England* kreuz, quer und bunt

* Kann Spuren von Wales enthalten!

Autor: Jan-Geert Lukner. Alle Rechte am Text und an den Bildern liegen beim Autor.

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Anfang September: Die Zeit der Heideblüte. Schottland ist voll von dem Kraut und auch landschaftlich hatten wir am meisten Lust auf Schottland. Am Tag vor der Abreise kristallisierte sich mehr und mehr heraus, dass das Wetter auf Britannien ganz brauchbar werden sollte. Na ja, nicht überall. In Schottland und Nordengland eher nicht. Dumm! Aber so ist halt das Wetter auf der Insel...

Samstag, 31.08.2013

In Ruhe wurden letzte Sachen gepackt. Der Fahrer des Busses runter zum Bf in Harburg führte die ganze Zeit ein Verkaufsgespräch mit einer Kundin - offenbar mit umfassender Beratung. Denn mangels Konzentration auf den Straßenverkehr bummelte er mit 20 zum Bahnhof, während sich hinter ihm alles staute. Ich erreichte meine S-Bahn gerade noch, hätte allerdings auch genug Reserve zum Flieger gehabt. Am Flughafen war gut was los, aber eine Stunde vor Abflug war ich unbehelligt durch die Sicherheitsschleuse durch und hatte noch Zeit für ein kleines Marche-Frühstück.

Für den Flug hatten wir uns mal wieder KLM anvertraut. Das dritte Mal für mich dieses Jahr. Ist zwar quatsch, auf dem kurzen Weg von Hamburg nach Manchester in Amsterdam umzusteigen, aber KLM bot mal wieder die flexibelsten Flugzeiten und ganz vernünftige Preise an. Was nutzt mir der billige Easyjet-Direktflug, wenn ich nach Landung oder vorm Start direkt am Flughafen übernachten muss. Na ja, Nil nahm von Zürich her einen Spätflug, so dass wir die erste Übernachtung doch mal lieber in Flughafennähe gebucht hatten...

KL1780 Hamburg 12.35 - Amsterdam 13.40

Der Flug war ganz angenehm. Über Niedersachsen war es ziemlich bewölkt. Es ging fast direkt über Meppen, wo ich die vergangene Woche urlaubstechnisch verbracht hatte. Nach Ende der Wolken waren unten der Harener Eurohafen und die quer durch die Emsaltarme führende B402 erkennbar. Sehenswert dann wieder die planvoll angelegte Landschaft in den Niederlanden. Der niedrige Landeanflug auf Amsterdam ist die beste Werbung für den Tourismus in NL.

Ein angenehmer Faktor in Amsterdam war bisher, dass man nicht nochmal durch die Sicherheitskontrolle durch musste. Wie gesagt: Bisher. Offenbar gelten für Flüge nach Britannien besondere Bestimmungen. Es musste alles nochmal durch die Bestrahlung und meine am Hamburger Flughafen teuer erstandene Mezzoflasche hatte hier bereits Endstation. Suuuper! Am Gate fand zudem nochmal ein ganz penibler Abgleich von Flugschein, Perso und Gesicht statt. Mann, was fühlte ich mich sicher!

KL1087 Amsterdam 14.45 MESZ - Manchester 15.05 BST

Über dem Kanal war es fast wolkenfrei. Und auf der östlichen Seite der britischen Insel hielten sich nur einige relativ niedrige Wolkenfelder, zwischen denen noch genügend Luft für Sonne war. Je weiter wir ins Landesinnere gelangten, desto größer und geschlossener wurden allerdings die Wolkenfelder. Das war insofern ungünstig, da Nil wie gesagt erst abends ankommen würde und ich derweil auf eine Fotosession in den Pennines, im Hope Valley, gesetzt hatte.

Die Wolken entwickelten sich nun immer mehr zu richtigen Cumuligebirgen, allerdings immer wieder mit Sonne dazwischen. Beim Landeanflug ging es direkt durch die Wattewolken. Das war, als wenn man auf einer Bahnstrecke durch Felsenberge unterwegs ist und es jeweils zwischen zwei Felsen per Brücke über eine unendlich tiefe Schlucht geht. Bloß dass wir keine Brücke brauchten...

Mit dem Pendelbus ging es nun zum neuen Car Rental Terminal, das jetzt ein ganzes Stück abseits liegt. Eigentlich hatte ich ja alles fest gebucht. Aber die Tussi von Enterprise fing an, mich mit tausenderlei Dingen zu beschwatzen, die sie für mich extra buchen könnte. Das alles in diesem Manchester Slang, von dem ich kaum was verstand. Als sie fragte, ob wir denn weite Strecken fahren würden, meinte sie, dass wir dann ja auch ein bequemes Auto bräuchten. Da hatte ich wohl einmal zu viel 'ja' gesagt. Jedenfalls hatte sie dann einen Passat Estate in der Hand. Ok, kleines Upgrade nimmt man ja immer gern mit. Dann fing sie aber an, dass ich für nur 36 GBP die Woche etwas größeres haben könne. Noch größer als Passat? Och nö, danke! Erst etwas spät kapierte ich, dass der Passat das Upgrade für 36 GBP war. Natürlich reklamierte ich sofort, dass ich mit der gebuchten Golfklasse auch sehr gut leben könne. Antwort: Dann müsse ich warten, in der Klasse stände noch nichts bereit. Aber ich könne den Passat für jetzt nur noch 29 GBP extra haben. - Ey, Leute, bin ich in den falschen Flieger gestiegen? Mitten auf dem Basar gelandet? Entnervt gab ich auf und nahm den Passat. Damit dürfte das Enterprise Angebot immer noch beiweitem das günstigste gewesen sein; wir hatten den Wagen für unter 200€ gebucht. Da muss man vielleicht etwas Basar in Kauf nehmen... Die Enttäuschung am Parkplatz war nun aber, dass der dicke Wagen nichtmal einen Tempomat hatte. Im Tourverlauf sollten wir den Wagen allerdings sehr zu schätzen lernen. Er war sprintstark und hatte einen günstigen Wendekreis.

Am Himmel zeigten sich doch einige blaue Flächen. Das ließ hoffen. Bei drei Zügen je Stunde und Richtung sollte was gehen. Über Stockport ging es im dichten Verkehr die Buxton Road runter. Das war ein elendes Gegurke! Dann der Schnitt: In Chapel-en-le-Frith konnte ich die A6 verlassen und befand mich sogleich auf einer Nebenstraße in die offenen Wiesenhügel der Pennines. Schafe weideten auf ihren Wiesen, die Wolkenschatten jagten übers Land und sorgten für bizarre Beleuchtung. Der Großstadtstress war mit einer Abzweigung zurückgelassen. War das herrlich! An einer unscheinbaren Abzweigung musste ich auf ein noch kleineres Sträßchen abzweigen. Über einen Hügelkamm hinüber lag das Hopevalley vor einem, unten im Tal Edale.

Endlich der Großstadt in die Berge entflohen - beides liegt in den Pennines dicht beisammen.

Leider musste ich bald feststellen, dass das Hopevalley in puncto Hoffnung auf Sonne seinem Namen nicht gerecht wurde. Bin erkundenderweise das wunderschöne Tal bis Hope und wieder zurück gefahren, doch fette Wolken ließen keine Hoffnung mehr auf Sonne. Mit zwei ekligen Nudelsalaten aus dem kleinen Spar in Hope setzte ich mich für eine Weile an den Straßenrand, doch am Himmel tat sich nichts mehr. Schade. Beim Erkunden der Brücke westlich des Bf Edale kam gerade ein Transpennine durchgerauscht. Obwohl ich keine Kamera um hatte, grüßte der Tf winkenderweise. Willkommen in Großbritannien!

Beim Schreiben des Reiseberichtes schon völlig verdrängt: Dieser Nachschuss war immerhin noch mit einem Sonnenspot abgegangen.

Sobald ich das Hopevalley verlassen hatte, fielen erste Sonnenstrahlen auf die Straße. Doch das war nicht viel, und ich wollte jetzt einfach schon mal im Hotel einchecken. Das Davenport Park Hotel erwies sich dann als altes, sehr "verbrauchtes" Etablissement direkt an der Buxton Road in Stockport. Aber was will man erwarten, wenn's nur nen Jugendherbergspreis kostet? Im Preis-Leistungsverhältnis war es ok (47 GBP / DZ).

Nils Flug hatte auch noch ne halbe Stunde Verspätung. So brach ich gegen 21.30 zum Flughafen auf. Auch diese Unternehmung sollte nicht zuuuu einfach werden. Erstmal fand ich schon in Stockport die Verbindung zwischen A6 und M56 nicht. Die laufen nämlich beide auf unterschiedlichen Höhenniveaus. Die größte Herausforderung war dann aber, am Flughafen einen geeigneten Pickup Punkt für Nil zu finden, ohne dabei arm zu werden. Vom Parkhauseingang (offizielle Pickup Zone) habe ich angesichts der Preisvorstellungen direkt rückwärts und nicht ganz ungefährlich wieder zurückgesetzt, was dank der Rücksicht anderer Autofahrer auch durchaus klappte. Die Tankstelle war auch keine gute Idee, weil nicht auf Fußwegen erreichbar. Somit nahmen wir die dritte Variante: Nil kam mit dem Shuttlebus zum Car Rental Village, wo ich ihn gut aufgabeln konnte. Zurück im Hotel genehmigten wir uns ein Bierchen an der Hotelbar, während wir per Wifi die neuesten Wetterprognosen checkten. Leider war es nicht gerade so, dass sich alles zum besseren wendete...

Sonntag, 01.09.2013

Hatte der Wetterbericht anfangs noch Hoffnung auf Morgenbilder bei Edale gemacht, so wurde beim Blick aus dem Fenster schnell deutlich, dass wir keinen Grund zur Eile hätten. Gemütlich zusammengepackt und ohne Frühstück das Hotel verlassen. Die eheste Sonnenchance war für relativ weit im Süden prognostiziert. Nun bin ich ja noch längst nicht der große Motivkenner im ganzen Land. Aber an einigen bereits beackerten Strecken weiter im Süden war durchaus noch Verbesserungspotential ggü früheren Touren vorhanden. Eines dieser potentiellen Ziele war die Welsh Border Line, an der noch die eine oder andere Baustelle offen war.

So programmierten wir einfach mal Church Stretton und später Hereford ins Navi ein. Wir wurden bahnparallel über Chester und Wrexham geschickt. Vor Chester gab es in einer Raststätte erstmal paar Mc Muffins und einen “kleinen” Kaffee, an dem ich noch bis weit hinter Shrewsbury genuckelt habe. Am berühmten Chirk Aqueduct von Thomas Telford, über den der Llangollen Canal neben dem Bahnviadukt über ein Tal führt, legten wir einen kleinen Wanderstopp ein und liefen längs des Kanals einmal über das Aquädukt und zurück. Auf der anderen Seite verschwand der Kanal in einem Tunnel. Dahinter kommt irgendwann der noch viel imposantere Pontcysyllte Aqueduct. Vernünftige Fotomöglichkeiten für Züge auf dem Bahnviadukt mit seinen hohen Brüstungen fanden wir allerdings nicht. Na ja, war ja eh kein Wetter.

Der Llangollen Canal führt direkt neben der Bahn über das Chirk Aqueduct.

Es ließ sich gut fahren. Einige helle Streifen am Himmel voraus machten zudem ein wenig Hoffnung. Es war erst nach 10 Uhr, vielleicht würde man doch noch in den erhofften Sonnenschein fahren und Fotos machen können? Wir konnten! Es wurde heller und heller. Mit einem Burger bewaffnet, very british gefüllt mit Würstchen, Bacon und Blutwurst, bezogen wir Posten auf der Bahnhofsbrücke von Woofferton. Seitenausleuchtung war um diese Tageszeit zwar nicht, aber bei dem spitzen Standpunkt fanden wir das nicht so schlimm. Als erstes kam natürlich ein “Nasentürer”, ein 158. Doch der nach 20 Min folgende Schnellzug bestand aus einem erhofften 175. Zwischendurch gab es den Blutwurstburger auf einer Schafweide sitzend. Ein Public Footpath führte über steile Stufen auf diese Weide hinab.

Ein dreiteiliger 175 braust durch den Betriebsbahnhof Woofferton.

Es hingen noch sehr viele Schleier am Himmel, aber der Zug dürfte volles Licht gehabt haben. Es ging weiter in Richtung Süden. Hinter Leominster wollten wir uns mal die Gegend um den Passtunnel anschauen. Hier muss ein größerer Höhenzug gequert werden. Die Straße führt oben drüber, die Bahn durch einen Tunnel mit zwei auseinander liegenden Röhren. Nachdem wir erst nicht wirklich an einen Erfolg geglaubt hatten, probierten wir allerdings mal einen Footpath aus, der zwischen zwei Grundstücken grob in die Richtung führte, in der wir das nördliche Tunnelportal vermuteten. Und tatsächlich passte alles. Der Weg führte fast bis über das Portal. Nach Schwarzquerung einer Schafweide hatten wir einen topp Ausblick. Und das Licht war erfreulicherweise auch schon gut rum. Nach einigem lichttechnischen Hin und Her ging der nächste Zug bei vollem Licht!

Blick vom Hang oberhalb der Dinmore Tunnels auf die freigerodete Tunneleinfahrt.

Weiteres Testen auf der anderen Seite des Tunnels war nicht ganz so ergiebig. Hier liegt zwar idyllisch das Gasthaus „The Railway Inn“ im ehemaligen Bahnwärterhaus von Dinmore, aber umsetzen ließ sich das weniger. Auch die weiteren Straßenquerungen der Bahn erwiesen sich als Bahnübergänge, von denen aus nichts ging. Da kommt nördlich des Bahnknotens Hereford sogar noch ein Betriebsbahnhof mit Formsignalen. Wir fuhren bis zur Bahnhofsbrücke von Hereford weiter. Dort konnten wir bischen was nehmen. Neben den Arriva Trains Wales Zügen tauchte auch ein First Great Western Turbo aus London Paddington auf, der hier von einer Nebenstrecke auf die Welsh Border Line trifft.

Ein 158-Doppel von Arriva Trains Wales verlässt den Knotenbahnhof Hereford.

Und im Realtimetrains-System waren zwei in Kürze zu erwartende ominöse Fuhren verzeichnet, die beide bereits im Zulauf waren. Die eine stellte sich als leerfahrende DB Schenker Class 67 in Silberton heraus, die andere als Class 66-Triple von Freightliner. Für letztere fuhren wir extra zu einer Straßenbrücke im Süden der Stadt, wo das Warten wegen des Starken Verkehrs und einer exakt hier am Straßenrand liegenden stinkenden toten Tube nicht gar so angenehm war.

Die 67 029 "Royal Diamond" rollt durch den Bf Hereford - leider ohne Wagen.

Als das erledigt war, beschlossen wir, uns erstmal eine Unterkunft zu suchen. Am nördlichen Stadtrand fanden wir, nachdem Nils Navi uns erstmal auf eine Ehrenrunde in immer industriellere Gebiete geführt hatte, in denen wir uns nun wirklich kein Hotel vorstellen konnten, eine Unterkunft im Premier Inn. So hatten wir das schon mal und konnten uns entspannt dem weiteren Nachmittagsprogramm zuwenden. Bald sollte wieder ein Great Western Zug von der Nebenbahn anstehen. So fuhren wir mal kundschaftend ostwärts. Es führten viele Brücken über die Bahn, doch die eingleisige Piste führte zumeist unfotografierbar im Einschnitt entlang. Erst die Brücke bei Shucknall brachte uns einen netten Ausblick. Herefordshire ist eines der englischen Obstanbaugebiete. Die Obsthöfe produzieren unter anderem leckeren Cider. Die Brücke lag zwischen Appelbäumen und Hopfengestellen, die man auch ins Bild bekam. Und wir hatten es ja kaum zu hoffen gewagt, aber da kam tatsächlich ein HST angefahren!

Ein First Great Western HST auf eingleisiger Strecke dürfte es nicht an all zu vielen Stellen zu beobachten geben: Von London Paddington kommend hat er sein Ziel Hereford fast erreicht.

Den mussten wir natürlich auch nochmal auf der Rückfahrt aufnehmen. Wir suchten nochmal weiter ostwärts entlang der Piste, doch so recht fanden wir nichts. Statt dessen sahen wir bei Querung eines BÜ in der Ferne einen Zug auftauchen. Der HST konnte das definitiv noch nicht sein. Es handelte sich letztendlich um einen Zug von London Midlands. Dass diese TOC hier eine Linie Hereford - Birmingham betreibt, war mir bisher verborgen geblieben. Als ich zuletzt eine Tabelle dieser Strecke zu fassen hatte, gab es hier nur einige wenige Great Western Züge.

Und nochmal auf der Rückfahrt zwischen Hereford und Ledbury.

Nachdem der HST auch auf der Rückfahrt verarztet war, tauchte die Sonne leider im Westen in Wolkenfelder ein, so dass das Licht nur noch ziemlich schwach war. Wir fuhren noch bis Ledbury weiter, wo der kleine Semaphor gesicherte Ausweichbahnhof ganz hübsch vor einem Tunnel lag. Hier warteten wir den nächsten London Midlands Train ab, der als Baureihe 172 erschien. Eine neue Generation von Nasentürern, yippieh! Schade, dass wir den Zug nicht seitlicher nehmen konnten; die Farbgebung in silber mit grün ist ganz nett.

Ankunft eines 172 von London Midlands im Bahnhof Ledbury.

Zur Erkundung von Motiven für den lokbespannten Personenzug morgen auf der Border Line zogen wir nun bei Bewölkung nochmal ganz hoch bis Leominster. So richtig die Bringermotive für den frühen Vormittag fanden wir aber nicht. Auch eine weitere Kundschaft in Hereford und südlich davon brachte keine geeigneten Standpunkte hervor. Eine relativ nichtssagende Perspektive südlich Leominster würde morgen vermutlich das Rennen machen, wenn die Wolken bis dahin weg sind. Wir konnten den Tag, der ja doch das eine oder andere nette Bild hervorgebracht hat, nun beim Inder in Hereford beschließen. Das war lecker!

Montag, 02.09.2013

Das Hotel war gut. Frühstück gab es wie immer bei dieser Kette gegenüber im Beefeater Grill. Das English Breakfast dauerte zwar etwas, war dafür aber frisch zubereitet und extrem lecker. Jedenfalls bis auf Nils Kommentare, wie eklig das alles aussehen würde und wieviele Kalorien da drin stecken würden usw.

Die Sonne steckte noch in einem fetten Wolkenfeld. Im Freightmaster war ein Bedarfszug mit Colas 56 eingetragen, aber mangels Licht und mangels geeigneter Motive um diese Zeit ließen wir uns nicht aus der Ruhe bringen und peilten einen Start zum lokbespannten Pz an.

Die gestern ausgespähte Stelle südlich Leominster erwies sich zur Dokumentation des interessanten Zuges als 100%ig in Ordnung. Motivlich war es halt eher dünn in diesem Bereich. So standen wir also direkt an der Schnellstraße und beobachteten die unaufhaltsam wechselnden Lichtverhältnisse. Die Sonne war noch am Rand eines Wolkenfeldes, kämpfte sich aber zusehends hervor. Paar 175er kamen als Test im Halblicht durch, doch als die 67 mit dem Pz auftauchte, war das Licht zur vollen Zufriedenheit da.

Der "Premier Service" von Arriva Trains Wales (ATW): Eine Class 67 mit einem Wagen halb 1.Kl, halb Speisewagen, drei 2.Kl-Wagen und einem Steuerwagen. So gehts einmal an Mo-Fr von Holyhead im Norden von Wales durch England nach Cardiff im Süden von Wales. Abends retour. Während ATW in ihren Zügen sonst konsequent auf die 1.Kl verzichten (leider...), kann man sich im "Premier Service" richtig verwöhnen lassen, denn die 1.Kl-Nutzung enthält morgens ein "complementary breakfast" und abends ein "three-course meal". Ich glaub', mit dem Zug muss ich mal fahren :-)

Das war schon mal ein schöner Start. Da wir ansonsten aber nicht wirklich viele Vormittagsmotive entdeckt hatten, beschlossen wir nochmal an die nach Osten führende Strecke rüberzufahren. Auf der Diagonalfahrt dorthin und auch in der Zielregion rund um Ledbury befand man sich im Herzen von Herefordshire. Markenzeichen sind eine wunderschöne Hügellandschaft mit prächtigen Weingütern und Obstplantagen. Hier findet ein Großteil der englischen Cider Produktion statt; lecker! Nur für die Zugfotografie ist die Gegend etwas schwierig. Das Gleis führt zwar mitten durch die Hügel, ist aber zu allermeist von undurchdringlichen Knicks gesäumt. Gestern hatten wir bis Ledbury alle Überführungen angesteuert und nur zwei geeignete gefunden. Das setzte sich heute ähnlich bis Colwall fort. Ganz von weitem konnten wir von einem Hügel rüber zum anderen Ende des Ledbury Tunnels knipsen. Nun ja, das war dann eher landschaftsbetont...

Auf der anderen Seite des Ledbury Tunnel: Die Kurve muss dem Google Luftbild zufolge mal eine richtig schön freie Fotokurve gewesen sein...

Bei weiterer Kundschaft gab es einen Ausblick von der Haltepunktbrücke in Colwall, der für gut befunden wurde, wo aber das Licht schon büschen weit rum war. Aber von der Landstraßenbrücke auf halbem Wege nach Ledbury hatten wir schon einen freien, wenn auch mal wieder spitzen Ausblick gefunden.

So geht es durch die wunderschöne englische "Parklandschaft": Ein 170 von London Midlands zwischen Colwall und Ledbury.

Mit der Rückfahrt sollte es den Appelplantagenblick geben. Dummerweise wölkte es nun am Himmel ganz schön herum. Die Schleier hatten nun dickeren Wolken Platz gemacht. Und davon hing gerade hier ein ganzes Feld. Doch wir hatten ein riesiges Glück. Es gab in dem Fladen ein Loch. Und das war direkt für uns zuständig. Wie schon eben auf der Hinfahrt grüßte der Lokführer wieder freudig mit Hupton und Handzeichen.

Blick von der Brücke bei Shucknall, von der wir gestern den HST mit Hopfengestellen umgesetzt hatten. Heute gab es den zurückkehrenden 170 mit Appelbäumen und einem freudig grüßenden Tf.

Nun wurde es Zeit für ein Hauptanliegen von mir. Pontrilas. Den Topp-Ausblick auf den netten Semaphor-Bahnhof südwestlich von Hereford hatte ich bis jetzt nur mit nem blöööden Nasentürer umsetzen können. Mindestziel für heute war, dass sich das mal mit nem 175 ausgehen sollte. Die Hoffnung lag allerdings auf den zwei Güterzügen, die hier zur idealen Zeit mittags entlang kommen sollten. Es ist ja nicht so, dass auf dieser Piste wahnsinnig viel Güterverkehr herrschen würde. Aber ein in Pontrilas bereits wartender Eisenbahnfreund eröffnete uns erstmal, dass wir sogar mit drei Güterzügen rechnen dürfen. Wir mussten noch eine Weile warten. Die Wolken machten das ganze extrem spannend. Dann ging es los. Der erste Güterzug war ein DB-Stahlzug. Er kam langsam um die Ecke, eine Wolke hing schon in Lauerstellung, das Signal war noch auf Halt. Man merkte hier deutlich, dass der ab hier folgende Blockabschnitt deutlich länger ist, als die Abstände zuvor. Das Signal ging auf grün. Eine Fluse zog durchs Bild, verabschiedete sich aber wieder. Der Rest der Wolke weiterhin in Lauerstellung. Zug war im Motiv. Wolke weiter nur Lauerstellung. Yippieh! Pontrilas hatte mit Güterzug geklappt!

Blick von der Straße oberhalb des Pontrilas Tunnels auf den Betriebsbahnhof Pontrilas. Ein Stahlzug von DB Schenker (wie fast immer noch mit EWS-farbener Lok) passiert Signale und Signalbox.

Um diese Zeit herrschte eine größere Pz-Lücke von einer ganzen Stunde! Diese Lücke knallte man nun gnadenlos mit allen drei Güterzügen dicht. Bald stand der Freightliner Kohleleerzug vorm Mast. Er musste lange warten. Der Blockabstand beträgt ab hier 12 Minuten. Theoretisch jedenfalls. Ich schnallte mein 200er Tele drauf, um den Zug am Signal stehend aufzunehmen, doch ein Wolkenschatten hielt sich hartnäckig über dem Zuganfang. Irgendwann zog sich der Schatten immer weiter zurück. Doch gerade als er die Lokfront hätte schattenfrei machen müssen, drehte er um und verdunkelte wieder mehr vom Zug. Wir konnten uns nicht lange wundern. Denn nun klappte der Signalflügel nach unten weg und ich musste schnell wieder das andere Objektiv draufschnallen. Was rauskam, war eine ziemliche Spotlightaufnahme...

Selbst der Freightliner Kohleleerzug bekommt im richtigen Augenblick seinen Spot ab.

Der Steinzug ließ sich so lange Zeit, dass er in Pontrilas ankam, als die Ausfahrt gezogen werden konnte, so dass er nicht zum stehen kam. Verlierer des hohen Verkehrsaufkommens war ganz klar die Firma Arriva Trains Wales, denn offenbar war weiter unten ein regelrechter Stau eingetreten, so dass der folgende Personenzug geschlagene 12 Minuten vor dem Semaphorensignal in Pontrilas warten musste. Den nahmen wir nun noch von der seitlichen Perspektive, bei der die Bäume allerdings schon grenzwertig hoch waren.

Die seitliche Perspektive wuchert leider massiv zu. Der zweiteilige 170 hatte wegen Abstand zu den Güterzügen 12 Minuten vor dem Semaphor rechts gestanden, bis der nach unten wegklappende Flügel ihm endlich freie Fahrt signalisierte.

Was nun tun? Wir haderten nun ein wenig herum. Man konnte hier in der Gegend bleiben. Allerdings hatten wir Aussicht auf nur noch einen Güterzug. Dieser hätte es zwar in sich gehabt, da er mit einer Colas Class 56 bespannt sein sollte, aber erstens fielen uns jetzt nicht so die Brüllermotive ein und zweitens gäbe es ansonsten nur Triebwagen (wobei das bei mehr Motiven nicht das Problem gewesen wäre). Die Alternative war, knapp zwei Stunden zu fahren und den Abend in Kings Sutton zu verbringen. Dort wäre Abwechslung garantiert, wenn auch nicht gerade mit Colas 56. Gegen eine Abreise von der Welsh Border Line sprach, dass der Himmel mittlerweile zum perfekten Fotohimmel geworden war: Tiefblau mit nur noch kleinen weißen Zierwolken. Der Eisenbahnfreund in Pontrilas hatte noch von einem Motiv in Richtung Abergawenny gesprochen, dass wir mal suchen wollten. Dazu kurvten wir eine Weile auf der anderen Talseite auf entlegenen einspurigen Sträßchen herum. Abgesehen von viel wunderschöner Landschaft fanden wir allerdings nichts. Und das Licht war hier auch längst noch nicht herum. In Kilpeck, wo wir vor der Runde schon mal einen vermeintlichen Güterzug, der sich als Leertriebwagen entpuppte, fotografiert hatten, gab es eine letzte Lagebesprechung.

Einstweilige Abschiedsaufnahme von der "Welsh Border Line": Ein 158 braust Lt durch Kilpeck.

Die Tatsache, dass der Colas-Zug noch keine Abfahrmeldung vom Startbahnhof im System erhalten hatte, obwohl er schon vor 50 Minuten hätte abfahren sollen, gab letztendlich den Ausschlag. Wir verließen die walisische Grenze und konnten nur einfach hoffen, dass das Wetter an der Chiltern line bei Banbury auch gut wäre. Erst über Landstraße und dann per Autobahn mit großem Schlenker über den Birminghamer Südring gelangten wir angenehm und zügig nach Banbury. Nil hatte zwischenzeitlich mobil im Internet unsere Unterkunft im Premier Inn in Banbury klargemacht, so dass wir keine Sorge um eine Bleibe haben mussten. Das mir bekannte Best Western mit dem Inder gleich nebenan war irgendwie nicht verfügbar. So kurvten wir direkt auf die Eisenbahnfotobrücke von Kings Sutton. Zum Glück stand dort erst ein Eisenbahnfreund und es kam letztendlich auch später nur noch ein weiterer. Für eine ganze Meute wäre da kein Platz gewesen.

Das ist das "Gewöhnliche" auf dieser Strecke: Chiltern Railways mit ihren in frischem blau lackierten Triebwagen der Reihen 165 und (hier) 168. Hinzu kommen Cross Country Züge der Relation Birmingham - Oxford und weiter sowie wenige First Great Western Bummelzüge.

Tja, der Abend war wunderschön. Es waren nur noch ganz wenige Wolken am klaren blauen Himmel, so dass wir wirklich bis zuletzt Fotos machen konnten. Zwischendurch haben wir uns sehr angeregt mit den beiden einheimischen Eisenbahnfreunden unterhalten. Es waren zum Glück welche von der Sorte, mit denen man sich auch über eisenbahnferne Themen unterhalten konnte, z.B. über die ganzen Vorurteile, die der gemeine Deutsche (oder meinetwegen auch Schweizer) über England und seine Einwohner hat :-)

Auch das ist Planverkehr, aber schon seltener: Chiltern Railways betriebt mit diesen silbernen Wendezügen ihr Produkt "Mainline Silver Trains". Zwar ist die "Chiltern Linie" neben der "großen", elektrifizierten Westcoast Mainline (WCML) nur eine zweitrangige Verbindung zwischen London und Birmingham, doch versucht Chiltern mit ihren Silberzügen der benachbarten WCML Konkurrenz zu machen. Nach dem Streckenausbau fährt man immerhin 160 km/h - für Dieselzüge nicht schlecht!

Der eine fragte dann, wofür in Deutschland denn die Marke Mercedes-Benz stehen würde. Natürlich dachten wir uns schon, dass er wahrscheinlich ein Produkt aus diesem Hause fahren würde und brachten ihm die Wahrheit vorsichtig und behutsam näher *grins*. Wie sich später jedoch herausstellte, arbeitete er sogar für Daimler, und zwar seiner Kleidung nach zu urteilen jedenfalls nicht in der Werkhalle.

Die DB "Übergabe" aus Oxford. Solche Züge nennen sich "Departmental", sind also innerbetriebliche Züge des Netzbetreibers, fahren aber planmäßig und regelmäßig.

Wir bekamen mehr Fototipps, als wir in einer einzelnen Woche verarbeiten konnten. Und zwischendurch rollten die Züge. Besonderes Augenmerk hatten wir hier natürlich auf die "Silberzüge" von Chiltern, die aus längeren lokbespannten Garnituren bestehen. Leider hatte nur einer von vier Zügen die passende Silberlok vor. Nett war allerdings, dass auch eine Garnitur mit alten Wagen dabei war. Diese Wagen im klassischen Design kommen nur als Reserve zum Einsatz. Ansonsten gab es noch Güterzüge; zwei Containerfuhren und eine "Übergabe" aus Oxford, die aber wohl nur Networkrail internen Zwecken dient. Den letzten Zug mit Class 70 gab es bei fast waagerechtem Lichtstand kurz vor Sonnenuntergang.

Und der letzte Zug der Session im allerletzten Licht: Eine Class 70 mit Containerzug vom Hafen in Southhampton.

Das Premier Inn fanden wir nun allerdings nicht in Banbury direkt, sondern weit außerhalb der Stadt auf dem platten Land. Was uns aber nicht sonderlich störte. Zum Essen hatten wir in der Stadt schon einen Chinesen gesehen, den wir nach dem Einchecken direkt wieder ansteuerten. Dort gab es das Essen nach einem eigenen Konzept: Preis immer 16 GBP, dafür konnte man sich fünf Gänge eines Menus frei zusammenstellen. Das war mal ganz nett, wenn das Restaurant vom Charme her auch eher an den Wartesaal im Grenzbahnhof Schwanheide anno 1990 erinnerte...

Dienstag, 03.09.2013

Für heute war baldiger Bewölkungsaufzug und dann auch eher wechselhaftes Wetter angesagt, bevor es sich gegen Abend von Westen her aufklaren sollte. So war es dann auch. Beim Aufwachen war alles klar, doch nach dem Frühstück hatte es sich komplett zugezogen. Wir waren uns alles andere als sicher, was wir tun sollten. Am morgigen Mittwoch sollte das schöne Wetter laut der BBC Wolkenübersicht bis weit nach Nordengland hochreichen. Laut anderen Vorhersagen aber auch wieder nicht. Im Süden hingegen Mi und Do ziemlich sicher Sonne. Da wir ja motivlich doch eher auf 'Nord' gepolt waren, beschlossen wir letztendlich, das Risiko einzugehen und mal für morgen die Settle&Carlisle anzupeilen. Wir buchten schon mal ein Hotel nördlich Bradford im Norden der Midlands. Zur Not konnte man von dort immer noch schnell wieder südwärts fahren. Heute würde man halt mal links und rechts am Wegesrand schauen, wenn mal Sonne wäre.

So brachen wir nordwärts auf. Tatsächlich sah es dort auch bald schon wieder blauer am Himmel aus. Wir steuerten einfach mal auf gut Glück zwei Brücken im Bereich von Hatton an. Natürlich gab es auch hier wieder die bewaldeten Einschnitte. Aber an dem kleinen Statiönchen Hatton fanden wir einige Möglichkeiten mit Straßenbrücke und von der Straßenbrücke.

Nette alte Brückchen gibt es in GB noch zu tausenden. Eine davon überquert den Bahnhof Hatton an der Chiltern Line, auf der gerade der Bummelzug nach Leamington Spa einfährt.

Zwar schauten auch hier viele Wolken vorbei, aber im Vergleich zu den hohen Wolken im Süden und den tief hängenden Wolken im Norden kamen wir ganz gut weg. Nil bekam sogar sein Steuerwagenfoto hin. Na ja, als Nachschuss immerhin. Er fand die Steuerwagen nämlich richtig schön. So warteten wir auch noch einen angekündigten Gz ab, der allerdings ohne Licht kam, dann kratzten wir die Kurve. Im Westen sah es am besten aus. Wofür würden wir uns entscheiden? Zum Zeitpunkt, an dem ich das schreibe, wussten wir es noch nicht wirklich.

Rund um den kleinen Bahnhof Idylle pur. Und gleich nebenan der Grand Union Canal.

So, nun weiß ich mehr. Inzwischen sind wir in der Gegend von Chester angekommen. Die Überlegung war gewesen, in Richtung Westen zu fahren, weil von dort das schöne Wetter reinziehen sollte. So landeten wir zunächst in Shrewsbury. Unter geschlossener Bewölkung. Beim Little Chef gab es Fish & Chips. Ich gelobe, nächstes Mal nicht wieder in solch einem Kettenrestaurant essen zu gehen. Die Remulade war eklig, die Toiletten waren eklig. Nun weiß ich auch, dass 'LOOS' Toilette bedeutet. Auf meine Frage nach den Toiletten meinte die Kellnerin, da stände doch 'LOOS' dran. Na klar doch! - Aber Raststätten sind halt was praktisches so für unterwegs. Praktisch, aber manchmal eklig.

Nachdem wir das Etablissement verlassen hatten, waren wir hinsichtlich des weiteren Vorgehens auch nicht schlauer. Jetzt noch ne Walesrunde zu drehen, wäre zwar landschaftlich allerliebst, allerdings doch ein zu großer Zeitaufwand. Also schnellsten Weg in Richtung Ziel einschlagen. Ggf geht unterwegs noch was, sonst halt kundschaften. Als wir uns Wrexham näherten, waren wieder vermehrt blaue Flächen am Himmel auszumachen. Nach Norden hin wurden diese Flächen sogar mehr. Helsby Junction kam mir als potentielles Motiv in den Sinn. Doch das Licht wäre jetzt gerade achsial geworden. Das brauchte noch zwei Stündchen. Wir suchten daher einen Punkt am östlichen Stadtrand von Chester an der Strecke nach Crewe auf.

Ein Voyager der Class 221 (EVU/TOC ist Virgin) passiert das ehemalige EG des ehemaligen Bahnhofs von Waverton.

Irgendwie blieben wir danach an der Strecke Chester - Crewe hängen. Von weiteren Brücken entdeckten wir freie Ausblicke auf eine Landschaft, die ich als typisch englisch bezeichnen würde. Zu Füßen von Beeston Castle wären sogar seitlichere Schüsse möglich gewesen, wenn das Verhältnis Wolken zu Zügen umgekehrt gewesen wäre. So aber standen noch all zu viele Wolken gegen 'nur' zwei Züge bzw einen Zug und einen Pups je Stunde. Immerhin ein solcher 'Pups', powered by Arriva Trains Wales, wurde von einem kleinen Wolkenloch bedient. Die schöne Landschaft blieb dabei allerdings großenteils verborgen...

The Pups is arriving Bk Beeston Castle. It's calling at Chester only. Die Blockstelle muss vor noch nicht all zu langer Zeit gegen ein paar automatische Lichtsignale ausgetauscht worden sein. In meinem Track Atlas von 2009 ist sie noch enthalten.

Da die Bahn hier auch partiell seitwärts frei war, müsste man wunderbar vom auf einem einzeln stehenden Felsen erbauten Beeston Castle aus auf die Ebene mit der Bahn hinab fotografieren können. Mangels zu erwartender Erfolgsquote ersparten wir uns allerdings Eintritt und Kraxelei. Wir schauten weiter. Leider entdeckten wir keinen Punkt, um den parallelen Shropshire Union Canal gescheit mit ins Bild zu bekommen. Von einer Brücke bei der Schleusengruppe 'Bunbury Staircase Locks' entdeckten wir einen weiteren hübschen Ausblick. Doch hier warteten wir viele Züge vergeblich ab und hatten am Ende immerhin einen Nachschuss auf einen 'richtigen' Zug.

Ein weiterer Virgin Voyager ist in der typischen englischen Parklandschaft unterwegs ins Capitol. Blick von der Brücke bei Bunbury.

Zwischendurch hatte man genug Zeit, um mal zu den Schleusen hinüber zu spazieren, doch fototechnisch war das an sich nette Ossomböh eher nicht so geeignet, weil immer irgendwas störte. Ups, nun hatte ich schon mal etwas pessimistisch vorgeschrieben. Der Gegenzug klappte dann doch noch, wenn auch nicht mit vollständig ausgeleuchteter Landschaft. Schön, so hatte man das Motiv mal.

The Bunbury Staircase Locks. Durch zwei aufeinander folgende Schleusenkammern führt der Shropshire Union Canal hier in die Tiefe. Der Mann am Tor kurbelt das Tor gerade ein Stück auf, damit Wasser abfließen kann. Wollen wir hoffen, dass die höchsten Kanalabschnitte bei dieser Art von Schleusenbedienung nicht irgendwann trocken laufen...

Nun wollten wir es aber doch noch mit Helsby wissen. Unter Umgehung diverser Staus und Nutzung kleinerer Straßen dirigierte Nil uns zuverlässig zum Bahnhof. Dortselbst gab es allerdings zwei Sorten von Wolken. Einmal eine der letzten Cumuli, die noch am Himmel verfügbar waren und die gleich mal für Dunkelheit zum ersten Zug sorgte. Zum zweiten die stinkende Abgaswolke der Chemiefabrik auf der anderen Seite der Autobahn. Mann, konnte das Zeug stinken! Leider wuchsen auch die Schatten rapide, so dass wir lieber mal die Brücke an der Einfahrt begutachteten und für gut befanden.

Hier roch es nicht mehr ganz so arg. Die großen Wolken waren nun auch 'fertig', so dass man gespannt auf das warten konnte, was da kommen sollte. Das war nach dem verspäteten Arriva Zug nämlich ein Güterzug, der hier nach Ellesmere Port abzweigen sollte. Bald wurde die kleinere Semaphore für den abzweigenden Strang gezogen und der Güterzug kam wunderbest im Abendlicht. Er hatte sogar eine Class 70 vor. Die Signale stehen übrigens nicht am eigentlichen Gleis, sondern für die bessere Sichtbarkeit in der Außenkurve am Gegengleis.

Ein Güterzug nach Ellesmere Port erreicht Helsby Junction. Das niedrigere Signal ist gezogen, so dass der Tf weiß, dass er abzweigen muss. Die Geschwindigkeit für den abzweigenden Strang zeigt hingegen die "20" an, die ordnungsgemäß links vom Gleis steht, während das Hauptsignal der besseren Sicht halber ausnahmsweise rechts am Gegengleis aufgestellt ist.

Nun standen 'nur noch' die anderthalb Stunden Autofahrt nach Bradford an. Die Straßen waren frei, und so trafen wir nach kurzem Supermarktstop um 20.15 im Premier Inn Bradfort Nord, das bei Bingley liegt, ein. Auf eine Indersuche hatten wir keine Lust mehr. Wir wurden dem mittags beschlossenen Vorsatz, nicht mehr in Kettenrestaurants zu gehen, untreu und aßen eine Kleinigkeit im 'Brewers Fayre' nebenan. Ich hatte 'Slow cooked lamb'. War sogar sehr lecker.

Leider kristallisierte sich abends mehr und mehr ein Planungsfehler heraus. Ein morgiger Besuch an der Settle & Carlisle wäre ja gut und schön, doch ist da bis zum späten Vormittag fast kein Zugverkehr. Erschwerend kam hinzu, dass für den Morgen Nebel angekündigt war. Wir machten uns mehr und mehr mit dem Gedanken vertraut, für den Morgen nochmal nach Edale zu fahren. Somit war die Wahl einer Unterkunft so weit im Norden natürlich ziemlich idiotisch gewesen...

Mittwoch, 04.09.2013

Wir hatten beschlossen, aus den gestern Abend genannten Gründen früh zu starten und den Weg südwärts nach Edale auf uns zu nehmen. Uns war dabei schon klar, dass wir dabei mitten durch den dicksten Berufsverkehr der Midlands mussten, in einer Gegend, in der man nicht mal eben um Städte großräumig drum herum fahren kann. Dummerweise verschliefen wir auch noch, so dass wir erst nach 7 Uhr loskamen. Das Navi kündigte eine fast zweistündige Fahrzeit an - ohne Stau. Wie blöd waren wir eigentlich gewesen?

Der Weg bis zur Autobahn, diesmal westlich an Bradford vorbei, war dann auch ganz schön mühsam. Aaaaber: Wir kamen an den ganz großen Stockungen vorüber bzw sahen diese nur in der Gegenrichtung. Das kurze Stück Autobahn war dann flüssig, doch graute uns vorm Großraum Manchester, so dass wir bald wieder die Autobahn verließen und quer durch die Pennines auf kleinen Landstraßen fuhren. Das war nicht nur verkehrstechnisch entspannt, sondern landschaftlich wunderschön. Diese Fahrt durch die weiten Heidehügel und immer mal in ein tiefes Tal hinein, gefiel uns sehr. Vor uns hatten wir zwar das Rørleggerauto von Andrew Locke aus Skelmanthorpe, doch erwies sich das als vorteilhaft. So schnell wie Andrew wäre ich auf den kurven- und buckelreichen Straßen nämlich nicht gefahren. So konnte ich mich prima von ihm ziehen lassen.

Bei unserer Abfahrt herrschte in Bingley tatsächlich ein gewisser Nebel. Die Fahrt fand nun weitestgehend unter blauem Himmel statt, doch in den Pennines zog von Westen ziemlich viel hoher Schmodder rein. Das war nun gar nicht so schön. Der Himmel war bald nur noch grauweiß, wobei die Schicht größtenteils sonnendurchlässig war. Im Hopevalley kamen wir genau zur richtigen Zeit, als sich der Nebel auflöste. Viel früher hätte man also gar nicht kommen müssen. Wir bezogen als erstes Posten an der Überführung östlich des Bahnhofs. Von Zug zu Zug kam das Licht ein wenig stärker raus, wobei der Schmodder schon für ein gewisses Schwanken der Lichtverhältnisse sorgte.

Der Desiro Class 185 von First Transpennine hat das Ausfahrsignal von Edale hinter sich gelassen und rollt in Richtung Sheffield. Zwischen den Ballungsräumen von Manchester und den Midlands taucht der Zug im Hope Valley für 10 Minuten in eine vollkommen andere Welt ein.

Nachdem ein Zug unter den gegebenen Umständen bestmöglichst im Kasten war, wechselten wir zur Brücke westlich des Bahnhofs. Dort kamen leider nicht so viele Ostfahrer wie gewünscht, aber ein Nasentürer ging immerhin noch mit Volllicht, bevor ein größerer Schmodder vor die Sonne zog.

Blick von der Brücke westlich des Bf Edale. Ein 158-Doppel von East Midlands Trains braust ohne Halt durch das Hope Valley, während hinten gerade eine Class 70 als Lz verschwindet.

Dann wechselten wir nochmal zur östlichen Brücke, weil man hier auch verschiedene Seitenansichten nehmen konnte. Es wurde nun allerdings sehr anstrengend. Lediglich zum Nasentürer-Takt kam die Sonne immer zuverlässig voll raus. Das waren nun nicht gerade die Triebwagen, auf die man den größten Wert gelegt hätte.

Endlich konnte man auch mal etwas seitlicher stehen. Der nächste Takt von East Midlands rollt durch Edale.

Alles andere kam im Halblicht. Ein Pacerdoppel war hier sogar unterwegs, klappte aber auch nur im Schmodder. Gegen 13 Uhr sollten sogar Güterzüge anstehen. Aber der erste Ostfahrer kam einfach nicht. Wir wechselten für einen Westfahrer nochmal auf die Brücke westlich des Bahnhofs. Auch dort ging weiterhin nicht so recht was. Nun kam sogar je Richtung ein realer und nicht nur als Trasse existenter Güterzug. Bei Wolke natürlich. Die verschiedenen Wolkenarten waren alle da. Ein Tag für Wolkenstudien. Schleier, Schlonz, tiefere Wolken und irgendwelche Schäfchenfelder wechselten sich ständig ab. Eigentlich wollten wir nach den beiden Gz die Kurve kratzen, doch eine halbe Stunde später sollte noch ein Gz kommen. Also doch noch weiter warten, was dämlich! Aber es könnte ja doch mal die Sonne voll (!) scheinen. Tat sie aber nicht.

Immerhin geht noch ein 170 von First Transpennine im Halblicht bei der Durchfahrt durch Edale, bevor wir uns auf die Socken machten.

Nebenbei hatten wir immer wieder die Wetterberichte gecheckt, denn die große Frage stand ja immer noch im Raume: Wollen wir die nächsten Tage halbgares Wetter in Schottland bei dünner Zugfolge oder wollen wir an dem sicheren schönen Wetter im Süden partizipieren? Die Mitte dieser einwöchigen Tour war schon erreicht. Die heutige Kursbestimmung würde bezüglich Schottland endgültig sein. Leider war mittlerweile auch der BBC Wetterbericht für den Norden eingeknickt. Die bisher für Schottland als sonnig angekündigten Stunden waren in "Nebel" umgewandelt worden. Heute und morgen sollte es hingegen im gesamten Süden richtig schön sein. Man musste nur hinfahren! Der Schottland-Gedanke wurde daher schweren Herzens zu Grabe getragen.

Um 14.00 hatten wir uns endlich losreißen können. Für morgen früh interessierten uns die Kreidefelsen in Dover. Wir beschlossen, nun in diese Richtung zu fahren, nachmittags aber noch einen Zwischenhalt am Sharnbrook Summit einzulegen. Wer meinen letztjährigen Reisebericht verfolgt hat, weiß, dass da noch ne Rechnung mit einer Fuhre auf dem Gütergleis offen ist.

Es ging ostwärts über einen weiteren Kamm der Pennines in Richtung Chesterfield. Hier hatten die Berge sogar eine Felskrone, bis zu der die Straße auch hinauf führte. Zwischen den Felsen blühte die Heide violett, eine tolle Landschaft! Was für ein schönes Ausflugsgebiet für die umliegenden Großstädte! In Chesterfield wandten wir einen Trick an, um möglichst schnell durch nen Kreisverkehr zu kommen und nahmen prompt die falsche Ausfahrt. Guter Trick! ;-) Ansonsten erreichten wir gut die Autobahn und gelangten zügig südwärts. Vor uns praktisch nur blauer Himmel! Aber eben nur praktisch. Das dolle war nämlich, dass wir praktisch nie so richtig aus einem großen Wolkenfeld herauskamen. Das Wolkenfeld war deutlich begrenzt, aber irgendwie blieb es einfach 'an uns dran'. Erst kurz vor der Abzweigung zur Schnellstraße nach Kettering hatte man das Gefühl, dass man es hinter sich gelassen hätte. Aber das Licht war trotz bestnachmittäglicher Stunde nicht voll da, die Luft sehr dunstig. Und einzelne komische Wolken und Flusen waren durchaus auch hier am Himmel. Na ja, da konnte man nun nichts machen. Am Abzweig nach Souldrop an der Tanke ein Baguette besorgt und auf die Brücke Back Lane gestellt. Der Plan eröffnete uns nun leider auch wieder nur einen einzigen Güterzug. Aber der kam wenigstens bei bestem Licht - für heutige Verhältnisse.

Glück gehabt: Ein "very late running" Freightliner Zug, der von heute Mittag übrig geblieben war, ist der einzige Güterzug, der uns hier beglückt hat. Letztes Jahr hatten wir gedacht, dass der schwache Güterverkehr auf der Midland Mainline Pech gewesen wäre. - Interessante Infrastruktur: Das Gütergleis verschwindet bald im Sharnbrook Passtunnel, während die Pz-Gleise den Pass mittels einer langen und steilen Rampe überwinden.

Gegenüber letztem Jahr gab es diesmal eine Möglichkeit, Personenzüge seitlich zu machen. Die Chance ließen wir uns natürlich nicht entgehen. Irgendwie machten sich die HST ganz schön rar. Aber einer ging dann noch.

Gerade von der Seite sehen die East Midlands HSTs ganz schmuck aus, hier an der Rampe zum Sharnbrook Summit bei Souldrop.

Wir entschieden uns, noch komplett bis Dover runterzufahren. Es war zwar erst 18 Uhr, aber das Licht schwächelte so stark, dass es kein Verlust war, nun die Kurve zu kratzen. Das Navi schickte uns nicht zur M1, sondern auf verschlungenen Wegen östlich an Bedfort vorbei und dann über eine lokale Autobahn zum London Orbit, zur Ringautobahn. Wir kamen überall wunderbar zügig voran. Das Navi hatte erst 21.05 als Ankunft prognostiziert, doch letztendlich schaften wir es sogar bis 20.50. Besonders eindrucksvoll war die Fahrt über die große Themsehochbrücke bei Dartford. Im Dunst der Dämmerung fiel der weite Blick auf Hafenanlagen, Schiffe, Lichter und natürlich den Fluss selbst.

Unser gebuchtes Premier Inn lag zwar direkt an der Hafenpromenade, doch bekamen wir leider nur ein Zimmer hinten raus. Und da war die Schnellstraße... Das Einchecken war überhaupt etwas mühsam. Erst war ein älteres Ehepaar vor uns dran, das noch tausend Fragen und Sonderwünsche hatte, dann standen wir in einem Zimmer mit nur einem französischen Bett, das uns dann doch zu kuschelig gewesen wäre. Also nochmal reklamieren gegangen. Das kostete alles Zeit. Dabei hatten wir heute fest vor, mal wieder zum Inder zu gehen. Ein Restaurant hatten wir bereits 5 Min vom Hotel entfernt gefunden. Immerhin ließ man uns noch ein, als wir gegen halb 10 endlich aufschlugen. Das 'Light of India' war noch nicht aus... Das Essen war spitze, der Kellner allerdings anfangs etwas unterkühlt / hochnäsig. Vielleicht hatten wir seinen Feierabend verdorben... Auf dem Rückweg konnten wir uns noch im T-Shirt auf eine Bank setzen. Um 22.30 im September in GB! Dann waren wir aber auch totmüde.

Donnerstag, 05.09.2013

Angesichts der lachenden Sonne verzichteten wir auf ein Frühstück und verließen das Hotel gegen 7.30. Das erste Motiv, die Fußgängerbrücke mit Blick auf den Shakespeare Cliff Tunnel, war nicht weit weg. Wir parkten in einem Wohngebiet und liefen die Treppe zur Fußgängerbrücke runter. Bald kam auch einer der feschen Hitachi Schnellzüge aus dem Tunnel. Doch die Sonne war natürlich genau in einem Schleier drin. Das war nix für den dunklen Zug. Dafür kam etwas überraschend ein Southern Zug von hinten. Die grüne Farbgebung ist viel schöner als die von den sonst hier fahrenden Southeast Trains.

Nun mussten wir eine ganze Weile warten. Sooo dicht ist der Verkehr dann doch nicht. Gerade die schönen blauen Flitzer fahren nur alle Stunde. Aber der Takt eine Stunde später klappte dann gut.

Das Hauptmotiv an den Kreidefelsen von Dover dürfte der Shakespearecliffe Tunnel sein. Am fotogensten machte sich hier einer der im Nahverkehr eingesetzten Nasentürer von Southeastern.

Nun fuhren wir weiter zum Samphire Hoe. Das ist die Landaufschüttung vom Kanaltunnelbau, wo auch das Versorgungszentrum über irgendwelche Seitentunnel an den Bahntunnel angeschlossen ist. Von der Schnellstraße ist die Anlage mitsamt eines kleinen Erholungsgebietes angeschlossen über eine einspurige steile Tunnelröhre mit separatem Fuß- und Radweg. Interessante Geschichte, bahnfotografisch aber eher uninteressant. Also weiter auf das Abbots Cliff, nunmehr mit Frühstück aus der Tanke bewaffnet. Dort mit Meeresblick im Gras zu sitzen, war schon sehr erholsam, fotografisch allerdings etwas weitläufig.

Blick von oben auf die Kreidefelsen von Folkestone Warren.

Nächste Station war eine Wanderung vom Campingplatz unterhalb von Folkstone zu einer Fußgängerbrücke, von der aus man die Kreidefelsen von Folkstone Warren im Hintergrund hatte.

Die blauen Hitachi-Züge Class 395 "Javelin" sind die schnellsten nationalen Züge Englands. Sie sind für den Verkehr auf der Schnellfahrstrecke zum Kanaltunnel konzipiert und laufen dort 225 km/h. In Ashford wird auf die Altbaustrecke nach Dover gewechselt. An der Stromschiene beträgt die Höchstgeschwindigkeit nur noch 160 km/h, die an den Kreidefelsen aber nicht ausgefahren werden kann.

Mittlerweile war es mächtig warm geworden. Schon morgens hatte man keine Lust auf einen Pullover verspürt, jetzt verdankte man nur dem Seewind, dass es nicht gänzlich unerträglich wurde. Gespannt waren wir auf eine in Realtimetrains gesehene Rundfahrt eines Networkrail-Zuges. Da konnte eine interessante Bespannung vor sein. Es kam dann aber nur so eine Art Spritzzug, allerdings ohne zu spritzen.

Blick von derselben Brücke auf denselben Javelin bei seiner Rückfahrt.

Langsam drehte das Licht rum, so dass wir nun den Doverblick vom Shakespeare Cliff aus machen konnten. Wir besorgten uns wieder etwas Proviant, parkten das Auto an derselben Stelle wie heute Morgen und kraxelten nun das Kliff hoch. Natürlich ist alles gut mit Fußwegen erschlossen. Der Blick auf Dover war nett, wenn auch leider etwas dunstig.

Blick vom Shakespearecliffe auf den Hafen von Dover. Angesichts dieser Kulisse musste ich an meine zweite Annäherung an Britannien anno 1993 denken, als man sich mit der Nachtfähre von Oostende dem Hafen von Dover näherte und die Kreidefelsen hell im Licht der Hafenanlagen leuchteten. Eine unwirkliche Kulisse!

Danach probierten wir noch eine Blickmöglichkeit vom Abbots Cliff in Richtung Portal des Shakespeare Cliff Tunnel, doch da ging nichts. Allerdings musste man hier oben aufpassen, dass man nicht in irgendwelche Bunker und Schützengräben stürzte. Der Spaziergang über das Seegras bewachsene Cliff war allerdings auch sehr hübsch. Nil wollte gern mal auf einen Eurostar an die Neubaustrecke. Das fand ich auch ganz interessant. Wir wollten die eine oder andere Brücke westlich Ashford ansteuern. Plötzlich gerieten wir allerdings in eine Vollsperrung der Autobahn. Und wir waren gerade an der Ausfahrt vorbei. Zum Glück war hauptsächlich die Gegenrichtung betroffen. Dort war ein Motorradfahrer bös verunglückt. Unsere Seite wurde zum Glück nach 20 Min wieder freigegeben.

Wenn einem sowas an einem schönen Tag passiert, ist das ganz übel... Wir hatten Glück; unsere Fahrbahn war nur für eine halbe Stunde gesperrt worden, vermutlich für den Hubschrauber.

Nach Abfahrt von der Autobahn in Leeds (nicht Midlands) steuerten wir die eine oder andere Brücke über die SFS an. Die ersten waren hoch verzaunt, doch unweit der Ortschaft Harrietsham ging es einen besseren Feldweg hinein, der über die Bahn führte. Beim Blick von der Brücke wussten wir beide einstimmig: Det isses! Gerade für Züge von London hatte man einen tollen weiten Landschaftsüberblick. Lediglich die Kabel der Speiseleitung hingen den Zügen auf dem hinteren Gleis etwas blöd im Gesicht, so dass wir hier auch mal einen Nachschuss der Gegenrichtung gemacht haben.

Und ein "Javelin" nochmal unter Wechselstrom auf der SFS. Die Züge werden auch von Southeastern betrieben, wie der gesamte Nahverkehr in dieser Gegend.

Hatten wir gedacht, dass es hier "wie blöde" tobt, lagen wir falsch. Die Eurostar Züge verkehren ja nichtmal immer stündlich je Linie. Und ehrlich gesagt war die Geschwindigkeit auch ganz schön heftig, so dass wir insbesondere für den Westfahrer zwei Versuche brauchten. Aber wenigstens hatte man nun endlich mal den Eurostar auf Strecke erwischt.

Ein Eurostar auf freier Strecke sieht man ja auch eher selten. Hier isser: Blick von der Brücke bei Harrietsham.

Dabei war die Zeit schon ganz schön weit fortgeschritten. Eigentlich hatten wir ja nur "mal eben" einen Eurostar quasi am Wege mitnehmen wollen, aber nun hatten wir hier doch wieder über ein Stunde zugebracht. Eine Stunde, die uns am Abend fehlen sollte. Der Plan war, irgendwo im Southern oder Southwest-Stromschienennetz noch etwas zu machen. Aber die Zeit rannte, zumal wir schon auf dem Hinweg von einer Häuserzeile im Dorf Harrietsham begeistert gewesen waren, so dass wir hier noch "eben schnell" Mietwagen und Häuschen fotografieren mussten. Schnuckelig, das war England pur!

In Harrietsham konnten wir unseren Mietwagen mal schön in Szene setzen.

Frits hatte uns u.a. für nachmittägliche Fotos Weybridge empfohlen. Das schien uns günstig erreichbar. So fuhren wir da mal hin. Kurz nachdem ein Schild "letzte Abfahrt für 18 Meilen" und die dazugehörige Abfahrt vorüber waren, fuhren wir geradewegs auf enorme Wolkengebilde zu. Wir waren gedanklich schon am Zurückfahren nach Dover oder am Einpacken. Aber nun mussten wir ja erstmal 18 Meilen weiter. Dieses Wolkengebirge erwies sich dann allerdings als einzeln stehend. Dahinter wurde alles wieder blau am Himmel. Komische Geschichte. Aber wir konnten weiterfahren. Es war sehr viel Verkehr. Als wir in Weybridge die Bahn erreichten, wussten wir nicht genau, welche Brücke Frits denn gemeint haben könnte und fuhren prompt erstmal in die falsche Richtung. Dort gab es immerhin nette Streifungen.

Ein Einschnitt östlich von Weybridge an der Southwestern Haupteinflugschneise nach London.

Als wir endlich auf der anderen Seite des Bf Weybridge die richtige Fotobrücke erreicht hatten, ergriffen bereits die Schatten massiv vom Motiv Besitz. Das war leider fast gar nichts mehr.

Die letzten Sonnenstrahlen erfassen den Einschnitt an der Bahnstation Weybridge. Die Southwestern Züge sind definitiv die farbenfrohesten im Stromschienennetz.

Der Plan war nun eigentlich gewesen, uns evtl heute noch mit Horst und Frits zu treffen, die heute 18.25 in Manchester landen und ihren Urlaub in GB beginnen wollten. Dann wären wir noch ein Stück nordwärts gefahren. Doch als die Meldung kam, dass sie mindestens eine Stunde verspätet seien, buchten wir uns ein Hotel im nahen Maidenhead. Von dort konnte man sich für morgen alle Richtungen offen halten. Leider war für den Freitag ziemlich viel Regen angekündigt.

Über volle und stockende Autobahnen, weniger stockende Abkürzungen und verschiedene Landstraßen gelangten wir nun nach Maidenhead. Das gebuchte Hotel "The Thames" direkt am Themseufer war wunderschön. Es handelte sich um ein altes Haus, das sich in wirklich gutem Zustand befand. Draußen saßen die Leute am Themseufer und genossen den warmen Abend. Was für ein schönes Bild! Die Themse ist oberhalb von London ja ein recht friedlicher Fluss mit prächtigen Ufern und Ausflugsbooten. Wir nutzten allerdings erstmal die Angebote des Italieners im Hause (Mozarellatomaten und Pizza), bevor wir uns gegen 21.30 auch noch auf ein Bier nach draußen setzten. Ein wunderbarer Abend! Wir mochten gar nicht glauben, dass das schöne Wetter morgen vorbei sein sollte.

Freitag, 06.09.2013

Erwartungsgemäß waren das Wetter beim Aufwachen lausig und die Straßen nass. Erstmal in Ruhe gefrühstückt. Diesmal gab es sogar das british breakfast vom Buffet. Ich habe mich noch halbwegs zurückhalten können ;-) Alles in allem dickes "Daumen hoch" für Hotel "The Thames" zu Maidenhead!

Nach dem Frühstück gab es eine kleine WLAN Session, aus der wir die Info mitnahmen, dass ganz im Westen, so bei Bristol, durchaus die eine oder andere Wolkenlücke zu erwarten sei. Daher nahmen wir Kurs westwärts. Die Autobahnfahrt war nun nicht das pure Vergnügen. Zuweilen regnete es ganz ordentlich und das trübe Wetter mit den tief hängenden Wolken war einfach nur einschläfernd. Was für eine Freude war es dann, als tatsächlich bei Bristol weiter westwärts ein jähes Ende der Wolkenkante erkennbar war. Wir fuhren über die eindrucksvolle hohe Severn Hängebrücke rüber nach Wales. Zwar hatte man den Abschnitt zwischen Severn Tunnel und Newport inzwischen mehrfach beackert, aber hier rollt wenigstens bischen was, so dass mal ein Bild mit Sonne drin sein sollte. Denn auch wenn die Regenwolkendecke zuende war, gab es hier noch mehr als genug 'ehrliche' Wolken, also klar gezeichnete Cumuli. Und wir meinten noch so "mal schauen kost' ja nichts", da kam auch schon die Maut-Ankündigung: 6,20 GBP Brückenzoll, aber nur "westbound". Da ich bisher die Brücke nur ostwärts befahren hatte, war mir die Mautstelle nicht erinnerlich. Als erstes landeten wir bei Llandevenny. Dort gab es ziemlich schnell ein Güterzug- und ein HST-Bild mit Sonne.

Wer meine früheren Reiseberichte verfolgt hat, kennt diese Stelle: Ein HST hat soeben den Bishton Flyover unterflogen und rast Richtung England.

Danach suchten wir im Ortsbereich von Magor nach Alternativen. Wir entdeckten eine sehr gut geeignete Fußgängerbrücke mit Blick auf einen alten Kirchturm. In unterschiedliche Richtungen ziehende Wolken und viiiiel zu wenig Zugverkehr machten das aber alles nicht ganz einfach. Immerhin kam hier ganz unverhofft der Mess-HST, der trotz partiellem Schatten noch am besten klappte.

Nun habe ich ihn auch mal: Der gelbe Mess-HST geht immer wieder freitags auf Reisen, nur weiß man nie, wohin. Heute war also Südwales dran. Wir konnten ihn mit der Kirche St. Mary von Magor (erbaut z.T. ab 13.Jh) zusammen aufnehmen.

Die Sonne ließ sich nun kaum mehr blicken. Die Wolkenschichten zogen über uns in jeweils genau entgegengesetzte Richtungen. Sowas habe ich noch nicht gesehen. Da es anderswo allerdings auch nicht besser aussah und man sich auf der Fußgängerbrücke ganz entspannt aufhalten konnte, blieben wir erstmal dort. Nach längerer Wartezeit und vielen Zügen im Schatten kamen noch zwei bei Sonne durch. Dummerweise aber gleichzeitig. Als der Güterzug im Motiv war, lugte hinten eine halbe HST-Schnauze unter der Brücke hervor. Und als der HST da war, hatte man noch die angeschnittenen Wagen des Gz im Bild. Ok, das sind Luxusprobleme, aber ich kann gut auf derlei Begegnungen verzichten.

Und ein DB-Güterzug in Magor.

Auf der Karte entdeckten wir, dass zwischen Newport und Cardiff die Strecke ganz gut südwärts geneigt ist. Da könnte man jetzt schon Westfahrer aufnehmen. Wir wollten uns da einfach mal paar Brücken anschauen. Und die erste gefiel uns auch schon ganz gut, weil man da sogar Züge auf dem vordersten Gleis, dem Gütergleis, nehmen konnte. Allerdings erwiesen sich hier die Wolken noch ein ganzes Stück dichter als heute Vormittag.

Viiiiel viiiiel Strecke für einen kleinen Pups-Triebwagen auf dem Wege in Richtung Cardiff.

Nachdem ein Sonnenintervall ohne nennenswerte Zugfahrt verstrichen war, besorgten wir uns erstmal Proviant aus einem Supermarkt am Stadtrand von Newport. Danach weiter im Schatten warten. Ein großes blaues Loch kam leider erst, als das Licht beinahe gleisachsig stand. Und die dicken Klopper waren immer noch am Himmel unterwegs. Wir machten Pause bzw versuchten trotz schlechtem Empfang mit Horst und Frits ein Treffen abzusprechen und eine entsprechende Unterkunft zu buchen. Es war Freitag, und die meisten Unterkünfte auf booking.com hatten nur noch Doppelzimmer im Angebot. Im Holiday Inn Express von Bristol bekam ich dann aber noch die zwei letzten Zweibettzimmer.

Nun gibt es auch in Großbritannien Werbeloks bzw Werbetriebköpfe. Dieser 43er macht Werbung für hp-Produkte.

Weiter warten. Langsam kam das Licht auf die andere Seite. Ein älterer, etwas zauseliger Herr tauchte mit seiner Videokamera auf und schien auf was bestimmtes zu warten. Im Fahrplan entdeckte ich nun, dass aus dem Licht der Colas Holzzug Richtung Shrewsbury unterwegs war. Er kam dann auch wirklich. Der Zausel hatte kurz vorher aufgegeben und die Kurve gekratzt. Spontan entschieden wir uns zu einer kleinen Verfolgung der Class 56 nach Ponthir. Hehe, Verfolgung mal eben im dicksten Freitagnachmittagsverkehr einer der größten walisischen Städte - Superidee! Es ging aber noch und wir waren reichlichst vor dem Zug dort. Meine Güte, war das innerhalb zweier Jahre alles zugewuchert hier! Es wäre allerdings noch genügend Freiraum für ein Foto dagewesen. Leider erreichte der Zug Ponthir schon, kurz bevor sich dort die Wolken auflösten.

Ging sich leider im Schatten aus: Der Colasrail Holzzug mit Class 56 bei Ponthir.

Also wieder zurück zu unserer Brücke, wo sich die Wolken ganz gut aufgelöst hatten und das Licht nach unserer einstündigen Abwesenheit einigermaßen seitlich kam. Hier konnten wir allerdings zunächst, während der Himmel hinter uns unproblematisch war, nur Kleinkram bzw einen Gz von hinten aufnehmen.

Die verschiedenartigen Triebwagenkompositionen können auch mal ganz interessant sein. Ein 153 in London Midlands Farbgebung und ein 150 von First Great Western machen gemeinsame Sache als Zug Taunton - Cardiff. Der 153 ist von First Great Western übernommen worden und trägt schon deren Schriftzug.

Dann kam eine neue Wolkenbank. Aber ein HST klappte doch noch so gerade eben. Im Prinzip auch ein Güterzug, doch der hatte leider keine Wagen dabei. Immerhin war uns vorher ein stimmungsvolles Bild von einem Güterzug "aus der Falschen Richtung" gelungen.

Ein Güterzug in der Streiflicht-Perspektive hatte sich noch als sehr stimmungsvoll erwiesen.

Um 18.30 kratzten wir die Kurve. Um 19.30 wollten wir in Bristol am Hotel sein. Zügig gelangten wir ans andere Ufer des Severn. Doch an der Abfahrt zur Stadtautobahn Bristol konnte offenbar eine Ampel von unserem Abbringer nicht verkehrsgerecht geschaltet werden. Das Resultat war ein langer Stau auf der Ausfädelungsspur. Wir fuhren dran vorbei ganz bis Bath und auf der anderen Seite wieder zurück. Blöder Umweg, aber vielleicht noch das schnellste. So trafen wir gegen 19.40 am Hotel ein. Frits und Horst waren unmittelbar vor uns angekommen. Das passte! Um 8 waren wir unterwegs zum Inder, wobei wir leider keinen ganz so klassischen Inder erwischten, sondern einen mit etwas angepasster Karte. Prompt war mein Lammgericht auch ohne Sauße und der Reis dadurch bisken dröge. Danach schauten wir uns noch am Bahnhof Bristol Temple Meads um, bevor es in der Hotelbar Bilder vom Laptop zu sehen gab. Außerdem hatten wir ja viel zu erzählen. Wir kamen erst nach Mitternacht ins Bett.

Ein HST steht in Bristol Temple Meads bereit. Und vier Frauen warten auf ihren Zug nach hause.

Samstag, 07.09.2013

Bis zum Abflug 17.40 ab Manchester war noch eine Menge Zeit. Erstmal frühstückten wir zu viert, dann ging es mit allemann auf die Brücke über die Südausfahrt des Bf Temple Meads. Da die Strecke London - Bristol Platz 1 auf der Elektrifizierungsliste gewonnen hat, war es gut, diesen großen Bahnhof nochmal ohne Tüddeldraht aufzunehmen. Einige große Wolkenfelder machten das Unterfangen langwieriger, als es unseretwegen nötig gewesen wäre. Aber am Ende hatte man doch paar gute Schüsse im Kasten.

Mit frisch geputzten Scheiben ist die Sicht doch gleich viel klarer: Zwei First Great Western VTs verlassen den Bristoler Bahnhof Temple Meads.

Schwierig war dabei gewesen, zu viert durch das Trägerwerk der Brücke und über die extrem hohe Brüstung zu lichten. Da meine Kamera keinen ausklappbaren Liveview Monitor hat, machte ich mir Horsts Idee zueigen und hielt ich sie einfach auf dem Kopf, so dass der Sucher unten und das Objektiv höher waren. Die paar cm waren hier entscheidend...

Auch ihm trieft das Wasser von der Nase: Der Cross Country HST hat in Bristol ebenfalls seine scheibentechnische Abreibung bekommen.

Einen Programmpunkt hatten wir noch. Den Stadtviadukt von Bad Bad, oder auf englisch Bath Spa. Frits und Horst hatten gestern entdeckt, dass da gut was aus einer Grünanlage heraus gehen müsste. Dort fuhren wir hin und trafen uns wieder. Schlauerweise hatten wir in einem Wohngebiet vor dem Park geparkt. Man hätte aber sogar auf einer Ringstraße durch den Park fahren können.

Bath Spa ist bekannt für sein relativ einheitliches Stadtbild. Die Züge halten an einer kleinen zweigleisigen Station auf dem Stadtviadukt.

Lange hielten wir uns allerdings hier nicht auf, da wir hofften, von einigen Wiesen weiter östlich mehr von der Stadt in den Hintergrund zu bekommen. Außerdem näherte sich ein Sonderzug ostwärts, für den man dort vermutlich besser stehen würde. Um nicht durch das städtische Gewusel zu müssen, navigierte Nil uns schön außen um den Talkessel herum durch grüne Wohngebiete. Open Streetmaps sind auch in Bad Bath hervorragend. An einer Stelle war ein Umlaufgitter verzeichnet, durch das wir dann auch tatsächlich auf die von einigen Rindern bewohnte Weide kamen. Paar Bahnfotografen warteten dort ebenfalls - wegen des Sonderzuges natürlich. Leider war bei Durchfahrt der historischen Garnitur der Vordergrund ziemlich verschattet und der Viadukt so gerade eben wieder beschienen.

Der Sonderzug erweist sich als durchaus fotogen: Voran eine schmucke feuerrote Class 52 "Western Class" und dahinter viele historische Wagen. Wobei ich die Front der 52 von Nahem betrachtet nicht gerade zu den Schönheiten zählen würde.

Das musste besser gehen. Die Wolken nahmen jetzt allerdings zu und ließen die Chancen schwinden. Immerhin ging noch ein HST, bei dem bloß der Schluss noch vom Ende eines Dampfzuges verborgen wurde, der in der Gegenrichtung eingefahren war und der irgendwie Schwierigkeiten hatte wieder loszukommen. Na ja, besser als nüscht.

Letztendlich hatte sich bei mir noch dieses Bild als am besten erwiesen, das allerdings schon vor dem Sonderzug entstanden war. Zwar hatte der HST ganz hinten einen Schatten, aber der erwies sich als kaum auffällig.

Die beiden anderen waren für den Sonderzug vor die Tore der Stadt gefahren und wir wollten uns dann in der Grünanlage von vorhin nochmal treffen. Also diesmal über extrem steile und schmale Straßen durch Wohngebiete einmal runter und auf der anderen Seite wieder hoch. Für den Ausblick war das Licht nun hervorragend herumgekommen. Mussten nur die Wolken weichen. So langsam mussten wir mit einer Sicherheitsmarge auch die Rückreise zum Flughafen antreten. Einen HST wollten wir noch abwarten. Und dank der heute auf dieser Strecke gegenwärtigen Verspätungen konnte tatsächlich rechtzeitig ein Wolkenklopper weichen und wir bekamen das schöne Stadtpanorama im schönsten Licht. Schön, dass das noch geklappt hatte!

Nochmal der Blick aus dem Alexandra Park mit einem HST. Schön, dass das noch geklappt hatte:-) So konnte man die anstehenden Kilometer zufrieden angehen.

Die knapp dreistündige Rückfahrt begann schleppend. Bereits die Stadtdurchfahrt war sehr stockend. Und vor dem Autobahnkreuz Bristol war auch mehrere Kilometer stockender Verkehr. Das war es dann aber zum Glück. Die weitere Fahrt verlief vollkommen ohne Stockungen. Wir waren letztendlich so zeitig, dass wir sogar hinterm Flughafen nochmal paar Brücken an der elektrifizierten Strecke Crewe - Manchester aufgesucht haben. Der einzige Erfolg war aber nur, dass man nochmal gepflegt hinterm Busch pinkeln gehen konnte.

Tanken und Autorückgabe liefen vollkommen unkompliziert. Um Punkt 16 Uhr betraten wir das Flughafenterminal. Die Sicherheitskontrolle war allerdings nervig. Es gab eine Ganzkörperbefummelung, weil ich schlauerweise ein Shirt mit Metallknöppen angezogen hatte. Und der obere Bereich meines Rucksacks war nun auch noch von erheblichem Interesse. Es wurde drin rumgewühlt, dann der Rucksack nochmal mit offenem oberen Fach durch die Bestrahlung gejagt. Als er rauskam, war der halbe Inhalt in die Schale gefallen...

KL1094 Manchester 17.40 BST - Amsterdam 19.55 MESZ

Der Flug war sichtlich leer. Durch besonders geschickte Buchung saßen im hinteren Viertel nur sechs Leute. Und zwar alle in einer Reihe! Vor uns waren drei Reihen frei und hinter uns auch. Dazu ertönte wohl dreimal aus dem Lautsprecher der Hinweis, dass man sich nicht umsetzen dürfe. Sonst würde die Balanceberechnung wohl nicht mehr hinhauen. Oder so ähnlich. So langsam bekam ich 'Hals'. Da sitzt man da eingequetscht, während vor und hinter einem alles frei war. Grrr... Unter uns waren die Penninen fast wolkenfrei. Wir flogen genau über Edale hinüber. Zu sehen war nur die Fotokurve im Knick des Hope Valleys auf halbem Wege nach Hope. Und der Stausee im Nachbartal, an dem wir Mittwoch entlang gekommen waren.

In Amsterdam bekam ich noch mehr Hals, als ich feststellte, dass es nochmal durch eine Sicherheitsschleuse durchging. Und als die Tante dann auch noch anfing, meine komplette Fotoausrüstung in die Schalen zu packen, und zwar so, dass die Objektive alle gegeneinander poltern mussten, hatte ich so viel Hals, dass mir der Kragen geplatzt ist. Diese dämliche Panikmache, aber vor allem diese Inkonsequenz! In Manchester interessiert man sich für alles, nur nicht für die Kameraausrüstung. Und in Amsterdam komme ich trotz Metallknöpfen ungeschert durch die Bestrahlung, dafür muss plötzlich und noch nie dagewesen die komplette Kameraausrüstung raus. Ich fürchte, ich bin etwas ungehalten geworden. Jedenfalls stand ziemlich schnell ein Kerl neben der Tante, der dann allerdings mitgeholfen hat, die guten Objektive möglichst vernünftig auf die Schälchen zu verteilen. Als ich schimpfend auf der anderen Seite alles wieder einpackte, hatte ich nicht bedacht, dass Holländer auch deutsch sprechen können...

Hier war dann auch Trennung von Nil. Sonnenkönig-Reisen dankt Blabla-Tours für die gelungene Gemeinschaftsaktion ;-) Jederzeit wieder!

KL1789 Amsterdam 21.00 +15 - Hamburg 22.00 +15

Wir saßen vor dem Abflug wohl eine halbe Stunde im dicht gefüllten Flieger fest, in dem die Lüftungsanlage noch nicht lief. In einem deutschen ICE hätte man wohl schon nach Evakuierung geschrien... Gegen den 'Hals' und den nicht mehr vorhandenen Kragen gab es auf dem Flug einen Schluck Weißwein. Das tat gut! Und so konnte ich bei der Landung auch voll und ganz den phantastischen Ausblick genießen, als ich plötzlich draußen das Lichtermeer des Hamburger Hafens entdeckte. In einem Halbkreis ging es um meinen Wilstorfer Hügel herum und über den Rbf Maschen hinüber. Der Überflug über Hamm und Barmbek mit Blick auf die Innenstadt war dann vergleichsweise unspektakulär. Die Beleuchtung der Stadt wirkte geradezu finster gegenüber dem Lichtermeer des Hafens, in dem Shellraffinerie, Aurubis auf der Peute und der Rbf Hamburg Süd mit den Containerterminals um die Wette leuchteten.

Nach drei Urlaubsflugpaaren mit KLM dieses Jahr war ich diesmal etwas bedient. Die Frage 'sweet or savoury', die auf jedem KLM Flug bei Verteilung der Snacks gestellt wird, kann ich auch erstmal nicht mehr hören...

Im Hamburger Flughafen war ich nur mal wieder erstaunt, wie man das hinbekommt, den Flieger ganz am Südende der Terminals ankommen zu lassen, für die Gepäckausgabe aber das zweitnördlichste Gepäckband auszuwählen. Allein die Bezeichnungen 'Terminal 1' und '2' sind ein Witz, wenn der Flieger in 2, das Gepäck aber in 1 ankommt. Ich hatte wohl immer noch etwas 'Hals'...

Fazit:

Tja, Schottland ist es nun nicht gewesen, dafür aber eine breite englische Mischung. Fahrzeugtechnisch und von den Gegenden her hatten wir eine sehr große Vielfalt. Dahingegen war diesmal auffällig, dass man fast nur von Brücken fotografiert hat. So ideal Brücken auf Pisten ohne Fahrdraht auch als Fotostandpunkt sind, so schade war es, dass die Strecken oft so zugewuchert waren, dass Brücken oft die einzige Alternative blieben. Von 48 Motiven standen wir bei 36 auf Brücken oder Tunnelportalen! So waren die allerletzten Aufnahmen aus Bath für mich so mit das Highlight, weil man da aus den Hängen heraus gut variieren konnte.

Als ungeheuer praktisch und nervenschonend hatte es sich erwiesen, die Unterkünfte per Internet zu buchen. Wer die Berichte der Touren 2011 gelesen hat, wird sich vielleicht noch an sehr spannende Unterkunftssuchen erinnern... Jetzt konnte man hingegen nachmittags, wenn man sicher war, wo man landen würde, die Buchung vornehmen. Das Vorfahren vor ausgebuchten Häusern entfiel, denn irgendwas hatte einem booking.com immer anzubieten.

Die Tour hat allerdings auch mal wieder Lust auf das Zugfahren und auf das Land selbst gemacht. Man fährt ja bei der "Jagd" nach dem nächsten Zugmotiv doch an all zu vielen Sehenswürdigkeiten vorbei, die einen näheren Blick wert wären. Das ist in Großbritannien eben doch wesentlich stärker der Fall als in den sonst so von mir beackerten Ländern. Genug Stoff für den nächsten Besuch auf der Insel!

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