Nach dem Winter folgt der Herbst - Graubünden 2010

Autor: Jan-Geert Lukner. Alle Rechte am Text und an den Bildern liegen beim Autor.

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Rückblick

Nachdem wir traditionell im Kollegenkreis regelmäßig im Winter nach Bergün zur Schlittelbahn gefahren waren (und Bahnfotos nur "nebenbei" entstanden sind), hatten wir vor dreieinhalb Jahren die Nase voll vom Schnee und wollten Graubünden mal ohne das weiße Hindernis nach Lust und Laune erkunden. Ein Grund dafür war auch, dass sich das Interesse auch in dieser Reisegruppe immer mehr zur Bahnfotografie hin entwickelte. Die Zeit der Lärchenfärbung hatte ich von meiner allerersten Graubündentour als wunderschön in Erinnerung. Gelbe Lärchen sollten es also sein. So waren wir 2008 erstmals in der letzten Oktoberwoche in Bergün. Als wir ankamen, verließen die letzten Gäste das Dorf. Bergün war ausgestorben. All unsere von früher bekannten Restaurants hatten mit unserer Ankunft das Schild "Betriebsferien" in die Tür gehängt. Nur eines nicht: Im Restaurant des Hotel Albula kümmerte man sich auch nach Saisonende entgegenkommend um uns, so dass wir verpflegungstechnisch nichts auszustehen hatten.

Der erste Urlaubstag war dann wunderschön: Tiefblauer Himmel und die Lärchenfärbung auf ihrem Höhepunkt. Tja, das war's dann aber auch. An den Folgetagen verschlechterte sich das Wetter rapide und ab dem dritten Tag watete man auf den Straßen nur noch durch knöcheltiefen Schneematsch. Man konnte nicht nur nicht fotografieren, man konnte sich praktisch auch gar nicht zu Fuß fortbewegen. Als keine Änderung in Sicht war, waren wir zwei Tage vor Plan wieder nach hause gefahren.

Was bewog uns nun also, in 2010 ausgerechnet in derselben Woche des Jahres nach Graubünden zu reisen? Nun, die Herbstfärbung war ja wirklich klasse gewesen. Der weitaus schwerwiegendere Grund war allerdings, dass die Herbstferien in Hamburg / SH natürlich den Kollegen mit Kindern zustehen. Und die Ferien endeten an unserem Startwochenende. Vor den Ferien wäre von einer Lärchenfärbung noch nichts zu sehen gewesen.

Den Sommer 2010 über sah man sehr viele Bilder insbesondere von der Berninabahn, da diese nicht nur Jubiläum hatte, sondern die dort eingesetzten Triebwagen ABe4/4II auch ihre letzte Einsatzsaison absolvierten. Die neuen Allegra-Triebwagen der Rhätischen Bahn (RhB) hatten schon einen beträchtlichen Teil der Umläufe übernommen. Mit unserer Anreise sollte die Sommersaison auch auf der Berninabahn enden und damit bis auf einen Umlauf alle Leistungen von den Allegras gefahren werden. Da ich die Allegras recht formschön finde, störte mich das nicht weiter.

Allerdings sollte der Allegra-Einsatz ja noch stark ausgeweitet werden. Ab dem kommenden Fahrplanwechsel sollen die neuen Triebwagen die lokbespannten Züge nach Arosa und nächstes Jahr die älteren Triebwagen Be4/4 im Nahverkehr rund um Chur ersetzen. Deshalb und weil am Bernina wahrscheinlich mit mehr Schnee als Herbstfärbung zu rechnen war, wollten wir unser Haupt-Augenmerk diesmal also auf die Gegend unterhalb von Bergün richten. Wenn, ja, wenn denn das Wetter mitmachen würde. Aber ganz aussichtslos klang die Vorhersage dann nicht, vor allem waren keine bedeutenden Niederschläge angesagt.

Am Samstag-Nachmittag gab es für mich die DREHSCHEIBE-Jahreshauptversammlung in Kaufungen bei Kassel. Von dort brachte mich Andreas dankenswerterweise am Sonntagmorgen rechtzeitig nach Willemshöhe zu meinem Zug (die erste Tram aus Kaufungen wäre erst 7 Min später in Wilhelmshöhe gewesen).

Sonntag, 24.10.2010: Kaufungen - Bergün

Im Zug traf ich auf Joachim, der für uns ein Abteil belegt hatte (war eh genug frei).

ICE 71 Kassel-Wilhelmshöhe 8.38 > Basel SBB 12.55

Die Fahrt war schon mal sehr angenehm im eigenen Abteil. Da die letzte Nacht doch etwas kürzer war, konnte ich auch gut noch eine Mütze Schlaf mitnehmen. In Basel deckten wir uns etwas mit Proviant ein, bevor wir den IC nach Chur bestiegen. Offenbar hatte man das Bedienkonzept auf dieser Linie geändert: Anstelle bisher zweier nutzbarer Verbindungen (ein Zug fuhr IC nonstop bis Zürich, dann als IR mit vielen Halten an den ganzen "Zürichseemetropolen" weiter nach Chur, und ein Zug IR bis Zürich und dann als IC nonstop bis Sargans) gab es jetzt einen durchgehenden IC, der nur in Zürich, Sargans und Landquart halten sollte. Das fanden wir ganz angenehm, denn die häufigen Halte mit Ein- und Ausstiegen machten die Fahrt ja doch etwas unruhig.

IC 575 Basel SBB 13.33 > Chur 15.52

Der Zug bestand aus einer Doppelstockgarnitur und war nicht all zu stark besetzt. In Zürich wurden draußen noch vier einstöckige Wagen beigestellt, was die Leute aber nicht hinderte, trotzdem in die Stammgarnitur aus Basel einzudringen. Bei uns im Wagen war nun eine Gruppe Lautunterhalter. Gegen die half nun Yngwie Malmsteen aus der Konserve. So ließ sich die Fahrt an Zürichsee und Walensee entlang sehr gut aushalten. Und ohne die vielen Zwischenhalte kam man auch ganz gut voran. Ruck zuck waren wir im RhB-Land und konnten erste Allegras sehen. Und diese Ge4/4II mit Ganzwerbung kannten wir auch noch nicht aus den letzten Jahren. In Chur stand unser rotes Züglein direkt gegenüber.

RE 1153 Chur 15.58 > Bergün 17.14

In Chur stießen wir auf Reinhard, der aus Richtung München gekommen war. Gemeinsam ging es nun in die letzte Distanz. In Thusis kreuzten wir mit einem RE, der eine ganz kuriose Bespannung hatte: Einen Allegra! Offenbar kann diese Powervariante von Schmalspur-Flirt auch mit einem ausgewachsenen Schnellzugpark die Fahrzeiten halten. Leider haben wir solch eine Bespannung später nie wieder gesehen. Hing wohl mit dem heutigen Saisonende auf dem Bernina zusammen.

Während bis Basel noch große Auflockerungen am Himmel zu verzeichnen waren, hingen hier in der Schweiz die Wolken tief in den Bergen und es nieselte. Die Laubfärbung war ganz gut, Lärchen folgten allerdings erst weiter oben. In Bergün sah es schon bunter aus, soweit man bei den tief hängenden Wolken denn etwas sah. Uns empfing allerdings eine wunderbare würzige und kalte Herbstluft. Hier musste man einfach tief durchatmen. Wir rollerten mit den Koffern in unsere Chesa Alpina, in der wir unterm Dach die große Ferienwohnung mit drei Schlafzimmern hatten. Nachdem wir den Schlüsselautomaten gefunden hatten und damit auch klar kamen (nach der Codenummer ist # zu drücken - als Notiz fürs nächste Mal...), konnten wir vor dem Regen, in den sich erste Schneeflocken gemischt hatten, in die Trockenheit fliehen.

Nach einem kleinen Päusken machten wir uns zum Abendessen auf. Es war wie vor zwei Jahren: Nur das Restaurant im Hotel Albula hatte geöffnet. Aber erstaunlicherweise waren wir gar nicht mal die einzigen Gäste. Ich nahm einen Salat und Züri Rösti, dazu ein großes Calanda, einen "Kübel"... Während des Essens war der Regen in starken Schneefall übergegangen, bald war draußen alles weiß. Na super, das ging ja gut los. Als wir nach dem Essen allerdings ins Freie traten, merkten wir, dass es mit dem Schnee nicht weit her war. Irgendwie war es wärmer geworden und der Schnee taute schon wieder kräftig. Dachten wir jedenfalls. Ziemlich müde ging es in die Wohnung zurück.

Abendlicher Blick aus der Ferienwohnung: Alles ist weiß!

Montag, 25.10.2010: Bergün - Arosa - Bergün

Dank der Stille über dem Dörfli habe ich wunderbar tief und fest geschlafen. Das hatte ja fast schon was von Urlaub... Nach dem Aufwachen fiel der Blick auf eine pralle geschlossene Schneedecke. Der Schnee lag geschätzte 30 cm hoch. Und wir mussten jetzt als erstes mal Frühstücksmaterial beschaffen. Stress machten wir uns dabei allerdings nicht, denn so richtig großen Aktionismus würden wir heute wohl nicht entfalten. Es schneite und schneite. Die alt ehrwürdige Wetterstation im Dorf hatte allerdings seit Mitternacht konstant nur 0 Grad aufgezeichnet, also so bitter kalt war es gar nicht mal. Wir waren übrigens nicht die einzigen, die dieser Schneeeinbruch wohl etwas überrascht hat. Auf der Steigung vom Unterdorf zum Oberdorf zeigte es sich heute Morgen sehr gut, wer noch Sommerreifen draufhatte. Die Autos mit Winterreifen kamen jedenfalls oben an...

Das Frühstück war lecker und entspannt. Brötchen mit norddeutscher Salami und Bündner Bergkäse waren dabei besonders hervorzuheben. Als wir fertig waren, schauten wir mal zur Uhr, wann denn ein geeigneter Zug Richtung Chur fahren würde. Am Bahnhof konnten wir uns nach einem Bild vom Denkmal-Krokodil mit Schneehaube nun die Großbaustelle mal so richtig anschauen. Bagger wuselten auf den Gleisen hin und her. Man musste am provisorischen Bahnsteigzugang warten, bis der Zug zum Stillstand gekommen war. Südlich des EG wurde der Bahnsteig von Gleis 2 (also der Hausbahnsteig) zum Mittelbahnsteig. Auf der Bahnsteigseite zum Bahnhofsvorplatz hin war ein Stumpfgleis angelegt worden, vermutlich für die Schlittelzüge. Das war das neue Gleis 1, denn das alte an der Güterrampe war samt Güterrampe und -schuppen entfernt worden.

Das Krokodil auf seinem Sockel vor dem Bahnhof Bergün ist tief verschneit.

RE 1132 Bergün 10.47 > Chur 12.03

Der dicke Schnee wurde erst um Tiefencastel weniger und hörte bei Sils dann ganz auf. Hier unten notierten wir uns im Geiste mal mehrere Motive, die man mit den Regionalzügen erreichen können sollte. In Chur war schnelles Umsteigen erforderlich. Für eine gute Streckensicht zur Kundschaftsfahrt nach Arosa bekamen wir allerdings noch gute Plätze im Steuerwagen.

R 1437 Chur 12.08 > Arosa 13.09

Diese Bahn ist ja immer wieder eindrucksvoll. Gleich hinterm Start beginnt die Steigung und hört erst in Arosa wieder auf. Unser Zug war noch eine lokbespannte Garnitur mit Ge4/4II und Wendezug. Komischerweise wurde diese Steilstrecke mit Lok am bergseitigen Ende befahren. In Chur gab es entlang der als Straßenbahn ausgeführten Strecke ganz nette Herbstfärbung. Eindrucksvoll ist dann ja die Fahrt durch das klammähnliche Tal aufwärts. Leider gibt es hier keinen Wanderweg, der Fotostandpunkte für die hier anwesenden Kunstbauten eröffnen würde. Bei St.Peter-Molinis hatte uns der Schnee schon wieder fest in der Hand. Die besten Fotomöglichkeiten glaubte ich - abgesehen von der Churer Ortsdurchfahrt - in der Gegend vor Peist und vor Langwies auszumachen. Der erste Gegenzug unten im Tal war eine identische Garnitur zu uns. Der zweite Entgegenkommer in Litzirüti war zu unserer Überraschung schon ein Allegra - und zwar solo ohne jegliche Wagen.

In Litzirüti kommt uns ein Allegra entgegen.

In Arosa hatte es ja in der letzten Woche auch schon gut Schnee gegeben, das hatte ich per Webcam schon entdeckt. Und jetzt lag der Ort tief verschneit im Schneetreiben vor uns. Arosa gefiel uns mit seinen Hotelbunkern so "gut", dass wir erstmal beschlossen, mit unserem Zugpark gleich wieder zurückzufahren. Die Wendezeit nutzten wir allerdings, um mal den Blick von oben auf das andere Ende des Tunnels zu erhaschen. Und der Blick, der mit Sonne eigentlich immer im Gegenlicht liegt, gefiel uns gar nicht mal so schlecht. So bedschlossen wir also, einen Zug sausen zu lassen, um zwei Aufnahmen mit R 1444 und R 1441 von oben zu machen.

Ein Zug verlässt Arosa...

...und bald kommt der nächste wieder an.

Zurück am Bahnhof gab es noch ein Stationsbild, dann setzten wir uns schon mal in den wohlgeheizten Zug, der locker als Sauna hätte durchgehen können. Dieser Zug startete dann in doppeltem Sinne als "Fourteen forty eight service from Arosa to Chur":

R 1448 Arosa 14.48 > Chur 15.52

Ausgerechnet bei der Überfahrt über den Langwieser Viadukt hatte ich Zimmer 00 aufgesucht. Leider konnte ich es nicht von der Brücke regnen lassen, weil der Wagen ein geschlossenes WC-System hatte... Hinter Langwies hing jetzt der Nebel richtig dicht im Tal. An vielen Stellen der Bahn wurde gebaut, es gab sogar Rottenwarnanlagen. Bei der Kreuzung in Lüen-Castiel fiel mir auf, dass man von Flankenschutz offenbar auch auf Steilstrecken nicht besonders viel hält. Wir kamen wohl am letzten Punkt zum Stehen, bevor das Gleis sich dem Profil des Gegenzuges wieder bedenklich näherte (wobei der Gegenzug natürlich erst einfuhr, als wir zum stehen gekommen waren). Motivtechnisch machte in unseren Augen besonders die Stadtdurchfahrt, also der Straßenbahn-Abschnitt das Rennen. Gerade das würden wir dieses Jahr gern nochmal mit Sonne hinbekommen, denn gerade mit lokbespannten Zügen kommt das natürlich schon sehr kurios. Den jungen Zugführer befragten wir nun noch, ob der Allegra-Umlauf konstant sei, doch dies wurde von ihm verneint (also ein Umlauf immer mit Allegra, aber der Umlauf wechselt von Tag zu Tag).

RE 1153 Chur 15.58 > Bergün 17.14

Die Allegras gastieren wohl zur Zeit auf allen Linien mit je einem Umlauf. Der Zug 15.56 nach Disentis war diesmal mit dem Allegra bespannt, wobei der Wagenzug die normale Länge hatte. Unser Zug hatte hingegen nur die Minimallänge der Stammeinheit. Vor dem Gepäckwagen war zwar noch ein älterer B-Wagen, doch dieser war verschlossen und diente wohl nur dazu, den Abstand zwischen den Bügeln von Lok und Packwagen etwas zu verlängern. So war die Eisenbahn auch ganz gut besetzt. Leider saßen hinter uns zwei italienische Mädels, die sich extrem laut unterhielten. Aber sonst war alles gut. Die Schneefallgrenze war gegenüber heute Morgen etwa einen Meter nach oben gerutscht und lag nun minimal oberhalb von Tiefencastel. In Bergün war der Schnee nun einen halben Meter hoch. Aber alle Welt sprach davon, dass es in den nächsten Tagen schöner werden solle. Nur bezüglich "wärmer" gingen die Meinungen auseinander.

Wir besorgten noch paar Kleinigkeiten für den Abend und morgen beim Volg, brachten diese in die Wohnung und liefen dann zum Albula-Restaurant. Das Calanda tat mal wieder sehr gut. Zum Essen bestellte ich mir "Bündner Schafsdämpf" mit Lammfleisch von der einheimischen Alm. Das Fleisch war klasse, der Eintopf dann aber doch ein wenig "zu gesund". Bischen deftiger hätte das alles sein dürfen. Aber wir hatten ja noch die guten Zweifel-Chips auf der Bude, mmmmh! Den letzten Zug des Tages beobachteten wir als Abschluss noch aus unseren Giebelfenstern, wobei wir uns die Wartezeit mit eineer Schneeballschlacht von Fenster zu Fenster vertrieben.

Dienstag, 26.10.2010: Bergün - Bever - Pontresina - Bergün

Das Tal war nach dem Aufwachen nach wie vor wolkenverhangen. Fürs Frühstück hatten wir diesmal alles da, so dass wir damit gleich starten konnten. Es lockerte nicht auf, nur talaufwärts sah man einen hellen Schimmer. Eine Bergspitze war dort regelrecht blau. Wenn ich ein Bild davon im Fotoforum zeigen würde, bekäme ich sicher etwas von fehlerhaftem Farbmanagement zu hören. ;-) Ob da wohl der blaue Himmel so kräftig im Schnee reflektierte? Da mit Stand Sonntag (unser letzter Kontakt zum Internet) für heute eher im Süden Auflockerungen angesagt waren, hatten wir eh vor, in Richtung Engadin zu starten. Dann mal aussteigen, wo die Wolken aufreißen.

Großbaustelle Bahnhof Bergün. Wer hätte sowas von dem kleinen beschaulichen Dörfli-Bahnhof erwartet?

RE 1121 Bergün 9.14 > Samedan 9.46

Der Zug war mit einer Ge4/4II bespannt. Als wir mit dem Zug aufwärts fuhren, war von dem blauen Schimmer allerdings nichts mehr zu sehen. Selbst Preda lag unter dicken Wolken, über denen man bestenfalls stellenweise etwas Blau erahnen konnte. Dann der Albulatunnel. Wir waren mal gespannt, wie es auf der anderen Seite aussieht. Aber mit dem, was dort kam, hatten wir nicht ernsthaft gerechnet: In Spinas fuhren wir in gleißende Helligkeit hinaus! Das Tal war weiß, der Himmel tiefblau! Es war ein ergreifender Anblick, gerade für Reinhard, der schon länger Urlaub in Süddeutschland gemacht hatte und dabei fast nie Sonne hatte. Durch den ganzen Zug ging ein "aaaah" und "ooooh"; es war als ob die Fahrgäste plötzlich neue Energie bekommen hätten. Wir konnten uns nicht sattsehen. Wir beschlossen, nach Bever zu fahren. Der Ausgang des Val Spinas ist zwar fototechnisch für uns nicht neu, aber immer wieder wunderschön. Und so ein Wintermärchen mit fettem Schnee auf den Bäumen hatten wir in all unseren Winteraufenthalten nie...

R 1932 Samedan 10.14 > Bever 10.17

Ein Spurt zur Schranke für den nachfolgenden RE nach Chur war leider erfolglos. So liefen wir durch die Wohnsiedlung in Richtung Ortsrand. Dort war allerdings an allen Straßen am Ende der Hinweis "Amtsverbot - Betreten verboten, Strafe 200 SFr, bei Wiederholung 1000 SFr" angebracht worden. Wir mussten aber auf die unberührte Fläche. Keine Ahnung, was das mit dem Amtsverbot sollte, wir liefen dort rein. So standen wir also am Rande der Siedlung vor tollem Panorama im Wintermärchen. Schade war nur, dass die Schnellzüge, die nun kamen, die wohl dümmsten Werbeloks vor hatten, die bei der RhB vorrätig sind. Der Bernina-Express BEX 953 (vereinigt mit RE 1125) hatte sone komische unruhige rotsilberne "Danke"-Lok vor. RE 1136 kam mit der dunkel beklebten Bernina-Re4/4II zurück. Es folgte Gz 5140 aus der falschen Richtung, bevor als nächstes RE 1129 mit der schneeweißen "Ems"-Lok auftauchte. Dümmer ging es ja nicht mehr. So warteten wir noch auf Gz 5129, von dem wir sicher waren, dass er als nächstes aus der richtigen Richtung kommen musste. Dieser klappte dann auch richtig prima. Dazu gab es das Highnoon-Geläut der örtlichen Kirche.

Der vereinigte RE mit dem Bernina-Express rollt aus dem Val Spinas hervor.

Ein Güterzug verlässt Bever in der Gegenrichtung.

Binnen einer Stunde haben schon so einige Bäume ihre Schneehaube verloren. Schon deutlich mehr herbstliche Färbung der Lärchen ist zu sehen, als der Güterzug aus dem wunderschönen Tal kommt.

Der Bach mit einem "Amtsverbot"-Schild.

Danach verließen wir den schönen Punkt ohne Entrichtung der 200 SFr an den örtlichen Amtmann und liefen auf der anderen Bachseite den Spinas-Wanderweg rein. Wo der auf die Bahn traf, gab es für uns auch noch zu tun. Es war wunderschön: Der Wind pfiff den Schnee in weißen Schleiern von den Bäumen, die nun anfingen, nach und nach goldgelb zu leuchten. Oft bekamen auch wir die eine oder andere "Packung" ab... Mit den RE-Zugloks ging es allerdings ätzend weiter. RE 1140 hatte die komische Rotsilberlok vor und RE 1133 wurde von zwei Tomaten bespannt. Den weißen Rest Coop-Lok erkennt man halt erst auf den zweiten Blick. Es gab dann noch die Ems auf ihrem Rückweg mit RE 1144 und auf unserem Rückweg zum Bahnhof einen überraschenden Gz mit einer Ge4/4I, die ja auf der roten Liste steht.

Ein Stück weiter im Tal kommt ein Tomatendoppel mit dem nächsten Schnellzug an. Liebe RhB, ich habe nichts gegen Werbeloks, aber müssen die auf Eurer schönen Bahn wirklich so HÄSSLICH sein?

Schnee, der von Bäumen fliegt.

Ein RE verlässt Bever in das Val Spinas hinein. Liebe RhB... Hier gilt dasselbe!

Garantiert werbefrei: Baureihe Ge4/4I - hier mit Güterzug in das Val Bever.

R 1937 Bever 13.37 > Pontresina 13.56

In Pontresina waren die Lärchen schon ein wenig kahler und der Höhepunkt der Herbstfärbung vorüber. Dafür war hier weniger Schnee auf den Bäumen, so dass das Gelb doch noch ganz gut leuchtete. Im Einfahrbereich bauten wir uns im Keil der beiden Strecken auf einem kleinen Hügel auf und warteten auf den Güterzug, der um 14.50 in Pontresina ankommen soll. Es war natürlich noch viel Zeit, doch wir wussten ja nicht, wie weit vor Plan der Zug kommen würde. Die Wartezeit konnten wir uns mit Beobachtung einiger riskanter Überholmanöver auf der Hauptstraße im Talgrund vertreiben. Es waren dann jedoch nur wenige Minuten, die der Gz 5135 früher kam. Aber auch dieser Zug enttäuschte uns nicht und hatte durchaus paar Wagen am Haken.

Ein Güterzug mit meiner Lieblingsbaureihe der RhB, einer Ge6/6II, hat gleich das Ziel Pontresina erreicht.

Die leichte Verfrühung reichte aus, um schnell an die obere Strecke umzusatteln, wo wir mal einen Allegra aufnehmen wollten. Das klappte mit dem R 1641, der den BEX 971 im Schlepp hatte, trotz wachsender Schatten noch ganz passabel. Nun mussten wir uns für die Gegenrichtung aufstellen. Da ging nur was mit Schattenfront, aber immerhin standen nun eine Ge4/4I mit dem Regio 1952 und die Ge6/6II mit dem Güterzug 5954 an. Für beide Züge fanden wir nette Ausblicke mit Pontresina im Hintergrund. Zum Gz hatte ich noch das Motiv gewechselt, was gerade so von der Zeit hingekommen war...

Ein Allegra mit Berninaexpress am Haken nähert sich Pontresina.

Danach macht sich der Gegenzug auf nach St. Moritz.

Und der Güterzug verlässt nun mit neuen Wagen von der Berninabahn Pontresina nordwärts.

Nun liefen wir mal weiter. Das Problem war, dass hier die Berninabahn mehr und mehr in den Schatten rückte und auf der perfekt in der Sonne liegenden unteren Strecke eigentlich nur Steuerwagen auf der Sonnenseite zu erwarten waren. Nachdem wir einer Wildspur durch den Schnee über einen Bach auf einen Hügel folgten, ging dann doch noch ein Ausblick auf eine beschienene Stelle der Berninabahn vor schöner Bergkulisse. Hier nahmen wir R 1645, der auch als Allegra kam.

Und nochmal die Berninabahn, bevor die Schatten kommen. Dies sollte leider das letzte Berninabahn-Bild des Urlaubs bleiben.

Dann trennten wir uns. Die beiden anderen liefen nach Pontresina zurück und ich wollte mir mal zum x-ten Mal die Kurve bei Punt Muragl gönnen. Hier gab es R 1956 und als Nachschuss R 1949. Immerhin wurden auf dieser Linie außerplanmäßig zwei Umläufe mit den alten Ge4/4I gefahren! Mit dem R 1949 hatte ich dann auch den letzten Sonnenschein genutzt, der hier für die Gegend zuständig war.

Eine Ge4/4I mit dem Regio in der Fotokurve von Punt Muragl.

Zurück am Haltepunkt musste ich erstmal einen dieser neuen Infopoints ausprobieren, den Halt auf Verlangen auslösen und mir von der Blechelse erzählen lassen, welche Züge als nächstes im Programm sind. Mein Haltewunsch habe - so erfuhr ich - genau 15 Minuten lang Bestand. Hoffentlich kam der Zug auch pünktlich ;-)

R 1960 Punt Muragl 17.04 > Samedan 17.08

Der Lokführer entschied, dass ich in den vierten Wagen einsteigen solle. Jedenfalls hielt er mit diesem an der einzigen frei geräumten Stelle des Hp. Zufällig waren die beiden anderen auch in diesem Wagen. Hinten am Regio hing noch der BEX 954, also die Bernina-Express-Kurswagen. Weil der Zug so lang war, fuhr er in Samedan auf dem hinteren Bahnsteig ein, denn die Großbauarbeiten ließen am gewöhnlichen Bahnsteig keinen Platz für so viele Wagen. Im Bahnsteigtunnel wurde es etwas eng, weil uns die Umsteiger der Relation St.Moritz - Scuol entgegen kamen. Bequemer hatten es die Leute in den "Gewächshäusern", also den Panoramawagen am Schluss, die vom Rangierhobel umgesetzt wurden. Das ging auch alles nicht ganz so zügig, so dass wir bei der Abfahrt die erste Verspätung dieser Tour erleben "durften":

RE 1160 Samedan 17.17+5 > Bergün 17.47+8

Eines der Gewächshäuser machte wohl Probleme; jedenfalls lief in Preda der Tf erstmal nach hinten, um nach dem rechten zu sehen. Und ich hatte leider die Chance verpasst, ein Bild von einem durch die Verbindungstür zwischen den Wagen schauenden Steinbock zu machen. Dieser Steinbock war praktisch die Rückseite der Minibar, und als das gezogene Wägelchen durch diese Tür verschwand, war das ein Bild für die Götter. In Preda herrschte nun auch blauer Himmel. Aber beim Abstieg nach Bergün sahen wir tiefer unten im Tal noch massiv die Wolken an den Bergen hängen. Es dürfte die richtige Entscheidung gewesen sein, ins Engadin zu fahren.

Nach der Ankunft liefen wir schnurstracks zum Hotel Albula, wo wir alle Rösti nahmen. Joachim nahm Bergüner Rösti mit Wurst, Reinhard bekam Walliser Rösti mit überbackener Tomate und Spiegelei (merkte ich mir für morgen vor) und ich hatte Rösti mit Kalbsbratwurst und Zwiebelsauce. Nach dem heutigen Tag an der frischen Luft waren wir ganz schön müde. In der Bude suchten wir uns allerdings erstmal die wärmsten Stellen der Fußbodenheizung und breiteten dort unsere Schuhe und Hosen zum trocknen aus. Danach fielen die beiden anderen auf dem Sofa sogleich in Tiefschlaf, während ich diese Zeilen schreibe. Unglaublich, nix mehr gewöhnt, die alten Männer ;-)

Und der Abend brachte ein weiteres Aha-Erlebnis mit sich: Ich hatte ja schon festgestellt, dass es in der Fewo kein WLAN gibt. Damit hatten wir uns eigentlich abgefunden. Heute fragte mich Reinhard, ob ich denn mit dem LAN-Kabel etwas anfangen könne, das da aus der Wand schaut. Reingesteckt - und - ich konnte! So hatten wir also plötzlich sogar Internet, und sogar richtig schnelles! Ein Wettercheck ergab, dass uns die verbleibenden Tage nur Sonnenschein erwarten würde. Diese Info nahmen wir dankbar zur Kenntnis.

Mittwoch, 27.10.2010: Bergün - Chur - Bonaduz - Bergün

So ganz früh mochten wir nicht starten. Aber gegen 8 waren wir am frühstücken und eine halbe Stunde später ging es los zum Bahnhof.

RE 1124 Bergün 8.47 > Chur 10.03+18

Uns war es ja schon spanisch vorgekommen, dass der Gegenzug eine Viertelstunde Verspätung hatte. Bei uns ging es in Stugl zur Kreuzung mit einem Holzzug an die Seite und danach nur noch schleppend weiter. In Filisur mussten wir ewig auf den Gegenzug warten. Die Anzeige am Zugzielanzeiger des Gegenzug-Bahnsteigs "+ X Minuten" (so steht das da wirklich!) wechselte ständig zwischen 11, 15, 17, 12, 14 Minuten. Unsere Zugbegleiterin meinte dann, dass das Stellwerk für diesen Bereich ausgefallen sei. Letztendlich ging es mit +20 weiter und ab Alvaneu funktionierten auch die Signale wieder. Viel rausholen konnten wir allerdings nicht, da wir dauernd auf Kreuzung warten mussten.

Blick aus dem Zug auf Reichenau, unmittelbar hinter der Vereinigung von Vorder- und Hinterrhein.

In Chur hatten wir es auf die Stadtdurchfahrt der Arosabahn abgesehen. Straßenbahnen gibt es viele, lokbespannte jedoch schon weniger. Und mit den Loks sollte es hier ja nun bald zuende gehen. Eigentlich hatten wir mit dem Allegra bis Chur Stadt fahren wollen, aber der war nun weg. Wir waren bloß froh, dass wir gemäß "Dienstplan", der selbstverständlich tagesaktuell in Bergün ausgehangen hatte, als nächstes zwei lokbespannte Züge haben würden. Leider war eine der schönsten Stellen im Stadtbereich gerade Großbaustelle, aber wir fanden auch so noch genug Möglichkeiten. Einen Nachschuss auf R 1428 gab es vor einer provisorischen Schule stehend.

Der Regio von Arosa an der Straße Plessurquai.

Danach trennten wir uns gelegentlich. Die Aufwärtsfahrer R 1433 und R 1437 (letzteren sogar zweimal) nahm ich mir etwas oberhalb des Hp Chur Stadt und zwischendrin R 1432 querab mit Zaun vor schönen Altstadthäusern. Die größte Gefahr bei solchen Stadtmotiven ist ja immer, dass einem jemand in den Weg läuft oder dass der berühmte weiße Lieferwagen gerade neben dem Zug vorbei muss. Diese "Nettigkeiten" blieben dankenswerterweise aus und die Fotos glückten wie erhofft. Und das sogar, obwohl von der provisorischen Schule viele Schüler zu ihrer Mittagspause, Freistunde oder zum Schwänzen ;-) herauskamen.

Das Gleis geht direkt vor den Häusern der Altstadt am Ufer der Plessur entlang.

Ein Regio nach Arosa hält im Hp Chur-Stadt. Leider trübt ein Beton-Klohaus die Stadtkulisse etwas.

Dann lief ich durch die Altstadt zurück zum Bahnhof. Es gibt ja so Städte, mit denen man nie grün wird, und Städte, die man auf Anhieb mag. Chur gehört jedenfalls zu den letztgenannten. Ich genieße es immer wieder, durch die Altstadtgassen zu laufen. Im Bahnhof paar Brötchen gekauft und auf dem Bahnsteig die beiden anderen mampfend auf der Bank sitzend wiedergetroffen. Der nächste Programmpunkt war dieses wunderschöne Feld vor Bonaduz. Immer wieder war es uns auf der Anreise als Motiv aufgefallen, aber nie war man dort hingefahren, weil es ja anderswo ach so spektakulärere Motive gibt...

In der Altstadt von Chur am Arcas.

S2 1557 Chur 12.48 > Reichenau-Tamins 12.59



In Reichenau überschlugen wir einen Zug, um die Schnellzüge mitzubekommen.

S1 1519 Reichenau-Tamins 13.17 > Bonaduz 13.24

Entlang der Bahn und vorbei an einem Feldlager des Schweizer Militärs gelangte man nun auf diesen schönen Acker, am Rande dessen die Herbstfärbung ganz nett war. Man konnte sich mit was drunter sogar noch auf die Erde setzen. Nur auf die zahllosen Kuhfladen musste man aufpassen... Dort blieben wir auch nicht lang allein; zwei schweizer Eisenbahnfreunde kamen bald dazu. Und das Militär patroullierte auch immer wieder vorüber, und zwar mit Pferden, die alle möglichen strategisch wertvollen Gerätschaften durch die Gegend zogen. Neben diversen S-Bahnen gab es RE 1145 ziemlich spitz mit Re4/4II.

Das Himbeerrot ist keine neue Farbgebung der RhB, sondern Bestandteil der REPower-Ganzwerbung der Lok.

Danach kletterte ich einen Hang hoch, von wo es mit S-Bahnen weiterging. Von hier oben hatte ich die einfach nur kitschig-schöne Magnuskapelle im Hintergrund, die hier auf dieser kleinen Ebene steht und die Felder wohl vor Schädlingsbefall bewahren soll. Wie oft war mir die Kapelle schon aus dem Zug aufgefallen... Der RE 1149 hatte wieder die "Danke"-Lok, auf der übrigens Bilder aller RhB-Mitarbeiter dargestellt sind. Auf der kann man sich seine Lieblings-Zugführerin aussuchen ;-) Offiziell heißt die Lok wohl "RhB-Team" und auf der anderen Seite steht "Grazia". Schön war am RE 1149 allerdings, dass man den Packwagen mit gehobenem Bügel gleich hinter der Lok hatte, was ja nur versuchsweise so durchgeführt wird.

Schnellzug mit angebügeltem Packwagen gleich hinter der Lok. Damit wird zur Zeit die (teilweise) Energieversorgung des Zuges über den Packwagen getestet.

Der Gz 5153 bestand aus gerade mal einem einzelnen Wagen und der Glacier-Express versetzte uns so lange, bis mein Motivausschnitt eingeschattet war und die Sonne zudem in eine blöde Schleierpampe hineingelangt war, deren Ende nicht absehbar war. GEX 906 und RE 1153 gab es somit im letzten Sonnenfeld nur noch mit Halblicht.

Endlich mal ein Touristenzug! Im Halblicht begegnet uns eine Ladung Gewächshäuser auf dem Wege von Zermatt nach St. Moritz.

Aber wir hatten den Tag dennoch ganz gut genutzt. Gemütlich liefen wir zum Bahnhof zurück. Um nicht all zu lange warten zu müssen, entschieden wir uns, dem RE entgegen zu fahren.

S2 1568 Bonaduz 16.53+4 > Reichenau-Tamins 16.58+4

RE 1157 Reichenau-Tamins 17.08 > Bergün 18.14

Der Zug war ganz schön gut besetzt. Wir hatten bis jetzt gedacht, dass es hier gar keinen Berufsverkehr gäbe, doch nun wurden wir eines besseren belehrt. Wir mussten ganz nach hinten durchgehen, bis wir für uns zwei Vierer nebeneinander fanden. Diesmal war der Packwagen in der Mitte, so dass also die Lok den Zug bis dorthin mit Strom versorgt, während die Versorgung unserer Wagen über den Packwagen (mit gehobenem Stromabnehmer) lief. Warm war es jedenfalls...

Im Hotel Albula gab es für mich Bergüner Siedfleischsuppe, die sehr lecker war, und Pizokel auf Blattspinat mit Bündner Käse überbacken. Auch das war absolut klasse. Danach war ich auch gut satt, ein Bedürfnis nach Tiramisu als Nachtisch kam da gar nicht mehr auf. Auf dem Nachhauseweg genossen wir wie immer in diesem Dorf die herrlich klare Luft, angereichert durch diese würzige Landnote, die diesen Ort so authentisch macht. Diese Luft genoss ich auch am späten Abend nochmal, als ich nach der üblichen Fotoshow nochmal auf paar Schritte vor die Tür gegangen bin. Der Sternenhimmel war gigantisch und ich glaube sogar Sternschnuppen gesehen zu haben.

Donnerstag, 28.10.2010: Bergün - Disentis - Bergün

Der Wetterbericht hatte sich ja kurzfristig dann doch etwas korrigiert. So mussten wir heute Vormittag noch mit einem größeren Wolkengebiet rechnen, das aber bis Mittag abgezogen sein sollte. Radio Grischa versprach danach viel Sonnenschein und Temperaturen von bis zu 17°. Somit ließen wir es etwas ruhiger angehen, hofften aber, dass wir spätestens mittags das entdeckte Motiv mit der Rheinbrücke in Reichenau machen könnten. Nach einem entspannenden Frühstück stiefelten wir zum Bahnhof.

RE 1128 Bergün 9.47 > Reichenau-Tamins 10.52

Der Zug war schön leer; wir hatten den letzten Wagen für uns.

RE 1224 Reichenau-Tamins 11.05 > Disentis 12.11

Es waren noch keinerlei Anzeichen von Aufheiterungen zu sehen. Nur ganz weit im Westen schienen die Wolken ein Ende zu haben, dahinter schien es richtig blau zu werden. Erst hatte ich ja noch überlegt, ob ich hinter der Rheinschlucht in den Gegenzug steige, um rechtzeitig zur versprochenen Sonne wieder im Motiv in Reichenau sein zu können. Doch irgendwie war hier im Osten momentan nicht die Spur einer Auflockerung zu sehen. So blieben wir also sitzen. Vielleicht würden wir ja aus den Wolken hinausfahren? Die Rheinschlucht war mal wieder klasse, Felsformationen und Herbstfärbung gigantisch. Teilweise war ein neuer Wanderweg entlang der Bahn angelegt worden. Innerhalb der Schlucht müsste es je nach Sonnenstand durchaus einige Motive geben, die man sich auf einem Wanderweg erwandern kann.

Die Wolkengrenze muss dann allerdings etwas mit der Kantonsgrenze zu tun gehabt haben. In Disentis war vor uns nur noch Blau, aber wir selbst lagen noch unter Wolken, die allerdings zunehmend dünner wurden. Wir fotografierten mit Minimallicht den ausfahrenden R 843 der MGB.

Die MGB verlässt den Bf Disentis.

Danach stand der letzte von der Saison übrig gebliebene Glacierexpress an. Den GEX 905 konnten wir immerhin bei der Einfahrt schon mit Minimallicht und bei der Ausfahrt sogar mit vollem Licht umsetzen. Motivlich war das zwar hier im Bahnhof nicht der Knaller, aber er war auf RhB-Seite immerhin mit einer der alten Ge4/4I bespannt.

Die Ge4/4I bringt den Glacierexpress aus St. Moritz.

Die RhB-Lok wird in Disentis abgekuppelt und...

... mit der MGB-Lok geht es weiter aufwärts.

Nun war der Himmel richtig blau geworden. Wir überlegten, was wir nun machen sollten, da es weiter östlich längst nicht so gut aussah. Wir beschlossen, mit dem nächsten Zug ein Stück zurück zu fahren und dann an geeigneter Stelle auszusteigen.

RE 1249 Disentis 12.45 > Sumvitg-Cumpadials 12.53

Bis zur vermeintlich geeigneten Stelle war es dann auch gar nicht weit (viel weiter hätten wir wegen der Wolken eh nicht fahren dürfen). Zwar konnten wir den Ortsnamen nicht aussprechen, aber wir hatten Glück, dass bei diesem "Halt auf Verlangen" jemand einsteigen wollte, so dass wir auch ohne unser Verlangen zu äußern rauskamen. Die Sonne schien prächtig und der Bahnhof lag schön in den "sonnigen Matten" oberhalb des Talgrundes. Dumm war nur, dass die Sonne noch gar nicht so weit rum war, dass die Front des bald eintreffenden Gegenzuges RE 1228 angestrahlt werden würde. Leider gelangte man zur Seite auch immer gleich in die Tiefe, was das Ganze nicht vereinfachte.

Der Gegenzug in Sumvitg-Cumpadials.

Nach der Zugdurchfahrt hatten wir gerade überlegt, dass man ja noch ein Stündchen warten könnte und dann den Glacier-Gegenzug schön mit der alten Lok hier nehmen könne. Wir hatten den Gedanken allerdings noch nicht zuende gesponnen, da ging das Licht aus. Als wir um die Ecke des Bahnhofsgebäudes lugten, vor dem wir eben noch in der Sonne gesessen hatten, mussten wir leider feststellen, dass große Wolkenfelder über die Berge auf uns und (viel Schlimmer!) die Sonne zuzogen. Dumm gelaufen, das brachte alles nichts mehr. Also blieb uns nur, die Haltewunschtaste für den nächsten Zug zu drücken.

Herbstfärbung in den sonnigen Matten über dem Vorderrhein.

RE 1253 Sumvitg-Cumpadials 13.53 > Chur 15.02

Im Zug hatten wir ein Dejavu-Erlebnis: Wir fuhren durch mittlerweile wieder stark bewölkte Landschaft, während vor uns im Osten noch das ganze Blau am Himmel stand. Sowas blödes! Wir konnten nichtmal im Rheintal erkunden, in welcher Talwindung die Sonne wann über die Berge kommt, da kein Sonnenstand feststellbar war. Da wir auch nicht so wahnsinnig früh zuhause sein wollten, fuhren wir einfach mal bis Chur weiter. In Chur reichte unsere Motivation gerade so eben zu einer Runde über den Bahnhofsvorplatz und zum Bäcker. Mit einem Ananas-Teilchen und einem Latte to go setzten wir uns in den frühzeitig bereitstehenden Schnellzug Richtung Bergün.

RE 1153 Chur 15.58 > Bergün 17.14

Immerhin wurde der Zug nicht zu voll. Bei der Fahrt hatten wir - na? - natürlich ständig weit im Süden blauen Himmel vor uns. Ob man da wohl etwas mehr hätte machen können? Je mehr wir uns Bergün näherten, desto mehr blauer Himmel war auch hinter uns. Es war nicht zu glauben. Paar Vierer hinter uns stand ein Mann mit seinem Sohn die ganze Zeit am geöffneten Fenster. Als die Landschaft draußen zunehmend weiß wurde, beschwerten sich allerdings paar alte Damen, denn es wurde doch ganz schön frisch im Wagen. Die dazugehörige Mutter, übrigens eine Schwarze, hatte sich in weiser Voraussicht schon paar Sitzgruppen weiter vorn hingesetzt, wo sie dann am Mampfen und vor sich Hinsingen war. Das konnte nur noch von Yngwie Malmsteen aus dem Kopfhörer übertönt werden.

Zunächst paar Einkäufe und die Fotorucksäcke in die Bude gebracht und dann zwecks Abendessen im Hotel Albula vorgesprochen. Für mich gab es nebst dem üblichen Salat vom Buffet ein "Gamspfeffer" von der Wildkarte. Das Fleisch war sehr zart. Als Nachtisch gab es in der Fewo noch paar Bilderlis vom Angeberstick. Der Wetterbericht äußerte sich für morgen nach wie vor positiv, aber nach dem heutigen Tag glaubten wir da noch nicht hundertprozentig dran...

Freitag, 29.10.2010: Bergün - Reichenau-Tamins - Bergün

Die Skepsis war unberechtigt. Zumindest zum Frühstück zeigte sich mal wieder tiefblauer Himmel. So sollte es sein. Nach paar Schnitten Brot zog es uns zum Bahnhof, in dem Gleis 2 sogar schon in sauberer Lage verlegt war, nachdem es gestern noch ziemlich wild und huppelig ausgesehen hatte. Aber der Zugverkehr lief natürlich immer noch ausschließlich über das hintere Gleis. Radio Grischa hatte heute morgen gerade gemeldet, dass der RhB weitere 25 Mio Fränkli für Bahnhofsmodernisierungen zur Verfügung gestellt werden.

RE 1124 Bergün 8.47 > Thusis 9.31

S2 1554 Thusis 9.36 > Bonaduz 9.53

Von Bonaduz liefen wir wieder auf diese wunderschöne Ebene bei der Magnuskapelle, wo wir vorgestern den Nachmittag verbracht hatten. Leider stand dort das Licht schon wieder spitzer als erwartet, aber den RE 1129 und den Gz 5129 konnten wir noch passabel mitnehmen. Außerdem gab es ne S-Bahn im Streiflicht.

Ein Schnellzug kurz vor Bonaduz.

Die S-Bahn hat Bonaduz verlassen und rollt abwärts in Richtung Reichenau-Tamins.

Auf dem Googleschen Luftbild hatte ich mir angeschaut, wie man von dort weiter in die Motive bei Reichenau kommt. An der bekannten Kapelle vorbei konnte man den Feldweg einfach weiter gehen. Die Herbstfärbung war gigantisch und die Landschaft hier über den tief eingeschnittenen Tälern von Vorder- und Hinterrhein einmalig schön. Dazu dieses wunderbare Morgenlicht, man hätte Landschaftsbilder in einer Tour machen können.

Die Magnuskapelle in den Feldern vor Bonaduz.

Es ging hinab zu einer wunderschön auf einer Zwischenebene arrangierten Bauernsiedlung mit urigen Höfen. Von dort führte ein Wanderpfad durch den Wald direkt in die Gegend, wo die beiden Strecken zusammenführen. Hier konnten wir mal Triebzüge von der Motorwagenseite aufnehmen. Außerdem gab es den Glacier-Express GEX 905.

Die S-Bahn an der Zusammenführung der Strecken vom Vorder- und Hinterrhein.

Ein Zug nach St. Moritz in der umgekehrten Blickrichtung.

Herbstfärbung an der Straße nach Bonaduz.

Auch an der Brücke über den Hinterrhein konnte man Züge vor Herbstkulisse aufnehmen. Hier warteten wir die Rückkehr des GEX 905 bzw dessen Weiterfahrt nach Zermatt ab.

GEX 905 mit Ge4/4I quert den Hinterrhein, der gleich hinter der Brücke mit dem Vorderrhein zusammenfließt.

Rechtzeitig zum Kurz-vor-12-RE aus der Rheinschlucht wollten wir allerdings an der Vorderrhein-Brücke sein. Leider verpassten wir dadurch gerade eben auf der Hinterrhein-Brücke einen Güterzug mit Re4/4II-Doppel. Das war um so ärgerlicher, als wir mit der anderen Brücke noch gar nichts anfangen konnten. Der Brückenbogen, auf den man die Lok aus dem Obergurt-Träger der eigentlichen Brücke hinausfahren lassen musste, lag noch vollkommen im Schatten. Jetzt sollte aber bald ein Gz aus der Rheinschlucht kommen. Diesen und den nachfolgenden RE hofften wir auf der Vorderrheinbrücke umsetzen zu können. Die Schatten wichen zusehends vom fraglichen Brückenbogen. Dachten wir. Es war aber wie verhext. Als Gz 5236 kam, waren noch wenige Meter zu viel im Schatten, um die große Lok vollständig aus der Brücke fahren zu lassen.

Für den RE sollte es aber klappen, da waren wir ganz sicher. Bereits fünf Minuten nach Gz-Durchfahrt war eigentlich der Schatten verschwunden. Doch ein großer neuer Baumschatten stand schon wieder in den Startlöchern. Als die Zeit für den RE heranrückte, kroch dieser Schatten unaufhaltsam an der Brücke hoch. Nun ja, wir waren uns sicher, dass der Platz für die kürzere Ge4/4II noch gerade reichen sollte. Und tatsächlich - so war es dann auch. Das Dumme an der Geschichte war allerdings, dass auch dieser RE mit einer großen Ge6/6II bespannt war. Und damit hatten wir praktisch die gleiche Situation wie beim Güterzug. Da soll mal einer ruhig bleiben... Um die Kakophonie mal wieder vollkommen zu machen, machten die Rinder auf einer Weide unterhalb von uns einen Heidenlärm. Man hatte jedem einzelnen Tier eine große Glocke umgebunden. Die Dinger waren offensichtlich neue industrielle Massenware und klangen nicht schön wie sonst, sondern machten einfach nur einen furchtbaren Radau. Wir konnten nur Mitleid mit den Rindern haben.

Die Lärm-Rinder von Reichenau.

Herbststimmung oberhalb der Rheinschlucht.

Wir hatten allerdings unter Berücksichtigung aller Gegebenheiten und penibler Berechnung des weiteren Sonnenlaufes die vage Hoffnung, dass mit dem RE in einer Stunde noch etwas gehen sollte. Deshalb etwas rumspaziert und nochmal allein zur Hinterrheinbrücke gelaufen, wo ich nochmal paar Züge abpasste: RE 1232 nach Disentis, RE 1141 nach St Moritz mit Tomatenlok und neben paar S-Bahnen immerhin auch Gz 5243 nach Disentis.

Der Gütermann nach Disentis quert den Hinterrhein.

Pünktlich zum nächsten Takt fanden wir uns alle wieder an der Vorderrheinbrücke ein. Die Brücke lag sehr gut im Licht. Erst kurz vor Zugdurchfahrt krochen die Schatten schon wieder am Brückenbogen hoch. RE 1249 ging allerdings allerbest in Sonne und hatte auch eine schöne rote Ge4/4II vor.

Um diese Jahreszeit schwierig: Die Vorderrheinbrücke bei Reichenau. Die Belohnung war eine tolle Herbstfärbung rundherum.

Nachdem das nun doch noch geklappt hatte, suchten wir einen vorhin entdeckten Standpunkt auf dem Fußpfad durch den Wald auf, von dem man einen netten Ausblick auf Reichenau und die Streckenverzweigung hat. Auch hier wieder allerfeinste Herbstfarben. Es gab die Japan-Lok vor RE 1145 und diverse S-Bahnen. Letztendlich entschädigte der Aufenthalt an diesem wunderbaren Aussichtspunkt für allen Frust, den wir in den Mittagsstunden geschoben haben. Das lässt sich natürlich leicht sagen, weil ja auch die Vorderrheinbrücke letztendlich noch gut geklappt hatte. Den Glacierexpress konnten wir hier mit der Ge4/4I natürlich nur von hinten sehen, aber RE 1149, Gz 5153 und der GEX 906 auf der Weiterfahrt mit der Ge4/4II gelangen nochmal ganz wunderprächtig mit verschiedenen Brennweiten.

Ein Schnellzug nach St. Moritz verlässt Reichenau-Tamins.

Es folgt ein Güterzug nach Pontresina.

Als wir mit diesem Ausblick "durch" waren, liefen wir den Waldpfad wieder hoch zu der netten Bauernsiedlung. Dort stellten wir uns an der Wegüberführung bereit. Wenn hinter uns Gepladder zu hören war, hatte mal wieder ein Rind einen Fladen produziert. Da kannten die Viecher ja keine Hemmungen. Immerhin war das Geläute dieser Tiere "traditioneller" und längst nicht so aufdringlich wie das von den Artgenossen unten. RE 1153 kam bald und wir zogen weiter.

Herbstlaub im Gegenlicht.

Die Rinder von der "Zwischenebene".

Ein Schnellzug passiert die Bauernsiedlung.

Der Spaziergang hoch zu dem Kapellchen und über die kleine Ebene vor Bonaduz war eine wahre Wonne. Das tief stehende Abendlicht beleuchtete das Herbstlaub von hinten und brachte es in allen Farbtönen zum leuchten. Fotomotive ohne Ende. Dort, wo wir vorgestern wegen Schleiern aufgehört hatten zu fotografieren, konnten wir jetzt nochmal in Aktion treten. Zwei Streifungen mit Gz 5152 und S-Bahn sowie eine Aufnahme von Gz 5157 im letzten Sonnenspot gingen hier noch. Dann war aber rapide der Schatten da und wir kamen rechtzeitig zur S-Bahn nach Bonaduz.

Schon wieder Herbstfärbung.

Ein Güterzug nordwärts.

Und ein Güterzug südwärts - bei Bonaduz.

S2 1565 Bonaduz 17.04 > Thusis 17.23

RE 1157 Thusis 17.30 > Bergün 18.14

Die S-Bahn war sogar ganz gut gefüllt. In Thusis hatten wir gerade den Bahnsteig gewechselt, da fuhr der RE auch schon ein. Schweizer Präzisionsarbeit! --- Auch wenn unser Aktionsradius heute gar nicht so groß war, so konnten wir mit den heutigen Ergebnissen wirklich hochzufrieden sein und wir freuten uns nur noch auf das Abendessen. Schade war nur, dass dies unser letzter Tag war...

Im Hotel Albula gab es für mich nochmal die Siedfleischsuppe und Pizokel auf Spinat. Das war lecker und reichhaltig. In der Fewo schauten wir uns dann noch die restlichen Bilder vom Angeberchip an. Danach gingen wir ins Internet und schauten ein wenig die DSO-Galerie durch. Zum etwas verspäteten 22.14-RE lief ich nochmal ein Stück den Feldweg in die Rundkehren raus. Über mir herrschte wieder mal klarer Sternenhimmel. Nach Kreuzung in Muot kam dann auch noch ein Baufahrzeug mit starken Scheinwerfern runter, das mit dem Hang ein kurioses Licht- und Schattenspiel veranstaltete.

Samstag, 30.10.2010: Bergün - Hamburg

Wir hatten noch überlegt, dass wir bei Wetter ja noch einen kleinen Zwischenhalt vor Chur einlegen könnten. Doch nach ersten Sonnenstrahlen bewölkte es sich rasch. So packten wir also zusammen, brachten den Müll weg und liefen zum Bahnhof. Dieser war heute unbesetzt und die Züge hielten erstmalig in Gleis 2, dessen Bahnsteig notdürftig hergerichtet war.

RE 1124 Bergün 8.47 > Chur 10.03

IC 570 Chur 10.09 > Zürich HB 11.23

Der IC hatte hinter der Dosto-Wendezuggarnitur noch vier Verstärkerwagen, darunter sogar ein bewirtschafteter Speisewagen! Im letzten Wagen fanden wir gut Platz. Paar Sitzgruppen weiter vorn führten zwei Frauen ununterbrochen ein richtiges "Frauengespräch". Die eine erzählte von Sorgen und Nöten, es ging um Tränen und Schwangerschaften und Schwangerschaften mit Tränen (weil der Papa wohl nicht der richtige oder unbekannt verzogen war), und die andere machte immer ein verständnisvolles "Mmmmh". Und dann war die andere dran und es ging umgekehrt weiter... Ähm, ja, das war so das, was mir von der Fahrt erinnerlich geblieben ist.

In Zürich besorgten wir uns bei Migrolino paar Kleinigkeiten zu essen, denn nun sollten uns fast acht Stunden ICE-Fahrt bevorstehen. Bepackt mit den Snacks ging es nun nach Gleis 16, wo aber noch kein ICE stand. Irgendwann kam dann ein leerer Park aus den alten Einheitswagen II eingefahren, der ganz leer war. Und die Anzeige wechselte auf "ICE Hamburg-Altona". Äääh, wie jetzt? Ein aussteigender Zub erklärte es uns dann: Dies ist ein Ersatzzug und wir müssten in Basel umsteigen. Gaaanz gaaanz toll! Hätten wir das gewusst, so wären wir mit unserem schönen IC weiter bis Basel gefahren. Der Zug wurde dann sogar richtig voll - und das sogar ohne Reinhard, der nun wieder nach München musste.

Ein ICE, bestehend aus einer langen Kette Einheitswagen II, steht nach Hamburg bereit...

ICE 72-Ersatzzug Zürich HB 12.02 > Basel SBB 12.57-3

Weder auf der Anzeige in Zürich noch per Durchsagen wurde auf den Ersatzzug hingewiesen. In Zürich liefen nur die üblichen Ansagen vom Sprachspeicher. Das schaffte so einige Irritationen, denn offenbar wissen auch "normale" Fahrgäste, dass ein ICE weiß zu sein hat. Nur die Zugbegleiter wiesen persönlich bei der Kartenkontrolle darauf hin, dass in Basel der ICE gegenüber stände.

ICE 72 Basel SBB 13.04 > Hamburg-Harburg 19.41+5

In Wagen 1 waren haufenweise Plätze für Zürich - Basel reserviert. Wir setzten uns einfach mal in ein solches Abteil. Leider hatten wir ab dem apl Halt in Offenburg kein eigenes Abteil mehr. Der Zug hatte sich ganz gut gefüllt. Die Reservierungsanzeige wechselte im Laufe der Fahrt immer mal zwischen der korrekten Ausschilderung und den Reservierungen Zürich - Basel im ganzen Wagen. So ab Göttingen konnte das schon ein wenig Verwunderung hervorrufen. In Hannover hatten wir wieder das Abteil für uns und bei schönem klaren Abendhimmel im Westen ging es über Verden nach Harburg, wo dieser Zug dank der Umleitung planmäßig hält. So trafen Joachim und ich dann um kurz nach 20 Uhr auf unseren Wilstorfer Hügeln ein.

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