All change in the North - Scotland May 2015

Autor: Jan-Geert Lukner. Alle Rechte am Text und an den Bildern liegen beim Autor.

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Diesmal ging es zusammen mit Frits und Horst zu einer klassischen Bahnfototour auf die britische Insel. Wie so oft wollte man sich mal näher mit Schottland befassen. Wenn es das Wetter zulassen würde. Um diesen Willen zu unterstreichen, gaben wir alles. Wir gingen das große Wagnis ein, den Hinflug sogar direkt nach Schottland zu buchen. Somit gab es folgende Eckdaten: Hin mit Ryan von Bremen nach Edinburgh, zurück mit Germanwings von Manchester nach Hamburg, jeweils relativ spät am Abend. Die spannende Frage war nun, wie lange es dauern würde, bis das Wetter uns aus Schottland vertreiben würde. Sicher kann man mal einen Tag aussitzen, oder auch zwei, aber wenn die Vorhersage all zu katastrophal würde und in England / Wales deutlich besseres Wetter erwartet würde, wäre der große Sprung nach Süden sicher. Auf zurückliegenden Reisen hat das Wetter nie für länger als zwei Tage gereicht... Vorm Start sah es allerdings für Schottland bis zum Wochenende nicht ganz hoffnungslos aus. Danach - nun ja, da schauten wir lieber gar nicht hin; machte eh keinen Sinn.

Die Bahnen in Schottland standen dieses Frühjahr unter dem Zeichen von Betreiberwechseln, und das sah man den Zügen auch an. Der Nahverkehr, der unter dem Namen "Scotrail" firmiert, war am 01.04. von First an Abellio übergeben worden. Die Triebwagen waren sowohl in der alten First Scotrail Lackierung, als auch in der neuen blauen mit weißem Kreuz, also in den Landesfarben, unterwegs. Die Nachtzüge "Caledonian Sleeper" sind ebenfalls im April von First an Serco gegangen; das neue Outfit ist eine gruselige, tarnfarbene Giftgrünblautürkis-Mischung. Und bei den Fernzügen nach London, also den HSTs, die bis hoch nach Schottland gelangen, tragen die Mittelwagen das Weiß-Grau von National Express, stammt das Grau der Triebköpfe aus dem darauffolgenden Staatsbahn-Intermezzo und die roten Ergänzungen an den TKs von Virgin East Coast Trains, dem aktuellen Betreiber seit 1. März 2015.

Mittwoch, 06.05.2015

Schon ein komisches Gefühl. Ein normaler Arbeitstag, bei dem man sich aber die ganze Zeit sagen konnte, dass man abends in Schottland zu Bett gehen wird. Nach dem Packen letzter Sachen traf ich Horst im 18.26 Metronom nach Bremen. Der Bahnhof Harburg kam mir gespenstisch leer vor, der GdL sei Dank. Der gerade herrschende Mammutstreik hat wohl viel mehr Leute vom Zugfahren abgehalten als überhaupt Züge ausfallen. Gerade in der Metronom Hochburg Hamburg-Harburg fällt ja gar nicht so viel aus. Bei einem wunderbaren klaren Wolkenhimmel und herrlichem Abendlicht ging es pünktlich durch die Moore nach Bremen. Nach einer Straßenbahnfahrt trafen wir Frits am Flughafen. Die Sicherheitskontrolle lief reibungslos, wobei natürlich die Kamerarucksäcke wieder mal auf Sprengstoff untersucht wurden. Diesmal angenehmerweise nur äußerlich, es wurde nichts geöffnet. Nach einem Becks (gab nix anderes...) in der Flughafenhalle durften wir übers Rollfeld an Bord gehen. Erst kam man am Flieger nach London vorbei. Wie an der Bushaltestelle stand da ein Zielschild "London Stansted". Am nächste Zielschild stand "Edinburgh".

FR 3647 Bremen 21.25 MESZ - Edinburgh 21.52 GMST

Der Flug in die Dämmerung hinein verlief nach einem hübschen Ausblick auf Grolland und Delmenhorst recht unspektakulär, abgesehen natürlich von den Verkaufswägelchen, die immer wieder vorüber kamen. Ansonsten brachte der Westkurs mit sich, dass wir praktisch ständig durch die Dämmerung flogen. Richtig eindrucksvoll war nun der Anflug auf Edinburgh. Der Flieger beschrieb einen Bogen über den Firth of Forth. Der Himmel über uns war immer noch "blaue Stunde", während in der Dunkelheit unter uns die Beleuchtung der Orte warm orange zu uns hoch leuchtete. Die Himmelshelligkeit reflektierte im Wasser des Forth und in der Ferne tauchten die hell beleuchteten Brücken auf. Doch da hatten wir kaum noch Höhe; der Flughafen ist nicht weit von der Brücke entfernt. Um die bekannte trutzige Forthbridge würde man sich noch ausführlichst kümmern, soviel sei verraten.


Flug durch die ewige Dämmerung: Abendflug FR 3647 von Bremen nach Edinburgh.

Der Weg zum Car Rental Center war nun nicht ganz kurz. Aber die Aufnahme des Wagens war unproblematisch. Es gab einen Skoda Oktavia, der guten Platz bot. Wir hatten das Travellodge Hotel am Flughafen gebucht, so dass wir nicht weit zu fahren hatten. In der Hotelbar gab es noch ein Ale. London Pride, hmmm, da hat Schottland sicher interessanteres zu bieten...

Donnerstag, 07.05.2015

Es war ein sonniger Morgen angekündigt. Im Einzugsbereich von Edinburgh gibt es den "Fife Circle", einen Bahnstreckenring oder besser eine Schleife, deren Züge Edinburgh nordwärts über die gigantische Forthbridge verlassen. Gegen den Uhrzeigersinn wird ab Inverkeithing erst an der Küste entlang über Burntisland, Kirkcaldy nach Glenrothes with Thornton (das ganze ist wirklich ein Stationsname!) gefahren, und dann durch das Binnenland via Cardenden, Dunfermline, Inverkeithing und die Forthbridge zurück nach Edinburgh. Und clockwise natürlich umgekehrt. Die Region nördlich des Firth of Forth nennt sich Fife. Interessant auf dem Fife Circle sind zwei Zugpaare im Berufsverkehr, die schon länger lokbespannt fahren. Auch mit Übernahme des Scotrail Verkehrs durch Abellio im April blieben diese Züge lokbespannt. Es wurde sogar investiert: Abellio setzt die neuen Loks der Class 68 von DRS ein, dazu passend lackierte oder beklebte Wagen. First Scotrail war mit DB Schenker 67 und altbrauchbaren, zusammengewürfelten Wagen gefahren.

Die Morgenzüge des Fife Circle sollten es jetzt also sein, die Wettervorhersage passte dazu perfekt. Eine Hinleistung gegen den Strom sollte bereits um 7 Uhr nordwärts fahren. Angesichts eines klaren Sonnenaufgangs sollte es der gern schon sein. Nach einem Kaffee auf dem Zimmer trafen wir uns um 6 Uhr am Auto. Die Nacht war nicht all zu lang gewesen. Als der Blick aus dem Zimmerfenster auf die typischen britischen Häuschen auf der anderen Straßenseite fiel, wusste man, dass man angekommen ist...

Zwischen Kinghorn und Kirkcaldy fanden wir dann auch tatsächlich eine bereits aus dem Web bekannte schöne Stelle für den Nordfahrer an der Steilküste. Dorthin lief man von den südlichsten Ausläufern einer Wohnsiedlung Kirkcaldys auf einem Pfad etwa einen Kilometer rein. Das war schon mal nett, wobei der Wind bitterlich kalt war. Ich war klamottenmäßig wohl zu sehr auf Mai denn auf Schottland eingestellt... Am Motiv gab es in der Ferne sogar blühende Rapsfelder. Auf der anderen Seite des Firth of Forth grüßte die Kulisse Edinburghs herüber. Mit ersten Triebwagenfahrten konnte man sich warm schießen.


Die Baureihe 170 bestreitet zusammen mit der Class 158 den alltäglichen Verkehr auf dem Fife Circle.

Zwei in rosa gekleidete Hundedamen (also Menschendamen mit Hund natürlich, und rosa war bei der Damenwelt Schottlands gerade groß in Mode) liefen den Pfad hin und her. Die Hunde kannten sich offensichtlich. Paar Wolkenfelder waren erst noch da, lösten sich aber immer weiter auf. Mehrere Gegenzüge konnten die Sache spannend machen, doch die waren irgendwann alle durch. Jetzt konnte eigentlich gar nichts mehr passieren. Na ja, die zweite Hundedame kam irgendwann durch den Bildausschnitt wieder zurückgelaufen. Aber mit der würde man fertig werden. Dann war es soweit, ein Licht in der Ferne. Motorengeräusch. Die Class 68 klang den 170ern nicht unähnlich. Auch vom Aussehen waren Parallelen festzustellen. Sogar viele! Es WAR ein 170, der da statt des erwarteten lokbespannten Zuges um die Ecke kam! Suuuuper gelaufen!


Pink is in! Hundedame kreuzt mit XCountry SuperVoyager.

Na ja, das Wetter war freundlich, da wollten wir uns mal nicht gleich die Laune verhageln lassen. Und den Stern in dem uns vorliegenden Umlauf mit der Erklärung "locohauled as required" hatten wir wohl gesehen, aber an diesem prächtigen Morgen einfach nicht wahrhaben wollen. Einer der lokbespannten Züge übernachtet hier oben (Nachtrag: Dachten wir, stimmt aber nicht!), den wollten wir zumindest auf der Fahrt nach Edinburgh nehmen. Da der von ihm befahrene nördliche Teil des Fife Circle vom Lichtstand schwer mit den lokbespannten Zügen umsetzbar ist, wollten wir zur Brücke. Seitlich kommt der Zug auf der Brücke verschwindend klein, deshalb war die Idee, ihn spitz von der Bahnsteigbrücke Dalmeny zu fotografieren. Ich fand es motivlich zwar nett, für die Dokumentation eines besonderen Zuges aber wieder zu spitz.


Auch der Blick längs in die Brücke hinein ist spektakulär: Blick von der Bahnsteigbrücke Dalmey zur Forthbridge. Der momentan offenbar einzige lokbespannte Frühzug mit Class 68 verlässt die Brücke.

Weiters tobten wir nun beidseitig der Brücke herum und erforschten so einiges. Immerhin erlaubte der Tatendrang jetzt sogar einen kurzen Stopp an einer Tanke zur Aufnahme eines Sandwichs. Den einen oder anderen Zug nahmen wir vom Ufer in South Queensferry.


Die Forthbridge in ihrer ganzen Pracht. Die 1890 fertiggestellte Brücke ist Wikipedia zufolge 2500m lang. Das ist eine Dimension, die Züge klein werden lässt. Dass die Brücke diesen "stabilen" Eindruck vermittelt, kommt nicht von ungefähr: Als der Bau beginnen sollte, war gerade die Taybridge, das zweite beeindruckende Brückenbauwerk dieser Strecke, eingestürzt. Die Ingenieure Sir John Fowler und Benjamin Baker erhielten deshalb den Auftrag, hier am Forth eine Brücke zu konstruieren, die den Fahrgästen Vertrauen in die Konstruktion vermittelt. Das dürfte restlos gelungen sein...


Eine der schönsten Perspektiven bzw höchsten Standpunkte ergibt sich am Nordufer bei North Queensferry. Viel Bewegungsspielraum hat man hier aber nicht, und diese komischen Kunst-Kugeln im Vordergrund ließen sich leider nicht ausblenden.


Die Länge des HST von Aberdeen nach London kommt der Brückenlänge schon etwas mehr entgegen...

Mittlerweile hatten die Wolken massiv zu- und unser Konzept für die nächsten Stunden in gleichem Maße abgenommen. Deshalb kann ich von den Mittagsstunden auch nur berichten, dass wir etwas in Burntisland an der Küste rumgekundschaftet haben, der Höhepunkt aber der Besuch beim Inder in Inverkeithing war, wo das scharfe und seeeehr leckere Gericht meine Lebensgeister etwas in Gang bringen konnte. Danach kundschafteten wir am nördlichen Ring. In den Wolken waren immer wieder Lücken, und so gelang uns sogar, zwei Stellen mit der Dunfermline Abbey und von einer Straßenbrücke in Cowdenbeath direkt umzusetzen.


Teile von Schottland könnten auch in Mecklenburg stehen...


Ein Class 170 kommt auf der nördlichen Strecke des Fife Circles zu Füßen der Dunfermline Abbey angerollt.


Ebenfalls an der nördlichen, landeinwärts gelegenen Circle Strecke: Ginsterblüte bei Cowdenbeath.

Danach setzten wir uns oberhalb eines schönen Viaduktes mit schönem Hintergrund aus Ginsterhügeln auf einen ebensolchen. Die Haken an dieser Stelle waren aber der furchbar hässliche Vordergrund mit einem Parkhaus und einer Baustelle und der Lärm der Autobahn nebst Baustelle der neuen Forthquerung, wo ständig irgendwas am bohren oder hämmern war.


Der Jamestown Viaduct liegt südlich von Inverkeithing, wo also beide Circle Zweige zusammen laufen und entsprechend viel Verkehr ist. Die Höcker der Taybridge sind bereits hinterm nächsten Ginsterhügel zu erkennen. Der 170 414 ist mit einer Ganzwerbung für die Border Line beklebt.

Wesentlich "angenehmer" gestaltete sich der Aufenthalt auf der Forthbridge der Schnellstraße, von der aus wir den ganzen Abend IHR-NUR-IHR huldigten, eben der parallelen Bahnbrücke, die Mutter aller stabilen Brückenbauwerke. Der Lärmpegel von der Schnellstraße war "herrlich" gleichmäßig, der eisige Wind sorgte für eine "wunderbare" Abkühlung. Stabil waren auch die Wolken. Es war anfangs nicht möglich, die Brücke mal komplett in Sonne zu bekommen. Irgendwann wollte man sich auch mal um Ausschnittaufnahmen der Brücke kümmern und lief ein Stück die Roadbridge hinan. Erst in der letzten Stunde klarte es um die Sonne richtig auf. Das war schon wirklich eindrucksvoll, diesmal ohne Ironie-Tüddelchen. Somit gingen zum Schluss auch noch Bilder mit vollständig beleuchteter Brücke.


HST und die Häuschen von South Queensferry.


Im Nachhinein geht dieses Bild bei mir durchaus schon als "vollständig beleuchtete Brücke" durch: Blick auf die Eisenbahnbrücke über den Firth of Forth, die gerade von zwei Zügen frequentiert wird. Frei erkennbar ist ein 158-Doppel, im Träger rechts davon will sich gerade ein 170 verpieseln. Im Vordergrund die Häuschen einer Siedlung, die in den neuen deutschen Bundesländern vermutlich North Queensferry Anbau (wahlweise auch Ausbau) heißen würde.


Ein HST im Trägerwerk des mittleren Brückenträgers.


Derselbe HST und die Häuschen von North Queensferry.


Schiffsverkehr gab es auch...


Ein Class 170 verliert sich ein wenig zwischen den ganzen Stahlrohren.


Immerhin kommt der zweite lokbespannte Fife Circle Zug als Lr gutes Licht auf der Brücke ab, hier nochmal mit den Häuschen von North Queensferry...


... und hier im Trägerwerk. Die von Abellio Scotrail eingesetzten Class 68 Lokomotiven sind von DRS ausgeliehen. Diese Lok trägt sogar deren grünes Farbkleid, die "Compass Livery".


Güterverkehr gab es auch noch: Der Freightliner Zementzug von Aberdeen war heute eingelegt, kommt auf der Brücke aber doch etwas dunkel.


Und nun noch zum Abschluss eine Weitwinkelei mit der komplette Brücke in Sonne. Mit der Nummer des Triebwagens kann ich leider nicht dienen :-)

Ein Hotel hatten wir in Pitlochry gebucht, da uns für morgen ein sonniger Vormittag in den Highlands versprochen worden war. Eine Stunde Fahrzeit war noch gut auszuhalten. Das "Scotland's Hotel" war ein richtig herrliches ehrwürdiges Haus. Die Zimmer waren topp! Hier wäre ich gern länger geblieben. Dabei stand uns (mal wieder) eine extrem kurze Nacht bevor. Denn wir hatten jetzt auch noch Hunger. Das Hotelrestaurant hatte keine offene Küche mehr. So mussten wir zum zweiten Mal zum Inder... Auch diesmal war alles sehr lecker. Dann totmüde ins Bett gefallen.

Freitag, 08.05.2015

Hektisch alles zusammengerafft und los. Dabei musste sich der Nachtportier allerdings noch genau davon überzeugen, dass wir auch wirklich schon bezahlt hätten, bevor er uns die Ausgangstür aufschloss. Der Himmel war tatsächlich fast wolkenlos. Wir hatten nun etwas Vorsprung auf den Nachtzug, hätten ihn, als wir auf dem Dual Carriageway ein Stück zurückfahren wollten, aber fast verdödelt, weil es keine Wendemöglichkeit gab. Doch alles wurde gut, wir bekamen ihn zweimal. Er hatte sogar trotz zwischenzeitlichem Betreiberwechsel noch die altbekannte Garnitur und Lok.


Ein sonniger Morgen in den Highlands! Kann es schöneres geben? Der Stammzug des Caledonian Sleepers wird von einer DB Schenker Class 67 über den Drumochter Pass gezogen und rollt zwischen River Truim und den Gipfeln von A' Mharconaich (975m, mitte) bzw Geal-charn (917m, vorn) bei Balsporran auf Dalwhinnie zu.


Nach einem Halt in Dalwhinnie gelingt ein weiteres Bild vom Sleeper bei der Durchfahrt durch das Glen Truim.

Das Wetter war klasse und wir blieben oben auf dem Drumochter Pass. Als ich da so in dieser einzigartigen Landschaft stand, kam mir spontan ein Lied in den Sinn, das ich vor Ewigkeiten mal auf Kassette (!) aufgenommen hatte und das eine sehr einprägsame Melodie besitzt:
"I'll be waiting on the Highland
With its wonderful serenity
Where the stars glow and the brooks flow
That's my way of life
When the mountains on the Highland
And the nature is surrounding me
When the wind blows
That's all I need, all I need".

Mehr gab es zu diesem schönen Morgen in den Highlands dann auch gar nicht zu sagen. Ich habe es mal gegoogelt, hier ist es: "Highlands" von Blackmore's Night auf Youtube.

Es gab nun noch andere Züge wie den Tesco Güterzug, den HST und diverse 170er im Gebirge zu fotografieren, wofür wir immer wieder rund um Dalwhinnie hin und her gefahren sind. Beim Autofahren hier über den Pass fiel auf, dass jetzt auf dem gesamten Gebirgsabschnitt der A9 Average Speed Control eingeführt wurde. Zum Verfolgen eine gaaanz üble Sache. Ich rechne damit, dass wir davon noch in Form einer Rechnung hören werden...

So machte das Spaß. Auch wenn im Süden ständig die Bewölkung gegenwärtig war, kam sie nicht näher und wir konnten ungestört von schattenspendenden Himmelskörpern das Programm durchziehen. Das gibt es in Schottland wirklich selten!


Bei Dalnaspidal begegnet uns wieder unverkennbar der 170 414. Leider gab es ihn nur als Nachschuss, da wir für den nordfahrenden Güterzug bereitstehen mussten, der jeden Moment ums Eck kommen konnte.


Real waren es aber doch noch sechs Minuten, bis der von einer DRS-Class 66 gezogene Tesco-Zug bei Dalnaspidal auf die höchste Stelle des Passes zusteuerte. Dieser Supermarkt-Belieferer ist leider der einzige werktäglich fahrende Güterzug auf der Highland Mainline. Nur an einzelnen Wochentagen gibt es weiteren Güterverkehr.


Der HST "The Highland Chieftain" von Inverness hat gerade die Passhöhe von Drumochter passiert und rollt bei Dalnaspidal südwärts nach London. Dieser Zug ist neben dem Nachtzug die einzige Direktverbindung von Inverness nach London.


Kurz zurück zum Glen Truim auf der anderen Seite von Dalwhinnie: Ein Class 170 in der alten Scotrail Farbgebung legt sich in die Kurve und wird bald hinab ins Speyvalley rollen.


Ein Bild von der höchsten Stelle muss sein: Der Drumochter Pass, oder auf gälisch Bealach Druim Uachdair, stellt mit einer Höhe von 452m den höchsten Punkt im gesamten britischen Bahnnetz dar!

Am Ende fanden wir uns in Kingussie wieder, wo wir das Bahnhofsmotiv in mehreren Varianten umsetzten, bevor wir eine Mittagspause im Restaurant des Duke of Gordon Hotels einlegten. Wieder so ein gediegenes altes Haus mit dem typischen Charme, den man hier erwartet. Während ich diese Zeilen schreibe, freue ich mich auf Fish&Chips.


Ein Class 170 fährt in den Bahnhof Kingussie ein. Alle haltenden Personenzüge werden durch das fotografenfreundliche Gleis am Hausbahnsteig geleitet - außer bei Kreuzung natürlich.


Und nochmal von unten - diesmal mit ausfahrendem 170. In dieser Richtung besitzt nur der Hausbahnsteig ein Ausfahrsignal (und zwar ein ziemlich kleines). Somit müssen nordwärts auch alle durchfahrenden Züge den Schlenker über den Hausbahnsteig nehmen.


Wer entdeckt die Taube? ;-) Ein 158-Doppel nähert sich von Norden Kingussie.

Die waren dann auch so lecker und reichhaltig, dass wir auf den zunächst angepeilten Brownie verzichtet haben. Leider waren nun doch wie angekündigt massiv Wolken aufgezogen. In Richtung Norden sah es noch am besten aus. Deshalb fuhren wir einfach mal gen Norden, wo wir ohnehin ein Motiv am Slochd Summit austesten wollten. Nach dem Essen konnten wir aber auch alle eine Mütze voll Schlaf vertragen. Das alles ließ sich auch prima bei der Brücke eines Waldweges oberhalb des Slochd Viaducts vereinen. Und obendrein gab es zwischen zwei Schläfchen sogar den südfahrenden Tesco Zug. Leider mit Schattenfront (auch das ist "Kunst", mittags einen Südfahrer mit Schattenfront aufzunehmen), aber das störte mich hier nicht ganz so.


Der Tesco-Güterzug hat von Inverness kommend den Slochd-Summit gequert und lässt sich nun ins Spey Valley hinab rollen. Dabei quert er gerade den Slochd Viaduct.

Als wir genug geschlafen hatten, ging es wieder südwärts nach Dalwhinnie. Im Warteraum des Bahnhofs gab es Plakate zu bewundern, auf denen u.a. Angehörige von Eisenbahnern auf einsamen Posten in der Wildnis von früher von ihrem beschwerlichen, aber auch schönen Leben in der Wildnis erzählten. Interessantes Konstrukt dann am Bahnübergang in der Südausfahrt: Wenn sich ein Zug näherte, ertönte aus einem Lautsprecher ein typischer Zweiklangtröt wie von einem Zug. Ganz schön fies, wenn sowas neben einem ertönt, während man die Gleise quert, der Zug in Wirklichkeit aber noch ein ganzes Stück weg ist...

Nach diesen Erkenntnissen rissen die Entdeckungen nicht ab. Die nächste war, dass sich in einem kleinen Teil des einstigen Hotels von Dalwhinnie jetzt eine kleine Cafeteria eingenistet hatte. Die suchten wir doch gleich mal für einen Tee und Scones auf. Draußen wurde es zwar gelegentlich etwas heller, aber Hektik konnte das alles bei uns noch nicht auslösen. Später setzten wir uns noch im Auto an den Bahnhof und schauten einfach mal, was noch so ginge. Für mich gab es einen kleinen Spaziergang an den Loch Ericht.


Blick entlang des Loch Ericht. Im Hintergrund ragt das Ben Alder Massiv auf (höchster Gipfel 1148m).

Kurios fand ich, dass man nach den ersten Kilometern des Uferweges an ein Torhaus kam, das quer über den Weg gebaut war und dessen Tore verschlossen waren. Radfahrer wurden auf eine Matschspur drum herum verwiesen. Da ein Zaunteil fehlte und der Zaun eh nur einmal quer über die Breite des Weges führte, konnte ich doch mal um das verlassen wirkende Gebäude herumgehen und hineinschauen. Ein Raum sah nach Büro aus, ein anderer hatte eine stilvolle Konferenztafel in einem Erker mit Blick auf das See- und Gebirgspanorama.

Zurück am Auto beschlossen wir, dass es nicht mehr aufreißen würde, und fuhren nach Pitlochry zurück, wo wir uns im Scotland's Hotel für eine zweite Nacht eingeloggt hatten. Die ganze Stadt Pitlochry stand im Zeichen eines Fahrradrennens, das am Wochenende stattfinden sollte. Überall waren Wartungsstände aufgebaut, es wurde gepumpt und geflickt oder emsig das Rad gecheckt. Wir brauchten ihn nicht zu checken, denn wir kannten ihn schon, den "Prince of India" in der Station Road, wo wir wieder gut und reichlich gespeist haben. Dann schauten wir noch am Bahnhof vorbei. Im Westen zeigte sich Abendrot und man hätte vielleicht noch etwas "Kunst" machen können, aber der Goldene Roni wäre hier nicht zu gewinnen gewesen. Dafür gab es anschließend in der gediegenen Lounge unseres Hotels ein (bzw vermutlich das einzige) Produkt aus Dalwhinnie. Die Rede ist natürlich von Single Malt Whisky. Der "Blair Atholl" aus Pitlochry war leider nicht verfügbar.

Samstag, 09.05.2015

Wir hatten uns wieder zur rechtzeitigen Abfahrt für den Nachtzug verabredet. Die noch vorherrschende Bewölkung ließ uns allerdings erstmal umdrehen. Doch dann waren blaue Abschnitte am Himmel zu sehen. Da wollte man doch los. Da es nun etwas pressierte, verließen wir das Hotel ohne Gepäck. Man konnte nach den drei interessanten Zügen Sleeper, Tesco und HST "The Highland Chieftain" immer noch frühstücken und auschecken. Draußen auf dem Parkplatz, wo man mehr vom Himmel sehen konnte, sah es nun erstmal alles andere als vielversprechend aus. Aber je höher wir ins Gebirge fuhren, desto mehr riss es auf. Bei Dalwhinnie bevölkerten nur noch einzelne Schleier den Himmel. Der Nachtzug ging dann auch tatsächlich topp.


Der "Caledonian Sleeper" nähert sich dem Standpunkt namens "Wade's Bridge" kurz vor Dalwhinnie. General Wade gilt als der "Erschließer" der Highlands mit "Straßen" (nach Maßstäben des 18.Jh). Noch heute sind ein beträchtlicher Teil seiner Military Roads, schmale Kopfsteinpflasterstraßen, allerorts erhalten. Um zum Fotostandpunkt zu gelangen, quert man den River Truim auf einer kleinen Steinbogenbrücke aus den Zeiten von General Wade.

Aufgrund einer leichten Verspätung schrumpfte der Aufenthalt in Dalwhinnie zusammen, so dass wir von einer weiteren Verfolgung absahen. Für den Güterzug bauten wir uns beim Glen Truim Blick bei Crubenmore auf. Den HST hatten wir in der beeindruckendsten Gebirgsregion bei Dalnaspidal oder Dalnacardoch machen wollen, doch dort hielten sich stationär größere Wolkenfelder, so dass wir in Sichtweite von Dalwhinnie blieben. Die Bergkulisse war auch dort sehr schön und der lange HST kam dort einfach gut.


Ein Scotrail 170 bei Crubenmore.


Fast dieselbe Stelle, aber Blick in die andere Richtung: Der Tesco Zug hat das Glen Truim durchfahren und rollt bald Newtonmore entgegen.


Zwischen Dalwhinnie und dem Balsporran Cottage gleitet der "Highland Chieftain" am River Truim entlang.


Und der Nachschuss an der Flanke des Creagan Mor (768m).

Hinter dem HST her ging es nun ins Hotel zurück, wo wir um 9.30 sogar noch rechtzeitig zum Frühstück ankamen. Das "Full Scottish Breakfast" fand ich aber dann doch etwas enttäuschend. Zwar gab es Black Pudding und Haggis, aber weder Beans noch Mushroms. Und das Haggis vor zwei Monaten im Speisewagen des Caledonian Sleeper fand ich wesentlich schmackhafter. Aber egal, nach dem erfolgreichen Morgen war man einfach nur froh, was zwischen die Zähne zu bekommen. Übrigens lag Pitlochry auch jetzt noch weitestgehend unter Wolken.


Blick aus dem Scotland's Hotel über die Dächer von Pitlochry.

Einen Zug probierten wir trotz der Wolken am Bahnhof - es passte zeitlich gerade. Doch die Wolken waren stärker. Frits wollte zum Nachmittag gern an die Westhighlandline, während Horst und ich durchaus noch Bedarf an der Highland Mainline gesehen hätten. Mittags hatte es sich im Gebirge allerdings eh zugezogen. Auflockerungen sollten von Westen zu erwarten sein. So einigten wir uns auf den Kompromiss, die beiden 17-Uhr-Züge im Westen zu nehmen und dann in die Mitte zurückzukehren.

Nach anderthalb Stunden durch wunderschöne Landschaft konnten wir in Fort William den Royal Scotsman beobachten, der von einer Class 66 aus Richtung Mallaig in den Bahnhof gezogen worden war, am anderen Ende aber eine Deltic dran hatte. Diese setzte sich allerdings Lz Richtung Glasgow in Bewegung. West Coast als Operator dieser ganzen touristischen Fahrten hatte gerade seine Lizenz wiedererhalten, nachdem sie eine Weile entzogen war und man zur Bespannung der touristischen Züge auf Güterzug-EVUs zurückgreifen musste. Bei Fototouren an den schwach befahrenen Strecken Schottlands sollte man jedenfalls im Auge behalten, wo sich der Scotsman gerade herumtreibt - bietet er doch eine regelmäßige wertvolle zusätzliche Leistung zum fotografieren...


Ein See in märchenhafter Umgebung ist der Loch Shiel bei Glenfinnan. Fast erwartet man oben auf dem Berg das Hogwarts Castle zu entdecken. Das Denkmal erinnert an die Jakobiterrevolte, eine der blutigsten Epochen der Highlands, die hier ihren Anfang nahm.

Nach diesen Beobachtungen gab es erstmal an der Touriabfütterung am Glenfinnan Viaduct nen Scone und Tee, dann schauten wir erst in Mallaig vorbei und kletterten für den Blick auf den Loch Nan-Uamh Viaduct auf einen Felsen. Auf dem konnte man wunderbar in der Sonne sitzen und den Blick auf Atlantik und vorgelagerte Inseln genießen.


Der Zug steht schon in Mallaig bereit. Es ist ein 156-Doppel.


Herrliche Ausblicke am Loch Nan-Uamh auf das offene Meer.


Das Class 156-Doppel, bestehend aus einer Einheit in neuer und einer in alter Scotrail-Livery, passiert den Loch Nan-Uamh Viaduct. Es herrscht Niedrigwasser, so dass unterm Viadukt alles trocken liegt.

Man "genoss" da allerdings auch den Ausblick auf heranziehende Schleierwolken, in deren Genuss wir bald kamen. Sie verdunkelten insbesondere beim Motiv für den Gegenzug, dem bekannten Damm durch den Loch Eilt immer mal massiver die Szene. Doch als der Zug auf dem geschraubten Gleis angepoltert kam, war das Licht zum Glück zu 95% da.


Für mich eines der größten landschaftlichen "Must Have" Motive an dieser Strecke oder überhaupt in Schottland: Der Blick über den Loch Eilt zwischen den Stationen Glenfinnan und Lochailort.

Das Abendprogramm sollte nun wieder auf der Highland Mainline stattfinden. Zügig gelangten wir über Fort William dorthin zurück. Bei dem herrlichen Abendlicht und bei der Landschaft hätte man gern unterwegs mal Landschaftsfotos gemacht, aber dann hätte man in Dalwhinnie den HST aufs Spiel gesetzt. So trafen wir allerdings noch so rechtzeitig ein, dass wir sogar gerade eben einen 170 querab vor der Destillery aufnehmen konnten.


Hier kommt der Dalwhinnie Single Malt Whisky her. Die Züge brausen direkt an der Destille vorüber.

Für den HST setzte ich die beiden anderen am bekannten Damm von Dalwhinnie ab. Da ich dort 2012 schon mal den HST fotografiert hatte, versuchte ich weiter passaufwärts beim Balsporran Cottage über die Bahn zu kommen und etwas von einer der nächsten Anhöhen zu machen. Dabei traf ich sogar einen anderen Deutschen, der da einfach auf den Gleisen umher lief und mit der Kamera in die Landschaft hielt. Beim Motiv hatte ich nicht mehr die große Wahl. Beim Vorschuss hatte ich Straße und Hochspannungsleitung mit drauf - die Bündelung der Verkehrswege im Gebirge...


Der "Highland Chieftain" hat London zu High Noon verlassen und sieben Stunden später den höchsten Punkt im britischen Bahnnetz passiert. Bei Balsporran hat er noch etwa eine Stunde Fahrzeit bis Inverness vor sich. Bei diesem Bild habe ich zwei auf dem Zugdach tanzende PKWs und einen fetten LKW auf dem Rastplatz im Hintergrund dem Bild "entnommen".


Der Nachschuss bei Balsporran. In Kürze wird die Destille von Dalwhinnie passiert.

Nach dem Einsammeln der beiden anderen ging es in unser vorhin von Mallaig aus gebuchtes Highlander Hotel zu Newtonmore, eine Massenunterkunft voll mit Busreisenden. Die Zimmer waren aber ok. Leider gab es an diesem Abend sogar einen Notarzteinsatz; eine ältere Dame musste ins Krankenhaus nach Inverness gebracht werden. Ich hoffe, sie ist inwischen wohlbehalten in der Heimat. Zum Abendessen liefen wir einmal durch den kompletten Ort zum Restaurant im "Glen Hotel", wo Nico und ich vor drei Jahren auch schon gegessen hatten. Ich hatte in Erinnerung, dass es dort Haggis gäbe und wurde nicht enttäuscht. Das war auch richtig lecker. Dazu gab es Erbsen und einen Kartoffel-Möhren-Püree. Das erinnerliche Wildcat Ale gab es aber nicht mehr frisch gezapft, sondern nur aus der Flasche.

Sonntag, 10.05.2015

Sonntags ist ja morgens nicht ganz so viel Zugverkehr. Der Plan war, bei Wetter dem HST entgegen zu fahren und sonst entspannt zu frühstücken. Nun, Wetter war ziemlich eindeutig nicht. Zum Frühstück verabredeten wir uns für 8. Ich zog vorher schon mal in die Lobby, um etwas WLAN Luft zu schnuppern, meine elektronischen Postkarten zu versenden und nach dem Wetter zu schauen. Hier herrschte ziemliche Aufregung im Zusammenhang mit dem Notarzteinsatz gestern. Ich bekam mit, dass die Reisegruppe kurz vorm Rückflug gestanden habe. Jetzt herrschte natürlich große Verzweiflung. Was war es dagegen für ein triviales Problem, dass das schöne Wetter für uns wohl erstmal vorüber sein würde. Der einzige Ort, in dem wenigstens morgen mit Sonne zu rechnen wäre, war Aberdeen. Wir buchten einfach schon mal dort für nächste Nacht. Das Frühstück in unserem Highlander enthielt wieder mal keine Beans. Hmm, gehört wohl nicht so zum Full Scottish Breakfast...

Unser Plan war nun eine gemütliche Autofahrt nach Inverness und dann vorrangig über Nebenstrecken nach Aberdeen. Doch die Fahrt endete schon nach wenigen Kilometern in Aviemore. Eigentlich hatten wir nur kurz am Bahnhof vorbeischauen wollen. Doch dort stand gerade der Museumszug der Strathspey Railway bereit. Heute sogar mit Diesellok, Class 31. Kurzerhand entschieden wir uns zur Mitfahrt. Mittlerweile fahren die Züge bis Broomhill. Das ist zwar mitten im Nirwana, aber dem Wunschziel Grantown on Spey immerhin ein gutes Stück näher gekommen. Auf dem verbleibenden Stück bis Grantown ist man fleißig am arbeiten.


Der Museumszug der Strathspey Railway steht in Aviemore bereit. Zuglok ist eine Class 31.


Die erste Klasse des Museumszuges sieht herrlich plüschig aus!

Besonders zwischen Aviemore und Boat of Garten ging es durch hübsche offene Heidelandschaft fernab aller Straßen. Hinter Boat of Garten ist die Umgebung eher landwirtschaftlich geprägt, aber man hat den einen oder anderen freien Ausblick auf den Spey. Der heiser-hämmernde Sound der Class 31 erinnerte mich an die Schmalspur Alcos der Reihe 9100 in Griechenland.


Kleines Päuschen für das Personal am vorübergehenden Endpunkt der Bahn in Broomhill.

Nach Rückkunft in Aviemore bestand bei den beiden anderen der Wunsch nach einem Streckenfoto der Class 27, die für das Mittagszugpaar bereitgestellt wurde. Dafür suchten wir eine Feldwegbrücke östlich Boat of Garten auf.


Der nächste Zug hat eine Class 27 vorgespannt bekommen. Darf ich ganz ehrlich sein? Wenn ich diese Lok sehe, weiß ich, weshalb ich mit Großbritannien erst in der "Neuzeit" wieder angefangen habe...

Da es mittlerweile 13 Uhr geworden war, beschlossen wir, auf den Schlenker über Inverness zu verzichten und die A95, die Whiskyroute, an der jedes Dorf seine eigene prächtige Destille hat, nordostwärts an die Strecke Inverness - Aberdeen ran zu nehmen. Einige Dörfer haben sogar zwei Destillen. Und wenn mal keine Destille am Wegesrand liegt, tauchen in der einsamen Landschaft der Highlands immer mal wieder große Komplexe mit trist aussehenden, grauen Lagerhallen auf. Mindestens 12 Jahre lagert die teure goldene Flüssigkeit in diesen Hallen! In Whisky ausgedrückt ging es also über Tormore, Cragganmore, Glenfarclas, Benrinnes, Glenallachie, Aberlour, Macallan, Glenrothes und Glen Grant. In Charlestown of Aberlour besuchten wir erstmal ein Cafe für ein kleines Mittagessen. Als wir dann weiterfuhren, schien plötzlich in der Gegend vor Keith die Sonne. Wir waren praktisch Spey abwärts gefahren und hatten die Strecke Inverness - Aberdeen an deren Speybrücke erreicht, die bzw deren westlich anschließender Damm nachmittags ein schönes Fotomotiv abgeben musste.

Und ich entdeckte in realtimetrains, dass in einer halben Stunde ein ominöser Zug von Inverness bis Keith kommen müsste. Bespannt mit Diesellok, 750t Gewicht, das klang ja direkt nach was. Die beiden anderen wollten gern weiter, ich hingegen war neugierig auf das, was da kommen sollte. Eine Baumaschine konnte es ja bei den Fahrplanangaben nicht sein. Nachdem ich mich jedoch der demokratischen Mehrheit gebeugt hatte, lenkten die beiden anderen sofort ein und boten mir Minderheitenschutz an. So kam es also dazu, dass wir doch warteten. Na ja, der Spritzexpress, der da um die Ecke kam, war dann doch etwas ernüchternd. Aber immerhin hatte sich der Sonnenabschnitt stabil gehalten, so dass wir noch auf die Triebwagenkreuzung eine halbe Stunde später warteten. Die Sonne hielt sich prakisch durchgehend --- bis kurz vor der Kreuzung...


Gespannt waren wir auf das, was da schwer arbeitend um die Ecke kommen musste. Der Windhoff Spritzexpress war da dann doch eine gewisse Ernüchterung...


Blick auf einen Class 170 am Ortsrand von Keith. Auffällig sind hier wie vielerorts in den Highlands große Komplexe mit tristen, grauen Lagerhallen, in denen der Whisky alt wird. "Bei uns hat es niemand eilig". Diesen für einen amerikanischen Blended Whisky werbenden Spruch würde ich ja nie auf einen Scottish Single Malt anwenden, aber bei dem in den Hallen lagernden Chivas handelt es sich ausnahmsweise mal um Blended Whisky, laut Wikipedia hauptsächlich für den asiatischen Absatzmarkt.


Wenn der Hund kapituliert und der Knecht mit dem Golfmobil die Schafe auch nicht gebändigt bekommt, muss der Chef den Schafen den Weg zeigen. Autorität ist eben alles...

Danach ging es zügig nach Aberdeen und zwecks Motiverkundung noch ein Stück weiter. In Richtung Küste war man in dicke, tief hängende Wolken hinein gefahren. Viel Regen gab es allerdings nicht. Südlich von Aberdeen gibt es einen phantastischen Streckenabschnitt an der Steilküste entlang, für den wir die Möglichkeiten ausloteten. Wir entdeckten rund um Newtonhill einige Topp-Perspektiven, deren Anblick den beiden anderen bereits aus Büchern und Internet oder von laaaange zurückliegenden Touren bekannt war. Die Steilküste war schon eine Naturlandschaft oberster Güte! So konnten wir nur hoffen, dass morgen auch wirklich Wetter ist.


Die Steilküste bei Muchalls ist eine wunderbare Landschaft. Wir konnten nur darauf hoffen, dass das Wetter morgen tatsächlich gut wird.

Unser Best Western Hotel Summerhill fanden wir in einem nicht gerade einladenden Vorort Aberdeens westlich der Innenstadt. Das Hotel selbst sah von außen scheußlich aus, war innen aber durchaus gut.


Im Best Western Summerhill wird nicht an Körperpflege gespart...

Zum Essen fuhren wir in die Innenstadt, wo wir bald einen Inder fanden. Das Essen war gut, die Bedienung allerdings furchtbar töffelig... Nach einer Runde, um wieder aus der Stadt hinaus zu finden und mindestens zehn "wichtigen" Ampeln (nix los, aber lange rot) war mir klar: Es gibt Städte, die einem auf Anhieb gefallen. Und es gibt Aberdeen.

Montag, 11.05.2015

Wir wollten heute gern mit dem Nachtzug beginnen. Selbst bei Nichtwetter hatten wir eine Gegenlichtperspektive parat, so dass es der Zug auf jeden Fall sein sollte. Frühstück gab es ab 6 Uhr, so dass wir uns zu diesem Zeitpunkt verabredeten. Das Frühstück war dann auch wirklich gut. Spiegeleier wurden gebracht, den Rest konnte man sich vom Buffet nehmen. Diesmal gab es auch Mushrooms und Beans... Das Hotel war nicht verkehrt. Und da wir hier in der Nähe auch noch Abendprogramm hatten, beschlossen wir, um eine Nacht zu verlängern. Das war auch möglich, allerdings nur mit Zimmerwechsel. Aber: Mit höheren Preisen unter der Woche hatten wir ja gerechnet. Dass das Einzelzimmer nun aber gleich 145 statt 39 £ kosten sollte, ließ uns erstmal die Unterkiefer nach unten klappen. Da ohnehin die Zimmer zu wechseln waren, konnten wir auch direkt auschecken und was anderes suchen.

Für den Nachtzug suchten wir eine Stelle mit Blick auf Newtonhill auf. Während auf dem Land vielfach noch der Hochnebel waberte, stand die Sonne relativ ungehindert über der See. Der Nachtzug ging topp, doch die unpassend hässlich im neuen Serco Design lackierte Lok zeigte, was für ein Glück wir auf der Highland Mainline mit der EWS-roten Lok gehabt hatten.


Der Blick durch das Teleobjektiv auf Newtonhill mit seiner Signalbox. Der Class 158 befindet sich auf dem Newtonhill Viaduct.


An derselben Stelle begegnet uns der Nachtzug, die Kurswagengruppe des "Caledonian Sleeper" nach Aberdeen. Die Lok, Class 67 010 erstrahlt frisch im Design des neuen Betreibers Serco. Wobei das Wort "erstrahlt" bei dieser fürchterlich-finsteren Unfarbe vielleicht nicht wirklich anwendbar ist...

Danach liefen wir bei Muchalls an die Küste. Da war schon allein das Sein herrlich. Es handelt sich wirklich um eine beeindruckend schöne Steilküste. Der HST bekam hier schon Seitenlicht, aber die Küstenpartie lag noch ziemlich im Schatten. Das gab sich erst im Laufe der Zeit. Zu einem 170 fuhren wir auch nochmal rüber auf eine Feldwegbrücke zwischen Newtonhill und Portlethen, wo es viel blühenden Ginster gab. Die übrige Zeit verbrachten wir an der Steilküste. Das war Urlaub! Leider ging der zweite HST, zu dessen Zeit die Küste schon viel besser angestrahlt war, in Wolke ab. Zwischenzeitlich konnten wir über die Booking App Zimmer im Bahnhofshotel Aberdeen buchen.


Die Steilküste bei Muchalls ist ein Kleinod. In einigen der Felsen gibt es sogar natürliche Torbögen.


Blick über den Grim Haven bei Muchalls. Hinten rollt gerade ein HST über den Muchalls Viaduct.


Ein Cross Country Class 221 passiert den Muchalls Mill Viaduct.


Steilküstenlandschaft Grim Brigs bei Muchalls.


Zwischen Portlethen und Newtonhill führt die Strecke durch weite Ginsterflächen.


Und nochmal die Grim Brigs bei Muchalls. Ganz hinten fährt ein Class 170 durch das Bild.


Küstenlandschaft bei Muchalls, kurz vor den Toren Aberdeens.

Die Wolken vermehrten sich prächtig. Für Horst und Frits brach nun eh die Hochlichtphase an (mir wäre ein mittäglicher Sonneneinfallwinkel von 50° egal gewesen, wenn man schon mal hier ist), und wir alle konnten langsam gut mal wieder was zu uns nehmen. Gründe genug, das Auto auf dem Marktplatz von Stonehaven hinzustellen und sich in ein Café zu verkrümeln. Für mich gab es Tagessuppe an Cheese & Ham Sandwich. Da war dann aber auch wirklich nur Cheese & Ham drauf, nicht mal ein Salatblatt war dabei. Da habe ich in GB schon liebevoller zubereitete Sandwichs gesehen.

Als wir satt waren, fuhren wir nach Carmont. Es war für uns wohl das fünfte Mal dort. Es ist dort einfach schön, war aber stets wettertechnisch mühsam. So auch diesmal. Aber nachdem wir einige heftige Regengüsse im Auto schlafenderweise überbrückt hatten, ging bischen was. Der HST natürlich nicht, der Güterzug hatte vorn keine Kisten drauf, beim einzigen 170 mit Sonne sah die Blockstelle durchgeschaltet aus. Na ja, letzteres ist nur ein kleines Detail, zugegeben...


Ein Güterzug, dem vorn die Kisten fehlen, sieht bescheuert aus. Deshalb habe ich an diesem Bild etwas rumgepfuscht und dem Zug elektronisch die ersten acht Kisten nachträglich aufgeladen. Wäre sonst einfach schade um die Aufnahme mit den herrlich passenden Wolken gewesen.


Ein Class 170 in neuer Farbgebung passiert die Blockstelle Carmont bei Stonehaven. Der Einschnitt im Hintergrund ist übrigens ein natürliches Bachtal!

Unser Hauptaugenmerk lag nun allerdings auf dem Abendprogramm an der Steilküste. Also die Motive, die wir gestern entdeckt hatten. Und es sah wirklich so aus, als ob es einer dieser wunderbaren klaren Abende werden würde. Die Wolken lösten sich zunehmend auf und wir befanden uns rund um die Dörfer Muchalls und Newtonhill in einer traumhaften Landschaft wieder. Unser Konzept mit den einzelnen Standpunkten wurde durch die starke Verspätung eines Zementzuges etwas verunsichert, aber nicht wirklich aus der Bahn geworfen. Als Bonus gab es sogar für die schönste Perspektive den Royal Scotsman oben drauf. Seit einigen Tagen darf er ja wieder mit den Museumsloks seines Betreibers West Coast fahren. Und auch der stark verspätete Zementzug kam noch, als wir auch topp für ihn standen.


Ein Class 43 von (neuerdings) Virgin vor der Nordsee. Im Hintergrund ist der Muchalls Mill Viaduct zu sehen.


Blick von einer Brücke im Ortsbereich von Muchalls auf einen der halbstündlich fahrenden Scotrail Class 170.


Blick von Norden auf den Muchalls Viaduct. Im Hintergrund die Grim Brigs.


Der Royal Scotsman an der Küste bei Muchalls. Zuglok ist eine Class 47. Für mich eines der schönsten Bilder der Tour - und das gar nicht mal wegen des speziellen Zuges.


Ein kurzer Class 158 durch das Teleobjektiv betrachtet.


Derselbe Ausblick nochmal mit HST. Ganz bis London geht es zu so später Stunde zwar nicht mehr, aber immerhin noch bis Leeds.


Die Class 170 passen wunderbar auf den Muchalls Viaduct. Das Gewässer im Hintergrund ist die Nordsee.


Zwischen Nordsee und Ginster unterwegs ist auch der Freightliner Zementzug, der mit einigen Stunden Verspätung Aberdeen verlässt - hier ebenfalls bei Muchalls.


Und nochmal der Muchalls Viaduct mit passendem Class 170.


Ausblick aus dem Station Hotel auf Aberdeen, die graue Stadt am Meer.

Es war tatsächlich ein herrlicher Abend gewesen! Gegen 20.00 checkten wir im Station Hotel ein. Danach suchten wir wieder den Inder von gestern auf. Trotz der dödeligen Kellner: Das Essen war wieder mal topp gewesen. Das Parken in Hotelnähe erwies sich als etwas schwierig. Doch letztendlich stellten wir uns in eine Ecke des engen Hotelparkplatzes, in der wir einem anderen Fahrzeug das Rauskommen etwas erschwert haben dürften. Nach einer kurzen Runde zum Bahnhof ging es direktemang zum Zimmer.

Dienstag, 12.05.2015

Ein ganz fettes Plus hat sich das Station Hotel schon damit verdient, dass es ab 4.30 Frühstück gibt! Das ist doch eine klasse Sache! Wir nutzten dieses Angebot allerdings erst ab 5.45. Der Morgen sah durchaus chancenreich aus, doch als wir bei Muchalls für den Sleeper bereitstanden, hatte es sich ziemlich bewölkt. Zwecks Standpunktsuche hatte ich vorher noch einen Abstecher zur Feldwegbrücke beim Bauernhof westlich des Muchalls Mill Viaducts gemacht, doch der Einschnitt war noch verschattet. Von der Hofzufahrt im dicksten Berufsverkehr wieder nach rechts (Linksverkehr!) auf die Schnellstraße abzubiegen, war schon mörderisch...


Ein letztes Bild vom Muchalls Viaduct gibt es an diesem Morgen im Gegenlicht mit dem Sleeper. Die Wolkendecke rückte leider parallel zu uns vor!

Wir fuhren weiter südwärts. Immer wieder mal hielten wir in Sonne an, doch die geschlossene Bewölkung zog genau hinter uns her. Vor Wolken kann man bekanntlich nicht fliehen. So ging ein Foto mit Semaphoren des Bf Arbroath auch nur ohne Sonne. Gegenüber von Dundee entdeckten wir in einem Wohngebiet von Wormit am Südufer des Tay rund um die Crosshill Terrace einige herrliche Ausblicke auf die Taybridge der Bahn. Aber auch hier war die Bewölkung sogleich zur Stelle. Wir fuhren weiter nach Leuchars. Hier hatten wir mehr Glück. Hier gab es ein relativ großes Wolkenloch. Und das Warten auf der Bahnhofsbrücke im wirklich laut pfeifenden Wind war schon sehr stimmungsvoll...


HST Aberdeen - London und die Semaphor Signals von Arbroath.


Zwei Stunden später folgt der zweite HST Aberdeen - London, hier im Bf Leuchars. Leuchars besteht aus einer riesigen eingezäunten Siedlung. Hier befindet sich ein großer Militärflugplatz der RAF.


Irgendwie kamen uns heute nur HSTs vor die Linse... Der Zug von Leeds nach Aberdeen hat gerade Umsteiger zum Bus nach St Andrews ausgespuckt und setzt seine Fahrt nun fort.

Leuchars ist Umsteigepunkt auf die Busse nach St Andrews mit dem Eliteinternat und dem bekannten Golfplatz. Ob Prinz William hier auch umgestiegen ist, wenn es mal wieder Zeit wurde, Oma die Wäsche zum waschen vorbei zu bringen? Wir fanden in einem der nächsten Orte, Balmalcolm, ein nettes Hofcafé fürs Mittagessen. Es hieß "Muddy Boots" und hatte einen interessanten Hintergrund. Irgendwann war der Absatz der eigenen Ernte dadurch erschwert worden, dass Tesco seinen Teil der Ernte nicht mehr abnehmen wollte. Man begann, seine Himbeeren an Ständen an der Straße zu verkaufen. Das war der Grundstein für den Hofladen mit dem Café. Wir aßen einen leckeren Angusburger mit Potatowedges (durch Angus waren wir eben auch gekommen, das ist die Gegend vor Dundee) und hinterher noch lecker Kuchen.

Nachdem wir weiter gefahren waren, überkam uns doch eine gewisse Müdigkeit. Auf dem Strandparkplatz von Kirkcaldy warfen wir uns daher erstmal ausgiebig in Morpheus' Arme, während - analog zu gestern - einige heftige Schauer auf das Auto prasselten. Eigentlich erst ziemlich spät und nach dem Durchblättern des einen oder anderen Bildbandes, der im Auto rumflog, realisierten wir, dass es durchaus wieder ganz gut aufgelockert hatte. Nach Motiven ausschauend ging es entlang der Küste weiter. In Kinghorn entdeckten wir einen klasse Ausblick auf den Haltepunkt. Orts- und Seekulisse hatten dabei fast schon was von Cinque Terre. Immerhin klappte dann auch ein 170 mit Sonne, bevor sich wieder fette Wolken davor schoben.


Auf der Küstenstrecke des Fife Circle gibt es immer wieder schöne Ausblicke auf das Wasser, so auch im Ortsbereich von Kinghorn.

Nun wurde es langsam Zeit für die lokbespannten Fife Circle Züge, die mit der Class 68. Für die gab es ja nicht ganz so viele Möglichkeiten. Deshalb suchten wir nochmal den lauten Ginsterhügel an der Autobahn mit dem hässlichen Vordergrund auf. Alles war bestens, die Sonne schien sich hier am Forth besonders stabil zu halten und unten rollten die Triebwagen des Berufsverkehrs wie blöde. Nur mit den 68ern sollte es nicht klappen. Rechtzeitig zum ersten Lokbespannten verschwand die Sonne im fetten Gewölk und ward nicht mehr gesehen...


Der Jamestown Viaduct bei Inverkeithing ist ja bereits bekannt. Dieses Foto zeigt den Überblick über die Verkehrssituation dort. Für Autofahrer gibt es einen großen Park and Ride Platz mit Parkhaus, doch der Zug hält hier gar nicht. Man kommt nur per Fahrgemeinschaft oder per Bus weiter über die Forth Road Bridge in die Großstädte. So lässt sich kein Stau umgehen (wobei der Bus abschnittsweise eine eigene Spur hat).


Und mit etwas größerer Brennweite ein Class 170.

Die lokbespannten Züge befahren den Ring nachmittags im Uhrzeigersinn, also hin durchs Binnenland und die Küstenstrecke zurück. Der eine davon mit Reisenden, der zweite als Lr. Wir hatten vorgehabt, den Zügen in Burntisland an der Grünanlage am Ortsrand aufzulauern. So richtig gefallen hat es mir dort dann aber nicht, ich hätte gern zumindest für den ersten der beiden Züge einen Blick auf Kirkaldy mit Meer im Hintergrund aufgesucht. Doch das war nicht mehr zu schaffen. Burntisland ging zwar an sich, doch vor der Bahn steht halt durchgängig ein Maschendrahtzaun. Im Nachhinein war der gar nicht sooo auffällig, insbesondere nicht beim zweiten Zug, den ich mit Normalobjektiv aufnahm.


Der erste Lokbespannte des Fife Circle kehrt als Nahverkehrszug über die Küstenstrecke nach Edinburgh zurück und passiert den Park von Burntisland.


Der zweite Lokbespannte folgt als Lr im Blockabstand durch Burntisland und fährt dann direkt zur Abstellung nach Motherwell, das schon im Speckgürtel von Glasgow liegt.

Horst und Frits hatten sich auf eine Brücke gestellt, doch da störte mich so ein hässliches Gebäude am Gleis. Immerhin gingen beide Züge mit Sonne. Das war keine Selbstverständlichkeit an diesem Nachmittag. Als wir hier genug hatten, fuhren wir doch noch mal zum Ortsblick auf Kirkcaldy, doch die geeigneten langen Züge waren nun alle durch. Paar schöne Landschaftsaufnahmen gelangen aber noch.


Ein Bauernhof an der Küste vor den Toren von Kirkcaldy.


Uniforme Häuserzeile einer Wohnsiedlung von Kirkcaldy am Meer. Und davor ein Class 170.

Gebucht hatten wir das Woodside Hotel in Aberdour. Mit diesem Hotel verbinden wir eine unserer übelsten Unterkunftsuchen von all unseren Reisen. Wir hatten wie gestern Abend bei Aberdeen bis Sonnenuntergang fotografiert und wollten uns dann eine Unterkunft suchen. Die Internet Buchungsportale standen damals erst in den Kinderschuhen, und mobil ins Internet kam man auch nicht so einfach. Also sprach man halt abends direkt beim Hotel vor. Doch an diesem Abend hatte niemand mehr etwas für uns frei. In Aberdeen war Oilweek, eine große Messe, und Unterkünfte waren bis Dundee und Perth ausgebucht. Wir haben wohl in fünf Orten bei über zehn Hotels und Pensionen nachgefragt. Na ja, näheres siehe GB Reisebericht September 2011. Jedenfalls war es das Woodside Hotel in Aberdour, das letztendlich Platz für uns hatte. Mit dem Hotel selbst verbinden wir also positive Erinnerungen... Vorm Einchecken ging es aber noch zum Inder in Inverkeithing. Der Kellner erkannte uns auch gleich wieder. Kein Wunder, waren wir doch wieder die einzigen Gäste (hoffentlich nicht seit letzten Donnerstag...).

Mittwoch, 13.05.2015

Heute sollte es auch mit den lokbespannten Zügen des Fife Circle losgehen. Morgens gibt es ja nur den Lr, den wir letzte Woche aus Unwissenheit verpasst hatten (wir hatten im Fahrplan gedacht, das wäre ein Güterzug), der gegen den Uhrzeigersinn entlang der Küste hochfährt und ab Cardenden Leute nach Edinburgh mitnimmt. Eine zweite Leistung, die als Personenzug einmal die Schleife komplett gegen den Uhrzeigersinn befährt, war ja die letzte Woche fotografierte, die auch als Triebwagen kommen kann. Diesmal trafen wir um 6.15 in dem Wohngebiet von Kirkcaldy ein, von dem der Pfad entlang der Küste beginnt. Leider war der Himmel jetzt ziemlich dicht. Zudem kam der Lr eine Viertelstunde vor Plan. Zwei handfeste Gründe, die gegen ein Foto sprachen, denn wegen Wolkenhaderei waren wir eh noch nicht im Motiv. Aber die 68 machte einen tollen, kräftigen, grummeligen Sound!


Der Seafield Tower ist die Ruine eines mittelalterlichen Befestigungsturms bei Kirkcaldy.


Das Motiv beim Hof Linton Court zwischen Kirkcaldy und Kinghorn hatten wir schon am ersten Tag. Aber weil das Morgenlicht so schön war (zumindest bei diesem einen Nachschuss), gibt es die Stelle halt nochmal.

Ich lief mal den Pfad ein ganzes Stück hinein, bis man von der anderen Seite den Fotoabschnitt einsehen konnte. Auch das sah sehr hübsch aus, weil man da die Giebelreihe eines Bauernhofes im Motiv hatte. Außerdem war die Morgenstimmung mit Blick auf den Firth of Forth einfach nur wunderschön. Mehr als einen Triebwagennachschuss am Standpunkt von letzter Woche bekamen wir allerdings nicht hin. Der zweite Umlauf fuhr wieder als Triebfix. Für die Rückfahrt des Lokbespannten, der vorhin als Lr hochgefahren war, wollten wir gern nochmal die Forthbridge aufsuchen. Im dicksten Berufsverkehr auf Edinburgh stellten wir uns bei der Forthquerung am Stau hinten an, schafften es aber noch gut ins Motiv zu kommen.


Und nochmal die Forthbridge mit der einzigen morgendlichen Class 68 Leistung in Stoßrichtung.

Das hatte sogar mit Sonne geklappt. Nun hatten wir uns ein Frühstück verdient und fuhren dazu ins Hotel zurück. Wir hatten schon beim Auschecken angekündigt, dass wir evtl zum Frühstück wiederkämen. Das Scottish Breakfast war dann auch sehr lecker. Der Vormittag war noch nicht vorbei. Für den ersten HST von Aberdeen stellten wir uns auf einen Parkplatz an der Promenade von Burntisland. Die Wolken waren allerdings sehr übermächtig. Es wurde die korrekte Veräppelung. Die Wolken zogen aus allen möglichen Richtungen in alle möglichen Richtungen. Die Häuser hinter der Bahn waren minutenlang in der Sonne, ohne dass die Bahn angestrahlt gewesen wäre. Ein einziger 158 klappte halbwegs.


Immerhin gingen paar Gegenlichtschüsse am Ufer in Burntisland.


Teils ergaben sich schöne Beleuchtungssituationen. Die Erskine Church von Burntisland, dahinter der 191m hohe "The Binn".


Immerhin ein Zug kam in Sonne vorüber...

Eigentlich hatten wir ja nun noch den schönen Blick auf die Taybridge machen wollen, den wir vorgestern entdeckt hatten. Gerade noch rechtzeitig stellten wir fest, dass wir dafür ja viel zu spät waren. Somit ging es auf die lange, aber wunderschöne Reise einmal "quer durch". Nämlich quer durch die südlichen Highlands. Der Wetterbericht für die Westküste sah nämlich so aus:


Eine Traum-Wettervorhersage für schottische Verhältnisse - jedenfalls für unseren letzten Fototag! Ab Freitag durfte es gern schlechter werden...

Wir fuhren Autobahn bis Perth, dann die Landstraße über Methven, Crieff, Lochearnhead erstmal nach Crianlarich, wo wir auf die Westhighlandline trafen. Unterwegs sahen wir immer wieder Bahndämme und -viadukte von längst verflossenen Bahnstrecken. Was hat es selbst hier in der Wildnis für ein unglaublich dichtes Streckennetz gegeben! Teilweise haben sich zwei "Mitbewerber" in kurzer Entfernung voneinander ihren Weg durch das Gebirge gesucht, teils auf spektakulärer Trasse. Bei Lochearnhead dachten wir, nachdem auf kurzer Distanz zwei Bahndämme auf sehr unterschiedlichen Höhenniveaus auftauchten, dass Stück weiter im Tal eine Spitzkehre kommen müsse. Aber das waren natürlich schon wieder zwei verschiedene Bahnlinien. Oben handelte es sich um die Caledonian Railway (Edinburgh-) Dunblane - Crianlarich (-Oban), die hier spektakulär über einen richtigen Gebirgspass führte! Unten handelte es sich um die Zweigstrecke Balquhidder - Crieff, zu der wir bislang parallel gefahren waren.


On the road, kurz vor Crianlarich. Wir steuern auf den Ben More (1174m) zu.

In Crianlarich gab es im Tearoom auf dem Bahnsteig Mittag. Und wir versuchten die Unterkunft in Fort William zu buchen. Das war nun ein ganz schwieriges Unterfangen, weil alles im Internet Buchbare weitestgehend ausverkauft war. Und wir hatten kaum Empfang. Während wir nach Tyndrum fuhren, wo der Empfang besser klappte, waren auch noch die letzten Betten im Travelodge weg, die wir in Crianlarich schon "zu fassen" hatten, aber mangels hinreichender Datenverbindung nicht buchen konnten. Am Ende gab es ein Dreierzimmer im B&B "The Glen Tower Lower Observatory". Immerhin hatten wir was.

Das Konzept war nun, gegen 15 Uhr einen Zug auf der Oban Piste zu machen und dann an der Küste zu den 17-Uhr-Zügen auf der Mallaig Piste nordwärts zu fahren. Hier unten an der Oban Strecke hingen die Wolken allerdings noch sehr dicht über dem Tal, nur vereinzelte Wolkenlöcher. Deshalb ließen wir den Zug sausen und fuhren nordwärts. Diese Straße war im Gegensatz zu aus Norwegen bekannten Küstenstraßen herrlich leer, führte kaum durch Besiedlung, dafür aber durch herrlichste Landschaft. Hier ein Castle, da eine alte Eisenbahnbrücke, denn auch hier hatten früher mal Schienen gelegen. Durch Fort William ging es zunächst mal ohne Halt, denn von Mallaig her war "es" schon am rollen. Wir bauten uns trotz akuten Wolkenbefalls an einem Punkt mit Weitblick auf den Ben Nevis auf und hofften einfach mal.


Trotz noch massiver Wolkenpräsenz gelangen westlich Glenfinnan Sonnenaufnahmen auf den doppelten 156 Mallaig - Glasgow, sowohl im Vorschuss, ...


... als auch im Nachschuss mit weitem Blick bis zum Ben Nevis, der bei Fort William aus dem Boden wächst.

Der Zug kreuzte in Glenfinnan mit einem Westfahrer. Für diesen wollten wir uns etwas mehr in Richtung Küste verlegen, weil es dort relativ wolkenarm war. Wir nahmen den Loch Nan-Uamh Viaduct von der Seite. Auch ein Klassiker, nur das Fahrwerk des Zuges darf man nicht suchen.


Loch Nan-Uamh und der nach ihm benannte Viadukt. Oben drüber rollt ein Class 156 der Relation Glasgow - Mallaig.

Die Züge sind derartig langsam, dass wir vor Mallaig schon wieder ca acht Minuten Vorsprung herausgefahren hatten. Wir entdeckten am Ortsrand von Morar eine hübsche Stelle von der Straße aus. Bei letzter Vegetationskontrolle muss sich allerdings das Blendenrädchen verstellt haben. Die Aufnahme habe ich völlig verhauen. Ich nahm den Zug dort nochmal auf der Rückfahrt und ließ mich danach von Horst und Frits aufgabeln, die bei Mallaig gewartet hatten. Weitere Aufnahmen von dieser Fahrt gelangen uns noch am Loch Eilt, wobei leider nur beim Gegenlichtschuss die Sonne voll da war.


Derselbe Class 156 am nördlichen Ortsrand von Morar.


Am Loch Eilt, nunmehr in der Abendperspektive vom anderen Seeufer aus, gelingt ein schöner Gegenlicht-Schuss,...


... doch mit dem Licht musste ich früher auslösen als geplant, weil der Zug dann in einen Wolkenschatten hinein fuhr.

Die Fahrt entlang des Loch Eil (nicht Loch Eilt!) auf Fort William und den Ben Nevis zu war wunderschön. Nachdem ich die beiden anderen immerhin für einen Landschaftsblick zum halten bewegen konnte, wurde der Ausblick sogar als Foto umgesetzt. Die Beleuchtung des Vordergrundes war natürlich gerade ausgegangen.


Ein Landschaftsblick mit dem Loch Eil und dem Ben Nevis. Die ähnlich klingenden Namen der Gewässer von Fort William bis Arisaig an der Küste lauten Loch Eil, Loch Eilt und Loch Ailort. Nur der Loch Eilt ist ein See, die anderen beiden sind Fjorde.

Ein allerletzter Programmpunkt sollte jetzt die Ausfahrt des Sleepers nach London sein. Wobei der erste Abschnitt hinter Fort William nur durch Wald führt und als relativ unfotografierbar gilt. Große Hoffnung auf einen vernünftigen Schuss hatten wir eigentlich gar nicht. Als wir zwischen Fort William und Spean Bridge eine Rodung als vermutlich günstigste Stelle ausgemacht hatten, liefen wir schon zu einem spitzeren Standpunkt, als mir auffiel, dass man von einer abzweigenden Nebenstraße was mit seitlicherer Perspektive machen können sollte. Nur die Hauptstraße quer durchs Bild könnte zu Autoschäden führen. Das erwies sich dann auch als richtig toller Panoramablick zu Füßen des Ben Nevis, des mit 1344m höchsten Berges Großbritanniens. Der Zug machte es mächtig spannend. Doch das Licht ging erst kurz hinterm Zug aus. Das war ein Tageshöhepunkt gewesen!


Der Caledonian Sleeper, Kurswagengruppe Westhighlands, hat seinen Startbahnhof Fort William verlassen und rollt bei Achnabobane auf den Bahnhof Spean Bridge zu. Als Kulisse dient die Ben Nevis Range, bestehend aus den Gipfeln Aonach Mor (1221m, links), Carn Mor (1220m, mitte) und Ben Nevis selbst (1344m, rechts/hinten, höchster Gipfel und höchster Punkt Großbritanniens ist unmittelbar hinterm Grat des Carn Mor zu sehen).

Unsere Pension war vollkommen in Ordnung, das Zimmer sehr großzügig, und wir wurden herzlich von Trevor, dem Hausherrn, empfangen. Danach war die Zeit reif für paar Schritte in die Innenstadt durch die Fußgängerzone zum Inder.

Donnerstag, 14.05.2015

Für heute hatte der BBC Wetterbericht ausschließlich das Sonnensymbol verwendet, jedenfalls für Fort William. Wir wollten in der Gegend bleiben und bestellten schon mal für abends die gewohnte Einzel- und Zweibettkombination im örtlichen Best Western. Nicht, dass uns die Pension nicht gefallen hätte, aber zu dritt in einem Zimmer ist's doch etwas eng. Den Morgen ließen wir trotz Sonnenscheins sehr ruhig angehen, den Zug 6.30 ab Mallaig ließen wir unfotografiert.


Ein windstiller Morgen unter blauem Himmel am Ufer des Loch Linnhe, direkt vor unserer Pension in Fort William.

Das Frühstück war sehr stilvoll, wie überhaupt die gesamte Einrichtung der alten Villa, die dem Namen nach früher offenbar auch einem funktionellen Zweck gedient hatte. Mit einer alten Australierin wurden paar Worte darüber gewechselt, was für ein lovely morning das denn sei. War es auch. Zehn Minuten nach dem zu fotografierenden Zug starteten wir und hatten am geplanten Motiv in Kinloid noch zehn Minuten, um in die Hügel hochzusteigen. Das Panorama war traumhaft. Man sah das Meer und die vorgelagerten Inseln Rum (mit den spitzen Bergen) und Eigg (der Tafelfelsen).


Der erste Zug von Fort William ist hinter Arisaig auf dem Weg nach Mallaig. Der Doppel-156 in beiden Farbgebungen passiert die verstreuten Höfe von Kinloid.

Für die Rückfahrt gab es den Plan eines Nachschusses auf den Glenfinnan Viaduct. Dies hauptsächlich deshalb, weil unmittelbar vorher der Dampfzug, der Jacobite Steamtrain, in der richtigen Richtung über das Viadukt käme. Da ich nicht so der Fan dieser Betonbrüstungsviadukte bin, setzte ich die beiden kurzerhand dort ab und bezog für den Triebwagen Posten vor Glenfinnan. Dort hatten wir gestern zwar schon einen Triebwagen im Gegenlicht, aber bei dem Panorama durfte es die Perspektive gern nochmal mit dem Licht sein.


Kurz vor Glenfinnan kommt dieselbe Zuggarnitur zurückgerollt. Zwischen Loch Eilt und Glenfinnan ist ein kleiner Pass zu queren.

Der Dampfer, der leider den Viadukt im Wolkenschatten gequert hatte, hatte in Glenfinnan zwanzig Minuten Aufenthalt. Nachdem die beiden anderen mühsam von ihrem Aussichtspunkt herabgeklettert waren, fuhren wir dem Steamer voraus an die Fotokurve am Loch Eilt. Dort war das Licht gerade eben auf der Zugseite. Ein älterer Fotograf stand da auch schon auf dem Hügel. Wir hatten uns für ihn in den Sichtschatten eines Felsens aufgestellt, doch dann fasste ich mich doch noch ans Herz und spurtete und sapschte hoch zu ihm. Er klagte mir sein Leid, dass er hier schon oft gestanden habe und der Wind immer ungünstig gewesen wäre, so dass die Dampfwolke nach vorn (er meinte wohl vor den Zug) geblasen wurde. Probleme, die ich normalerweise bei der Eisenbahnfotografie nicht habe...


Der Jakobite Steam Train: Für viele Eisenbahnfans das Hauptziel in dieser Gegend, für uns ein willkommener Beifang zwischen den rar gesäten Planzügen. Außer dem Dampfzug fahren hier nur vier Zugpaare im Regionalverkehr am Loch Eilt entlang.

Diesmal war er auch nicht zufrieden. Ich schon... Für den Nachmittag hatten wir ja nun ganz was anderes vor. Es näherte sich der Alumina Tanks Güterzug nach Fort William, den wir abends beim Aufstieg ins Rannoch Moor Gebirge fotografieren wollten. Bis dahin war natürlich noch viel Zeit, aber wir wollten die "Hochlichtphase" nutzen, um schon mal auf die andere Seite des Gebirges zu kommen. Vorher hatte Frits noch die Brücke über den River Orchy beim Zufluss in den Loch Awe an der Obaner Zweigstrecke auf dem Zettel. Dorthin nahmen wir wie gestern nach Fort William die Küstenstraße über Connel Ferry. Ich setzte die beiden an der Brücke ab und wollte noch am Loch Awe Verschiedenes erkunden. Die Ortschaft Loch Awe selbst war wunderschön, doch das Licht war da am Ufer für den Zug schon sehr spitz.


Das Castle Stalker aus dem 14. Jh im Loch Laich (Bucht des Fjordes Loch Linnhe) bei Appin.

Eine Option wäre ein Stück westlich auch die Dokumentation einer interessanten Sicherungstechnik gewesen. Dort stehen auf 6,5 Kilometern Streckenlänge doppelseitige Semaphorsignale im Abstand von je paar hundert Metern (Viertelmeile) an der Strecke, die "Pass of Brender Stone Signals". Oberhalb des Gleises gibt es Drähte. Wenn durch Steinschlag ein Draht unterbrochen wird, sorgt eine hochinteressante Seilzugtechnik für einen Haltfall dieser sonst immer Fahrt zeigenden Flügelsignale. An diesen Signalen befinden sich dafür auf Gestellen interessante Spannwerke oder Umlenkrollen. Uralte Sicherungstechnik, die begeistert! Dieser Streckenabschnitt ist trotz paralleler Straße schwer zugänglich, aber am Haltepunkt Falls of Cruachan sollte solch eine Anlage gut vom Bahnsteig aus einsehbar sein. Aber mit Licht wäre das was für später am Tage gewesen. Mir war das schöne Wetter für eine Dokuaufnahme doch etwas schade gewesen, und so fotografierte ich den Zug auch auf der Orchybrücke, aber vom Hang auf der anderen Talseite.


Ein Class 156 von Glasgow nach Oban quert hinter Dalmally die Brücke über den Zufluss des River Orchy in den Loch Awe. Im Hintergrund thront der Beinn Chuim (880m).

Nun, nach 15 Uhr, hatten wir endlich Zeit für das Mittagessen. Es gab halt jetzt weit und breit keinen zu fotografierenden Zug. Abgesehen von dem Triebwagen Oban - Glasgow, den wir angesichts der "vielen" im Fahrplan enthaltenen Züge glatt übersehen hatten. So saßen wir im sonnendurchfluteten Erker des Tyndrum Inn. Für mich gab es Chicken Tyndrum. Da war sogar Haggis dabei...


Chicken Tyndrum im Tyndrum Inn. Das da oben drauf ist Haggis - dadurch wird das Gericht zu etwas Schottischem...

Nachdem wir unser Bäuerchen gemacht hatten, suchten wir für den nun anstehenden Güterzug nach paar Fotomöglichkeiten. Und dann begann oben auf der Passhöhe des County March Summit das Warten. Und das Raten. Die Zuglaufmeldungen hier auf der im Zugleitbetrieb gefahrenen Westhighlandline waren etwas dürftig und wir konnten nur raten, wo der Güterzug mit dem Triebfix Oban - Glasgow gekreuzt haben konnte. Derweil wuchsen die Schatten in unserem Motiv... Aber genau zur Planzeit wurden wir erlöst. Der Zug kam auch ohne Zuglaufmeldung von Crianlarich im fetzigen Licht des Abends wunderbar und die Schatten waren noch nicht zu dicht am Gleis. Nach Verfolgung gab es noch einige landschaftsbetontere Fernschüsse auf den Zug.


Der Alumina Tanks Zug betritt die Bühne. In einem hellen Keil zwischen einem Waldstück auf der Flanke des Beinn Odbar (944m) und den Schatten im Vordergrund bestreitet die GBRf Class 66 737 mit ihrem beladenen Zug die letzten Meter bis zur Passhöhe des County March Summit.


Um hinterm Pass an Höhe zu verlieren, wird ein Talkessel vollständig umrundet. Dieses Streckenstück nennt sich "Horse Shoe Curve".


Hinter Bridge of Orchy geht es dann allerdings schon wieder stramm aufwärts auf das Rannoch Moor, hier mit Loch Tulla im Vordergrund.


Der Leihwagen zusammen mit den Alumina Tanks.

Das hatte wirklich gut geklappt! Weiter konnte man den Zug mangels paralleler Straße nicht verfolgen. Nun wollten Frits und Horst gern den Sleeper ab Fort William an der Stelle haben, an der ich ihn gestern fotografiert hatte - mit dem Ben Nevis im Hintergrund. Deshalb ging es nun relativ zügig wieder zurück nach Fort William. Die Fahrt über die Gebirgshochfläche war wunderschön. Leider haben wir uns keine Zeit für Landschaftsfotos genommen. In Fort William waren wir nun so früh, dass wir sogar dem VT aus Mallaig ein Stück entgegenfahren konnten. Auch für diesen gab es ein Motiv mit Ben Nevis, und zwar am Haltepunkt Loch Eil Outward Bound.


Der Abendzug von Mallaig nach Fort William am Loch Eil mit Kulisse des Ben Nevis.

Dann ging es rüber an den Glasgower Streckenzweig. Ich versuchte eine kleine Variation mit komplettem Teich im Vordergrund. Nur aufgrund dieses minimalen Standortunterschieds reflektierte der Zug heute an anderer Stelle, nämlich schon auf der Lok. Der Nachtzug hatte in Spean Bridge Kreuzung mit dem Alumina Tankzug, so dass wir diesen in dem herrlichen Abendlicht nun auch noch - spitzer stehend - umsetzen konnten. Mit der Rodung bzw Moorstelle haben wir auf diesem sonst nahezu unfotografierbaren Abschnitt wirklich Glück gehabt.


Der Caledonian Sleeper, Kurswagengruppe Westhighlands, hat seinen Startbahnhof Fort William verlassen und rollt bei Achnabobane auf den Bahnhof Spean Bridge zu. Als Kulisse dient die Ben Nevis Range, bestehend aus den Gipfeln Aonach Mor (1221m, links), Carn Mor (1220m, mitte) und Ben Nevis selbst (1344m, rechts/hinten, höchster Gipfel und höchster Punkt Großbritanniens ist unmittelbar hinterm Grat des Carn Mor zu sehen).


Da isser wieder: Nach Kreuzung mit dem Sleeper in Spean Bridge geht es für die Alumina Tanks in den Endspurt nach Fort William. Er hat einen vollkommen anderen Weg genommen als wir!

Diesmal waren wir im Best Western Imperial Hotel zu Fort William einquartiert. Wieder so ein herrlich verschachteltes altes Gebäude. Hier ein Treppchen hoch, da ne Gangabzweigung, Treppe in ne andere Richtung usw. Die beiden anderen hatten ausgerechnet jetzt, an unserem letzten Abend keine Lust auf Inder. Na gut, die Mahlzeit in Tyndrum war auch noch nicht sooo lange her. Dennoch schlugen wir beim Italiener unten im Hotel wieder ganz gut zu.

Freitag, 15.05.2015

Heute hatten wir nur noch ein Ziel: Den Flieger zu erreichen, den wir heute Abend ab Manchester gebucht hatten. Da wir nicht damit gerechnet hatten, dass wir wirklich die ganze Zeit in Schottland bleiben würden, hatten wir uns für einen Rückflug aus der Mitte der Insel entschieden. So würden wir heute also doch noch englischen Boden betreten - im Transit quasi. Das Frühstück war für 8 Uhr verabredet. Draußen war es trübe - wie gut passte das denn?

Die Fahrt hoch aufs Fjell ging dank guter Überholkonzepte von Frits relativ zügig. Die Landschaft da oben im Rannoch Moor war wieder mal phantastisch. Ätzend wurde es hinter Crianlarich am Loch Lomond. Die große Hauptstraße Fort William - Glasgow, über die sich wirklich alles wälzt, führte eng und kurvenreich am See entlang. Schade war nur, dass sich Busse und LKWs gegenseitig nur im Schritttempo begegnen konnten. So krochen wir also im Schleichtempo am Seeufer entlang. Teilweise stand der Verkehr komplett. Der Wunsch nach einer Rollenden Landstraße auf der Westhighlandline wurde laut.

Hinter Tarbet wurde die Straße breiter und besser. Ab Glasgow ging es auf die Autobahn. Die Fahrt war ereignislos. Sieben Stunden vor Abflug betraten wir erstmals englischen Boden! In Carlisle gab es einen letzten Besuch beim Inder. Wobei dies jetzt mal wieder kein "klassischer" Inder war. Mein Entenbrustfilet war aber ganz lecker. Nach einem Besuch am Bahnhof und Fahrerwechsel ging es in den Endspurt. Da wir doch noch sehr früh dran waren und die Wolkendecke paar Löcher zeigte, machten wir einen Abstecher nach Bolton, einer Stadt schon im Dunstbereich von Manchester. Die durchfahrenen Stadtteile zwischen Autobahn und Bahnhof sowie dessen östliche Umgebung machten auf mich einen deprimierenden Eindruck. Alte Gebäude total heruntergekommen, zwischen den Brachen neuere Einkaufszentren, ja, es gab sogar einen völlig deplatziert wirkenden Porschehändler. Auf einem Fußgängersteg warteten wir paar Züge ab. Das Motiv war nett, doch mit Sonne ging höchstens eine Tristesseaufnahme.


Fußgängersteg über breite Bahnanlagen, von denen die meisten schön längst verschwunden sind...


Am 9. Mai DIESES Jahres ist die Gruppe "Hott Like Detriot" aber sicherlich nicht mehr im Churchills aufgetreten...

Auf der Weiterfahrt zum Flughafen sahen wir kilometerlange Staus. Zum Glück nur in der Gegenrichtung... Wir erreichten das Car Rental Village des Manchester Airport ohne Probleme. Bei der Übernahme des Autos war uns erklärt worden, dass es sich aufgrund verschlungener Tarife lohnen würde, den Tank leer abzugeben - aber nur, wenn die Tanknadel wirklich im letzten Viertel steht. Auch das haben wir zielgerichtet geschafft. Bei der Abgabe wurde uns das allerdings auch nochmal bestätigt. Ähnlich reibungslos ging es weiter: Der Shuttlebus stand abfahrbereit da, Check-in und Sicherheitskontrolle liefen reibungslos und (zumindest bei Horst und mir) ohne Fiepen und ohne Sprengstofftest an der Kameraausrüstung. So hatten wir dann noch gut Zeit für einen Besuch im Gastrobereich, wo es aber leider keine Chocolate Fudge Cake gab, auf die wir uns gerade gefreut hatten. Ein Brownie mit Eis tat es in der "Giraffe" aber auch.

4U 7345 Manchester 19.50 - Hamburg 22.25

Der Flug war angenehm. Lange dauerte es, bis sich der kleine Vogel durch die Vielzahl der Wolkenschichten hochgearbeitet hatte. Es war eigenartig, in einem sonnenlosen Raum zwischen zwei Wolkenschichten zu fliegen. Das hat man glaub'ich seltener. Der Anflug auf Hamburg bescherte schöne Ausblicke auf Stade, die hell erleuchtete DOW Chemicals am Elbufer, weiter hinten Airbus, dann war schon Elmshorn zu sehen, bevor es in einem großzügigen Bogen nach Hamburg zurück ging. Nach einer kurzen Busfahrt trafen wir zeitgleich mit unseren Koffern am Band ein und bekamen die S-Bahn um 22.44. Frits hatte etwas Angst um seinen Mitternachts-Metronom nach Bremen um 23.38, aber für den hätte trotz Bauarbeiten auf der S1 hinter Barmbek die Bahn um 22.54 gereicht. Mit Umstieg in Barmbek in die U3 ging es zügig nach Hamburg, wo wir um 23.13 ankamen und ich lernte, dass der Zehnminutentakt auf meiner S3 bereits um 23.08 endet und nicht wie bei den anderen Eastbound-Linien erst um 23.24/25/28. Das Samstagsabendpublikum in der Bahn war auch eher wieder etwas antrengender... Lassen wir lieber in Gedanken nochmal die Highlands am Fenster vorüber ziehen...

Epilog

Die eingangs gestellte Frage war, wie lange uns das Wetter Schottland zubilligen würde. Da kommen wir nun auf acht Tage! Die gesamte Reise! Wenn das kein Erfolg war! Und wir haben einen schönen Querschnitt der schottischen Eisenbahn erleben können. Wir waren praktisch an allen Strecken der südlichen Highlands: West Highland Line, die Highland Mainline in der Mitte und für etwas mehr Zivilisation und geniale Küstenpartien die Strecke an der Ostküste und für noch mehr Zivilisation der Fife Circle. Wir waren mit den Ergebnissen der Tour jedenfalls äußerst zufrieden! Und Schottland ist einfach phantastisch. Ich könnte sofort wieder dorthin...

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