Ein langes Wochenende zwischen Istrien und Gorski Kotar

Autor: Jan-Geert Lukner. Alle Rechte am Text und an den Bildern liegen beim Autor.

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Nachdem wir gehört hatten, dass der kroatische Gleichstrombetrieb rund um Rijeka zu Mitte Juni auf Wechselstrombetrieb umgestellt werden sollte und damit die alten Ansaldo-Doppelelloks arbeitslos werden würden, hatten wir beschlossen, um den ersten Mai ein langes Wochenende rund um Rijeka zu verbringen. Einen Ausschlag für diesen Termin gab auch das Verkehren des istrischen Schnellzuges nach Pula, der ja ansonsten nur in der Hauptsaison fährt. Denn die Istrienbahn nach Pula ist ja auch immer eine Reise und vor allem paar Fotos wert.

Im Vorhinein hatten wir allerdings auch im Internet feststellen müssen, dass der Güterverkehr auf der Rijekabahn und insbesondere auf der landschaftlich imposanten Rampe durch den Karst aufwärts in den wunderbaren Gebirgsnationalpark Gorski Kotar und nach Moravice sehr spärlich war. Mit nur noch acht im Betrieb befindlichen 1061 und zwei 2063-Dieseln als Verstärkung wird der spärliche Verkehr abgewickelt. Kurz vor unserer Reise stand fest, dass es mit der Umstellung des Betriebes auf Wechselstrom zum Juni doch nichts werden würde. Aber wir gingen trotzdem davon aus, dass dies für uns die letzte Gelegenheit sein würde, die alten 1061 zu fotografieren.

Mittwoch, 28.04.2010: Hamburg - Kostrena

ICE 581 Hamburg-Harburg 5.08+5 > Ingolstadt 10.03

In Sachen "internationaler Zugverkehr" konnte ja schon in Harburg der beobachtete EC 6 begeistern. Die letzten vier Wagen hatten vier verschiedene Lackierungen: Speisewagen in rotweiß, dann drei 1.Kl-Wagen in Cisalpino-, alter und neuer SBB-Farbgebung.

Zwischen Lüneburg und Hannover gab es im Speisewagen das mittlerweile zur "Institution" gewordene Boulevardfrühstück. Danach erlebte ich die Fahrt durch diesen sonnigen Morgen in einer Mischung aus Musik hören, Nickerchen halten und die blühende Landschaft genießen. Der Raps zeigte nun auch erste Blüh-Ansätze; ganz schön spät dran dieses Jahr. In Nürnberg stieg Nicolai Werner zu und gemeinsam ging es in die letzte halbe Stunde bis Ingolstadt, wo Oliver Heckmann uns erwartete. Mit seinem Golf sollte die restliche Distanz zurückgelegt werden. Wir hatten die Hoffnung, zum Istrien-Gz ca 16 Uhr in Lupoglav zu sein. Zur Einstimmung gab es die CD "Disco Partizani" von Shantel. Ziemlich abgefahren...

Nach zwei Stunden zügiger Fahrt hatten wir Deutschland verlassen und reisten bei Salzburg nach Österreich ein. Dieses Österreich zog sich nun aber ganz schön hin. Immerhin waren die Passtunnel nun so weit ausgebaut, dass der Verkehr durch zwei Röhren fließen konnte. Ansonsten war das ganze Land aber eine einzige Abfolge von Baustellen. Um 14.15 ging es an Villach vorbei, 15 Uhr flitzten wir durch Ljubljana und um 16 Uhr hatten wir die Autobahn vor Koper verlassen. Wir wussten, dass der Güterzug erst 16.20 nach Kreuzung mit einem Triebwagen in Lupoglav losfahren konnte. Nachdem wir hinter einer langsamen Italienerin älteren Semesters auf die Grenze zugebummelt waren, ging es im Niemandsland wieder etwas schneller, da sie am ersten Zigarettenladen angehalten hatte.

Bei Buzet konnten wir aus der Ferne den slowenischen Pu hoch oben an der Felswand heim ins Reich fahren sehen. Es war ein blauer 711. Zu dem Güterzug legten wir dann eine Punktlandung in Nugla hin, nachdem wir vorher kurz in Roč ein Motiv mit Bahnwärterhaus begutachtet hatten. Leider kam der Güterzug mit falschrummer Lok und als Beinahe-Wolkenschaden.

Der Istrien-Güterzug als Beinahe-Wolkenschaden im Hp Nugla.

Nun, was hin falschrum fährt, kommt richtig rum zurück. Daher nochmal an einem BÜ südöstlich Nugla gewartet. Tatsächlich erfolgte die Rückfahrt schneller als erwartet --- als Lz. Toll, das passte beim gewählten Motiv gar nicht.

Die Ortskulisse von Nugla schmiegt sich schön an die Bergkette der Ćićarija an. Der Güterzug kommt leider nur Lz zurück.

Wir fuhren nun nach Lupoglav, wo die 2062 mit paar im Bahnhof hinterstellten Güterwagen rangierte. Leider weiß man nie im Voraus, ob der Güterzug nun abends noch nach Pula weiterfährt oder erst am nächsten Morgen.

Die vormals schwedischen Y1 in Istrien präsentieren sich mit einer Ausnahme jetzt alle im aktuellen HŽ-Lack - hier im Bf Lupoglav.

Nach den Fotos zweier Y1, die im Neulack und (fast) ohne Geschmier daherkamen, fuhren wir dem womöglich ausfahrenden Güterzug mal bis Cerovlje voraus. Im dortigen Bahnhof hatte man einen ganz hübschen Ausblick. Eine Handyabfrage beim HŽ-System ergab nun aber, dass der Gz noch nicht (und dann wohl auch heute gar nicht mehr) in Lupoglav abgefahren sei. Daher mit Umweg über Sveti Petar u Šumi, wo wir den Y1 in SJ-Farbgebung bekamen, nach Kanfanar weitergefahren, wo wir auf den "Istra" warteten, den Schnellzug nach Maribor.

Einer der 7122 in Istrien präsentiert sich noch im blauen Lack der SJ. Er fährt gerade aus dem Bf Sveti Petar u Šumi (St Peter im Walde) ab. Ein kleines Geschmier auf der Front wurde elektronisch beseitigt.

Beim "Istra" freute ich mich erstmalig nicht über die richtigrum stehende Lok, denn die schöneren Motive gibt es eigentlich für den vormittäglichen Gegenzug. Und der würde dann - wenn nicht über Nacht in Lupoglav die Lok mit dem Gz getauscht wird - die lange Nase der Lok voraus haben. Schade!

Der "Istra" von Pula nach Maribor besteht aus slowenischen Wagen und wird in Hrpelje-Kozina mit einem Zugteil aus Koper vereinigt. Die Fahrt in so einem klassischen Abteilwagenzug durch die malerische Landschaft Istriens mit Garantie für ein eigenes Abteil muss wunderschön sein. Der Bahnhof Kanfanar ist definitiv der schönste auf der Istrienbahn.

Wir bekamen den Schnellzug immerhin noch zweimal: An der Südeinfahrt von Cerovlje und am Hp Ročko Polje im allerletzten Lichtschein (wozu wir uns auch ständig vorbewegen mussten, um dem Schatten zu entkommen). Na ja, zum "berühmt werden" war das alles irgendwie nichts, aber dass "nichts gegangen" wäre, konnte man auch nicht sagen. Mit dem passenden "Planet Paprika" von der Shantel-CD ging es nun durch den Učka-Tunnel an den Kvarner, die Bucht von Rijeka.

Im allerletzten Licht durchfährt der "Istra" den Hp Ročko Polje.

Die Stadtautobahn Rijeka war nun komplett vierspurig, was angesichts der zu querenden Schluchten und Berghänge schon eine architektonische Leistung ist. Über Bakar fuhren wir nach Kostrena, wo wir im altbekannten Hotel Lucija zum Glück gebucht hatten. Der Mann an der Rezeption hatte erst nicht verstanden, dass ich reserviert hätte und meinte, dass wir nur für eine Nacht bleiben könnten. Wir dachten erst, er meinte, dass wir trotz Reservierung für vier Nächte nur für eine Nacht bleiben könnten und wollten schon ziemlich frustriert sein. Doch es klärte sich auf: Er hatte meinen Hinweis auf die Reservierung nicht verstanden. Alles wurde gut! Wir beschlossen den Abend bei einem wunderbaren Abendessen auf der Veranda unseres Hotelrestaurants - und das um 21 Uhr! Etwas nervig waren paar besoffene Rørlegger, die später ins Restaurant kamen und furchtbar laut waren. Aber trotzdem war es nett. Der Vollmond ging über der Bucht auf und in den Bäumen waren irgendwelche Nachtvögel aktiv.

Donnerstag, 29.04.2010: Kostrena - Plase - Istrien - Kostrena

Die Nachtigall vorm Haus hatte abends noch nen ziemlichen Lärm gemacht. Mit Ohropax aber schnell eingeschlafen. Um 6.30 gab es Frühstück. Das war sonst nie so früh, aber dank der ganzen Monteure im Haus war es offenbar vorverlegt worden. Und das Buffet erwies sich zudem als sehr reichhaltig. Gut gestärkt ging es auf der Küstenstraße in Richtung Bakar und dann hoch nach Meja, Hreljin und an den BÜ Tuhobić. Der Himmel war wie verspRočhen strahlendblau. Das Panorama mit Blick Richtung Rijeka und Istrien konnte sich sehen lassen. Die Schatten auf den Gleisen weniger. Vorn, am Auslösepunkt für die Lok des erwarteten Pu, gingen nun noch paar einzelne Schatten-Linien über das Gleis. Anstelle ganz zu verschwinden, wurden die Schatten plötzlich dicker. Klar: Erst waren es nur die Schatten der dünnen Stämme, dann kamen die Baumkronen... Der Pu war leider noch übermäßig beschattet - ein Bild für die Tonne!

Die sind schuld: Schatten spendende Bäume an den kargen Berghängen oberhalb von Hreljin an der Bahnstrecke.

Nur zehn Minuten nach dem Pu waren die schlimmsten Schatten vom Gleis. Wir überlegten, ob man das in zwei oder drei Tagen nochmal wiederholen sollte. Da wir sonst erstmal nichts auf dem Zettel hatten, warteten wir nochmal etwas weiter. Was natürlich zu keinerlei Ergebnissen führte. Aus der Ferne sahen wir, dass im Bf Škrljevo irgendwelche Zugloks eingefahren waren. Wir fuhren mal durch die ganzen Orte Meja, Praputnjak usw dorthin. Tatsächlich stand im Bahnhof ein leerer Erzzug nach Bakar mit 2063 und 1061. Die 2063 natürlich mit der Rückseite voraus. Grummel...

Wir wechselten zu dem netten Einschnitt südlich Škrljevo, wo beide Streckengleise noch parallel laufen, und wo wir 2005 ganz nette Aufnahmen hinbekommen hatten. Der Einschnitt gefiel uns nach wie vor. Jetzt musste bald der IC von oben kommen. Wir hörten das Elend schon, als der Zug noch hoch oberhalb an den Bergen lang fuhr: Da hing auch ein Diesel dran. Und als er dann ins Motiv einfuhr, wurden unsere Befürchtungen Gewissheit: Auch diese 2063 kam Arsch voraus. Sorry, aber das nervte jetzt wirklich. Das lief ja alles wieder gaaaanz gaaaanz toll! Oli fuhr mal runter nach Bakar und wir blieben am Einschnittrand sitzen. Nachdem immer wieder neue Arbeitsfahrzeuge vom Bakar-Gleis aufgetaucht waren, fuhr endlich der Erz-Leerzug mit dem 2063-Mors voraus hinab.

Der IC von Zagreb im Einschnitt von Škrljevo.

Oli kam bald wieder zurück und zusammen fuhren wir für die nächsten Personenzüge und den hoffentlich wie gehabt mittags wieder hochfahrenden Erzzug nach Plase. Oberhalb des Bahnhofs stellten wir das Auto ab und liefen wie anno 2006 schon mal den schönen Panorama-Fahrweg parallel zur Bahn aufwärts. Zuvor waren wir noch beim Tante-Vlatka-Laden zu Hreljin drin gewesen und haben uns etwas Proviant besorgt. Oben in der Rundkehre mit den zwei Boramauern war es nicht ganz so ruhig wie sonst. Paar Leute waren dabei, hier in der Einöde ein Haus (wahrscheinlich eine Banvokterstuga) zu bauen. Die Kroaten kommen wohl auch auf den Geschmack der Hütten in der Einsamkeit...

Allerdings war es auch sonst gar nicht so ruhig. Wir kamen kaum dazu, bei unserem Essen beizugehen. Denn immer wieder mussten wir uns umtopfen, weil nun doch einige Züge kamen, und zwar immer aus der Richtung, für die wir gerade nicht standen. Aber immerhin ging was und wir bekamen die Züge auch rechtzeitig mit. So konnten wir je einen Personenzug (ach nein, aufwärts sogar zwei) und je einen Güterzug pro Richtung machen. Ein Zug litt unter Graffity, ansonsten konnten wir uns bestenfalls über das Hochlicht beschweren. Anders gesagt: Das war ein netter Programmpunkt hier. Und den Weg zurück mit dem Panoramablick über Kvarner und Insel Krk genoss ich sehr.

Ein abwärts fahrender Güterzug in der Einsamkeit oberhalb von Plase. Der Damm ist durch eine Boramauer geschützt. Die Bora ist ein extrem starker, eisiger Fallwind, der gelegentlich in Düsenstärke durch diese Täler zum Meer runter pfeift.

Der einzige Pu (Putnički vlak = Nahverkehrszug), der die ganze Strecke Rijeka - Zagreb durchfährt.

Nun fiel uns nicht mehr so Rechtes an der Rampe ein. Und wir wollten gern nochmal den Abend-Brzi in Istrien mit der richtigrummen Lok haben. So fuhren wir also bei Meja auf die Autobahn und stramm in Richtung Učka-Tunnel. Auf der anderen Seite hatten wir erstmal noch Zeit für den westfahrenden Güterzug (natürlich mit der falschrummen Lok), den Oli sich in Ročko Polje und Nico und ich uns nochmal in Nugla nahmen. Dann ging es zusammen südwärts. Auf der Schnellstraße kamen wir dank einiger gelungener Überholmanöver gut vorwärts, und so groß sind die Entfernungen ja auch wieder nicht.

Schon wieder Nugla, aber diesmal ohne störende Wolken und mit einem Kurzzug.

Wir wollten mal verschiedene Motive südlich von Kanfanar austesten. Dazu mussten wir verschiedene Abstecher von der Hauptstraße fahren. Wohl wissend, dass die Landschaft hier immer unaufregender wird, fuhren wir diverse Nebenstraßen rein. Meist tauchten dann erstmal die Häuser eines abgelegenen Dorfes auf, und plötzlich steht man vor dem Bahngleis. Erst waren wir in Smoljanci, wo sogar ein Schrankenwärter saß, der allerdings nicht seinen BÜ am Hp kurbeln musste, sondern eine Schranke ca 600m weiter. Von dort fuhren wir einen Asphaltweg parallel und relativ nahe zur Bahn. Von diesem zweigte ein Seitenweg nach Vidulini ab. Weder Weg noch Dorf waren auf der Karte verzeichnet. Völlige Abgeschiedenheit... Hier, ein Stück nördlich des Hp Savičenta, gaben wir uns einen Y1, während ein kleiner Junge, der auf einem Mofa angeknattert gekommen war und uns neugierig betrachten wollte, versuchte, sein Mofa wieder zum fahren zu bringen. Leider konnten wir nicht helfen; der Zug musste jeden Moment kommen.

Der Schwedentriebwagen im Originallack erreicht soeben die Dorflage Vidulini (nicht zu verwechseln mit dem nördlich von Kanfanar gelegenen größeren Vidulini).

Zum Brzi (=Schnellzug) fuhren wir bis kurz vor Čabrunići, wo wir ein schön freies Streckenstück fanden, das dem tiefen Lichtstand angemessen war. Im Vordergrund gab es dabei einen Acker mit komischen Ziegelhaufen drauf. Mal was anderes, wobei es Oli gar nicht gefiel. Er meinte, das könnte genausogut die Baustelle für die nächste Magges-Filiale gewesen sein. Klar - mit Drive in Schalter für die Istrienbahn (anderer Verkehr war hier weit und breit nicht). "Ihre Bestellung bitte? Die Burger gibs am nächsten Haltepunkt, halten Sie bei H-Tafel 2!"

Ein Bauer hat auf seinem Acker irgendwelche Ziegelhaufen aufgebaut. Das Feld bietet eine der wenigen Stellen, in der sich der "Istra" buschfrei in der Landschaft aufnehmen lässt.

Dem Brzi folgten wir nordwärts. Leider kurvt die Strecke nördlich Kanfanar mehr nordostwärts, so dass kein Frontlicht ist. Schade, dass die Lok nur für diese kompromissbehaftete Leistung richtigrum stand... In Borut war für den südfahrenden Gz gezogen. Dennoch hielten wir am Brzi fest. Oli hatte da ein verlockend klingendes Motiv in der Einfahrkurve von Lupoglav im Hinterkopf. Unterwegs kam uns der Güterzug entgegen, der nur Flachwagen mit Stahlplatten hatte - also nicht ganz so fotogen. Die Einfahrkurve erwies sich als zugebuscht; so blieb nur der letzte Lichtschein bei Ročko Polje für den Brzi. Wir stellten uns gleich an der Stelle auf, wo gestern noch bis zuletzt das Licht hingekommen war.

Es gibt Ecken, wo man immer wieder landet: Ročko Polje.

Nun schnell heimwärts gefahren. Dabei mal die Abfahrt Draga ausprobiert, was aber nur darin endete, eine große Runde durch Sušak-Pećine drehen zu müssen. Im Hotel war es diesmal ruhiger. Herrlich auf der Veranda das Abendessen verputzt. Dabei konnten wir ein sich sehr schnell bewegendes Positionslicht auf dem Wasser beobachten. Das warf die Frage auf, ob denn Jetski-Fahrer Positionslichter am Körper tragen müssen...

Freitag, 30.04.2010: Kostrena - Pula - Kostrena

Da auf der Rampe ja vormittags eh nichts los ist, fuhren wir nach einem entspannten Frühstück mal gleich nach Šapjane hoch. Dort stand ein SŽ-Güterzug mit Franzosenlok abfahrbereit im Bahnhof. Als wir auf die Ladestraße einbogen, war aber Einfahrt von Slowenien gezogen. Dummerweise begnügten wir uns nicht einfach mit dem Blick von der Ladestraße, sondern mussten ja noch weiter schauen. Wir landeten vor einem aufgelassenen BÜ, wo wir kurz misstrauisch von der Grenzpolizei beäugt wurden. Als wir aber die Kameras rausholten und den Schnellzug aus Ljubljana notschlachteten (mehr war das hier nicht), fuhren sie beruhigt weiter.

Wir hingegen nutzten den Lokwechselaufenthalt und fuhren dem Brzi voraus nach Jurdani. Hier war noch gar nicht die Wechselstromfahrleitung installiert. Lediglich die Quertragwerke standen schon (zum Glück direkt bei den alten). Motivlich war das hier eingentlich gar nichts, aber den Zug konnte man halt schön ausgeleuchtet draufbekommen. Und wie wir so warteten, ging die Tür von dem Bahnwärterhaus, vor dem wir standen, auf, ein kleiner Junge kam raus und fing direkt im Vordergrund unseres Motives an, mit Spielzeugbaggern und Schaufeln im Schotter zu spielen. Vielleich hätte ich ihm den Tipp geben sollen, dass der Fahrbahnbereich von DB Netz noch Leute sucht...

Bei seinen Handstopfarbeiten (und das ohne Sipo...) ist der kleine Junge so beschäftigt, dass er erst gar keine Notiz vom einfahrenden Zug nimmt.

Doch als der Zug näher kam, muss die große 1061 natürlich genau studiert werden.

Nach diesem Foto wechselten wir schnell durch den Tunnel auf die andere Seite des Gebirges nach Istrien und genauer gesagt an ein altbekanntes Motiv zwischen Roč und Nugla. Genau zur Planabfahrtszeit des "Istra" ab Buzet waren wir im Motiv, doch der Zug hatte rund zwanzig Minuten Verspätung. Das Motiv war herrlich, der Zug kam prima, die natürlich verkehrtrumme Lok konnte fast verschmerzt werden. Ist hier halt so im Planbetrieb, dass die Loks nicht gedreht werden wie in Griechenland oder Marokko.

Der "Istra" zwischen dem Haltepunkt Nugla und dem Bf Roč.

Wir fuhren natürlich hinterher und bekamen den Zug bereits vor Hum wieder zu sehen. Da fuhr er im Schrittempo durch einen Einschnitt. Wir wollten es wagen, ihm bereits in Pazin wieder aufzulauern. Das gelang dank einiger guter Überholmanöver auch ganz gut. Wir fanden schnell den nötigen Standpunkt gegenüber dem wirklich wunderbar aussehenden EG mit blühender Kastanie daneben. Auch hier tröstete das Motiv gut über die lange Nase, die uns die 2062 zeigte, hinweg.

Hier fährt der Schnellzug (der hier seinem Namen allerdings wenig Ehre macht) in den Bahnhof Pazin ein.

Noch ein drittes Mal sollte gehen. Obwohl wir nun mitten durch Pazin durch mussten, LKWs vor uns nicht vom Fleck kamen und eine Baustellenampel den Verkehr aufhielt, konnten wir uns noch Hoffnung machen, den Zug südlich Kanfanar nochmal zu bekommen. Wir entschieden uns, zu dem gestern noch nicht erkundeten Hp Juršići reinzufahren, wo noch ein Schrankenwärter Dienst tut, der seine und die Schranke am nächsten Hp Čabrunići Selo über Drahtzug bedient. Die Schranken waren schon geschlossen. Wir konnten die Szene aber noch gut umsetzen.

Und nochmal bei der Durchfahrt durch den Hp Juršići.

Danach ging es nach Pula weiter. Wir schauten mal am Bahnhof vorbei, wo der Zug gerade weggesetzt wurde. Die stehende 2062 049 konnte gut vor einem kleinen Hafenbecken umgesetzt werden. Auch im Bw herrschte reges Treiben.

Die abgestellte 2062 049 im Bahnhof Pula.

Als wir genug davon hatten, wollten wir wieder nordwärts fahren. Dies gelang uns aber nicht so recht, weil eine Ampel an einer stark befahrenen Kreuzung aus war, wir links aus der Nebenstraße in die Hauptstraße abbiegen mussten und dort schon eine lange Schlange stand. Deshalb also erstmal rechts rum. So kamen wir zu einem riesigen Plodine-Supermarkt, in dem wir uns mit Verpflegung eindeckten. Wir hatten jetzt vor, den 13.00-Y1 in der Ortsdurchfahrt Vodnjan aufzunehmen. Vorher warfen wir mal einen Blick von der Brücke der noch nicht in Betrieb befindlichen Autobahnzufahrt Vodnjan. Nordwärts hatten man einen schönen Blick auf die Stadtkulisse. Doch das Licht stand noch sehr spitz.

Deshalb mal zum Hp Vodnjan weitergefahren. Wir entdeckten eine Wiese, die uns auf Anhieb gut gefiel: Man hatte nicht nur paar nette Häuser der Stadt und das Esig als Kulisse, man konnte dort auch wunderbar im Schatten sitzen. Dazu gab es Teigtaschen und frische Milch. So muss ne Mittagspause aussehen! Erst den Südfahrer gemacht, doch der hatte natürlich auf der Seite Graffity. Deshalb warteten Nico und ich nochmal auf den Nordfahrer, während Oli schon mal den Blick von der Brücke wagen wollte.

Ein Pu zwischen Vodnjan Bf und Vodnjan Stajalište (=Hp) mit einigen Häusern des Ortes. Wie in Italien...

Der Nordfahrer war zweiteilig - 2x Graffity. Aber wir hatten vorgesorgt und uns für eine Front- bzw hier Heckaufnahme vorbereitet. Und die Front war sauber. Wir setzten uns nun ins Gras, doch statt des Güterzuges aus Pula (der uns nicht interessierte, weil er aus dem Licht kam) fuhr Oli wieder vor. Er meinte, dass das Licht bei dem Brückenmotiv schon fast von der Front weg wäre. Wir hatten wieder mal nicht die Rechnung mit dem mittags schnell drehenden Sonnenstand gemacht. So fuhren wir nun also nicht zur Brücke sondern nordwärts. In dem Dorf Vidulini, wo gestern der kleine Junge mit dem Mofa war, hatten wir gesehen, dass man hier nachmittags paar ältere Häuser des Dorfes gut in Szene rücken kann. Dort fuhren wir also hin und nahmen den nächsten Y1.

Dieses Bild könnte man "Istrien" nennen. Charakteristisch für die Fahrt durch diesen Landstrich sind viel Vegetation und immer wieder diese Steinhäuser - wie hier in Vidulini.

Es war wunderschön dort. Das ist für mich Klischee-Istrien: Viel Landschaft mit kleinen Feldern, die allgegenwärtigen Steinmäuerchen und abgeschiedene Dörfer mit Steinhäusern. Dazu blühende Blumen in allen Farben und der tiefblaue Himmel über allem. Für den nun anstehenden Nordfahrer suchten wir erstmal ein Motiv mit seitlicherem Blick, den ich auf einer dieser Klischee-Blumenwiesen fand. Auch hier konnte man wieder im Schatten eines Baumes sitzen - so gefällt das!

Nochmal das Dorf Vidulini, diesmal etwas distanzierter betrachtet.

Danach drohte nun doch noch der verspätete Nordfahrer-Güterzug, der um 15.00 Pula verlassen hatte - das hatte die Abfrage per Handy ergeben. Im Bf Kanfanar war das Licht noch nicht weit genug rum. Ich erinnerte mich an einen Haltepunkt ein Stück nördlich, wo die Strecke mal weit westwärts reindreht, den ich aber als eher unfotogen in Erinnerung hatte. Wir fuhren trotzdem mal hin. Das Ensemble rund um den Hp Žminj erwies sich dann auch als gar nicht so verkehrt. Bald war der Sound der GM in der Ferne zu hören. Mit zehn Wagen, davon acht mit Schrott beladen, war der Zug schon ganz gut ausgelastet. Die Vorbeifahrt war eindrucksvoll.

Der Istrien-Güterzug rollt durch den Hp Žminj.

Der Gz kreuzte in Sv Petar u Šumi mit einem südgehenden Pu. Diesen nahmen wir zwischen den Hp Žminj und Krajcar Brijeg an einem eher "schlichten" Motiv. Den nächsten Nordfahrer gab es nochmal in Žminj. Es stiegen sogar Fahrgäste aus! Jetzt ging es Schlag auf Schlag. Ein weiterer Pu südwärts stand an. Am Hp Krajcar Brijeg gab es ein wunderbares Häuserensemble als Motiv. Das blöde war, dass es sich um ein Spätvormittagsmotiv handelte. Meine Aufgabe war nun, die beiden anderen zu überzeugen, hier den nächsten Südfahrer zu machen. Auf den kam es mir besonders an, weil es der Wagen in Schwedenlack sein musste. Hier hätte man die nicht beschmierte Südfront und Westseite drauf gehabt. Und tatsächlich konnte ich nach einiger Suche und paar blutreichen Vegetationsarbeiten im Stachelgestrüpp die beiden von meinem Standpunkt überzeugen. Der Schweden-VT klappte ausgezeichnet. Im Auto gab es darauf erstmal wieder "Planet Paprika" von Shantel in voller Dröhnung, während wir durch die sonnige istrische Frühlingslandschaft rollten.

Der "Original-Schwede" hat gerade den Hp Krajcar Brijeg verlassen und rollt südwärts weiter.

Es ging südwärts. Auf der Schotterpiste südlich Žminj hatten wir ausgerechnet einen LKW vor uns, der uns in eine weiße Wolke einhüllte. In Kanfanar waren wir den aber zum Glück los. Es ging direkt auf die Schnellstraße und durch unendliche Pampa nach Vodnjan. Erst suchten wir den Bahnhof auf, wo gerade Kreuzzug war. Doch dadurch, dass beide VTs das Licht auf die beschmierten Fronten bekamen, bekam ich eine gewisse Unlust für Fotos. Wir wechselten nun auf die Brücke des noch geschlossenen Autobahnzubringers, von der man (vormittags!) wirklich einen schönen Blick auf die Strecke vor der genialen Stadtkulisse hatte. Aber der Abendblick in die Landschaft war auch nicht zu verachten. Es wurde nun leider recht spannend, denn von Westen zog so eine hohe Schmodderschicht auf. Und wir mussten noch ganz schön lange warten.

Immerhin ließ man uns auf dieser Autobahnzufahrt unbehelligt stehen. Es waren diverse Handwerker damit beschäftigt, dem nahen Kassenhäuschen den letzten Schliff zu verpassen, denn es schien, dass womöglich sogar morgen die Einweihung wäre. Auch ein Polizist kam auf dem Motorrad vorbei, doch auch er interessierte sich nicht für uns. Und dann war es endlich Zeit für den Zug. Er trötete in der Ferne. Die Sonne war noch etwas vom Rand der geschlossenen Schleier entfernt. Und dann kam er und er ging noch in vollem Licht ab! Wenigstens bekamen wir heute doch noch eine richtigrumme GM!

Blick von der Brücke des Autobahnzubringers Vodnjan Süd, der kurz vor der Eröffnung stand. Der "Istra" hat von Pula kommend die ersten Steigungen hinter sich.

Wir nun natürlich hinterher. In Kanfanar hätten wir es wohl nicht mehr zum Bf geschafft, doch in Pazin steuerten wir die Station an. Natürlich war die Sonne schon längst im Schmodder drin, aber sie schien noch etwas. Uns gelang immerhin mit schwachem Licht noch ein Bild des Zuges.

Und bei der Einfahrt nach Pazin.

Dann fuhren wir nochmal hoch nach Cerovlje. Es konnte ja sein, dass der Brzi wieder in Borut mit dem Güterzug kreuzte. Und so war es auch. Im aller-allerletzten Licht kam dann noch ein ganz schön stark ausgelasteter Güterzug vorbei.

Die Rückfahrt des Güterzuges südlich von Cerovlje, dessen Esig im Hintergrund zu sehen ist.

Nun war endgültig Schluss, und zügig ging es durch die Berge zurück nach Rijeka und Kostrena, wo ein leckeres Abendessen auf uns wartete. Der Tag in Istrien hat mir sehr gefallen. Erstmalig seit Jahren konnte man dort wieder Triebwagenfotos ohne Graffiti machen. Alle eingesetzten VTs waren auf der Westseite und auf der Südfront frei von Geschmier. Zwei oder drei VTs waren allerdings auf der Ostseite schon wieder vollgekleistert und hatten diese komischen Namenszeichen auf der nördlichen Front.

Blick vom Hotel-Balkon auf die kleine Bucht vorm Haus in Kostrena. Kaum zu glauben, dass man sich hier zwischen der Werft von Rijeka und dem Ölhafen von Bakar befindet...

Samstag, 01.05.2010: Kostrena - Brod Moravice - Kostrena

Und wieder ein Morgen im strahlenden Sonnenschein! So muss Urlaub sein. Wir frühstückten in Ruhe (heute waren wir offensichtlich die ersten Frühstücksgäste; keine Rørlegger da). Dann wollten wir nochmal prüfen, ob man jetzt, zwei Tage später, den Früh-Pu oberhalb Hreljin schattenfrei hinbekommt. Es hatten ja nur paar Minuten gefehlt. Doch als wir in östliche Richtung aufbrachen, sahen wir die Undinge an den Bergen: Wolken, und gar nicht mal wenige. Die ganze Ecke bei Meja hing voll davon. So disponierten wir um. Der Früh-Brzi aus Ljubljana hatte uns ja ganz gut gefallen. Deshalb ging es an die dortige Piste.

Wir schauten uns noch die Möglichkeiten an, die es von einer Autobahntankstelle bei Matuji gab, doch das konnte uns aufgrund des spitzen Lichtstandes nicht wirklich begeistern. Dann weiter zum Bf Šapjane gefahren. Dort fragten wir mal nett beim Chef, ob wir Fotos machen dürften, was dieser auch freundlich bejahte. Der Weichenwärter zeigte uns sogar, welcher Zug als erstes einfahren würde, denn Zuggeräusche waren aus beiden Richtungen zu hören. Gerade wollten wir für den angekündigten Brzi in Position gehen, da fuhr natürlich die Grenzpolizei vor. Die Beamtin war allerdings sehr freundlich, sprach deutsch und fragte nach einer polizeilichen Fotogenehmigung. Als wir mit unserem charmantesten Lächeln fragten, ob sie uns denn die Erlaubnis geben könnte, warf sie einen Blick zurück zum Auto (erhoffte sie Entscheidungshilfe vom Kollegen oder sollte er es nicht mitbekommen?). Der Kollege war noch nicht zu sehen, also gab sie uns die Zustimmung. Wir konnten uns frei im Bahnhof bewegen, wobei das Licht hier nicht ganz so günstig stand und die Möglichkeiten eher eingeschränkt waren.

Eine slowenische 363 hat den Früh-Schnellzug bis in den kroatischen Grenzbahnhof Šapjane gebracht. Diesmal führt der Zug immerhin den im Fahrplan vermerkten HŽ-Liegewagen aus München. Den Schlafwagen haben wir nie zu Gesicht bekommen.

Die 1061 hatte einen Güterzug aus Rijeka gebracht und wird mit dem Schnellzug wieder zurückkehren. Noch könnte man hier technisch mit slowenischen Loks bis Rijeka durchfahren. Wenn die Kroaten die Umstellung auf Wechselstrom über die Bühne gebracht haben, wird diese Möglichkeit hinüber sein und Šapjane auf "Lebenszeit" Lokwechselbahnhof 28km vorm Ziel Rijeka.

Dem Brzi fuhren wir nochmal voraus und nahmen ihn trotz spitzem Licht an der Autobahn-Raststätte bei Rijeka.

Der Schnellzug nochmal beim Abstieg in den Bergen oberhalb des Kvarner.

Nun war die Frage, ob man nicht doch mal trotz Wolken ins Gebirge hochschauen sollte. Wir wagten es einfach mal. Auf der Autobahn ging es bis Vrata. Hier war der Himmel schon wieder überwiegend blau. Die Wolken hingen wohl nur an den küstennahen Bergen. Wir warteten erst an einem Blick auf die Ortskulisse und einen Berg auf den IC nach Rijeka. Dieser kam heute sogar mit einer netten Altfront-1061. Allerdings war genau eine Minute vor der verspäteten Durchfahrt die Sonne hinter einer Wolke verschwunden. Anschließend suchten wir mal wieder den herrlichen Aussichtspunkt oberhalb Vrata auf, von dem man den Bajer Jezero im Hintergrund hat. Hier hatten wir Glück. Nachdem einige finstere Wolken genauso schnell wieder abgezogen waren, wie sie plötzlich bedrohlich aufgekommen waren, und blauer Himmel herrschte, kam doch tatsächlich ein Güterzug aufwärts gefahren. Das war schon mal top!

Ein Aufwärtsfahrer mit Doppeltraktion mit den letzten Häusern von Fužine und dem Bajer Jezero.

Danach stellten wir uns in der Hoffnung auf Abwärtsfahrer nochmal an die Ortskulisse. Zwar wehte hier ein kühler Wind, doch der Boden war einigermaßen warm, so dass man sich ins Gras legen konnte. Vorwarnung für Züge erhofften wir uns durch die Glocke des nahen BÜs. Irgendwann schlug die nahe Kirchturmuhr 11mal. Ich meinte noch zum Scherz, dass ja auch der BÜ jetzt gern elfmal klingeln könne. Wir mussten nicht lange warten, da fing er tatsächlich an zu klingeln. Wir sprangen auf und gingen in Position. Ich habe nicht gezählt, wie oft der BÜ klingelte, doch offenbar kam nichts und irgendwann ging er auch wieder aus. Das Spielchen wiederholte sich noch paarmal. Als dann tatsächlich ein Güterzug abwärts gefahren kam, hörten wir zum Glück den Zug selbst rechtzeitig. Das passte jedenfalls!

Nun mal etwas rumgeschaut, was sonst noch so geht. Dabei sind wir auch am BÜ vorbeigekommen, wo gerade ein Signaltechniker am arbeiten war. Wenn der wüsste, wie er uns mit seinen Bimmeltests hochgejagt hat... Der Bummel von Zareb ging hier auch noch.

Der Bummelzug von Zagreb passiert den örtlichen Steinbruch von Vrata.

Wir setzten uns nun auf die Autobahn. An der Abfahrt mit dem hübschen Namen "Ravna Gora" ging es wieder runter und nach Skrad. Dort gab es einen Tankstopp. Der örtliche Tante-Vlatka-Laden hätte zwar samstags bis 20 Uhr aufgehabt, aber weil 1. Mai war, hatte man um 12, also eine halbe Stunde zuvor, dicht gemacht. Wir deckten uns also an der Tanke mit Keksen und Erdnussflips sowie Getränken ein. Leider war die Tankstellenbuzze kein Megastore und die Auswahl entsprechend eingeschränkt. Unser nächstes Ziel war Brod Moravice, wo man im Bahnhofsbereich wieder so einen 3-Wünsche-auf-einmal-Punkt hat: Ruhe, Schatten, Motiv. Hier die Ruhe genossen und der Züge geharrt, die da wohl kommen mochten.

Der IC nach Zagreb in Brod Moravice.

Es kamen so einige. Leider jedoch die Güterzüge aus der falschen Richtung und beide mit 2063 Heck voraus. Neee, das musste nicht sein. Aber die Personenzüge kamen gut, der Brzi nach Rijeka hatte sogar einen Mimara-Wagen dabei (aber insgesamt nur zwei Wagen, die erste Klasse fehlte). Der Pu nach Moravice hatte am dritten Wagen leider Graffiti, aber das könnte hoffentlich hinter paar Büschen untergehen. Das Wetter hatte sich übrigens deutlich gebessert. Der Himmel war wieder richtig blau und Wolken ließen uns absolut in Ruhe.

War rechtzeitig zu hören: Ein Güterzug mit 2063 in Brod Moravice.

Gegen 15 Uhr waren wir durch und das Licht auch schon ganz schön weit rum. Wir verließen diesen schönen Ort und wechselten nach Fužine. Ein Bild vom Viadukt musste einfach mal sein. Ausgerechnet als der Zug kommen sollte, hatte ein Brautpaar Fototermin in der Grünanlage, in der wir warteten. Als der Zug schon zu hören war, bat man mich, etwas zur Seite zu gehen. Zum Glück bedankte sich der Fotograf schon nach paar Schritten, so dass ich immer noch günstig genug stand. Das sind so Momente... Man kann sich einem Hochzeitspaar gegenüber ja kaum bockig zeigen und einfach stehenbleiben... Der Pu, der jetzt kam, hatte sogar noch zwei Wagen in der alten Farbgebung.

Blick aus dem Ort Fužine auf den Viadukt und einen Pu nach Moravice.

Hochzeitsfotos im Park bei der Kirche von Fužine...

Nun sollte noch ein Pu von oben und ein Brzi (der mit dem Mimara-Wagen) von unten ausstehen. Den Brzi wollten wir gern vernünftig haben wegen des Mimara-Wagens. Einziger Ort, wo er vernünftig ausgeleuchtet wäre, war Plase. Doch dort sollte Kreuzung mit dem Gegenzug sein, den wir auch gern vernünftig haben wollten. Also Schattenfront beim Brzi in Kauf genommen und diesen in Meja fotografiert.

Der Zwei-Wagen-Brzi fährt nach Meja ein.

Danach für den Abwärtsfahrenden einfach nochmal an den BÜ unterhalb Meja gestellt. Der Zug sah klasse aus: Mit vier Wagen schön lang, sauber und die Lok (in der alten Bauform) frisch lackiert.

Unterhalb von Meja geht es mal wieder über einen dieser Dämme mit Boramauer. Die 1061 106 kam wie geleckt daher.

Weil damit das Personenzugprogramm bei Tageslicht beendet war und es nun im Westen doch wieder massiv rumschlonzte, beschlossen wir, erstmal kurz in Škrljevo vorbeizuschauen und dann in einer von 2005 und 2006 noch wohlbekannten Konoba am Strand von Kostrena zu Abend zu essen.

Eine Rangiereinheit steht im Bahnhof von Škrljevo, sonst nichts. Hier zweigt die Nebenbahn nach Bakar ab, die nur im Güterverkehr bedient wird (da aber doll).

Da für morgen die Wettervorhersage eindeutig schlecht war, würde dies wohl unser letzter Abend hier gewesen sein - auch wenn wir ursprünglich erst Montag abreisen wollten. Das Abendessen direkt am Wasser war nun auch ein richtig toller Tagesabschluss. Ein Tagesabschluss mit Palatschinken. Zwischen den Gängen machten wir Fotos von der über der Učka-Kette untergehenden Sonne. Anschließend gab es noch ein Balkon-Bierchen.

Erst lecker Abendessen...

..., dann lecker Sonnenuntergang.

Sonntag, 02.05.2010: Kostrena - Hamburg

Vorhersagegemäß wachten wir unter einer geschlossenen Wolkendecke auf. Da es im Tagesverlauf und auch morgen eher noch schlechter werden sollte (Regen sollte von Westen hereinziehen), beschlossen wir die heutige Rückreise, worauf wir uns ja auch schon seelisch eingerichtet hatten. Nun ja, dreieinhalb von viereinhalb geplanten Tagen mit Sonnenschein - da können wir nicht meckern. Nochmal in Ruhe gefrühstückt und dann brachte ich noch die Schlüssel zur Rezeption.

Der Mann an der Rezeption fragte mich so nebenbei, ob wir denn schöne Fotos gemacht hätten. Öhmm, woher wusste der, dass wir fotografieren? Hatte er mich mal mit der Kamera auf dem Balkon gesehen, als ich die Bucht fotografiert habe? Ich fragte einfach mal nach. Ja, meinte er, der Name wäre ihm bekannt vorgekommen aus dem Internet. Er sei auch Railfan und kenne den Namen von DSO! Ich war von den Socken... An dieser Stelle schöne Grüße nach Kostrena! Anschließend gab es im nahen Supermarkt noch paar Einkäufe von hiesigen Spezialitäten, auf die man in Deutschland verzichten muss (z.T. auch auf Bestellung von daheim).

Da heute Sonntag Morgen war, nahmen wir mal den Weg durch die Innenstadt zur Autobahn. Nico gelang es sogar noch, im Bahnhof für uns die aktuellen Kursbücher zu erstehen. Um 8.45 verließen wir die Kvarner Bucht und Rijeka auf dem Weg zur slowenischen Grenze. Wir fuhren jetzt den per Luftlinie dichtesten Weg über Illirska Bistrica und Pivka. Wie bei so vielen Grenzübergängen zwischen Kroatien und Slowenien ging es durch Kroatien auf fett ausgebauter Autobahn und dann auf slowenischer Seite auf einer kurvenreichen Landstraße. Aber dank des Sonntags kamen wir wunderbar durch. Um 10 Uhr hatten wir in Postojna die slowenische Autobahn erreicht.

Über die weitere Fahrt kann ich gar nicht so viel sagen. In Jeseniće hielten wir das einzige Mal an, um zu tanken und uns bischen Verpflegung zu besorgen. Dann ging es aber gleich zügig weiter. Im Salzburger Land zeigten sich paar Auflockerungen mit richtig tollen, klaren Wolken unterschiedlichster Farbe und Helligkeit. Im Großraum München hatten uns dahingegen aber die Regenwolken erreicht. Den Endspurt legten wir in Gischtwolken vorausfahrender Autos zurück. Oli schaffte es, uns bereits um 14.50 vor dem Hbf in Ingolstadt rauszuschmeißen, wo wir den perfekten Übergang auf einen nordwärts fahrenden ICE hatten:

ICE 786 Ingolstadt 14.59 > Hamburg-Harburg 19.42

Angesichts einer solchen schnellen Verbindung kann man das mal mehr machen - so ein langes Wochenende in Kroatien. Darauf genehmigte ich mir im Zug noch einen Latte Macchiato. Seitdem die neue Generation von Kaffeemaschinen (oder sagt man jetzt "Automaten") im Speisewagen Einzug gehalten haben, schmeckt sowas auch im Zug richtig gut.

Und rechtzeitig zum Tatort (der aber ein Polizeiruf war) war ich zuhause. Das war wirklich ein nettes langes Wochenende!

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