Just ordinary stuff - Großbritannien August 2017

Autor: Jan-Geert Lukner. Alle Rechte am Text und an den Bildern liegen beim Autor.

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Donnerstag, 24.08.2017

Die urlaubsfreie Zeit hatte nun lang genug angedauert. Damit es so richtig reicht, waren die letzten Tage auf der Arbeit vermutlich die nervigsten oder stressigsten des ganzen Jahres - inklusive zweier Notfallmanager Einsätze in den letzten beiden Nächten. Die Aufbereitung des Einsatzes aus der zurückliegenden Mittwochnacht beschäftigte mich auch heute Vormittag noch, wo man eigentlich noch andere Sachen vorm Urlaub fertigstellen wollte. Zum Glück hatte ich wenigstens gestern schon gepackt...

Aber dann hatte ich es doch irgendwann. Frits und ich trafen uns am Flughafen, wo es zwar voll war, aber wo man dennoch gut durchkam.

EZY 1842 Hamburg 15.30+30 MESZ - Manchester 15.40+35 GST

Es ist doch erstaunlich, dass so ein Flieger von Hamburg nach Manchester an einem simplen Donnerstag bis auf den letzten Platz belegt ist. Man konnte viel unten sehen: Elmshorn, in der Ferne Cuxhaven, später das Ijsselmeer, die vorgelagerten Inseln und die Nordsee. Zur britischen Insel hin verdichteten sich dann aber die Wolken. Der Landeanflug war kurios. In den Wolkenlücken waren unten normale provinzielle Zivilisation oder auch mal ein kleines Städtchen zu sehen. Dann wurde die Landung in Manchester angekündigt und die Maschine ging in den Sinkflug. Doch plötzlich war unten die Zivilisation wie weggewischt und der Blick fiel auf die menschenleere Mondlandschaft der Pennines, deren Hügelkuppen dicht mit blühender Heide bestanden waren und ein violettes Meer darstellten. Dann war auch schon Manchester erreicht.

Die Einreise klappte reibungslos, auch auf die Koffer mussten wir nicht zu lange warten. Mit dem Pendelbus ging es zum Car Rental Village. Nun wurde es lustig... Wir hatten leider erst recht kurzfristig gebucht. Beim Angebot hatte Sixt das Rennen gemacht - mit 410 £ gar nicht mal so billig. Gebucht war die Kompaktklasse, zu der Golf, Astra, Peugeot 308 usw gehören. Allerdings gehört bei Sixt dazu auch der Mini. Wahrscheinlich muss Sixt als bayrischer Autoverleiher sowas ins Angebot nehmen, denn der Mini gehört ja jetzt zu BMW. Nun hatte Frits aber sein Hochstativ dabei. Er wusste, dass man es bei umgelegter Rückbank durchaus in Golf usw unterbringen kann. Aber im Mini war das natürlich aussichtslos. Mir war irgendwann mal erklärt worden, dass die einzelnen Automodelle nach ihrer "Wertigkeit" in die einzelnen Kategorien eingeteilt werden. Und der Mini ist schon teuer wie ein großer, aber dummerweise trotzdem mini.

Natürlich standen verschiedene Upgrades zur Verfügung, aber eben kein normales Auto der gebuchten Kategorie wie Golf, Astra oder Peugeot 308. Uns wurde jetzt allen Ernstes ein Mercedes zum doppelten Preis angeboten! Oh Mann! Die Dame von der Vermietung war dabei aber äußerst hilfsbereit; sie konnte dafür ja auch nichts. Zusammen mit ihr konnten wir auf dem Parkplatz verschiedene Autos durchprobieren. Letztendlich landeten wir bei einem Vauxhall Mokka, der uns "immerhin nur" 638 £ kosten würde - 228 mehr als gebucht! Das wird wohl das letzte Mal gewesen sein, dass wir bei Sixt gebucht haben - außer es lässt sich hinterher noch auf Kulanz etwas regeln.

(Nachtrag: Ich habe Sixt nachträglich den Fall geschildert, und man hat mir geantwortet, dass man sich als Kunde selbstverständlich auf eine zugesagte Größe verlassen könne und dass mir der Aufschlag umgehend zurückgebucht werde. Immerhin, zumindest der Sixt Kundendienst scheint um seine Kunden bemüht zu sein. Und da wir andernorts nie schlechte, in Rumänien sogar außerordentlich gute Erfahrungen mit Sixt gemacht haben, werde ich denen sicherlich als Kunde erhalten bleiben. Dass auf britischen Flughäfen bei allen Autovermietern immer wieder dieses energische "Aufschwatzen" zusätzlicher Leistungen oder geräumigerer Gefäßgrößen stattfindet, ist mittlerweile GB-Reisenden wohl allseits bekannt. Das habe ich anderswo nie so erlebt).

Die ganze Geschichte hatte uns ordentlich Zeit gekostet. Angesichts der Bewölkung glaubte ich, nicht viel verpasst zu haben. Frits hatte als mögliches Ziel nun den Dutton Viaduct im Hinterkopf. Der liegt direkt an der Westcoast Mainline. Bei dem dichten Zugverkehr konnte durchaus noch was in Sonne gehen. Auf der Karte sah ich, dass man da ein ganzes Stück reinlaufen muss. Aber es lockerte auf, da machte das Reinlaufen geradezu Freude. Durch drei Gatter mussten wir durch, und einmal standen sogar Rinder auf dem Weg. Nach Querung der Bahn und weiteren 500m Fußweg kam man an einen Abhang in das Tal des River Weaver. Der Fluss lag beschaulich vor einem, mal hörte man ein Boot, in der Ferne sah man das eine oder andere Farmhaus, aber ansonsten war es eine herrlich abgeschiedene Gegend.


Ein Virgin Pendolino zeigt sich auf dem Dutton Viaduct, während sich die Rinder uns langsam nähern.

Weshalb ich dann doch nicht ganz mit der gebührenden Entspannung bei der Sache war, lag vielleicht hintergründig noch am Ärger über Sixt, vordergründig aber an der Buchung des Premier Inn in Warrington, die immer wieder verweigert wurde, obwohl ich schon tausend Felder hatte ausfüllen müssen. Ich hatte mir dann sogar deren App runtergeladen, doch die Registrierung scheiterte an der Handynummer, die ich in allen erdenklichen Formen einzugeben versuchte, die die App aber trotz eingestellter Nation "german" nicht akzeptierte. Die zündende Idee, die uns, als wir fast schon wieder "durch" waren am Viadukt, dann doch noch die Buchung brachte, war, dass ich recherchierte, wie eine englische Handynummer ausschaut. Mit 07 beginnend und 11 Ziffern. Ich gab nun "07123456789" ein und siehe da - es klappte. Auf eine Buchungsbestätigung per SMS habe ich lieber mal verzichtet...

Im Nachhinein konnte ich die Nummer sogar auf die richtige ändern. (Nachtrag: Das hatte bei späteren Buchungen aber stets den Erfolg, dass ich sie wieder manuell auf die "englische" ändern musste...) Tja, die Fotos entstanden für mich daher leider nurmehr "nebenbei". Es hätte nicht sein müssen, dass das Generve von zuhause nun noch im Urlaub weitergeht...


Nun sind die Rinder dort, wo wir eben waren, und wir sind dort, wo die Rinder waren. Und der Virgin Super Voyager ist dort, wo eben der Pendolino war. Nur der Dutton Viaduct ist da, wo er seit ziemlich genau 180 Jahren (!!!) steht...

Aber es hatte schön aufgeklart, so dass wir einige Züge mitnehmen konnten. Der Viadukt, wohl einer der weltweit ältesten noch genutzten Eisenbahn-Kunstbauten, hatte prächtig in der Abendsonne dagelegen, und es kam ja einiges vorbei. Schade nur, dass sich beim einzigen Güterzug die Rinderherde gerade entschlossen hatte, sich die zwei merkwürdigen Vögel mit den Kameras mal näher anzuschauen und dabei unfotogen im Vordergrund rumwuselte. Aber das Motiv hatte man nun schön! Somit konnten wir zum nächsten Programmpunkt schreiten, auf den wir uns schon die ganze Zeit gefreut hatten: Auf zum Inder! Frits kannte einen in Warrington, und der war dann auch riiiichtig klasse. Allein das kalte Cobra tat riesig gut!


Farbenfrohe Dipps zu unseren Poppadoms. So viele bekommt man sonst selten (in Deutschland schon gar nicht...).

Das Hotel war dann auch schnell gefunden. Dummerweise palaverten da paar Rørlegger noch ewig lang und laut auf dem Parkplatz. Aber eigentlich war ich müüüüüüde genug, um darüber hinwegzuschlafen...

Freitag, 25.08.2017

Auch der heutige Morgen im Motiv sollte von nerviger Hotelsuche geprägt sein. Wir hatten festgestellt, dass Montag Bankholiday sei, die Briten also ein langes Wochenende haben würden. Und wir wollten ausgerechnet in die Ferienregion Cornwall. Nachdem wir angesichts von reichlich blauem Himmel das Hotel um 6:45 verlassen hatten und ein von Frits auf Flickr entdecktes Motiv in der Nähe von Winwick angesteuert hatten, begann die verzweifelte Suche nach freien Bettkapazitäten. Wir wollten ein zentral gelegenes Hotel möglichst für das ganze Wochenende haben, denn bald würde alles ausgebucht sein. Bei Plymouth konnten wir über HRS nun noch Restplätze bei Travelodge abgreifen. Das reichte uns. Wir hatten sogar bald zwei verschiedene Travelodges gebucht, denn die HRS App warf statt der Buchungsbestätigung mal wieder eine Fehlermeldung aus. Die Buchung tauchte auch nicht unter den getätigten Buchungen auf. Also buchte ich über die Travelodge Website direkt, wo allerdings das eben auf HRS versuchte Hotel in Plymouth/Saltash ausgebucht war. Aber das Travelodge Plymouth/Derriford war noch buchbar. Als dann doch später eine Buchungsbestätigung von HRS für Saltash per Mail eintrudelte, konnte ich diese Buchung immerhin mühelos und kostenlos stornieren...


Gehört hier nicht so wirklich hin: Northern überführt einen 150 und einen Pacer als Leerzug gen Norden.

Kommen wir zum eigentlichen Thema. Den Zugang ins Motiv kannten wir nicht genau, doch auch diesmal führte uns OSMAND (auf Openstreetmaps basierende Karten App fürs Smartphone oder Tablet) auf den richtigen Feldweg zu einer Unterführung, von der wir über die Stoppelfelder auf eine Anhöhe mit Überführung laufen konnten und einen hübschen Ausblick mit der Fiddlers Ferry Power station im Hintergrund hatten. Das Motiv wirkte wie in tiefster Provinz, dabei befand man sich hart umkreist von den Orten Winwick und Newton-le-Willows - mitten im Speckgürtel der benachbarten Großstädte Manchester und Liverpool. Die im Westen hängende und nur langsam näher kommende Bewölkung gab bei dem schönen Morgenlicht einen kontrastreichen Hintergrund ab. Als die Wolken da waren, hatten wir einige Züge im Kasten.


Sie tragen die Hauptlast des Fernverkehrs auf der Westcoast Main Line: Die Virgin Pendolinos, class 390, hier bei Winwick Junction mit Fiddlers Ferry Powerstation im Hintergrund.

Schade war höchstens, dass ein erwarteter Güterzug mit Class 88, der die Fotokurve komplett mit einheitlich blauen Conatinern gefüllt hätte, bei Wolke kam. Ein nachfolgender Nuklearzug mit 68 Doppel überholte uns dann noch auf dem Rückweg zum Auto. Auch der hätte kein Licht gehabt. Die 68 haben aber einen tollen Sound! Und das bei Neubauloks! Diese class 68 Loks sollen bald als Sandwich mit Wagenzügen auf einer Transpennine Verbindung zum Einsatz kommen, man darf sich auf ein Sounderlebnis zum Mitfahren freuen!


Und nochmal die etwas spitzere Variante mit einem Super Voyager Dieseltriebzug, class 221.

Die Stelle hatten wir nun. Zwischendurch hatten wir auf der in der Ferne verlaufenden Strecke zum Gleisdreieck Earlestown gesehen, dass der Lok bespannte Wendezug von der North Wales Coast eine EWS farbene 67 dran hatte. Somit war der nächste Programmpunkt gesetzt: Die Rückfahrt des Parks bei Frodsham. Über die Autobahn fuhren wir um Warrington herum und dorthin. Es war sogar noch Zeit genug für ein gepflegtes British Breakfast im Old Hall Hotel zu Frodsham. Zum Bäuerchen gab es danach einen Blick von einer Fußgängerbrücke auf den Hp Frodsham. Unser erstes Bild ohne Tüddeldraht!


Ein class 175 Dieseltriebzug von Arriva Trains Wales beschleunigt aus dem Hp Frodsham.

Für den Lokbespannten postierten wir uns an der Brücke über den River Weaver. Na, den Fluss kannten wir ja schon von gestern. Am Himmel gab es durchaus einiges Blau, aber eben auch viele Wolken aller Variationen. Zur Planzeit gab die Sonne dann auch wirklich alles. Sogar die Spiegelung war ganz brauchbar. Es fehlte nur der Zug. Der kam 10 Minuten später und erwischte nun gerade einen Zeitpunkt größtmöglicher Dunkelheit. Das war echt schade, den Zug mit der schönen rotgelben Lok (statt der planmäßigen türkisen) hätte man wirklich gern gehabt.


Man kann ja elektronisch viel machen... Hier habe ich den Zug mal etwas aufgehellt, so dass das Bild doch noch durchaus vorzeigbar geworden ist. Eine class 67 quert mit dem Lokbespannten den River Weaver östlich von Frodsham.

Nun wollten wir den Sprung nach Süden angehen. Doch bereits an der zweiten Abfahrt von der M5 begann der Stau. Schilder verhießen lange Wartezeiten. Seeehr lange Wartezeiten. Wir sind kurzentschlossen direkt wieder abgefahren und haben uns eine Route per Landstraße weit von der Autobahn weg gesucht. Anfangs und gegen Ende herrschte auch hier extremer Verkehr. Wen wundert das am Freitag vorm langen Wochenende? Aber größtenteils ließ es sich doch gut und flüssig fahren. Unser Bogen führte uns über die altbekannte Straße entlang der Welsh Border Line, also über Shrewsbury südwärts.

In der herrlichen Mittelgebirgslandschaft um Hereford und Monmouth wurde das Wetter sogar richtig gut, blauer Himmel mit Zierwölkchen. Das ließ uns ja direkt ernsthafte Planungen für die nächsten Bahnfotos beginnen. Irgendwas am Severn kam eigentlich nur in Frage, vorher würden wir keinen Bahnkontakt haben. Wir beschlossen, zum östlichen Ende des Severn Tunnel zu fahren. Vielleicht würde man da noch einen Blick frei von Elektrifizierungsarbeiten finden? Wir landeten auf einer Straßenbrücke über die M49 bei Severn Beach bzw in Sichtweite des Bf Pilning. Die M49 wiederum führte über das Tunnelportal des Severn Eisenbahntunnels. Und das war doch mal perfekt: Während ganz hinten im Bf schon Fahrleitungsmasten standen, war unser Motivausschnitt noch vollkommen unversehrt. Schade war nur, dass das Blau am Himmel schon wieder vom Schlonz abgelöst worden war. Es herrschte ziemliches Wechsellicht. Und die HSTs waren um die Hälfte reduziert worden, was vermutlich auch mit Bauarbeiten zusammen hing.


Glück gehabt: Hinten im Bahnhof Pilning stehen schon die Fahrleitungsmasten, in unserem Einschnitt aber noch nicht. Ein Great Western Railways HST braust in Richtung Wales.

Da die schlonzige Sonne hier alles gegeben hatte, wurden wir übermütig. Für "nur" 7,60£ Mautgebühr (die auf beiden Severn Brücken nur westwärts anfällt!) fuhren wir nochmal über den Severn zurück nach Wales, wo wir einen netten Ausblick von der Severn Brücke fanden, die in der westlichen Verlängerung auch über den River Wye führt. Man konnte am Rande eines Wohngebietes zu Füßen des Schnellstraßendamms parken und eine Rampe auf den Fußweg der Brücke hochlaufen. Leider war die Sonnenleistung dann nicht mehr wirklich stark.


Das Licht ist wie das Wasser im River Wye nicht mehr ganz da. Beim Licht lag's am Schlonz, beim Wasser an der Low Tide. Und statt des erwarteten Sprinters oder Pacers bot Arriva Trains Wales mit einem dreiteiligen 175 ihr Toppmaterial als Bummelzug auf...

Irgendwie waren wir etwas verwundert. Heute war der Freitag vorm langen Wochenende, die Straßen waren brechend voll, und die Züge fuhren mit reduziertem Programm. Aus London kam nur die Hälfte, und der Triebwagen aus Birmingham war nur formed of two coaches. Statt sonst drei bis vier. Na, egal. Mit einer ganz interessanten Runde durch die Hafenanlagen von Bristol gelangten wir zur M5. Diese war immer noch gut voll. Zu allem Überfluss wurde eine Sperrung zwischen den Abfahrten 30 und 31 angekündigt. Das musste im Stadtgebiet von Exeter sein. Mittlerweile war es schon nach 19 Uhr. Das Hotel war gebucht, was sprach dagegen, bei einem Abendessen das weitere Abflauen des Verkehrs abzuwarten? Das taten wir bei einem Inder in Taunton, etwa zwei Meilen von der Autobahn entfernt. Das Restaurant hieß Bay Leaf und ich hatte es auf OSMAND gefunden. Wobei das auf OSMAND verzeichnete Restaurant leer stand und man Nachmieter suchte. Beim Weitercruisen fanden wird das Bay Leaf nun paar Häuser weiter.

Nach einem wieder mal phantastischen indischen Abendessen ging es in den Endspurt. Auf der Autobahn noch immer Hinweise auf die Sperrung zwischen J30 und J31 und Stau davor. Den gab es auch - allerdings nur auf der linken Spur. Da angekündigt war, dass die mittlere und rechte Spur bald gesperrt sein würden, traute sich da kaum jemand drauf, unglaublich! Wobei sich der Brite ja auch durchaus gern irgendwo hinten anstellt... Offenbar hatte es einen Unfall gegeben. Aber unmittelbar vor uns war die Autobahn wieder freigegeben worden. So zogen wir fast ohne Stockung an paar Meilen Stau vorbei. Ab der ex-Unfallstelle ging es wieder richtig zügig.

Die Fahrt bis Plymouth durch die Hügel zog sich in der Dunkelheit ganz schön. Aber so gegen 10 waren wir da. Die Zimmer waren ok. Nur das Reinkommen ins WLAN war reichlich mühsam. Der Chrome Browser spuckte statt der Anmeldeseite immer eine Sicherheitswarnung aus. Aber über den anderen Browser ging das dann. Und nach Auskunft der Rezeption sollte man auf der Anmeldeseite bei Email und Passwort einfach "irgendwas" eingeben... Aber das war nur schon wieder so eine Geschichte, bei der die "modernen Medien" einem mächtig Zeit geraubt haben...

Samstag, 26.08.2017

Gut, aber mit sechs Stunden eigentlich noch zu kurz geschlafen. Beim Aufbruch war fast nur Bewölkung zu sehen. Um so mehr mussten wir uns wundern, dass während einiger notwendiger Besorgungen (tanken, Geld abheben) mehr und mehr die Sonne schien. Ein Motiv hatte ich mir bei einer Mitfahrt quasi vor der Haustür notiert: Den Viadukt nördlich des Hp Dockyard hier in Plymouth. Wir beschlossen, im Häusermeer einen Ausblick auf die Brücke zu finden, was aus einer Parkanlage dann auch vortrefflich mit Blick auf das Häusermeer gelang.


Ein Cross Country 221 quert den Dockyard Viaduct in Plymouth.

Danach wurde es etwas hektisch. Frits hatte noch einen Morgenblick auf die hiesige Royal Albert Bridge machen wollen. Die Zeit drückte etwas. Und die auf OSMAND verzeichnete durchgehende Straße verwandelte sich auf den letzten 30m zu einer Busspur mit Kameraüberwachung. Frits kannte keinen Schmerz und fuhr da voll durch. Auf die Rechnung bin ich mal gespannt... (Nachtrag: The result was: 30 GBP bei Bezahlung binnen 14 Tagen, sonst 60 GBP - plus 36 GBP Bearbeitungsgebühr von Sixt. Damit war's humaner als erwartet). Und das alles nur um festzustellen, dass das Licht schon viel zu spitz stand. Wir hatten allerdings auch auf eine spitzere Perspektive gehofft, denn so seitlich sieht man bei diesen Brückentrögen nichts vom Fahrwerk. Nervigerweise war das ganze Areal um das Besucherzentrum für die Brücken eine Großbaustelle und ein freier spitzer Blick Fehlanzeige. Wenn das neue Zentrum fertig ist und die Aussichtsterrasse an der richtigen Stelle sitzt, könnte sich ein hübscher Blick auf das beeindruckende Bauwerk ergeben.

Einen freien Ausblick hatte man immerhin auf einen kleinen Viadukt drüben bei Saltash, zwar auch mit ätzender Brüstung, aber mit malerischem Vordergrund. Doch um das Glück an diesem Morgen zu vervollständigen, fehlte mir, als ich auslösen wollte, plötzlich das AF Messfeld und ich konnte nicht fokussieren. Wie geil ist das denn jetzt wieder? Wenn man angepisst ist (und das war ich aufgrund der Verkettung der Umstände in den letzten 10 Min!) fasst man ja auch keine soooo klaren Gedanken, und so dauerte es eine geraume Weile, bis ich feststellte, dass nur der Fokus Wahlschalter am Objektiv verrutscht war. Da ich an der Kamera kaum mehr als Blenden- und Verschlusszeitenwahlschalter (ja, und natürlich den Auslöser...) verwende, bin ich bei sowas total hilflos :-)))

Zwischenzeitlich fuhren wir (diesmal nicht durch die Busspur, sondern mit großem Schlenker über die Ortsumgehung) zu einer Straßenbrücke, von der aus wir uns einen hübschen spitzen Blick auf eine weitere Brücke mit Obergurtträgern erhofften, doch das war wenn, dann überhaupt eher was für nachmittags. Also zurück zum Besucherparkplatz der Royal Albert Bridge und dort auf Züge gewartet. Das Licht suppte nun aber leider massiv rum. Hier kamen uns nun die Verspätungen zugute. Insbesondere der HST Bristol - Penzance, der mit rund +20 kam, ging in vollem Licht.


Der erste westfahrende HST passiert den Saltash Viaduct im gleichnamigen Ort am River Tamar. Blick von Devon nach Cornwall.

Als wir dort durch waren, kundschafteten wir ein wenig ostwärts zwischen Plymouth und Ivybridge. Insbesondere versuchten wir, dort an einen Viadukt ranzukommen. Hier ging es dann mal wieder über diese herrlichen schmalen "weißen" Straßen, wo zwischen den Mauern kaum mehr Platz als für ein Auto ist. Bei einem HST in der Einfahrt in den einsamen Ausweichbahnhof Hemerdon hatten wir leider Wolkenpech.

Besonders interessierte uns ein Viadukt, der aber völlig in den Wicken lag. Und die Straße, die laut OSMAND in seine Nähe hätte führen sollen, wurde erst zur Erdpiste und verendete dann bei einem aufgelassenen Bauernhof. Blöd! Nach einem Umweg fanden wir immerhin das obere Ende des Weges, von dem man auf den in einer Außenkurve gelegenen Viadukt schauen konnte.

Nach diesen erkenntnisschwangeren Streifzügen durchs Abseits suchten wir wieder die Zivilisation in Form eines Cafes in Ivybridge, wo es jetzt, nach 11 Uhr, an nem Tisch auf dem Gehweg vorm Café sitzend, ein cooked breakfast gab - quasi als Brunch. Danach nahmen wir eine Fotostelle in South Brent mit, wo wir kaum einen Parkplatz fanden...


Ein HST von Penzance nach London Paddington durcheilt den Ort South Brent, wo es gar keine Bahnsteige mehr gibt. Die Zugeinheit hatte einen der beiden retromäßig in historischen Farbgebungen lackierten Triebköpfe dabei; dumm nur, dass er am hinteren Ende lief.

Ordentlich gestärkt konnte es weiter gehen. Nach quälender Durchfahrt auf vollen Straßen durch Newton Abbot landeten wir in Teignmouth bzw auf dem gegenüberliegenden Ufer des River Teign in Shaldon, wo wir uns an die Erkundung der Ausblicke von den Hügeln oberhalb machten. Ok, hier war man natürlich im Bereich der Eisenbahnsuchfotografie angekommen, zumal die wirklich hellen silbernen XCountry HSTs beider Richtungen gerade durch waren und die First Züge einfach nur finster sind - besonders im neuen Grün. Außerdem fing es am Himmel wieder an rumzuschmoddern.


Und dieser HST hatte hinten einen Triebkopf mit Plymouth Werbung - beobachtet am River Teign kurz vor Teignmouth.

Aber der Ausblick von einem offenen Wiesengrundstück auf das Tal war einfach herrlich, einer dieser Punkte, wo man den Picknickkorb auspacken kann und nebenbei paar Züge fotografiert. Mit paar kalten Getränken aus dem Supermarkt tief unten im Tal ließ es sich auch wirklich gut aushalten. Besonders wenn man dem Trubel auf den engen Straßen des Touristendörfchens wieder entronnen war. Für den Lok bespannten Zug mit class 57 fuhr Frits dennoch runter, während ich einfach oben hocken blieb. Allerdings bekam ich auch Gesellschaft, und zwar vom landowner, der mich sogleich darüber informierte, dass ich mich auf private ground befinden würde. Angesichts meines minder schädlichen Hobbies durfte ich aber bleiben und mich etwas mit dem netten Herrn unterhalten, der erzählte, dass er das Grundstück von Wildnis befreit habe und er sich hier einen kleinen Grillplatz anlegen wolle. Ein 10tsd qm großer Grillplatz halt. Nein, ein Haus wolle er hier nicht bauen. Aber paar "private" Schilder würde er noch aufstellen, meinte er mit einer Andeutung von Grinsen in seinen Mundwinkeln - aaaah, da war er, der britische Humor!


Diesen einzigen lokbespannten Tageszug der ganzen Woche auf dieser Strecke, der aus den Sitzwagen des Nachtzuges besteht und einmal Penzance - Exeter und zurück fährt, wollte man heute natürlich haben. Wobei die neue grüne Farbgebung der First Great Western, vermarktet als "Great Western Railway", fotografisch eine einzige Katastrophe ist...

Nach Abholung durch Frits wechselten wir nordwärts. Durch ein extrem wuseliges Dawlish ging es über Starcross zur Fußgängerbrücke Powderham. Die bot auch einige nette Ausblicke. Leider war das Licht schon recht weit rum, und die ersten Durchfahrten waren von Extremschlonze beeinträchtigt. Mit Volllicht ging praktisch nur ein Voyager. Vielleicht geht da in den nächsten Tagen nochmal mehr. Die zwei schön angekündigten Tage sollten ja noch kommen, heute sollte kaum Sonne scheinen!


Ein Pacer Doppel bei Powderham am Ufer des River Exe. Selbst die Pacer erhalten das neue grüne Farbschema, nur bei den HSTs hat man wohl ziemlich schnell damit aufgehört, weil die eh bald ersetzt werden durch grüne Hitachi Triebzüge.

Für die nächsten Züge postierten wir uns am Hp Starcross, wo wir aufgrund von Verspätungen lange warten mussten, dann aber drei Züge am mittlerweile ziemlich leer gelaufenen River Exe aufnehmen konnten.


Ein Cross Country Super Voyager durchfährt den kleinen Haltepunkt Starcross...


...und wird dicht gefolgt von einem Great Western HST.

Nun wurde es langsam Zeit, sich für die Rückfahrt des Lok bespannten Bummelzuges bereitzustellen. Frits wollte eine Hochstativ Aufnahme in Cockwood machen, mir schwebte aufgrund des Sonnenstandes eine der zahllosen Möglichkeiten in Dawlish vor. Daher setzte ich Frits in Cockwood ab. Auf der Weiterfahrt nach Dawlish fuhr ich aber direkt in ein Wolkenfeld hinein, dass sich auch nach längerer Betrachtung nur umformte, aber nicht beiseite zog. Also zurück nach Cockwood, was auch gar nicht schlecht war, denn hier hatte ich bisher nur Schlonzbilder. Zwei Züge gingen diesmal mit voller Sonne.


Cockwood Harbour, immer wieder hübsch... Ein Gespann aus class 150 und 153 passiert das Hafenbecken, bei dem ich mich immer frage, wie die Boote da überhaupt rauskommen. Wenn das Wasser hoch genug ist, um die Boote schwimmer zu lassen, dürften diese wohl kaum unter der Bahnbrücke durchpassen...

So gegen 18 Uhr ging allerdings die Sonne aus. Nun hatte sich eine ziemlich geschlossene Bewölkung vor die Sonne geschoben. Und leider erst danach kamen die besonderen Züge des Tages: Besagter Lok bespannter Regionalzug, der umlauftechnisch das Stilllager des Nachtzuges in Penzance nutzt, ein Sonderzug mit 47 vorn und hinten sowie der HST mit dem diesmal führenden Triebkopf im Retrodesign. Damit setzte sich der Trend von gestern fort, dass die besonderen Züge ohne Sonne kämen. Und so reifte auch der Titel des Reiseberichtes heran. Wir ahnten nicht, welche Tragweite dieser Titel noch bekommen würde...

Gerade Frits war sehr enttäuscht, hatte er das alles doch mit normalen Zügen schon hundertfach. Ich freute mich, dass wenigstens noch zwei Züge ganz hübsch geklappt hatten. Während unseres Aufenthaltes an dem kleinen Hafenbecken hatte uns die ganze Zeit schon der örtliche Pub angelacht, der herrliche Tische draußen auf einer Veranda stehen hatte. Irgendwie hatten wir beide Lust auf ein einheimisches Abendessen in Cockwood bekommen. Wir bekamen auch einen klasse Tisch auf besagter Veranda, von dem aus wir den Zugverkehr unter voller Kontrolle hatten.


Auf der Veranda des Anchor Inn saß man wunderbar, praktisch im Motiv!

Um mal was Regiontypisches zu essen, nahm ich Seebarsch. Der soll gerade in den Flussmündungen der britischen Insel stark verbreitet sein. Ob mein Exemplar wohl wirklich aus der Mündung des River Exe stammte? Geschmacklich dürfte Frits' Steak aber sicher deutlich schmackhafter gewesen sein, was Frits aber später verneinte. Na ja, damit konnten wir die Abteilung "einheimisches Essen" erstmal zu den Akten legen. Aber das Ale war lecker!


Sea bass im Anchor Inn zu Cockwood.

Mit kleinem Schlenker bis kurz vor Exeter ging es nun zügig in unser Hotel nach Plymouth zurück. An einer Stelle der vierspurigen Schnellstraße stockte der Verkehr plötzlich. Hoffentlich kein Unfall! Doch die Ursache für die Stockung war wohl die pure Neugierde, denn auf einem Parkplatz gab es eine Polizeikontrolle zu beobachten. Dahinter ging es sofort wieder zügiger voran... So gegen 21 Uhr waren wir im Hotel zurück.

Sonntag, 27.08.2017

Tatsächlich wachten wir bei dem versprochenen blauen Himmel auf. Leider beginnt der Zugverkehr sonntags erst recht spät. Der erste Zug wäre am vorgesehenen Motiv erst um 9 Uhr. Somit war die Nacht mal etwas länger. Um 7.45 trafen wir uns am Auto, so dass wir es dicke rechtzeitig bis zur Fußgängerbrücke Powderham schafften. Schade an dem späten Start des Zugverkehrs war, dass das Licht gern noch etwas seitlicher hätte stehen dürfen, aber es ging. Leider war der erhoffte HST aus Bristol heute nur ein Sprinter, so dass wir an dieser herrlichen Stelle nichtmal einen längeren Zug bekamen.


Das Powderham Castle (nicht zu sehen) ist der Sitz des Earl of Devon. Wir blicken über die zugehörigen Ländereien, rechts ist die Powderham Church zu sehen.


Blick von der Fußgängerbrücke Powderham auf einen Sprinter nach Paignton - der 153 im neuen GWR Grün, der 150 hinten noch im alten Blau.

Als nächstes postierten wir uns am Hp Starcross. Es stand nämlich der erste HST aus Penzance an. Und gestern Abend war ja der Retro Triebkopf nach Penzance gefahren, auf dessen Rückkehr wir jetzt ein wenig spekulierten. Aber es kam just ordinary stuff...


Am Powderham Halt dienen hübsche britische Häuschen als Kulisse. Ein HST Penzance - London Paddington passiert den Hp.


Derselbe HST ein Stück weiter am River Exe.

Nun fiel uns nichts neues mehr ein und wir setzten uns in Dawlish auf den Felsen und nahmen hier einfach mal wieder den Klassiker. Ich war hier bestimmt über ein Jahr nicht mehr, also sowas... Während der Aussichtsplatz ganz oben auf dem Felsen mehr und mehr zukrautet, konnten wir ein Stück tiefer herrlich schattig in einer kleinen Grotte sitzen. Unten am Strand und auf den Spazierwegen nahm derweil der Verkehr drastisch zu.


In Dawlish war "high tide" und gut was los auf der Seawall. Und damit meine ich nicht allein den HST im "ordinären" Blau.

Der Retro Triebkopf muss gestern Abend definitiv in Penzance in die Übernachtung gegangen sein, aber alles, was heute Vormittag aus Penzance kam, war wieder nur das normale Zeug, wobei ich persönlich die blauen HSTs nach wie vor sehr schick finde. Aber dass der Retrokopf nicht aus Penzance zurück kam, geht ja eigentlich schon fast nicht mehr...

Nun war es auch schon wieder Mittag. Wir ließen einfach unser Auto in der Wohnstraße, in der wir es geparkt hatten, stehen und liefen runter in den Ort. Nach einer kleinen Runde durch den Ort fanden wir ein Café, in dem wir auch jetzt noch ein cooked breakfast bekommen konnten. Es war so viel los, dass wir vorgewarnt wurden eine halbe Stunde warten zu müssen. Jetzt im Mittagslicht störte uns das nicht so. Voll im Hochlicht ging es danach im benachbarten Holcombe die Smugglers Lane hinab. Die Straße, die vom hoch gelegenen Ort wie ein Loch in die Tiefe verschwindet, kannte ich schon von Wanderungen. Während Frits sich abmühte, rückwärts wieder hoch zu fahren, weil es null Wendemöglichkeiten gab und unten alles vollgeparkt war, fertigte ich an der Seawall paar Hochlichtbilder an, bei denen ich mit den Spaziergängern einigermaßen Glück hatte - zumindest vordergründig rannte mir niemand ins Bild.


Smugglers Cove nennt sich dieser wunderschöne Flecken Erde zwischen Dawlish und Teignmouth unterhalb von Holcombe. Der Cross Country HST verschwindet geradewegs im Parson & Clerk Rock.

Nun stand eine Fahrt an die Nebenbahn Newton Abbot - Paignton an. Von der Zugmitfahrt im letzten Jahr hatte ich mir den Bahnhof Torquay notiert, den wir uns jetzt mal anschauen wollten. Über Teignmouth und parallel zur Küste ging es dort rüber. Jetzt zur Mittagszeit hielt sich der Verkehr im Seebad Torquay zum Glück in Grenzen. Nur auf der Uferstraße war ordentlich Verkehr. Wir kundschafteten noch ein Stück weiter in Richtung Paignton, doch dann postierten wir uns rechtzeitig am Bahnhof. Nicht nur der Nahverkehr sollte kommen, sondern auch ein HST von London.


Wenige Male am Tag gelangt auch Fernverkehr auf die Nebenbahn nach Paignton. Der HST aus London fährt in den Palmen geschmückten Haltepunkt Torquay ein. Die örtliche Türzuknallerin steht schon bereit. Sie wird gleich am Zug entlang laufen und die Türen zuknallen. Was für ein Aufwand!

Schön, dass dieses Wunschmotiv geklappt hatte! Und weil wir nicht nur an der Hauptstrecke was machen wollten, blieben wir mal gleich an der Nebenbahn, wo wir uns an einer vorhin ausgekundschafteten Brücke postierten. Man konnte schön in der benachbarten Parkanlage auf einer Bank sitzen - zumindest bis die Sonne all zu heiß brannte. Heute war kurze Hose ohne Socken angesagt. Doch auf der Fotobrücke kam ich mit meinen Waden an einige Brennnesseln. Meine Güte, die britischen Brennnesseln scheinen ein anderes Kaliber zu haben als die deutschen. Den Brand merkte ich trotz schnell draufgeschmierter Spucke und abendlicher Brandsalbe noch am nächsten Tag...


Es ist wieder Zeit für Lokalverkehr! Ein Pacer Doppel zwischen Torquay und Paignton.

Wie gesagt, wir wollten nicht nur Hauptstrecke machen, aber auch! Frits wollte nochmal was mit Hochstativ in Cockwood probieren, ich wollte derweil mal schauen, ob man in Powderham aus den Hügeln was machen könnte. Unterwegs stoppten wir aber noch für drei ohnehin entgegen kommende Züge in Dawlish, wo wir erst westlich des Hp und dann auf der Coastguardsbridge Stellung bezogen.


Das ist doch mal kein ordinary stuff, wenn auch nur ein Sprinter: Der führende 153 trägt eine Art Grundlackierung, wo wohl später mal die Folie drauf kommt (Frits hat dafür sicher den passenden englischen Begriff parat). Wir befinden uns wieder in Dawlish.


Ein HST nähert sich der Coastguardsbridge in Dawlish.

Nachdem ich Frits in Cockwood abgesetzt hatte, ging es auf die Nebenstraße durch die Hügel oberhalb des River Exe bei Powderham. Um richtig schöne Blicke zu generieren, hätte man allerdings weit in die Ländereien hineinlaufen müssen, denn mit öffentlichen Wegen war hier praktisch gar nichts erschlossen. Ich nahm paar Ausblicke mehr oder weniger von der Straße mit.


Zwischen Exeter und Starcross: Blick aus den Hügeln auf einen Cross Country Super Voyager und den River Exe.


Und ein Lokalzug, bestehend aus Pacern in alter und neuer Farbgebung, mit etwas mehr Tele. Einige Minuten zuvor ist der Zugverband über die Brücke links im Hintergrund gefahren, denn er kommt aus Exmouth und fährt einmal um die komplette Exe Mündung bis Exeter herum.

Genau als der Zug kam, hielt hinter mir ein Auto und der Fahrer fragte, ob er mir helfen könne. Nein, ich fotografiere Züge, mir ist nicht zu helfen. Vor Schreck bin ich in die nächsten Brennnesseln gestapft... Am Ende landete ich doch nochmal auf der bekannten Fußgängerbrücke.


Blick von der Fußgängerbrücke Powderham auf ein 220-Doppel von XCountry. Das Städtchen im Hintergrund ist Exmouth auf der anderen Flussseite.

Möglicherweise hätte man einfach mal in den Schlosspark vom Powderham Castle schauen sollen. Da hätte es sicher auch den einen oder anderen Ausblick gegeben. Nachtrag: Nein, gibt es nicht, denn das Schloss liegt gar nicht viel höher als die Bahn und die Bahn verläuft hinter einer Buschreihe. Weiter oben im Schlosspark steht allerdings ein alter Turm auf einer Anhöhe, von dem aus was gehen müsste (auch schon zu Füßen des Turms).


Der Nahverkehr mal durchgehend im "feschen" Grün: Ein Sprinter und ein Pacer friedlich vereint.


Und der Blick in die andere Richtung.


In Cockwood bekam auch ich noch einen HST geboten.

In Cockwood gabelte ich Frits auf und gemeinsam ging es nach Teignmouth, wo ein Programmpunkt anstehen sollte, auf den wir uns schon den ganzen Nachmittag gefreut hatten: Das Abendessen beim Inder. Doch erstens fanden wir keinen Inder und zweitens fanden wir keinen Parkplatz. Der Badeort war restlos voll! Deshalb weiter nach Newton Abbot geschaut, wo wir nach einigem Hin und Her (Frits hatte schon die Klinke von einem Italiener in der Hand, dabei waren wir uns doch einig, den Inder verdient zu haben!) ein indisches Restaurant fanden. Ich nahm zur Abwechslung mal - nein, nicht Rind - Ente! Gegen 21.30 waren wir zurück in Plymouth in unserem Travelodge Derriford, das wir um zwei Nächte bis Mittwoch verlängerten. Allerdings sollten wir die Buchung im Internet vornehmen und dann nochmal mit den Buchungsnummern zur Rezeption kommen, damit wir auf die bestehenden Zimmer gebucht werden. Dazu musste ich für Frits ein Behinderten gerechtes Zimmer bestellen, weil er am Freitag mangels Alternativen ein solches bekommen hatte. Kostete aber nicht mehr.

Montag, 28.08.2017

Heute sollte Bank Holiday sein. Was das genau bedeutete, war uns nicht hundertprozentig klar. Der Zugverkehr sollte anscheinend - laut realtimetrains - wie an einem normalen Werktag laufen. Auch der Nachtzug nach Penzance und die China Clay (Kaolin) Züge auf Cornwall waren eingelegt, was uns zu einem frühen Treff um 6 am Auto animierte. Zwar war das Jahr für den Nachtzug schon arg weit fortgeschritten, doch verkehrt der am Montag Morgen immer eine Stunde später als an den anderen Tagen. So hofften wir auf eine Chance. Zunächst ging es an eine Kurve zwischen St Germans und Menheniot. Bei unserer Ankunft war ein gewisser Wiedererkennungswert da; diese Kurve mit den markanten Kiefern hatte ich schon häufiger auf Bildern gesehen.


Baumreihe im Morgenschlonz...

Leider war der Himmel komplett verschlonzt. Der Nachtzug hätte hier allerdings Ende August eh keine Sonne mehr bekommen. Wir überholten den Zug allerdings während seines zwanzigminütigen Aufenthaltes in Liskeard und nahmen mehr schlecht als recht eine Silhouettenaufnahme des Zuges auf dem Mooreswater Viaduct.


Der von einer class 57 bespannte "Night Riviera" quert nach dem Halt in Liskeard den Mooreswater Viaduct.

Danach wollten wir uns mal für den Güterverkehr bereitstellen. Dazu war der Bf Lostwithiel geeignet, an den wir uns einfach mal stellten. Eigenartigerweise waren mehrere Trassen in verschiedenen Destinationen des Kaolinverkehrs auf realtimetrains aktiviert. Aber kein einziger Zug kam. Anders sah das im Personenverkehr aus. Da gab es das komplette Programm, obwohl sich der Bank Holiday auf den Straßen und in den Orten massivst bemerkbar machte. Es war nämlich niemand unterwegs! Das war jetzt die umgekehrte Situation zu Freitag, wo Züge ausgelegt waren, obwohl alle Welt ins Wochenende starten wollte. In Lostwithiel konnte ich dann immerhin einen HST bei der Einfahrt nehmen. Die Sonne hatte sich dazu sogar ganz gut durch den Schlonz gekämpft. Und ich hatte Glück, rechtzeitig über die Schranke auf den Bahnsteig gekommen zu sein, denn der BÜ war wegen eines Gegenzuges vorher wohl zehn Minuten geschlossen gewesen.


Ein HST Penzance - London fährt in den Bahnhof Lostwithiel ein. Leider war der Fdl einer von den besonders effektiv arbeitenden: Er stand für das Zurückstellen der Signale erst von seinem Stuhl auf, als die Züge beider Richtungen den Bahnhof verlassen hatten und er alle Signale auf einmal zurücklegen konnte... So zeigte bei dieser Einfahrt das Signal der Gegenrichtung noch Fahrt, auch wenn der Gegenzug schon paar Minuten um die Ecke verschwunden war.

Der Zug war gähnend leer; ein Bank Holyday bedingter Geisterzug! Ok, das mit den Güterzügen war jedoch ein Satz mit x. Aber wir konnten froh sein, dass immerhin der volle Personenverkehr lief. Was nun tun? Vielleicht mal Motive erkunden? Genau! Frühstückstechnisch hatte eh noch nichts geöffnet, selbst jetzt um 8.30 noch nicht. So steuerten wir auf herrlichen Nebenstraßen zunächst an eine Brücke westlich Bodmin Parkway (war ok, besonders für den frühen Abend) und erkundeten dann die Viadukte in Richtung Liskeard. Dabei wurden die Viadukte immer höher und eindrucksvolker, je weiter man ostwärts kam.

Für den ersten Viadukt, den wir uns anschauen wollten, fuhr man in eine kleine Seitenstraße hinein, die uns der Karte zufolge auch direkt zum richtigen Aussichtspunkt führen konnte. Schade war nur, dass diese einspurige, von Wällen gesäumte Straße fast am Anfang, ab einem kleinen Wendeplatz, gesperrt war. Was solls. Wir sind schließlich jung und knackig (zumindest die Gelenke...) und marschierten strammen Schrittes die steile Fahrbahn aufwärts. Schneller als erwartet hatte man die Höhe erreicht, doch wie wir sahen, sahen wir nichts. Der Viadukt war von Wald umgeben.

Einzige Fotochance bot eine kleine Rodung, die allerdings schon wieder gut am hochwuchern war. Und wir wieder mit unseren kurzen Hosen! Immerhin gab es hier nicht diese fiesen Brennnesseln, sondern nur paar fiese Brombeerranken. Gestern Morgen, also vor der Brennnessel Geschichte, hatten wir noch gemeint, dass man in England ja fast nie in die Botanik läuft, weil man meistens auf Wegen oder Brücken steht, und dass deshalb kurze Hosen kein Problem sind. Von dieser These sind wir jetzt jedenfalls kuriert! Nachdem wir erst den falschen Pfad reingelaufen waren, fanden wir mit Einstieg hinterm Ende der Rodung dann doch noch eine Spur, die uns zu einem offenen Ausblick führte. Leider war das Licht nun wieder extrem schwach und es kam auch noch etwas spitz. Wir beschlossen, eine Stunde zu warten. Schade, dass wir uns nicht noch irgendwo hatten verproviantieren können...

Noch im Fast-gar-kein-Licht kam dann natürlich mal ein HST mit blauen und grünen Wagen durchmischt. Auch wenn das neue GWR Grün fotografisch gesehen eine entsetzliche Farbgebung ist, hätte solch eine Garnitur immerhin mal das Einerlei der blauen HST Garnituren durchbrochen. - Im Laufe der Wartezeit hatten sich Lichtstand und Lichtstärke dann doch noch sehr positiv entwickelt, so dass man das Motiv, das übrigens den Largin Viaduct darstellte, hervorragend hatte umsetzen können. Da hatten wir uns also wenigstens nicht umsonst die Waden zerkratzen lassen. Und, ja, ich bin froh, dass bei vollem Licht eine normale blaue Zugeinheit kam...


Ein XCountry 221 auf dem Largin Viaduct.


Und ein HST im gewohnten Blau folgt eine halbe Stunde später. Weit fällt der Blick über das für britische Verhältnisse ungewöhnlich waldreiche Tal des River Fowey.

Die nächste Herausforderung sollte unserer Meinung nach der benachbarte St Pinnock Viaduct sein. Wir parkten praktisch schon zu Füßen dieses eindrucksvollsten Bauwerks, allerdings wie wir dachten auf der falschen Talseite. Um auf der anderen Seite empor zu kommen, mussten wir über das Gelände einer Art Outlet Center fahren, das einem Riesenrummelplatz glich und auf dessen verzweigte Parkplätze die Leute strömten. Man muss sich das vorstellen: Wir befanden uns in einem wunderschönen Waldtal ohne jegliche Besiedlung, da wirkte so ein Center völlig deplatziert. Zu allem Überfluss handelte es sich bei dem alten Teil des Gebäudekomplexes anscheinend um ein Kloster. Oder das ganze wurde im Stil eines Klosters aufgezogen. Der Name des Viaduktes "St Pinnock Viaduct" lässt jedenfalls auf eine Klosteransiedlung im oder vorm 19. Jh schließen...

Nur mit der Motivfindung war es nicht so einfach. Wir waren der Meinung, dass wir Fotos vom "Vormittagshang", also vom Berg südöstlich des Viaduktes gesehen hätten. Doch die Befragung des Telefonjokers zuhause, der die fraglichen Bilder gemacht hatte, ergab, dass er das Bild nachmittags vom Südwesthang gemacht hatte. Tja, da hätte man sich gestern Abend nochmal seinen Blog anschauen sollen... Aber so schnell gaben wir nicht auf. Als wir auf dem Weg oberhalb von St Outlet ins Tal hinein nichts mehr wurden, kraxelten wir zu Fuß durch einen Zaun den Hang hoch, natürlich durch Brombeeren und Brennnesseln, um oben auf der offenen Pläne festzustellen, dass man umzingelt war von zu hohen Bäumen. Und das alles ohne Frühstück!

So ganz gaben wir das Vormittagsprogramm aber noch nicht auf. Wir brausten zum Bf Liskeard, wo wir wenigstens unter Verlust eines XCountry den nächsten HST im Bahnhof fotografieren konnten. Solche Formsignalmotive gingen immer! Da wir uns jetzt auf einem Bahnhof befinden, muss ich euch allerdings kurz eine Sicherheitsunterweisung geben (Der Link sollte bei euch den Mediaplayer o.ä. öffnen): Security Hinweis.


"The Cornishman", einer der wenigen "named trains" in Britannien, rollt nach Liskeard ein.

Danach sollte aber wirklich das Hüngerchen befriedigt werden. Es ging stramm auf 12 zu. Nach einer eher erfolglosen Suche in Liskeard hatte Frits die Idee, das Café der Museumsbahn Bodmin & Wenford im Bahnhof Bodmin General zu frequentieren. Dabei handelt es sich um einen entzückenden kleinen Kopfbahnhof, auf dessen Querbahnsteig man sich nun eine vegetarische Steak Pasty und ein Stück nach Mokka schmeckende Nutcake schmecken lassen konnte.


Auf dem Querbahnsteig von Bodmin General, dem Hauptbahnhof der Stadt Bodmin, lässt es sich in einem Café aushalten. Hier gibt es nur Museumsbahnverkehr. Die "richtigen" Züge halten weit entfernt tief unten im einsamen Waldtal des River Fowey in Bodmin Parkway.

Ansonsten genossen wir einfach das Flair dieser Museumsbahn, wo die Beschäftigten mit wichtiger Miene ihren Aufgaben oder Päuschen nachgingen. Eine Garnitur bestand aus einem Dampf geführten Ein-Wagen-Wendezug. Wir ließen uns von einem Bahner die Bedieneinrichtungen im Steuerwagen erklären.


Der Dampf Wendezug verlässt den Bf Bodmin General.

Gegen 14 Uhr erklärten wir die Hochlichtphase für beendet und suchten jetzt den Aussichtspunkt südwestlich des St Pinnock Viaduct auf. Den fanden wir dank der Beschreibung von vorhin dann auch auf Anhieb - herzlichen Dank, Gunnar! Es handelte sich abermals um eine Rodung. Solche Ausblicke haben ja doch immer eher einen vorübergehenden Charakter. Leider hatten wir gerade eben einen hinreichend kurzen Sprinter verpasst, so dass wir auf den nächsten HST warten mussten. Gerade herrschte eine etwas verkehrsschwächere Zeit. Aber man konnte gut am Waldrand sitzen, während von unter den Bäumen am Talgrund die geschäftigten Geräusche des Outletcenters und eines kleinen Gewerbebetriebes zu uns hoch schallten. Hier war also eher kein Bank Holiday. Bzw das mittelständische Gewerbe da unten hatte halt mit Bank nichts am Hut...

Und jetzt machte sich mal eine Verspätung für uns nützlich! Wie ich nämlich so in meinen weichen Waldkräutern lag (ja, hab eine Brombeer freie Stelle gefunden!), war es mir doch glatt so, als ob sich ein Zug nähern würde. Kann im Zeitalter von realtimetrains doch eigentlich gar nicht, oder etwa doch? Na ja, der Zug war durchaus in realtimetrains drin - allerdings mit so großer Verspätung, dass wir mit ihm überhaupt nicht gerechnet hatten. So hatten wir diesen und den eigentlich erwarteten Zug. Das reichte uns dann auch. Ein von der Länge besser passender Voyager war leider gerade nicht verfügbar. Und wir hatten noch mehr vor...


Ein HST passiert den St Pinnock Viaduct.

Erst kürzlich hatten wir auf Flickr ein Bild von dem Viadukt bei St Germans mit einem hübschen Steinhaus im Vordergrund gesehen. Dabei zeigte es sich, dass der eigentlich mit hoher Brüstung versehene Viadukt rechts ein kurzes Stück mit Geländer hat - genau in der richtigen Länge für einen Sprinter. Einen solchen hatten wir uns auch extra zeitlich ausgesucht - so viele Kurzzüge gibt es nämlich hinter Plymouth nicht. Leider erschien eine komplett grüne Einheit, die irgendwie nur schwarz wirkte.


Der kleine Hafen von St Germans wird vom St Germans Viaduct überspannt. Ein Sprinter (ich habe ihn etwas aufgehellt) passiert das Bauwerk.

Es ging Schlag auf Schlag. Der nächste Programmpunkt lag mal an einer Nebenbahn, und zwar an der von Liskeard nach Looe. Meister Frits, für den das alles nichts Neues war, wollte hier einen für ihn neuen Ausblick vom Hügel nehmen, während ich mir als Looe Valley Neuling (na ja nicht ganz, aber letztes Mal konnte ich hier noch mit nem Bubblecar runter fahren - ist schon 25 Jahre her, OMG!) erstmal die Standardblicke an der bekannten Bogenbrücke südlich von Sandplace verordnete. Leider kam ein grüner 150, aber das Abendlicht war so klasse, dass selbst der gut leuchtete.


Eines der bekanntesten Motive an der Looe Valley Line: Die Steinbogenbrücke zwischen Sandplace und Looe. Vor dem BÜ muss der Zug brav anhalten. Technisch nicht gesicherte Bahnübergänge sind eine absolute Rarität in Großbritannien!

Irgendwie war heute alles Britannien untypisch. Nicht nur diese Klettereien durchs Gelände, sondern auch die zu befahrenen Wege. Während man sonst auf Britain Island fast nur Asphalt unter die Räder bekommt, waren die Wege, über die ich Frits dann wieder von seiner Anhöhe abholte, übelste Buckelpisten. Da kam die reichliche Bodenfreiheit des Mokka mal sehr gut. Übrigens hatte man von da oben hervorragende Ausblicke!


Der grüne Sprinter kehrt aus Looe zurück.

Unser Programm ging immer weiter. Am Abend sollten es verschiedene Blickwinkel in Saltash sein. Doch da hatten wir unsere Rechnung nun nicht mit dem Heimreiseverkehr aus dem langen Wochenende gemacht. Lange Abschnitte mit Stau und zähfließendem Verkehr ließen uns Saltash erst gegen 18.15 erreichen. Da war ein Zug gerade durch, und der nächste wurde erst für 18.50 erwartet. Das Licht wurde derweil immer schwächer und die Schatten immer länger. Na ja, für eine kleine Spielerei mit Brunels kleinem Brückchen hat es immerhin noch gereicht.


Von der Royal Albert Bridge kommt ein HST in den Bahnhof Saltash gerollt. Willkommen in Cornwall!

Nun ging es ins Hotel zum frisch machen und dann auf Indersuche in Plymouth. Wir fanden nach längerer Suche ein award winning Restaurant in Hafennähe. Die awards müssen wohl vor allem die Preise angekurbelt haben... Aber ich muss sagen, das Lammfleisch mit Bananenstücken in milder Sauce war allererste Klasse - und eben mal was anderes.

Und das Resummé für heute? Just ordinary stuff - das traf auch auf heute zu, denn die Güterzüge fuhren nicht und es gab praktisch nur blaue HSTs und grüne Sprinter. Aber dennoch waren wir hoch zufrieden, denn mit den Viadukten zwischen Bodmin und Liskeard haben wir zwei absolute Wunschmotive umsetzen können. Aber auch alle anderen Motive hatten mir heute richtig gut gefallen.

Dienstag, 29.08.2017

Dienstag. Die Zeitungen überschlugen sich vor Begeisterung. Das sei das wärmste Bank Holiday Wochenende seit 50 Jahren gewesen! Nun hatte der graue Alltag die Briten wieder fest im Griff. Und uns das graue Wetter. Tief hingen die Wolken über Plymouth, leichter Nieselregen begrüßte uns auf dem Parkplatz. Wir beschlossen spontan, sogleich im benachbarten "The Jack Rabbit" zum Frühstück überzugehen. Paar Minuten mussten wir noch draußen vor der Tür warten, doch um Punkt 8 ließ man uns ein.

Für heute hatten wir noch etwas Hoffnung auf besseres Wetter zum Nachmittag. Für die zweite Wochenhälfte erzählte jeder Wetterbericht etwas anderes. Na ja, entscheiden mussten wir uns erst am Mittwochmorgen - denn der Mittwoch war von uns zum Fahrtag erklärt worden, weil unter allen Vorhersagen einhellige Meinung bestand, dass der Tag schlecht werde.

Das Frühstück war ein guter Tagesbeginn gewesen. Nach kurzem Frischmachen im Hotel zogen wir mal zur Kundschaft los gen Cornwall. Bei St Germans entdeckten wir noch einen schönen Ausblick aus den Feldern südlich des Flusses auf den Viadukt mit dem Hafen im Vordergrund. Westlich von St Germans kreuzten wir dann auf diversen kleinen Asphaltwegen durch die Botanik und fanden einen tollen Weitblick unterhalb der Crift Lane von einer Wiese aus. Einzig schade war eine kleine Leitung, die quer über die Wiese führte.

Auch vor Liskeard cruisten wir nochmal durch die Hügel und testeten verschiedene Perspektiven auf die Viadukte, die Frits noch von vorherigen Touren kannte. Anschließend gab es paar Besorgungen in dem Kleinstädtchen. Die Sonne brach jetzt immer mal durch die Wolken durch. Zwar nur vereinzelt und kurz, aber wir schöpften Hoffnung. Erstmal passte es aber zeitlich, am Bahnhof von Liskeard die Zugankündigung des "Cornishman" aufzunehmen. Das ist einer der planmäßigen "named trains", optisch also ein ganz normaler HST ("ordinary stuff"), den wir gestern hier fotografiert hatten. Die Durchsage hatte gestern einfach nett geklungen, so dass ich mich heute mal mit meinem Smartphone vor den Lautsprecher gestellt habe. Als Nicht-Apple-Jünger gebe ich es ja nicht gern zu, aber an die Aufnahmequalität eines iphone kommt mein Galaxy5 nicht ran. Dennoch bin ich zufrieden mit der Aufnahme. Cornishman Ansage 1. Und damit man auch weiß, wo der Zug herkommt: Cornishman Ansage 2. Jedenfalls finde ich die britische Blechelse wesentlich angenehmer als unsere.

Und dann stellte sich auch schon die Mittagsfrage. Appetit auf RICHTIGES Mittagessen hatten wir nicht. Aber wir hatten eben bei St Germans ein herrliches Plätzchen abseits der Hauptstraße gefunden - mit Blick auf zwei Viadukte. Da konnte man sich ein kleines Picknick hin mitnehmen und dann einfach mal darauf hoffen, dass über Mittag mal ein Zug mit Sonne klappt. Gesagt - getan. Für mich gab es von der warmen Theke ein Chicken & Mushroom Slice und ein Bacon & Cheese Bap. Dazu den guten Copella Apfelsaft und einen Traumausblick auf einen der schönsten Abschnitte der Cornish Mainline mit der Mündung des River Tiddy in den River Lynher - Herz, was willst du mehr?


Zumindest soll es mal "Trockenbilder" von unserem schönen Rastplatz geben: Blick auf den St Germans Viaduct über den River Tiddy. Links ist der kleine Bootshafen zu sehen, wo wir gestern standen. Schade, dass dieser Ausblick nicht mit Zug geklappt hat; ein HST hätte komplett auf den Viadukt gepasst.

Es gab am Himmel immer wieder Aufrisse und gelegentlich saß man minutenlang in der Sonne. Auch die Viadukte bekamen immer wieder ihre Bestrahlung. Nur mit der Zusammenlegung von Sonnenstrahlen und Zugverkehr taten sich Natur und Fahrplan etwas schwer... Richtig blöd war dann allerdings, dass die Wolken so ab halb 2 wieder komplett dicht machten. Es sah sogar nach Regen aus und war merklich kühler geworden. Ich gab meinen Liegeplatz auf der Wildwiese auf und setzte mich zu Frits ins Auto, wo es ein ordentliches Schläfchen gab. Das Satellitenbild sah die ganze Zeit so aus, als ob es von Nordwesten mal aufklaren müsse, aber davon war real nichts zu sehen. So saßen wir dort insgesamt dreieinhalb Stunden...


Und dann der Blick über die Tiddy Mündung und River Lynher aufwärts zum Lynher Viaduct.

Dass wir dann irgendwann losfuhren, war nicht etwa das Zeichen eines erfolgreichen Eisenbahnfotos, sondern lag eher an einer Mischung aus Aussichtslosigkeit und falschem Sonnenstand (wenn denn einer gewesen wäre). Es war nun 15.30. Wir überlegten schon, einfach ins Hotel zurück zu fahren, drehten dann aber noch eine Runde nach Looe. Vielleicht könnte man dort ja mal in einem Tearoom vorbeischauen. Looe ist wirklich ein richtig tolles Städtchen, wie sich die Geschäftsstraßen des Ortes so an die Hänge des fast schluchtartig eingeschnittenen Flusstals schmiegen. Aber die Schönheit des Ortes hatten auch noch paar andere erkannt. Anders gesagt - der Ort war auch an diesem Werktag sowas von voll, dass wir keine Lust hatten, uns das Gewühl anzutun. Unterwegs hatten wir die Ausschilderung zu einem Farmshop mit Tearoom am Abzweig Trelowia gesehen. Den suchten wir auf. Wir nahmen eine "Creme Tea" Mahlzeit, also Tee und Scones mit Clotted Cream und Marmelade.

Man konnte dort schön auf dem alten Heuboden der einstigen Scheune sitzen, in der sich jetzt der Farm Shop befand. Ja, wir konnten sogar draußen sitzen, wobei das dann doch recht frisch wurde. - Um 17.30 waren wir im Hotel zurück. Zeit genug für etwas Siesta, aber auch für ein Wetterbericht Studium. Morgen sollte es mal woanders hingehen - da waren wir uns einig. Nur die Richtung mussten wir noch bestimmen. Da ich irgendwie keine Lust auf noch so einen Tag wie heute hatte, nahm ich mir sogar einen Zettel und verglich akribisch vier verschiedene Wetterdienste. Da kam sogar eine relativ eindeutige Tendenz heraus. Morgen soll es einen schönen Abend an der Westküste weiter nördlich geben und Freitag und Samstag sollten auch nicht ganz hoffnungslos werden.

Um 19.30 trafen wir uns auf einen Burger bei The Jack Rabbit, dem Restaurant neben dem Hotel. Burger, Pommes und das von mir bestellte einheimische Tribute Ale waren ausgezeichnet! Mit Ales ist das ja immer etwas Glücksache... Dort besprachen wir die frisch gewonnenen Erkenntnisse. Ich wäre am liebsten morgen direkt an die Cumbrian Coast durchgestartet, Frits wollte hingegen lieber vorher für eine Übernachtung an die Cambrian Coast. Ein Buchstabe Unterschied, aber in zwei verschiedenen Ländern gelegen. Die Cambrian Coast, ein Teil der walisischen Westküste, ist landschaftlich absolute Oberklasse, aber mich schreckte ein wenig der Zugverkehr ab: Dort fahren nur wenige Zugpaare komplett mit class 158, die ich von allen Nasentürern am hässlichsten finde. Jedenfalls nur ordinary stuff... Aber gut, der komplette Gewaltritt hoch an die nordenglische Cumbrian Coast wäre auch sehr heftig geworden. Insofern habe ich mich nicht all zu heftig zur Wehr gesetzt. Frits' Idee sollte sich als nicht ganz falsch erweisen...

Mittwoch, 30.08.2017

Es regnete. Das hatte uns nach der Vorhersage nicht ganz überrascht. Heute war also der erste Teil der Fahrt in den Norden angesetzt. Die Sinnhaftigkeit dieses großen Sprungs wurde auch heute Morgen noch von den Wetterberichten bestätigt. Wir buchten schon mal eine Unterkunft in Porthmadog. Im Jack Rabbit gab es das leckere cooked breakfast, dann konnten wir starten. Über die Schnellstraße und Autobahn ging es von Plymouth via Exeter, Bristol, Newport nach Abergavenny. Ab dort waren Landstraßen via Builth Wells, Rhayader, St Harmon, Llanidloes, Pennant, Machynlleth nach Barmouth angesagt. Es ging da mitten durch das stark hügelige Herz von Wales, wobei wir die gleichnamige Bahn, die Heart of Wales Line in Wells Road rechtwinklig kreuzten. Wir fuhren dort kurz an den Hp ran. Das war ganz lustig, weil der Wegweiser uns auf ein Privatgrundstück führte, wo man plötzlich vor einer Häuserzeile stand. Wir dachten schon, wir wären falsch, denn von der Bahn war genau gar nichts zu sehen. Doch ganz in der Ecke der Häuserzeile, wo man eher den Schuppen für die Mülltonnen erwartet, hing ein Schild "To the trains"...


Die Straßenseite des völlig einsam gelegenen Hp Wells Road. Ja, es geht hier zu den Zügen, und zwar durch den Gartenschuppen rechts. Na gut, kein Gartenschuppen, aber ein als solcher getarnter Durchgang.

Die "Heart of Wales Line" hat, wie ein Kollege neulich feststellte, weniger Zugverkehr als die Wendlandbahn Lüneburg - Dannenberg, und führt über viele Viadukte und durch zahlreiche Tunnel in eine abgelegene Gegend. Dass sie trotzdem noch betrieben wird, ist schon klasse. Eine Mitfahrt würde ich mir irgendwann nochmal geben wollen. - In Rhayader suchten wir einen Tearoom auf, wo es schon wieder einen Cream Tea, also Tee und Scones, gab. Es lebe die Kalorienzufuhr! Danach wurde es besonders schön. Wir verließen die Hauptstraßen und fuhren auf herrlichen kleinen Sträßchen durch eine phantastische Landschaft. Die Heide blühte violett, man fuhr an prächtigen Cottages vorüber. An einer besonders engen Stelle, wo die kahlen Berghänge eng zusammen traten, eine Zufahrt mit Schild "Tylwych Halt". Halt? Halt mal! Tatsächlich überquerten wir gleich darauf auf einer Steinbogenbrücke die Trasse einer längst verflossenen Bahnlinie!


Einmal musste ich einfach anhalten, um mal eine Landschaftsaufnahme zu machen. Dies war die schöne Nebenstraße von Llanidloes nach Llanbrynmair.

Viel Zeit für Landschaftsbilder war leider nicht. Die Wolkendecke hatte mittags die ersten Aufrisse gezeigt, und wir konnten ernsthaft auf paar Sonnenaufnahmen an der Cambrian Coast hoffen. Und wir hatten dann auch tatsächlich nur noch 20 Min Luft auf den angepeilten 16 Uhr Zug in Barmouth. Die lange Brücke sollte das Motiv sein. Nach der Ankunft versuchten wir uns als erstes aus dem quirligen Gewühl der Stadt. Der Fahrer eines Tesco LKWs, der paar Einkäufe auslieferte, fragte mich sogar, ob er so stehen bleiben könne oder ob er fürs Foto im Wege sei. Wirklich freundlich! Mit den Passanten und Autos klappte es, prima!


Hier ist sie in ganzer Breite zu sehen, die Barmouth Bridge, eine 699m lange Brücke, die bis auf das drehbare Brückensegment vorrangig aus Holz besteht. Zwischen den Masten der Boote ist ein kleiner 158 auszumachen.


Derselbe Zug nochmal näher auf dem Barmouth Harbour Viaduct.


Und mal ein Touribild mitten in Barmouth.

Frits fuhr für den 17 Uhr Zug auf die Südseite der Brücke, ich hingegen lief mal langsam zum Aussichtsbalkon über dem Brückenkopf, von dem der Ausblick für mich unbedingtes Hauptmotiv war. Dort konnte man sich dann auch richtig herrlich abseits des Trubels in einer Grünanlage auf eine Bank setzen. Drüben auf einer Halbinsel konnte man eine weitere Bahn beobachten, eine der vielen "Great Little Trains of Wales", die Fairbourne Railway. Viel mehr als eine kleine Rauchfahne, die sich durch die Dünen bewegte, sah man allerdings nicht. Der auf der Hauptbahn zu fotografierende Zug machte es ebenfalls spannend. Ich musste etwas aufpassen, dass mir die Leute unten am Strand nicht hinter meine Vordergrundbüsche verschwanden, dass ich die Wolken nicht abschneide und als der Zug schon längst hätte kommen sollen, fing auch noch ein rosa gekleidetes Mädchen genau am Auslösepunkt an, auf dem Bahndamm rumzuklettern, was die Eltern offenbar totschick fanden. Als der Zug kam, war die Kleine aber zum Glück wieder weg...


Der 17-Uhr-Zug verlässt Barmouth in Richtung Brücke.

Was für ein tolles klares Wetter, was für ein Panorama, was für ein herrlicher Abend! Bei den Motiven kann man sogar 158er fotografieren... Ganz schön war auch, dass wir Hochwasser hatten. Sonst würde der Zug auf der Brücke wohl auch eher nur übers Schlick rutschen. Zwischenzeitlich machte ich noch nen kleinen Spaziergang auf die Brücke. Von dort hatte man einen wunderbaren Blick flussaufwärts. Leider kamen nun verstärkt Wolken auf, so dass ich nach wenigen Fotos und längerer Wartezeit auf Sonne lieber für den nächsten Zug Position bezogen habe. Der Fluss ist übrigens nicht der River Bar, wie der Ortsname Barmouth denken lassen könnte, sondern der Mawddach.


Dieser Blick ergibt sich von der Brücke entlang des Mawddach landeinwärts.

Für den kommenden Nordfahrer um 18 Uhr wollte ich mal spitzer stehen und hatte mir schon einen Ausguck aus dem Vorgarten eines unbewohnt wirkenden Segments der Stadthaus Zeile oberhalb der Straße ausgesucht. Als der Zug hinten in Sicht kam, bin ich mal hoch. Das war auch alles wunderbar, vor allem weil die Sonne schien, was jetzt nicht mehr so selbstverständlich war. Aber Murphy lauert auf die überraschendsten Weisen. Na, wer errät es? Da kommt man nicht drauf! Als der Zug wirklich haargenau im Auslösepunkt war, bummelte vor mir unten auf der Straße ein Doppeldeckerbus vorbei! Und der war so hoch, dass er mir in den Bildausschnitt ragte. Na ja, es sind aber genügend gute Auslösungen dabei, insofern kann ich diesen Murphy Erguss lachend als Kuriosum abtun...


Und nun die spitze Perspektive stärker getelt...


...und weniger stark herangeholt. Der Bus war hier gerade aus dem Bildbereich verschwunden.

Ich hatte gedacht, gleich nochmal woanders hinzufahren, aber Frits hatte es sich auf der Promenade gemütlich gemacht und ich lief nochmal auf die Brücke raus, denn das Licht wurde - abseits der Wolken - immer besser. Warum auch an diesem herrlichen Abend Hektik machen?


Nochmal der Blick von der Brücke mit der markanten Coes Faen Lodge.

Für den 19 Uhr Zug - nun wieder ein Südfahrer - musste ich nicht unbedingt die Brücke nochmal machen, hätte aber ggf noch eine weitere Perspektive gehabt. Allerdings lachte mich auch ein Streiflichtmotiv mit dem örtlichen Hafenbecken an. Ich entschied mich dafür. Nach der Auslösung konnte ich immer noch ein Stück den Gehweg langflitzen und vielleicht auch noch den Nachschuss auf die Brücke hinbekommen. Für die Streifung musste man am besten auf der Gehweg abgewandten Seite der Straße stehen, doch konnten mich die von der Sonne geblendeten Autofahrer auf der engen Straße kaum sehen. Da mir mein Leben lieb ist, blieb ich lieber auf dem Gehweg und musste halt über die Straße rüberfotografieren. Hmmm, wenn der Bus im Stundentakt fährt, konnte das gefährlich werden. Er fuhr im Stundentakt! Allerdings kam er diesmal als normaler Bus (wäre diesmal trotzdem schlecht gewesen), und der Zug hatte hinreichend Verspätung. Es klappte alles wunschgemäß, selbst für den Nachschuss war ich schnell genug gewetzt!


Der 19-Uhr-Zug auf dem Barmouth Harbour Viaduct im Streiflicht...


...und dann nochmal als Nachschuss auf der Barmouth Bridge.

Da Frits ohnehin einen Bezahlparkplatz genommen hatte und wir mittlerweile gut Hunger hatten, beschlossen wir, gleich im Ort zu bleiben. Wir fanden - einen Inder! Platz bekamen wir nur, weil eine Reservierung nicht gekommen war. Glück gehabt! Die Bedienung war zwar etwas überfordert, so wurden uns die Teller für die Poppadoms weggenommen, bevor diese serviert wurden, doch das Essen war lecker.

Endspurt. Die Fahrt zog sich nun doch noch ein gutes Stück hin. Langsam wurde es dunkel. Vorbei am trutzigen Harlech Castle, das in der Dämmerung über uns thronte, ging es nordwärts. Witzig war dann in Minffordd und Porthmadog das etwas unübersichtliche Gewirr von Bahnstrecken, da hier mit der Ffestiniog Railway und der Welsh Highland Railway das größte Schmalspurnetz Wales' auf die Cambrian Coast Line trifft.

Gebucht war das Golden Fleece Inn in Porthmadog, wobei das am Ende in Tremadog lag, das wohl eingemeindet ist. Jedenfalls handelte es sich um einen wunderschönen Dorfplatz, umgeben von Granithäuschen. Eines davon war der Pub, ein anderes das separate Gästehaus. Nach dem Bezug der Zimmer gab es für uns im Pub noch ein Lager (F) bzw ein Ale (J). Der Pub war labyrintartig verwinkelt. In einer "Höhle" war sogar der Verkaufsthresen der örtlichen Starbucks Filiale... Das Gästehaus war stilvoll und urig, vor allem aber urgemütlich. So praktisch die Kettenhotels auch sind, aber sowas ist auch mal sehr nett...

Donnerstag, 31.08.2017

Für heute früh waren sich die Wetterberichte sehr uneins. Wir konnten einfach nur mal schauen und hatten uns zu 7 Uhr am Auto verabredet, um ggf einen Zug bei Criccieth machen zu können. Beim Weckerklang um 6 war aber alles bewölkt. Via SMS (ja, Frits ist WhatsApp Verweigerer - noch!) wurde ein nochmaliges Umdrehen und Weiterschlafen abgesprochen. Ab halb 7 ging praktisch als Bestätigung ein heftiger Regenschauer runter. Da hatten wir vermutlich alles richtig gemacht...


Das Gästehaus des Golden Fleece Inn in Tremadog.

Das Frühstück wurde sogar in Buffetform dargereicht. Da konnten wir es uns mal wieder so richtig schmecken lassen. Nach dem Auschecken wollten wir uns nochmal das Gewirr der Schmalspurbahnen näher anschauen. Erst landeten wir am Bahnhof der Welsh Highland Railway, wo aber der Hund begraben war. War halt noch bisserl früh. Dann schauten wir zum Bf der Ffestiniog Railway und zum Seedamm. Die Mischung aus Regen und Sonnenschein erzeugten tolle Lichtstimmungen, doch zum Aussteigen war es uns irgendwie zu nass.


Und hier der Zugang zum Pub selbst. Ups! Die Sonne kommt raus! Aber kein Grund zur Panik...

Wir fuhren nach Blaenau Ffestiniog hoch. Es ist jetzt 25 Jahre her, dass ich hier gewesen bin, doch diese Kulisse der Schiefer Halden ringsherum war mal wieder mächtig beeindruckend. Hier endet die schmalspurige Ffestiniog Railway, und nach Norden geht es auf Normalspur weiter. An der Normalspur hatte ich von 1992 auch noch ein tolles Motiv mit dem Gleis in den Schieferbergen in Erinnerung, das wir uns direkt mal anschauten. Spitz ging es immer noch, wobei ich das Gefühl hatte, dass eine Leitung dazu gekommen war, unter der man aber durch fotografieren konnte.


Ein Zug der Conwy Valley Line am 06.09.1992 in Bleaneu Ffestiniog. Ich habe bei all meinen Touren wohl selten ein Motiv erlebt, das sich so geeignet für trübes Wetter zeigt. Der kleine Busch am linken Ufer ist inzwischen leider 3m hoch, aber spitzer stehend geht hier jedenfalls noch was... Leider hatte ich damals Video gemacht, so dass das Foto nur aus der Hüfte entstand und daher leider unscharf ist.

Entlang der normalspurigen Convy Valley Line fuhren wir nordwärts an die walisische Nordküste. Bei Roman Bridge hatte nun Frits ein Motiv inpetto, dessen kontinuierliche Zuwucherung wir uns auch noch vergegenwärtigten. Zu meiner Verwunderung gab es im Bf Llanrwst sogar noch Formsignale. Und das Bahnhofsgebäude sah herzallerliebst aus, wobei wir nicht die fotografischen Umsetzungsmöglichkeiten getestet haben. Ich glaube, um diese ganze Ecke dürfte man sich irgendwann nochmal ausführlicher kümmern.

Wir erreichten die nordwalisische Nordküste bei Llandudno Junction / Conwy und fuhren nun auf der Küstenautobahn ein Stück westwärts nach Penmaenmawr. Zwischen den schwarzen Wolken gab es auch mal sunny spells, so dass man die Sache etwas aussitzen konnte. Wir hielten an einem Rastplatz östlich des Ortes, wo eine vollgeschissene Fußgängerbrücke mit Scheißverbotssymbolen für Hunde über Schnellstraße und Bahn führte. Ok, schön und ruhig war der Platz dank der Schnellstraße zwar nicht, aber wir waren ja nicht zum Spaß hier...


Auch an der North Wales Coast fahren 158er. Ein Doppler erreicht gleich Penmaenmawr.


Bedrohliche Wolkenstimmung über der irischen See.


Eine Wolkenwurst scheint geradewegs aus dem Great Orme bei Llandudno herauszukommen.

Nachdem ein Triebwagen mit halber Beleuchtung abgegangen war und wir einige Fotos von der fetzigen Lichtstimmung gemacht hatten, gaben wir allerdings auf, denn der Himmel zog nun wieder komplett zu. Nach einem Stück auf der Küstenschnellstraße gen Osten zeigten sich allerdings doch wieder Aufrisse, so dass wir in Abergele & Pensarn erneut Stellung auf einer Fußgängerbrücke bezogen, zumal nun auch der Lokbespannte aus Manchester bald anstand. Diesmal befanden wir uns zwischen Strand und einer dieser riesigen Kolonien von Mobile Homes. Interessant war die Hintergrundkulisse, wo über Towyn und Kinmel Bay die fetten Schauer runtergingen und die Orte mit ihren Vergnügungsinstrumenten am Strand aussahen wie Mondstationen. Der Lokbespannte ging im Schatten, aber der nachfolgende Virgin Voyager ging topp in einem kleinen Sonnenspot. Man muss auch mal Glück haben, wenigstens mit ordinary stuff...


Mit Kinmel Bay und Rhyl im Hintergrund begegnen sich ein ostwärts ziehendes Wolkenloch und der westwärts ziehende Virgin Super Voyager bei der Einfahrt in den Bahnhof Abergale & Pensarn.

Nun ging es aber geradewegs auf der Schnellstraße ostwärts und später auf der Autobahn gen Norden. Bis Cumbria hatten wir noch ein Stück zu fahren. Und wir wollten dort ja gern mit dem Lokbespannten um 15.30 anfangen. Auf den Leuchttafeln der Autobahn, auf denen sonst vor Stau gewarnt wird, stand heute "Sep 1st and 4th rail disruptions, check your journey!". Hmmm, was sollte das denn heißen? Wir fanden auf die Schnelle nichts über größere Bauarbeiten ausgerechnet am Freitag und Montag. Warum an diesen stark frequentierten Wochentagen? Des Rätsels Lösung sollten wir leider schon noch mitbekommen...

Besonders zog sich die Fahrt nach Verlassen der Autobahn noch hin, da die Hauptstraßen viele Windungen machen. OSMAND prognostizierte uns eine Ankunft 1/2 h vor Zugdurchfahrt. Da verzichteten wir lieber mal ganz auf einen Mittagsschmaus. Sandwichs tun es auch... Was uns auch die Räder beschleunigen ließ, war die Wetteraussicht. In den Cumbrian Mountains hing es zwar dick und fett, aber von der See her winkte uns der klare blaue Himmel zu.

So trafen wir um kurz nach 3 in Drigg ein, wo ein Wachmann der benachbarten Atommüll Deponie, vor dessen Tor wir hielten, sich nur mäßig für uns interessierte. Paar Schritte einen Weg runter an den Fluss, und wir befanden uns im Paradies, in der Wildnis! Tja, wenn also alles so wunderschön klappt, muss doch irgendwo der Wurm drin sein. Ich hatte Frits schon gesagt, dass ich den Reisebericht ungern umbenennen würde, und dass wir deshalb die Class 37 bespannten Personenzüge einfach zum ordinary stuff erklären müssten. Ich mein', die fahren hier ja nun auch schon wieder einige Jahre... Doch das mit dem ordinary stuff sollte viel ernster gemeint sein, als wir ahnten. Wie wir in dieser herrlichen Wiesenlandschaft so bereit standen und wirklich alles, inklusive der Hintergrundwolken, optimal war, und es Zeit für den Lokbespannten war, tauchte --- ein Triebwagengespann auf. Zwar ein schön buntes, aber keine 37. Ja, just ordinary stuff!


Ein Pacer in alter Lackierung und ein Sprinter class 156 in der neuen Northern Lackierung queren den River Irt östlich von Drigg.

Nun ruhte alle Hoffnung auf dem zweiten Umlauf. Wir blieben einfach mal, wo wir waren. Man konnte es da ja durchaus gut aushalten. Ich konnte mich im Gras ausstrecken und hatte die Decke des tiefblauen Himmels über mir. Allerdings war auch eine ordentliche Anspannung da. Wenn der andere Umlauf jetzt auch als VT käme, hätten wir ein ernsthaftes Problem. Man (oder zumindest ich) war wegen dieser fotogenen Züge in dieser tollen Landschaft hier. Als der Zug in Drigg anhielt, klang das wie das Bremsen eines Wagenzuges. Und ich glaubte auch das Gebröbbel der 37 zu hören. Die Beschleunigung klang dann aber anders. Gaaaanz anders. Da konnte ich selbst bei größter Anstrengung und dem festesten Willen keine class 37 heraushören. Auch der zweite Umlauf war ein Triebwagen!

Fassungslosigkeit.

Sprachlosigkeit.

16.30. Ich lass' für den Rest des Tages mal lieber nur noch die Bilder sprechen...


Auch der zweite Class 37 Umlauf kam als Triebwagen. Obwohl bei diesem Bild eigentlich alles passte, war meine Freude gerade ein wenig eingefroren...


Wir befinden uns nun zwei Flüsse weiter südlich. Auf dem Eskmeals Viaduct zwischen Ravenglass und Bootle wird der River Esk gekreuzt. Dies ist planmäßig ein Triebwagen ;-)


Ein Nuclear Flask Train mit class 68 Doppel kam auch noch. Ich nahm ihn leider sehr landschaftsbetont auf - ebenfalls noch am River Esk.


Dies wäre der Lokbespannte gewesen, und zwar an einem Hauptmotiv für diesen Zug! Na ja, farblich passte der class 156 Sprinter natürlich besser zur Heide auf dem Black Combe im Hintergrund. Der Zug fährt auf Bootle zu.


Der Black Combe nochmal als Landschaftsblick.


Südlich von Bootle ergibt sich der Blick über die Landschaft mit dem Barfield Tarn im Vordergrund.


Sonnenuntergang am Strand von St Bees.


Dito.

Abends beim Italiener in Whitehaven haben wir uns angesichts gerade meiner gedämpften Laune mal drüber unterhalten. In den zurückliegenden Tagen hatte sich Frits immer wieder sehr enttäuscht gezeigt, dass gerade alles Besondere, alles Lokbespannte nicht in Sonne abging. Wenn man statt dessen aber anderes fotogenes Zeug vernünftig hat umsetzen können, hatte ich nicht das ganz große Problem damit. Der samstägliche Lokbespannte in Cornwall mit der 57 war mir sogar ziemlich wurscht, weil die Wagengarnitur samt Lok komplett in diesem tarnfarbenen neuen Grün der Great Western Railway lackiert war und in meinen Augen damit eh unfotogen war. Doch gerade das Absaufen des Wetters knapp vor diesem Zug war für Frits das größte Desaster gewesen, weil ihn eben die grüne 57 sehr für seine Sammlung interessiert hatte, was natürlich auch wieder nachvollziehbar war.

Hier an der Cumbrian Coast lag nun für mich die Situation ganz anders, weil die lokbespannten Personenzüge eben auch fotografisch so viel mehr hergaben als die Triebwagen. Denn die hier verkehrenden VTs gehören eben doch nicht zu den formschönen Fahrzeugen - auch wenn ich mich an sie mittlerweile ganz gut gewöhnt habe. Und es handelte sich bei den mit class 37 bespannten Personenzügen ja auch wirklich nicht um besondere Einzelleistungen, sondern um planmäßigen Zugverkehr mit zwei Umläufen. Irgendwie fragt man sich dann doch "Warum ausgerechnet bei uns?". Das heutige Verkehren von Nuclear Flask Trains konnte mich auch schlecht drüber hinweg trösten, da ich diese Kurzzüge mit viel Lok und wenig Wagen - zumindest wenn man nicht direkt am Gleis steht - wiederum für fotografisch eher problematisch halte. Und damit hatte ich heute praktisch für beide den falschen Standpunkt, was meine schlechte Laune auch eher noch anheizte...

Na ja, der anfangs noch augenzwinkernd gemeinte Titel des Reiseberichtes hatte sich für uns nun jedenfalls auf eine ganz unvorhergesehene Weise bewahrheitet... Keinen bitteren Beigeschmack hatte jedoch das Essen in der "Casa Romana" in Whitehaven. Ich habe selten so gut was echt Britisches gegessen wie dort: Hähnchenbrust auf Blackpudding an Minzsoße! So muss britisches Essen! Danach war dann auch für mich die Welt wieder in Ordnung :-)

Freitag, 01.09.2017

Irgendwie war heute Morgen die Kommunikation zwischen den Zimmern gestört. Nicht wegen schlechter Laune, sondern wegen technischer Unzulänglichkeiten. Aber um kurz nach 7 trafen wir uns dann doch am Auto. Wenn man nebeneinander liegende Zimmer hat, klappt es auch mal ohne Handy...

Ein bekannter Gag, der uns nach der gestrigen Ernüchterung heute bittere Wahrheit bringen sollte, lautet: "Lächelt und seid froh, denn es könnte schlimmer kommen. Und wir lächelten und waren froh und es kam schlimmer."

Wir hatten nun den unweit des Hotels gelegenen Aussichtspunkt in Parton bezogen und erst dort in realtimetrains reingeschaut. Ups, was wir dort sahen, war jetzt nicht so günstig. Hätten wir uns mal besser an der Straße aufgestellt, denn bei den nächsten beiden Personenzügen war der Vermerk "train replacement by bus" angegeben. Und Frits erinnerte sich nun, heute Morgen im Frühstücksfernsehen etwas von Streiks bei Northern gehört zu haben, was er aber gar nicht mit unserer Strecke in Verbindung gebracht hatte. Doch! Unsere Strecke war auch gemeint!

Wir konnten den Affenfelsen direkt wieder verlassen. Denn es näherte sich immerhin die Zugfahrt eines anderen EVUs, nämlich ein DRS Nuclear Flask Train. Für den hatten wir die Steilküste zwischen St Bees und Coulderton im Visier. Mit einem Bacon&Egg Burger von der Tanke in Whitehaven bewaffnet ging es in den herrlichen Steilküstenabschnitt, wo man zumindest auf der Wiese sitzend die Aussicht auf das Meer genießen konnte. Leider zog von Norden jetzt erstmal geschlossene Bewölkung rein.

Was den Streik angeht, so waren anscheinend nur paar morgendliche Züge betroffen, die weiteren waren lt realtimetrains wieder eingelegt. Der Flask Train ging natürlich bei voller Bewölkung ab, deren Ende auch erstmal nicht absehbar war.


Das wäre mal ein passendes Motiv für den Nuclear Flask Train gewesen. Blick auf das St Bees Head südlich von St Bees.

Wir fuhren wieder ins Hotel bzw erstmal frühstücken. Nach einem ausgiebigen Continental Breakfast mit viel Obst gab es auf dem Zimmer erstmal ein Nickerchen. Unsere Hoffnung lag definitiv auf der zweiten Tageshälfte, denn die war mit guten Sonnenchancen angekündigt. Tatsächlich habe ich dann auch fast anderthalb Stunden richtig geschlafen, mitten am Vormittag. Musste vielleicht auch mal sein. Beim Aufwachen sah der Himmel schon ganz anders aus. Es hatte massiv aufgebläut! Da jetzt allerdings Mittag war, haben wir nun nicht den überstürzten Gewaltaufbruch gestartet.

Kurz vorm Aufbruch durften wir nun allerdings in realtimetrains noch die Entdeckung machen, dass streikbedingt nachmittags fast der gesamte Personenverkehr gelöscht war! Auch auf dem Südabschnitt östlich Barrow wäre nicht viel mehr los, da offenbar auch die dort verkehrenden Transpennine Züge bestreikt wurden. Ist das geil! Die einzige Möglichkeit wäre jetzt die Westcoast Mainline.

Und dorthin fuhren wir auch. Allerdings nicht auf den nahen Abschnitt durch Cumbria, sondern eine Etage höher, nach Schottland. Frits hatte da einige Motive auf dem Zettel. Überhaupt sollte die Gebirgsquerung zwischen Carlisle und Carststairs Motive in Hülle und Fülle bieten. Es wurde immer sonniger, mehr als zwei Stunden Fahrt warf das Navi auch nicht aus, die Vorfreude auf einen mal wieder gepflegteren Fotonachmittag war groß. Als erstes steuerten wir Crawford an. Die Motive waren mir sofort von Bildern her bekannt. Zwei großartige Stellen kannte Frits, die wir beide umsetzen wollten.


In Crawford auf der Westcoast Mainline kommt ein class 350 Doppel im neuen Transpennine Look angerollt.

Doch das sollte nun alles nicht zu einfach werden. Nachdem wir fast ununterbrochen durch Sonne gefahren waren, hing hier plötzlich so ein fast gar nicht ziehendes Küddelwolkenfeld vor der Sonne. Es ließ immer nur mal punktuell Sonne durch. Die Zugfrequenz war hoch, aber dennoch wurde es richtig mühsam. Überdies kamen erhoffte und bei Realtimetrains aktivierte Güterzüge dann doch nicht.


Ein class 390 westlich von Crawford.

Für den Postzug von Norden suchten wir fieberhaft nordwärts nach Stellen, fanden aber nicht so recht etwas. Wir hatten nur ein kleines Stück fahren müssen, um aus dem Wolkenfeld wieder raus zu kommen. Unsere Suchrunde fand durchgehend in Sonne statt. Da die Zeit langsam pressierte, fuhren wir nach Crawford zurück, wo sich das Wolkenfeld offenbar aufgelöst hatte. Fast hätten wir von wolkenfreier Zone gesprochen. Dies allerdings nur so lange, bis ich Frits an der einen Stelle abgesetzt hatte und ich selbst an der anderen ausgestiegen war. Nun zog hier nämlich plötzlich ein Band von "ehrlichen" Wolken vor die Sonne. Und das zog so vor der Sonne her, dass ich teilweise in der Sonne stand, der Hintergrund auch Sonne hatte, aber das Gleis im Schatten lag. Als die königliche Post kam, gab es zwischen zwei Kettengliedern der Wolkenkette allerdings einen kleinen Spalt! Bloß der Hintergrund war diesmal finster...


Die Post ist da! Und sie kam genau zur rechten Zeit! Class 325 im Dreierpack in Crawford. Die DB fährt hier im Auftrag der Royal Mail. Leider haben die 325er ihren gelben Zierstreifen eingebüßt, so dass sie etwas klobig aussehen. Aber das ist Meckern auf hohem Niveau; dies war jedenfalls mal kein ordinary stuff!

Nun sollte es nordwärts gehen. Frits hatte vor allem Motive südlich von Carstairs auf dem Zettel. Und so ging es dann auch bald wieder durch allerfeinste Abendsonne dorthin. Erstmal war auch kaum was an Wolken da, nur im Norden hing es wieder dicker.


Leider noch mit wenig Seitenlicht: Class 221 nördlich von Abington. Die ersten Heideberge kommen in Sicht!

Wir fuhren und fuhren. Die Wolken kamen näher. Tja, und als wir da waren, war auch das Wolkenband da. Und es zog natürlich wieder längs vor der Sonne her! Gerade noch zwei Landschafts- und eine Bahnaufnahme gingen vorher. Der Durchzug des Wolkenpanzers nahm uns dann tatsächlich eine volle Stunde - die Stunde, in der noch ein Postzug und zwei Güterzüge fällig waren. Nun war es wieder an Frits, mit dem Verlauf der Dinge alles andere als glücklich zu sein.


Landschaft unterhalb von Pettinain, etwas südlich von Carstairs.


Die Eastfield Farm bei Carstairs.


Class 390 oberhalb des River Clyde.


Weil die Wolkengrenze sich bei uns hielt, sind wir nochmal schnell ein Stück südwärts gefahren. Ein 221 bei Covington.

Als dann endlich die Panzerwolke weg war, fing ich allerdings an, die verbleibende Lichtstunde so richtig zu genießen. Der Hügel bot Aussicht in beide Richtungen mit nur einer Minute Fußweg dazwischen. Dank Realtimetrains und einem topp Internetempfang dort oben war man immer auf dem Laufenden, was kommen würde. Mit Blick in Richtung Carstairs konnte man Streifungen machen, in die andere Richtung hatte man die topp Wolkenstimmung und überhaupt ein hübsches Weitblickmotiv.


Ein Virgin Super Voyager im Doppel nähert sich unserem Hügel an der Eastfield Farm südlich von Carstairs.


Blick in Richtung Carstairs: Es nähert sich ein 390 der Brücke über den River Clyde.

Und - um 19.08 war der Bann gebrochen! Es gingen doch tatsächlich noch zwei Güterzüge, allerdings leider nur aus der "falschen" Richtung, also mit dunkler Front. Tja, diese schöne Stunde hätte halt gern etwas früher anfangen dürfen. Dennoch fühlte ich mich am Ende mit dem Tag versöhnt, Frits hingegen war nach wie vor wenig begeistert, gerade weil der einzige Güterzug nordwärts mal wieder sehr knapp vor "Licht an" durchgekommen war und wir vorher auch einen zweiten Postzug versemmelt hatten. Wir hätten nur zwei Minuten früher realisieren müssen, dass die Wolkengrenze lediglich minimal südlich lag, wo es auch noch einen freien Abschnitt gab.


Ein voll beladener Containerzug mit class 86 Doppel rollt aus Carstairs heraus und quert den River Clyde.


Nochmal ein 221 Doppel mit den Heidebergen im Hintergrund.


Es kamen dann noch ein Transpennine 350...


... und der Tesco Zug mit 66 Doppel aus Carstairs raus, beobachtet durch die Bäume an der Eastfield Farm. A beautiful evening, isn't it?

Wir traten die Rückreise gegen 19.30 an. Nun stellte sich noch die Abendessen Frage. Wir schauten in Abington, ob das Hotel vielleicht was anbieten würde, doch das Haus war komplett dunkel. Wir beschlossen, in Carlisle zu speisen, kamen allerdings während der Fahrt auf die Idee, es mal in Lockerbie zu probieren, da in Carlisle allein die Fahrt durch die Stadt viel Zeit beansprucht hätte. Das Städtchen Lockerbie liegt hingegen unweit der Autobahn und ist recht übersichtlich. Ja, es ist das Lockerbie mit dem Flugzeugabsturz in den Achtzigern.

Im Townhead Hotel fanden wir noch ein geöffnetes Restaurant. Die von mir gewählte Ente klang auf der Karte sehr gut, war aber portionstechnisch ein Witz. Zwei Streifen aus einem Brustfilet, dazu ein daumengroßes Stück Kartoffelgratin und zwei Stangen Spargel. Eine Frechheit für 16,95 £, aber was solls. Mit dem Belhaven Ale dazu hatte ich allerdings auch dieses Mal Glück gehabt, das schmeckte mir gut. Frits' Steak mitsamt Pommes war portionstechnisch schon eher für hungrige Männer gedacht... Nach sich dann doch lang hinziehender Fahrt durch die Dunkelheit trafen wir gegen 23.00 im Hotel in Whitehaven ein. Hätte man vorher gewusst, wie alles kommt, hätte man sich natürlich anderswo eine Unterkunft gesucht. Aber wir hatten definitiv das beste draus gemacht...

Samstag, 02.09.2017

Für heute war zur Abwechslung mal bereits ab dem Morgen gutes Wetter angesagt. Gaaaanz ursprünglich hatten wir mal angedacht, heute etwas auf dem Südabschnitt der Cumbrian Coast zu machen, weil da der "Verlust" der Lokbespannten am geringsten zu spüren gewesen wäre und man zusätzlich noch die Transpennine Triebwagen hätte. Um das Morgenlicht zu nutzen, hätte man allerdings schon Hölle früh los gemusst. Und das nach der späten Ankunft gestern! Deshalb hatten wir umdisponiert und einen Morgen entlang der Steilküste zwischen Sellafield und Workington geplant.

Doch morgens überraschte mich Frits mit der Nachricht, dass da ein Nuklearzug von Süden eingelegt sei und er den gern in Foxfield fotografieren wolle. Meine Begeisterung über diese Atomzüge hält sich, wie bereits angemerkt, doch etwas in Grenzen. Und dafür jetzt eine Stunde im besten Morgenlicht durch die Gegend zu brettern, hatte ich auch keine Lust. Immerhin wohnten wir im Premier Inn Whitehaven praktisch im Motiv beim Ortsblick Parton, der mir in mehreren Anläufen wettertechnisch noch nie gelungen war! Schade, dadurch, dass das Auto dann erstmal weg war, konnte ich einen Wechsel zwischen Parton und einem anderen Bereich, der mich auch sehr interessiert hätte, nicht durchführen. Aber in Parton konnte ich mich ausgiebig beschäftigen, denn hier gab es fußläufig genug Möglichkeiten - ob nun mit Lokbespannten oder wahrscheinlicher ohne.

So war dann auch gleich im ersten Lichtspot klar, dass der für den Morgen interessanteste Umlauf schon mal als Triebwagen fuhr. Ich hatte mich gedanklich darauf eingestellt, so dass sich die Enttäuschung in Grenzen hielt. Aber immerhin konnte man hier so einiges an Triebwagen mitnehmen.


Im ersten Licht des Morgens beschleunigt ein 156 aus dem Hp Parton.


Eine Stunde später folgt der nächste Zug. Die eine Stunde hat für bessere Motivausleuchtung gesorgt. Und der Union Jack ist auch schon gehisst. Wie lange wohl die blaue Grundfarbe (die ja aus der schottischen Flagge stammt) noch dabei ist?

Entspannung pur. Es fehlte mir nur ein hinreichend großes Zeitfenster, um mal eben zum Hotel zurück zu laufen und das lecker Frühstücksbuffet zu frequentieren. Na ja, immerhin hatte ich paar Kekse dabei... Und der Umlauf nach Whitehaven und zurück hatte sogar drei Wagen in zwei unterschiedlichen Lackierungen.


Der Kurzwender nach Whitehaven bestand aus einem 156 in neuer und einem 153 in alter Farbgebung.


Und hier kommt er wieder zurück.

Als ich im Bereich nördlich des Hp soweit durch zu sein glaubte und eine hinreichend große Zugpause verfügbar war, wechselte ich in den Bereich am Ortsende in Richtung Whitehaven. Dabei dachte ich erst, man könne von ganz oben von den Felsen etwas machen, wo Julian und ich vor zwei Jahren nachmittags etwas gemacht hatten. Allerdings kam man da nur so weit westlich an die Kante, dass es eben wirklich nur nachmittags geht. Also schnell wieder zurück gehetzt und einen Blick mit Straßenflucht gemacht, wobei ich ernsthaft Glück hatte, dass ein Auto gerade hinten um die Kurve verschwunden war.


Zum Glück kein Lokbespannter ;-b Sonst hätte ich hier nämlich den Steuerwagen voraus...

Weiter unten hatte ein anderer Fotograf Stellung für einen Nachschuss bezogen gehabt. Er hatte wohl mit einer schiebenden 37 gerechnet. Ich glaubte, trotz der Entfernung seine Fassungslosigkeit ob des Triebwagens zu registrieren. Ein Stadium, über das ich glaub'ich bereits hinaus war... Dann lief ich - eigentlich mehr auf der Suche nach einer Ruhbank - den Coast Path ein Stück Richtung Whitehaven rein und entdeckte dabei eine hübsche S-Kurve. Da nun doch wieder paar einzelne Wolken aufgekommen waren, gab ich mir hier schon mal einen Nachschuss und wartete dann noch auf den nächsten Südfahrer. Inzwischen hatte ich Frits angeboten, über Mittag mit dem Zug zu ihm runter zu fahren, doch Frits war doch nur bis Eskmeals gekommen und wollte mich abholen. Etwas dumm war, dass sich unsere Nachrichten irgendwie überschnitten, weil hier unten zu Füßen der Felsen praktisch null Empfang war...


Die S-Kurve am Ortsende Richtung Whitehaven mit einem heidefarbenen 156. Diese alte Farbgebung fand ich eigentlich gar nicht verkehrt.

Das mit der Abholung klappte dann aber einwandfrei, und gemeinsam fuhren wir nun nach Ravenglass, wo wir im Café der Ravenglass&Eskdale Railway etwas zu essen bekamen. Während Frits sich mit einem Sandwich begnügte, gab es für mich das erste fish&chips dieser Tour. Nebenbei konnte man die Züge dieser besseren Parkeisenbahn beobachten. Wahnsinn, was da in den Zügen los war...


Einmal Fish&Chips muss mindestens sein. Hier auf dem Bahnsteig der Ravenglass&Eskdale Railway.

Nachdem auch noch ein Stück Zitronenpuddingtorte mit Tee einverleibt war, ging es südwärts. Das Nachmittagsprogramm sollte dann doch mal auf dem Südabschnitt stattfinden. Nach etwas Herumgeschaue sahen wir dann irgendwann weit voraus das Monument auf dem Hoad Hill, das weithin die Lage von Stan Laurels Geburtsstadt Ulverston kennzeichnet, und landeten gegen 15 Uhr an der Brücke.


Das Pflichtbild unseres Leihwagens muss jetzt auch mal sein: Das ist unser aufpreispflichtiger Vauxhall Mokka.


Schon wieder eine lange Flussbrücke: Der Leven Viaduct bei Ulverston quert den River Leven.

Nun sollte in anderthalb Stunden ein Sonderzug anstehen. Dieser bot zwei entscheidende Vorteile: Man hätte mal die Lok am Südende und er wäre schön lang. Frits wollte sich letzteres zunutze machen und den Zug auf dem Leven Viaduct von oben, vom Denkmal aufnehmen. Ich fand ersteres ganz nett, denn das gab die Möglichkeit, ein Bild bei Barrow an der Park South Junction zu machen. Die Stelle hatte ich, als es mit den 37ern vor den Personenzügen losging, und zwar mit Loks an beiden Enden, auf Bildern immer so toll gefunden.

Da noch etwas Zeit war, gab es unterwegs noch einen Nachschuss auf das Einfahrsignal von Ulverston, dann suchte ich mir an der Park South Jn den Zugang zur Fotowiese, der nicht unbedingt offensichtlich ist. Aber Frits hatte mich auf die richtige Fährte gesetzt, so dass ich den Zugang auf Anhieb fand. Die vordergründige Wiese ist schon wieder gut am zuwuchern, aber es ging noch. Viel interessanter fand ich, dass außer mir niemand dort stand. Ich hatte wahre Massen erwartet.


Schon wieder kein ordinary stuff: Ein langer Sonderzug des TOC Westcoast mit Class 47 vorn und hinten erreicht die Park South Junction bei Barrow-in-Furness. Er wird geradeaus an Barrow vorbei fahren, während alle Personenzüge hier auf die eingleisige Verbindung nach Barrow abzweigen.

Obwohl der nachmittägliche Seeschlonz schon in Startposition stand, klappte der Sonderzug perfekt. Auf dem Rückweg nach Ulverston konnte ich an der Eisenbahnbrücke zwischen Swarthmoor und Lindal-in-Furness quasi auf dem Weg einen Transpennine mitnehmen.


Ein Transpennine class 185 zwischen Ulverston und Dalton.

Als ich in Ulverston am verabredeten Treffpunkt ankam, war Frits noch nicht wieder von seinem Berg runter. Ich sah, dass man sogar in den Park, der den Hoad Hill umgibt, ein Stück mit dem Auto reinfahren durfte, und fuhr Frits ein Stück entgegen. Schade war nur, dass Frits einen anderen Weg runter genommen hatte und nun am verabredeten Punkt stand, während ich im Park wartete. Na ja, binnen zehn Minuten war das auch geklärt, und verpasst haben wir wohl nichts.


Die weithin sichtbare Landmarke von Ulverston: Das Sir John Barrow Monument ist zu Ehren des großen Entdeckers aus dem 18./19. Jh. errichtet worden. Der Form nach ist es einem Leuchtturm nachempfunden, wurde aber nie als solcher genutzt.

Gemeinsam ging es nun wieder an den River Leven, diesmal allerdings in eine etwas spitzere Position. Weil die Triebwagen für die lange Brücke arg klein sind, habe ich die Brücke mal nur als Nebenschauplatz in den Hintergrund verbannt. Nun zogen allmählich erste Schleier vor die Sonne, aber zu den Zügen klappte es noch.


Das alte Gemäuer und der Baum gefielen mir sehr, so dass der Leven Viaduct und der querende 156 ein wenig zur Nebensache wurden.

Dann versuchten wir nochmal den Blick auf die Formsignale des Bahnhofs, den ich vorhin ja schon als Nachschuss gemacht hatte. Aber jetzt stand das Licht schön im Einschnitt, so dass auch hinten das Stellwerk angeleuchtet war. Leider hatte sich die Bewölkung nun doch sehr massiv vor die Sonne gesetzt. Zu allem Überfluss hatte jetzt ein Zug Ausfall (das wäre die einzige samstägliche 37er Leistung auf diesem Abschnitt gewesen) und der nächste 12 Min Verspätung. Die Sonne gab pünktlich zu beiden Planzeiten nochmal alles. Aber ratet mal, wann sie längst nicht mehr ihre ganze Strahlekraft entfaltete! Genau, 12 Min nach der Planzeit des zweiten Zuges.


Immerhin war der Sonnenschein noch deutlich erkennbar, als dann endlich der Sprinter den Bahnhof Ulverston verließ. Kurze Zeit später war das Licht ganz aus.

Aber wir wollen nicht meckern, denn danach verschwand die Sonne vollends und ward nicht mehr gesehen - oder nur noch als heller Punkt in der Bewölkung. Morgen war schon wieder Abflug ab Manchester geplant. Gebucht hatten wir auf dem Wege dorthin eines der beiden Premier Inn Preston South. Erstmal fuhren wir allerdings in Preston Nord von der Autobahn. Der Plan war, auf der Nordsüd Achse einmal die ganze Stadt zu durchmessen und beim ersten brauchbar aussehenden Inder anzuhalten.

Nun, lange mussten wir nicht fahren. Bereits im nördlichsten Stadtteil Fulwood entdeckten wir ein gewünschtes Lokal, und obwohl es sehr voll war, bekamen wir noch Platz. Das ist am Samstag Abend gar nicht so selbstverständlich. Allerdings war es extremst laut. Zwei Geburtstagsrunden waren im Gange. Egal, das Lamm in einer ziemlich scharfen Sauße mit Oliven schmeckte vorzüglich. Ich glaube, das nächste Lamm, das ich mir zuhause mache, wird entweder mit Banane oder mit Oliven sein. Oder beides?

Dann ließen wir uns von OSMAND in den Süden der Stadt lotsen, wobei wir außenrum über die Autobahn geschickt wurden. Am Ziel gab es nun beidseitig der Lostock Lane Premier Inn Hotels. Ich hatte als Ziel auf der Karte natürlich das falsche ausgewählt. Erst waren wir in einem sehr neu und modern wirkenden Haus, wo wir von der Rezeptionistin Kelly herzlich eingeladen wurden, doch auf der anderen Straßenseite vorzusprechen. Dort empfing uns dann quasi das Museums Premier Inn, wo alles deutlich älter war, wo die Rezeptionistin aber nicht minder nett war. So erklären sich die Preisunterschiede. Ich hatte unter den zur Wahl stehenden Häusern natürlich das billigste ausgewählt. Letztendlich ist der Komfort aber in allen Premier Inns derselbe. Und ob man nun seine Zimmertür mit Karte oder mit traditionellem Schlüssel öffnet, wirkt sich eher weniger auf meine Nachtruhe aus, und das Holzimitat Furnier des Badezimmer Mobiliars wirkte sich nicht negativ auf meine Verdauung aus. Etwas nachdenklicher wurde ich, als beim Betätigen der Klospülung plötzlich Wasser aus dem Abfluss der Badewanne herausströmte. War allerdings klares Wasser ohne... Na, lassen wir das. Die Briten und ihre Sanitärinstallationen - echt lustig!

Sonntag, 03.09.2017

Dank Ohropax konnte ich trotz vierspuriger Lostock Lane unweit des Hauses sehr gut schlafen. Passend zum Abflugtag kam der Regen. Das fanden wir überhaupt nicht schlimm. Gaaanz in Ruhe trafen wir uns um 8.30 zum Frühstück. Gegen 10 brachen wir auf, und eine Stunde später inklusive Tankstopp gaben wir das Auto bei Sixtens ab. Davor hatten wir schon an der Pendelbus Haltestelle das große Gepäck ausgeladen (vor allem das Hochstativ) und die Rückbank wieder aufgerichtet.

Das Check in lief nahezu nur noch maschinell. Die Sicherheitskontrolle war sehr genau. Wenn man bedenkt, wie lax in einigen Flughäfen kontrolliert wird, finde ich das gar nicht verkehrt, dass hier genauer hingeschaut wurde. Jedenfalls wurde meine in einer verborgenen Tasche vergessene Wasserflasche natürlich enttarnt. Dann musste ich noch angeben, mit welcher Gesellschaft ich fliege, wahrscheinlich wird die Kontrolle jetzt easyjet in Rechnung gestellt...

Wir hatten nun noch ordentlich Zeit, was ich jetzt auch gar nicht so schlecht fand. Frits las im Laden noch bischen Eisenbahnzeitschriften und ich setzte mich in eine Wartezone und tippte diesen Bericht weiter. Leider wurden wir am Gate dann schon sehr früh in einen Pferch gesteckt, der nichtmal genügend Sitzplätze hatte und in dem wir noch sehr lange auf den verspäteten Flieger warten mussten.

EZY 1845 Manchester 13.35+60 - Hamburg 16:15+50

Der Flug war ganz angenehm. Unten hingen erstmal Wolken, doch über der Nordsee lockerte es mehr und mehr auf. Man konnte prima auf Wilhelmshaven und später Bremerhaven hinunter schauen.

In Hamburg trennten wir uns am Hbf. Ich fuhr eine Station weiter bis Jungfernstieg, wo ich bahnsteiggleich in die S3 nach Harburg umsteigen konnte. Dumm war nur, dass die nicht im Traum dran dachte, nach Harburg zu fahren. Kurz vorm Hbf kam die Durchsage, dass man wegen Kindern im Gleis nur bis Hammerbrook fahren werde, und dass man doch vielleicht zusehen solle, ob man mit dem Metronom nach Harburg käme. Also musste ich doch meinen Koffer durch diesen ätzenden, chronisch überfüllten Bahnhof wuchten, nur um festzustellen, dass Frits sein IC nach Bremen noch genauso da stand, wie der Metronom von vor zehn Minuten. Auch die Fernbahn war gesperrt! Bis die Polizei den Bereich nach Kindern abgesucht hat, die wahrscheinlich schon längst über alle Berge oder über alle Lärmschutzwände sind, das kann erfahrungsgemäß ne halbe Stunde dauern. Und das tat es dann auch. Na ja, ich sag nur: Ordinary stuff...

In diesem Sinne herzlichen Dank an Frits für die sehr kundige Reisebegleitung! Und wenn ich mir im Nachhinein die Bilder anschaue, so kann ich nur sagen: Was haben wir im Schnitt für ein phantastisches Wetter gehabt - allein immer wieder diese klaren Abende! Und wir haben wirklich das beste aus den Widrigkeiten gemacht...

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