Copyright by Jan-Geert Lukner
Über eine Reise von Lars Steigemann und Jan-Geert Lukner im April 1999
Wenn hinter einer Abfahrts-/Ankunftszeit z.B. ein "+10" folgt, bedeutet dies eine zehnminütige Verspätung.
(f) = fotografiert
Zu diesem Reisebericht gibt es eine
Übersichtsskizze.
Dank des Jugoslawienkrieges durfte ich erstmalig in meinem Leben ein Flugzeug von innen sehen.
Ankunft in Thessaloniki im dunstigen Sonnenschein mit der entsprechenden Wärme. Die Bushaltestelle für den Linienbus in die Stadt war gut hinterm Taxenstand versteckt. Eine Deutschgriechin, die mit uns auf den Bus wartete, begründete das Fehlen sämtlicher Fahrplanaushänge mit den Taxifahrern, die so die Buskunden für sich gewinnen wollen... Auf der Busfahrt ging es quer durch die ganze Stadt auf einer nicht enden wollenden Geschäftsstraße, die keinen unsympatischen Eindruck machte. Der Bahnhof liegt periphär am westlichen Rand der Innenstadt. Wir hatten geplant, um 13.45 Uhr mit einem IC nach Alexandropolis zu fahren. Als wir durch unsere Verspätung erst um 14.15 Uhr auf dem Bahnhofsvorplatz einrollten, sahen wir den IC noch oben stehen. Bei Durchqueren der Halle hörten wir ihn abfahren. So beschlossen wir, erst westwärts ins Gebirge zu fahren.
Hinter Plati eine lange Fahrt durch monotones Flachland. Eine Frau saß zusammen mit OSE-Typen im hinteren Führerstand und machte sich einen Spaß daraus, ihren Radiorecorder gegen das Mikrofon zu halten und somit den ganzen Zug zu unterhalten... Sämtliche Bahnhöfe besaßen noch Einfahrflügelsignale deutscher Bauart mit Signalkurbeln auf dem Bahnsteig. Schön war dann aber der Anstieg ins Gebirge durch kahle Bergeinsamkeit. Die auf einem Felsabhang gelegene Stadt Edessa konnte man schon früh oberhalb erkennen.
In Edessa sollte Kreuzung mit dem Gegenzug sein. Da dieser noch nicht dort war, liefen wir vor, um eine Aufnahme der Züge in dem hübschen Bahnhof zu machen, in dem Pflanzen in allen Farben blühten. Zunächst tat sich nichts, dann wurde bei unserem VT vorn das Schlußlicht angeknipst, der Lokführer wechselte in den anderen Führerstand und der Zug fuhr zurück nach Thessaloniki (f).
Nach der Ausfahrt wurden wir von einem Zivil-Eisenbahner in englisch freundlich darauf angesprochen, daß wir keine Züge fotografieren dürften. Die Polizei habe dies wegen des Kosovo-Krieges verboten (die Strecke führt nach Mazedonien weiter). Grundsätzlich war uns zwar bekannt, daß man in griechischen Bahnhöfen nur mit Erlaubnis fotografieren dürfe, doch die Erlaubnis gibt es nur in Athen und ich war bei drei vorangegangenen Aufenthalten in Griechenland noch nie darauf angesprochen worden. Wir beschlossen, den Bahnhof Edessa bei unseren Fotos zunächst zu meiden. Ein Blick auf den Abfahrtsplan zeigte nun, daß es gravierende Fahrplanänderungen gegeben hatte. Oberhalb von Edessa waren zwei Zugpaare ganz gestrichen worden. Nach Kozani sollten nur noch vier Zugpaare (statt sechs) weiterfahren. Das erste Hotel war ausgebucht, Hotel Elena in der Innenstadt nahm uns dann auf.
Der nächste Zug zum fotografieren sollte nun bald kommen. Entlang der Felskante zur Bahn gelaufen. Die Stadt ist durchzogen von Bächen und Flüssen, die in Grünstreifen zwischen den Häusern durchfließen und sich an der Felskante als eindrucksvolle Wasserfälle in die Tiefe stürzen. Auf der Straße wurden wir plötzlich von zwei aus einem Auto springenden Zivilpolizisten angehalten und nach den Ausweisen gefragt Sahen wir erst einen Zusammenhang zu unseren unerlaubten Bahnhofsfotos (das schlechte Gewissen???), so stellte sich bald heraus, daß offenbar hier im Grenzgebiet verstärkt nach schwarz einreisenden Albanern gesucht wird. So so, wir sehen also aus wie Albaner...
Einen Zug mit Einfahrsignal und blühender Berglandschaft fotografiert, dann den Tag auf einer Terrasse neben den Wasserfällen mit Lammgerichten und Retsina ausklingen lassen. Wir hofften, daß wir in den nächsten Tagen einigermaßen Eisenbahnfotos machen konnten, denn dazu waren wir schließlich gekommen.
Hinter einem Paßtunnel lag der Bahnhof Agras inmitten weiß blühender Obstplantagen. Wir hatten uns aufgrund der Karte aber für einen Zwischenstop in der oberhalb des Vegoritis-Sees gelegenen Stadt Arnissa entschieden. Die Zeit reichte für ein Foto vom Gegenzug vor schneebedeckten Bergen und einem Ortsrundgang. Der See war dann aber doch noch ein Stück entfernt.
Hier spaltet sich die Strecke in die Zweige nach Kozani und Mazedonien. Für uns ging es auf dem mazedonischen Zweig über einen weiteren Höhenzug hinüber bis Messonissio, dessen Bahnhof wir aber nicht berührten. Über ein südlich gelegenes Gleisdreieck (mit Mini-Hp) umfuhren wir den Bahnhof und gelangten über eine Stichstrecke nach Florina. Die Gleise des Bahnhofs von Messonissio und somit die weiter in Richtung Grenze führende Strecke sahen unbenutzt aus. In Florina befanden wir uns nun unweit des einsam im Gebirge in einem See gelegenen Dreiländerecks zu Albanien und Mazedonien. Der Abfahrtplan von Florina sah sogar ein gegenüber dem Fahrplanheft erweitertes Zugprogramm vor (sechs statt vier Paare, so daß auch Zubringer zu allen Kozani-Zügen nach Aminteo gefahren wurden).
Gegen Abend nahm der Sonnenschein allerdings wieder mehr und mehr zu. So dann doch noch zumindest zum ersten Viadukt gegangen. Leider stand die Sonne schon arg tief. Einen Zug fotografiert, ein zweiter bekam wegen Verspätung (+40) leider keine Sonne mehr ab.
Oberhalb des Bf Edessa entdeckten wir im Gefällestück eine Schutzweiche mit eigentümlicher Sicherung. Die Weiche hatte ihre Grundstellung zu einem wieder bergauf führenden und blind endenden Gleis, das offenbar den Bahnhof Edessa vor hinabrollenden Fahrzeugen schützen soll (Vermutung!). Was da so alles die Strecken hinabrollen kann, entzieht sich meiner Kenntnis. Gesichert war die ferngestellte Weiche (in Griechenland sind sonst alle Weichen ortsgestellt; außer z.T. Magistrale) mit eigenen Lichtsignalen. Ein aus Richtung Aminteo kommender Zug passierte also erst das Lichtvorsignal für die Weiche, dann das Formvorsignal der Bahnhofseinfahrt, kam dann vor dem Lichtdeckungssignal bei der Weiche zum Stillstand. Nach Stillstandsmeldung über Funk (?) wurde die Weiche gestellt, der Zug konnte das Deckungssignal und hinter der Weiche das Formeinfahrsignal passieren.
Heute Abend war Gegrilltes in einem eher einheimischen Lokal angesagt.
Bis Strimonas geht es durch Hügellandschaft mit Seeblicken und Bergkulisse, dann wird es zunächst flacher. Zwischen Lefkothea und Fotolivos verläuft die Bahn oberhalb eines interessanten karstigen Schluchtensystems, in dessen Nähe sich eine Besucherhöhle mit OSE-Hp befindet. Einige hübsche Gebirgsdörfer mit schönen Kirchen werden in der Einsamkeit passiert. Vor Paranesti geht es hinab in die Nestos-Schlucht, die insbesondere zwischen Stavroupolis und Toxote einen gigantischen Eindruck macht und sicher den Höhepunkt (oder besser Tiefpunkt?) der Fahrt darstellt. Wir glaubten, einen Fußpfad von Toxote ein ganzes Stück in die Schlucht hinein (bis zum Mini-Hp Kromniko; keine Ahnung, ob dort noch bei Bedarf gehalten wird) ausmachen zu können.
Durch eine Ebene geht es bis hinter Komotini, dann wird vor Alexandropolis noch ein Höhenrücken überwunden. Hier gibt es ebenfalls diese netten einsamen Dörfer. Der Abstieg erfolgt durch eine weitere Schlucht.
In Alexandropolis gibt es die Bahnhöfe Alexandropolis und Alexandropolis-Hafen. Erstgenannter Bahnhof liegt an der Bahnstrecke Thessaloniki - türkisch/bulgarisches Grenzgebiet, allerdings am östlichen Ortsrand und hat kaum verkehrliche Bedeutung. Von hier fahren die Züge rückwärts als Rangierfahrt zum Hafenbahnhof, der auch direkt am Stadtzentrum liegt. Direkt gegenüber fanden wir Hotel Vergina. Da wir zu einer längeren Suche keine Lust hatten, nahmen wir es, obwohl es eine Absteige mit Klo übern Flur und Dusche mitten im Zimmer (!) war. Mit Lammfleisch und Fenchelauflauf endete der Tag.
Die Strecke führte immer am Fuße der Hügel entlang des urwüchsigen und sumpfigen Evros-Tales nordwärts. Der Evros bildet die Grenze zur Türkei. Auf den Hügeln sah man vereinzelt Wachtürme. An einigen Stellen waren Schilder aufgestellt, auf denen eine durchgestrichene Fotokamera zu sehen war. Oh je, das kannten wir doch schon. Hier im Grenzgebiet konnten wir allerdings auch nichts anderes erwarten. Zwischen Nea Vissa und Marassia befuhren wir einen relativ neuen Streckenabschnitt. Ehemals führte die Strecke durch die türkische Stadt Edirne, die vom Zug aus nun nur noch in der Ferne zu erkennen war.
Im Grenzbahnhof Dikea wurden unsere Pässe eingesammelt, in der gegenüberliegenden Polizeistation überprüft und hinterher wieder verteilt. Diese Verfahrensweise hatte ich früher schon in Idomeni kennengelernt. Es waren nun nur noch fünf Reisende im Zug. Vor der Grenze kommen noch zwei Bedarfshalte auf freiem Feld, die wir allerdings ohne Halt durchfuhren. Die zweite dieser Stationen (Ormenio) verfügt sogar über ein kurzes Umfahrungsgleis, da bis hier noch vier weitere Züge verkehren. Dann passierten wir das Dreiländereck. Vor der Grenzbrücke stiegen griechische Grenzer aus. Vielleicht waren sie mitgefahren, falls es Reisende von Ormenio nach Svilengrad gegeben hätte...
Es waren massive Grenzbefestigungen aus längst vergangener Zeit zu erkennen. In Svilengrad erneutes Einsammeln, Stempeln und Verteilen der Pässe.
Unser Zug bestand übrigens aus einer ADtranz-Lok der Baureihe 471 ff, die erst letztes Jahr an die OSE ausgeliefert wurde und zwei Schnellzugwagen made in Bautzen. Mit diesen Nahverkehrsaufgaben in der hinterletzten Ecke Griechenlands wurde uns deutlich, daß die alten amerikanischen bzw. kanadischen Loks von Alco und MLW auf der griechischen Normalspur keinerlei Reisezugleistungen mehr durchführen. Ebenfalls im Bahnhof anwesend war eine bulgarische Crainova-Lok mit der Nummer 06 083, die mit einem Güterzug rangierte.
Während des gut einstündigen Aufenthaltes wieder mal Einsammeln der Pässe. Als der Grenzpolizist uns wiedersah, fragte er besorgt, ob irgendwas [bei der Einreise nach Bulgarien] schief gegangen wäre. Also hatte er unser Anliegen doch nicht ganz verstanden... In Svilengrad hatte unsere ADtranz-Lok schon so schön in der Sonne gestanden; doch wir mochten dann doch lieber nicht fotografieren. In Dikea haben wir es dann aber doch mal gewagt (neben der Lok stand nämlich ein vertrauter ozeanblau/beiger Liegewagen...).
Plötzlich - wir kauften gerade im Supermarkt gefüllte Weinblätter ein - tauchte eine MLW-Lok auf der Bildfläche auf und fuhr bald nach Svilengrad weiter. Dem Aufsichtsbeamten mußte ich nun mit Händen und Füßen klar machen, daß ich mir mal seinen an der Wand hängenden Bildfahrplan anschauen müsse. Und tatsächlich ging daraus hervor, daß der Güterzug nach zwei Stunden zurück kommen sollte. Dem Abfahrtsplan nach hatte die OSE auch auf dieser Strecke ein Zugpaar gestrichen und andere verlegt.
Wir unterbrachen die Fahrt in Pithion "Stasis", einem ortsnahen Haltepunkt einen Kilometer nördlich des einsamen Grenzbahnhofs Pithion, wo die Strecke in die Türkei abzweigt (zur Zeit des Osmanischen Reiches dürfte die Relation (Mitteleuropa-) Svilengrad - Dikea - Edirne - Pithion - Istanbul wohl die Hauptverbindung gewesen sein). Oberhalb des Haltepunktes hatten wir auf der Hinfahrt eine an der Straße als touristische Sehenswürdigkeit ausgeschilderte byzantinische Festung gesehen. Und hier standen keine Fotoverbotstafeln, so daß wir die Dorfbevölkerung mit Einkäufen bepackt beim Verlassen des Zuges aufnehmen konnten.
Zunächst für ein weiteres Foto durch die feuchten Evroswiesen gestriffen, wobei wir einen im Gras unterhalb des Haltepunktes liegenden alten Mann weckten. Offenbar hatte er hier auf den Zug warten wollen und war dabei eingeschlafen (und die ADtranz-Loks sind furchtbar leise...). Er fragte uns nach dem Woher und Wohin und Warum und setzte sich dann in das Wartehäuschen des Hp. Wir stapften derweil durch das verschlafene Dorf aufwärts zur Festung, die zwar eingezäunt und verlassen, aber nicht verschlossen war. Es ergab sich ein traumhafter Blick über die Moore des Evros und die teils überschwemmten Naturwiesen. Als Untermalung hörten wir ein lautstarkes Froschkonzert, das nur vom Geklapper der sechs anwesenden Störche unterbrochen wurde. Nun gab es Weinblätter aus der Konserve und Sesamstangen aus der Tüte. Der alte Mann saß noch immer im Hp-Häuschen.
Mit gezückten Kameras warteten wir nun auf den Güterzug. Statt dessen kam irgendwann eine Motordraisine nebst Anhänger vorbeigebraust. Der Güterzug hatte nur einen Schnittholzwagen und kam erst, als die Regenwolken da waren und dem schönen Aufenthalt ein jähes Ende bereiteten. Nun saß der alte Mann nicht mehr da. Er muß wohl den Bus genommen haben, den wir hatten vorbeifahren sehen.
Auf Streckenaufnahmen hatten wir nun keine Lust mehr. Es war allerdings bald die Stunde des Tages gekommen, in der der Grenzbahnhof Pithion zum Leben erwacht: Der Zug von Istanbul sollte eintreffen und nach einer guten halben Stunde zurückkehren. Vorher hatte der IC Thessaloniki - Nea Orestiada (eine Station nördl. Pithion) die Reisenden in die Türkei hier abgesetzt. Als wir den Weg zum Bahnhof hinunterschritten, hörten wir lautes Gehupe und im Schrittempo kroch die türkische DE 24 373 mit drei Wagen in den Bahnhof hinein. Der erste Wagen war ein PKP-Liegewagen, dann ein bequem aussehender Großraumwagen (äußerlich rotblau, wahrscheinlich Typ "Bautzen") und zuletzt ein dunkelblauer AB-Abteilwagen, der dem Aussehen nach schweizer Ursprungs gewesen sein muß. In dem polnischen Wagen befand sich eine Reisegruppe, deren Pässe genauso eingesammelt wurden wie die der übrigen ca 8 Fahrgäste. Leider standen hier sehr viele Fotoverbotstafeln... Mit dem IC-Triebwagen konnte der polnische Liegewagen natürlich nicht weiterbefördert werden. Wahrscheinlich mußte bis zum nächsten Bummelzug (ca 2 h später) gewartet werden.
Wir entschieden kurzfristig aufgrund des Wetters und der Fahrplanstreichungen (die allerdings auf der Abfahrtstafel von Pithion nicht eingebessert worden waren...), bereits den aus Nea Orestiada zurückkehrenden IC nach Alexandropolis zu nehmen. Daran wurden wir jedoch von der Aufsicht gehindert, die sich offenbar daran erinnerte, uns keine Fahrausweise verkauft zu haben. Unsere Netzkarten konnten wir ihm zeigen, bei "Supplements" mußten wir jedoch passen (hatten wir ggf. im Zug lösen wollen). So nahm er uns also mit in sein Office und nörgelte erstmal an unseren Netzkarten rum, wo als Datum der 19.04. eingetragen war. Davon, daß ein Feld zwei Tage gilt, ließ er sich nicht so recht überzeugen, ließ dann aber angesichts des wartenden ICs, dessen Lokführer schon ungeduldig hupte, locker. Beim Rausgehen fragte er aber noch mißtrauisch nach unseren Paßports, da wir ja unbedingt aus der Türkei gekommen sein mußten (wer will sonst schon in Pithion einsteigen?). Da nun aber auch noch der Zugführer anfing rumzubrüllen, ließ er uns mit unseren frisch erworbenen IC-Zuschlägen einsteigen.
Doch nun kam Lars an die Reihe. Er besaß keinen BDZ-Fahrschein. Das Gespräch wurde wieder lauter, wobei er mir nun jegliche Einmischung verbot... Irgendwie konnten wir ihn dann doch daran hindern, das Datum einzutragen (auch wenn wir ihm die Netzkarte fast aus der Hand reißen mußten)...
In Soufli überholten wir den Güterzug wieder. Er hatte nun paar Wagen mehr. Da es mit zunehmender Küstennähe wieder sonniger wurde, beschlossen wir, den Güterzug bei Alexandropolis zu fotografieren. Dazu zu einer langen Flußbrücke östlich des Bahnhofs gegangen, nachdem wir vorher einen IC an einem BÜ-Posten "mitnahmen". In einer Zugpause konnten wir uns ans Meer setzen. Auch der nächste Bummelzug aus Richtung Pithion hatte keinen polnischen Liegewagen dabei... Zu Fuß wollten wir nun entlang der Gleise zum Hafenbahnhof gehen, doch als wir gerade im "Junction-" Bahnhof waren, kam der Abend-IC von Athen (weniger verspätet als gestern) angerollt:
Vorm Schlafengehen schauten wir uns den Nachtzug nach Thessaloniki an. Er bestand u.a. aus guten ex-DB-Abteilwagen mitsamt Liegewagen. Ein weiterer Liegewagen war von der PKP... Ob die sich in den fünf Stunden Aufenthalt in Pithion wenigstens das Castro angeschaut haben?
Auch in Katerini war gerade Hochbetrieb. Unser IC kreutzte mit einem D-Zug und gleichzeitig mit einem Güterzug, der vom D-Zug überholt wurde. Der Güterzug wiederum kreuzte mit einem uns folgenden Güterzug... Leider war heute nicht gerade Fotowetter, so daß kaum brauchbare Bilder von den im Güterverkehr eingesetzten MLW-Loks zustande kamen. Das letzte Stück bis Platamonas mußten wir mit dem Bummelzug fahren, da Platamonas kein IC-Halt ist:
Wir folgten vom Bahnhof einigen Hotel-Hinweisschildern, die aus dem Ort hinauswiesen. Die meisten dieser Etablissements waren dann allerdings noch verrammelt. Lediglich beim Hotel Olympos werkelten einige Leute herum, um die Anlage auf die bevorstehende Saison vorzubereiten. Auf unsere Frage bekamen wir sofort ein wunderschönes Zimmer mit Meeresblick und Wellenrauschbalkon gezeigt. Zwischen Hotel und Strand mussten nur Bahngleis und Signaldraht zum deutschen Vorsignal gequert werden. Glücklicherweise sprach unser Hotelwirt fließend englisch, so daß wir ihm unser Problem mit dem Hotel in Alexandropolis schildern konnten. Er rief für uns sofort dort an und klärte die Frage der Bezahlung sowie die Nachsendung des Personalausweises, der allerdings erst eine Woche nach dem Urlaub zuhause auftauchte (war eh abgelaufen; ich hatte noch meinen Reisepaß)... Das Geld schickte er dann am nächsten Tag als Postanweisung nach Alexandropolis.
Nun stand für uns “Freizeit” auf dem Programm. Am Esig am Strand sowie im Ortsbereich einige Züge fotografiert, dann vom Hafen aus die wunderschöne Kulisse der kleinen Stadt vor dem großen Olymp, an dessen Fuße wir uns nun befanden, genossen. Danach gab es in einer Fischtaverne “Oktapodi”, zarte Tintenfischtentakel mit knusprig gebratenen Saugnäpfen. Echt lecker. Dazu wie immer Wein und einen netten Ausblick auf das Meer. Für unseren Wellenrauschbalkon nahmen wir dann eine weitere Flasche Wein mit...
Vom Balkon aus hörten wir gelegentlich Sprengungen. Da der Kosovo mehrere hundert Kilometer entfernt war, vermuteten wir einen Militärübungsplatz. Am nächsten Tag wurden wir eines Besseren belehrt...
Als Rückweg wählten wir eine Straße, die den Berg auf der meerabgewandten Seite umrundete. Da sahen wir dann auch, wo gesprengt worden war: Der Castro-Berg sowie die Gebirgszüge oberhalb Platamonas sollen von der neuen Bahn-Schnellfahrstrecke in mehreren aufeinanderfolgenden Tunneln unterfahren werden. Die Bauarbeiten an diesen Tunneln war in vollem Gange; aus den Röhren kamen ständig irgendwelche mit Gestein beladenen LKWs.
Den Mittagsschnellzug wollten wir wieder am Strand nehmen. Vor einer zu einer herrschaftlich aussehenden Sommervilla gehörenden Pforte stehend konnte man Zug, Strand und Steilküste gut “einfangen”. Nett wäre es natürlich gewesen, wenn man vom Grundstück selbst hätte fotografieren können. Im Garten lief ein junger Mensch herum, der wohl so eine Art Verwalter darstellte. Auf meine Bitte hin meinte er aber, er dürfe mich nicht hereinlassen. Kurz vor Zugdurchfahrt kam allerdings sein älterer Kollege mit dem Mittagessen. Er ließ uns unaufgefordert das Grundstück betreten, so daß wir als “Bonus” auch das Castro mit auf das Bild bekamen. Anschließend an den Strand gesetzt und dort auf Züge gewartet.
Nach dem Mittag mußten wir unbedingt mal ein Bad im Meer nehmen. Leider zog nun eine geschlossene Bewölkung vom Gebirge her auf. Da das Wasser noch recht frisch war, blieb ich keine drei Minuten im Wasser. Die Luft war aber noch angenehm warm, so daß wir erstmal ein Mittagsschläfchen am Strand hielten.
Nachmittags lockerte es wieder etwas auf; so konnten wir im Ortsbereich weitere Züge knipsen. Ein Güterzug kam natürlich ohne Sonne durch. Unsere Frage nach Durchfahrzeiten von “Goodstrains” war vom Stationsvorsteher beantwortet worden mit “Yes, greece trains are good”. Dann wollte er noch wissen, wo wir herkämen. Als wir “Jermanika” sagten, machte er nur eine wegwerfende Handbewegung und ging zum Essen in die Stadt... Abends gab es am Hafen Gegrilltes vom Spieß, danach Wein auf dem Balkon.