkeiten las. In den zur Verfügung stehenden inoffiziellen Umlaufplänen stand nämlich vielfach neben der Planbaureihe, dass auch diese oder jene andere Baureihe zum Einsatz gelangen könne. Und Sichtungen besagten dann oftmals noch wieder etwas anderes. Ohne auf das Resümee am Ende des Berichtes vorgreifen zu wollen, möchte ich aber gleich zu Beginn klarstellen, dass der Titel im Nachhinein zwar gerechtfertig blieb - dies aber fast nur aufgrund des Wetters, das uns viele schöne Konzepte durcheinander brachte oder gar nicht aufkommen ließ. Land und Leute Rumäniens haben uns hingegen wunderbar aufgenommen. Und die Bahn - nun ja, schau'n wir mal...

Nachdem wir keine so richtig günstigen Flüge gefunden hatten und Nachtzugreisen ja wirklich schön sind und mit dem Metropol auch eine günstige Nachtverbindung vom Hamburger Vorortbahnhof Berlin Hbf *g* zur Verfügung stand, entschieden wir uns also für den NZ nach Budapest und eine Weiterfahrt am Tage nach Oradea. Dort wollten wir den Mietwagen aufnehmen, denn wie üblich sollten Streckenaufnahmen im Vordergrund stehen. Und dazu war ein Auto jedenfalls nötig.

Das Auto hatten wir über Autoeurope bei Sixt gebucht. Die einzige Vermietstelle in Oradea war der Flughafen. Erst nach der Buchung erfuhr man, dass auch das nur 'meet & greet' sei, dass dort also kein Counter sei, sondern das Auto zum angegebenen Flug vorbeigebracht wird. Gerade hatte ich mit Sixt vor Ort (lief über das Büro in Timisoara) geklärt, dass deren Mitarbeiter uns das Auto dann ja auch nach Zugankunft am Bahnhof übergeben kann, da schaute ich mir die Reservierung von EC 363 Budapest - Oradea nochmal genauer an. Wieso stand da denn eine Abfahrtszeit mit nur 5 min Übergang vom Metropol drauf?!? Wir sollten doch über eine Stunde Übergang haben! Tja, und schon war erstmal alle Vorfreude auf eine entspannende Bahnanreise dahin.

Nun begann intensives Nachflöhen und die nervenaufreibende Suche nach den Alternativen. Auf der MAV-Start Seite gab die Erklärung. Zwischen Püspökladany, wo der Zug von der ungarischen Hauptstrecke auf die Dieselpiste zur Grenze abzweigt, und dem Grenzbf Biharkeresztes war SEV angesagt. Der Zug war deshalb ab Budapest um 1h vorverlegt worden. Der Sinn dessen erschloss sich uns aber nicht, da man nun knapp 1h vor Abfahrt des SEV in Püspökladany ankommen sollte. Gaaanz gaaanz großes Kino. Nie wieder Bahn! Auf den Fünfminutenanschluss setzte ich natürlich null Hoffnung. Mit sowas plant man nicht auf einer Bahntour von Hamburg nach Rumänien.

Es gab nun verschiedene Optionen. Vom Budapester Bahnhof Nyugati verkehren die stündlichen ICs Richtung Debrecen. Und die halten auch in Püspökladany. Wenn der NZ also nur bis zu +15 hätte, könnte man mit Taxe vom Keleti pu zum Nyugati pu wechseln, dort den IC um 09:23 nehmen. Wir kämen wie geplant um 15:08 in Oradea an. Statt Taxe hätte man auch den Nachtzug in Vac verlassen und von dort mit Regio nach Nyugati fahren können. Da hätte der NZ aber auch nicht mehr als +10 haben dürfen. Neee neee, auch das ist kein Wert, mit dem ich plane, wenn am Ende ein 'Meet&Greet' Spezialist von Sixt punktgenau auf mich wartet. 'Mal eben' umbestellen wäre dann nämlich nicht mehr möglich gewesen.

Also seelisch und geistig auf die einzige andere Möglichkeit gesetzt, um noch über die Grenze zu kommen. 10:23 ab Nyugati pu und dann von Debrecen nach Valea lui Mihai in Rumänien wechseln. Mit dem berühmten Heckennachtzug Satu Mare - Constantsa kämen wir dann um 19:02 in Oradea an. Irgendeine Möglichkeit, sich weiter südlich über irgendwelche Nebenbahnen nach Rumänien durchzuschlagen, gab es auch noch; die Ankunft in Oradea wäre fast zeitgleich. Aber mit dem großen Gepäck musste das vielleicht nicht unbedingt sein.

Jedenfalls setzte nun ein recht lebendiger Mailwechsel mit dem Sixt Büro in Timi ein, der zu dem Ergebnis führte, dass wir das Auto erst am Folgetag um 07:00 ins Hotel gebracht bekommen. Zum Glück hatten wir ein bahnhofsnahes Hotel gefunden. Nachdem das nun alles geklärt war, setzte die Vorfreude wieder ein und fast fand ich die Variante ohne SEV noch etwas attraktiver. Man will schließlich komplett mit der Bahn nach Rumänien gereist sein.

Auch sonst war die Vorbereitung auf die Tour ganz schön intensiv. Es wurden Umlaufpläne gewälzt, paar Sprachbrocken gelernt, Reiseführer gelesen und im Internet recherchiert. So interessierte mich auch, ob von den Bären Gefahren ausgehen, wenn man irgendwo in der Wildnis hockt. Dazu fand ich den netten Satz 'Du wirst sie nicht sehen, sie wissen aber, dass Du da bist'. Nun gut, NSA und rumänische Bären dürfen gern wissen, wo ich bin. Solange sie nicht beißen... Bei der Vorbereitung haben uns auch einige RO-Erfahrene hier im Forum tatkräftig mit Infos unterstützt. Herzlichen Dank dafür!

Ostersonntag, 20.04.2014

So verbrachte ich also den schönen Ostertag bei strahlendem Sonnenschein mit Kofferpacken. Mein Trost war, dass ich gestern einen schönen Tag in Mecklenburg auskosten konnte. Weniger tröstlich waren hingegen die Wettervorhersagen für Rumänien. Das sah alles nach nem ziemlichen Griff ins Klo aus, wohingegen z.B. für Norwegen eine komplett sonnige Woche prognostiziert wurde. Vielleicht hätte man einfach umbuchen sollen...

Mit dem gestrigen Mietwagen zur Autovermietung, mit Bus zur S-Bahn und mit dieser gelangte ich zum Dammtor, wo ich auf den Zug nach Berlin wartete. Dabei gab es sogar noch ein Bild vom Jubi-474 '5 Jahre Flughafen-S-Bahn'. Der Zug war jetzt besprayt. Mal sehen, was uns in dieser Hinsicht in Rumänien erwartet...

ICE 1719: Hmb-Dammtor 14.59 - Berlin Hbf 16.44

Bezüglich der Wagenreihung konnte man nur raten: Zugzielanzeiger und Wagenstandsanzeiger widersprachen sich. Beim Zugzielanzeiger war allerdings die Zugspitze so dargestellt, als wenn der Zug westwärts fahren würde. Recht hatte letztendlich der Zugzielanzeiger abgesehen von der falschen Spitze. Irgendwie bekommt die DB das nicht mehr richtug hin... Der Zug war angenehm leer, im Ruhewagen röhrte allerdings eine vibrierende Gepäckablage in extremer Lautstärke. So ging es also mit Tempo 230 durch die gestern beackerte Landschaft, wobei die Rapsfelder mir noch viel betörender gelb leuchtend vorkamen. Bei der Einfahrt in den Berliner Hbf bat eine Türkin einen Herrn, ob er ihr eine schwere Tüte aus der Gepäckablage heben könne. Dieser nuschelte nur nen Spruch vor sich hin und ließ sie stehen. Eine andere Reisende (sicher älter als die Türkin) half ihr und blies daraufhin dem Nicht-Helfer erstmal massiv den Marsch...

In Berlin wartete schon das Empfangskommite aus Jonas und Yannick. Die beiden hatten heute in Berlin paar Fotos gemacht. Zusammen stellten wir uns noch ne Weile quatschend auf den Bahnsteig 11/12, doch die Fotoambitionen hielten sich aufgrund der doch etwas geschlosseneren Wolkenschicht etwas in Grenzen. Um viertel vor sechs verabschiedeten wir uns von Jonas und starteten einen Versorgungsspaziergang in Sachen Zugverpflegung. Mit paar Flaschen Cider und Burgern vom King liefen Yannick und ich eine halbe Stunde später die Treppe zum Zug runter.

EN 477: Berlin Hbf 18.22 - Budapest Keleti pu 8.35

Vom Schlafwagenschaffner erfuhren wir erstmal, dass wir den Anschluss nach Rumänien getrost vergessen können. Gestern habe man +70 in der Ankunft gehabt. Na ja, sei es drum. Hauptsache, wir erreichen die späte Verbindung noch sicher. Aber davon gehe ich noch aus. Ansonsten gab das Klimaaggregat auf dem Gang gegenüber unserem Abteil anfangs ein lautes Pfeifen von sich, doch das legte sich bald. Ansonsten war es eine schöne Fahrt in den Abend hinein. Teilweise leuchtete der Himmel richtig rot vorm Fenster. Yannick sah davon nur die Hälfte, weil vor der Grenze noch wichtige Nachrichten über WhatsApp auszutauschen waren. Der neueste Schrei sind jetzt gesprochene Tonnachrichten, die dann aber per Kopfhörer entgegengenommen wurden. Ob aus Diskretion oder um meine Nerven zu schonen, habe ich lieber nicht hinterfragt...

In Dresden gab es einen längeren Aufenthalt zum Lokwechsel. Solange war es noch recht lebendig im Wagen. Im Laufe des Elbtals wurde die Müdigkeit aber größer und größer, so dass wir in Decin in die Kojen kletterten. Der Wagen erwies sich nun doch als sehr ruhig. Zwar klapperte je nach Streckenzustand mal hie und da etwas, doch das war nie besonders aufdringlich oder langanhaltend. Einzig schade an dem geräumigen Abteil war der große Spalt zwischen Bett und Wand und eine fehlende Ablagemöglichkeit. In Bratislava redeten eine männliche und eine weibliche Lautsprecherstimme unaufhörlich im Wechsel. Fehlte nur, dass die anfingen sich zu streiten wie bei der 'Reise in einem völlig verrückten Flugzeug'...

Am Morgen gab es als Frühstück immerhin einen gut gefüllten Becher Kaffee und ein Croissant mit Butter und Marmelade. Keine Delikatesse, aber unter den Umständen ein schöner Snack. Die letzten Halte vor Budapest hatten wir mit nur +1 oder +2 verlassen. Als bereits 25 Min vor Planankunft die ersten Trabantensiedlungen und Straßenbahngleise auftauchten, hatten wir gute Hoffnung, tatsächlich noch unseren vorverlegten Anschluss zu bekommen.

Das Metropolfrühstück.

Die Fahrt durch die Vororte zog sich allerdings dann doch hin. Noch ein Stück über den Güterring, Querung der Gleise zum Nyugati pu, dann der Abzweig zum Keleti pu und die laaangsame Einfahrt in den Kopfbahnhof. Mit -1 kamen wir zum stehen. Glücklicherweise waren wir zur Tür vorgelaufen, bevor das Gros der Reisenden aus den Abteilen trat. So waren wir schnell draußen. Gleis 8, unser Anschluss sollte aus Gleis 5 fahren, prima, nur rum zum Nachbarbahnsteig! Doch der war in der Halle Hausbahnsteig nur mit Gleis 6. Gleis 5 war weeeeit draußen vor der Halle. Dennoch klappte alles gut und ganz ohne Rennen. Wir hatten den Fünfminutenanschluss entgegen aller Erwarungen erreicht!

IC 363: Budapest Keleti pu 8.40+2 - Püspökladany 11.06

Der Zug hatte drei Wagen, alles MAV: B Abteil, B Großraum, A Abteil. Unsere Reservierungen wiesen uns in den Großraumwagen, doch als wir sahen, dass vorn einige Abteile frei waren, machten wir es uns in einem solchen gemütlich. Der bärbeißige Schaffner kontrollierte die Fahrkarten sehr genau, hatte aber keine Einwände. Auf den bevorstehenden SEV ab Püspökladany wies er uns nicht hin, obwohl die Reservierung bis Oradea ging. Etwas schade war, dass keine Zeit zur Verproviantierung geblieben war und im Zug 'no services available' waren. Aber die zweieinhalb Stunden würde man schon durchstehen...

Letztendlich war die Fahrt dann sogar außerordentlich angenehm. In dem bequemen Abteil konnte man schön die Füße hochlegen und dösen. Es war ja definitiv nicht so, dass man draußen viel verpasst hätte. Wobei der leuchtende Raps ein erfreulicher Anblick war. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass hier unten noch groß Raps angebaut wird. Sind doch sonst eher Mais und Sonnenblumen ;-)

Weit ist der Raps...

Die Bahnhöfe wurden gerade alle massiv umgebaut. Sie erhielten große Mittelbahnsteige mit riesigen Dächern und Tunnelzugang. So waren wir sehr erfreut, dass der erste noch nicht angefasste Bahnhof ausgerechnet Püspökladany war, wo wir nun eine knappe Stunde Zeit auf den SEV Bus hatten. Diese Zeit konnten wir direkt in paar Fotos investieren.

Eine solche Betriebssituation - früher auch in Deutschland vielfach vorhanden - würde heute einem EBA-Mitarbeiter vermutlich Schreikrämpfe entlocken. Die Brotbüchse verabschiedete sich auf irgendeine Nebenbahn, die TRAXX ist vor unserem Zug, daneben steht der Gegenzug, und die Trommel stand dort einfach nur rum.

Einer der stündlichen ICs von Debrecen nach Budapest Nyugati fährt ein.

Der Bummelzug nach Berettyoujfalu wird bereitgestellt. Schlaue Menschen wären in diesen eingestiegen!

Als dann der Bus zum Einstieg bereit stand, fand davor erstmal Fahrkartenkontrolle statt. Und nun begann 'Balkan live', wobei ich sagen muss, dass mir das in all den Jahren Kroatien nie passiert ist: Gerade wollte der Schaffner mir die Karte zurückgeben, da huschte ein triumphierendes Lachen über sein Gesicht. Ha! Die Reservierung war für den 20. ausgestellt. Dummerweise hatten wir ja nun schon den 21.! Aber das sei ja gar kein Problem. Für 10€ würde er mir die Reservierung verkaufen. Pro Person natürlich! Man muss dazu sagen, dass diese Reservierung in Ungarn in erster Linie ein IC-Zuschlag ist. Und da dies ein IC-Bus war, mussten wir natürlich eine Reservierung haben - eine gültige! Aber 20€ für beide waren mir dann doch etwas bunt. Normalerweise kostet die um die 3€! Er wollte nachher im Bus kassieren kommen. Es war noch etwas Zeit, so dass ich nochmal zum Schalter raus bin. Aber in der Schlange stehend fiel mir ein, dass ich ja gar kein Ungarngeld hatte. Also wieder in den Bus. Dort habe ich dem Schaffner dann aber klar gemacht, dass mir die 20€ ein wenig hoch gegriffen erscheinen. Ein rumänischer Student aus Graz war so freundlich zu übersetzen. Wir entlockten dem Schaffner, dass der Preis am Schalter tatsächlich nur 3€ beträgt, und ließen übersetzen, dass er da jetzt keine 10 pP verlangen könne. Interessant war nun, wie er, ohne sein Gesicht zu verlieren, zurückgerudert ist. Er ließ sich nochmal Yannicks Fahrschein (ab hier stinknormale Einzelfahrt) zeigen und stellte nun fachmännisch fest, dass Yannick für die Fahrkarte keine Reservierung bräuchte. Ha ha! So waren wir mit 5€ pP dabei, was soll's. Könnte ja durchaus der Bordpreis sein... Die Geschichte findet übrigens eine kleine, uns bestätigende Fortsetzung mit denselben Beteiligten in Teil 6 des Reiseberichtes :-)

IC Bus: Püspökladany 12.00 - Biharkeresztes 13.00

Die Busfahrt war soweit angenehm, die Klimaanlage ok. An die immer nach hinten wegklappende Rückenlehne gewöhnte man sich. Weit war das Land, gerade die Straße. Später stellten wir fest, dass wir das IC-Drama hätten umgehen können, wenn wir den Bummelzug um 11.53 und ab Berettyoujfalu den Nv-Bus genommen hätten. Na ja, hinterher ist man immer schlauer... In Biharkeresztes stand der rumänische IC Park von fünf Wagen mit 65 davor. Unser erster rumänischer Zug! Wir fühlten uns angekommen. Wegen der massiv präsenten Grenzorgane, die ersten dieser Reise, ließen wir aber Fotos lieber bleiben.

R 363: Biharkeresztes 13.26 MESZ - Oradea 15.08 OEST

Unsere erste Fahrt mit der CFR! Diese bestand allerdings in erster Linie aus Warten. Erst auf die Abfahrtzeit und am rumänischen Grenzbf Episcopia Bihor auf die Grenzkontrolle, die allerdings völlig easy ablief. Deutsche Pässe, abwinken, weiter... Wir hätten sogar in einen Zug aus Valea lui Mihai umsteigen können, der uns während des Grenzaufenthaltes überholte. Dann wären wir noch 8 Min früher dagewesen.

Die Quellwolken hatten sich am Himmel mächtig breit gemacht. Deshalb hielt sich unser Tatendrang zunächst mal ordentlich in Grenzen. Ideale Zeit also, mit unseren Koffern rüber zum Hotel zu rollern. Das lag an der Bahn parallelen Straße etwa 600m nordwärts, Hotel Bulevard. Das war zwar nicht die Topp-Lage, aber das Hotel erwies sich als nette kleine Oase. Es war recht neu und modern eingerichtet, außerdem sehr sauber. Für den Twin Room bezahlten wir 39 Euro. Für Oradea nicht das preiswerteste, für uns Deutsche aber ein höchst angenehmer Preis. Meine Kreditkarte funzte irgendwie nicht, aber wir brauchten auch noch nicht sofort zu zahlen. Ich hoffte mal, dass das nicht an der Karte liegt.

Nun wollten wir es aber doch mal mit rumänischen Zügen wissen. Die Straßenbrücke über die Nordausfahrt war nicht mehr fern, und wir wollten einfach mal schauen, was da so gehen könnte. Unterwegs an einem Bankomaten Geld gemacht und die Kreditkarte getestet. Sie funktionierte zum Glück einwandfrei. Oben auf der Brücke waren wir nicht die einzigen, die die Züge beobachteten. Ein alter Herr zeigte seinem sichtlich begeisterten Enkel den Bahnbetrieb, desgleichen immer wieder andere Leute. Einige machten sogar ein Foto. Nett! Irgendwie so... normal! Willkommen in Rumänien! Nach der Durchfahrt durch Ungarn fällt an Rumänien ein weiterer Punkt äußerst positiv auf: Die Sprache! Während man sich in Ungarn ja wirklich nichts ergründen kann, verstanden Yannick und ich als "alte Lateiner" *g* in Rumänien immerhin Hinweisschilder usw.

Wir geben uns der Sichtungsfotografie von der nördlichen Straßenbrücke über den Bf Oradea hin. Ein 84-Pärchen von CFR Marfa rangiert ins Bw.

Die Wolken ließen uns nicht viele Möglichkeiten. Eine 82 zog mit ihrem Bummel nach Timi im Schatten an uns vorüber. Aber eine Caravelle kam völlig unerwartet von irgendeiner Nebenbahn angefahren. Die tauchte nicht auf unserem tagesaktuellen Abfahrts-/Ankunftsplan aus dem Internet auf. Als Betreiber stand 'Regional Cluj-Napoca' drauf. Ist ja blöde, wenn da nichtmal alle Gesellschaften enthalten sind. Transferoviar ist hingegen aufgeführt...

Unerwartet kommt eine Caravelle von hinten. Es ist der Zug aus Cheresig, der nicht in der elektonischen Auskunft auftaucht.

Am Ende hatten wir sogar zwei verschiedene 60/62er aufgenommen, u.a. 'Rumäniens Schönste' mit ihrem Bummel nach Valea lui Mihai. Trotz des Aussehens war's ein Upgrade, denn planmäßig hätte es so'n Rangierdiesel der Reihe 82 sein sollen...

"Kutter" standen natürlich ganz oben auf unserer Wunschliste. So reichhaltig sind die 60/62-Leistungen nämlich auch nicht mehr vertreten. Ein etwas schäddriges Exemplar zieht den Bummelzug nach Valea lui Mihai mit Wagen nach Debrecen raus.

Die sieht besser aus und macht sich schön vor dem Blühbusch.

Die Wolken zogen nun ganz massiv vor die Sonne. Züge standen nun erstmal nicht mehr an (zumindest keine, von denen wir wussten). So liefen wir erstmal zum Bahnhof, wo wir uns Kursbücher besorgten. Meine Güte, wichtige Fotozüge fehlten da gegenüber dem letztjährigen Fahrplan. Auf der KBS 501, Fotos zufolge die schönste Karpatenquerung, fährt ja fast gar nichts mehr, wie auch schon länger auf der landschaftlich schönen KBS 409 in den Maramures Nationalpark, wo praktisch nur noch ein Zug mit Sonne zu erwarten ist...

Wir hatten heute bis auf das Schlafwagen Croissant noch nichts gegessen. Deshalb stieg dieser Programmpunkt jetzt ganz massiv auf unserer Todo-Liste. Auf der Suche nach einem schönen Restaurant liefen wir erst geradewegs zum Fluss und an diesem bis in die Altstadt. Aber irgendwie entdeckten wir gar nichts. Einige Pizzerien hatten sogar geschlossen, war ja noch Ostermontag. Ein Chinese war da, aber in Rumänien stand uns dazu der Sinn nun nicht gar so. Wir behielten ihn aber mal im Hinterkopf. Dann entdeckten wir am Fluss noch das 'Bridge Inn'. Eher eine Kneipe, aber mit warmer Küche (nix besonderes, Kneipenstandard halt) und schöner Veranda in Arkaden über dem Fluss. Unser 'Giros a la Bridge' war nicht schlecht und irgendwo vielleicht doch echt rumänisch, denn die rumänische Küche ist ja durchaus massiv von internationalen Einflüssen geprägt. Warum nicht mal einen solchen Einfluss der Neuzeit zunutze machen? ;-)

Der Fluss ist die Crisul Repede und wir stehen auf der Brücke, die unserem Restaurant den Namen gegeben hatte.

Es ging den langen Weg am Fluss entlang zurück und dann durch eine Plattenbausiedlung, die nicht unsympatischer wirkte als eine vergleichbare Trabantenstadt in Deutschland. Bzw die ueberhaupt nicht unsympatisch wirkte. Das haben wir auch später immer wieder festgestellt, wie stark begrünt diese Siedlungen sind. Bemerkenswert war, wieviel Leben sich draußen abspielte. Ältere Leute saßen auf den Bänken und genossen den Abend. Schade war nur, dass in den Minisupermärkten am Wegesrand keine gekühlten Getränke erhältlich waren. Die Kühlschränke waren sämtlichst abgeschaltet. Diese Beobachtung haben wir auch später immer wieder gemacht, dass rumänische Kühlschränke nicht unbedingt an sind. Zurück im Hotel war nun erstmal großes Duschen angesagt. Wir hatten heute aber auch ganz schön was geschafft! Noch vor 22 Uhr waren die Augen zu.

Dienstag, 22.04.2014

Diese Nacht habe ich lang, tief und fest geschlafen. Was für eine Wohltat! Unser Zimmer ging nach hinten raus, so dass wir nichts vom namensgebenden Bulevard hörten. Hinten raus bellten zwar die Kläffer, aber ich war so müde gewesen, dass mich nichtmal die am einschlafen hinderten. Erst um halb 7 bin ich aufgewacht. Genau richtig, um rechtzeitig zur Autoübergabe unten zu sein. Frühstück gab es auch ab 7. Nun, der Automann war um 7 noch nicht zur Stelle. Also gab es erstmal Frühstück. Zum Glück dachte ich noch dran, dass ich doch besser mal das Handy hole. Tatschlich hatte der Automensch schon versucht mich zu erreichen. Ein Rückruf ergab, dass er gleich da sei. Er kam dann genau zu den Ham&Eggs.

Das machte aber nichts. Wir waren froh, dass es geklappt hatte. Und er hatte ein wirklich schönes Auto mitgebracht. Gebucht hatten wir einen Subaru Forrester, erhalten haben wir einen Skoda Yeti. Das war ein schönes Wägelchen. Ideal für die prognostizierten rumänischen Straßenverhältnisse, aber auch wieder nicht zu auffallend protzig. Paar Kratzer und eine winzige Beule konnten im Mietvertrag vermerkt werden, die betriebswichtigen Teile machten, soweit wir beurteilen konnten, einen sehr guten Eindruck. Als erstes hatte ich mir die Reifen angeschaut...

Ein Spot der Morgensonne beleuchtet das umgebende Stadtviertel von Oradea.

Nach dem Frühstück zogen wir dann auch direkt mal los. Wetter sollte eher nicht so toll sein (hoffentlich muss ich das nicht jeden Tag schreiben). Morgen sollte es besser werden. Deshalb hatten wir eine Erkundungstour entlang der Strecke nach Cluj durch das Apuseni Gebirge geplant. Der Verkehr auf der Hauptstraße war angenehm, die Straße gar nicht mal zu voll. Und nachdem wir in Tileagd auf die Nebenstraßen abgebogen waren, begegnete uns kaum noch ein Auto. Dafür waren die Dorfstraßen ganz schön bevölkert, viele Leute waren unterwegs, ob zu Fuß oder mit Fahrrad. Im Flachlandteil der Strecke kam nun sogar großflächiger die Sonne raus. Und wir hatten den Eindruck, dass die sonnigen Abschnitte auch in das Gebirge zogen. Jedenfalls bewegte sich die Wolkengrenze in die richtige Richtung. In dem schönen Waldtal der Crisul Repede fanden wir nun auch eine ganze Reihe an Motiven. In Bratca beobachteten wir die Kreuzung zwischen einem CFR Desiro-Bummelzug und einem Transferoviar Wadloper. Der Wadloper wurde vier Minuten vor Plan abgefertigt! Zwischen Bratca und Stana de Vale wechselte der Belag unserer Nebenstraße zwischen Schotter und bestausgebauter Neubaupiste. In Stana de Vale mussten wir erst einen Umweg fahren, weil ein Betonmischer am Betongießen war und die Breite des Weges einnahm. An anderer Stelle wurde ein LKW mit Altbelag beladen und versperrte ebenfalls die Straße. Mangels Alternative mussten wir nun fünf Minuten warten. Alles kein Problem; wir hatten viel Zeit.

Wir fanden schon so einige Motive. Schade war nur, dass vor dem ersten ostfahrenden IR das Blau schon wieder weitestgehend vom Himmel verschwand. Wir kundschafteten einfach mal weiter. Es ging nun auf der stark befahrenen Nationalstraße 1 bzw E60 in Richtung Huedin weiter. Trotz starkem LKW Verkehr kamen wir topp voran. Die LKW und auch fast alle anderen fuhren ein ordentliches Tempo. Auch die Ortsdurchfahrten durch Kleinstädte wie Huedin gehen flott, weil die Hauptstraße gerade durch den Ort führt. Und weil es keine Ampeln gibt. An den Zebrastreifen lassen mal die Fußgänger nen Schwung Autos durch, dann wieder umgekehrt. Kein Vergleich zu 'Ich hab jetzt das Recht sofort die Straße zu queren'-Deutschland. Das erste, was man von Huedin sah, waren übrigens die Gypsy-Paläste, mit denen die Gypsykings um die Wette prahlen, die aber zu 2/3 noch längst nicht fertig bewohnbar sind. Die Paläste haben etwas verspielt-kitschiges oder auch märchenhaftes. Davon gibt es hier ein ganzes Viertel.

Die Gypsypaläste von Huedin.

Hinter Huedin windet sich die Bahn relativ frei verlaufend einen Hügelrücken hoch. Das geht da durch ziemliche Einsamkeit. Wir testeten einfach mal eine Straße, die dort hinein führte. Bald glaubten wir, die Bahn verlaufe in einem Tunnel unter uns hindurch, doch das war wohl ein Irrtum, denn als wir trotz Bewölkung an einem freien Blick auf die Bahn auf den IR von Timi nach Iasi warteten, ertönte plötzlich aus dem Wald, in den wir nicht weiter gefahren waren, das durchdringende Heulen einer BÜ Sicherungsanlage. Der IR passte schön in den Ausschnitt. Ob das morgen nochmal mit Sonne klappt? Für morgen waren deutlich mehr Sonnenstunden angekündigt!

Yannick strotzt vor Tatendrang...

Der IR hätte hier wirklich eine schönere Beleuchtung verdient gehabt. Ich habe das Bild hinterher künstlich etwas aufzumöbeln versucht.

Eine zweite Möglichkeit, die Bahn zu erreichen, gibt es erst wieder hinter der Passhöhe. Auf der E60 ging es hinüber in den Landkreis Cluj, wo wir bald wieder nach links durch die schönen offenen Hügel in Richtung Aghiresu abzweigten. Ewiges Gekurbel durch einsame Gegend und das abgelegene Dorf Leghia, dann sahen wir oben am Hang einen vermutlich fotogeeigneten Bahnübergang. Nachdem wir noch in Aghiresu rumgeschaut hatten, fuhren wir dorthin zurück, und unser Yeti durfte erstmals zeigen, was in ihm steckt. Was für ein herrliches Auto! Dort oben war es dann auch wirklich nicht unnett. Es kam sogar die Sonne durch. Das einzige, was fehlte, war jedoch der Zugverkehr. Da wir auch leichten Hunger verspürten, beschlossen wir, zu einem netten Restaurant an der E60 zu fahren, das wir vorhin bei Ciucea gesehen hatten. Vor der Abfahrt dorthin allerdings wieder Lex Wilderness, das Gesetz der Wildnis: Du bist nie allein. Ich wollte da oben, an dem einsamen BÜ noch eben den Kaffee wegbringen, bog um einen Busch, die Hand schon am Reißverschluss, da kommt direkt vor mir ein Mann aus den Büschen. Es ist nicht zu fassen. War wohl ein Kräutersammler. Sein Auto stand auch am BÜ und seine Frau hatten wir auch schon rumkrauchen sehen.

Das Essen im 'Route 60' bei Ciucea war dann auch wirklich klasse. Die Speisekarte war bebildert, das war eine große Hilfe. Wir genehmigten uns lecker auf Holzkohle gegrillte Fleischstücke. Beim Bezahlen hatten wir wie gestern Abend schon das Gefühl, dass die im Reiseführer genannten 10-15% Trinkgeld völlig übertrieben seien. Während wir unter dem Verandadach speisten, wurde es schlagartig kühler und ein ordentlicher Platzregen ging hernieder. Wir beschlossen trotzdem, nach dem Essen an einer gesehenen schönen Stelle hinter Negreni einfach mal auf den Nachmittagsverkehr zu warten. Das taten wir dann auch. Und zwar ziemlich entspannt und ungestört. Als es Zeit für den ersten der beiden lokbespannten Schnellzüge westwärts wurde, und zwar für den EC 362, schaltete am nahegelegenen Blocksignal die Erlaubnis plötzlich auf die Gegenrichtung um. Und es kamen quasi von hinten der 363 und ein VT614 von Transferoviar, der wieder einige Minuten zu früh unterwegs gewesen sein dürfte. Hmmm, dafür ließ uns der 362 schön warten. Irgendwann kam schon die Zeit für den zweiten Schnellzug, den IR von Iasi heran. Und schon wieder kam was von der anderen Richtung: Sonne! Die Wolken begannen aufzureißen! Der IR hatte zwar längst noch kein Volllicht, kam vor dem dunklen Hintergrund aber nicht schlecht. Trotzdem hatten wir beide was zu meckern: Yannick fand die Lichtverhältnisse absolut nicht vollwertig, ich war schon wieder genervt von den Graffiti.

Der IR Iasi - Timi im Halblicht bei Negreni.

Einige Tfs der CFR schauten uns – wie wir glaubten – sehr kritisch an. Die von Transferoviar grüßten hingegen immer freundlich. Wir schauten uns noch den Blick auf den BÜ von weiter oben an, befanden ihn für gut und hofften noch auf einen verspäteten EC 362, doch der kam einfach nicht. Wir fuhren nun durch das Tal zurück und konnten bei Stana de Vale noch einen Desiro und einen Wadloper im schönen Abendlicht am Fluss umsetzen. Mit dem Wadloper war das ein ganz schöner Wolkenkrimi...

Ein Wadloper im schönen Waldtal bei Stana de Vale.

Über die Hauptstraße ging es nun nach Oradea zurück. Vor Erreichen derselben gab es allerdings in der Ortslage Beznea einige Landschaftsbilder.

Die Kirche von Beznea.

Weiter Blick über die Apuseni Berge.

In Oradea wollten wir eigentlich nur einen schönen großen Supermarkt suchen, in dem wir uns für's Zimmer eindecken könnten. An der Einfallstraße von Osten fanden wir jedoch nichts geeignetes. Ab der Innenstadt gab es allerdings Wegweiser zu einem Real Markt, der wohl noch hinterm Hotel irgendwo kommen musste. Letztendlich führten uns die Wegweiser fast bis an die Grenze. Aber das war gar nicht schlecht! Die Sonne drohte nochmal zwischen Wolken und Horizont hervorzubrechen. Yannick stellte fest, dass auf der Strecke von Valea lui Mihai bald der NZ aus Satu Mare kommen sollte. Wir fuhren erstmal am Supermarkt (wirklich ein Riesending auf der grünen Wiese) vorbei. Bald tauchte ein Gleis auf. Ist das die Strecke? Gleis verschwand im Einschnitt, das war nix bei dem tiefen Licht! Ein Ort! Wo ist der Bahnhof? Endlich hatte Yannicks GPS uns gefunden. Ja, das ist die Strecke! Schnell zum Bahnhof! Als wir da ankamen, schlossen sich gerade die Schranken. Yannick hoppste rüber, ich sah Stück weiter eine freiere Stelle und fuhr dort schnell hin. Irgendwas stand im Bf. Eine 65 mit einem 614! Die hatte ich nun von hinten. Man wartete auf Kreuzung. Gaanz hinten eine Rauchfahne. Da kam was! Das war dann allerdings nicht der erwartete Nachtzug, sondern ein von einer Schenker-60 gezogener Kohlezug. War uns in dem Moment dann allerdings auch recht. Es handelte sich übrigens um den Bahnhof von Biharia. Und der Nachtzug verkehrte zur Zeit planmäßig viel früher.

Kreuzung in Biharia - Teil 1.

Kreuzung in Biharia - Teil 2.

Kreuzung in Biharia - Teil 3.

Danach gab es endlich den Einkauf. Wir erhielten neben den Lebensmitteln auch einen Stecker, damit Yannick sein iPhone an den Zigarettenanzünder anschließen kann. Das ist wichtig, da wir ausschließlich mit den OSM Karten auf dem Handy navigieren. Und gerade GPS ist einfach praktisch, schluckt aber endlos Energie. Abends stellten wir noch fest, dass das EC-Zugpaar 362/365 komplett gestrichen worden ist – vermutlich wegen der Bauarbeiten auf ungarischer Seite.

Mittwoch, 23.04.2014

Heute Nacht habe ich eher schlecht geschlafen, weil der Nachbarshund offenbar nicht schlafen konnte und erfolglos versuchte, sich in den Schlaf zu bellen. Und Yannick konnte nicht schlafen, weil mich der Nachbarshund offenbar doch in den Schlaf gebellt hat und ich nun versuchte, Yannick in den Schlaf zu schnarchen. Das gelang aber wohl auch nicht so recht... Zum Frühstück gab es nur vier halbe Scheiben Brot für Marmelade und Ham and Eggs. Na gut, so viel Hunger hatten wir auch wieder nicht. Und der Himmel blaute auf, da zog es uns eh raus.

Da in unserem Tal von gestern so früh noch nichts Interessantes los sein würde, schauten wir erstmal an die Strecke von Timi. Draußen vor der Stadt erwies sich die Piste nun allerdings hoch zugekrautet. Aber im Vorbeifahren hatte uns der Bf Oradea Vest lieb angelächelt. Dort stellten wir uns einfach mal an den Rand. Zum Glück hatten wir uns nicht für den Regio aus Holod beeilt. Der tauchte nämlich im System nicht mehr auf. Aber die Regional-Caravelle nach Cheresig sollte kommen. Hofften wir, denn im System ist diese Gesellschaft ja nicht drin. Es blieb dann auch erstmal beim hoffen. Planzeit war um, aber nichts kam auf den Gleisen. Oradea Vest ist ein großer Bahnhof mit acht Ausfahrsignalen je Richtung. Aber kein Gleis war besetzt. Nur irgendwo an der Laderampe standen H-Wagen. Wir glaubten bald nicht mehr an die Caravelle. 10 Min plus, 20 Min plus. Wir beschlossen, den Bummel aus Timi abzuwarten (plan 9.23) und spätestens gegen 9.30 in 'unser' Tal zu verduften. Mit rund +30 tauchte nun aber doch noch die Caravelle auf, die hier auf eine kurze Nebenbahn abzweigt.

Der Zug nach Cheresig in Oradea Vest.

Der erwartete R 3113 aus Timi war mit Ist-Zeiten nur bis Arad im System. Ups, schon wieder ein böses Zeichen? Als Zielbahnhof war allerdings nach wie vor Oradea aufgeführt. Zur Planzeit war - Ihr ahnt es sicher - nichts vom Zug zu sehen. Da plötzlich! Weichen wurden gestellt! Die für die Caravelle abzweigend gestellten Weichen lagen nun wieder gerade. Fahrweg für den Bummel aus Timi gezogen? Weiter tat sich nichts. Ich schaute lieber nochmal im System nach. Tatsächlich war der Zug nun in Arad abgefahren. Mit +117. Suuuper. Und der IR von Timi nach Iasi, der unser erster Programmpunkt in den Bergen sein sollte, hatte Timisoara ebenfalls mit +119 verlassen. Da konnten wir die angedachten Motive aufgrund des Lichtstandes schon mal kräftig in die Tonne kloppen...

Wir fuhren über Oradeas Südumgehung wieder zur E60, dann aber ab Tileagd wieder komplett bahnparallel. Irgendwie war heute der Wurm drin. Ein Transferoviar Wadloper kam uns unerwartet mit rund +60 entgegen und der nachfolgende Desiro kam an dem Motiv vor Negreni, das wir jetzt für den westfahrenden EC 366 auserkoren hatten, in schönster Sonne durch, unmittelbar bevor wir dort ankamen. Das mit der schönsten Sonne schreibe ich deshalb, weil die Queller schon wieder sehr aktiv waren und fast den ganzen Himmel dicht gemacht hatten. Es ging nun auf Mittag zu, und wir hatten erst einen einzigen Triebwagen-Nachschuss hinbekommen. Und das lag bislang noch nicht an den Wolken, sondern weil's einfach nicht lief. Große Begeisterung kam bei diesem Ergebnis jetzt nicht auf... Der 366 kam natürlich auch erstmal nicht. Weshalb hätte der heute pünktlich sein sollen? Leider konnten wir den Ist-Zuglauf nicht abrufen, weil im System die internationalen Züge vollkommen fehlen. Warten warten warten. Irgendwann sollte sich laut System der um zwei Stunden verspätete IR nach Iasi nähern. Wir beobachteten das nahe Blocksignal, das wohl gleichzeitig Vsig des Bf Piatra Craiului war. Noch war die Erlaubnis westwärts. Unversehends und ohne dass Einfahrt gezogen worden wäre, tauchte der 366 von hinten auf, natürlich zu einer Zeit größter Dunkelheit. Dass er 'Halt erwarten' bekam, roch nach X mit dem Iasi-IR. Da in unserer Gegend wohl erstmal Schluss mit Sonne war, fuhren wir dem Zug voraus. Ein Stück hinter Ciucea ging es in einen Talkessel mit ordentlich Sonne. Wir wussten dort von einem schönen Schrankenposten, doch der hatte die Latten schon dicht und in der zuständigen Haltebucht hatte sich ausgerechnet die Schmier' aufgebaut. Also weiter. Hinter der nächsten Kurve fanden wir eine Möglichkeit, direkt am Straßenrand stehend über die Kurve hinweg zu lichten. Das klappte trotz immer wieder schwankender Lichtverhältnisse dann sogar ganz passabel und ohne LKW Schaden.

Der um knapp zwei Stunden verspätete IR 1834 zwischen Ciucea und Huedin.

Spaßeshalber wollten wir nun mal schauen, ob man den Zug ein zweites Mal in den Hügeln hinter Huedin bekäme. Bis Huedin waren wir trotz eines Schlamm-LKWs, der zeitweise vor uns her öttelte, dem Zug weit voraus gekommen. Doch die Stadtdurchfahrt zog sich dann doch, so dass wir ihn gerade so eben an dem Weitblick bekommen hätten. Wenn denn die Lichtverhältnisse auch nur ansatzweise besser gewesen wären als gestern. Nun wollten wir natürlich auch mal den BÜ dieser Nebenstraße sehen, den wir gestern nur aus dem Wald heraus haben heulen hören. Die Bahn beschrieb hier einen Bogen weit nordwärts um den Hügel rum. Erst am nördlichsten Punkt dieses Bogens tauchte der Bahnübergang auf. Doch was war das? Der BÜ war versperrt! Da stand ein Desiro drauf! Des Rätsels Lösung war, dass dort der Hp Jebuc lag. Zum Glück wusste ich ja, dass sich der IR näherte. Wer nach Abfahrt des Desiros losgefahren wäre, hätte etwas 65 abbekommen.

Unterwegs auf der Nebenstraße waren wir an einigen Hundewelpen vorbeigekommen, die uns jämmerlich anjaulten. Ein oder zwei von denen waren bereits überfahren. Ein Jammer, aber tun' konnten wir da auch nichts... Sie hatten offenbar ziemlichen Durst, denn sie verfolgten aufmerksam das Gebaren eines Traktors, der sein Feld besprühte. Ob das nun allerdings hundebabygeeignetes Wasser war, haben wir stark bezweifelt.

Vier Brüder auf Wanderschaft. Um das Größenverhältnis darzustellen, hat Yannick selbstlos sein Brötchen geopfert. Gefuttert haben die Hundchen das Brötchen aber nicht. Sie hatten wohl ziemlichen Durst. Na ja, Regen gab es eigentlich diesertage genug...

An dem Weitblick von der Nebenstraße warteten wir nun noch auf den EC 367, doch der kam nicht. Statt dessen kam der Desiro als Nv wieder zurückgefahren, suuuper! Sonnenschein war nur noch erahnbar und wie gestern bildeten sich wieder fette Regenwolken. Wir hatten nun Hunger und fuhren zur Befriedigung desselben natürlich wieder zum 'Route 60' in Ciucea. Eine vage Hoffnung für den Nachmittag hatten wir ja durchaus noch.

Die Grillplatte im Route 60.

Das Essen war mal wieder sehr belebend. Ich liebe Gegrilltes vom Kohlegrill. Danach zog es uns wie gestern erneut zu dem Bahnübergang südwestlich Negreni. Hier gab es neben einer Pusteblumenschlacht, bei der Yannick „bedauerlicherweise“ immer den Wind gegen sich hatte und dadurch sowohl meine wie auch seine eigenen Ladungen abbekam, die zwei Ostfahrer mit schwächlicher Seitenausleuchtung. Der IR aus Iasi, der hier unser Hauptanliegen gewesen wäre, hatte lt System +60 und war damit schattentechnisch für dieses Motiv gestorben.

Einmal am Tag kam auch ein 614 von Transferoviar vorüber. Im Gegensatz zu den CFR-614 haben diese keine abweichende Front erhalten.

Überhaupt hatten sich die Quellwolken zwar zu einem guten Stück aufgelöst, doch dazwischen hing eine richtig dicke, üble Schlonze. Wir beschlossen, die Rückreise anzutreten und fuhren auf der E60 direktemang zurück nach Oradea. Leider erwies sich unsere Hoffnung auf blaueren Himmel über der westlichen Ebene als nicht erfüllt. Na toll, es ist ja nicht so, dass wir in Oradea nichts zu tun gewusst hätten...

Und nochmal der R 363 bei Negreni.

Wir standen zwar noch relativ am Anfang des Urlaubs, aber von diesen ersten zwei Tagen waren wir schon etwas gefrustet. Gerade auf heute hatten viele Hoffnungen geruht, sollte der Tag doch weitestgehend sonnig werden. Und die Strecke Oradea - Cluj hatte motiv- und zugtechnisch ganz oben auf meiner persönlichen Wunschliste gestanden. Oder ich hätte mich auch gern mal einfach auf die Fußgängerbrücke bei Oradea Est gestellt und all das beobachtet, was unten so durchkäme. Natürlich könnte man die Sache hier aussitzen, doch hatten wir auf dieser ersten Rumänientour schon den Wunsch, etwas mehr vom Land zu sehen. Deshalb waren wir uns einig, dass wir morgen erstmal aufbrechen. Zumal für morgen und übermorgen ebenfalls Schlechtwetter angekündigt war. Vielleicht würde ja zum Ende des Urlaubs nochmal was gehen.

Als wir uns in Oradea in die Straße nordwärts zum Bahnhof einfädeln wollten, gab es von hinten spontane Anfahrhilfe. Ein anderer PKW war uns von hinten draufgefahren. Oh Mann, das wurde ja immer besser. Er hatte sich dabei seines vorderen Nummernschildes entledigt, doch unsere Heckansicht war vollkommen unversehrt. Na, das war ja schon mal gut. Der andere nahm erleichtert zur Kenntnis, dass wir nichts weiter von ihm wollten und bedankte sich per Handschlag.

In den Supermarkt wollte man mich mit dem Rucksack nicht reingehen lassen. Abgeben wollte ich ihn aber auch nicht. Also musste Yannick allein rein. Draußen vorm Markt konnte ich mich mit paar Teigtaschen versorgen. Das 'Eine davon' klappte schon ganz gut auf rumänisch ;-) Um 19 Uhr waren wir wieder im viel zu stickigen Hotelzimmer. Mich zog es doch nochmal für ein Dreiviertelstündchen auf die örtliche Bahnhofsbrücke. Ach, wenn doch die Sonne geschienen hätte. Zwei Caravellen verschiedener EVUs fuhren aus, die uns bekannte von Regional Cluj-Napoca nach Cheresig und vorher eine von Via Terra nach Holod. Firmiert zwar beides als 'Regional', die Beschriftung war aber unterschiedlich. Eine 60 war dabei, einen Zug zusammenzurangieren und wurde dabei vom ausfahrenden Zug nach Valea lui Mihai (wieder ne 65 vorm 614) überholt. Dieser pfiff so lange, bis der Kollege auf der 60 ihn gewahrte und mit mehreren Pfiffen antwortete. Von beiden wurde dann auch der Fotograf auf der Brücke gegrüßt. Es gibt also auch gut gelaunte CFR Lokführer...

Nochmal ein Blick von der Straßenbrücke - leider diesmal ohne Sonne.

Zurück im Zimmer wurde noch ein wenig Planung betrieben. Für morgen und Freitag sollte noch das schlechte Wetter vorherrschen, danach erwartete man nun doch eine deutliche Wetterbesserung für das Wochenende. Ein Hoffnungsschimmer am gaaanz fernen Horizont.

Donnerstag, 24.04.2014

Wir wollten mal weiter, mehr vom Land sehen. Nach den neuesten Wettervorhersagen wollten wir uns zum Wochenende doch mal in Richtung Karpaten Ostbogen durchschlagen. Allerdings interessierte uns auch, was denn rund um Satu Mare / Jibou noch so an Ferkeltaxen unterwegs ist. Deshalb wollten wir heute erstmal den Bogen hoch nach SM fahren und dann mal sehen, wie weit man kommt. Auf der Fahrt nordwärts wurde der Titel des Reiseberichtes wörtlich genommen. Wir sahen viel blauen Himmel, aber dieser hielt sich nur über Ungarn und der Ukraine. Auf unserer Seite der Grenze gab es bestenfalls Milchsuppenbeleuchtung. In Diosig stand eine TFG 60 mit Kesselwagenzug auf Kreuzung wartend. Entgegen kam ein 614 mit zum Teil eingeworfenen Scheiben.

Dieser Wolken-Screenshot war bezeichnend: Die Wolken hielten sich genau an die rumänische Grenze. So sollte es noch häufiger aussehen...

Als nächstes schauten wir in Carei vorbei, was denn da wohl um 9.53 aus Richtung Zalau angefahren käme. Der Zug und wir trafen gleichzeitig am Bahnhof ein. Es handelte sich um einen Desiro. Suuuper! Schnell weiter, denn hier war sonst erstmal gar kein Zugverkehr mehr zu erwarten. Bald rollten wir durch Satu Mare. Da aus Richtung Baia Mare bald ein Zug ankommen und einer dorthin abfahren sollte, fuhren wir zwischen Odoreu und Mediesu Aurit an die Strecke, die hier 'hochaufregend' durch die im Zwielicht daliegende platte Landschaft führte. Der R 4090 war ganz interessant. Schien ein Überbleibsel von irgendeinem Nachtzug zu sein. Eine 65, eine 60 und dahinter ein Sammelsurium aus den verschiedensten Wagenbauarten, deren Unterschiedlichkeit bei dem Gegenlicht gut auffiel.

Der R 4090 mit Kurswagen aus Bucuresti erreicht in Kürze Satu Mare. Weit hinten kommt das Maramures Gebirge in Sicht.

Der 4315 hingegen war ein 614. Eigentlich hatten wir nicht wirklich Ambitionen zum Verfolgen. Aber das kam ganz automatisch. Die Standzeiten an den Stationen waren unnötig lang. Hinter Apa, vor und in Cicarlau gelangen uns weitere Fotos.

Kurz vor Cicarlau.

Und bei der Ausfahrt aus dem Hp Cicarlau.

Dann nochmal bei der Kreuzung mit einem 628 in Busag. Zum Tatendrang trug nicht unerheblich bei, dass die Sonne jetzt doch sehr intensiv ihr 'herrliches' Mittagslicht durch die Wolken sandte. Na ja, besser als gar kein Licht. Nach den Bildern von der Kreuzung kam Cheffe zu uns und wollte die Fotogenehmigung sehen. Aufgrund sprachlicher Barrieren war es müßig, ihm zu erklären, dass man mittlerweile in Rumänien auch ohne Genehmigung knipsen darf. Yannick hatte sich schon ins Auto zurückgezogen und ich brachte ein hoffentlich genügend reumütiges 'Scusi' hervor, so dass er wieder abzog. Nervig...

Ob diese Fahrzeuge in Deutschland schon mal miteinander gekreuzt haben? Na ja, vermutlich nicht. Der 628 kam neu nach Rumänien.

Am Ortsrand von Baia Mare speisten wir gar nicht so unlecker in einem Truckerrestaurant, das kantinenmäßig aufgebaut war. Ich nahm, tja, was eigentlich? Beinscheibe hätte ich gesagt, dazu einen ganz leckeren Püree mit weißen Bohnen. Besonders die dezente Knoblauchnote war äußerst schmackhaft.

Das schmackhafte Mittagessen in der Truckerkantine...

Wir wollten nun noch inspizieren, was denn wohl zwischen Jibou und Zalau gehen würde. Ob man dort Ferkeltaxen zu sehen bekäme? Wir fuhren in die Richtung, die uns allerdings nun so richtig in die Wolken hinein und von unserer eigentlichen Richtung weg führte. Irgendwann merkten wir auf und realisierten, dass es ziemlicher Quatsch sei, ganz da runter fahren zu wollen, wenn wir morgen doch durch Maramures Gebirge und nördliche Karpaten Richtung Miercurea Ciuc fahren wollten. Also wieder umgedreht und zurück nach Baia Mare gefahren. Dabei noch den 14.45 Service von Baia Mare nach Jibou an einem kleinen BÜ bei Lapusel abgepasst. Yannick jedenfalls; ich hatte mich für ein kleines Nickerchen ins Auto zurückgezogen und nicht realisiert, dass das Licht wieder etwas hinter den Wolken hervorgekommen war. Vor den finsteren Maramures Bergen kam der Zug auf Yannicks Bild ganz nett...

Ein 614 verlässt Baia Mare vor Kulisse der Maramures Berge.

Bei Durchquerung von Baia Mare (jaaa, in Rumänien geht es mitten durch die Städte hindurch), sahen wir am Bahnhof noch den 15.45 Service nach Satu Mare bereit stehen. Ein Desiro, igitt! Schnell weiter. Auch durch diese Stadt mit ihrem Obus Netz ging es flüssig. Rund herum ziemlich brach liegende Industrieflächen. Wir fragten uns immer wieder, wo damals dieser eklige Schlamm überall hingeflossen ist, der die Gegend um Baia Mare nach Bruch eines Deponiedamms überflutet hatte. Nach Durchquerung der Stadt änderte sich schlagartig der Landschaftscharakter. Die Berge, die wir bis dahin nur von außen haben bewundern dürfen, wurden jetzt in Angriff genommen. Und zwar richtig. Die Straße nach Sighetu Marmartiei führte nicht allmählich durch ein Tal aufwärts, sondern an einem Hang in endlosen Serpentinen. Oben eine kurze Passhöhe mit schönem Gasthaus, dann der weite Blick über die Berge bis in die Ukraine.

Blick vom Maramures-Kamm bis weit in die Ukraine hinein.

In den Dörfern entlang des Nordabstiegs fielen uns die Hofzufahrten auf. Sie besaßen alle wunderschöne hölzerne Tor-Portale, oft mit kunstvollen Schnitzereien versehen. Das sah sehr prächtig aus. In Sighetu wurden wir von einem Ortsschild begrüßt, dass einen besonderen Willkommensgruß bereithielt: Ein Fotoverbotsschild! Das sollte dann wohl für den ganzen Ort gelten? Mir war schon erzählt worden, dass in Rumänien in einem 10km Streifen zu den Grenzen Fotoverbot gelten würde. Das ist für eine Stadt wie Sighetu natürlich schade, denn die Innenstadt ist wunderschön, gefiel mir eindeutig besser als Oradea. Wir schauten mal nach dem Gleiszustand westlich des Ortes in Richtung Ukraine. Doch alle vier Schienen waren rostig. Yannick recherchierte hinterher, dass offenbar ein Dammrutsch jeglichen Verkehr verhindert. Am Bahnhof stand der Zug mit den Schlafkurswagen bereit und im Bw dieselte schon die zugehörige 65 vor sich hin. Eine 60 und eine Dampflok standen ebenfalls da. Wir fuhren weiter in Richtung Viseu de Sus. Hinterm Bf Sighetu kommt noch eine Art Güterbahnhof, in dem Normalspur- und Breitspurgleise voneinander getrennt laufen. Und immer hat man die doppelten Formsignale, ein kleines für die Breitspur und ein normales für die Normalspur. Bilder davon gab es neulich auf DSO zu sehen.

Unsere Straße stieß bei Petrova wieder auf die Bahn. Es war ein Zug von Viseu de Jos nach Norden unterwegs, der in Petrova um 17.59 abfahren sollte. Um 17.45 waren wir im Ortsbereich und dachten, den Zug vor Erreichen des Ortes aufzunehmen. Da schien durch die Schlonze am Himmel noch am meisten Licht hindurch. Was nicht kam, war der Zug. Leider hatten wir uns nicht mit der gebotenen Aufmerksamkeit darüber gewundert, dass der Zug von Viseu de Jos bis Petrova 49 Min benötigte. Als der Zug nun nicht kam, schaute ich mal im Netz nach und sah, dass dieser in Petrova 16 Min Aufenthalt haben und deshalb hier schon durch sein sollte und dass sich von hinten ein Gegenzug näherte. Mit dem konnten wir nun wirklich nichts dolles mehr anfangen...

Letzter Akt des Tages war nun die Unterkunftssuche in Viseu de wo-auch-immer, wobei wir in Sus gelandet sind. Erst hatten wir schon eine Pension im Innenstadtbereich ins Auge gefasst, doch die war irgendwie so klein und gedrungen zwischen größeren Wohnblocks. Gelandet sind wir dann im Hotel Gabriela am Ortsausgang, wo wir auch schön zu Abend essen konnten.

Freitag, 25.04.2014

Angesichts der Wettervorhersage war der heutige Fahrtag eine beschlossene Sache. Trotz der erheblichen Zugstreichungen wollten wir uns morgen mal die KBS 501 anschauen. Heutiges Tagesziel sollte daher Miercurea Ciuc sein, von wo die Strecke abgeht. Die ebenfalls hier entlangführende KBS 400 hätte nebenbei auch einige Motive im Zuge der Querung eines kleinen Passes zu bieten. Für die Fahrt dorthin wollten wir mal nicht die Hauptstraßen nehmen, sondern eine Strecke, die uns mitten durch die Karpaten führen sollte. Wie mitten drin in den abgelegenen Bergwäldern wir dann tatsächlich landen würden, konnten wir morgens noch nicht ahnen...

Das Frühstück und besonders der Kaffee waren klasse. Überhaupt war das ein tolles Hotel gewesen. Dicker Daumen hoch für Hotel Gabriela in Viseu de Sus! Bevor wir uns nun in die eigentliche Richtung in Bewegung setzten, war mein Wunsch noch ein kleiner Abstecher an die Strecke nach Salva. Besonders die Viadukte in Dealu Stefanitei und Romuli wollte ich mir gern anschauen. Bei beiden gab es schöne Wiesenhänge als potentielle Standpunkte, nur das Hinkommen erschien mir etwas schwierig, da sich entlang der Nebenstraße ins Tal rein die ummauerten Privatgrundstücke unmittelbar aneinander reihten. Irgendwie würde es schon gehen, wenn man jemals nochmal herkommen sollte und tatsächlich hier noch Züge fahren. Auch der Bahnhof von Dealu Stefanitei sah von oben von der Straße nett aus. Über den Pass ging es zurück. Oben auf der Anhöhe wurde man von einem riesigen hölzernen Portal begrüßt. Zu den Teilen an den Hofzufahrten fehlten nur noch die großen Torflügel.

Das Portal in den Maramures-Kreis.

Nun setzten wir uns auf die eigentliche Route. Mit Moisei und Borsa folgten noch zwei endlose Ortschaften. Die Straße hindurch war in einem grausigen Zustand, teils wurde auch dran gebaut. Bis zum Ende von Borsa lag sogar ein Normalspurbahngleis, das auch frei von jeglicher Vegetation war. Die Schienen waren allerdings vollkommen verrostet, teils fehlte auch Schotter. Als wir eeendlich die Ortschaften hinter uns hatten, führte die grausig schlechte Straße (die erste auf unserer Tour, die dem Ruf rumänischer Straßen gerecht wurde) steil in die Höhe und wir waren praktisch allein auf der Straße. Und bald schon hatte man wieder die weiten Ausblicke über die Bergwelt. An einer Stelle war plötzlich eine Hundertschaft am Reinigen der Straßenränder - unter der Aufsicht eines Polizisten. Ob das Strafgefangene waren? - Gelegentlich verirrte sich sogar das seltene Phänomen eines Sonnenstrahls auf den Erdboden. Da mussten natürlich paar Fotos gemacht werden.

Blick vom Prislop Pass zurück in Richtung Borsa.

Der Abstieg durch ein Waldtal und neben einem Wildbach hatte schon wieder etwas skandinavisches. Dunkle Nadelbäume säumten die Piste. Gekrönt wurde die Szenerie von schneebedeckten Bergspitzen. Nach vielen Kilometern auf dieser üblen Schlaglochpiste und mehreren abgeschiedenen Dörfern mit großen Kirchen hatte uns die Zivilisation in Form einer richtigen Straße bei Iacobeni wieder. Die Zivilisation in Form einer Bahnstrecke natürlich nicht zu vergessen. Parallel zur elektrifizierten nördlichsten Karpatenquerung gelangten wir hinab nach Vatra Dornei. Schon auf dem kurzen Stück erblickten wir von der Straße zahllose Topp-Ausblicke auf die Bahn! Das muss ebenfalls eine wunderschöne Strecke sein.

Der Abstieg führte durch skandinavische Landschaft.

In Vatra Dornei stand sogar ein Nachtzug Park im Bahnhof. Für Leute nach Bukarest. Ansonsten sollte für die nächsten anderthalb Stunden keine Bewegung auf der Schiene zu erwarten sein. Um so verwunderter waren wir kurz darauf über eine geschlossene Schranke. Wir stellten uns schnell auf einen benachbarten Supermarkt Parkplatz und schauten mal, was da wohl kommen möge. Und es kaaaam? --- ein TVT. Nicht so spannend. Deshalb besannen wir uns auf die ungeahnten Möglichkeiten, die das Parken auf so einem Supermarkt Parkplatz mit sich bringt. Da wäre zum ersten: Einkaufen gehen! Wir hatten ja doch noch ein ganzes Stück vor uns, und da wollten wir uns auf ein kleines Picknick am Wegesrand beschränken. Uns stand eine weitere Etappe über einen Karpatenkamm bevor. Da oben würde man sicher ein schönes Picknick Plätzchen finden.

Um Brot, Leberwurst und Salami reicher ging es nun in ein Seitental hinein, in dem sich zunächst wieder ein Dorf ans andere reiht. Das Navi von Yannicks App Forever Maps (das viel bessere OSMAND gibt es nicht für iphone; ich weiß schon, warum ich ein "richtiges" Smartphone habe ;-b ) hatte uns eine schön einsame Straßenverbindung über Covertca, Paltinis und Bilbor nach Toplitsa an die nächste Karpatenstrecke ausgeworfen. Die Straße war wieder miserabel, oft nur auf einer Seite zu befahren. Der Verkehr nahm immer mehr ab, die Dörfer wurden immer kleiner, die Leute schauten uns immer verwunderter an. Zuletzt hatten wir diese Art von Blick in Bosnien geerntet, kurz bevor die Straße im Drezankatal verendete, die auf OSM aber durchgehend verzeichnet war. Nun, es WAR tatsächlich dieser Blick. Im Verlaufe des Dorfes Dragoiasa hörte erst die Asphaltierung auf, dann sahen wir die vorerst letzten Menschen. Die hatten sich ausgerechnet auf dem Friedhof versammelt. Wieder ein Einwohner weniger. Wie mögen diese abgeschiedenen Ortschaften in zehn Jahren aussehen, wenn die Alten alle ausgestorben sind? Noch wirken rumänische Dörfer ja richtig intakt und lebendig. Aber die Zeit wird auch am noch so einsamen Karpatendorf nicht vorübergehen. Die nächste Generation wird auch hier andere Vorstellungen vom Leben haben. Glaube ich jedenfalls...

Hinter dem Dorf mit der Trauerzeremonie führte uns die OSM Route geradewegs auf eine Waldpiste, an deren Anfang Schilder hingen, die wir in Ungarn sicher nicht hätten verstehen können, die auf rumänisch allerdings kaum missverständlich waren: Forstweg, öffentlicher Verkehr verboten. Tja, was nun? Es führte zwar noch eine andere Piste in Richtung unseres Ziels, die sah auf der Karte mit ihren Serpentinen aber noch weit übler aus. Also rein in den Forstweg. Die andere Möglichkeit, wieder nach Vatra Dornei zurückzufahren, hätte uns Stunden und einen Riesenumweg gekostet. Der Weg war zunächst auch noch gut befahrbar. Vorbei an einer kleinen Försterei ging es in den Wald. Einige Furchen von der Holzabfuhr waren schwierig zu befahren, ansonsten alles gut.

Allerdings mussten wir feststellen, dass sich die GPS Markierung unseres Standortes immer mehr von dem auf der Karte verzeichneten Weg entfernte. Wir fuhren und fuhren. Keine Menschenseele begegnete uns. Ein Bär leider auch nicht. Mal ne Lichtung, dann wieder Wald, Wald, Wald. Nach rund 20 Min Fahrt und etwa der Hälfte der Strecke zum nächsten Dorf, Bilbor (bei Beutelsend), freuten wir uns gerade über eine Wegbiegung, die uns wieder näher an die Kartenroute heranbrachte, da kam nochmal die Verbotsschildsammlung, untermauert durch einen Schlagbaum. Und der war geschlossen. Wir mussten umdrehen. Die ganze lange Forstpiste zurück. An der kleinen Försterei wurden wir gewahr, dass wir Glück gehabt hatten: Hier gab es einen offenen Schlagbaum, den wir gar nicht gesehen hatten! Wenn den zwischenzeitlich jemand geschlossen hätte...

So sah das auf OSM aus. Die Straße DJ174A war der Forstweg.

Nach Vatra Dornei zurück kam nach wie vor nicht in Frage. Also ab Dragoiasa nun die verbleibende Schotterstraße unter die Räder nehmen, die sich allerdings viel zu weit östlich wenden sollte. Die einzige Hoffnung war eine Piste, die ein kleines Stück weiter südwärts Richtung Bilbor abzweigen sollte. Und tatsächlich! Die Schotterpiste (DJ174) hatte bereits massiv an Höhe verloren und gerade den Weiler Glodu durchquert, da zeigte ein Wegweiser nach rechts über eine Brücke 'Bilbor' an. Prima, es gab den Weg wirklich, sogar öffentlich! Wir bogen ab und - sahen uns hinter der Bachbrücke praktisch einer Bergwand gegenüber! Diese Bergwand war allerdings Infrastruktur pur. An ihr führte ein Weg empor! Das war dann aber auch ein Weg! Während die Forststraße breit und relativ auf einer Höhenlinie verlaufen war, führte dieser bessere Karrenweg nun extremst steil und durchfurcht in die Höhe. Mit einem normalen PKW hätte man die Sache knicken müssen.

Es ging sogar durch irgendwelche Rinnsale durch, die die Hänge runterflossen. Und es wurde noch steiler. Der Yeti meisterte die Steigung noch im zweiten Gang. Einige Stellen waren selbst mit dem Yeti nur mit aller Konzentration zu meistern. Links fiel der Hang steil ab. Oh Mann, wenn das so weiter geht und nach fünf Kilometern die ultimativ unbefahrbare Stelle kommt, müssen wir über diese ganzen "Gerade so"-Stellen wieder zurück! Womöglich sogar rückwärts! Nach viel Platz zum Wenden sah es zwischen Berghang und Abgrund nämlich nirgends aus. Brauchte ja nur ein Baum quer zu liegen. Ich rechnete jeden Augenblick mit dem ultimativen Ende. Vielleicht lieber gleich freiwillig umdrehen? Yannick fand das alles sehr unterhaltsam und wollte weiter. Hatten wir denn auch die Wahl? Noch steiler. Wir wurden in die Sitze gepresst. Erster Gang. Bloß nicht stehen bleiben, sonst rutschen wir rückwärts wieder runter! Plötzlich nur noch Himmel vor einem. Der Weg führte geradewegs in ihn hinein. Als durch die Windschutzscheibe unten nichts mehr vom Weg zu sehen war, machte das Auto einem Plumps, klappte schlagartig nach vorn in die Waagerechte um und befand sich auf einem Scheitelplateau, auf dem ein Bildstock stand und auf dem es einen großen Wendeplatz einer breiten und guten Erdpiste gab, die hinunter nach Bilbor führte, das sich nun unten im Tal vor einem ausstreckte. Nach allem empfand ich nun doch eine ziemliche Erleichterung. Nun konnte es an diesem schönen Punkt endlich das verdiente Mittagessen geben. Nur einen Bären haben wir auch hier nicht zu sehen bekommen. Aber sie wussten sicher, dass wir da waren...

Der Yeti hat uns auf das Plateau gerettet. Unten ist schon Bilbor zu sehen.

In der Tat führte uns die Lehmpiste nun relativ komfortabel nach Bilbor hinab. Dieses abgeschiedene Dorf ist wirklich riesig. Was machen die ganzen Menschen hier? Kommt hier das Bilbor-Mineralwasser her? Im Internet war darüber kein Aufschluss zu finden. - Offenbar war auch gerade der Bus angekommen. Die Leute liefen in Schaaren nach hause.

Endlich wieder in der EU! Willkommen in Bilbor!

Ab Bilbor gab es zunächst eine Topp-Asphaltpiste. Doch dann folgte eine ziemlich üble Kopfsteinpflasterstraße runter an die Hauptstraße. Nun hatten wir das Schlimmste geschafft. Zügig gelangten wir über Toplitsa, Gheorgheni zu unseren Tagesziel Miercurea Ciuc, wo wir gegen 17 Uhr eintrafen. Unterwegs hatten wir auf der parallelen Bahn rund um die Passhöhe von Izvoru Muresului noch wunderschöne Wiesenhang-Motive ausgemacht. Insgesamt machte die Strecke einen fotogenen Eindruck. Da es noch recht früh dran war, fuhren wir von Miercurea Ciuc nochmal 'kurz' rüber nach Lunca de Sus, um die Motivmöglichkeiten für morgen zu checken. Rund um eines der Motive gab es mehrere kirchliche Baustellen (eine Kapelle und ein Seminargebäude o.ä.). Aber es sollte dennoch etwas gehen... Wir checkten in Miercurea Ciuc im Wellness Hotel Flamingo ein. Das lag direkt am Kreisel der für uns wichtigen Hauptstraßen in die Umgebung, noch deutlich vor den Toren der Stadt, und machte auf uns einen einladenden Eindruck. Es war nun auch glatt 5 Euro teurer als die bisherigen Etablissements, also 25 Euro pPN. Dafür wurde uns nach dem Abendessen von einer Dame, die schon die ganze Zeit in der Hotelhalle abgehangen hatte und über deren Funktion wir uns nicht recht klar waren, sogar ne Massage angeboten...

Das Abendessen war lecker. Besonders hervorzuheben war die extra bestellte Knoblauchsoße, die gehaltvoller nicht hätte sein können. Ein Gedicht! Nach dem Essen zogen wir nochmal los, um irgendwo Getränke aufzutreiben. Unser Kreisel lag noch ganz schön weit vor der Stadt, so dass wir gar nicht mit Geschäften rechneten. Doch nach dem Grundstück mit den coolen, ruhigen Bernhardinern und nach dem Grundstück mit den sich gegen den Zaun werfenden Kläffern und nach einer S-Kurve der richtung Stadt führenden Straße und vorbei an der örtlichen Kirche fanden wir einen dieser kleinen freundlichen Magazin Mixt Läden. Sogar mit gekühlten Getränken!

Samstag, 26.04.2014

Nichts schreibe ich in diesen Reiseberichten lieber als 'Morgens wachten wir unter strahlend blauem Himmel auf'. Leider konnte ich das auf dieser Tour noch nicht sagen. Für heute war ja nun endlich mal schönes Wetter angesagt. Entsprechend gespannt fiel dann auch der Blick aus dem Fenster. Das Ergebnis war zwar durchaus vielversprechend, doch konnte nicht geleugnet werden, dass in den Bergen noch so manche Wolke und über allem ziemlicher Schlonz hing. Mit Sack und Pack zogen wir zum Frühstück. Für das extrem lecker aussehende Buffet hatten wir leider gar nicht sooo viel Zeit, denn um 7.20 mussten wir im Auto sitzen. Und wenn Buffetbeginn um 7 Uhr ist, heißt das, dass vielleicht um 7.15 alles fertig aufgebaut ist. In Rumänien kommt man nicht pünktlich; das ist unhöflich, der Gastgeber könnte ja mit den Vorbereitungen noch nicht fertig sein. Sagte der Reiseführer, und so war es wirklich konsequent bei jedem Frühstück... Die Fahrt klappte bestens, die Straße nach Lunca de Sus war schön leer. Es geht durch wunderschöne offene Wiesenhänge über einen Pass hinüber. Kleiner Schock dann hinter dem Pass: Die Straße führte geradewegs in den Nebel hinein. Der komplette Ort Lunca de Sus, der von der Bahn in Form eines Omega umfahren wird, lag in der Suppe, der Viadukt war kaum zu erahnen.

Wir fuhren dennoch ins Motiv. Etwas Zeit war ja noch, und der Nebel sah nicht so extrem hartnäckig aus. Nun mussten wir uns auch erstmal um die Vegetation kümmern, das hatten wir gestern schon gesehen. Yannick nahm sich zu hohe Halme am Bahndamm vor, ich hingegen musste im Vordergrund am Wegesrand paar Weiden bearbeiten. Das klappte dann auch gut und dank des Nebels recht diskret. Der Nebel löste sich nun immer mehr auf und war binnen weniger Minuten vollends verschwunden. Unsere Befürchtung, dass die Sonne um 8 Uhr noch gar nicht über den Berg käme, bewahrheitete sich auch nicht. Unsere Phantasie war aber durchaus in der Lage, uns genügend Szenarien vorzustellen, was nun noch schief gehen könnte. Oder sollten wir jetzt wirklich die ersten Streckenaufnahmen des Urlaubs hinbekommen, die gemäß Konzept klappen? Die beiden einzigen Züge des Morgens sollten hier im Bf Lunca de Sus kreuzen. Sowas ist ja immer problematisch, weil man in kürzester Zeit Ausblicke in beide Richtungen braucht. Aber auch das war hier kein Problem. Sicherheitshalber blieben wir erstmal für den Ausfahrenden stehen, denn den Einfahrenden würden wir rechtzeitig sehen. Nicht, dass die Kreuzung verlegt wird und plötzlich der Ausfahrende erscheint, während wir noch auf den Einfahrenden warteten. So um 200m lagen die Fotostandpunkte nämlich durchaus unterschiedlich. Stille ruhte der See. Nichts tat sich. Hoffentlich waren nicht weitere Züge ausgelegt worden. Doch alles wurde gut! Von rechts war der Regio nach Miracoli Ciuc noch weit vorm Bahnhof in der Ferne zu hören. Und für den aus unserer Richtung Einfahrenden wurde das Esig gezogen. Perfekt! Die Darsteller erschienen pünktlich! Schnell hoch auf die Wiese gelaufen und den Zug von Miercurea Ciuc mit dem ganzen Kirchenensemble umgesetzt, wobei wir die Baustelle fürs neue Schwesternheim (oder was immer das sein sollte) gerade so ausblenden konnten.

Der Ort Lunca de Sus wird auf drei Seiten von der Bahn umrundet. Im Kreis stehen modellbahngerecht zwei Kirchen, wobei die alte Holzkirche St. Elisabeth (Turm rechts) gerade von modernen Gebäuden umbaut wird. Oben steht St. Andrew (hab leider nur die Namen auf englisch recherchieren können).

Nun schnell den Hang runter zu unserem freigeholzten Blick auf das Esig. Die Eile war unbegründet, die Kreuzung lief sehr gemütlich ab. Bald kam auch der Regio nach Miercurea Ciuc mit schöner Morgensonne durch. Doch die Galle kam schon wieder hoch: Da war die Lok doch tatsächlich auf der Front beschmiert! Als wir allerdings lasen, was da stand, kamen wir schnell wieder runter, denn das war ja ganz interessant: 'Dr Suicide'. Einen etwas schrägen Humor haben sie ja, die Rumänen... Ich frag' mich bloß, ob die Tfs der ja m.W. immer noch in persönlicher Pflege befindlichen Loks sich ein Geschmier von Dritthand überhaupt gefallen lassen oder ob der Schriftzug nicht sogar von Eisenbahnerhand angebracht wurde, nachdem vielleicht diese Lok besonders häufig mit Suiziden zu tun bekommen hatte.

Der Gegenzug nach Miracel Whip wird von Dr Suicide aus dem Bahnhof gezogen.

Bis zum nächsten Personenzug, dem IR nach Brasov, war nun eine Menge Zeit. Wir schauten mal kurz am Bahnhof vorbei, der über zwei große, aber schmucklose Endstellwerke verfügte, und bezogen dann Position auf einem anderen Aussichtshügel, ebenfalls in der Rundkehre von Lunca de Sus. Auch hier konnte man schön in beide Richtungen schauen, wobei am Blick zum Viadukt ganz klar 'Hauptmotiv' dran stand. Tja, der Containerzug, der bald in der Ferne zu hören war, kam leider aus der anderen Richtung. Wobei das überhaupt nicht das Problem gewesen wäre, wenn nicht der Himmel plötzlich voller Wolken gehangen hätte. Eine solche gar nicht so große war dann auch für den Gütermann zuständig...

Auf dem Hügel pfiff ein eisiger Wind. Ich holte mir direkt den Pullover aus dem Auto. Dieser Wind hatte allerdings den Vorteil, die Wolken bald wieder auseinander zu treiben. Wir blieben mal auf dem Hügel in der Hoffnung auf weiteren Güterverkehr, wobei wir uns nicht so recht vorstellen konnten, in welcher Relation diese Piste überhaupt für Güterverkehr interessant sein sollte. Das wussten die rumänischen Güterverkehrsbetreiber offenbar auch nicht. Jedenfalls tat sich nun erstmal nichts mehr auf der Schiene. Für den IR gegen 11 Uhr - natürlich auch aus der falschen Richtung, sah das Konzept ursprünglich vor, vom gegenüberliegenden Talhang auf den Viadukt zu fotografieren. Doch kamen uns Zweifel, weil die Sonne erst gerade so eben weit genug herum gekommen war, um die Seite auszuleuchten. Außerdem hätte natürlich genau beim Ortswechsel ein Gz in der richtigen Richtung kommen können. Ich wollte bleiben. Yannick war noch stärker am schwanken. Letztendlich warf er eine Münze, die ihm die Entscheidung abnahm, doch mal über die Brücke zu laufen und den IR auf der Brücke umzusetzen. Am Ende waren wir beide mit unseren unterschiedlichen Motiven sehr zufrieden - zunächst jedenfalls.

Der IR fährt um das Schwesternheim von Lunca de Sus herum.

Dank der ganzen Fahrplanstreichungen herrschte Pz mäßig nun über fünf Stunden Zugpause. Man hätte vielleicht an die andere Strecke rüber fahren können, doch hatten wir hier so klasse Ausblicke, dass wir 'einfach' mal auf Gz warten wollten. Dass ne Chance drauf besteht, hatten wir ja schon gesehen. Yannick kam wieder rüber und gemeinsam hockten wir uns auf den schönen Wiesenhang. Es dauerte eine geraume Weile, doch irgendwann konnte ich erfreut ausrufen, dass das Esig gezogen war! Das war phantastisch! Wir konnten nur hoffen, dass das nicht nur für einen Skl war. Ganz schön lang wurden wir auf die Folter gespannt, doch irgendwann konnte Yannick vermelden: 'Da kommt was Richtiges!'

Dank eines Güterzuges bekamen wir wenigstens diese schöne Perspektive auf die Rundkehre von Lunca de Sus.

Da der Containerzug Hp2 bekommen hatte, gingen wir von einer Kreuzung aus. Man darf ja mal unbescheiden werden... Vom Gegenzug war noch nichts zu hören gewesen, deshalb wechselte nun ich zügig die Talseite, allerdings nicht über die Brücke, sondern mit dem Auto bis drunter. Dann der ganze Aufstieg! Noch nix vom Zug zu hören. Mir pfiff die Lunge! Irgendwann hatte ich die schönen Aussichtswiesen erreicht und konnte mich erstmal auf den Boden schmeißen. Was nun allerdings nicht kam, war ein Zug... Und dieser Zustand hielt leider sehr ausdauernd an. Yannick kam auch bald herüber, und gemeinsam frönten wir nun für rund zwei Stunden dem süßen Nichtstun. Das war zwar sehr entspannend, aber natürlich etwas schade. Da liegt einem ein Toppmotiv zu Füßen, der Tag hatte sich zu einem Traum mit blauem, wolkenlosen Himmel entwickelt, und es geht einfach nichts. Aber diese Wiesenhänge waren schon klasse. Wir hatten komplett unsere Ruhe, während von unten vom Dorf die Geräusche eines geschäftigen Samstags hochwehten. Und immer wieder das Klackern von Pferdehufen auf Asphalt. Das waren die Fuhrwerke, die an Zahl die motorisierten Agrarmaschinen beiweitem überwogen. Ein Traum! Der Wind blieb allerdings ganz schön kalt, wobei sich der Tag nun wirklich prächtig entwickelt hatte.

Stellvertretend für diese Perspektive gibt es Yannicks Bild vom IR.

Eigentlich hatten wir uns 15 Uhr als Deadline gesetzt. Als aber um 14.30 zwei Herren auf der Wiese erschienen, die verschiedene Reisighaufen in Brand steckten und damit unser Motiv partiell zunebelten, werteten wir das als Zeichen, langsam mal zum Caracau Viadukt umzusiedeln. Schade, hätte ich das gewusst, wäre ich wohl auch für den IR hierher gewechselt. Yannick hatte das Motiv wenigstens, was er mir natürlich auch für den Rest des Tages bei jeder Gelegenheit aufs Brot strich ;-)

Na ja, vielleicht würde ja vor den nachmittäglichen Personenzügen am Caracau Viadukt noch ein Güterzug gehen. Also langsam zum Auto zurück, immer den Blick fest in die Ferne gerichtet, ob da nicht doch noch ein Güterzug auftaucht. Tauchte aber nicht. Also den Schlenker über Frumoasa in das Nachbartal nach Livezi gefahren. Dort fanden wir dank OSM auch sogleich den richtigen Schotterweg, der auf einem Hügelrücken auf den großen Viadukt zuführte. Dort fanden wir schöne Aussichtsmöglichkeiten von einer blühenden Wiese aus. Allerdings begann das Warten von neuem. Hier spielten uns zudem Geräusche in der Ferne den einen oder anderen Streich. Wenn man dann aber genau lauschte, ertönte aus den Wäldern wie zum Spott nur das 'Kuckuck' des gleichnamigen Vogels. Weiter warten. Wir hatten zwar mal von links einen Pfiff zu hören geglaubt, aber der Regio konnte es noch nicht gewesen sein. Und dann war auch wieder eine Zeitlang nichts zu hören. Aber wir hatten uns hier schon genug von Geräuschen verwirren lassen. Da wir vorm aufwärts fahrenden Regio nicht mehr wirklich mit einem abwärts fahrenden Güterzug rechnen konnten, schlenderten wir mal langsam etwas hügelauf, so dass wir den Viadukt seitlicher hatten. Yannick etwas forscher, ich noch etwas zögerlicher. Doch plötzlich war kurz vor der Brücke das heulende Anfahren einer Ellok zu hören! Ich konnte nur noch zu Yannick wetzen, der zum Glück schon einen Standpunkt ausgeschaut hatte. Der Regio war mit -10 gegenüber Kursbuch am Hp Utusoiu kurz vor der Brücke abgefahren!

Es ist wieder Regio-Zeit! Der Bummel von Miercurea Ciuc quert die Caracaubrücke.

Das war schon mal schön! Nun durfte gern mal was in die Gegenrichtung kommen; noch hatte der Viadukt schönes Seitenlicht. Leider hatten wir hier null Empfang, so dass wir nicht im System nachschauen konnten, ob der Zug vorverlegt worden war und ob das vielleicht auch für den in einer Stunde anstehenden Gegenzug zutrifft. Nachtrag vom Abend: Der Zug war wirklich mit -10 unterwegs! Im Internet wurden die Kursbuchzeiten bestätigt. Nachtrag von zuhause nach der Tour: Wir hatten keine Peilung über die genaue Lage der Stationen hier in der Wildnis gehabt! Der Hp kurz vor der Brücke muss Caracau gewesen sein - aaaahh, deshalb Caracau Viadukt ;-) - der Zug war also gar nicht zu früh. Unsere verschobene Vorstellung von der Lage der Stationen kam daher, dass in Livezi Ciuc auch der IR hält. Und wir waren davon ausgegangen, dass dieser IR-Halt dort war, wo das ohnehin einsame Tal die größte Bevölkerungsdichte aufwies, nämlich oberhalb des Dorfes Livezi Ciuc. In Wirklichkeit ist der Bahnhof Livezi Ciuc allerdings ein östlich der Brücke gelegener Betriebsbahnhof mitten im Wald, angeschlossen nur über den über unseren Hügelrücken führenden Feldweg. Und überm Ort Livezi Ciuc liegt die Halta Caracau. Alles klar?

Derweil konnten wir aber verfolgen, wie mehrere Hirten mit zwei Jungrindern, die offenbar so ihren eigenen Kopf hatten, immer mal wieder auf unserer Wiese - aber am anderen Ende - fangen spielten. Die Senior Bäuerin kam ebenfalls den Hang hochgehastet und lief schwer atmend auf Yannick zu. Der zeigte auf Kursbuch (leider nicht das alte, auf dem der Viadukt vorn drauf war) und Viadukt und Fotoapperat. Das reichte als Erklärung. Sie konnte sich wieder den entflohenen Jungrindern zuwenden. - Ein Güterzug ließ sich nicht mehr blicken. Und der Gegen-Regio war zwar zur Planzeit zu hören, muss dann aber in Livezi Ciuc (Bf!) eine Weile gestanden haben. Wir befürchteten schon wieder das schlimmste, denn mit jeder Minute, die er später kam, schwand das Seitenlicht vom Viadukt. Aber es ging noch alles gut.

Aus der Perspektive für Westfahrer kommen die 64m Höhe des Caracau Viaduktes am besten rüber.

Der Blick von unserem Kammweg zur anderen Seite fiel weit bis in die Olt-Ebene. Dort hinten konnte man die Züge auch theoretisch schon kommen sehen.

Einer der Höfe am Kammweg.

Durch die zeitliche Verzögerung war es nun auch gar nicht mehr so lang bis zum IR. Groß woanders hinfahren konnten wir für den nicht mehr. Bald sah man ihn schon auf der anderen Seite unseres Hügelrückens weit hinten in der Ebene. Wir stellten uns etwas näher an den Viadukt und konnten den Zug also in einer dritten Perspektive mit dem Viadukt umsetzen.

Der IR von Brasov auf dem Viadukt.

Und nochmal die schönen Kopfweiden am Kammweg.

Danach waren wir aber mit dem Caracau Viadukt durch. Wir hatten allerdings entdeckt, dass unten in der Ebene noch ein gut erreichbarer Regio in Richtung Gheorgheni fahren sollte. Mit dem musste in den weiten Ländereien rund um Siculeni noch etwas gehen. Tatsächlich fanden wir am östlichen Ortsrand auch wirklich eine passende Stelle, wo der Zug sehr schön kam.

Dieser Nahverkehrszug wird in Siculeni den Weg über den anderen Pass in Richtung Gheorgheni einschlagen.

Danach hatten wir aber mächtig Hunger. Ins Hotel war's ein Katzensprung. Dort gab es lecker Schweinesteak mit Reis und dieser vorzüglichen Knoblauchsoße. Als wir nach dem Essen noch unseren Trip zum Minimarkt mit den gekühlten Getränken gemacht hatten, wurden uns heute keine Massagen angeboten. Die Masseurin, die sich zumeist in der Hotelhalle langweilte, hatte wohl gerade zu tun. Was sie wohl noch alles in ihrem Produktportfolio haben mochte? Wir waren nun aber bös' müde. Aber wohltuend müde. Besser als jede Wellness ist so ein erster schöner sonniger Fototag...

Sonntag, 27.04.2014

Auch wenn heute wieder ordentlich Sonne angekündigt war, sollte es nun mal wieder einen Ortswechsel geben, auch wenn man hier in der Gegend sicher noch einiges hätte machen können. Der Hauptgrund war, dass uns insgesamt doch eher der Sinn nach Diesel stand. So hatten wir für heute noch ein Morgenprogramm in der Umgebung von Miercurea Ciuc geplant, wollten dann aber zum Mittagsschnellzug Brasov - Sibiu an die dortige Piste wechseln.

Wieder liefen wir mit Sack und Pack zum Frühstück, um danach direkt aufbrechen zu können. Vorher habe ich noch die Rechnung (haha, welche Rechnung) beglichen. Was gar nicht so einfach war, denn unser Wellness Hotel am örtlichen Kreisverkehr nahm keine Kreditkarten. Unsere Lei Bestände waren inzwischen geschrumpft. Ich konnte zum Glück den Betrag gerade noch so in Euro zusammenbringen. 104€ waren es für die zwei Nächte, zwei Personen. Das entsprach auch dem Lei Preis. Für rumänische Verhältnisse war das ein sehr stolzer Preis. Und es darf angemerkt werden, dass sich am Samstag niemand ums Zimmer gekümmert hat, wie es sonst auch in rumänischen Hotels Standard ist. Wir haben uns allerdings wohl gefühlt, das Frühstück war gut, insofern war alles topp. Allerdings hatten wir auch nicht das Gefühl, dass noch andere Gäste dagewesen wären.

Der Fahrplan der Strecke von Deda herüber stimmte im Kursbuch kein Stück mit der Onlineauskunft überein. Laut Kursbuch hätten wir nur einen Bummelzug mit einer komischen Fußnote so um 9 oben auf der Passhöhe gehabt. Der Online Abfahrtsplan von Siculeni warf allerdings einen Bummelzug nach 8 und einen unmittelbar folgenden Nachtzug 1407 aus. Der NZ tauchte allerdings wieder nicht bei der Istzeit-Auskunft auf. Ob der überhaupt kommen würde? Irgendwie hatten wir nicht aufs Frühstück verzichten wollen, sonst hätte man für beide Züge sicher gut zum Passanstieg vor Izvoru Muresului hochfahren können. Allerdings fanden wir für den Regio ein hübsches Motiv an der Halta Racu.

Damit es auch ja nicht zu eintönig wird, tauchte wieder eine neue, sehr gefällige Wagen-Farbgebung auf. Herrlich! Genau wegen sowas waren wir in dieses Land gekommen! Die Wagen machten einen frisch renovierten Eindruck und sahen innerlich sehr bequem aus. Der Regio nähert sich dem Bahnsteig von Racu.

Und aufgrund eines längeren Aufenthaltes in Siculeni gab es denselben Zug nochmal vor Miercurea Ciuc. Als der durch war, hörte man bereits den Nachtzug in Siculeni einfahren. Auch diesen nahmen wir uns hier. Schade, man hätte wirklich zum Pass hochfahren sollen, der Zug aus sauberer Lok und Ungarnwagen wäre dort sicher klasse gekommen. Immer diese mobilitätseinschränkenden Frühstücksbuffets *seufz*. Ich mach' immer wieder diesen Fehler.

Der IR 1407 "Corona" nähert sich Miercurea Ciuc.

Da es sich um einen internationalen Zug handelte, war auch klar, weshalb der nicht bei den Ist-Zugdaten auftauchte. Warum auch immer internationale Züge dort nicht angezeigt werden. In dieser späten Lage verkehrt der Zug wohl auch nur wegen der Bauarbeiten zwischen Püspökladany und Biharkeresztes. Da wird er über Debrecen und Valea lui Mihai umgeleitet. Doll, diese Chance, ihn in dieser späten Lage bei Tageslicht an interessanterer Stelle zu erwischen, hatte man also vermasselt. Dafür gab es dann noch den Bummelzug aus Richtung gestern beackerter Strecke über den Dächern von Mihaileni. Das war auch schön.

Der Früh-Bummel von der anderen Karpatenseite rollt über den Häusern von Mihaileni entlang und wird gleich den Bahnhof erreichen.

Damit war hier das Morgenprogramm durch. Wir wollten uns nun südwestwärts wenden. Miercurea Ciuc liegt am Oberlauf des Olt, der unweit der Passhöhe, auf die wir heute zugunsten des wirklich guten Frühstücks verzichtet hatten, entspringt. Die weiteren Programmpunkte des heutigen und morgigen Tages sollten auch im Olttal liegen, aber ganz woanders. Der Fluss beschreibt einen riesigen Umweg und schlängelt sich dann dermaßen durch das Gebirge, dass ich erst dachte, der Olt hier und der Olt im künftigen Aktionsgebiet können nicht derselbe Fluss sein. Wir fuhren einen ganz anderen Weg. Wieder am Kreisel vorm Hotel biegt nämlich auch eine Straße westwärts in die Berge ab. Somit haben wir von Miercurea Ciuc tatsächlich nur den Kreisverkehr, das Hotel und einen Minimarkt kennengelernt. Die Fahrt auf leerer Straße durch die blühenden Berglandschaften war herrlich. Auch das Autofahren macht mit Sonne viel mehr Spaß. Erst hatten wir eine gut ausgebaute Hauptstraße bis Vlahita.

Es wurde oben in den Bergen wieder skandinavisch!

Dann ging es auf einer Nebenstrecke, die zwar abschnittsweise übel, im großen und ganzen aber auch gut in Schuss war, über Lueta, Meresti südwärts. Dabei rückten die schneebedeckten Berge des Karpaten Südbogens, des Fagaras-Gebirges immer näher. Dabei handelt es sich um die höchsten Berge Rumäniens. Diese Berge sollten wir heute nicht mehr aus den Augen verlieren... Zwischen Meresti und Craciunel mussten einfach paar Fotos gemacht werden.

Blühende Landschaften am Wegesrand.

Die schneebedeckten Transsilvanischen Alpen (ja, das ist jetzt der dritte Name für dieses Gebirge *g*) werden immer präsenter. Das Gehöft im Vordergrund war übrigens der Volksgruppe zuzuordnen, deren Name in Deutschland nur im Zusammenhang mit Schnitzeln und Soßen genannt werden darf.

Ok, sowas kann einem überall auf dem Lande passieren...

Bei Homorod stießen wir auf die Magistrale Budapest - Arad - Bukarest. Dort im Bf Rupea stand ein Güterzug angebügelt in Richtung Südosten. Wir fanden eine schöne Zweirichtungsstelle ein Stück östlich und beschlossen, hier ein Stündchen Pause zu machen. So viel Zeit hatten wir noch auf den IR, den wir dann nachmittags auf der Piste Brasov - Sibiu umsetzen und als "Taxi" nutzen wollten. Ein Güterzug mit Lok vorn und hinten tauchte auf, war aber wolkentechnisch eher ein Reinfall. Ansonsten tat sich auf der Hauptstrecke nichts. Dafür setzte sich in der Ferne ein Krabbenkutter mit E-Wagen in Richtung einer abzweigenden Industriebahn in Bewegung. Der wäre klasse gekommen, wenn man das gewusst und entsprechend gestanden hätte.

Auf der Hauptstrecke jedoch Niente. Personenzüge fanden wir bis auf den Dacia auch keine im Programmheft, und der Dacia konnte sonstwann kommen. Eine Magistrale in Rumänien... Ok, man muss natürlich dazu sagen, dass heute Sonntag war. Der Dacia kam in unserem gesetzten Zeitfenster tatsächlich nicht. Allerdings war es gut gewartet zu haben, denn statt seiner kamen noch eine Personenwagen-Leerüberführung und ein privater Güterzug mit Nachschub.

Betreiben wir einfach mal etwas mittägliche Sichtungsfotografie. CFR kommt mit einem Lr durch.

Ein Güterzug kommt ostwärts vorüber, der vorn eine Lok im "twotoneblue" der Konstatin Grup...



... und hinten eine im Look von Transferoviar dran hat.

Um 12.40 ging es aber weiter. Hier hatte uns der Olt nun wieder, und an seinem linken Ufer fuhren wir zur Dieselstrecke nach Sercaia hinüber. Das war nun aber gar kein Vergnügen. Die Straße hatte nicht nur Schlaglöcher, sie war total hinüber. Zum Glück war kein Verkehr, denn man kurvte praktisch auf 25km Länge im Slalom um die Krater in der Straße herum. Zum Glück hatten wir genug Zeit eingeplant, denn der Schnitt dürfte bei 20 km/h gelegen haben. Meine Güte, hatte ich dem Auto gegenüber ein schlechtes Gewissen. Denn es ließ sich gar nicht vermeiden, in den einen oder anderen Krater hinein zu rutschen.

Doch auch die Kraterpiste brachte ständig den Blick auf die schneebedeckten Berge mit sich. Man durfte allerdings als Fahrer immer nur kurz in die Ferne schauen... Im Nachhinein kann dieser Straße DN1J von Hoghiz nach Sercaia das Prädikat "Mieseste Straße der Tour" ausgestellt werden, wobei ich da natürlich den Karrenweg vorgestern im Gebirge außen vor lasse. Der hatte nichts mit "Straße" zu tun.

Doch wir schafften es dicke rechtzeitig zum geplanten IR. Von Sercaia fuhren wir entlang der Strecke noch ein Stück gen Westen und fanden vor Mandra eine freie, aber so neben der Straße sicher nicht besonders phantasievolle Stelle. Egal. Die in der Luft kursierenden Wolkenfelder hielten sich fern und der schön lange Zug mit seiner herrlich individuell verzierten Lok passte gut.

Der IR 1621 Bucuresti - Timisoara hat den Karpaten-Ostbogen hinter sich gelassen und wird nun erstmal durch das weite Olttal rollen.

Wir setzten uns sogleich ins Auto und fuhren hinterher. Keine Ahnung, ob man so einen Schnellzug einholen kann. Bei uns fuhr er allerdings extremst langsam, was wohl an einer Brücke und einer Kurve gelegen haben mag. In der nächsten größeren Stadt Fagaras dauerte das Durchkommen natürlich etwas, doch der Zug hatte auch paar Minuten Aufenthalt. Er war hinter der Stadt immer noch etwa gleich weit vor uns wie vorher. Ein Taxifahrer, den wir überholten, gestikulierte wild wie wenn er fotografieren wolle. Fuhr er so langsam, weil er von einer Polizeikontrolle wusste? Wir blieben auf der Hut und deshalb nicht so schnell. Die nun folgenden Orte waren ziemlich kurz, so dass wir den Zug langsam aber sicher einholten. Beim Halt in Ucea hatten wir den IR vollends überholt und in Avrig einen satten 4 Min Vorsprung. Wir brauchten nun einen Abschnitt mit gutem Seitenlicht. Yannick hatte einen solchen ein Stück voraus auf der Karte entdeckt, äußerte dann aber seine Befürchtung, dass es sich vielleicht um einen unfotogenen Bahnhofsbereich handeln könne, denn dort war der Abzweigbahnhof Podu Olt. Uns stand mehr der Sinn nach Landschaft, deshalb steuerten wir etwas voreilig einen nicht ganz so passend geneigten Streckenabschnitt bei Rakovitsa an. Wieder eines dieser ursprünglichen Dörfer mit den Bänken draußen vor den Höfen. Außer verwunderten Blicken der alten, festlich gekleideten Landfrauen auf den Bänken brachte uns der Abstecher allerdings nichts ein. Die Straße endete als Sackgasse ein ganzes Stück vorm Gleis. Der Zug war weg, die Eile umsonst gewesen, da konnte ich mal paar Landschaftsaufnahmen in Rakovitsa und der abgehalfterten Werksiedlung Marsa machen - immer mit den schneebedeckten Bergen als Krönung.

Das Dorf Rakovitsa liegt zu Füßen der höchsten Berge Rumäniens.

"I'm the Arbiter, I know the score". An diese Zeile aus dem Musical Chess musste ich spontan bei der überdimensionierten Spielstandsanzeige denken, die mir hier vor den schneebedeckten Bergen irgendwie fremdartig vorkam.

Das potentielle Motiv für den verfolgten IR in der Einfahrt Podu Olt sahen wir auch noch. Statt befürchteter umfangreicher Gleisanlagen (ist ja immerhin ein wichtiger Abzweigbahnhof *g*) hätten wir ein Hauptmotiv mit den schneebedeckten Bergen der Transsilvanischen Alpen im Hintergrund gehabt. Das war extrem schade. Einmal mehr mussten wir uns sagen, dass dies nunmal eine Erkundungstour war. Nach dem Motto 'Das wär' Ihr Preis gewesen' konnten wir die Stelle noch als Nachschuss auf einen beschmierten Desiro umsetzen. Gaaanz großes Tennis!

Statt eines IR mit geschmückter 65 gibt es also nur einen Desiro. Das Geschmier am letzten Wagen konnte zum Glück durch die spitze Perspektive ausgeblendet werden.

So, das war nun nix. Wat nu? Uns interessierte das Olttal. Und damit meine ich nicht den bisher kennengelernten Teil des Flusslaufes, sondern das tief ins Gebirge eingeschnittene Tal, das ab hier in südlicher Richtung stramm Kurs auf die Donau nimmt, die allerdings von Podu Olt noch paar hundert Kilometer weg ist. In einer guten Stunde würde Verkehr sein. Ein Wochenend-IR nordwärts und ein Regio südwärts. Wir fuhren auf der stark befahrenen Nationalstraße 7 einfach mal kundschaftenderweise in das Tal hinein. Die Bahn verlief am anderen Ufer. Leider verhinderten Bäume an unserer Straße, Bäume am Flussufer und die verkrautete Vegetation der Bahnböschung zumeist den freien Blick rüber. Plötzlich waren drüben sogar Formsignale zu sehen. Da befand sich der völlig einsam gelegene Ausweichbahnhof Valea Marului. Der Bf ist Verkehrshalt und besitzt weit und breit keinen Straßenanschluss. Das Personal kommt nur per Zug zum Arbeitsplatz. Oder mit dem Boot... Im Laufe der Erkundung hatten wir dann doch Stellen für jede Richtung ausgemacht, die einen freien Blick ermöglichten. Für den Nordfahrer bauten wir uns am Ufer direkt gegenüber des Südesig Valea Marului auf. Uns war bewusst, dass die IR auf dieser Strecke als Desiro gefahren werden, doch hatten wir eine gewisse Hoffnung auf etwas anderes, da es sich um einen Wochenendverstärker handelte und im Kursbuch 'nur 2.Kl' stand. Nun, es kam leider ein Desiro.

Ein Wochenend-IR nähert sich dem einsamen Ausweichbahnhof Valea Marului.

Der Gegenzug konnte laut Umlaufplan im Prinzip alles vom Desiro über 82 bis zur 60 sein. Entsprechend groß war die Spannung, als wir an der für den Südfahrer entdeckten Stelle fast im Fluss standen. Die Schatten drohten bereits aus dem Fluss hinaus in Richtung Motivausschnitt zu wandern. Wo blieb der Zug denn nur? Die Kreuzung hatte in Valea Marului stattgefunden, wir hatten den Südfahrer aber nicht gesehen. Groß war die Freude, als eine 60 mit zwei Wagen auftauchte!

Unsere Befürchtung, dass wir uns eine vollkommen Desiro durchsetzte Gegend ausgesucht hatten, wurde zum Glück zerschlagen. Eine Topp-Wunschgarnitur aus Kutter und roten Wagen tauchte am Ufer des Olt auf.

Wir folgten dem Zug und konnten ihn nochmal auf der Oltbrücke bei Valea Fratelui und in der Einfahrt in den Bahnhof Caineni abpassen.

Etwas überraschend stehen die Weichen in der Einfahrt Caineni auf Ablenkung. Eine Kreuzung stand an!

Eigentlich wären wir auch noch weiter parallel gefahren. Aber etwas überraschend für uns war nun Kreuzung mit einem Nordfahrer, der ebenfalls aus einer 60 mit zwei Wagen bestand. Da wir eh im Raum Sibiu übernachten wollten, beschlossen wir kurzerhand, mit dem Nordfahrer wieder zurück zu fahren. Die Motive im Tal im alten Bf Rau Vadului und nochmal bei Valea Marului litten etwas unter Frontschatten bzw allgemeiner Schattenbildung.

Der Nordfahrer hat zwei blaue Wagen, also wohl die alte klassische Farbgebung.

Aber außerhalb des Tals konnten wir den Zug noch zweimal topp vor den schneebedeckten Bergen umsetzen. Einmal in der Einfahrt Podu Olt. Somit hatten wir das mit der 65 verpatzte Motiv heute doch noch gut hinbekommen. Zum zweiten erwischten wir den Zug nochmal in einer Panoramakurve nördlich von Talmaciu.

So klappte die Einfahrt nach Podu Olt mit den schneebedeckten Bergen doch noch mit richtigem Zug! Der Zug kommt allerdings diesmal von Süden. Die Brücke, über die heute Mittag der IR von Osten gekomen wäre, befindet sich links vom Busch.

Vorm Bahnhof Talmaciu hatten wir den Zug schon wieder. Allerdings kam nur noch der Beifahrer rechtzeigig raus. Erfreut über die Erfolge des Nachmittags gab es einen fröhlichen Gruß an den Lokführer.

Von unten sah das für mich nach überhaupt nichts aus, aber Yannick meinte, wir müssten unbedingt stoppen und die Böschung hochkraxeln. Er sollte recht behalten. Es tat sich eine Panoramakurve auf, in der wir den Zug vor der beeindruckenden Kulisse der höchsten Berge Rumäniens ablichten konnten: Mittig der zweithöchste, der Negoju (2535m), links der höchste, der Moldoveanu (2544m). Zwischen beiden Massiven führt die Transfogarasche Hochstraße bis auf 2042m Höhe über das Gebirge. Die muss auch irgendwann mal sein...

Mittlerweile war es 18.30 und wir waren hungrig und fototechnisch erstmal gut gesättigt. Am Kreisverkehr nördlich Talmaciu tankten wir erstmal und fuhren auf Hotelsuche nach Sibiu hinein. Doch irgendwie meinten wir beide, dass man draußen ja viel ruhiger wohnen könne und nahmen ein Zimmer in einem Hotel an besagtem Kreisverkehr. Warum nicht die Tradition fortsetzen, draußen am Kreisel vor den Toren der Stadt zu wohnen? Das Hotel hieß Hotel Vestem, so wie der Vorort Sibius, zu dem es gehörte. Nil vertritt ja die These, dass Hotels, die den Ortsnamen tragen, nix taugen. Aber dies war eine positive Ausnahme. Begrüßt wurden wir von Werbetafeln für Holsten Bier. Wir erhielten von der netten Dame am Empfang ein schönes Zimmer nach hinten raus - mit direktem Blick auf die Bahn und den Fotostandpunkt des letzten Fotos :-) Es gab auch ein Restaurant, wo ich Gulasch mit Maisbrei aß. Auch mal lecker!

Montag, 28.04.2014

Als wir beschlossen hatten, nach Sibiu zu fahren, dachten wir das Konzept zu haben, uns am heutigen Montag nochmal schön um das Olttal kümmern zu können. Natürlich war dieses vermeintliche Konzept auch durch die Wetterberichte gestützt worden, die zumindest bis Montag Nachmittag Sonne angekündigt hatten. Doch bereits gestern Abend zeichnete sich etwas ganz anderes ab. Eine Wettergrenze sollte genau über uns liegen. Natürlich nur im Norden schön, also nicht im Olttal. Das war ja schon wieder ganz großes Kino. Beim Aufwachen war es tatsächlich so. Während unser Hotel in der Sonne lag, begann praktisch mit den Bergen die Bewölkung, die schwer über den gestern noch leuchtenden Gipfeln lag. Für weiter nordwärts hatten wir nun gar kein Konzept. Da für das südlich gelegene Ramnicu Valcea allerdings doch wenigstens eine gewisse Sonnenchance angekündigt war, beschlossen wir, trotz allem wie geplant den Vormittagsbummel im Olttal zu verfolgen. Und wenn es nur zur Kundschaft für bessere Tage wäre. Noch vor unserer Abfahrt kam der Zug, leider diesmal mit 82 bespannt, am Hotel vorbei. Im besten Sonnenlicht... Wir fuhren gemütlich ins Tal rein und warteten den Zug am alten, verlassenen Bahnhof Rau Vadului ab. Heute ists nur noch ein Haltepunkt, doch die Bahnhofsanlagen, unter anderem ein mächtiger Lokschuppen, zeugen von verflossener größerer Bedeutung. Während der Wartezeit versuchte Yannick mich auf dem Smartphone vom Spiel 'Splashy Fish' zu überzeugen. Aber irgendwie muss ich da wohl ein hoffnungsloser Fall sein. Über vier oder fünf Punkte bin ich nicht hinausgekommen...

Da hatte ich sogar gerade zwei Punkte zusammen! :-)

Angesichts des fehlenden Sonnenlichts folgten wir dem Zug auf recht entspannte Weise. Vor Lotru wechselte die Bahn wieder auf die andere Flussseite. Zwischen Bahn und Straße ein Stausee, der über die Staumauer gequert werden konnte. Dort hinüber kam man direkt zum abseits gelegenen Bf Lotru, der von oben, von der Staumauerrampe, ganz schnuckelig aussah. Wir nutzten mal den Umstand des fehlenden Lichts, um 'unseren' Zug hier auch zu nehmen. Die Sonne wäre hier eher spitz und von der anderen Seite gekommen.

Die 82 zieht mit ihren zwei Wagen aus dem Bahnhof Lotru hinaus.

Weiter ging es südwärts. Der Himmel war ziemlich zu. Fotoambitionen hatten wir jetzt wirklich nicht mehr. Deshalb beschlossen wir, ein wenig zu kundschaften. Das Tal wurde nun richtig eng und schluchtartig. Die Felsen ragten senkrecht in die Höhe, die Straße führte teils aufgeständert im aufgestauten Fluss. Wir nutzten die nächste Brücke kurz vor Pausa und einen auf der anderen Flussseite talaufwärts führenden Weg nordwärts bis zu den Felsen. Die Bahn war hier sogar zweigleisig durch die Felsen gesprengt worden. Die Zweigleisigkeit muss die Bahn wohl der Energiegesellschaft beim Bau des Stausees rausgekitzelt haben. Auch der Weg führte durch einzelne Tunnel, möglicherweise von der alten Streckenführung. Andere Tunnelportale der alten Streckenführung ragten nur noch halb aus dem Wasser. Eingerahmt von den Felstürmen folgte nun der Haltepunkt Manastirea Turnu. Ein Motiv für Südfahrer um die Mittagszeit. Die Strecke war zwischen den Gleisen so zugewuchert, dass man Züge auf dem östlichen Gleis nur östlich der Gleise stehend und Südfahrer nur westlich der Gleise stehend umsetzen konnte. Der Hp gehörte, wie der Name schon sagte, zu einem einsamen Kloster, dessen schöner Altbau sich wunderschön an die Felsen schmiegte. Das Gesamtbild wurde allerdings durch einen Neubau beherrscht, der dem Stil des Altbaus einfach nicht gerecht wurde.

Richtig felsig und eng wird es südlich von Lotru. Ein Nordfahrer erreicht gerade den Kloster-Hp Manastirea Turnu. Das Kloster befindet sich rechts von uns.

Weiter südwärts. Wir blieben zusammen mit der Bahn auf der Ostseite des Flusses. Der Bahnhof Daesti gefiel aufgrund seiner Lage am Flussufer / Stausee. Die Anlagen des Bahnhofs mit einer rott aussehenden Abfüllstation für Kesselwagen und abgestellten, zuwuchernden Reisezugwagen ließen auf eine ehemals größere Bedeutung des Bahnhofs schließen. Hier sollte fototechnisch mit dem Südfahrer was gehen. Ein Stück weiter entdeckten wir eine schöne Brückenausfahrt aus der Oltbrücke für Nordfahrer morgens. Langsam näherten wir uns Ramnicu Valcea. Unsere Hoffnung war, hier den Malaxa zu sehen, der laut Umlaufplan hier stehen müsste. Durch das Gewusel der gar nicht mal so kleinen Stadt fanden wir den Weg dorthin. Doch ein Malaxa stand nicht da. Dafür wurden gerade zwei 82er umrangiert, als wir im Regen vor der Schranke standen. Faszinierend, wie die Leute sich über den geschlossenen Bahnübergang ergossen, während mittendrin die Weichenwärterin stand und Rangiersignale gab.

Der Menschenstrom lässt sich nur widerwillig durch die rangierende 82 aufhalten.

Der Bahnhof wurde irgendwie umgebaut, es war laut und hektisch, wir hatten Hunger und wollten diese Stadt schnell wieder verlassen. Im felsigen Teil des Tals hatten wir Grillrestaurants gesehen. Eines davon sollte es jetzt sein. Im Zielgebiet angekommen machten einige Etablissements dann aber doch einen geschlossenen Eindruck. Statt dessen boten auf den Parkplätzen einige aufgebrezelte Damen ihren Dienst an. Wir fanden in Lotru ein nettes Restaurant, wo es für uns den großen Grillteller gab. Die Leber wurde abbestellt und von der Wirtschaft durch paar extra Mititei ersetzt, klasse! Wir hatten Glück, so rechtzeitig dagewesen zu sein, denn während wir speisten wurden die anderen Tische für eine größere Gesellschaft eingedeckt.

Es blieb bedeckt. Wir stellten uns um kurz nach 1 einfach Stück weiter in Lotru an den Staudamm mit Blick auf den Bahnhof und schauten mal, was so anlag. Oder hielten einfach Siesta. Um 14.19 kam eine 82 mit zwei Wägelchen südwärts durch. Besonders gespannt waren wir aber auf die Regio-Wendung eine Stunde später. Dem Umlaufplan zufolge müsste das der Malaxa sein, der vorhin aber nicht in Ramnicu Valcea gestanden hatte. Würden wir jetzt den ersten Malaxa des Urlaubs zu sehen bekommen oder nicht? Als es endlich so weit war, stellten wir uns einfach mal für ein Trübwetterbild auf. Für das Ossomböh aus Schranke, Signal und Weichenwärterbude konnte es nur einen passenden Zug geben: Einen einteiligen Malaxa. Wir glaubten nicht dran, bis es hinter den Büschen von der Einfahrweiche her 'damm ---- damm' machte. Wenn das nicht die erhofften zwei Achsen waren...

Vor Jahren beherrschten sie die Rumänien-Reiseberichte, auf unserer Tour sind Malaxas zur absoluten Rarität geworden. Aber die Planleistung im Olttal wird noch gefahren! R 2437 fährt nach Lotru ein und wird hier nach kurzer Wende sofort zurück nach Piatra Olt (nein, nicht Podu Olt; die KBS 201 führt von Podu Olt im Norden nach Piatra Olt im Süden!) fahren.

Yannick war so begeistert von dem alten Triebwägelchen, dass er bis zum Klosterbahnhof mitfahren wollte. Ich sollte dann mit dem Auto hinterher. Der Tf war total begeistert von unserer Begeisterung (sprach auch etwas englisch), der Schaffner dachte, Yannick soll ins Kloster und der Stationsvorsteher fand das auch alles gut. Ein Ticket sollte Yannick aber trotz heftiger Bitten von niemandem der Beteiligten verkauft bekommen. Klosterschüler fahren gratis ;-) Dafür gab es nach der Fahrt Verabschiedung per Handschlag und vom Schaffner die Wegbeschreibung zum Kloster.

Und ab geht's für den Klosterexpress ;-)

So versuchte ich also die Wettfahrt mit dem kleinen Schienenveteranen und verlor diese schmählich. Und das nicht nur wegen der Baustelle mit einspuriger Betriebsführung... Als ich Yannick wieder aufgegabelt hatte, traten wir die Heimreise an. Aber wieder kamen wir nicht weiter als Lotru. Die Schranke war geschlossen! Zwar hatten wir beobachtet, dass die Schranke gern schon 15 Min vor Zugfahrt geschlossen wird, aber im Laufe der nächsten halben Stunde stand kein Planzug an. Wir wollten wissen, ob hier auch Güterzüge fahren. Dann war es aber nur ein Skl mit paar Anhängern, der den Bahnhof verließ. Es sah allerdings fast so aus, als ob er auch paar Fahrgäste geladen hätte. Jedenfalls umklammerten sich auf der Ladefläche ein Mann und eine Frau, um sich Halt zu verschaffen.

Wir fuhren weiter. Die nächste Fahrtunterbrechung verschuldete eine heute bislang gänzlich unbekannte Naturerscheinung: Sonne! Und der in Caineni beginnende Bummelzug wurde in Kürze auf der Oltbrücke bei Valea Fratelui erwartet. Auch mit dem Wissen, dass da nur ein Desiro kommen würde, versuchten wir eine Baumlücke an der Straße zu finden, die einen freien Blick auf die Brücke ermöglichen würde. Das klappte, und für den Desiro erstrahlte die Brücke tatsächlich in der Sonne. Das 'tägliche Sonnenbild' hatte geklappt!

Ein kurzer Sonnenspot erfasst den Desiro auf der Oltbrücke von Valea Fratelui. Während sonst von uns im engen Olttal nur die IR als Desiro beobachtet wurden, war auch dieser Bummelzug im Desiroplan enthalten.

Von gestern wussten wir ja, dass der Desiro mit einem Lokbespannten am Bahnhof der Einsamkeit Stück aufwärts am Fluss kreuzt und dieser widerum in Caineni mit einem lokbespannten Nordfahrer. Die Wolken rissen etwas auf. Für den Südfahrer ging es nochmal zu dem alten Lokschuppen des verflossenen Bahnhofs Rau Vadului. Das Licht kam zwei Minuten nach Zugdurchfahrt voll raus.

Der Nachmittagsbummel ist wieder mit 62 bespannt, hier beim alten Lokschuppen von Rau Vadului.

In der Hoffnung auf einen Sonnenspot während des zehnminütigen Kreuzungsaufenthaltes in Caineni fuhren wir dorthin, aber das klappte nicht. Dafür stellten wir fest, dass der Reifen unseres Autos hinten rechts etwas luftlos wirkte, wenn auch nicht platt.

Wir machen heute vor Schlechtwetterbildern keinen Halt :-)
Kreuzungssituation in Caineni.

Wir fuhren dem Nordfahrer hinterher, der heute allerdings von einer 82 gezogen wurde. Bis zur Oltbrücke holten wir ihn nicht mehr ein, aber da war 'zum Glück' auch gerade kein Licht gewesen. Gestern hatten wir kurz vor Sibiu den schönen Hp Vestem von der Schnellstraße aus gesehen. Dort wollten wir uns den Zug nochmal geben, bevor wir uns um den Reifendruck kümmerten. Der Hp sah wunderbar in der Abendsonne aus! Neben dem EG die weißen Blühbüsche, herrlich! Eine Wolkengrenze hielt sich tapfer stationär 100m hinter der Station. Der Zug ging im Bestlicht!

Es ist unglaublich, wie solch ein hübsches, voll ausgeleuchtetes Motivarrangement einem die Laune anheben kann. Der Bummler hält an der Halta Vestem.

Am Kreisel mit unserem Hotel versuchten wir nun Luftpustegeräte für den Reifen zu finden. Gab es aber an allen drei hier gelegenen Tanken nicht. Dann die Erleuchtung: Der Vulkanizer drüben sollte helfen können! Das konnte er dann auch. Die Dienstleistung kostete 1 Leu. Mit frisch gestärktem Reifen waren wir uns einig, dass doch noch zu viel Sonne sei, um ins Hotel zu gehen. Um 19.47 sollte ein Malaxa in Podu Olt ankommen. Auf dem Weg nach Podu Olt kamen uns noch zwei Desiros entgegen, die wir in Talmaciu mitnahmen.

Auf der KBS 200 war es umgekehrt zur 201: Die Schnellzüge bestanden aus lokbespannten Garnituren, die Regions waren Desiros. Ein solcher aus Brasov hat in Podu Olt eine Garnitur stehen lassen, die sich mit einem IR von Sibiu ins enge Olttal vereinigen wird, und kommt nunmehr solo vor den Felsen von Talmaciu über die Cibin-Brücke angerollt.

In der Siedlung, in der wir da am Rand von Talmaciu gewartet hatten, liefen die Männer, egal welcher Altersgruppe, mit breitkrempigen Cowboyhüten rum. Gerade wenn sie mit Pferd und Wagen unterwegs waren, kam man sich auch angesichts der Felskulisse wie im Wilden Westen vor. Auf den Malaxa selbst warteten wir nun allerdings nicht mehr. Die Sonne stand für die letzten potentiellen Standpunkte zu niedrig und versank auch in den Wolken, die im Westen immer noch sehr präsent waren. Langsam konnte man auch zum Abendessen schreiten. Der Hunger meldete sich zurück. Ich nahm nochmal Gulasch und Maisbrei.

Rumänisches Gulasch mit Maisbrei und nett dekoriertem Spiegelei gab es im Hotel Vestem. Ja, Handybilder sind nicht so meine Stärke ;-)

Dienstag, 29.04.2014

Es war abends losgegangen, dieses Rauschen vorm Fenster, und regnete dann die ganze Nacht hindurch. Es prasselte nur so auf das Dach unseres Hotels. Aber morgens, als die Aufstehzeit ran war, hatte der Regen aufgehört. In der Ferne, so im Südosten, waren sogar einige klare blaue Flächen am Himmel auszumachen. Das entsprach genau der Wettervorhersage, die für die das Olttal begrenzenden Orte Sibiu und Rimnicu Valcea am Vormittag ca 50% Sonne versprach. Dumm war nur, dass von den Aufhellungen nach dem Frühstück nichts mehr zu sehen war. Der Zug Richtung Olttal war heute mit einer 60 bespannt. Wir beschlossen, nochmal ins Olttal bis zum Lokschuppen zu fahren und dort die Lage zu checken. Weiterfahrt nur, wenn dort Sonnenchancen erkennbar wären. Nun, das waren sie nicht wirklich. Wir ließen das Auto von einer Schafherde polieren, der Schäfer machte paar Witzchen mit uns und trieb seine riesige Herde, zu der auch Ziegen und Esel gehörten, nach Zugdurchfahrt über die Gleise.

Eine riesige Schafherde verhindert zunächst etwas unsere Bewegungsmöglichkeiten.

Irgendwie war der Himmel trotz minimaler Aufhellungen zu dicht. Wir hatten darauf einfach keinen Bock mehr. Ab ins Auto und hinter Vestem auf die Autobahn! Bloß westwärts fahren, dort sollte man nachmittags 'nur' das Quellwolkenproblem haben. Somit waren wir sicher die ersten Rumänientouristen, die von Sibiu (engl Hörmäntown *g*) mal wieder nur den Kreisverkehr draußen vor den Toren der Stadt kennengelernt haben. Aber wir hatten halt unsere Prioritäten... Die Autobahn war schon erstaunlich weit! Außer über die Passhöhe rund um Miercurea Sibiului führte sie durchgehend vom Ostrand Sibius bis Deva. Da hatten wir gar nicht mit gerechnet. Als vor Sebes, wo man sich Richtung Cluj oder Arad entscheiden musste, noch immer keine Spur von Aufhellungen am Himmel auszumachen waren, war die Laune am Boden. Yannick schlief gerade tief und fest, die WhatsApp-Nacht hat ihre Spuren hinterlassen *g*. Ich erstmal von der Autobahn runter und einen Rasthof angesteuert. Natürlich hatten direkt vor mir auch drei Zirkus-Trucks mit Anhängern dieselbe Idee und versperrten erstmal großzügig die ganze Zufahrt. Irgendwann standen wir aber doch im WLAN-Lüftchen, das vom Restaurant rüberwehte. Das erweckte natürlich auch bei Yannick die Lebensgeister. Wobei ich zu Protokoll gebe, dass das WhatsApp Dingen in der Tasche blieb. Der Satellitenfilm machte allerdings Hoffnung. Rechtzeitig vor Arad würden wir die geschlossene Bewölkung verlassen, nur mit Quellwolken und Gewittern war zu rechnen.

Ok, das machte Mut, also weiter gen Arad. Wir lagen genau richtig in der Zeit, um einen der letzten 1000er Malaxa auf der Strecke von Chisineu-Cris nach Arad fotografieren zu können, eine der wenigen Leistungen ohne Fahrdraht. Am Ende der Autobahn standen noch rund 150km Landstraße an. Doch ich war positiv überrascht, wie zügig man trotz starkem LKW Verkehr voran kam. Wenn doch die LKWs in Deutschland auch so zügig unterwegs wären. Und es fehlten einfach die Nädelifahrer und gutmenschelnden Bremser, die von den LKWs immer nur schlecht bis gar nicht überholt werden können. Dass die ganze Karawane sich auch durch die Ortschaften mit 70-80km/h bewegte, mag man kritisch beäugen, aber wir taten nen Deubel, die Leute hinter uns auszubremsen. Bullenfänger hatten wir ja genug vor uns. So tauchten gegen 13 Uhr die ersten Masten einer längst verflossenen Arader Überlandstraßenbahn Strecke am Straßenrand auf. Bald hing sogar Strippe an den Masten, dann lag darunter sogar ein Gleis. Wir hatten mit Blick auf den Gleiszustand und dessen Überwucherung gerade gesagt 'Hier fährt nichts mehr', da tauchte vor uns ein gelbes Strab Fahrzeug auf. Die wendete allerdings gerade an einem Gleisdreieck. Ab dort sah das Gleis auch befahrbar aus.

Und noch etwas hatte sich getan: Mehr und mehr war nun die Sonne rausgekommen. Zwar sprachen die Quellwolkentürme vor uns gewiss nicht von stressfreiem Arbeiten, aber eine reelle Sonnenchance von vielleicht 40% sollte noch sein. Über eine Umfahrungsstraße ging es jetzt nordwärts an Arad vorbei. Hier lernten wir das erste Mal kennen, wie ein kleiner BÜ praktisch das gesamte öffentliche Leben einer Stadt lahmlegen kann. Kurz vor uns begannen die zwei roten Lichter diskret abwechselnd aufzuleuchten, dazu diese weniger diskrete durchdringende Sirene. Wir hielten an, vor uns zwei Autos. In der Gegenrichtung wollten die ersten PKW gleich weiterfahren, bekamen aber einen Anschiss von der Besatzung eines Turmtriebwagens, der neben dem BÜ auf dem einen Gleis am arbeiten war. Also wurde brav gewartet. Und gewartet. Und gewartet. Es tat sich praktisch gar nichts. Hatte der Arbeitswagen den BÜ versehentlich eingeschaltet? Endlich - - - nach rund 5 Minuten - - - gab es eine Bewegung auf der Schiene: Der Arbeitswagen bewegte sich nämlich vom BÜ weg zum nächsten Mastenpaar. Endlich konnten die Autos machen, was sie - in meinen Augen bei dieser unsinnigen Schließzeit vollkommen zu recht - immer machen, nämlich Blinklicht und Sirene ignorieren, vorsichtig schauen und weiterfahren. Wir konnten da natürlich nicht im Wege stehen bleiben... Ein Zug war auf der schnurgeraden Strecke ganz am Horizont erahnbar.

In dem Gewerbegebiet, das sich auf der anderen Seite anschloss, gab es nun keinen Straßenzug mehr, in dem sich nicht die Autos stapelten. Das ganze Gebiet stand. In der Gegenrichtung jedenfalls... Die Straße nach Chisineu Cris war nun richtig übel voll. Hinter einem LKW der Spedition Duvenbeck zottelten wir aus Arads Dunstkreis hinaus. Hinter Simand sahen wir ihn dann das erste Mal durch die Felder bummeln: Es war tatsächlich ein Malaxa1000. Entgegen aller Befürchtungen stehen diese formschönen Fahrzeuge also tatsächlich noch immer im Einsatz. Na ja, über das blaue Farbkleid lässt sich streiten. Zum Bahnhof von Chisinau-Cris mussten wir einmal durch den ganzen Ort durch. Aber der Einsatz hat sich gelohnt. Ein kleiner Sonnenspot ermöglichte kurzzeitig das Foto des wendenden Triebwagens.

Der Malaxa1000 wendet im Bf Chisineu Cris zur Rückfahrt nach Arad.

Nun fuhren wir so zügig, wie es die Straße erlaubte, dem Malaxa voraus. Dabei galt unser Blick nicht nur den wenigen geeigneten Fotomöglichkeiten an dieser wirklich motivlosen Piste, sondern auch und vor allem den Wolken. An der Südausfahrt aus dem Bf Nadab war es ein richtiger Nervenkitzel. Die Wolken hatten das Motiv (ha ha, welches Motiv?) schon ereilt, doch ein kleines Wolkenloch warf noch einen Spot auf den Zug. Etwas entspannter ging es am BÜ zwischen Nadab und Simand zu.

Und nochmal am BÜ vor Simand.

Der Fototermin in Zimandu Nou fiel wegen Wolke aus. Eine letzte Möglichkeit erhofften wir uns am BÜ Centura am nördlichen Ortsrand von Arad. Aber der dortige BÜ muss wohl auch schon zehn Minuten an gewesen sein, jedenfalls kamen wir einen gefühlten km vorm BÜ zu stehen. Von dort ging allerdings ein Seitschuss vor dem örtlichen Kohlekraftwerk. Doch was war das? Erstmals sahen wir die Ostseite des Malaxa. Und die war übel beschmiert. Da hatten wir bis jetzt wirklich Glück gehabt!

Und nochmal die andere Seite kurz vor Arad...

Irgendwie sagte uns diese flache Gegend nicht zu. Wir beschlossen, die restlichen Nächte in Oradea zu verbringen, denn für dort waren deutlich mehr Sonnenstunden angekündigt als für Timi, auch wenn uns da unten die Malaxas und Ferkelchen natürlich interessiert hätten. Aber ehrlich gesagt waren wir auch mit dem Thema Apuseni-Bahn (Oradea - Cluj) gedanklich noch nicht ganz durch. Also ging es die mittlerweile bekannte Straße wieder hoch. Am BÜ in Zimandu Nou hielten wir an, um eine Caravelle mitzunehmen, die aber nicht kam. Ganz umsonst war der Halt dort aber nicht, wurden doch direkt am BÜ frisch zubereitete Langos verkauft, fettige, in Öl gebackene Teigfladen. Wir nahmen mit Schokolade. Das war das einzige, was wir verstanden...

Durch heftige Regengüsse ging es auf nun leerer werdender Straße weiter gen Oradea. Vor uns eine sagenhafte schwarze Wolkenwand, immer wieder tolle Stimmungen. Ein Bahnfoto bekamen wir allerdings nicht mehr hin. In der Ferne zuckten die Blitze. Einen BÜ vor Oradea steuerten wir nochmal an, aber die Bahn war völlig zugewuchert.

Gewittrige Gegend kurz vor Oraea.

In Oradea entschieden wir uns gegen Hotel Bulevard, vor allem wegen des bereits um 19 Uhr schließenden Restaurants. Und das Hundegebell war schon heftig gewesen. Auf der Südumgehung fuhren wir ostwärts. Wir fanden unser Hotel wieder - Ihr habt es sicher schon erraten - am Kreisel, draußen vor den Toren der Stadt. Es hieß Hotel Transit und war wohl wirklich in erster Linie für Leute, die auf der Durchreise waren. Aber es machte nen guten Eindruck, das Personal war sehr freundlich, und es lag natürlich verkehrsgünstig. Der Preis lag mit 190 Lei eher im oberen Niveau. Aber dann ging es los: Inklusive waren natürlich Frühstück, dann drei Getränke aus der Minibar, die die freundliche Empfangsdame uns gleich auf den Thresen knallte, und ein 50 Lei Gutschein für das Abendessen im Hotelrestaurant. Da hatten wir keine weiteren Fragen mehr...

Es war nun 18 Uhr. Nach etwas relaxen ging es zu Tisch. Ich aß Piept (Hähnchenbrust) mit caramelisierten Äppeln, Reis und Salat. Bei Yannick gab es sogar ein Steak. Und als Bier erstmals Ursus, was im DSO Auslandsforum ja immer so gelobt wird. Der Kellner war eine altehrwürdige Erscheinung mit beeindruckendem Schnurrbart und sprach sogar etwas englisch und deutsch. Sehr nett!

Zum Nachtisch gab es Tiramisu mit Löffelbiskuit.

Mittwoch, 30.04.2014

Und auch heute wachte man mal wieder bei fast voll bewölktem Himmel auf. Die Wetterberichte hatten sich von gestern zu heute um fünf Sonnenstunden nach unten korrigiert. Der Satellitenfilm zeigte ganz Rumänien außer den äußersten Nordosten unter einer weißen Pampe. Aber für eine kleine Spritztour nach Iasi ist Oradea vielleicht nicht der geeignetste Aufenthaltsort... Die nächsten klaren Abschnitte waren weit in Ungarn auszumachen. Na ja, die verbleibenen zwei Tage würden wir schon herumkriegen.

Als ersten Programmpunkt hatten wir uns ausgedacht, dass man mal die Nebenbahn nach Cheresig, einem Prellbock in den Sümpfen kurz vor der ungarischen Grenze, auskundschaften könnte. Eine Caravelle, die uns entgegen kam, konnten wir sogar im Halblicht mit interessanter Fabrikkulisse in Palota umsetzen.

Heute hat eine weißgrüne Caravelle Dienst - hier mit Fabrikkulisse an der Halta Palota.

Weitere schöne Motive bot eine Kanalvorbeifahrt im Ortsbereich von Toboliu. Das wollten wir gern die Tage nochmal haben! Der Hp Cheresig liegt vollkommen einsam in den Grenzsümpfen. Es gibt aber eine kleine provisorische Zug-Tankstelle dort.

Hinterm Kanal beginnt die Weite. Bauern auf dem Weg zu ihrem Arbeitsplatz.

Danach hatten wir erstmal zu tun. Die Auto-Tanke stand an, und bei der Gelegenheit haben wir hinten rechts auch nochmal etwas Luft nachgekippt. Dann ging es weiter zum Bahnhof. Für 1 Leu Parkgebühr konnten wir die Karre dort abstellen und uns um die Reservierung des Zuges zur Rückfahrt kümmern. Am internationalen Schalter wurde zwar weder englisch noch deutsch gesprochen, doch hatte ich einen Zettel vorbereitet. Nur dass wir keine Fahrkarte benötigten, verstand sie erst nicht. 200 Lei wollte sie für 2x Budapest. Ok, das zahlt man vielleicht in Skandinavien durchaus mal für die Reservierung irgendeines Premienproduktes. Aber hier? Yannick riss schnell das Geld wieder aus der Schale, das ich schon reingelegt hatte. Er hatte recht, das konnte nicht stimmen. Ok, also nur Reservierung. Dann wollte sie jetzt aber unsere Fahrscheine sehen. Zum Glück hatten wir alles dabei. Der Preis von 27 Lei kam uns dann schon passender vor.

Das hatten wir nun also auch. Da wurde es ganz klar Zeit für eine schöne Belohnung. Zeit fürs Mittagessen. Weil die Gastronomie in Oradea ja irgendwie nicht so richtig präsent ist, fuhren wir die Straße ein Stück südwärts zum Motel Orizont in Gepiu, wo wir richtig lecker essen konnten. Ich nahm Schweinefilet, überbacken mit Käse und Schinken. Dazu gab es Maispüree. Yannick war mit seinen Steaks auch sehr zufrieden.

Leckeres Mittagessen im Motel Orizont in Gepiu.

Während des Essens wurde es tief im Westen, über Ungarn, immer blauer am Himmel. Der Satellitenfilm sah die Wolkengrenze nun auch fast schon über der Landesgrenze. Vor allem von Norden schob sich Blau heran. Das machte ja direkt Hoffnung. Wir sahen im Fahrplan, dass auf der Strecke von Oradea nordwärts auch deutlich mehr Verkehr sei als auf der Piste nach Arad. Ein Zug mit 60 und rumänischen plus ungarischen Wagen sollte um 14 Uhr Sacuieni südwärts verlassen. Der sollte es sein. Tatsächlich verließen wir hinter Oradea mehr und mehr den Wolkenbereich und bekamen von der Fuhre Sonnenbilder zwischen Cadia und Diosig und nochmal zwischen Diosig und Rosiori hin. Motivlich konnte man von der Gegend allerdings nicht viel erwarten...

R 6814 mit direkten Wagen von Debrecen vor...

...und hinter Diosig. Flach ist das Land, dünn die Motive.

Nun sollten erstmal zwei Caravellen von der Nebenbahn aus Richtung Marghita kommen. Den ersten wollten wir vor Diosig nehmen, doch da war Wolke. Für den zweiten fuhren wir an die Nebenbahn raus. Die Straße nach Marghita führte durch wunderschönste menschenleere Hügellandschaft. Mal wurde ein Waldstück durchfahren, ansonsten offene Feldmark. Ich fühlte mich nach MeckPomm versetzt. Es herrschte wenig Verkehr. Die Bahn nahm allerdings einen ganz anderen Weg. Wir kreuzten die Bahn in einem kleinen Moränen(?)tal, wo sich die allerliebst gelegene Betriebsstelle Bolcas befand. Ein Bahnhof war's nicht mehr, aber ein einsamer Schrankenwärter tat hier noch seinen Dienst. Er muss teils sehr lange auf Züge warten. Fotografisch war uns das zu zugewuchert. Dasselbe traf auch auf eine Stelle vor Sacuieni zu, so dass wir letztendlich die Fuhre im Gleisdreieck von Sacuieni Bihor abpassten. Die Caravelle umfuhr den Bahnhof in Richtung Oradea und hielt nur an einem Hp im Gleisdreieck, der in keinem Fahrplan auftauchte.

Aus Richtung Nebenbahn biegt die Caravelle im Gleisdreieck Sicuieni südwärts ab.

Dann war auch bald wieder Zeit für einen 'richtigen' Zug. Ein nordfahrender Bummelzug stand an. Im Bf Sacuieni war das Licht für Nordfahrer schon weit genug rum. Hier konnten wir schön die 60 mit ihrem langen Zug umsetzen. Ein Bild mit dem EG bei der Einfahrt scheiterte schlicht daran, dass der Zug viel zu früh und hinter einer störenden Tafel anhielt. Aber die Ausfahrt kam gut.

Abfahrt aus dem Bf Sacuieni Bihor. Der Kutter gibt alles :-)

Dass das alles mit Sonne ging, war an diesem Nachmittag nicht selbstverständlich. Wir befanden uns in einem stationär relativ sonnigen Abschnitt, zwischen der noch nicht weit abgezogenen Bewölkung und den Quellwolken im Nordwesten. Zwei Züge von Norden standen als nächstes an. Und der wolkenfreieste Abschnitt befand sich nördlich von hier. Dummerweise war die Gegend straßenmäßig aber nur mit Riiiiesenbogen über Valea lui Mihai zu erreichen. Für den ersten Zug, einen 614, war das zu knapp. In Valea mussten wir ihn am BÜ im besten Abendlicht vorbeiziehen lassen. Auf der folgenden, nicht wirklich parallel verlaufenden Straße verzettelten wir uns einfach, zumal die herrliche Asphaltfahrbahn vor dem letzten Dorf und potentiellen Motiven plötzlich in eine Kraterpiste überging. Deshalb suchten wir uns in Ruhe ein Motiv für den bald folgenden Nachtzug aus Satu Mare. Dieser klappte dann gerade noch bei Simian, bevor der im Westen stehende Schlonz sich das Sonnenlicht zurückholte.

Der Nachtzug aus Satu Mare hat Valea lui Mihai verlassen und nimmt bei Simian Kurs auf Sacuieni.

Gemütlich ging es über relativ leere Straßen nach Oradea zurück. Dass die Sonne da hinten im ungarischen Wolkenmodder versunken war, störte uns gar nicht. Wir waren beide heftig am Schnufen und ich fühlte mich, als wenn ein Fieber im Anzug sei. Wir waren froh, bald wieder im Hotel sein zu können. Dort gab es Mititai, fünf für mich, sechs für Yannick. Mit Beilagen natürlich. Die Rechnung belief sich auf 7,50 Lei, weil wieder 50 vom Rechnungsbetrag im Zimmerpreis enthalten waren. Die Minibar war auch wieder aufgefüllt worden. Heute ging es früh ins Bett... Würde morgen nochmal verstärkt die Sonne scheinen, wie es die Vorhersagen orakelten? Ehrlich gesagt, so wirklich überzeugt waren wir davon nicht...

Donnerstag, 01.05.2014 (Maifeiertag)

Irgendwann in der Nacht, der Schnupfen hielt mich gerade wach, erhob sich lautes Getröte unweit des Hotels, und das markane, rasselnde Drehzahlerhöhen eines 614 war zu vernehmen. Der Frühzug nach Baile Felix. Es gibt Geräusche, die vergisst man nie. Danach konnte ich wieder gut schlafen ;-)

Für einen Tag mit angekündigten neun Sonnenstunden fing die Geschichte äußerst bewölkt an. Allerdings zeigten sich Risse in den Wolken, und als wir nach dem Frühstück losfahren wollten, traten wir in ganz ordentlichen Sonnenschein hinaus. Das Blau überwog nun. Wir waren bester Dinge, heute im Apusenigebirge nochmal bischen was reißen zu können. Tja, das waren nun alles gute Bedingungen. Was konnte also schiefgehen? Ich sag nur: 'Hinten rechts'. Der rechte Hinterreifen war heute Morgen nicht nur bischen luftverlustig, sondern vollkommen platt! Da half kein Beschönigen...

Gerade hatte ich schon die Hotline Nummer von Sixt ins Telefon eingegeben, da setzte eine phantastische Welle rumänischer Hilfsbereitschaft, eine regelrechte 'Hilfsmaschinerie', ein. Unser platter Reifen war bereits dem Meister des hinterm Hotel liegenden LKW Abstell- und Wartungsgeländes aufgefallen. Er kam als erstes mit dem Angebot auf uns zu, den Reifen aufzupumpen. Wir nahmen das erstmal dankend an, wussten aber, dass das keine endgültige Lösung des Problems mehr sein konnte, nachdem der Reifen innerhalb 12 Stunden völlig platt geworden war. Das bestätigte er dann auch anhand seines Manometers, dessen Zeiger kaum wahrnehmbar, aber doch kontinuierlich nach unten glitt. Er kannte aber in der Nähe einen 24h offenen Vulkanizer. Als ich ihm die Karte gab, um mir zeigen zu lassen, wo der ist, hatte er eine andere Idee. Der Chef unseres Hotels spräche englisch und könne uns die Werkstatt zeigen. Als wir in die Hotelhalle kamen, kam der Chef gerade die Wendeltreppe aus seinem Büro runter. Nach Unterrichtung durch den Meister war er sogleich bereit, mit seinem Wagen zum Vulkanizer vor uns her zu fahren. Dort angekommen informierte er sogleich die Jungs in der Werkstatt über unser Malheur. Er hatte noch nicht ganz zuende gesprochen, da war unser Auto schon aufgebockt und das Rad in der Werkstatt. Wir unterhielten uns derweil mit dem Hotelchef über Rumänien, unseren Urlaub und sehenswerte Höhlen in der Umgebung. Er fuhr sogar nochmal zum Hotel zurück und brachte uns Prospekte in die Werkstatt. Dort hatte uns derweil der Meister den Nagel präsentiert, der im Reifen gesteckt hatte. Nun noch das Loch verkleben, Reifen auf die Felge, mit einem Knall war dieser aufgepumpt, auswuchten, draufschrauben. Wir konnten fahren. Von Feststellung des Platten bis jetzt hatte die Aktion keine Dreiviertelstunde gedauert. Wir waren begeistert! Wie kommen wir in Deutschland eigentlich ohne Vulkanizer aus?

Der Yeti musste in die Werkstatt...

Wir konnten sogar noch unser erstes Tagesziel schaffen, nämlich den IR nach Iasi irgendwo im Tal bei Negreni. Also auf! Doch hatten wir da die Rechnung ohne den extrem starken Feiertagsverkehr gemacht. Die Straße war voll! Eine endlose Blechkarawane, die in den Ortsdurchfahrten regelrecht ins Stocken geriet. So trafen wir exakt zeitgleich mit dem Zug in Piatra Craiului ein, wo wir das erste Motiv angedacht hatten. Trostpflaster: Die nördlichen Talhänge lagen noch in der Sonne, doch Talgrund und Motiv wurden von geschlossener Bewölkung, die praktisch über dem Tal begann, eingeschattet. Das Unglaubliche war nun aber, dass es so weiter ging! Praktisch auf der gesamten Fahrt durch das Crisul Repede Tal hatten wir links nur blauen Himmel und rechts die geschlossene Bewölkung, die keine Sonne in das Tal ließ. Wir waren mal wieder sprachlos! Auch das erhoffte Weitblick Motiv hinter Huedin lag im Schatten! Das war doch alles nur zum kotzen! Der ankündigungsgemäß drittschönste Tag der Tour drohte fototechnisch zum Reinfall zu werden!

Da auf absehbare Zeit keine Änderung der Wolkenlage absehbar war und die gewünschte Strecke komplett im Schatten lag, widmeten wir uns jetzt Plan B: Hoch nach Zalau und dort nach den Ferkeltaxen schauen! Ein Umlauf Zalau Nord - Sarmasag - Zalau Nord - Jibou und einer Jibou - Zalau Nord - Carei sollten für uns erreichbar sein. Erstmal querten wir bei Garbau nochmal die Strecke Oradea - Cluj. Auch hier allerfeinste offene Hügellandschaft! Die Wolkenverteilung war auch hier wie gehabt: Der IR zog ohne Foto an uns vorüber... Nunmehr durch sonnige Landschaften ging es nordwärts. Irgendwo in einem kleinen Dorf aßen wir mehr schlecht als recht zu Mittag. Zalau erreichten wir knapp nach der Abfahrtszeit Richtung Sarmasag. Wir fuhren schnell voraus, bis wir ein Sonnenloch gefunden hatten. Was aber nicht kam, war der Zug. Ein Blick ins System brachte Klarheit: Der erstgenannte Umlauf war zwischen Zalau Nord und Sarmasag eingestellt! Die Ferkeltaxe hing die Zeit in Zalau Nord ab. Da der Bahnhof gerade zu einem überdimensionierten Hbf mit ewig langen Mittelbahnsteigen und überdimensionierter Überdachung ausgebaut wurde (die EU Mittel wären für jede andere Maßnahme sinnvoller angelegt), hielten sich unsere Fotoambitionen in Grenzen. Wir fuhren statt dessen dem zweiten Umlauf in Richtung Jibou entgegen. Eine landschaftlich äußerst reizvolle Strecke, die sich über einen Bergrücken schlängelt und viele Fotomotive bietet. Wir hatten einige Stellen ausgekundschaftet, als wir den Zug in der Ferne auftauchen sahen. Es war --- ein Desiro! Gaaanz großes Tennis wurde hier wieder gespielt. Um heute überhaupt mal an den Auslöser zu kommen (immerhin war es der drittbest angekündigte Tag der Tour und wir hatten um 15 Uhr noch kein Bild gemacht), setzten wir die Motive halt mit Desiro um.

Das Ferkel war'n Desiro, da konnte man machen nichts. Ausfahrt aus der Halta Poptelec.

Und nochmal in Mirsid, wo Yannick so günstig stand, dass er auch Oma und Enkel mit ins Bild bekam.

Der Gegenzug von Zalau war nun endlich die Taxe. Sie kam aber ungünstig aus dem Licht, und heftiger Platzregen vereitelte nach dem ersten Bild alles weitere.

Immerhin ging dieses eine Motiv mit der Ferkeltaxe. So hatte man diese Baureihe wenigstens proforma auch.

Es war 16.30 und wir wollten auf dem schnellsten Weg zurück nach Oradea. Die Straße Zalau - Alesd (- Oradea) ist neu gebaut und landschaftlich extrem abwechslungsreich. Unterwegs trifft man auf die Bahn Sarmasag - Siculeni, an deren anderem Ende wir gestern waren. Die Strecke führte hier durch enge Täler und über einen kleinen Pass. Eine Fahrt auf dieser selten durchgehend befahrenen Linie muss sehr abwechslungsreich sein. Im Landkreis Bihor war die Straße noch nicht fertig. Auf engen Serpentinen wurden wir teils auf Schotter an den Bauarbeiten vorbeigelotst. Um 18.30 standen wir in Oradea Est auf der Fußgängerbrücke. Es gibt so Punkte, wo man einfach gewesen sein muss... Der IR aus Iasi kam nun aber leider bei Minimallicht. Sonst war leider nichts Interessantes zu erwarten. Zum Glück gaben wir Yannicks Hungergefühlen dennoch nicht nach. Ich kann einfach nicht ins Hotel fahren, solange noch bestes Licht herrscht. Als die Sonne die Wolken erreicht hatte, war ich es nun, der abbrechen wollte. Yannick meinte nun jedoch, dass der Regio aus Bratca mit ner 65 käme. Ha ha, guter Witz! Die Leistungen werden ja alle von Desiros gefahren. Doch dann tauchte in der Ferne tatsächlich eine 65 auf, sogar mit recht vielen Wagen! Kurz vor Erreichen der Wolkengrenze gab die Sonne auch nochmal ihr bestes. Die Show schlechthin war aber das Trötkonzert, mit dem der Zug durch die Stadt fuhr!

Schön, dass der Blick von der Fußgängerbrücke Oradea Vest wenigstens noch geklappt hatte - sogar mit einem sehr fotogenen Zug! Wie sich der Zug angehört hat, verrät Yannick hier: Youtube Video.

Zurück im Hotel Transit wollten alle vom Personal wissen, wie es denn um den Reifen bestellt sei. Wir konnten auch den Nagel vorzeigen... Dann ließen wir uns das letzte Hotelabendessen der Tour nochmal richtig schmecken. - Am ersten Abend hatte ich Yannick ganz schlau meine aus dem Reiseführer erworbene Landeskunde weitergegeben, indem ich darauf hinwies, dass man in Rumänien nicht 'Prost' sagt, weil das 'schlecht' heißt. An allen anderen Abenden habe ich das jedoch vertrant und bin regelmäßig von Yannick darauf hingewiesen worden, dass man das nicht sagt...

Freitag, 02.05.2014

Abreisetag. Der Vormittag sollte sonnig werden. Über die Ankündigung haben wir Tränen gelacht. Nee also wirklich, der war echt gut. Wir wachten dann natürlich auch bei bedecktem Himmel auf. Gleiches Spiel nun wie gestern: Während des Frühstücks riss die Bewölkung immer mehr auf und das Blau überwog bald am Himmel. Unser Anliegen war nun die Caravelle von Cheresig an dem vorgestern entdeckten Kanal. Als wir das erste potentielle Kanalmotiv erreichten, hing dort gerade ein Mini-Wolkenfeld vor der Sonne. Wir wollten lieber nichts riskieren und schauten mal weiter. Am anderen Ende des Dorfes Toboliu, direkt am Hp, fanden wir dann auch eine schöne Stelle. Dumm war nur, dass aus dem kleinen Wolkenfitz nun ganz kräftig etwas Großes erwuchs. Und das Dunkel kam - im Gegensatz zum Zug - näher! Doch dann kratzte die Caravelle doch noch rechtzeitig die Kurve und tauchte in Bestlicht auf. Leider war es wieder die grünweiße; eine Rote hätte sich vor all dem Grün besser abgehoben.

Vom Prellbock in den Grenzsümpfen kehrt die Caravelle zurück nach Oradea, hier am Kanal bei Toboliu.

Aber immerhin hatten wir das Motiv in Sonne. Das allein zählte. Mit der Stelle am anderen Ortsende war wolkentechnisch definitiv nichts zu wollen. Allerdings nahmen wir nochmal das Motiv am Hp Palota an der Fabrik mit, das wir neulich im Halblicht umgesetzt hatten. Danach ging es in die Stadt zurück. Einzige anstehende Zugfahrt weit und breit war jetzt die wieder nach Cheresig zurückkehrende Caravelle, die wir nach einem Tankstopp in Oradea auf der Brücke über die Strab aufnahmen. Allerdings hatte sich das Licht verabschiedet.

Und nochmal an der Halta Palota. Die Strecke wird erst seit kurzer Zeit wieder befahren. Inwieweit das Sinn macht, darf angesichts des teilweisen Schritttempos, das hier gefahren wird, sicherlich hinterfragt werden. Die Fahrgastzahlen bewegten sich so zwischen 2 und 5.

Punkt 11 Uhr standen wir auf dem Bahnhofsvorplatz von Oradea. Kurze Zeit später fuhr ein Wagen von Sixt vor, und die zwei Herren nahmen unser schönes Autochen in Empfang, das die guten, aber auch all die üblen Straßen topp gemeistert hat. Für den Nagel im Reifen konnte das Auto definitiv nichts. Nun war noch ordentlich Zeit. Yannick hatte auf einer Bank auf dem Hausbahnsteig sitzend ein freies WLAN gefunden. Das war momentan alles, was er brauchte. So konnte ich ohne den großen Koffer den Weg zur südlichen Fußgängerbrücke suchen, wobei ich mich sehr dämlich angestellt hab, weil ich einmal zu früh abgebogen war. Aber als ich's endlich hatte, war es traumhaft. Auf der Brücke stand nämlich eine Bank. Und auf dieser konnte man mitten in der Stadt, fast über den Dächern, völlig relaxed sitzen und beobachten, was unten so geht. Und da bekam ich sogar einige Zug- und Rangierfahrten geboten.

Auf der Fußgängerbrücke südlich des Bahnhofs Oradea sitzt man bequem über den Dächern der Stadt auf einer Parkbank.

Ein Wadloper fährt in Richtung Cluj aus.

Gefolgt vom IR 367, der mit einer dieser sehr nach Rangierlok aussehenden Mittelführerstandsloks gefahren wird.

Zurück am Bahnsteig machte sich Yannick nochmal auf, um Proviant zu besorgen. Dabei hat er unsere Lei Bestände bis auf einen aufgebraucht, sehr geschickt! Wer unseren Zug fahren würde, erkannten wir bereits fünf Minuten bevor der Zug um die Ecke bog. In der Ferne war ein lautes Pfeifkonzert zu hören. Und tatsächlich war es derselbe Tf, der gestern den an der Fußgängerbrücke Oradea Ost aufgenommenen Regio aus Bratca angebracht hatte. Als wir ihn bei der Einfahrt offen anlachten, gab es für uns einen Extra Pfiff und ne grüßende Hand. Oder hieß das schlichtweg "Kommt mal wieder vorbei!"? Ich glaube, davon sind wir gedanklich gar nicht so weit entfernt...

R 366: Oradea 12.52 OESZ - Biharkeresztes 12.35 MESZ

Die kurze Zugfahrt reichte im wesentlichen, um Kaffee wegzubringen und das Handy ein wenig mit Strom zu versorgen. Sie hätte sogar gereicht, die Hände zu waschen, wenn denn Wasser rausgekommen wäre. Kam aber nicht. In Biharkeresztes mussten erstmal alle im Zug sitzen bleiben, bis die Grenzer durch waren. Es gab zahlreiche Durchsagen, eingeleitet von einer pathetischen Fanfare, doch das wohltuende an der ungarischen Sprache ist ja, dass man sich gar keine Mühe geben muss, überhaupt etwas zu verstehen. Andere Sprachen waren an diesem Tor ins Schengenreich nicht verfügbar. Nach oberflächlicher Kontrolle durften wir uns zu den bereits Wartenden auf den Bahnhofsvorplatz stellen. Eindrucksvoll war dabei die Kulisse der schwarzen Wolkenwand im Osten. Donner grollten in der Ferne, Blitze zuckten über den Himmel. Endzeitszenario für die 'gestrandeten' Reisenden, die in der stechenden Sonne warten mussten.

Ein Abschiedsbild von der rumänischen Bahn per Handy muss im ungarischen Grenzbahnhof aber dann doch noch sein. Die 65 hat bereits ans Ostende des Zuges umgesetzt.

Dann kamen sie wieder, die zwei Busse, die wir bereits von der Hinfahrt kannten. Einer voll, einer komplett leer. Als sie standen, wurde uns bedeutet, in den vorderen zu steigen. Der Fahrer des hinteren wollte wohl auch zurück lieber allein durch das weite Land spazieren fahren. Einfach nur dämlich!

IC-Bus: Biharkeresztes 13.05 - Püspökladany 14.00

Hehe, und das beste war, dass der Schaffner wieder das Schlitzohr von der Hinfahrt war. Damit, dass er Yannick, den er als erstes kontrollierte, nach der Reservierung fragte, lieferte er nun endgültig den Beweis für seine Schlitzohrigkeit. Denn er hatte sich ja auf der Hinfahrt damit herausgewunden, dass Yannick für die Karte gar keine Reservierung bräuchte... Ansonsten habe ich die Fahrt weitestgehend verschlafen. An der Stelle, wo man den im Bau befindlichen Streckenabschnitt quert, war man nun dabei, den Unterbau zu planieren. Ein Stück weiter fehlte die Brücke über den Bach Berettyo, deren Neubau auf der Wiese nebenan gerade zusammengeschraubt wurde. Dann war ich wieder eingeschlafen. In Püspökladany standen wieder die von der Hinfahrt bekannten drei Wagen bereit.

EC 366: Püspökladany 14.12 - Budapest Keleti pu 17.05+10

Wir hatten ein eigenes Abteil. Gemütlich und wenig aufregend ging es auf die ungarische Hauptstadt zu. Gegen Ende der Fahrt faszinierten die Gewitter. Rund um uns zuckten die Blitze. Vor Budapest lief es ziemlich bummelig. Einmal wurden wir anscheinend planmäßig überholt, doch eine längere Standzeit vor Racos brachte uns ca zehn Minuten Verspätung.

Im Keletipaiou hob ich etwas Geld ab, um für die Verproviantierung flüssig zu sein. Dann mussten wir in die internationale Fka, wo Yannick einen Fahrschein Schöna (Gr) - Dresden Hbf für 14€ erstand. Das war ärgerliches Lehrgeld für die Regel, dass der Eisenbahner für Fahrten aus dem Ausland immer ein nicht ausgefülltes Mitarbeiter-Tagesticket dabei haben sollte. Hätte ihm ein mitreisender Eisenbahner vielleicht vorher sagen sollen, aber man denkt halt nicht an alles. Soweit, dass man die Zettel aus dem Internet ziehen könnte, ist Unternehmen Zugkunft leider noch nicht. Die internationale Fka war aber gut organisiert. Ein hochengagierter Typ in Warnweste wies jeden, der reinkam, auf die zu ziehende Nummer hin und fragte nach, ob der Reisende es sehr eilig hätte. Wir mussten 20 Nummern abwarten. Trotz nur dreier besetzter Schalter für Fahrkarten dauerte die Wartezeit keine Viertelstunde. Die Damen hinterm Schalter waren auch sehr freundlich. Da wurde noch regelrecht im dicken Buch nachgeschaut und das dann handschriftlich auf den Fahrschein übertragen. 'Technik wie 1945' meinte die Dame hinterm Schalter schmunzelnd.

Als wir das alles geklärt hatten, liefen wir angesichts des Regens so unterirdisch wie möglich rüber zu Burger King, wo wir Angus Burger und Whopper aßen. Um halb 8 kehrten wir zurück. Der Zug stand schon bereit.

EN 476: Budapest Keleti paiou 20.05 - Berlin Hbf 09.08

Diesmal hatten wir sogar einen Wagen mit Deluxe Abteilen. Martin hatte uns die Reservierung so ausgestellt, dass wir dann auch ein Abteil mit Du/WC bekämen. Das hatte jetzt perfekt hingehauen, danke Martin! Die Fahrt in den Abend hinein war äußerst angenehm. Während wir an dem einen oder anderen Bierchen nuckelten, konnten wir in der Ferne auch weiterhin Blitze über den Himmel zucken sehen. Die Zeitumstellung machte uns allerdings auch schnell müde.

Samstag, 03.05.2014

Die Fahrt war sehr angenehm. Ich habe für Nachtzugverhältnisse topp geschlafen. Das Abteil war ruhig, kein Geklapper war zu hören. Da hat die CD ja wirklich überraaagende Schlafwagen! Weil Yannick von Dresden aus die Heimreise nach Frankfurt antreten wollte, ließen wir das Frühstück um 6.20 bringen. Bad Schandau, Pirna, Heidenau, und schon war das Ende der gemeinsamen Tour erreicht. Dennoch hat Yannick es sich nicht nehmen lassen, die weitere von mir zu durchfahrene Strecke ausführlich zu beschreiben. Die Beschreibung wurde natürlich per WhatsApp übermittelt. Ich darf zitieren: Baum... Baum... Baum... Baum... Baum... Wiese... Baum... Baum... Baum... Baum... Baum... Wiese... Baum... Baum... Baum... Baum... Baum... Wiese... Baum... Baum... Baum... Baum... Baum... Wiese... Baum... Baum... Baum... Baum... Baum... Wiese... Baum... Baum... Baum... Baum... Baum... Wiese... Baum... Baum... Baum... Baum... Baum... Wiese... Baum... Baum... Baum... Baum... Baum... Wiese... Baum... Baum... Baum... Baum... Baum... Wiese... Baum... Baum... Baum... Baum... Baum... Wiese... Baum... Baum... Baum... Baum... Baum... Wiese... Baum... Baum... Baum... Baum... Baum... Wiese... Baum... Baum... Baum... Baum... Baum... Wiese... Baum... Baum... Baum... Baum... Baum... Wiese... Baum... Baum... Baum... Baum... Baum... Wiese... Baum... Baum... Baum... Baum... Baum... Wiese... Baum... Baum... Baum... Baum... Baum... Wiese... Baum... Baum... Baum... Baum... Baum... Wiese... Baum... Baum... Baum... Baum... Baum... Wiese... Baum... Baum... Baum... Baum... Baum... Wiese... Baum... Baum... Baum... Baum... Baum... Wiese... Baum... Baum... Baum... Baum... Baum... Wiese... Baum... Baum... Baum... Baum... Baum... Wiese... Baum... Baum... Baum... Baum... Baum... Wiese... BERLIN
In so einem eigenen Deluxe Abteil kann das aber auch schön sein... Und ich habe nach Braunbären Ausschau gehalten. Wenn die sich in den einsamen Karpaten wohlfühlen, dann sicher auch im menschenleeren Brandenburg...

ICE 1516: Berlin Hbf 09.24 - Hamburg Hbf 11.01

Der ICE war gut voll. Der Japs neben mir knuffte mich dauernd mit dem Ellenbogen. Dafür revangierte ich mich mit dem Gestank meiner Mc Muffins. Ansonsten war's eine herrliche Fahrt mit Blick vorn raus. Einmal kam ne Muddi mit Kindern rein, um vorn raus zu schauen. Da kam aber gerade eine OL-Schutzstrecke, während der die Scheibe zum Führerraum automatisch einmilcht. Die Mutter meinte zu ihren Kindern, der Tf mag das nicht, wenn man ihm über die Schulter schaut, und zog wieder ab. Als sie weg war, war die Schutzstrecke auch zuende und die Scheibe wurde schlagartig wieder klar. Dumm gelaufen!

Rumänien

Das war es also. Das war unser erster Besuch in Rumänien. Und ich frage mich, weshalb dieses Land bei uns in Deutschland einen so "schrägen" Ruf genießt. Jetzt nur mal vom äußeren Erscheinungsbild ausgehend, also von dem, was man als Tourist so beim Durchfahren aufnimmt, kann ich Rumänien eigentlich nur ein Adjektiv ausstellen: normal. Das Erscheinungsbild der Ortschaften ist kein Deut schlechter als anderswo in Europa. Die Dörfer, von denen wir ja nun eine ganze Menge gesehen haben, würde ich sogar als sehr gepflegt beschreiben. Vordergründigstes Adjektiv für die Dörfer ist aber sicher 'ursprünglich'. Die Dörfer wirken einfach alle vollkommen intakt. Jedes Dorf hat sein 'Magazin Mixt', seinen Tante-Emma-Laden. Aber so richtig schön fand ich die 'Bank-Kultur'. Man muss sich rumänische Dörfer so vorstellen, dass man durch komplett bebaute Straßenzüge rollt. An der Seite wechseln sich Haus- oder Gartenmauern ab. Dazwischen ist kein Spalt. Auf die Grundstücke führen Toreinfahrten. Und oft gibt es neben dem Tor draußen an der Straße eine Bank. Das kann eine normale Parkbank sein, das kann aber auch ein aufwändigeres Gebilde mit kunstvoll geschnitztem Unterstand sein. Und auf diesen Bänken sitzen die alten Leute nach getaner Arbeit und halten ihr Pläuschchen mit jedem, der vorüberkommt. Am Sonntag hat man sogar festliche Trachten an. Das ist ein wunderschönes Bild!

Im übrigen findet man als Tourist eine Infrastruktur vor, die praktisch keine Wünsche offen lässt. Hotels gibt es mehr als genug, und deren Standard kann es vollkommen mit den Unterkünften anderer europäischer Länder aufnehmen. Auch Restaurants findet man genug, entweder im Hotel oder an den stärker befahrenen Landstraßen. Und das wirklich faszinierende ist, die Preise sind mit Beträgen ausgezeichnet, die man zuhause in Euro bestenfalls als etwas überteuert empfinden würde. Doch die dahinter stehende Währung ist der Leu, der zum Euro hin mal so richtig durch 4,5 geteilt werden darf. Urlaub in Rumänien ist also richtig preiswert!

Nur der Sprit kostet dasselbe wie in Deutschland. Diesem Umstand ist es sicher zu verdanken, dass der Straßenverkehr trotz weitestgehend fehlender Autobahnen und Ortsumgehungen noch nicht im Chaos versinkt, sondern sogar recht zügig läuft. Interessant im Gegensatz zu Serbien fanden wir, dass so gut wie keine alten Autos unterwegs waren. Die ganzen Golf 1 und 2, oder ältere Modelle der einheimischen Autoindustrie (Serbien=Zastava, Rumänien=Dacia), die in Serbien zum Erscheinungsbild gehörten, waren in Rumänien eher die absolute Ausnahme. Eine Befürchtung vor der Tour waren Hand aufhaltende Polizisten. Wir haben einige Kontrollposten der Polizei am Straßenrand passiert, hatten aber das Glück, kein einziges Mal angehalten worden zu sein. Die Warnungen durch den Gegenverkehr per Lichthupe waren allerdings auch 100%ig zuverlässig! Der Straßenverkehr war im Vorhinein als chaotisch beschrieben worden, es würde viel gehupt und die Rumänen seien schlechte Autofahrer. So ein Blödsinn! Es mag ja sein, dass huptechnisch jüngst eine Umerziehung stattgefunden hat. An einigen Stadteinfahrten standen sogar Hupverbotsschilder. Jedenfalls wurde aktuell nicht mehr gehupt als in Deutschland.

Außerdem merkte man ja schon, dass man in der EU war. Während es in den ex Jugoländern ja bis heute oft ein heiteres Rätselraten ist, welche Geschwindigkeit gefahren werden darf, weil z.B. Beschränkungen eingeführt, aber nicht wieder aufgehoben werden, so herrscht in Rumänien schon der ordentliche europäische Schilderwald. Die Verkehrszeichen waren wirklich vollständig! Und es gibt etwas entzückendes "Altes", das einfach wieder Stil hat: In Rumänien wird die Kultur der Kilometersteine am Straßenrand noch bestens hochgehalten. Nach jedem Kilometer kommt ein schmucker Stein (ok, manchmal sind es leider schon "Blechdosen", die aber der Optik des Steins nachempfunden wurden), der über die Straße informiert, auf der man gerade unterwegs ist und der Auskunft über die Entfernung zum nächsten Dorf und zum nächsten Straßenknoten gibt. Leider habe ich es immer wieder aufgeschoben, einen zu fotografieren...

Und sonst? Sieht man in Rumänien nicht unglaublich viel Armut? Eine Frage, die wir hinterher häufiger zu hören bekommen haben. Natürlich ist das Preisgefüge, über das wir uns als Mitteleuropäer freuen, gesamteuropäisch betrachtet fatal. Im Gespräch mag man gar nicht fragen, ob der/die Betreffende schon in Deutschland gewesen sei. Natürlich nicht, das kann sich kein Rumäne leisten. Und das ist nicht gut. Ob ansonsten im Land Armut zu sehen ist, kann ich nicht beantworten. Nicht weil ich blind bin, sondern weil ich mir keinesfalls anmaßen möchte, Dinge als 'arm' zu bezeichnen, die vielleicht in Wirklichkeit das Leben viel lebenswerter machen, die wir Mitteleuropäer aber aufgrund unserer Technikhörigkeit längst verdrängt haben. Der rumänische Bauer mag vom eigenen Traktor und erschwinglichen Spritpreisen träumen. Dennoch thront er stolz auf seinem Kutschbock und lässt sich von seinen bestens gepflegten, gelegentlich sogar geschmückten munteren Pferdchen durch die Lande ziehen. Vielleicht ist das arm, aber arm mit Stil! Es sind eben paar andere Gepflogenheiten, die die Menschen hier pflegen, und die sicherlich darauf begründet sein können, dass der Einzelne es nicht so "dicke" hat. Aber Armut im Sinne von Verlodderung und Verwahrlosung gibt es sicher nicht mehr als hierzulande. Ausnahmen mögen da die Zigeunersiedlungen bilden, die in Rumänien halt etwas häufiger sind als in anderen Ländern und in denen eben (mehr oder weniger) eine ganz eigene Kultur gepflegt wird. Man erkennt sie und man muss ja nicht gerade dort sein Auto abstellen. Sooo zahlreich, dass sie das Bild beherrschen würden, sind sie definitiv nicht - im Gegenteil.

Doch, dieses Rumänien ist wunderbar. Das soll gewiss nicht unser letzter Rumänienbesuch gewesen sein. Etwas Sorge macht uns nur, dass der Hauptgrund unseres Besuchs immer stärker 'wegbricht'. Sprich: Dass sich von Jahr zu Jahr die Anzahl der gefahrenen Züge reduziert. Wohin wird das führen? Leider ist der minimale Fahrplan, den es jetzt noch gibt, auch voll von Konstruktionen, deren Sinn sich nicht erschließt und die eine Nutzung der wenigen verbliebenen Züge sehr schwierig machen. Viel Potential zum streichen ist jedenfalls bald nicht mehr da.

Reisefazit

Das Wetter war anstrengend. Teilweise machte das keinen Spaß mehr. Noch ist die Bahnwelt ja sooo vielfältig, was hätte man gern noch alles umgesetzt! Andererseits sind wir uns aber auch einig, dass wir für diese miesen Wetterverhältnisse doch noch ordentlich etwas zustande gebracht haben. Wir haben einige tolle Motive umsetzen können und bringen trotz aller Widrigkeiten eine Menge sehenswerter Fotos mit. Zudem sind wir begeistert vom erhaltenen abwechslungsreichen Querschnitt aus dem aktuellen rumänischen Bahnbetrieb. Vom E-Betrieb bis zum Malaxa war von fast allem etwas dabei. Alles weitere wird es dann hoffentlich bei folgenden Besuchen geben.

Wer noch nicht genug Bilder gesehen hat, kann sich das alles nun noch aus leicht veränderter Perspektive auf Yannicks Seite anschauen: rail4cam.

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