Griechenland - Aktuelle Beobachtungen aus dem Mai 2006

Eine Griechenland-Reise im Mai 2006 führte mich vom Norden Athens bis hoch an die Grenzen zu Bulgarien und Makedonien (FYROM). Mit diesem Text möchte ich eine Aufstellung über meine Beobachtungen geben. Für den Einen oder Anderen sind vielleicht die Zugbildungen oder Güterzugzeiten für die Reiseplanung interessant.

Allgemeines

Nachdem sich 2004 noch eine Neubau-Triebwagen-Schwemme abzeichnete, kann davon anno 2006 schon nicht mehr unbedingt die Rede sein. Die geliehenen Diesel-Desiros sind alle abgestellt und bereit zur Rückgabe an den Hersteller (so Rumänien die Züge nicht doch noch abnimmt). Die elektrischen Desiros kommen mangels geeigneter Strecke noch nicht zum Einsatz, denn die Fahrleitung ist nach wie vor nur zwischen Idomeni und Thessaloniki und einem kurzen Teilstück der Flughafenbahn, der von der Attiki Metro mit genutzt wird, unter Strom. Die GTW sind hingegen alle auf die OSE-Tochter Proastiakos übergegangen, die den Verkehr auf der Neubaustrecke Flughafen - Korinthos (mit Abzweig nach Athen) betreibt. Dort gelangen die VTs teilweise in Mehrfachtraktion zum Einsatz. Lediglich ein GTW ist außerhalb dieses Bereiches im Einsatz (Thessaloniki - Serres).

Abseits der Proastiakos-Strecken rollt der GTW im Norden des Landes in die Station Mouries ein.

Die Folge ist, dass - außer auf den MAN-Einsatz-Strecken - auch im Nahverkehr die Zuggarnituren des Fernverkehrs zum Einsatz gelangen. So findet man selbst auf einigen Nebenstrecken die nagelneuen blauen IC-Wagen und die Hennigsdorfer IC-VTs. Die alten Wagen, in denen man noch die Fenster öffnen konnte, sind bis auf wenige Ausnahmen von den neuen klimatisierten Wagen verdrängt worden. Komischerweise sind es gerade die beiden Züge mit dem längsten Zuglauf (Athen - Dikea), die noch die alten Wagen führen. Interessant ist auch, dass die neuen IC-Wagen die Zuggattung "IC" überspringen. Im Fernverkehr bestreiten sie nur einige "D-Zug"-Leistungen und den ganz hochwertigen beschleunigten IC-E-Verkehr (2 Zugpaare).

Nur selten werden alte und neue Wagen gemischt, wie bei dem Lokalzug, der seine Fahrgäste vom über Thessaloniki drohenden Gewitter in Richtung Larissa in Sicherheit bringt und die Reisfelder am Axios durcheilt.

Die folgenden Angaben beruhen auf Beobachtungen, Angaben griechischer Eisenbahnfreunde und Ableitungen draus. Entsprechend sollen die Angaben nur zur groben Orientierung dienen. Baureihe "220" ist die ehemalige Reihe A470, also die generelle Personenzug-Diesellok aus dem Hause ADtranz. Mit "IC-Wagen" sind grundsätzlich die neuen blauen klimatisierten Wagen gemeint, von denen es die unterschiedlichsten Bauarten gibt: A, AD, B (mit Abteilen oder Großraum), außerdem als Umbau Speise- und Schlafwagen. "Alte Wagen" sind die klassischen Schnellzugwagen in grün, rotweiß oder selten auch noch ozeanblau/beige. Hier gibt es ebenfalls Abteil- und Großraumwagen. "IC-VT" sind die vier- bis fünfteiligen Triebzugeinheiten aus Hennigsdorf von Anfang der neunziger Jahre, die zur Zeit etwas aufgepäppelt werden, u.a. mit Neuanstrich in der alten Lackierung. Die Angabe einer Zugnummerngruppe ist z.B. so zu verstehen: "60X" bezieht sich auf alle Züge, deren dreistellige Zugnummer mit "60" beginnt.

Personenzüge

(Piräus-) Athen - Thessaloniki:
IC-E: 220 und 4 IC-Wagen.
IC: IC-VT.
D 50X: 220 und 5-8 IC-Wagen.
D 60X: 220 und ca 6 alte Wagen, darunter 1 Liegewagen.
D 88X: 220 und 3 IC-Wagen.
N Athen - Chalkida: 220 und 3 IC-Wagen. Vereinzelt auch IC-VT.
N Athen - Stylida: 220 und 4+X IC-Wagen ("+X", weil mit diesen Zügen zusätzlich Wagen für das Aw in Lianokladi zugeführt werden).
N Thessaloniki - Larissa: 220 mit 3 Wagen (IC und alt zusammen). Morgens auch IC-VT.

DIE griechische Personenzug-Garnitur: 220 und einige IC-Wagen, hier im Einsatz auf der "Chalkida-S-Bahn" beobachtet.
Inoi - Chalkida:
N: 220 mit 3 IC-Wagen, vereinzelt auch IC-VT.

Lianokladi - Stylida:
N: 220 mit 4 IC-Wagen.

Paleofarsalos - Kalambaka:
IC: IC-VT.
D Athen - Kalambaka: 220 und 3 IC-Wagen.
N: MAN-VT, 1 Zugpaar auch 220 und 3 Wagen.

Larissa - Volos:
IC: IC-VT.
N: MAN-VT (einzelne lokbespannte Züge nicht ausgeschlossen).

Thessaloniki - Aminteo:
N: MAN-VT.

Thessaloniki - Idomeni:
D 33X: Hellas-Sprinter und 4 serbische Wagen (2x Sitz-, 1x Liege-, 1x Schlafwagen).
D 41X: Hellas-Sprinter und 4 Wagen (gesehen: 2x JZ-Sitz-, 1x MZ-Liege-, 1x SZ-Sitzwagen).

Thessaloniki - Strimon:
IC: IC-VT.
D 60X: 220 und ca 6 alte Wagen, darunter 1 Liegewagen.
D 61X: 220 mit 2 IC-Wagen und 2 alten Wagen.
D Thessaloniki - Sofia: 220 und 2 IC-Wagen (morgens ab / abends an Thess plus 1 Schlafwagen).
NZ Thessaloniki - Istanbul: 220 mit 3 griechischen (ex SNCF) oder 5 türkischen Schlafwagen (dazu 1 passender Generatorwagen). Die beiden Garnituren alternieren einen um den anderen Tag. Achtung! Der Zug aus Istanbul erreicht Thessaloniki erst ca 10-12 Uhr, das sind gegenüber Fahrplan 3-5 Stunden Verspätung!
N Thessaloniki - Serres: 220 und 2 IC-Wagen. Wenn verfügbar wird das erste und dritte Zugpaar von einem GTW gefahren.

Güterzüge

Wer wirklich in Griechenland Güterzüge fotografieren will, muss sich auf viel Verarschungspotential einstellen. Es lohnt sich durchaus - so kommen schließlich die imposanten amerikanischen MLW-Loks nur noch vor Güterzügen zum Einsatz, oft in Doppeltraktion. Allerdings ist der Güterverkehr mit Zusammenbruch des Verkehrs über den Balkan extrem mager geworden. Wirkliche Fahrpläne gibt es für Güterzüge nicht. Täglich wird ein "Programm" für den Folgetag herausgegeben, in dem alle Güterzugleistungen mit Bespannung und Personal festgelegt sind. Die griechischen Eisenbahnfreunde kommen über Beziehungen mühelos an das "Programm" heran, Ausländer dürften hingegen so ihre (Sprach-) Schwierigkeiten haben. Allerdings kristallisieren sich bei wochenlanger Betrachtung des "Programms" einige sichere Zugleistungen heraus.

Der Güterzug von Strimon nach Thessaloniki hat soeben den Bahnhof Rodopoli verlassen.

Das einzig dumme ist nur, dass das "Programm" lediglich eine Abfahrtszeit vom Startbahnhof vorsieht. Wenn eine Schicht hin und zurück fährt, gibt es nichtmal für den Start der Rückfahrt eine Zeit. Wenn hingegen unterwegs Personalwechsel ist, wird auch mal eine Zeit für unterwegs genannt. So weit so gut. Die Einhaltung dieser Zeiten ab Startbahnhof ist jedoch offensichtlich schon sehr schwierig. Beobachtet wurden Starts von 1h zu früh bis zu mehreren Stunden Verspätung. Je weiter man vom Startbahnhof entfernt ist, desto größer wird die Zeitspanne für den Güterzug. Ist der Zug schwer, kriecht er Steigungen im Schritttempo hinauf und muss dauernd für Überholungen / Kreuzungen an die Seite genommen werden. Ist er leicht, muss er nicht viel länger brauchen, als ein Personenzug. Da hilft nur eins: Rechtzeitig an der Strecke sein, Buch mitnehmen und ins Gras setzen (Vorsicht, Schlangen!).

Die MLW-Loks werden am Endbahnhof grundsätzlich gedreht, so dass immer die kurze Nase nach vorn steht. Dazu sind auf vielen Bahnhöfen noch kleine Gleisdreiecke vorhanden, im Bw über Drehscheibe.

Hier einige regelmäßige Güterzug-Leistungen (nur Leistungen bei Tageslicht):

Thessaloniki - Athen:

Thessaloniki - Aminteo:

Die Güterzüge auf der elektrifizierten Strecke Idomeni - Thess können beachtliche Längen erreichen. Ein Südfahrer bei Prochoma.
Thessaloniki - Idomeni:

Thessaloniki - Strimon (- Promachon / - Alexandroupoli): Zu guter Letzt: Sollte jemand tatsächlich mit Hilfe dieser Informationen den einen oder anderen Zug erwischt haben oder ergänzende / anders lautende Beobachtungen gemacht haben, so würde ich mich über eine Rückkopplung freuen.

Das Archiv . . Zurück zum Eingang