Kroatien Juli 2006

Copyright by Jan-Geert Lukner

Für mich ging es das erste Mal im Hochsommer in den Süden und ich rechnete hinsichtlich der Temperaturen mit dem Schlimmsten. Die An-/Abreise fand per Flug statt (Germanwings Hamburg - Zagreb und zurück), ab Zagreb Flughafen hatten wir einen Leihwagen für den zweiwöchigen Aufenthalt bestellt. Anno 2003 hatte ich die für dieses Jahr angepeilten Ecken per Zug bereisen können (zum Reisebericht 2003) und viele mögliche Motive notiert. Um diese möglichen Motive wollten wir uns jetzt mal kümmern, wobei dazu einfach ein Leihwagen unerlässlich war. Im März 2005 waren Nico und ich auch schon mal in Kroatien gewesen, doch hatten wir damals leider viel Pech mit dem Wetter und waren auch eher im Norden des Landes unterwegs gewesen.

In Hamburg-Fuhlsbüttel steht der Flieger bereit...

Samstag, 15. Juli 2006: Hamburg - Zagreb - Kostrena (bei Rijeka)

Pünktlich um 12.55 kamen wir in Zagreb an. Von oben hatte man schon einen netten Ausblick auf die Savebrücke der Karlovacer Bahnstrecke, auf die schnurgerade Bahnlinie in Richtung Sisak und den Güterbahnhof. Die Dame vom Europcar-Schalter fuhr uns unseren Clio vor und wies uns darauf hin, dass der Wagen noch ganz neu sei und keinerlei Kratzer hätte. Wir erzählten ihr nicht, was wir mit dem Auto alles vorhatten...

Heute war der Tag des Bettenwechsels an der Küste, und an diesem Tag verkehren eine Reihe von zusätzlichen Zügen. Wir hatten es diesen Samstag auf den deutschen Urlaubsexpress ab Rijeka abgesehen, dessen Hinfahrt wir zwar nicht mehr schaffen konnten, dessen Rückfahrt uns aber sehr interessierte. Eine Ansaldo-Altbauellok vor deutschen Wagen - ein interessantes Kuriosum!

Unser Clio hatte Klimaanlage und CD-Spieler - das war das Wichtigste! Dass er bereits für 125 km/h 4000 Motorumdrehungen brauchte, war nicht so toll; aber uns standen ja nur wenige längere Autobahnfahrten bevor. Die erste davon erledigten wir gleich. Was die Kroaten da an Autobahnen ins Land gestellt haben, ist der reine Wahnsinn (Wer bezahlt die?). Welches Schattendasein fristet daneben die Bahn, die von Zagreb nach Rijeka im IC fast dreieinhalb Stunden braucht? Über schwindelerregend hohe Viadukte, durch lange Tunnel und Bären-Unterführungen im einsamen Gebirge Gorski Kotar erreichten wir nach knapp zwei Stunden den Küstenort Kostrena, der eingekeilt zwischen den Industriehäfen von Rijeka und Bakar liegt.

Hier kannten wir vom letzten Jahr her noch die 60er-Jahre-Hotelanlage "Lucija", an der seit den sechziger Jahren wohl auch nichts gemacht worden war, die aber dennoch sauber war und in der man auch im großstädtischen Raum mit nettem Meeresblick wohnen konnte. Entgegen unserer Befürchtung, hier in der Hochsaison nichts zu bekommen, wurden wir nett aufgenommen, luden unser Gepäck im Zimmer ab und fuhren dann mal westwärts. Problem ist nämlich, dass die von den deutschen Zügen befahrene kurze Strecke von Rijeka bis zum Grenzbahnhof Šapjane kaum Fotomöglichkeiten bietet. Einzig notiert hatte ich den tollen Bf Opatija-Matulji, doch stand hier das Licht zu spitz.

Zunächst schauten wir im Bahnhof Rijeka rein, kauften Kursbücher und fotografierten das, was gerade da war: Ein IC nach Zagreb (nicht der planmäßige 7123 / vgl DB-612, sondern lokbespannt) und ein einfahrender Güterzug. Viele deutsche Urlauber standen schon bereit, allein der UEx war noch nicht bereit gestellt. 20 Min vor Abfahrt fuhren wir lieber mal an die Strecke. Wir wussten ja nicht, wie lange wir nach einem vernünftigen Standpunkt suchen mussten.

An vielen Stellen kam uns das Licht zu spitz, doch vor Matulji wurden wir fündig. Von einer Straßenbrücke hatte man einen netten Ausblick auf eine schnurgerade Rampe mit Meeresblick. Lediglich ein willenlos in der Luft hängendes Telefonkabel musste unterfotografiert werden. Tja, da standen wir nun, immer wieder interessiert von den vorüberkommenden Einheimischen gemustert. Auch 20 Min später standen wir noch dort. Auch 20 min nach erwarteter UEx-Durchfahrt. Dann tat sich aber etwas: Eine 1061 (die einzige Lok-Baureihe für den kurzen kroatischen Gleichstrom-Abschnitt Moravice - Rijeka - Šapjane) kam langsam die Rampe hoch, der Zug sah allerdings etwas unförmig aus. Ein Güterzug! Also weiter gewartet. Es ging nun auf 18.30 Uhr zu, die Schatten wurden länger, das Licht wurde spitzer. Ein Pu (Putnićki vlak = Personenzug) sollte jetzt eigentlich in Richtung Grenze kommen. Kam er aber nicht. Gutes Zeichen, weil vielleicht nun doch erst der UEx abgelassen werden würde? Nein, nix tat sich. Die Schatten wurden noch länger, erste Möglichkeiten schatteten zu. 18.45. Viel Luft auf dem Gleis. Um 19.02 wurden wir dann endlich erlöst. Zwei 1061 zogen einen Autowagen und eine lange Schlange von Liege- und Schlafwagen die Rampe hoch. Der Zug hatte fast 90 Min Verspätung!

Deutscher UEx vor der Kulisse des Kvarner und der Krk-Brücke.

Wir fuhren nochmal hinterher bis Šapjane, doch ein Wolkenfeld vereitelte weitere Aufnahmen. Über die Autobahn ging es nun schnell zurück. In Kostrena suchten wir eine Konoba aus dem letzten Jahr auf, wo wir direkt am Strand unser Abendessen verspeisen konnten. Der gemischte Grillteller auf kroatisch schmeckt mir ja fast noch besser, als der auf griechisch... Es war nun die Samstagnacht, in der offenbar am Strand durchgemacht wird. Mit zunehmendem Getränkekonsum wurde das Gegröle vom Strand am frühen Morgen immer lauter, so dass wir nur bedingt gut geschlafen haben, obwohl wir sehr müde waren. Wir konnten nur hoffen, dass dies ein spezielles Phänomen der Samstagnacht blieb.

Sonntag, 16. Juli 2006: Kostrena (bei Rijeka) - Delnice - Kostrena

Um 7 Uhr war es vom Strand her ruhig. Auf der Veranda frühstückend genossen wir die Stille. Anstelle aber runter zum Strand zu laufen und an paar dort liegenden Alkoholleichen Rache für entgangene Nachtruhe zu nehmen, starteten wir um 7.30 über die Autobahn nach Škrad. Bereits auf dem Weg hoch zur Autobahn fiel uns die nicht enden wollende Blechkarawane in der Gegenrichtung auf. Vor der Mautstation der kleinen Autobahnabfahrt Ostrovica (oberhalb Bf Meja) war regelrecht Stau. Offenbar war ganz Zagreb unterwegs zu einem Badetag am Strand! Manchmal ist es gut, wenn man hobbytechnisch nicht mit dem Strom schwimmt... Wir hatten freie Bahn und standen um 8.30 am nördlichen Ortsrand von Škrad bereit für den IC von Zagreb. Hier hatte man einen netten Landschaftsüberblick über ein Waldtal.

Ein bischen Bahn, dann der Gorski Kotar.

Nur der IC kam nicht. Das Licht kam immer spitzer, die Sonne stieg immer höher. Dass der IC ca 10 Min Verspätung haben würde, wenn er wie gestern nicht als 7123, sondern als Wagenzug mit Lokwechsel in Moravice käme, war ja klar. Aber warum mussten es nun gleich wieder 55 Min Kasni (=Verspätung) sein??? Na ja, der Lichtstand ging gerade noch, und wenigstens hatte man den Gegenzug, einen Pu nach Moravice, im Bf Škrad stehen lassen, so dass wir diesen ohne Eile nach Ortswechsel in Donja Dobra (zwischen den Bfen Brod Moravice und Moravice) nochmal nett und mit richtigem Lichtstand nehmen konnten.

Um kurz nach 11.00 nahmen wir dann noch den durchgehenden Pu Zagreb - Rijeka (Reisezeit 4,5h) auf dem Viadukt Fužine mit. Eigentlich hätte jetzt die Hochlicht-Glocke zur Mittagspause aufrufen müssen, doch sollte der Mittags-B (Brži vlak = Schnellzug) ja die zu Probezwecken hier stationierte Dispo-189 vorgespannt haben (Dank an Nil für den informativen Reisebericht), und so begaben wir uns trotz absolutem Hochlicht in den Bf Delnice, wo wenigstens der horizontale Lichteinfallwinkel stimmte. Einige Wolken am absolut stahlblauen Himmel machten die Sache spannend. Aber ein kurzes Wolkenloch und die Fuhre war im Kasten.

Wäre auch doppelt ärgerlich gewesen, wenn nicht. Der Zug hatte nämlich Doppelbespannung aus Dispo-189 und GM-Diesellok der Baureihe 2063. Eine deutsche Lok mit Amidiesel friedlich vereint - zu schön! Die 2063er helfen hier aus, weil der HŽ (Hrvatske Željeznice = Kroatische Eisenbahn) die Gleichstrom-1061er langsam ausgehen, von denen mittlerweile mehr als die Hälfte abgestellt sind. Eigentümlicherweise scheint es in erster Linie Loks mit modernisierter Front getroffen zu haben. Das sollte uns nur recht sein, uns gefiel die klassische Variante eindeutig besser. Die 189 werden hier als mögliche Nachfolge-BR getestet.

Deutsch-amerikanische Zusammenarbeit vor drei Wagen...

Nun war aber Mittagspause angesagt. An der Straße fanden wir einen Wegweiser zu einem Gasthaus, der steil abwärts an einen See, den Lokve jezero, wies. Dort zwischen den Bäumen war ein mega-nettes Waldlokal, in dem es sich die nächsten anderthalb Stunden wohl aushalten ließ. Eine Spezialität des Hauses war (neben Froschschenkeln in allen Varianten) ein gemischter Fleischspieß, den ich mir habe schmecken lassen. Obwohl hier oben im Gebirge auch in der Mittagszeit ein kühlender Wind wehte und die Temperaturen alles andere als unerträglich waren, schmeckte die kalte Cola irgendwie besonders gut...

Um 15.00 wurde der Nachmittag angepfiffen. Mit dem B 700 von Zagreb erwarteten wir gemäß Nils Bericht die Dispo-189 zurück. Wir fuhren bis oberhalb des Bf Plase, von wo aus wir schon letztes Jahr mal einen Weg austesten wollten (damals am Wetter gescheitert), der parallel zur Bahn aufwärts führte. Von meiner Zugmitfahrt hatte ich notiert, dass da oben in der Einsamkeit im Bereich einer Rundkehre offene Landschaft sein soll und die Bahn über mehrere Dämme mit Boramauer (Mauer zum Schutz vor der Bora, einem "Fallwind mit Düsencharakter" lt Reiseführer) fahren würde. Nach ca 20 Min Fußweg öffnete sich tatsächlich der Buschwald und der Blick fiel auf einen ersten Damm mit Boramauer.

Nachdem wir dort den B verarztet haben, der nicht die Dispolok vor hatte, gingen wir weiter. Ein Stück weiter, aber hinter der Rundkehre, tauchte die zweite Boramauer auf. Von einem Felsen westlich der Bahn müsste man einen Super-Ausblick auf beide Dämme hintereinander haben. Das haben wir allerdings dann doch nicht probiert. Wir liefen den Weg einfach weiter und kamen auf einen Hügel in der Rundkehre. Hier einfach mal postiert. Glück gehabt: Es kam trotz Sonntag ein Güterzug aus der richtigen Richtung. Was uns aber besonders erfreute: Der Zug war mit einer 2063 und 1061-Doppeltraktion bespannt!

Kleiner Pu mit großer Bora-Mauer...

Nach einem Pu der Gegenrichtung ging es zurück zum Auto. Ein Muss-Motiv war nämlich noch offen: Der Viadukt von Fužine abends von der Kirche aus. Die Wolken hatten sich wieder aufgelöst, es herrschte strahlend blauer Himmel. Auf dem Viadukt konnten wir im netten Abendlicht nun drei Züge in einer halben Stunde erleben, von denen einer besonders positiv überraschte: Eine der polnischen S-Bahn-Garnituren (von denen hier zwei im Gleichstrom-Abschnitt stationiert sind) kam vollkommen ohne Graffiti über die Brücke gefahren. Beide Garnituren kannten wir von den Vorjahren nur übelst beschmiert, und nun kam ein solcher Vierteiler völlig sauber daher. Das gefiel!

Obwohl wir mit jedem Meter, der vom Zug sichtbar wurde, auf die Graffitis warteten, kam nix!

Den restlichen Abend verbrachten wir einfach mal am größten Damm mit Boramauer an der Strecke, dem Damm von Škrljevo. Leider tat sich gar nichts - Sonntag halt. Immerhin hatten wir die Hoffnung, dass der B von Osijek vielleicht mal pünktlich käme - dann ginge er hier noch kurz vor Sonnenuntergang. Und was soll ich sagen - er ging, und zwar um 20.12 Uhr. Die Belichtung konnten wir nur raten, hoffentlich haben wir nicht zu arg daneben gegriffen. Der Zug hatte übrigens die Dispo-189 vorgespannt!

Es war spät geworden, daher besorgten wir uns nur aus dem Supermarkt paar Kleinigkeiten, die wir auf unserem Hotelbalkon verspeisten. Danach fielen wir hundemüde ins Bett.

Montag, 17. Juli 2006: Kostrena (bei Rijeka) - Šapjane - Buzet - Kostrena

Heutiges Hauptanliegen war der deutsche Autozug, der gegen Mittag über Šapjane reinkommen und gegen Abend wieder abfahren sollte. Bis Mittag war allerdings noch Zeit, und die wollten wir eigentlich für den Istrien-Schnellzug Lubljana - Pula nutzen, für den ich von 2003 ein spezielles Motiv bei Roć im Auge hatte. Doch auch bis zu diesem war noch Zeit, und da fiel uns auf, dass ja der B aus Ljubljana mit Nachtzug-Kurswagen aus München und Wien bald von Šapjane her eintreffen müsste. Den konnten wir quasi auf dem Wege mitnehmen. Dachten wir wenigstens.

Wir hatten uns unweit der Stelle von vorgestern bei Matulji aufgebaut. Auf dem Gleis aber wieder nur heiße Luft. Hin und her überlegt, ob man lieber abbrechen sollte, um den Istrien-Schnellzug noch zu erwischen, doch ein klärender Anruf bei unserem "Disponenten" (großes Dankeschön!), der für uns im Norden immer HZ-online war, ergab plus 34. Das war jetzt erreicht. Und hier hatten wir ein nettes Motiv, bei dem bloß das Licht schon wieder spitzer und spitzer kam. Endlich, mit 40 Min Kasni, kam der internationale Schnellzug dann vorüber - gezogen von der Dispo-189! Leider kam das Licht schon viel zu spitz.

Den Istrien-Brži konnten wir nun vergessen, daher direkt mal nach Šapjane hoch gefahren. Nördlich des Bf war an der Ladestraße eine nette freie Fläche, wo man die Einfahrt von der Grenze her (und noch mit slowenischer Lok) umsetzen konnte. Bis 10.52, der planmäßigen Ankunftszeit, dauerte es auch gar nicht mehr so lange. Wir konnten paar Röhrenverladern zuschauen, die an der Ladestraße tätig waren. Nicht mehr lange, und alles wäre verladen und wir könnten sogar das Form-Esig mit ins Bild nehmen. Entgegen unserer Erwartung interessierte sich niemand für uns - immerhin standen wir zwischen Grenz(polizei)bahnhof und Grenze...

Um 11.05 ging endlich das Esig auf Fahrt. Eine slowenische Ansaldo-Doppellok, vergleichbar der 1061 der HŽ, kam langsam herein. Allerdings handelte es sich um Wagen, auf denen bestenfalls LKWs transportiert werden könnten, nicht aber um den erwarteten Autozug. Nun denn - horizontal wurde das Licht immer besser, doch vertikal stieg es nun in gewaltige Höhen. Eigentlich hätte jetzt die Hochlicht-Glocke schrill klingeln müssen. Doch wir wollten deutsche Wagen hinter italienischen Altbauloks sehen...

Nun denn, eine geschlagene Stunde später ging die Schranke mal wieder runter, das Signal mal wieder auf Einfahrt. Die Röhrenverlader waren inzwischen mitsamt Kran, Tieflader und Röhren verschwunden, so dass wir das Esig mit drauf bekamen. Und es kam tatsächlich der erwartete AZ aus Hamburg. Immerhin war er auch mit nem Ansaldo-Doppler bespannt (wer will hier vor deutschen Wagen schon Dispoloks haben?). Wie es sich für deutsche Wagen gehört, prangte auf dem dritten ein großes Graffiti - tolle Wurst!

Slowenische Lok italienischer Herkunft und deutsche Wagen in Kroatien.

Den Grenzaufenthalt nutzend fuhren wir dem Zug nun bis zum Bf Opatija-Matulji vorweg, denn erstens war das EG äußerst sehenswert, zweitens wollten wir gern ne 1061 vor den deutschen Wagen haben und drittens zeigte sich hier die andere, hoffentlich Graffiti-freie Seite der Wagen. Mastentechnisch war es nicht ganz so einfach, den Zug im Bf umzusetzen, aber es ging gerade noch so. Schön bei kroatischen Bahnhofsaufnahmen finde ich es immer, dass der Rotkäppi vorm Gebäude steht und den Zug beobachtet - manchmal sogar zusammen mit dem Weichenwärter. Hier war es so, dass der Weichenwärter die Rotmütze mit dem herannahmenden Zug aus Deutschland im Hintergrund fotografierte. Und wir fotografierten alles.

Einer geht noch, Einer geht noch vor der Mittagspause. Der B nach Ljubljana stand nämlich noch auf dem Zettel. Auch diesen im Bf verarztet, wobei die mit 1061 und 2063 bespannte Fuhre etwas günstiger zu fotografieren war, als der deutsche Zug. Das nächste Ziel hatten wir schon die ganze Zeit vor Augen gehabt: Die Oštaria "Stacion" mit weinberankter, schattiger Veranda und Bahnblick am Bahnhofsvorplatz. Hier gab es lecker Minestrone (ein italienisches Gericht gegenüber einem italienisch angehauchten Bahnhofsgebäude...).

Ob sich die Beförderungsfälle wohl freuen, dass sie gleich ein kostenloses Orgelkonzert composed by General Motors hören werden?

Zum Nachmittagsprogramm fuhren wir durch den Ućka-Tunnel rüber nach Istrien. Erstmal den einsamen Hp Hum an der Istrienbahn aufgesucht, doch der vollgesiffte 7122 (ex schwedische Baureihe Y1) brachte etwas Ernüchterung mit sich. Der Ort Hum, der weit oberhalb in den Bergen liegt, macht an der Hauptstraße Werbung damit, dass er die kleinste Stadt der Welt sei. Die Festungsorte hoch oben auf Bergkuppen wie auch Roć und Buzet sind schon sehr eindrucksvoll!

Zu letztgenanntem Ort, Buzet, ging es dann auch. Allerdings nicht zwecks Stadtbesichtigung, sondern weil auch hier zwischen Grenzbahnhof und Grenze noch paar Motive offen waren. Der Bahnhof Buzet liegt ca 200 Meter oberhalb der Stadt hoch oben am Hang und besitzt nur zwei Gleise. Dennoch hat die jüngste Geschichte diesen Bahnhof zum Grenzbahnhof gemacht, wo sogar das Güterzugpaar Lokwechsel macht (Preisfrage: Wie läuft das Verfahren bei nur zwei Gleisen ab?). Ein Stück oberhalb vom Bf Buzet (also in Richtung Slowenien) kommt das Gleis aus dem Bereich der bewaldeten Hänge hinaus in den Bereich der senkrechten Felskanten, die hier in der Gegend fast alle Bergrücken krönen.

Am Bahnübergang westl des Bf stellten wir den Wagen ab. Auch hier hatten wir ein blödes Gefühl, weil man uns bei der Wanderung am Gleis in/aus Richtung Grenze für Illegale Aus-/Einwanderungswillige halten konnte (wobei wir auf dem Rückweg dann wohl die ersten Flüchtlinge aus der EU hinaus gewesen wären...). Jedenfalls am BÜ erstmal gewartet, bis keine Autos zu sehen waren. Während des Wartens hielt ein Vatrogasci-Auto neben uns und der Fahrer fragte uns hier, inmitten der knochentrockenen Botanik mit der Zigarette in der Hand nach Feuer! Vatrogasci ist übrigens die Feuerwehr...

Dieser Grenzübergang wird nur von drei Zugpaaren befahren: Der B Ljubljana - Pula (nur Juli und August), ein Pu-Paar mit Umsteigen in Buzet (nur Mo-Fr) und der Güterzug (meist nur Mo-Fr). Pu und Güterzug pendeln dabei nachmittags in kurzem Abstand hintereinander vorbei, so dass sich zu dieser auch vom Lichtstand her idealen Zeit, ein Besuch der Felsen durchaus lohnte. Die Felsen waren wirklich nett - da wären sicher noch mehr Motive möglich. Weniger nett war der Pu, der aus einem völlig versifften 715 bestand. Der Gz war dagegen höchst erfreulich, zumal die slowenische GM die richtige Seite, nämlich die kurze Nase, ins Licht hielt.

Graffitimurks am Winnetoufelsen.

Ohne verhaftet worden zu sein, verhafteten wir dann noch den abendlichen Schnellzug von Pula zweimal.

Da fährt er hin. Die Sonnenblumen lassen traurig die Köpfe hängen.

Immerhin sind die wunderschönen 711-Triebwagen anscheinend alle Graffiti-frei. Auf dem Rückweg schauten wir in Lupoglav noch kurz am Bf vorbei. Es stand sogar ein lokbespannter Personenzug im Bahnhof (GM und ein Wagen). Im Online-System der HŽ hatte ich vor dem Urlaub schon mehrfach beobachtet, dass sowas als VT-Ersatz gelegentlich vorkommt. Fototechnisch war aber nichts zu machen. Mit Tankstopp für Auto und uns ging es nun durch den Tunnel zurück und direkt ins Hotelrestaurant, wo wir nett auf der Veranda in der Abenddämmerung essen konnten. Den Kellner kannten wir noch vom letzten Jahr: Eine schrullige Gestalt von der ganz alten Schule, der sicher von Anfang an in dem Betrieb dabei war und fließend deutsch und englisch sprach...

Das war der Tag der slowenischen Fahrzeuge auf kroatischem Boden...

Im nächsten Teil geht es um die Rampen von Koper und Rijeka, um Waldbrand und "Die Drei von der Zollstelle", und ein wenig Likabahn-Luft schnuppern wir auch schon...

Fortsetzung

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