Zwischen den Baustellen des Balkan: Apriltour 2011

Autor: Jan-Geert Lukner. Alle Rechte am Text und an den Bildern liegen beim Autor.

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Wir hatten Flug nach und Mietwagen ab Zagreb gebucht. Hauptziel sollte Bosnien sein, und hier vor allem die spektakulärste Strecke über den Ivanpass und durch die Neretvaschlucht. Es zeichnete sich aber bereits im Vorwege ab, dass zumindest die Neretvaschlucht an den allgegenwärtigen "Radovi" (=Bauarbeiten) scheitern würde. Die bosnischen Bahn-Webseiten waren zwar nicht wirklich informativ, aber auf der kroatischen war ein Ausfall des Zugpaares 390 / 391 zwischen Konjic und Čapljina angekündigt, was für eine Ganztagessperrung sprach. Zugverkehr dann wohl nur nachts zwischen dem 397 und 396. Auch für viele andere Streckenabschnitte war zumindest halbtags Radovi angekündigt: Banja Luka - Doboj, Rijeka – Moravice, Perković - Šibenik und tageweise in der Ličko Polje.

Freitag, 08.04.2011: Hamburg - Velika Gorica

Nachdem ich mich mit meinem Koffer an der heimatnahen Bushaltestelle zu Füßen meines Wilstorfer Hügels vom Vorneinstieg und dem Gedränge auf dem Gang habe schikanieren lassen, lief alles reibungslos. Mit S-Bahn-Wechsel von S3 auf S1 am Jungfernstieg brauchte ich nichtmal den Bahnsteig zu wechseln, wie es am Hbf nötig gewesen wäre. Um 7 Uhr war ich am Flughafen.

Check in klappte alles prima, Boarding leicht verspätet. Als wir dann um 8.05 alle im Flieger verstaut waren, meinte der Käptn, dass in Frankfurt die Slots neu verteilt worden seien und wir hier in der Position 40 Minuten warten müssten... Es freute mich, dass immerhin nun auch im Flieger einige Leute das Motzen kriegten, wie man es sonst nur aus der Bahn kennt. Einer meinte, das wäre nur immer bei Lufthansa so...

LH 005 Hamburg 08.05+40 > Frankfurt 9.00+30

Der Flug war angenehm. Vorm Abflug waren wir schon mit Corny-Riegeln beschäftigt worden. Beim Flug gab es noch Kaffee und Tomatensaft (für mich jedenfalls). Vor Landung in Frankfurt wurden dann noch die wartenden Anschlüsse durchgesagt. Zagreb war auch dabei, der Flieger sei eh später, hieß es. Beruhigend auch jetzt: Solche nicht standarisierten Durchsagen gehen dem Lufthansapersonal auch nicht so leicht über die Lippen, besonders auf englisch nicht. Fehlte nur noch ein "ßänkju for trevelling...".

Durch den blau illuminierten Tunnel gelangte ich zügig zur Bushaltestelle, von der zwei Gelenkbusse zum Flieger nach Zagreb fuhren. Einer brechend voll und einer ganz leer. Ja, ja, und immer schön vorn einsteigen... Ups, der passte hier nicht. Die hier rumstehenden Flieger aus USA und Kanada erweckten schon so'n bischen Lust auf "mal wieder rüber...".

OU 417 Frankfurt 10.05+35 > Zagreb 11.25+20

Der Flug war sehr angenehm. Bei den Baguettes hatte ich in meiner vorletzten Sitzreihe zwar nur noch die Auswahl zwischen Käse und Käse, aber dafür war der Croatian A320 hier hinten nicht so dicht belegt. Ich hatte eine Dreierreihe für mich. Zu meinem "Entsetzen" flogen wir im Bereich der Alpen in hohe Bewölkung hinein, die selbt unsere Flughöhe verdunkelte. Ein Ende dieser Schicht war nicht absehbar. Mist! Das Wetter war doch ganz gut angekündigt gewesen und ich hatte den Nachmittag über durchaus paar Fotos eingeplant.

Nach der Landung hatte ich erstmals das Erlebnis, was viele Urlauber schon vor mir hatten, das mir aber gerade jetzt und hier gar nichts ausmachte. Na ja, fast nichts. Während ich nämlich in Frankfurt meinen Anschlussflieger noch erreicht hatte, konnte mein Koffer das von sich nicht behaupten. Schade... Hinterm Check Out wendete ich mich vertrauensvoll an das Office mit der Aufschrift "lost baggage". Bei der Beschreibung des Koffers ("schwarz mit etwas grau") meinte die nette Dame hinterm Schreibtisch, mich streng über ihre Brille anblickend, trocken "Alle Koffer sind schwarz mit etwas grau". Wo sie recht hat, hat sie recht. Übrigens muss es auch den umgekehrten Fall gegeben haben, denn paar besonders hässliche Koffer in rosa und in kariert drehten auch dann noch munter ihre Runden, als schon gar keine Leute mehr da waren.

Nun ja, für mich war das wie gesagt nicht die große Katastrophe, weil ich eh heute Abend noch Nil abholen musste. Aber mir wurde sogar zugesagt, dass man den Koffer ins Hotel bringt, das wir schon am Südende der Landebahn in Velika Gorica gebucht hatten. Nun kümmerte ich mich erstmal um das Auto. Es gab einen (wie sich später herausstellte) nicht besonders stark motorisierten Ford Focus, der aber wenigstens bei hoher DreHŽahl nicht so nen ganz höllischen Lärm machte. Mitnahme nach Bosnien oder Slowenien sei kein Problem, müsste auch nicht extra vermerkt werden.

Beim Bezug des Autos dämmerte mir so langsam, dass doch eine Reihe von Kostbarkeiten im Koffer waren, die man gut gebraucht hätte: Sonnenchreme, Devisen, CDs, Landkarten, Getränke. Bei dem Programm, das ich für heute geplant hatte, wären die Landkarten bestenfalls für den Sonnenstand wichtig gewesen - alles andere war bekannt. Die CDs waren schade, aber Radio Rijeka war auch mal wieder nett...

So richtig Lust auf Fotos kam angesichts der hohen Bewölkung allerdings nicht auf. Ich beschloss, wie geplant in Richtung Rijekarampe zu fahren. Vielleicht ist das Wetter am Meer ja besser - und wenn nicht, ist es dort auch ohne zu fotografieren einfach schön. In einer Odmorište (=Raststätte) gab es frischen Apfelstrudel und Cappuccino to go als Verpflegung, dann konnte die gut einstündige Etappe beginnen. Mittlerweile näherte sich die Uhr 13 Uhr, so dass ich den Mittagsbummel aufwärts leider nicht schaffen würde. Aber vielleicht den "sicheren" Güterzug danach aufwärts?

Die Fahrt durch die blühende Landschaft war auch ohne Sonne oder mit diffusem Licht einfach nur schön. Und die Streckenführung der Autobahn durch das Gebirge ist ja auch immer wieder schön. Einzelne blauere Stellen waren am Himmel ja durchaus auszumachen. Als ich den Tunnel Tuhobić durchquerte, wuchs die Spannung. Dahinter kommt man ja an den Hängen oberhalb des Kvarner heraus. Und immerhin - über der Meeresbucht war auch ein blauer Himmelsabschnitt, und die Gegend um die Bucht war von gutem Licht erfasst. Ein traumhafter Anblick!

Ich wollte mir nun endlich mal die Gegend mit den im Gelände stehenden Boramauern oberhalb des Hp Melnice, in der Kehre unterhalb Plase, anschauen. Den einzigen Fehler machte ich nun, als ich in Hreljin am Dorfladen vorbeifuhr, ohne mir ein Getränk zu besorgen. Der Hp Melnice war schon an sich sehr nett und man hätte einen schönen Weitblick in die Bergwelt für Aufwärtsfahrer gehabt. Ob der Güterzug wohl noch käme? Ein Hund schlug an, als ich mich dem Hp mit altem Gebäude näherte, der vollkommen einsam da am Berghang liegt. Es war aber niemand zu sehen. Ich stellte gerade eine Stange Wasser gegen einen Baum, da trat "Lex Wilderness" mal wieder in Kraft: Du kannst Dich noch so sehr in die Wildnis verkriechen, Du bist trotzdem nie allein! Plötzlich war natürlich doch jemand zu sehen. Der wollte wohl schauen, wo das Plätschern herkäme. Außer einem Gruß fielen allerdings keine Worte. Nun saßen aber zwei junge Männer und eine alte Frau im Garten des Bahnwärterhauses.

Der Blick war die Sache schon mal wert...

Da ich mich hier doch etwas beobachtet fühlte, folgte ich einem Pfad, der ein Stück unterhalb der Bahn parallel führte. Es ging so mitten durch die Natur. Immer wieder duftete es nach mediterranen Kräutern, die Bäume zeigten erstes frisches Grün und immer wieder dieser Ausblick aufs Meer... Bei einer Gabelung nahm ich den oberen Weg, der mich bald wieder zur Bahn brachte. Ein Stück noch neben der Bahn entlang, und ich hatte die Rundkehre beim Vorsignal von Plase erreicht. Hier war das gesehene Motiv mit den markanten und imposanten Steinmauern, die zum Schutz gegen Wind (Bora) und vmtl auch Schneeverwehungen durch die Landschaft führen. Und es gab hier ein lauschiges Rastplätzchen unter Pinien mit gigantischem Panoramablick auf Krk und den Kvarner. Die Wolken wichen immer mehr, es sah nach einem sonnigen Nachmittag aus. Kann die Welt schön sein...

Güterzüge kamen irgendwie gar nicht. Aber nach einiger Zeit hörte ich es weiter unten verdächtig wummern und tröten. Und siehe da - eine 2063 näherte sich als Zug 61705 mit zwei gelben Wagen. Das könnte wohl ein Hilfszug gewesen sein, wie ich später erfuhr. Diese und den nachfolgenden Pu 4603 gab es hier. Praktischerweise befand man sich ja in einer Rundkehre. So konnte ich auch den Pu 900 aus der Gegenrichtung gut ablichten.

Ein Hilfszug mit Dieselbespannung nähert sich von unten.

Der "beschleunigte Personenzug" 900 aus Ogulin, vormals Schnellzug aus Zagreb, nähert sich von oben. Er führt die normale Schnellzuggarnitur und hat in Ogulin Anschluss aus dem ICN nach Split aufgenommen. Jetzt stellt sich natürlich die Frage, ob der ICN nach Split (zweiteiliger 7123 / VT612) etwas zu knapp bemessen ist für Reisende nach Split UND Rijeka oder ob der Zug 900 mit seinen drei Wagen für die Anschlussreisenden nach Rijeka etwas zu reichlich ausfällt...

Irgendwie fiel mir auf, dass die Lokführer-Grüße etwas unterkühlter als sonst ausfielen, es fehlte das fröhliche Winken und kurze pfeifen, dass kroatische Lokführer sonst eigentlich immer für Fotografen übrig haben. Statt dessen langgezogene Pfiffe... Ich hatte schon Angst, dass bezüglich Fotografen irgendwelche strengeren Weisungen rausgegangen sind. Erst später erfuhr ich den wahrscheinlichen Grund: Am Vortag war bei einem Bergrutsch ein Lokführer ums Leben gekommen, der Beimann wurde schwer verletzt. Dass da unter den Tfs in diesem überschaubaren Betrieb, wo sicher jeder jeden kennt, gedrückte Stimmung herrschte, war vollkommen klar. Schlimme Sache, aber - wie gesagt - davon wusste ich ja noch nichts.

Dann beschloss ich, für etwaige Güterzüge von oben nochmal den ebenso schön und ruhig gelegenen BÜ Tuhobić aufzusuchen. Auch hier ergab es sich durch die nahe 90° Kurve, dass ich sowohl IC 701 als auch Pu 4802 gut ausgeleuchtet hinbekam. So hat man es gern. Habe ich schon gesagt, dass es hier wunderschön war? Der Kvarner lag im leicht dunstigen Gegenlicht da und die warme Luft tat einfach nur gut. Auch hier konnte man es im Schatten einer Pinie gut aushalten. Bei Gegenlichtaufnahmen leuchtete das frische Grün herrlich vor der Bucht. Ich mochte gar nicht mehr weg und blieb, bis das Licht schmoddrig wurde. Nun war es 7 und höchste Zeit für die Rückfahrt und vor allem für paar kalte Getränke an der ersten Odmorište, die mir unterwegs begegnen würde...

Der Dunst über dem Kvarner kommt im Gegenlicht schön rüber.

Bummelzug am BÜ Tuhobić oberhalb von Hreljin, zwischen Meja und Melnice.

Kurz vor Hreljin machte ich noch eine Gegenlichtaufnahme vom Kvarner. Lex Wilderness – Du bist nie allein! Ausgerechnet hier am Aussichtsplatz inmitten unwirtlichen Buschwaldes standen drei junge Männer über ein Auto mit geöffneter Motorhaube gebeugt und rätselten über die Begriffe einer offensichtlich nur auf deutsch verfügbaren Anleitung. Ich überlegte noch, ob ich ein "deutsch gutt!" einfließen lassen sollte, ließ das dann aber doch lieber bleiben. In der Odmorište Tuhobić gab es nun tatsächlich kühle Getränke und zwei Käseteigtaschen. Von hier hatte man einen letzten herrlichen Ausblick auf den Kvarner.

Blick auf Bakar und den Kvarner, hinten Istrien.

So ließ sich die Rückfahrt aushalten, auf der es nun zunehmend dunkel wurde. Mangels Tempomat hängte ich mich hinter Bosiljevo an ein anderes Auto ran, was gut die zulässige Geschwindigkeit oder maximal 10 mehr (also 130-140 km/h) fuhr. So gelangte ich schnell nach Velika Gorica, fand auch bald das Hotel, das nicht gerade durch helle Leuchtschrift auf sich aufmerksam machte. Aber zum Glück hatte ich mir Lage und Aussehen eingeprägt. Von meinem Koffer wusste der junge Rezeptionist nichts. Er versuchte noch herumzutelefonieren, erreichte aber niemanden. Er gab mir die Schlüsselkarten für unsere beiden Zimmer und ich konnte mich kurz frisch machen. Es war mittlerweile 21 Uhr, und da musste ich auch langsam los, um Nil vom Flughafen abzuholen.

Die besten Ideen kommen mir ja immer auf dem Klo. Da dachte ich so: Wenn der Rezeptionist nichts von der Koffer-Geschichte weiß, könnte das daran liegen, dass sein Vorgänger diese als erledigt betrachtet hatte. Das müsste bedeuten, der Koffer steht im Zimmer. Und wenn nicht in diesem, dann vielleicht in dem anderen. Und siehe da - da stand der Koffer dann auch. Da war ich schon sehr erleichtert...

Nun noch Nil am Flughafen abgeholt (dabei parkte ich das Auto einfach auf dem Sixt-Parkplatz) und im Hotel mit ihm das weitere Vorgehen abgesteckt. Bei Nils Anmeldung kam eine "Gewerbliche" rein und meinte zum Rezeptionisten, sie hätte in demunddem Zimmer einen Termin. Ah ja - Hotel Dream eben... Besonders erfreut wirkte der Schlüsselverwalter allerdings nicht. Abends schallte noch lautes Gerede aus der Hotelbar ins Zimmer, doch mit Ohropax bin ich sofort eingeschlafen.

Samstag, 09.04.2011: Velika Gorica - Jablanica

Das Frühstücksbuffet war zwar winzig, aber paar Marmeladenbrote (sehr leckeres Brot!) und paar Schnitten mit Käse und Schinken waren drin. Dazu ein schöner Kaffee - das war gut. Ein großes Wolkenfeld hing über Zagreb, während rundherum blauer Himmel erkennbar war. Trotzdem schauten wir uns noch die Savebrücke der Bahn an. Für Fotos ist die aufgrund eines sehr hohen Trägers aber nicht geeignet. Nun machten wir uns auf den Weg zur Autobahn. Wir hatten schließlich noch etwas an Weg vor uns.

Zügig ging es auf der Autobahn südwärts. In der Ličko Polje hatten wir auch die Wolkenfelder verlassen. Tiefblauer Himmel lag vor uns. Der Abstieg vom Velebit runter auf Zadar zu war wie immer einer der eindrucksvollsten Ausblicke. An der Odmorište Prokljan machten wir eine kleine Pause. Der Tankwart wollte wissen, wo wir herkämen, und meinte, dass der April sehr schön sei, weil noch nicht so viele Touristen da wären. Einen Cappuccino und eine Teigtasche gab es auf der Terrasse mit Blick auf die Krka und den Prokljansko Jezero (=See).

Weiter ging es. Hinter dem Autobahnende machten wir in Vrgorac und Umčani einige Landschaftsfotos. Wir waren genau richtig zur Blütezeit hier. Landschaft und niedliche Bergdörfer waren einfach nur klasse. Wie steil hier die Hänge waren. Die Täler waren extrem tief eingeschnitten und ermöglichten manch einen schwindelerregenden Ausblick.

An der Matica bei Umčani. Der Fluss verschwindet Stück weiter im Berg und kommt im Nachbartal wieder raus. Faszination Karstgebirge!

So gelangten wir nach Ploče. Der 14-Uhr-10-Zug war noch nicht bereitgestellt. Wir besorgten uns Kursbücher, ließen uns von der Schalterfrau nochmal bestätigen, dass die Züge 390 und 391 zwischen Čapljina und Konjic im SEV fahren und fuhren dem Pu 5906 schon mal nach Rogotin voraus, wo wir hin und her schauten und uns letztendlich für ein Motiv in der Ausfahrt des Bahnhofs entschieden.

Der Nahverkehrszug beschleunigt aus Rogotin. Wie lange werden sich diese Einwagenzüge wohl noch halten?

Der Weg zurück zum Dorf führte übrigens über ein Fußballfeld, auf dem die Dorfjugend gerade in ein Spiel vertieft war. Um uns durchzulassen, verlegte man kurzerhand einen Freistoß ein Stück zur Seite. Keine Ahnung, ob das spielentscheidend war… Nun war die Frage, was man jetzt tun konnte. In Bosnien hätte man für den Rest des Tages eher nichts mehr gehabt. Hier hätte man "nur" große Zugpausen aussitzen müssen. Wir entschieden uns für letzteres. Ein Blick vom Gbf-Blick in Ploče ergab, dass sich gar nichts tat. Für den Schwedenzug war nun eine Option der Blick über den Fluss westlich Opuzen. Dort also hingefahren und den Blick für gut befunden. An der Straße war eine Reihe von Marktständen aufgebaut, an denen Orangen feilgeboten wurden. Die äußersten Stände waren allerdings nicht besetzt. Wir konnten uns auf dort rumstehenden Plastikstühlen in den Schatten einer solchen unbemannten Verkaufsbude schön ans Ufer der Neretva setzen. Jetzt fehlte nur noch ein etwaiger Güterzug...

Und es fehlte büschen was zu beißen. Wir beschlossen mehrheitlich, dass wegen der Sperrung in Bosnien nicht mit Güterzügen zu rechnen sei und fuhren nochmal nach Ploče zum Supermarkt zurück. Natürlich nicht, ohne von oben auf den Gbf zu schauen, wo nach wie vor drei Loks untätig rumstanden. Bewaffnet mit Brötchen und Salami ging es dann zu unseren Stühlen zurück, wo die Leute von den benachbarten Verkaufsständen uns nun schon kannten. Bei Sesambrötchen, Salami und gekühlten Getränken war der Ausblick auf den Fluss dreimal so schön...

Plötzlich wurden wir gewahr, dass die Abfahrtzeit des B 390 nun heran war. Wir hatten allerdings noch Zeit, den Mampfkram zusammenzupacken, im Auto zu verstauen und dann den Neretva-Uferweg ein Stück rauszulaufen. Man lief da praktisch hinter den Häusern lang, die an der Straße lagen. Und an kläffenden Hunden und blasenden Ventilatoren irgendwelcher Kleinindustriebetriebe. Der Zug sah dann mit Fluss vorn und Bergen hinten ganz nett aus.

Der B 390 nach Sarajevo am Ufer der Neretva bei Opuzen. Zur Zeit fährt der Zug aber nur bis Čapljina (bosnischer Grenzbahnhof), von wo aus SEV bis Konjic besteht. In Konjic steht nun die Nachtzug-Garnitur nach Zagreb bereit, die sonst erst in Sarajevo beginnt.

Da nun auch bald die "Neretva-S-Bahn" Pu 5907 aus Metković zurückkehren sollte, blieben wir noch bei unserer Verlaufsbude und nahmen den Zug ebenfalls über den Fluss rüber auf. Zwischen den Zügen hatten wir schon mal im Hotel in Jablanica angerufen und nach freien Zimmern gefragt, die zugesagt wurden. Somit konnten wir ganz entspannt in die letzte Etappe des Tages rüber nach Bosnien gehen.

Die Ein-Wagen-Schnellbahn kehrt drei Stunden nach der Hinfahrt aus Metković nach Ploče zurück.

Die Einreise klappte ohne Probleme. Wir schauten in Čapljina mal am Bahnhof vorbei. Die Bauarbeiten rund um den Bahnhof waren vorüber. Der moderne Bau hatte nun auch einen modernen Bahnhofsvorplatz mit sorgfältig angelegtem Park & Ride Platz. Da hier für Park & Ride die Züge fehlten, wird bei der Verwendung des zentrumsnahen Platzes wohl mehr Park als Ride stattfinden... Der B 390 wurde gerade von der kroatischen Lok in den Güterbahnhof zur Abstellung geschoben. Im Bahnhof stand ein nicht bespannter E-Wagen-Zug.

Wir fuhren mal weiter. Einen Zwischenhalt hatte ich noch fest vor, und zwar wollte ich gern das mittelalterlichhe Städtchen Počitelj fotografieren. Das taten wir dann auch einmal aus der Ferne und einmal aus der Nähe. Friedlich und einträchtig stehen hier Kirche und Moschee direkt nebeneinander. Das war kürzlich noch anders. Die Moschee ist nach dem jüngsten Bosnienkrieg erst vor rund zehn Jahren wieder aufgebaut worden.

Die Stadt Počitelj aus der Ferne...

... und aus der Nähe. Vermutlich ist die Stadt im 14. Jahrhundert gegründet worden.

Mostar nahmen wir heute mal ohne Halt, denn die Sonne war schon am untergehen. Nach Durchfahrung des Ballungsraumes um Mostar wurde die Straße wieder leerer, und das schönste Stück durch die Neretvaschlucht konnte beginnen. Es war wieder mal eindrucksvoll, zwischen den Felsriesen entlang der aufgestauten Neretva entlang zu fahren. Unterwegs kam ein 661-Päärchen Lz entgegen. Die Bahnhöfe waren mit Bauzügen vollgestellt. Offenbar hatten die Loks einen solchen den Tag über bespannt. Sowas würde man ja auch mal mitnehmen, wenn man wüsste, dass so ein Bauzug mal irgendwo vorüberkommen könnte...

In Jablanica holten wir noch Geld vom Automaten und checkten im Maksumič Hotel Lendava ein. Die Zimmer waren gut und geräumig. Dann ging es ins Restaurant. Die Lämmer drehten sich schon wieder am Spieß. Auf der Hotel-Website heißt es, dass Maksumič oben in den Bergen eigene Herden habe, von denen er seine Gäste im Hotel kosten lässt... Ich muss allerdings sagen, dass ich von den uns dargebotenen Lammstücken etwas enttäuscht war, da nicht wirklich viele schöne Stücke dabei waren. Das war letztes Mal wesentlich besser. Geschmacklich war es allerdings lecker. Angesichts der Menge an Knochen, die aus der 1kg-Portion wahrscheinlich eine 400g-Portion Fleisch übrig ließen, waren wir froh, dass wir vorhin noch die Salami hatten... Es fuhren während des Essens mehrere Busse vor und Unmengen von Kindern und Jugendlichen, alle im Sportdress, sprangen plötzlich umher. Offenbar handelte es sich nur um eine Pinkel- und Esspause, sie verschwanden jedenfalls alle wieder.

Sonntag, 10.04.2011: Jablanica - Ivanpass - Jablanica

Um 7.15 gingen wir zum Frühstück, das diesmal nur aus Marmeladenbrot, Kaffee und künstlichem Osaft bestand. Aber für den Start reichte mir das. Um 8 Uhr fuhren wir los. Bevor wir in der Schlucht wieder nach den wenigen sonnenbeschienenen Punkten Ausschau halten würden, wollten wir uns mal den imposanten Viadukt in Jablanica von der anderen Seite anschauen. Gestern hatten wir gesehen, dass auf der anderen Talseite ein Auto fuhr. Unweit der eingestürzten Schmalspurbahn-Brücke gab es eine schmale Straßenbrücke über die in einer tiefen Schlucht verlaufende Neretva. Wir folgten zunächst der schmalen Straße, die sich um die Felsnase, über die die Bahn auf die Brücke gelangt, herumschlängelte. Extrem eng ging es an den Häusern vorbei. Eine kleine Siedlung schmiegte sich hier auf engstem Raum zwischen Berg und Schlucht.

Das war alles so eng, dass wir kaum umdrehen konnten, als der Weg nicht weiterführte. Am Ende war klar, dass zwischen uns und dem potentiellen Standpunkt eine kleine Seitenschlucht lag. Wir hatten allerdings gesehen, dass am Haltepunkt ein Tunnel unter der Bahn durchführt. Der konnte uns evtl in die richtige Richtung bringen. Also dorthin zurück und rechts in den Tunnel abgebogen. Ich brauchte etwas um zu kapieren, dass es sich um den Tunnel der Schmalspurbahn durch den Felsrücken handelte, auf dem jetzt die Bahnstrecke regelrecht "balancierte". Der Tunnel befand sich nämlich genau in der Verlängerung der eingestürzten Brücke über die Schlucht.

Die Straße, die weiterhin auf der alten Schmalspurtrasse verlief, brachte uns tatsächlich in die gewünschte Richtung und eröffnete imposante Panoramablicke auf die große Brücke. Prima, Motiv gefunden. Nil stand etwas weiter hinten und hatte eine etwas schönere Perspektive, ich stellte mich etwas dichter ran, weil bei Nils Standort die Kabel einer Leitung im Vordergrund durch das Bild liefen. 20 Minuten mussten wir bis zur Planzeit warten. Dann tat sich --- nichts. Klar, Bosnien! Immer wieder liefen auch Leute zu Fuß über die hohe Brücke! Wir bzw unsere Geduld wurden mal wieder ordentlich auf die Probe gestellt. Wenn etwas nach Zug klang, war es ein LKW hinten auf der Hauptstraße oder der Wind. Der Zug selbst kam dann ganz plötzlich, still und leise, ohne dass vorher ein Tröt oder Fahrgeräusche zu hören gewesen wären.

Die Neretvabrücke in Jablanica. Der "Starzug" mit Wagen von HŽ, ŽFBH und ŽRS überquert den Fluss.

Er hatte eine halbe Stunde Verspätung. Wir sahen nun zu, dass wir dem Zug hinterher kämen, denn mit weiterem Zugverkehr durften wir ja leider hier nicht mehr rechnen. Ohne von den drei Polizeikontrollen, an denen wir vorüberkamen, behelligt worden zu sein, gelangten wir durch Konjic und über den Ivanpass nach Tarčin, wo man den Drei-Viadukte-Blick hat. Dort bauten wir uns in Ruhe auf. Wir sollten noch viel Zeit haben. B 396 brauchte noch 20 Minuten, bis er über die gewundene Bradina Rampe und durch den langsam befahrbaren Passtunnel die Motive erreicht hatte.

Auch die Ivan-Nordrampe muss sich mit ihren interessanten Brückenbauwerken nicht verstecken.

Vom selben Standpunkt bei Tarčin ein wenig weiter nach rechts gehalten... Zwischen diesen beiden Bildern wurden noch zwei weitere Viadukte gequert.

Als nächstes fuhren wir ein Stück talabwärts, bogen dann aber parallel zur Bahn von der Hauptstraße auf eine kleine Nebenstraße ab, die in einen Talkessel hineinführte, in dem die Bahn in einem Tunnel verschwand. Dort gab es ein kleines Dorf. Nach einigem Erkunden fanden wir über dem Tunnelportal einen schönen Wiesenhang, der sich bestens für eine Siesta und als Fotostandpunkt eignete. Gerade hatten wir die Lebensmitteltüte ausgepackt, da tauchte aus Richtung Pass sogar ein Güterzug auf. Den nahmen wir spitz über dem Tunnelportal stehend.

Ein Bauzug von unserem Wiesenhang aus betrachtet.

Ruhe in dem Sinne herrschte hier nicht. Viele Menschen war auf den Feldern am arbeiten. Oft unterhielten sie sich - von einem Feld zum anderen laut über den Talkessel rufend. Der Sonntag ist hier wohl normaler Werktag... Ein frischer Wind strich über die Felder. Wir zogen uns sogar die Jacken wieder an. Wir hatten jedenfalls einen schönen Platz und blieben auch vollkommen ungestört. Um 13 Uhr ertönten von der Moschee eines Dorfes auf einem Hügel hinter uns die Gesänge des Muezzins durch die Landschaft. Sehr stimmungsvoll!

Hinter uns auf dem Hügel ertönten die Gesänge des Muezzins. Sehr stimmungsvoll!

Wenn ich sage, wir blieben ungestört, so bezog sich das nicht auf den Bahnverkehr, der viel stressiger wurde als erwartet. Eigentlich wollten wir hier ja nur den Bummelzug von Konjic haben. Doch wir wurden auch weiterhin durch andere Züge "gestört". Erst kam ein Bauzug mit 661, dann - weit nach Planzeit des Personenzuges - ein weiterer Kohlezug. Hinter jenem gaben wir dem Putnički vlak (Pu) noch eine halbe Stunde. Diese halbe Stunde wurde jedoch von einem aufwärts fahrenden gemischten Güterzug genutzt, den Streckenabschnitt zu blockieren. Der Zug hatte sogar Nachschub durch eine 661. Allerdings machte nur Nil einen Notschuss.

Einer der Kohlezüge.

Wir verließen jetzt den schönen Wiesenhang und wollten dem Zug mal hinterher. Der Pu hatte heute offenbar Ausfall. Weit kamen wir allerdings nicht. In dem Talkessel mit dem Drei-Viadukte-Blick konnten wir in der Ferne nämlich schon sehen, dass sich ein Zug in der Gegenrichtung näherte. Dem fuhren wir nochmal voraus, denn eigentlich hatten wir eh vorgehabt, noch ein kleines Stück in Richtung Sarajevo zu schauen. Wir fanden allerdings keine gute Stelle, so dass es für den Zug mit frisch lackierter 441 leider nur eine Notverarztung gab. Aber dennoch stand es jetzt 4:1 (vier Güterzüge fotografiert, 1 nicht umgesetzt).

Schneeweiß die Blüten, schneeweiß die Lok. Die frisch lackierte 441 912. Wir sollten sie noch häufiger sehen.

Dann wieder zurück Richtung Pass. In Pazarić schauten wir uns kurz den Bahnhof an. Sah nett aus. Und eine Frau diskutiete dort gestikulierend mit dem Stationsvorstand. Offenbar hatte der sie gerade darüber informiert, dass sie lange auf den Pu warten kann... Kurz vor Raštelica, dem Bahnhof oberhalb des Drei-Viadukte-Blicks, wollten wir uns jetzt anschauen, ob man denn den größten Viadukt jetzt auch mal von oben fotografieren könnte. Dazu kraxelten wir aus dem Dorf Smucka die Wiesenhänge empor bis weit über das Viadukt hinaus. Die Wiesen haben wirklich extreme Steigung. Unterwegs kam ein abwärts fahrender Containerzug durch, den wir leider gar nicht umsetzen konnten. Das machte 4:2. Leider war aber auf der Westseite alles baumbestanden, so dass nichts möglich war. Zu allem Überfluss näherte sich jetzt auch noch Gz Nr 7 von unten. Diesen konnten wir nur spitz vom Tunnelportal aus nehmen, was allerdings besser als erwartet aussah. Es stand 5:2. Immerhin hatten wir nicht lange warten müssen...

Der große Betonviadukt von Smucka mal aus der spitzen Perspektive.

Wir fuhren weiter Richtung Pass. Hinterm Tunnel liegt am Scheitelpunkt der Bahnhof Bradina. Der Bahnhof stand voll. Der Kohlezug von eben hatte vorm EG angehalten (mit dem Schwanz noch im Ivantunnel) und Nas' an Nas' stand ihm ein Gegenzug gegenüber, der hinten eine rote 441 als Schublok dran hatte. Nachdem wir kurz den Stationsvorstand um Erlaubnis gebeten hatten (seine Antwortgeste besagte in etwa: Der Bahnhof gehört Euch!), konnten wir beide Güterzüge bei Abfahrt des Talfahrers nebeneinander fotografieren. Durch den Gegenzug, den wir ja noch nicht hatten, kamen wir auf 6:2.

Der Südfahrer steht so im Bahnhof Bradina, dass der Schluss des Zuges noch im Ivantunnel steckt.

Der Südfahrer hatte ja nun die ganzen Schleifen vor sich. Wir nutzten das, um ihn bis Ovčari zu überholen und konnten ihn dort eher dokumentarisch mit diesem "Eisenbahngebirge" an mehreren Positionen aufnehmen. "Eisenbahngebirge" deshalb, weil man hier wirklich Eisenbahnen auf verschiedenen Ebenen kreuz und quer durch die Berge verlaaufen sieht. Wenn man die Modellbahn so bauen würde, würde jeder sagen, wie unrealistisch das doch sei. Das war das dritte Mal, dass wir diesen Kohle-Leerzug aufnehmen konnten.

Das "Eisenbahngebirge" in der Gesamtansicht. Gegenüber am Hang nähert sich der Kohle-Leerzug dem Bahnhof Ovčari, der auf der mittleren Ebene liegt.

Nun schauten wir in Konjic am Bahnhof vorbei. Es hatte ja geheißen, dass die Güterzüge alle tagsüber über den Ivanpass fahren, dann aber wegen der Bauarbeiten südlich Jablanica bis zur Nacht abgestellt werden. Im Bahnhof Konjic stand jedoch - außer dem noch immer bespannten und angebügelten Kohleleerzug von eben und den Wagen von Zagreber Nachtzug (baubedingt ab hier) und Bummelzug (müssten jetzt in Sarajevo sein) - gar nichts. Und so groß, dass all die Güterzüge, die wir nordwärts gesehen hatten, von hier gekommen sein können, ist der Bahnhof auch nicht. Ergo muss doch Güterverkehr südlich Konjic stattfinden. Eine Nachfrage beim Chef ergab leider nur die Auskunft, wann der nächste Personenzug Richtung Mostar fahren soll - eine Reaktion, die man bei der Frage nach Güterzügen schon häufiger mitbekommen hat. Da der Zug nach wie vor abfahrbereit aussah, fuhren wir mal vor nach Čelebići, wo die Bahn den Stausee quert. Hier hat man unweit der Bahnhofsausfahrt nachmittags einen hübschen Blick auf die Brücke. Leider sollte uns dieser Strandpunkt die Statistik etwas durcheinander bringen, denn statt des Zuges von Konjic kamen zwei unfotografierbare in der Gegenrichtung.

Dass es dadurch nicht 6:4 sondern "nur" 7:3 stand, verdanken wir der Tatsache, dass wir dem zweiten Zug hinterher fuhren. An der einen Ampel in Konjic konnte man sich etwas abseits stellen und zum Bahnhof rüberschauen. Da sahen wir dann auch eine weiße 441, die sich an einen Zug setzte - auf der Südseite wohlgemerkt. Startklar in beide Richtungen warteten wir weiter. Bald setzte sich das Gespann allerdings bergauf in Bewegung. Wir hinterher. Plan war nun, in Ovčari von einem bestimmten Weg, den wir vorhin am Hang ausgemacht hatten, rüber in Richtung Bahnhof zu knipsen. Doch erstens fanden wir den Zugang zu dem Weg nicht und landeten in einer Siedlung, wo der Weg als Sackgasse endete. Und zweitens wurden wir gefesselt von einem riesigen Waldbrand, der unmittelbar an der Bahn zwischen unterer und oberer Ebene tobte. Als wir notgedrungen das Auto verlassen mussten, weil wir es anderswo nicht mehr hingeschafft hätten, wurden wir auch noch von einer Schaar Kinder umlagert. Freundlicherweise nahm sich Nil den Kiddies an, so dass ich mal etwas rumprobieren konnte. Der Zug ließ nicht lange auf sich warten.

Der Waldbrand tobt - die Bahn fährt weiter. Kohlezug bei Ovčari.

Nil kann gut mit Kindern umgehen...

Der Zug vor der Kulisse des Waldbrandes war schon eindrucksvoll. Leider war ich mir mit dem Bildausschnitt nicht so sicher und habe etwas "weiträumig" gehalten. Aber das kann man ja zum Glück beschneiden... Der Güterzug hatte in Ovčari mit einem Gegenzug gekreuzt. Dem ging es jetzt hinterher. Vielleicht würde der ja wenigstens über die Stauseebrücke fahren? In Konjic sahen wir von unserem "Ampelblick", dass der Zug mit 441 und 661 bespannt gewesen war. Die 661 wurde rausrangiert und die 441 ging wieder an den Zug. Ah, das sah wirklich so aus, als ob man weiterfahren wolle. Also wieder zur Brücke. Doch dort kam --- die 661 solo angefahren. Toll, bereits 2010 war uns auf dieser großen Brücke nur eine Lz-Aufnahme gelungen... Wir warteten weiter, doch der Zug zeigte sich nicht. Somit müssen wir diesen Güterzug als Verlust für uns buchen und es kam zum Endstand von 7:4. Daran änderte auch ein Wechsel in eine Streiflicht-Position für Züge von Süden nicht. Es kam schlichtweg nichts mehr.

Rangierarbeiten in der Südeinfahrt von Konjic.

Nun wollten wir mal den Blick von der anderen Seeseite auf die Brücke testen und fuhren mal über eine neue Straßenbrücke rüber. Doch drüben gab es keine Verbindung zur Bahnbrücke hin, so dass wir diesen Kundschaftsgang aufgaben. Statt dessen schauten wir in Jablanica noch kurz am Hp und am Bf vorbei. Der Hp ist eine kleine Ruine ohne Bahnsteigkante oder Namensschild. Im Bahnhof stand eine tschechische Bauzuglok mit paar Wagen. So! Jetzt aber nichts wie zum Abendessen. Ich nahm im Hotel-Restaurant die gemischte Fleischplatte, die sich auch nach Beiseitelegen der ganzen Leber-Stücke noch als sehr sättigend erwies. Nil rundete den Rechnungsbetrag von 43 KM auf 50 auf, was uns nun entweder den Ruf als mitteleuropäische Großkotze eingehandelt hat oder uns das Wohlwollen des ganzen Personals gesichert hat...

Montag, 11.04.2011: Jablanica - Ivanpass II - Jablanica

Heute wurden wir sogar gefragt, was wir als Frühstück haben wollten. Wir wählten Ham and Eggs. Lecker. Danach gab es im Bahnhof Jablanica kurz die schön angestrahlte Tschechenlok.

Der Tschechenhobel im Bahnhof von Jablanica.

Für den Schnellzug fuhren wir dann in die Schlucht raus. Immerhin gingen paar Stellen schon mit Sonne. Erfreulicherweise war da auch die Brücke von Drežnica dabei, wo wir uns als erstes aufstellten. Dort standen wir auf der Straßenbrücke über die Neretva. Während wir uns hier vor einem Jahr nicht vor der Sonnenglut schützen konnten, brauste jetzt ein regelrechter Düsenwind die Neretvaschlucht entlang. Ich hatte schon Angst über das Geländer gepustet zu werden. Der Wind stob regelrechte Wasserwolken auf - sogenannte Mini-Tsunamis ;-). Ich dachte, die Bora weht nur im Winter. Der Zug hatte etwas weniger Verspätung als gestern und wir schafften ein Bild, ohne dass uns die Kamera aus der Hand gerissen wurde.

Die Drezankabrücke in Drežnica. Der "Starzug" mit Wagen von HŽ, ŽFBH und ŽRS überquert den Fluss.

Wir fuhren dem Zug gemütlich ein Stück voraus. Kurz vor dem oberen Ausgang der Schlucht nahmen wir den Zug ein zweites Mal, wobei die Lücke für den Zug nicht besonders groß war, der landschaftliche Charakter der Schlucht aber gut zur Geltung kam.

B 396 nähert sich dem imposantesten, Klamm ähnlichen Teil der Schlucht.

Natürlich wollten wir den Zug auch hinterm Ivan nochmal haben, denn diese Dreiwagen-Garnituren mit HR-Wagen in Mimara-Farbe und ŽRS-Wagenn in der schmucken neuen Farbgebung gefielen schon sehr. Wir beschlossen zum Bahnhof Pazarić zu fahren, um den Zug mal in Großaufnahme zu bekommen. Bei Ovčari war noch immer einiges am brennen, diesmal aber an leicht veränderter Stelle. Wie wir in Pazarić um die Ecke bogen, stand ein Güterzug vor dem Einfahrsignal, weil auf einen Skl in Gegenrichtung gewartet werden musste. Der Kohlezug hatte wieder diese frisch lackierte 441 912 vor, die wir gestern nur notgeschlachtet hatten. Die konnten wir im Bahnhof aufnehmen. Es stand 1:0 (umgesetzer Gz : nicht umgesetzer Gz).

Ein Kohlezug mit unserer Lieblingslok fährt in den Bahnhof Pazarić ein.

Wir entschieden uns, hier trotzdem noch auf den Schnellzug zu warten. Der folgte auch bald und ging sogar mit Befehlsübergabe und einer lustlosen Befehlsstab-Abfertigung. Danach fuhren wir zum Bahnhof Raštelica, der einsam hoch oben am Hang liegt. Fotografisch ging hier nicht so recht etwas, aber wir fragten mal, was so anliegt. In 10 Minuten Güterzug nordwärts, der hier mit "Maschina" kreuzt. Ok. Wir brachten uns nochmal am Drei-Viadukte-Blick, aber in leicht veränderter Position, in Stellung, wobei ich mir die SSM aufwärts nur auf dem einen und den Güterzug nur auf dem anderen Viadukt gab. 2:0.

Wie hübsch doch ein Betonviadukt aus der Ferne aussehen kann...

Nun wollten wir mal hoch nach Bradina fahren, doch bereits eine Talkurve weiter kam der nächste Kohlezug abwärts. Stress pur. Den mit einer GM bespannten Kohlezug wollten wir auf dem Viadukt hinterm Schmalspur-EG von Tarčin machen, doch nach Umrundung des alten EG stand ein großer Hund zähnefletschend vor mir. So ging nur ein ziemlicher Notschuss. Der Zug musste ehrlicherweise als "entgangen" gewertet werden, obwohl die Brücke ganz nett war. 2:1!

Imposanter Viadukt, beobachtet vom Schmalspur-EG von Tarčin aus. Das mit dem Vordergrund üben wir nochmal...

Danach erklommen wir mal den Hang zwischen zwei kleinen absolut urwüchsigen Dörfern (nur die Telefonleitungen mit den fetten grauen Masten waren immer im Weg). Hier hatte man von einer Wiese einen netten Blick auf das eine Viadukt. Aus der Ferne sehen die Viadukte ja ganz nett und fast nach Steinbogenviadukten aus, doch aus der Nähe kann man sehen, wie der Beton bröckelt. Hier warteten wir auf den Bummelzug. Ob er heute wohl kommt?

Als er eine halbe Stunde überfällig war, entschieden wir uns, auch nochmal den Blick von unten zu testen - auch wenn da wieder die fetten Telefonkabel im Wege hingen. Aber gerade als wir gestartet waren, sahen wir den Zug 2402 hinten im Bahnhof Raštelica. Schnell wieder Position bezogen und den Zug auf dem Viadukt aufgenommen. Als wir hinterher wieder runter kamen, sahen wir, dass die Telefonleitung wirklich sehr gestört hätte.

Der Betonbogenviadukt bei Smucka nochmal aus der Nähe. Der Bummelzug besteht aus einem "klassischen" Jugo-Wagen und einer eingewanderten schwedischen Variante.

Wir brachen unsere Zelte nördlich des Ivanpasses ab und wollten nun mal etwas die Bradina-Rampe erkunden. Auf der Karte hatten wir schon gesehen, dass es eine Straße mitten in diese Eisenbahnberge hinein gibt. Die Straße ist an der Hauptstraße nicht ausgeschildert und führt nach Stari Grad, das hoch oben im Gebirge liegt. Dort fuhren wir mal hinein. Das war spannend, imposant und schmerzlich zugleich. Spannend, weil sich hinter jeder Kurve neue Ausblicke auf die phänomenale Bergwelt auftaten. Imposant, weil die Gebirgskulisse mit Felszinnen und Felstürmen etwas von den Dolomiten hatte. Und schmerzlich, weil man immer irgendwo irgendwelche Bahngleise sah, die sich aber kaum mit richtigem Licht würden umsetzen lassen. Einen aufwärts fahrenden Kohlezug gab es für uns einfach mal ohne Seitenlicht auf einem Viadukt. War aber nur eine Dokuaufnahme, deshalb müssen wir jetzt wohl doch eher von 2:2 sprechen...

Auch in diesem Teil des "Eisenbahngebirges" sieht man überall Viadukte und Brücken. Auf der Modellbahn würde das als unauthentisch gelten...

Unterwegs kam man am Bahnhof Stari Grad vorbei, der, umrundet von Felsen, auf der obersten Ebene in der totalen Einsamkeit liegt. Hier ließe sich möglicherweise bedingt etwas machen. So ließen wir uns wieder hinabrollen. Gestern auf der Rückfahrt nach Jablanica und heute auf der Herfahrt hatten wir noch bemerkt, dass die Güterzüge offenbar in sämtlichen Bahnhöfen zwischen Jablanica und Konjic zur Weiterfahrt hinterstellt und nordwärts irgendwann im Tagesverlauf bzw südwärts irgendwann nachts abgefahren werden. Deshalb wollten wir es nun nochmal mit der Stauseebrücke bei Čelebići wissen. Wir fuhren allerdings erstmal zum Bahnhof, um nachzufragen, wann denn überhaupt etwas in welche Richtung käme.

Das Gespräch war sehr mühsam, aber irgendwann glaubten wir sicher, dass ein Zug um ca 16 Uhr in Richtung Konjic erwartet werde. Das war ja auch so ungefähr die Zeit, zu der wir die Züge gestern gesehen hatten. Dummerweise war es jetzt erst 14 Uhr. Allerdings fiel uns für den Moment auch nichts besseres ein, als einfach mal zu warten. Wir stellten uns an der bekannten Rampe zu einem am Hang stehenden Häuschen hin und setzten uns ins Gras. Leider war das dicht an der Hauptstraße, was das ganze nicht gerade zur vollendeten Erholung machte.

Wir warteten und warteten. In der Nähe platzte ein Wasserschlauch, der im Gras lag, mit einem Knall. Fortan hatten wir Wasser zum Händewaschen. Und irgendjemand oder irgendein Beet hatte nun kein Wasser mehr, denn das lief in einer Rinne Richtung Nils Tasche und zur Hauptstraße runter... Nur zufällig richtete sich mein Blick mal in Richtung Konjic. Weit konnte man dort nicht schauen. Aber weit genug, um zu sehen, dass sich da ein Kesselwagenzug mit Doppel-441 näherte. Wir überlegten nur kurz "Schaffen wir das?". Zwei Leute - ein Gedanke. Wir stürmten zum Auto. Mit quietschenden Reifen los, es war gerade kein Querverkehr, und mit Vollgas zum Brückenmotiv für Südfahrer. Ich brauste den Weg hoch, wir sprangen raus, Zug erreichte Brücke, Objektivwechsel im Laufen, das alte irgendwo auf einen Betonsims gestellt, Schutzdeckel daneben geschmissen, Zug kam unaufhaltsam auf uns zu, warum ist denn 1/1000 Blende 4 eingestellt?, dank Speicherfunktion schnell korrigiert, Kamera hoch und abgedrückt. Es hatte geklappt!

Die Stauseebrücke von Čelebići machte es uns nicht einfach. Aber diesmal haben wir einem Zug aus der unerwarteten Richtung gezeigt, was ne Harke ist...

Da wir vorhin bei der Herfahrt in Konjic wahrscheinlich einen im Bahnhof stehenden Güterzug ignoriert haben, gehen wir nicht in Führung, sondern der Zähler steht auf 3:3. Wir sammelten alle Objektive und -deckel wieder ein und fuhren nochmal zur Hauszufahrt. Bis 16.30 wollten wir warten, dann stand oben bei Ovčari der Bummelzug aus Sarajevo an, der genau die Richtige Länge für einige der Viadukte hatte. Wir fuhren in Ovčari nach links von der Hauptstraße ab und erklommen auf der Nebenstraße einen Berghang, der dem "Eisenbahnmassiv" gegenüber lag. Von einer Serpentine hatten wir perfekten Blick auf all die kleinen Brücken und Viadukte in diesem Bereich. Einen Güterzug hatten wir gerade verpasst (3:4), aber der Bummelzug 2403 hatte nur 5 Minuten Verspätung und ging sich hervorragend auf all den Ebenen und Brücken aus. Ausgerechnet an einem der besten Punkte kokelte der Wald schon wieder. Die Rauchwolken kamen dem Auslösepunkt gefährlich nahe, aber als der Zug kam, zog der Rauch schön am Zug vorbei.

Der Bummelzug kehrt nach Konjic zurück und befindet sich schon auf der untersten Ebene.

Nun wechselten wir auf die andere Seite der Hauptstraße. Ein Polizeiposten unten an der Straßenkreuzung mag sich wohl gewundert haben, was ein Fahrzeug mit kroatischem Kennzeichen denn erst auf der einen Seite und dann auf der anderen zu tun haben mag. Wir suchten nun einen Weg, der am dem Bahnhof gegenüberliegenden Hang des Seitentals in Serpentinen empor stieg. Der Weg war gar nicht gut zu befahren, führte aber kontinuierlich in die richtige Richtung. Irgendwann ließen wir das Auto stehen und gingen zu Fuß weiter. Es ergaben sich schöne Ausblicke - wiederum auf mehrere Streckenabschnitte. Als erstes kam nicht der erwartete zurückkehrende Bummelzug, sondern ein Güterzug nebst Nachschublok. Es kam zum Stand von 4:4. Auch Nahverkehr 2404 klappte aus leicht veränderter Position bestens.

Mal wieder ein Kohlezug in Ovčari.

Der Bummelzug folgt auf dem Fuße.

Dann kundschafteten wir nochmal an der Bahnhofseinfahrt, zu der wir aus dem verschlungenen Fahrwegenetz im Talkessel von Ovčari emporkraxelten. Hier gelang uns noch ein Bild der frisch lackierten 441 vor einem der Viadukte. Die Sonne sackte nun jedoch immer mehr in einen Schmodder, der im Westen am Himmel hing. Wir beschlossen den Tag, der sich nach einem lahmen Nachmittag nochmal prächtig entwickelt hatte. Auf der Fahrt nach Jablanica testeten wir noch den Blick auf eine kleine Bogenbrücke über einen Seearm. Doch so richtig toll sah die Brücke nur von der lichtarmen Nordseite aus.

Eigentlich hatte ich heute nochmal Lamm vom Drehspieß nehmen wollen, doch das gab es nicht. Der Kellner empfahl uns allerdings in Brühe gekochtes Lammfleisch in Scheiben, was uns außerordentlich gut schmeckte. Offenbar einfachste bosnische Hausmannskost, aber lecker. Mit nem Drink von der Tanke (Bravo Green Apple, Kunstgenuss aus Österreich) ging es dann ans Bericht schreiben und Bilder schauen. Heute zeigte Nil mir seinen vergangenen Skandinavienurlaub.

Dienstag, 12.04.2011: Jablanica - Ivan III - Jablanica

Heute gab es nochmal Marmeladenbrote zum Frühstück. Irgendwie mag ich die hiesige Marmelade, die, egal ob aus verschiedenen Früchten gemischt oder einfruchtig oder sogar aus Hagebutten, immer gleich schmeckt. An einem Nachbartisch saß heute zum dritten Mal ein Mensch, den ich für einen einheimischen Fernfahrer gehalten hatte, der hier sein Frühstück zu sich nimmt. Der hatte schon in den vergangenen Tagen immer so interessiert zu uns hingeschaut und vor allem -gehört. Heute bekam er Gesellschaft durch einen zweiten Mann und die beiden unterhielten sich --- auf richtigem urbayrisch! Der andere Mann meinte, dass irgendwo bei Rostock ein großes Autounglück bei Sandsturm gewesen sei. Das schöne an so einem Urlaub ist ja eigentlich immer, dass man all die Nachrichten aus Deutschland fast nie mitbekommt. Nach dem Auschecken fuhren wir erstmal zum Wahrzeichen von Jablanica, dem Schmalspurzug-Denkmal vor der eingestürzten Brücke. Letztere konnte man morgens allerdings eher schlecht umsetzen, da sie vollkommen im Schatten lag.

Bin ja sonst nicht so der Denkmallok-Fotograf. Aber diese Lok auf dem Brückenkopf der alten, in die Schlucht abgeknickten Brücke, fand ich schon sehr eindrucksvoll.

Danach ging es nochmal nach Drežnica, wo ich den B 396 mit anderen Brennweiten als gestern aufnahm. Der Zug war heute besonders langsam, so dass wir ihn wieder mühelos bis in den engsten Teil der Schlucht überholen konnten. Dort gab es ihn ein zweites Mal. Unverhofft war dann das dritte Mal. Bei Durchquerung des Bf Jablanica entdeckten wir, dass der Zug noch im Bahnhof stand und grün hatte. Wir fuhren weiter und beobachteten stets die Strecke. Da tat sich nichts. So versuchten wir einfach auf gut Glück, ob wir ihn am Hp Jablanica Grad nochmal erwischen würden. Und siehe da - es klappte tatsächlich.

B 396 hat die Neretvabrücke hinter sich und verlässt gerade den ortsnahen Haltepunkt Jablanica Grad. Ein gutes Stück unterm Zug verläuft der Schmalspurtunnel quer.

Dabei hatte ich allerdings einen Mann aufhalten müssen, der hinter mir den Pfad runterkam und der mir sonst ins Bild gelaufen wäre. Er lief zwar noch paar Schritte weiter als mir lieb war, aber es ging gerade noch. Wie sich herausstellte, sprach er gut englisch und kam gerade vom Joggen. Muss wohl ein ziemliches Berg-Jogging gewesen sein. Wir waren außerdem erstaunt, wie viele Leute in Jablanica ausstiegen. In Drežnica waren auch welche eingestiegen. Wir fuhren dem Zug, der nun aber wieder normal schnell fuhr, mal wieder hinterher. Rund um den Ivanpass schmodderte es aber am Himmel extrem rum. Wir waren schon drauf und dran umzukehren, sahen aber hinterm Tunnel, dass es wieder etwas blauer wurde. So steuerten wir nochmal den einen Viadukt zwischen Raštelica und Pazarić an. An der Hauptstraße war der Abzweig mit Smucka ausgeschildert, wobei Smucka sicher das erste Dorf zu Füßen des Betonviaduktes ist und wir hinterm Dorf rechts zum nächsten Dorf abgezweigt sind (einspurige Straße). Diesmal nahmen wir den Viadukt von unten, wozu zu unserer Freude auch die Sonne wieder stärker hervor kam.

Ok, diesen Viadukt hatten wir schon paarmal. Aber diese Perspektive von unten gabs noch nicht.

Kleines Dorf vor großer Bergkulisse. Leider haben wir keine genauen Karten, so dass ich den einzelnen Siedlungen nichtmal genaue Namen zuordnen kann.

Nun wollten wir uns aber nicht weiter nördlich des Passes aufhalten und machten wieder rüber an die "Bradina Rampa", also an die gewundene Südrampe. Im Bahnhof Bradina stand der gemischte Güterzug, der an den Vortagen immer mittags runter bis Čelebići gegangen ist, unbespannt da. An einer Tanke unten im Tal kauften wir uns leckere Knabberteilchen aus Italien (Bruschette von Maretti in den Geschmacksrichtungen Tomate für den Nil und Käse für den Jan) und bogen in die Wildnis ab. Die Nebenstraße nach Stari Grad sollte es nochmal sein. Beim Blick auf den Stinkefingerfelsen blieben wir stehen, da nun bald der Perso hochkommen sollte. Und von oben hatten wir eine Lok anrollen sehen. Doch plötzlich klang es eher von unten nach hart arbeitender Energie. Und tatsächlich tauchte von unten ein Kohlezug auf. Leider schmodderte das Licht ziemlich herum, was aber angesichtts eines eher geringen Himmelsanteils nicht so schlimm war.

Ein Kohlezug kommt unterm Stinkefinger-Felsen hervorgerollt. Er befindet sich noch auf der mittleren Ebene.

Wir "verfolgten" den Zug dann zum Bahnhof, der laut Karte Stari Grad, lt Aufschrift am EG und im Fahrplan jedoch nur einfach "Grad" (=Stadt) hieß. Eine Bezeichnung, die am wenigsten zutraf, denn hier war alles, nur keine Stadt. Rings herum nur Felsen und Wildnis. Selbst bis zum namensgebenden Dorf musste man vom Bf einen mühseligen Pfad zum Fahrweg hochkraxeln und dann noch mindestens eine halbe Stunde gehen. Die Verfolgung dauerte 2 Min, der Zug brauchte dafür ca 12 Minuten. Leider ging er auch oben nur im Halblicht.

Dann ging es sogleich wieder runter zum Stinkefinger, denn der Pu 2402 stand jetzt unmittelbar an. Kaum waren wir auf Posten, kam er auch schon. Auch diesen Zug wollten wir natürlich nochmal oben in "Grad" haben - allein um zu schauen, wie rege der Fahrgastwechsel ausfallen würde. Den Cheffe hatten wir natürlich - wie bisher auf jedem Bahnhof, in dem wir fotografieren wollten, um Erlaubnis gefragt. Er war ein ganz Alter und saß über seine Zeitung gebeugt. Ein Fernseher lief auch. Gegen das Fotografieren hatte er nichts, eine weitere Unterhaltung war allerdings mühsam.

Reger Fahrgastwechsel im Bahnhof Grad, was soviel wie "Stadt" bedeutet. Und: Wer braucht schon Bahnsteige?

Wir waren erstaunt, wie viele Leute den Halt in Grad nutzten; es fand ein Fahrgastwechsel von ca 5 Leuten statt, den wir fotografieren konnten. Der Zug hatte zu unserem Vergnügen die frisch lackierte Lok 912 vor. Als der Zug weg war, hörten wir es unten beim Stinkefinger schon wieder rollen. Wir blieben mal gleich im Bahnhof. Und tatsächlich kam schon wieder ein Kohlezug angefahren - diesmal mit besserem Licht.

Kohlezug im Bahnhof Grad vor der Kulisse der beiden Gradina-Felsen. Der höhere rechte erhebt sich immerhin 1023m aus dem Meer.

An der Nordeinfahrt standen zwei alte Golf 2 (oder 3?) und ein Käfer. Was wäre Bosnien ohne Wolfsburg? Spaßeshalber warteten wir hier die zurückkehrende Schiebelok ab, die aber leider als zwei Loks runterkam, was nicht gar so gut passte.

Zurückkehrende Schiebeloks und der Park and Ride Platz von Grad. Zugang: Nur über die Gleise.

Nun verließen wir diesen Teil des Eisenbahngebirges, nur um nach einem Erkundungsbesuch in Konjic, wo gerade die zwei "Helpers" von oben ankamen und ein Kohlezug mit einer roten 441 bereitstand, wieder nach Ovčari abzubiegen.

Die beiden "Helpers" sind in Konjic angekommen und erhalten von der Cheffin neue Instruktionen.

Wir wollten uns nun endlich mal den Bahnhof Ovčari selbst ansehen. Von dort sieht man ja verhältnismäßig viele Bilder, während man sonst vom Ivanpass gar nichts sieht. Wir hatten gerade unterhalb des Bahnhofs geparkt und liefen den Bahnhofspfad aufwärts, da tauchte unten im Tal auf der untersten Ebene schon der Güterzug mit der roten Lok auf. Man hatte also eine der beiden Helpers sofort hinten gegengefahren und ab gings. Wir hechelten den Pfad hoch, dass die Lungen pfiffen und kamen völlig außer Puste oben an. Der Cheffe stand schon vorm EG, eine Fotoerlaubnis holten wir uns per Zuruf. Die hohe Schmodderschicht am Himmel hatte übrigens jetzt "ehrlichen" Quellwolken Platz gemacht, so dass es schon wieder sehr spannend wurde. Aber die rote Lok klappte prima mit dem Portal des dreispurigen Tunnels.

Die rote 441 taucht aus dem bekannten dreispurigen Tunnel Nr 40 in Ovčari auf.

Danach war erstmal Shake Hands mit Cheffe angesagt. Ich schätze mal, das war derselbe, von dem schon mehrere Fotokollegen berichtet haben, der total freundlich war. Er stellte durch Gesten dar, dass wir uns auf dem dritten (offenbar weitestgehend ungenutzten) Gleis nach Lust und Laune im Bahnhof bewegen dürften. Dabei empfahl er ausdrücklich den Gang durch den Tunnel, weil der Ausblick dahinter wirklich schön sei. Das ließen wir uns nicht zweimal sagen. Da hinten konnte man sich auch wunderbar in den Schatten setzen und erstmal Bericht schreiben. Der Zugverkehr rollte immer mal wieder. Von unten kam ein Kohlezug - leider gerade eben mit Wolke. Dann tauchte von oben ein Güterzug mit Containern und leeren Kohlewagen auf, den wir mit Sonne an der oberen Einfahrt nehmen konnten.

Tunnelimpressionen aus Ovčari.

Eine Lok rollt in Tunnel Nr 40 ein.

Weiter warten. Ich legte mich sogar teilweise lang auf einen Felsen. Wenn ich da lag, brutzelte ich natürlich in der Sonne. Als eine Lok von oben runterkam, die man gut hätte nachschießen können, war die Sonne wie vorhin schon mal erst 20 Sekunden zu spät zur Stelle. Ärgerlich. Aber was soll's. Das war auf jeden Fall ein herrliches Plätzchen. Wir warteten weiter. Es kamen weitere zwei Güterzüge von oben, also eher aus der Richtung, für die wir nicht standen. Die nahm ich mit dem Bahnhofsgebäude, das im wesentlichen aus einem Dienstraum und einem Relaisraum, in dem es wie Kraut und Rüben aussah, bestand. Ovčari ist die einzige Station auf diesem Streckenstück, die keine funktionierende Stellwerkstechnik hat und wo ein Weichenwärter als Esig und Weichensteller zugleich eingesetzt wird.

Cheffe gibt Zeichen: Anhalten! Dieser Zug musste in Ovčari eine Weile gepuffert werden.

Der zweite Güterzug wurde in das Ausweichgleis eingefahren und der Fdl sagte mit Gesten, dass der Zug erstmal stehen bliebe. Hatte ich zunächst noch an eine Kreuzung gedacht, war bald klar, dass Konjic wohl voll ist und man Gleise für den Bummelzug plus dessen Lokumlauf freihalten muss. Somit stand dieser Güterzug also allen weiteren Zügen im Motiv - immerhin auf dem hinteren Gleis... Als nächstes folgte der Pu 2403, für den gerade rechtzeitig das Licht aus ging. Da half es auch nicht, dass der Zug vollkommen pünktlich kam. Wieviele Leute mochten ihn wohl verpasst haben? ;-)

Die Wolken zeigten eindeutig Auflösungserscheinungen. Sie lösten sich allerdings dadurch auf, dass sie sich abregneten. Es wurde ein wenig feucht von oben, was aber ganz gut tat. Heute war es nämlich wieder deutlich wärmer geworden als gestern. Nun war die bange Frage, ob sich die Wolke denn bis zur Rückkehr des Bummelzuges als Pu 2404 genügend abgeregnet hätte und wieder Platz für Sonne machen würde. Als der Zug unten im Tal unter uns lang fuhr, sah es noch so aus, als ob ein fieses kleines Wolkengebilde genau "rechtzeitig" vor der Sonne sein würde. Doch dieses Gebilde hatte sich bis zur Zugeinfahrt bei uns oben (etwa 7 Min später) fast vollständig aufgelöst. So ging der Bummelzug mit der frisch lackierten Lok hier wenigstens mal mit unserem Wunschmotiv. Der Güterzug im Hintergrund störte nicht gar so sehr.

Die Schönheit 441 912 nochmal in Großaufnahme.

Der Güterzug blieb allerdings auch weiterhin stehen. Es war klar: Von unten folgte nun ein Güterzug. Es handelte sich um den Zug, den wir heute Morgen in Jablanica hatten stehen sehen. Der hatte nämlich E-Wagen mit Schrott an der Spitze. Der Zug kam mit Doppeltraktion und Nachschublok. Wir waren bis zur Einfahrt vorgelaufen, wo wir zunächst auch die Winksignale des Ww (in seiner Eigenschaft als Einfahrsignal) aufnehmen konnten, als das Spitzenlicht im Tunnel in Sicht kam.

Der Weichenwärter signalisiert "Einfahrt frei" in den Tunnel hinein. Da bei mir nur zwei Lichter der Lok zu sehen sind, zeige ich hier Nils Variante.

Eigentlich hatten wir heute ja noch bis Ploče gewollt, doch der Tag hatte sich wettertechnisch besser entwickelt als erwartet. Da es mittlerweile auf 18 Uhr zuging, entschieden wir uns, noch eine Nacht in Jablanica dranzuhängen. Morgen sollte das Wetter ja schlechter werden, da konnte man immer noch einen Fahrtag einlegen. Nachdem wir noch etwas am Bahnhof Ovčari gesessen und den Abend hoch über dem Talkessel mit seinem Dorf genossen haben, fuhren wir im Torso hinter mehreren LKWs zurück nach Jablanica, wo wir uns dieselben Zimmer wie zuvor geben ließen.

Heute drehte sich auch wieder ein Lamm über dem Spieß. Ich wollte es trotz der schlechten Erfahrungen neulich nochmal wissen und bestellte mir 600g davon (wohl wissend, dass davon an "realem" Fleisch wahrscheinlich nur 300g übrig bleiben würden). Aber was kam da? Die herrlichen Fleischstücke wirkten geradezu filetiert, es handelte sich um 600g pures Fleisch, natürlich mit dem üblichen Fett- und Hautanteil, der halt dazugehört und besonders lecker ist... Zum Glück hatte ich als Beilage nur Salat bestellt, somit wurde es zu einem Genuss, der restlos satt machte. Der Kellner hatte die 600g Bestellung übrigens mit „Ah, ein richtiger Bosnier!“ kommentiert, was ich durchaus als Ehre empfunden habe ;-)

Mittwoch, 13.04.2011: Jablanica - Knin

Der Tag begann in der Nacht mit einem lauten Donnerknall. Diesem folgte heftiger Regen. Der hielt sich bis zum Aufstehen. Und bis zum Losfahren. Und bis Ploče. Und bis --- nein, danach war irgendwann Schluss. Aber beginnen wir doch einfach von vorn. Nach dem Frühstück, bei dem es zum Marmeladenfrühstück noch eine sehr wohlschmeckende Gummiwurst gab, war erstmal Wetterbericht wälzen angesagt. Heute war ein idealer Tag, um große Entfernungen zu überbrücken. Insofern wollten wir wissen, wie die Woche wo weitergehen würde. Wir verglichen Vorhersagen für Doboj, Podgorica, Bihać, Split und Rijeka. Eine Tour nach Podgorica wäre nochmal ein ziemlicher Sprung gewesen. Das hätte sich nur gelohnt, wenn für Donnerstag ordentlich Sonne angekündigt gewesen wäre. Es sah aber nach mehr Wolken als Sonne aus. Auch an nördlicheren bosnischen Zielen war die Vorhersage eher ungünstig.

Wir entschieden uns, erstmal nach Ploče zu fahren, dort zu übernachten und dann weiterzusehen. Jedenfalls sahen die Wetterberichte für die kroatische Küste noch am günstigsten aus. Von Split her sollte es sich sogar heute Nachmittag schon aufklaren. So checkten wir heute ein zweites Mal aus, schauten noch am Bahnhof in strömendem Regen den B 396 an, der heute zwei HŽ-Wagen und keinen von der ŽFBH hatte. Ein Güterzug Richtung Norden hatte schon zwei Loks vorbekommen und dürfte wohl dem Schnellzug folgen. Es ging auf die Straße südwärts. In der Schlucht kam ein Güterzug mit Rohren (oder Schwellen?) und E-Wagen entgegen. Der war mit GM bespannt. Viele Autos hatten weiß verklebte Nummernschilder. Und tatsächlich: Die Berge um uns herum waren weiß! Am Ivanpass dürfte heute Schnee liegen, denn auch hier zeigte das Thermometer nur 3° an.

In heftigem Regen kamen wir dank ätzender Kriecher und vieler LKWs nur schleppend voran. Wenn man gerade mal einen überholt hatte, fuhr der nächste Kriecher direkt vor einem am Straßenrand los. In Čapljina schauten wir am Bahnhof zu, wie der SEV-Bus aus Konjic direkt auf den Bahnsteig fuhr und Tür an Tür mit dem Schwedenwagen-Zug die Leute umsteigen ließ. Aber auch die zwei Schritte reichten aus, um total durchnässt zu werden. Wir reisten aus Bosnien aus und waren unserem Kennzeichen zufolge wieder Landsleute. Über Metković gelangten wir nach Ploče, wo wir etwa zeitgleich mit dem Schwedenzug gegen 12 Uhr eintrafen. Wir gingen nochmal in uns und erkannten zum Glück schnell, dass wir morgen Vormittag bis zum Schwedenzug gegen Mittag eigentlich nichts zu fotografieren haben würden, da offenbar hier ja der Güterverkehr eher nachts abgewickelt wurde.

Man mochte das Auto gar nicht verlassen. Regenimpressionen aus Čapljina.

Wir beschlossen, nordwärts weiterzufahren und in Knin zu übernachten. Von dort würde man bei Lust ja auch nochmal nach den gelben 212ern in Bihać schauen können. Aber erstmal stand eine kleine Pause an. Wir suchten eine Pizzeria am Hafen auf, wobei die Gehwege unter Wasser standen und man bei den paar Schritten auch von oben eine gehörige Dusche abbekam. Die Pizza war lecker, und gestärkt konnten wir in Richtung Autobahn fahren. Wir wollten nochmal den Weg über die neue Schnellstraße probieren, den Oli und ich letztes Jahr hergekommen waren, und wurden mit einigen serbischen Extremst-Schleich-LKWs vor uns "belohnt". Überhaupt scheint mir der Weg, den Nil und ich vor paar Tagen runter gekommen waren und der auch ausgeschildert ist, deutlich kürzer zu sein.

Wer hätte das gedacht: Auf der Autobahn erreichten wir tatsächlich die Schneegrenze! Und das in Kroatien im April! An der Odmorište Gornje fotografierten wir die weiß eingepuderte Landschaft und Nil warf mit einem Schneeball nach mir. Was uns aber besonders gefiel: In der Ferne vor uns schienen die Wolken ein Ende zu habe! Der Wetterbericht mochte recht haben, dass in Split nachmittags die Sonne rauskommt! Tatsächlich wurde es kurz vor Split sonnig. Allerdings machten es einige Wolkenfelder immer noch spannend. Was macht man, wenn man sich gegen 15 Uhr der Gegend von Split nähert? Ganz klar! Das 16-Uhr-Konzert in Kaštel Stari erleben. Wenn die Hänge vom Georgel der GM-Dieselloks erbeben.

Rastplätze in Kroatien haben was! Winterlicher Ausblick an der Odmorište Gornje.

Über einige nette Nebenstraßen, auf denen absolut nichts los war, gelangten wir von der Abfahrt Vučevica nach Kaštel Stari und hatten von der letzten Hügelkuppe einen genialen Blick auf die See. Ein Wolkenfeld war anscheinend gerade am Abziehen, das konnte also was werden. Wir fuhren den schönen Feldweg parallel zur Bahn hinein und bauten uns an der ersten Fotokurve auf. Erst sollte der Bummelzug und dann der Güterzug, the one and only 60308, auf der Rampe aufwärts gegen die Gravitation ankämpfen.

Die Wolken hatten sich ganz gut von der Sonne zurückgezogen. Ein Güterzug kam noch von oben durch und ging in Kaštel Stari zur Kreuzung an die Seite. Der Pu 5506 donnerte pünktlich aus dem Bahnhof. Und das beste war: Die Lok stand richtig herum und beide Wagen waren noch in alter Farbgebung. Dass wir das noch erleben durften!

Der Personenzug verlässt mit einer Wunschgarnitur den Bahnhof Kaštel Stari.

Damit war der untere Standpunkt schonmal ordentlich erledigt und wir fuhren um die Kurve rum zur nächsten Fotomöglichkeit. Die ganze Bucht von Kaštela lag zu unseren Füßen. Wir mussten uns allerdings etwas gedulden, denn durch den gerade abwärts gefahrenen Güterzug verzögerte sich der 60308 etwas, denn auch der in Kaštel Stari stehende Y1 musste wieder runter. Aber dann begann das Konzert. Obwohl der Wind aus Westen kam, war das Georgel sehr früh zu hören. Der Güterzug hatte noch nichtmal die Umgehungsstraße von Kaštela unterquert. Die Wolken kamen nun der Sonne wieder kritisch nahe, aber es ging gut aus. Der Zug hätte allerdings keine Minute später kommen dürfen.

Während Split schon im Schatten liegt, haben wir in Kaštel Stari Sonnenglück mit dem Gz 60308.

Wir sahen zu, dass wir dem Zug hinterher kamen. Erst den ganzen Feldweg zurück, dann vom Bahnhof runter auf die üble Umgehungsstraße von Kaštela. Dort kamen wir allerdings sehr gut durch. Diese vollkommen überlastete Straße wird jetzt endlich zur vierspurigen Schnellstraße ausgebaut, ist allerdings noch längst nicht fertig. Beim Flughafen bogen wir ab - hoch in Richtung Labin. Bereits vor der Scheitelhöhe hatten wir den Güterzug überholt. Dummerweise fuhren wir nun wieder in ziemlich fette Bewölkung hinein. Wir schauten hinter Primorski Dolac und in Unešić, ob noch etwas geht, doch wir bekamen bestenfalls in Unešić noch ein Viertellichtbild hin. Rund herum war nur noch blauer Himmel, aber gerade hier hing die Sonne in fetter Bewölkung.

Unser Mietwagen muss ja auch mal gezeigt werden...

Somit starteten wir durch nach Knin. Bei Drniš gab es an einem neuen Aussichtsplatz ein Bild von unserem Auto, nachdem gerade unten der 60308 im besten Licht vor unseren Augen durch die Ebene gefahren war. Schade, das hätte man wissen sollen... Kurz nach halb 8 trafen wir in Knin am Hotel Mihovil ein und bekamen dort Zimmer. Wir bestellten zwei Nächte, doch angesichts der Wetterberichte waren wir abends schon am überlegen, ob man sich nicht doch bereits morgen nach Norden orientieren sollte. Beim Einräumen des Zimmers hörte ich plötzlich ein wohlbekanntes Geräusch. Der 60308 beschleunigte nach seinem Aufenthalt aus dem Bahnhof in die Rampe zum Malovan Pass hoch. Wohl eine Viertelstunde währte das Konzert, das ich nebenbei bei geöffnetem Fenster genoss. Zum Abendessen gab es auf Empfehlung Gulasch nach dalmatiner Art ("Pasticada"), wobei das keine Fleischwürfel, sondern -scheiben waren. Mit (Mais?-)Klößen und Gnoccis und reichlich Sauce war das alles sehr lecker.

Donnerstag, 14.04.2011: Knin - Drniš - Ðevrske - Knin

Die Wetterberichte für heute hatten sich immer mehr zum schlechten korrigiert. Man war sich sicher, dass ab 10 Uhr die Wolken kämen. Schade eigentlich! Lediglich Nil seine schweizer Wetterlügis meinten, dass es in Zadar den ganzen Tag sonnig bleiben würde. Jedenfalls kam morgens doch ganz ordentliche Helligkeit in meine winzige Dachkammer hinein. Und siehe da: Der Himmel war blau und wolkenlos! Aber es sollte ja auch erst um 10 Uhr abstürzen. Frühstück gab es vom Buffet, da hatte man den zeitlichen Ablauf schön selbst in der Hand.

Der 7122 010, den wir heute nicht mehr loswerden sollten, steht in Knin zur Abfahrt Richtung Šibenik bereit.

Wir beschlossen, parallel zum Pu 5803 in Richtung Perković zu fahren. Ein erstes Motiv fanden wir am Hp Kaldrma, wo man schöne Felsenkulisse hatte. Hinter Kosovo haben wir etwas zu viel rumgedaddelt, plötzlich kam der VT schon durch. Immerhin war der 7122 (vormals schwedischer Y1) sauber. Überhaupt hatten wir bis jetzt im ganzen Urlaub noch keinen einzigen Wagen mit Graffiti gesehen. Wir nahmen den Zug nochmal mit Blick auf die Ruine von Drniš und in einer langen Geraden zwischen den Haltepunkten Sedramić und Planjane bzw zwischen den Bahnhöfen Žitnić und Unešić.

Bei der Ruine von Drniš. Zwischen Bahn und Ruine fließt die Čikola in einer tiefen Schlucht.

In Sichtweite des Hp Planjane wartenen wir auch gleich den Gegenzug Pu 5802 ab, der zu unserer Überraschung aus demselben VT bestand. Offenbar hatte man einfach in Unešić gewendet statt zu kreuzen, denn die Strecke Perković - Šibenik ist momentan wegen Bauarbeiten gesperrt. Wir gaben uns denselben Zug auch nochmal hinter Žitnić mit Blick in die Ebene. Dort warteten wir anschließend auch noch den ICN 520 ab, den es als Vor- und Nachschuss mit Weitblick und sogar schneebedeckten Bergen gab.

Gleich rollt der von hinten aufgenommene VT in die unwirtliche Stein- und Buschebene rund um die Čikola-Schlucht hinab.

Bei Žitnić kommen die schneebedeckten Berge des Velebit in Sicht.

Mittlerweile waren die angekündigten Wolken rangezogen. Es handelte sich zunächst aber nur um einzelne sehr hohe Schleier. Nur weiter im Süden zeigten sich auch schon Quellwolken. Deshalb beschlossen wir, uns mal einigen Zügen auf der Zadarbahn zu widmen. Durch diese immer wieder beeindruckende Landschaft in der kargen, steinigen Buschsteppe mit den Schluchten von Cicola und Krka mittendrin ging es nach Kistanje. Besonders die Durchquerung der Krka Schlucht an den Roski Slap, einem terrassenartigen System kleiner Wasserfälle, war sehr hübsch.

In Kistanje wurden wir etwas auf die Probe gestellt. Doch mit etwas Verspätung, woher auch immer, tauchte Pu 5703 auf leisen Sohlen auf. Wir hatten ja auf einen VT-Ersatz gehofft, weil morgens neben dem Y1 nach Šibenik nur noch ein einzelner Personenwagen im Bahnhof gestanden hatte. Aber es tauchte schon wieder der 7122 010 auf, den wir heute unter der dritten Zugnummer vor die Linse bekamen. Na ja, da er sauber war, wollen wir uns mal nicht beschweren. Wir standen dabei auf einem Weg, auf dem im Prinzip kein Verkehr war. Doch ein Jungelchen war mit seiner Freundin hier am hin- und herfahren. Das sah so aus, als ob sie mal üben sollte. Genau bei der Zugvorbeifahrt musste er natürlich auch Gas geben und kam mit Vollgas laut hupend auf mich zu. Ich konnte gerade noch zur Seite springen. Eine weniger freundliche Handgeste meinerseits zu dem Thema blieb unbeantwortet...

Wettrennen zwischen VT und Auto in Kistanje. Selbst ein im Weg stehender Fotograf konnte den Sieg des Autos nicht gefährden.

Wir fuhren dem Zug nun noch bis Ðevrske voraus, wo wir ihn seitlich ein zweites Mal aufnahmen. Gegenüber unserem Besuch 2006 in diesem Dorf hatte sich allerhand getan. Damals noch halb zerschossen präsentierte sich der Ort heute in großen Teilen sehr gepflegt mit neu gestalteter Hauptstraße. Bei Tante Vlatka, die mit ihrem Laden auch auf die andere Straßenseite umgezogen ist, kauften wir paar Kleinigkeiten ein und begaben uns damit in die Wildnis. Westlich des Dorfes ging es auf einem Holperweg zu einer Feldwegbrücke zwischen einem langen Damm und einem Felsmotiv für Ostfahrer, an dem man den Güterzug hätte umsetzen können, wenn er denn heute in der 13-Uhr-XX-Lage ab Bibinje gefahren wäre. Erstmal stand allerdings ein sehr erholsames Nickerchen an, gefolgt von Sesamstangen mit Leberpastete. Und dann gab es den ersten Personenzug des Tages in östlicher Richtung, Pu 5700, (mittlerweile war es nach 13 Uhr; hier wurden paar Züge gestrichen) vom Rand des Einschnittes mit Blick in die Ebene und auf schneebedeckte Berge.

Ein kleiner Y1 auf dem langen Damm westlich Ðevrske. Hinten Schnee auf den dinarischen Bergen.

Leider war der Schlonz am Himmel mittlerweile zu einer zusammenhängenden hohen Wolkendecke geworden, so dass der Zug eben nur im Halblicht ging und es immer dunkler wurde. Zudem ergab die Internetabfrage per Handy noch keine Abfahrt des Güterzuges ab Bibinje, so dass wir uns entschieden, in Richtung Perković runter zu fahren. In der Richtung sah es ein wenig heller aus. Im Großraum Šibenik hatten wir dann tatsächlich immerhin wieder Halblicht, doch mehr war nicht drin. Wir schauten auch hinter Labin noch übern Hügel, ob es an der Küste anders aussähe, aber die Bucht von Kaštela lag ebenfalls im Dunkel da. So beschlossen wir, uns einfach mal am Sattel zwischen Primorski Dolac bzw dem Hp Donje Dolac und Perković einzuparken und dort das zu beobachten, was denn da kommen mochte.

Während paar Schäfer und Schäferinnen ihre kleinen bescheidenen Herden an uns vorüber führten und sich sicher über uns wunderten, sah man westwärts an der Küste schon wieder richtigen blauen Himmel. Doch unsere Hoffnung, dass der ins Landesinnere ziehen würde, wurde leider nicht zur Realität. Es gab wenn überhaupt nur diffuses Restlicht für den Pu 5506 und den nachfolgenden Gz 60308. Für letzteren waren wir sogar noch runter nach Primorski Dolac gefahren, weil es gerade nach etwas mehr Sonne aussah. Doch im Prinzip soff alles völlig ab.

Der 60308 kurz vor Primorski Dolac.

Mehr oder weniger parallel zum 60308 fuhren wir wieder nach Knin. Die erste Stelle, an der der Zug wirklich von richtiger Sonne erfasst wurde, war die Einfahrt Knin. Da waren wir aber noch nicht rechtzeitig zur Stelle, weil wir vor Drniš noch den Ausblick von oben auf den Zug in der Ebene probiert hatten. Egal. Nun hatten wir Hunger. Wir bestellten die Fleischplatte Mihovil, und die war mal wieder recht lecker. Nervig war nur eine Dreier-Herrengruppe zwei Tische weiter, von denen der eine offenbar nicht leise sprechen konnte. Der hatte dabei so eine tiefe, kräftige und furchtbar primitiv oder versoffen klingende Stimme, so dass ich Nil nicht verstand, wenn der Typ geredet hat. Und das hat er dauernd, während seine Genossen nur still zuhörten und sich wahrscheinlich dachten, ob der nicht einfach mal die Klappe halten kann...

Freitag, 15.04.2011: Knin - Kostrena

Aussicht auf etwas Sonne war nur noch für den Norden, so um und bei Rijeka, angekündigt. Und in Pula natürlich, aber da ist es ja immer schön. Somit hatten wir den Frühstückszeitpunkt auch erst für 7.15 anberaumt und waren etwas überrascht, als die Sonne doch ganz ordentlich schien. Eigentlich waren wir ja darauf eingestellt, über den Malovan Pass und die Autobahn nach Norden abzureisen. Nun erstmal geschaut, ob etwas mit Güterverkehr auf der Passstrecke gehen könnte. Aber das war absolute Niete. Ein Zug war während des Frühstücks nordwärts gefahren, ansonsten war wirklich unter den einschlägigen Zugnummern nichts im System. Ärgerlich.

Wir fuhren einfach mal nordwärts. Die Straße hoch zum Pass war schön frei, so dass man gut fahren konnte. Der Anblick der Zrmanjaschlucht vor schneebedeckten Bergen und den finsteren Wolken, die im Gebirge hingen, war sehr eindrucksvoll. Auch durch die Vegetation hätte das jetzt genausogut der Aufstieg aufs Saltfjell gewesen sein können. Um das zu unterstreichen, kam uns ein Norcargo-LKW entgegen... In Zrmanja stiegen wir aus und genossen die "skandinavische" Stimmung. Licht, klare würzige Bergluft, Wolkenstimmung, das passte alles. Wir machten einige Fotos von der Siedlung Zrmanja Bahnhof (das eigentliche Dorf liegt ein ganzes Stück tiefer unten in der Schlucht, während der Bahnhof am oberen Ende der Schlucht liegt). Hier war anscheinend nur noch ein einziges Haus bewohnt. Vor paar Jahren war uns auch die etwas kauzig wirkende Bewohnerin über den Weg gelaufen. Alle anderen Häuser sind offenbar im Krieg zerstört und nicht wieder instand gesetzt worden.

Im Güterschuppen wohnt ein Hund, der uns durch das Gitter wehmütig anblickte.



Unser Auto in der Bahnhofszufahrt von Zrmanja.

Da sich hier südlich des Passes offenbar die sonnigen Flächen ganz gut hielten, beschlossen wir, dass wir doch einfach mal auf gut Glück in die Motive fahren. Motive gibt es südlich Zrmanja wirklich reichlich. Wir nahmen die Schotterpiste, die dann Bahn parallel in Richtung Bender weiterführt, und stellten uns hinter dem Bahnübergang auf. Nur ein Verlassen des Autos war nicht gar so ratsam, weil es einfach saukalt war. Zumindest dort, wo der starke Wind hinkam. Güterzüge enttäuschten uns leider vollkommen. Und das, wo hier früher gerade in den Vormittagsstunden immer Hochbetrieb herrschte. Aber auch die ICN-Züge sind mit Wegfall des saisonalen Mittagszuges mehr zur Tagesmitte geschoben worden. So mussten wir ziemlich lange warten, bis wir wenigstens ein Paar völlig verblichener 7123 / 612er als ICN 520 / 521 mit der traumhaften Kulisse im Kasten hatten. Außerdem trat „Lex Wilderness“ mal wieder so richtig auf den Plan. Hier war es ein Trupp von der örtlichen Straßenmeisterei, der mit zwei Fahrzeugen das Bankett unserer Schotterpiste von Vegetation befreite. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: Vier Mann sind damit beschäftigt, die Ränder eines kaum genutzten Fahrweges zu pflegen! Sie hatten beim ICN-Südfahrer so blöd zur Mittagsrast geparkt, dass sie auf dem Bild praktisch auf dem Zug klebten...

Der nordfahrende ICN und die oberen Ausläufer des Zrmanja-Tals.

So nebenbei gab es als kleinen Imbiss Sesamstangen mit Leberpastete, wobei der geöffnete Kofferraumdeckel als Windschutz diente. Der Sonnenschein hielt sich, abgesehen von kurzen Störungen, tapfer weiter. Ob jetzt wohl ein Güterzug kommt, nachdem beide ICN-Züge durch sind? Komischerweise war der relativ sichere Vormittags-Südfahrer nicht im System (auch jetzt beim Versuch über Handy nicht) und ich hatte die vage Hoffnung auf ein Verkehren unter anderer, mir nicht bekannter Nummer. Aber es herrschte Totentanz auf der Likabahn. Nach Mittag mussten wir uns einfach entscheiden, ob wir noch im Raum Rijeka was reißen oder ob wir hier die Zeit verdödeln wollen. Wir entschieden uns für Aufbruch.

Hinter dem Malovanpass ging es in die Wolken hinein. Aber auch auf der Fahrt durch die Ličko Polje konnte man gut erahnen, dass an der Küste Sonnenschein herrschte. Von der Autobahnauffahrt Sveti Rok waren wir in anderthalb Stunden nach Vrata gelangt. Hier war es wieder ganz nett sonnig geworden, wenn auch mit vielen Wolkenfeldern. Über Fužine und die kurvenreiche Nebenstraße gelangten wir nach Melnice, wo ich gern noch den Blick vom Haltepunkt umsetzen wollte. Die Sonne schien zunächst stabil, alles war prima. Doch diese nicht richtig ziehenden Wolkenfelder waberten irgendwann auch um die Sonne rum. Es wurde zum Krimi. Beim Bahnwärterhaus saß an diesem Freitag niemand draußen. Wie denn auch? Ein eisiger Wind wehte auch hier, so dass sicherlich jeder froh war, der sich nicht im Freien aufhalten musste. Die zwei Jungs vom Bahnwärterhaus tauchten allerdings bald auf, denn offenbar wollten sie mitfahren. Einen Güterzug abwärts konnten wir nur notschießen, doch der Pu 4603 klappte trotz Sonne an der Grenze der Wolken ganz anständig und mit fast vollem Licht.

Einfahrender Bummelzug in den Haltepunkt Melnice.

Doch die Wolken nahmen im Gegensatz zu letztem Freitag irgendwie zu. Nur ein Streifen zwischen Fužine (ausschließlich) und Melnice / Plase (ausschließlich) blieb tapfer wolkenfrei, aber gerade da verläuft die Bahn sehr schwer fotografierbar durch Waldgelände. Toll! Nach einer Hin- und Herfahrt beschlossen wir, es einfach mal bei den Steinmauern oberhalb Melnice zu versuchen, doch ein Wolkenfeld hielt sich so stationär, dass die ganze Aktion nur das Ergebnis hatte, dass uns schweinekalt wurde und wir froh waren, wieder zum Auto zurücklaufen zu können. Schade, hätte man das alles gewusst, wäre man vielleicht doch noch länger rund um Knin geblieben. Wir sahen übrigens auch zwei aufwärts fahrende Erzzüge, die beide nur mit je einer Lok bespannt waren. Die Loksituation scheint wirklich auf dem Gleichstromabschnitt kritisch zu sein.

Erwähnte ich bereits die schönen Ausblicke auf den Kvarner?

Wir wollten das Hotel Lucija in Kostrena für unsere letzte Übernachtung nutzen. Auf der Fahrt dorthin unterhielten wir uns gerade über Autos, die reicher aussehen und Autos, die ärmer scheinen, da kamen wir an einem am Straßenrand geparkten Auto vorbei, dessen Fahrer seinem Auto einen Fußtritt verabreichte... Wir bekamen Platz im Hotel, bezogen die Zimmer und machten uns sogleich zum Essen auf. Die Kellnerin, die offenbar alle gängigen Sprachen sprach, war sehr nett und aufmerksam, hatte allerdings viel zu tun. Die Fleischplatte für zwei Personen konnte den Hunger zwar nicht ganz befriedigen, aber mit zwei hinterhergeschobenen Palatschinken ging es, und abends soll man ja nicht so viel essen...

Das Hotel war wie immer ein 60er-Jahre-Museum, wobei das Hotel in den 60er Jahren sicherlich etwas „frischer“ gewirkt hat. Und bei den Preisen könnten die sich eine grundlegende Sanierung bestimmt leisten. Das Publikum war auch etwas anstrengend. Bei uns im Flur war eine Gruppe lautstark am feiern, und während Nil und ich friedlich Eisenbahnbilder schauten, wurde ein Stock höher eine ziemlich ausdauernde Nummer geschoben... Und dass die Heizungen im April schon abgeschaltet sind, mag ja normalerweise ok sein, aber bei der momentan herrschenden Kälte fand ich es im Restaurant und auf den Zimmern doch büschen frisch. Die Leute auf dem Gang waren immerhin schon ab 10 Uhr ruhig, aber die Nachtigall wohnte noch immer vorm Hotel in einem der Bäume. Und sie gab alles, die ganze Nacht hindurch...

Freitag, 16.04.2011: Kostrena - Hamburg

Ich kann nicht gerade behaupten, dass ich gut geschlafen hätte. Morgens ließ ich einer Vorahnung folgend das Dusch-Wasser schon mal laufen, während ich mich rasiert habe. Nach ca 10 Minuten konnte ich immerhin eine heiße Dusche genießen. Immerhin gab es ein schönes und großes Frühstücksbuffet, das wir erstmal in Ruhe genossen. So den richtigen Plan hatten wir nicht für heute, denn es war ja klar, dass man sich nach dem Wetter würde richten müssen. Und dass wir um 15 Uhr oder etwas später am Flughafen sein wollten.

Nach dem Auschecken fuhren wir erstmal in Richtung Meja hoch, wo die Sonne aber für ein angedachtes Motiv zu weit rum war. Deshalb wechselten wir zum BÜ Tuhobić. Da am Wochenende keine vormittägliche Streckensperrung herrschte, hofften wir auf aufwärts fahrende Güterzüge, um den Blick von oben mit dem Weitblick bis Rijeka im Hintergrund umzusetzen. Auf dem schmalen Weg aufwärts ging es in Hreljin hinter dem Müllwagen her, der irgendwie technische Probleme hatte. Die Besatzung entschuldigte sich sogar per Geste für die Verzögerung... Schön wars mal wieder da oben, und die Schatten hatten das Gleis verlassen. Aber es ist einfach noch zu früh im Jahr - zwischen Schattenfreiheit und zu spitzem Lichtstand war die Zeitspanne einfach noch zu klein. Und es kam natürlich nichts. Und der eisige Wind, den man in Kostrena nicht bemerkt hatte, pfiff hier nur so wieder durchs Gelände. Wenn das wenigstens eine richtige Bora gewesen wäre, hätten wir immerhin klares Wetter gehabt. Aber so war`s nur lästig.

Für den B 700 abwärts suchten wir den Bahnhof Plase auf, wo uns ein brauchbares Bahnhofsbild gelang. Der Zug hatte 20 Min Verspätung, so dass wir uns ja ausrechnen konnten, dass der Aufwärtsfahrer Pu 901 ebensoviel Verspätung haben würde. Diesen warteten wir am Hauptstraßen-BÜ unterhalb Meja ab. Diese Vormittagsansicht hatte ich noch nicht. Das Zugpaar 901 / 900 ist übrigens der ehemalige Mittags-Schnellzug, der nun in Ogulin gebrochen wird. In Ogulin besteht Anschluss an einen ICN der Spliter Linie. Ein Zweiwagenzug (VT) muss also noch zusätzlich die Reisenden eines Dreiwagenzuges aufnehmen. Ziemlich krank... Der Zug wird nun als "beschleunigter Pu" durchgeführt, der nicht überall hält. Und lt Fahrplan hat er nur zweite Klasse. Tatsächlich sahen wir, dass der 1.Kl-Wagen (denn es ist ja nach wie vor die Brzi-Garnitur) per Aufkleber deklassiert war!

Der Morgenschnellzug aus Zagreb im Bahnhof Plase.

Da die Lok ziemlich siffig aussah, ließen wir den Zug sausen und wendeten uns dem Pu 4000 zu, der bald von oben kommen sollte. Wir dachten an eine Bahnhofsaufnahme in Fužine. Viel weiter hätten wir auch nicht gedurft, denn ähnlich wie gestern war nur ein schmaler Streifen zwischen Küste und Fužine (diesmal jeweils mehr oder weniger einschließlich) wolkenfrei. In Fužine regnete es aber bereits bei gleichzeitigem Sonnenschein. Tja - die Fotoaktion ging ja mal so richtig in die Hose. Nicht nur, dass der Bahnhof auf Gleis 1 mit Baufahrzeugen vollgestellt war (mit kleiner Durchgangslücke am EG), nein, dort fand auch noch die Kreuzung des zu fotografierenden Zuges mit dem aufwärts fahrenden beschleunigten Pu statt. Somit ging mit EG gar nichts und wir liefen zur Ausfahrt vor, um da unser Glück zu versuchen. Richtige Glücksgefühle stellten sich nach dem Bild allerdings nicht ein.

Der Mittagsbummelzug in Fužine zwischen allerlei Gerümpel.

Mit den Wolken und dem fehlenden Güterverkehr machte das alles keinen Sinn mehr. Wir machten uns auf zum großen Sprung auf der Autobahn, die wir erst in Karlovac wieder verließen. Bis dahin hatte es praktisch durchgehend geregnet, doch in der Kupa-Ebene lockerte es wieder auf. Wir beobachteten die Ankunft eines sauberen 7122 in neuer Farbgebung aus Metlika oder Bubnjarci, der aber arg schnell abgeräumt wurde. Dann fuhren wir auf der Landstraße nordwärts bis zum Haltepunkt Domagović. Nicht, dass wir dort ein Motiv gewusst hätten, aber man kann ja mal schauen. Und immerhin ließ sich dort der nun anstehende Pu 4054 gut umsetzen, wenn auch das Licht gern seitlicher hätte kommen dürfen. Als wir gerade im Auto die Ergebnisse anschauten und beschlossen hatten, noch paar Minuten auf etwaige Güterzüge zu warten, begann der BÜ erneut zu bimmeln. Und tatsächlich näherte sich von weitem der nächste Zug, ein Kesselwagenzug mit rotblauer 1141.

Einer der komfortabelsten Vorortzüge Europas fährt in den Haltepunkt Domagović ein. Der Standard dieser Abteilwagen ist eine Mischung aus Bm235 und klimatisiertem Eurofima-Ateilwagen.

Danach war aber Schluss. Wir fuhren gemütlich über die Autobahn nach Zagreb, checkten ein, gaben das Auto ab und setzten uns noch für eine halbe Stunde in die wirklich schöne und gepflegte Parkanlage vorm Flughafen. Dann war aber Zeit für die Sicherheitskontrolle, die gut lief.

LH 1715 Zagreb 17.05 > München 18.20

Hier flog eine Propellermaschine von Augsburg Airways im Auftrag der Lufthansa. Links neben mir ein Typ, der mit dem Ellenbogen ständig über die Mittel-Armlehne kam, rechts eine Bordwand, die wie bei einem alten Doppelstockwagen 1/3 des Fußraumes in Anspruch nahm - so war der Flug nicht wirklich angenehm. Und der Prop direkt vor meinem Fenster machte einen Riesenlärm. Ich war froh, als wir in München wieder Boden unter den Füßen hatten. Verpflegung war eine Mini-Tafel Milka Alpenmilch (75g), ein Kaffee und ein Wasser.

Der Bustransfer ins Terminalgebäude hatte ziemlich lange gedauert, so dass die Umsteigezeit schon wieder in sich zusammensank. Wie groß war meine Begeisterung nun, als wir auch noch durch eine erneute Handgepäckkontrolle durch mussten. Nie wieder in München umsteigen! Selbst in Paris haben die das ja endlich abgeschafft, dass man beim Umsteigen neu durchleuchtet wird. Und natürlich nahmen die das auch noch ganz genau inklusive Kameratasche abpinseln und den Staub untersuchen.

So brauchte ich auf den Aufruf für meinen Hamburg-Flug jedenfalls nicht mehr lange zu warten.

LH 2080 München 19.30 > Hamburg 20.45

Mit dem Bus ging es wieder zurück, wo ich hergekommen war. Denn der Hamburg-Flieger stand nur wenige Parkbuchten von der Augsburg-Prop entfernt. Dieser Flug war angenehm. Ich saß gleich hinterm 1.Kl-Vorhang, was aber kein Problem war. An Bord viele LH-Uniformierte auf "Gastflug", einige vorm Vorhang, andere hinterm Vorhang. Der Platz neben mir blieb frei, prima! Es gab den nächsten Milka-Riegel (diesmal irgendsoein Kuchendingens a la Yes-Torti) und Tomatensaft. Lecker Kombination! Im Landeanflug auf Hamburg konnte ich den Bahnhof Aumühle aus der Vogelperspektive betrachten, bevor wir dann über Kupfermühle wendeten und tiefer gingen.

Dass mein Koffer kein besonders ausgefallenes Design hat, hatte ich ja schon festgestellt. Das einzig markante war ein rostroter Gepäckanhänger von der Deutschen Bundesbahn mit dieser Figur mit der karierten Mütze drauf. - Tja, was soll ich sagen. Dieser Gepäckanhänger war nicht mehr da und mein Koffer fuhr auf dem Bauch über das Gepäckband. Das reichte aus, um den Koffer nicht weiter zu beachten und ihn eine Extrarunde drehen zu lassen. Uiuiui, da muss ich mir mal was einfallen lassen.

In der S-Bahn gab es noch büschen Nils Reisebericht zu lesen. Eine nette und trotz der Wetterwirren in der zweiten Hälfte erfolgreiche Tour geht zuende!

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