Copyright by Jan-Geert Lukner
In Paleofarsalos wurde die im vergangenen Jahr stillgelegte thessalische Schmalspurbahn Volos - Kalambaka rechtwinklig gekreuzt. Während das Gleis von Volos her noch lag, war die alte Trasse in Richtung Westen aufgrund der im Bau befindlichen Normalspurstrecke nach Kalambaka kaum noch auszumachen. Das alte Bahnhofsgebäude war abgerissen.
Aller Ausbau hat in Domokos ein plötzliches Ende. Ab hier windet sich die Strecke auf der alten Trasse durch das Gebirge. Der nun folgende Abschnitt über Lianokladi bis Bralos zählt zu den schönsten Gebirgsbahnen, die ich kenne. Man hat weite Ausblicke und bei der Trassierung ist an Kunstbauten nicht gespart worden. Diesen Abschnitt habe ich ausführlich an anderer Stelle beschrieben, daher sei nur gesagt, daß viele schöne Erinnerungen an Tage in der Einsamkeit wach wurden, als wir ausgerechnet in Karia und Elefterochori (an beiden Orten hatten wir uns letztes Jahr je einen Tag aufgehalten) lange auf Gegenzüge warten mußten.
Für die langen Basistunnel, die im Zuge der Schnellfahrstrecke die Gebirgsabschnitte ersetzen sollen, war nicht andeutungsweise etwas von Bauarbeiten zu sehen. Hinter Bralos konnte der Zug aber wieder beschleunigen. Vor Athen geht es durchgehend auf der ausgebauten Trasse; Maßnahmen zur Elektrifizierung waren jedoch noch nicht zu erkennen. Auf Athener Stadtgebiet war ein Gleis wegen Erneuerung gesperrt. Daher fuhren wir als Falschfahrt in den Larissa-Bahnhof ein.
Das gegenüber liegende Hotel Oskar erschien uns zu feudal; als wir trotzdem fragten, müssen wir mit unseren Rucksäcken dem Hotelmenschen wohl zu unfeudal erschienen sein; jedenfalls hatte er angeblich (?) keinen Platz mehr für uns. Er empfahl uns das Hotel Nana, das auch dem Bahnhof gegenüber lag. Dieses hatte Platz für uns und war nur noch im Preis feudal...
Da nun die Sonne etwas durchgekommen war, machten wir auf der interessanten Stadtdurchfahrt auf Straßenniveau mit mehreren BÜ-Posten nördlich des Bahnhofs einige Bilder, zu denen die Sonne allerdings rechtzeitig wieder verschwunden war. Der hektische Verkehr und die nur sporadisch vorhandenen Gehwege machten die Aktion nicht gerade zu einem Vergnügen. Zurück am Bahnhof beschlossen wir, die Akropolis aufzusuchen. Dorthin wurde uns eine Fahrt mit der Metro empfohlen. Die nächste Station (Attika) lag allerdings 20 Min vom Larissa-Bahnhof entfernt (die neue Metro direkt zum Bahnhof scheint allerdings der Fertigung entgegen zu gehen).
Gestrichen voll hatte ich die Nase von dieser Stadt, als wir in Thisseo ausgestiegen waren (die Metro führt hier oberirdisch mitten durch die Ausgrabungen) und wir vor dem riesigen eingezäunten Gelände standen, hinter dem sich die Akropolis majestätisch erhob. Doch wie dort hinkommen? Die uns zur Verfügung stehenden Stadtpläne zeigten rund um die Akropolis nur einen strukturlosen grünen Klecks, der keine Infos darüber gab, wie der Zugang erfolgt. Nachdem wir blind rumgesucht hatten und eine Metrostation zurückgegangen waren, fanden wir eine Aufstiegsmöglichkeit durch das Treppenviertel der Plaka. Am Eingangstor der Akropolis kamen wir dann "rechtzeitig" an, um das Schließen des Zuganges mitzubekommen...
Von einem Mamorfelsen mit bösen Ausrutschgelegenheiten bot sich dann allerdings ein phantastischer Blick über den Moloch Athen mit seinen aus dem unendlichen Häusermeer herausragenden Zuckerhut-ähnlichen Felsbergen. Als nun auch noch die Abendsonne kurz vor Untergang unter der Wolkendecke glutrot hervorbrach, bot sich uns ein faszinierendes Spektakel unwirklicher Beleuchtungen. Und nun konnten wir Athen von einer ganz anderen Seite erleben: Es herrschte andächtige Stille, die Menschen auf dem Felsen genossen schweigend das Schauspiel, Paare umarmten sich wortlos. Eine andere Welt!
Doch der Hunger meldete sich langsam zu Wort. So durch die Plaka (Altstadtviertel) gestreift, deren versteckte Seitengassen mit vielen Treppen (daher ohne Autoverkehr) uns sehr gefielen. Die Hauptgassen, durch die sich die Tourimassen wälzten, haben wir schnell links liegen gelassen. In einer dieser Seitengassen fanden wir eine Taverne, deren Tische in dem engen Durchgang so harmonisch arrangiert waren, daß wir dort einfach Platz nehmen mußten. Außerdem stand (im Gegensatz zu anderen Tavernen in der Plaka) niemand davor und versuchte, uns zu ködern. Im Gegenteil: Wir mußten den Wirt noch suchen. Er kam dann irgendwann, die gerade laufende Radiomusik nachsingend, angelaufen und nahm mit allerlei Sprüchen in den verschiedensten Sprachen unsere Bestellung auf.
Zu unserem Tisch mußten wir von der stark abschüssigen Gasse regelrecht hochklettern. Bald konnten wir uns Grillspieße und Wein bei einem wunderschönen Blick auf die untere Plaka und milden Temperaturen schmecken lassen. Außer drei deutschen Seglern tauchten keine weiteren Gäste auf. Der Wirt pendelte zwischen den Tischen hin und her und erzählte uns von Gott und der Welt. Schwierig wurde das mit der Rechnung. Mehrmals mußten wir den Wirt darauf ansprechen. Als er dann kam, hatte er statt Rechnung den Nachtisch (auf Kosten des Hauses) in der Hand. Irgendwann saßen wir mit den Seglern und dem Wirt zusammen an einer Tafel und hatten noch mehr Wein vor uns stehen. Als wir dann wirklich los mußten (wir wußten nicht, wann die letzte Metro fuhr...), rückte der Wirt noch immer nicht mit der Rechnung heraus. Also einfach die Preise aus der Speisekarte zusammengerechnet und dem Wirt sein Geld in die Hand gedrückt. Seinem überschwenglichen Dank nach zu urteilen war das voll in Ordnung... Mit der Metro ging es von Monastraki bis Viktoria. Nach einem Fußweg endete der schöne Abend um 1 Uhr im Hotel Nana...
Zunächst gab es im Bahnhof eine Alco-Lok zu beobachten, die gerade einen Intercity-VT (Einheit 1507/5507 mit Beschilderung Athen - Kiparissia) zum Abschleppen nach Athen bespannte. Dann das bekannte Motiv der Brücke über den Kanal von Korinth aufgesucht. Dort einen IC (zweiteilig) und den D-Zug nach Kiparissia - Kalamata fotografiert, welcher heute sogar zwei Alco-Loks vorhatte (hing wohl mit dem Hilfslok-Einsatz zusammen). Zwischendurch gab es den aus Loutraki zurückkehrenden MAN-VT auf der Nebenbahn.
Nach einigen Souvlaki aus der Abfütterungsstelle neben der Kanalbrücke (da ist ein “Schalter”, an dem es nur Souvlaki gibt), ging es zurück zum Bahnhof, wo ich einen MAN aus Nafplio knipsen konnte. Nach dem Foto klärte mich der Fdl in englisch darüber auf, daß man in Bahnhöfen nicht fotografieren dürfe. Allmählich wußte ich es (das habe ich ihm natürlich nicht gesagt; vielleicht hätte ich ihm vom DB-Spionageprogramm erzählen sollen, mit dem der technische Fortschritt der OSE ausgekundschaftet werden soll). Übrigens erwähnte er ausdrücklich, daß auf freier Strecke Fotos gemacht werden dürfen!
Auch den nun befahrenen Gebirgsstreckenabschnitt habe ich an anderer Stelle bereits beschrieben. Es war nun das vierte Mal, daß ich dort fuhr; doch die Strecke läßt sich auch durchaus viele weitere Male befahren. Der Aufstieg um den Talkessel von Achladokampbos, das unwirkliche Bild der stillgelegten und mit Güterwagen vollgestellten Spitzkehre, die Aussicht über einsame Berglandschaften und der stufenweise Abstieg nach Messenien machten die Fahrt mal wieder zu einem kurzweiligen Erlebnis. Das wunderschöne Gebirgsdorf Chrani mit seiner exponierten Lage oberhalb der sich zur messenischen Ebene öffnenden Täler hätte ich schon die beiden letzten Jahre gern besucht (möglichst dort übernachtet). Doch das war an Zeit und Wetter gescheitert. Informationen zu Übernachtungsmöglichkeiten waren sowieso nicht zu bekommen. Lars gefiel dieses Dorf vom Zug aus genauso wie mir, so daß unser Entschluß feststand: Morgen würden wir einen Tagesausflug hierher unternehmen.
Da das Wetter so schön war, unterbrachen wir unsere Reise in Skala, wo die Gebirgsstrecke bereits mit der Bahn aus Richtung Kiparissia zusammen verläuft. Die letzten Höhenmeter in Richtung Meer geht es hier an Hängen mit weitläufigen Olivenhainen abwärts. Zwischen unserem Zug und dem D-Zug von Athen nach Kalamata über Kiparissia (den ich heute schon auf der Kanalbrücke fotografiert hatte) konnten wir den IC Kalamata - Athen sowie den ebenfalls von Athen über Kiparissia kommenden und mir aus den letzten Jahren bekannten Expreßgutzug fotografieren. Dachten wir.
Wir entdeckten in der wunderschönen Landschaft schnell geeignete Motive mit Weitblick über die einsame Bergwelt. Der IC kam allerdings in Form eines der uns inzwischen bestens bekannten MAN-Nahverkehrs-VTs daher. Wir konnten nur hoffen, daß die OSE keinen Zuschlag für die Fahrt auf Plastiksitzen erhob... Und der Expreßgutzug ließ uns dann ganz im Stich. Sicherheitshalber begaben wir uns pünktlich zum Bahnhof zurück. Doch der Zug stellte uns auf eine Geduldsprobe. An unbesetzten Stationen bleibt einem nur, geduldig der Dinge zu harren, die da kommen werden. Informationsmöglichkeiten gibt es nicht (abgesehen von einem Fernsprechkasten, in dem sich ein Hummelnest befand). Als wir den Zug hörten, rätselten wir zunächst, ob es nicht vielleicht erst der Expreßgutzug war. Es war weder der Ex noch der erhoffte D-Zug. Es kam eine Mitsubishi-Lok der Reihe 9400 mit einem Güter- und einem Personenwagen. Es handelte sich also um eine Mischung aus Ex und D.
In Kalamata steuerten wir das mir noch bekannte Hotel George an. Doch leider war es ausgebucht. Und die zwei anderen Hotels in der Innenstadt waren ebenfalls voll. Wir mußten also den ganzen Weg zum Strand latschen, da in den dortigen Hotels noch Platz sein sollte. Dabei konnten wir glücklicherweise zunächst abseits des Straßenverkehrs auf dem alten Bahngleis zum ex-Hafenbahnhof laufen. Dieses führt durch eine Grünanlage, in der auf dem alten Bahnhofsgelände historische Fahrzeuge der Peloponnesbahn abgestellt sind.
In einer der ersten Seitenstraßen des Hafenviertels fanden wir eine Unterkunft in der sehr einfachen Pension Vergina. Der Vorteil an der Unterkunft war die Nähe zu den Tavernen am Strand. In einer dortigen Ouzerie aßen wir "Ouzohäppchen", eine riesige Platte aus (z.T. fritierten) Meeresfrüchten, Fleisch, Käse, Pommes, Gemüse und Brot. Eine interessante Sache, die allerdings sehr mächtig war.
Als Lars nach einer Stunde wiederkam, erzählte er von einer Ausflugsmöglichkeit in das Fischerdorf Koroni, das auf dem westlichsten "Finger" der drei Halbinseln im Süden des Peloponnes liegt. Per Taxi zum Busbahnhof und mit dem 9.30 Uhr-Bus durch den Regen nach Koroni gefahren. Die engen Ortsdurchfahrten verlangten dem Busfahrer teilweise aufwendige Rangiermanöver ab.
Der Ort Koroni machte aufgrund seiner Lage zu Füßen eines Felsens mit Castro dann auch wirklich einen netten Eindruck. Weniger schön war der Regen. Nach einem Kaffee in einem Kafenion ließ er zum Glück nach, so daß wir das Castro, das in die Burgmauern eingeschmiegte Kloster sowie den hinter dem Burgfelsen gelegenen Strand inspizieren konnten. Auf dem Rückweg kam sogar mehr und mehr die Sonne durch.
Nun hatten wir ein Problem. Dieses Problem hieß KTEL (die staatliche Busgesellschaft). Griechenland besitzt zwar ein wunderbar dichtes Busnetz, das auch häufig befahren wird, doch niemand kann einem genaue Abfahrtzeiten nennen. In den Busbahnhöfen gibt es Abfahrtspläne, doch schon bei der Frage nach Ankunft am Zielort bekommt man häufig Schulterzucken nach dem griechischen Motto "Was soll die Frage, das werdet Ihr doch dann sehen, da kann doch noch viel unterwegs passieren" zur Antwort. In Kalamata hatte man geschätzt, daß so ab 16.15 Uhr ein Bus von Koroni zurückfahren würde (halt dann, wenn der 14.30 Uhr-Bus ab Kalamata in Koroni ist...). Der Besitzer des Kafenions am Bushalteplatz (natürlich ohne Haltestellenschild) in Koroni hatte jedoch geschätzt "I have a bus at halv past four". Na ja, auf die Viertelstunde kommt's ja auch nicht an...
Um 16.10 Uhr standen wir an der Haltestelle, und dies nichtmal allein. Ca 5 Reisende warteten offensichtlich auch in der mittlerweile prallen Sonne, die ich gern für einige Fotos von den sympatischen Gäßchen des Dorfes genutzt hätte. Als der Bus dann um 16.53 Uhr endlich auftauchte, strömten allerdings aus den umliegenden Läden und Cafès noch mehr Leute hinzu. Nach Bedienung von Koroni, das an einer Stichstraße liegt, fuhr der Bus noch zu einem einsamen Gebirgsdorf am südlichen Ende der Straße auf dieser Halbinsel. Auf der Fahrt nach Kalamata füllte sich der Bus gut (typischer Sonntagnachmittag-Rückreiseverkehr). Wir mußten oft in sehr kurzen Abständen halten, da es keine festen Haltestellen gab und die Fahrgäste irgendwo winkend an der Straße standen. Da lohnte sich der Schaffnereinsatz im Bus durchaus.
In Kalamata warteten wir am Bahnhof noch die Ankunft von "Emma" mit ihrem D 12302 ab, doch sie kam leider erst nach Sonnenuntergang mit +15 an. Aufwendig wurde nach Ankunft der Zweiwagenzug in seine Bestandteile aufgelöst (B-Wagen hierhin, G-Wagen dorthin und Lok ins Bw). Für uns stand nun an der Strandstraße ein Grillrestaurant auf dem Programm, das die kleinen Souvlaki-Holzspiesse und den leckeren messenischen Rosèwein im Angebot hatte.
Auf dem Gleis liefen wir anschließend ein Stück abwärts, bis wir uns oberhalb eines Waldtales befanden, auf dessen gegenüberliegender Talseite die Bahn tief unten ein weiteres Mal an uns vorbeiführte. Hier den stark verspäteten IC nach Kalamata fotografiert, der sich wieder als "Plaste-IC" präsentierte. Dieser IC ist eine glatte Fehlgeburt der OSE. Gerade der arkadische und messenische Streckenteil lebt fast ausschließlich vom Nahverkehr zwischen Kalamata, den Unterzentren und den Dörfern. Doch der IC hat einen von drei Nahverkehrszügen ersetzt und "braust" nun ohne Halt durch Unterzentren und Dörfer durch. Einwohner von Chrani können z.B. nun nichtmal eine Tagestour nach Kalamata zum Einkaufen unternehmen. Auf der Bahnfahrt durchs Gebirge hatten wir allerdings gesehen, daß in einigen Bahnhöfen der IC auf der Abfahrtstafel ergänzt worden war (Eleochori, Diavolitsi), so daß vielleicht doch eine gewisse Einsicht gekommen ist. Den IC konnten wir dann jedenfalls noch auf zwei weiteren Ebenen unter uns im Tal fotografieren. Nun auf dem Gleis zum Dorf zurückgegangen, wo wir einen weiteren Zug von einer Anhöhe auf einem Steinviadukt fotografieren konnten.
Auf der Generalkarte war ein Fahrweg zum Nachbardorf Issari eingezeichnet, der bei der tief unter dem Dorf gelegenen gleichnamigen Station wieder auf die Bahn stoßen sollte. Also einfach einen Fahrweg in die entsprechende Richtung weitergegangen. Bei Gabelungen konnten wir nur raten. Die Ausblicke waren wunderbar. Nach Querung eines Hügelrückens stieg der Weg in das bewußte Waldtal hinab und endete dann allerdings an einem verwunschenen Olivengarten mit verfallener Steinhütte, in dem Blumen aller Farben blühten. Immerhin befanden wir uns nun wieder in der Nähe des Gleises, dem wir bis zum einsamen Bahnhof Issari folgten.
Das recht große Stein-Stationsgebäude fiel zum Teil schon zusammen. Einige verwahrloste Güterwagen standen herum, in einem war eine Art Werkstatt drin. Im Gesamtkursbuch ist Issari als Station, aber ohne Halte angegeben. Der nächste Zug tauchte pünktlich auf. Leider waren nun doch viele Wolken am Himmel, die eine Sonnenaufnahme des Zuges verhinderten.
Da wir auf dem Hinweg den richtigen Weg offenbar nicht gefunden hatten, folgten wir jetzt mal dem völlig zugewucherten Zugangsweg zur Station, der ja irgendwo an den gesuchten Fahrweg stoßen mußte. Tatsächlich tauchte bald von rechts unten in Serpentinen ein Weg auf, für den es aber schon einen Geländewagen bedurft hätte... Vor dem Anstieg nach Chrani mußte das obere Ende des Waldtales gequert werden. Über den Bach ging es durch Sprünge von Stein zu Stein. Spätestens jetzt hätte auch der Geländewagen nix mehr gebracht.
Doch der Weg führte immerhin als Spur weiter steil bergauf und war gesäumt von stolzen Zypressen. Bald kam man durch einen verwilderten Olivengarten mit Steinhütte zwischen den knorrigen Bäumen; überall blühten nun wieder zunehmend von der Sonne angestrahlte Blumen und Büsche, die Bienen veranstalteten ein wahres Summkonzert. Dann wieder diese Ausblicke auf das mittlerweile tief unten liegende Tal. Jede Biegung des Pfades eröffnete neue Perspektiven. Mal wurde der Bewuchs spärlicher und es tauchte ein kleines Hochmoor mit den zugehörigen Pflanzen auf, dann schlängelte der Weg sich wieder zwischen schlanken Zypressen und knorrigen Oliven hindurch.
Viel zu schnell gelangten wir auf das Fahrwege-Netz von Chrani, wo uns zwischen der Märchenvegetation die Hütte eines Imkers auffiel. Irgendwie erinnerte mich die Landschaft an die Erzählungen von Marcel Pagnol, in denen er die Landschaft der französischen Provence so eindringlich beschreibt.
Zurück im Ort stillten wir erstmal unseren Durst an einem Brunnen unter einem der zahllosen Steinviadukte der Bahn. Die Wolken waren verschwunden und uns blieb noch ein Zug zum fotografieren. Da uns die Ortsdurchfahrt so gefallen hatte, wo die Züge praktisch auf der Promenade entlang fahren, bauten wir uns dort für die Rückfahrt des "Plaste-IC" auf, wo plötzlich auch die Albaner wieder auf der Blildfläche erschienen. Wir revangierten uns bei ihnen für den Kaffee mit einem Bier, das wir an den Tischen des Dorfkrämers, die an der "Promenade" unter schattigen Bäumen standen, tranken. Wieder dieser schöne Ausblick!
Mit dem Sinken der Sonne wurde es merklich kühler. Das verschlafene Dorf erwachte zum Leben. Jung und Alt flanierte nun durchs Dorf, kam dabei auf dem Gleis natürlich auch an uns vorbei, wo die Albaner allen, die es wissen wollten, erklärten, daß wir aus Deutschland wären, woraufhin wir immer mal irgendein deutsches Wort zu hören bekamen (und wenn es nur "Bayern München" war...).
Als erstes kam nun "Emma" nach Kiparissia, die wir vor einem großen Berg fotografierten, an dem weite Flächen violett blühten. Es folgte ein Schläfchen im Gras unter einer Olive. Dann kam ein Erkundungsgang an die Reihe. Einige Olivenhaine wirkten sehr gepflegt. Zwischen den Bäumen war die Erde frei von Unkraut und sauber gepflügt. Uriger wirkten die Haine, in denen es zwischen den Bäumen in allen Farben wuchs und gedieh. Auf einer Hügelspitze entdeckten wir eine Kapelle und ein Settlement, bestehend aus zwei kleinen Steinhütten, die durchaus noch bewohnt waren.
Mittags war dann Streß angesagt. "Emma" sollte aus Kiparissia zurückkehren; ein Bummel von Kalamata nach Tripolis - Athen und der "Plaste-IC" in der Gegenrichtung standen unmittelbar danach auf dem Programm. Für die tatsächliche Reihenfolge der Züge war dann die Höhe der bis hier zurückgelegten Kilometer und damit die Höhe der Verspätung entscheidend. Erst kam "Emma", dann der Bummel, dann der IC. Danach war eine dreistündige Siesta angesagt, bevor wir für "Emma" rechtzeitig am Bahnhof sein mußten.
Selbstverständlich gab es viel zu fotografieren. Das Oberkommando des Bahnhofs lag heute Abend bei einer Kollegin, die mir schon früher mal aufgefallen war. Mit ihrer korrekten Uniform samt Goldknöpfen und der roten Mütze auf ihrem langen schwarzen Haar bot sie ein eindrucksvolles Bild! Da wir Hunger hatten, fanden wir uns bald in einem der Grillrestaurants auf dem Stadtplatz ein, wo es wieder mal die kleinen Souvlaki mit messenischem Rosè gab. Den gab es auch anschließend auf unserem Balkon mit Bahn-/Meerblick.